Verantwortungslose Verantwortung? Zur Kritik an zweckrationalen Optimierungskonzepten, die „gut“ mit „nützlich“ verwechseln Vortrag im Rahmen der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin Irsee, 26. Oktober 2012 © Prof. Dr. Uto Meier, Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt Stolperstein – Irsee-Geschichten Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 2- 26.Okt 2012 Kloste Einer von 200.000, die etwas anders waren als die anderen Ernst Lossa Geb. 1.11.1929, Augsburg getötet 8. Aug. 1944 in Irsee Todesursache „offiziell“: Bronchopneumonie Todesursache nach Prozeßzeugen (1948): Überdosis Luminal intravenös „Behinderung“: Asocialer Psychopath Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 3- 26.Okt 2012 Kloste Dr. med. Valentin Faltlhauser (1876 -1961) – T-4-Gutachter Nach dem Krieg sagte er, sein Verhalten sei von Pflichtbewusstsein, Mitleid und gesellschaftlichem Konsens bestimmt gewesen. Als Staatsbeamter sei er dazu erzogen worden, den jeweiligen Anordnungen und Gesetzen folge zu leisten. „Mein Handeln geschah jedenfalls nicht in der Absicht eines Verbrechens, sondern im Gegenteil von dem Bewußtsein durchdrungen, barmherzig gegen die unglücklichen Geschöpfe zu handeln, in der Absicht, sie von einem Leiden zu befreien, für das es mit den heute bekannten Mitteln keine Rettung gibt, also als wahrhaft und gewissenhafter Arzt zu handeln.“ (Doris Nauer, 1999, S.45, Aussage V.F. 1948) Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 4- 26.Okt 2012 Kloste Stanislaw J. Lec Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 5- 26.Okt 2012 Kloste „Harte und notwendige Arbeiten“ ? Joseph Goebbels, 31. Januar 1941, Tagebuch: „Mit Bouhler Frage der stillschweigenden Liquidierung von Geisteskranken besprochen. 40000 sind weg, 60000 müssen noch weg. Das ist eine harte, aber auch notwendige Arbeit. Und sie muß jetzt getan werden. Bouhler ist der rechte Mann dazu.“ Christian Gerlach (Hrsg.): „Durchschnittstäter“ – Handeln und Motivation. (Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 16), Berlin 2000, S. 211 Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 6- 26.Okt 2012 Kloste „Gründe“ fanden sich: „Aufnordung“ + Kriegs-Effizienz Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 7- 26.Okt 2012 Kloste Was ist gutes Handeln? Nach der Perversion des ärztlichen Handelns Die T-4-Aktion zeigt vielleicht: Heißt „Gut Handeln“ die Dinge zu optimieren? Der essentialistische Ansatz: Valentin Faltlhauser hat gemordet, weil er NICHT für die kriegswirtschaftliche Effizienz als Arzt verantwortlich war Das Gute: Definiert sich aus dem sittlichen Verhältnis Das Arzt-Patientenverhältnis als sittliche Beziehung – Kontrakt und Selbstverpflichtung Fraglich: Utilitaristische Optimierungen, trotz utilitaristischer Notwendigkeit der Güterabwägung Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 8- 26.Okt 2012 Kloste Güterabwägung – die trivialste Alltagsorientierung Colgate oder Elmex? Audi oder BWM? Moni oder Marie? Verdi oder Wagner? Recht auf Leben oder Gesetzeskonformität? Güterabwägung überall?? Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 9- 26.Okt 2012 Kloste Die schlechte Lehre von den guten Zwecken Wenn ich sehe was alles um der guten Sachen willen getan wird dann denke ich manchmal es wäre vielleicht eine gute Sache wenn es überhaupt keine gute Sache mehr gäbe. Erich Fried, Lebensschatten Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 10 - 26.Okt 2012 Kloste Versuch einer Strukturierung - Moralphilosophische Zugänge Grundsätzliches zur Kategorie des „Guten“ Das Problem: Ist „Moral“ ein Wert unter anderen?“ Über Verantwortungsreichweiten Wofür sind wir überhaupt verantwortlich? Verantwortungsethik und Gesinnungsethik: Max Webers Irrtum Wer ist wofür verantwortlich? Vieles ist abzuwägen – manches nie! Eine „via negationis“ Problemzonen und Grenzwertungen Das Sittliche Verhältnis als Ausgangspunkt Güterabwägung und ihre Grenzen Die Lehre von den Intrinsece mala Würde-Grenzen heute – ein Versuch Ethische Polarsterne – Ausblicke auf die „via affirmationis“ Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 11 - 26.Okt 2012 Kloste Kriterien für das Gute – ein essentialistischer Ansatz Seit Herodot: κατα φύσιν – „gemäß der Natur“ ist der Maßstab gegen einen Wertrelativismus, der immer „Höheres“ kennt (contra Dschingis-Khans Relativismus) Die rechte Rangordnung der Werte: Ethik als Maßstab! Grenzen für unsere Handlungsfolgen Das Problem des letzten guten Zieles: Eudaimonia oder Werte? Was aber ist unbedingt zu unterlassen? Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 12 - 26.Okt 2012 Kloste Verantwortung reflektiert: Ebenen der Verantwortung (Assländer 2011) Führungsethik als individuelle Ethik (Mikroebene): ChefIn + MitarbeiterIn: Zielrealsierung + Fairness Institutionenethik als konzeptionelle Ethik (Mesoebene): Leitbild / CG Rechtsethik als Ethik der Rahmenbedingungen (Makroebene): WHO-Regeln, Global Compact… Der Einzelne ist nicht für alle Entscheidungsebenen verantwortlich! Also doch immer nur Güterabwägung? Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 13 - 26.Okt 2012 Kloste Ebenen der Verantwortung im Heilungskontext: GRADUALITÄT? Patientenbeziehungsethik als individuelle Ethik (Mikroebene): Arzt + Patient (Hippokrates) System-Gesundheit und ihre institutionelle Ethik (Mesoebene): Leitbild der Klinik / Anreizsystematik / Profitabilität Politik-Ethik als Ethik der gesundheitspolit. Rahmenbedingungen (Makroebene): „Würde-Artikel“, GG, §§, Ökonomie/Finanzierbarkeit des Gesundheitswesen (GOÄ) Der einzelne Arzt ist nicht für alle Entscheidungsebenen verantwortlich! Wohl aber muss er in der höheren Ebene gehört werden – und sich einbringen! Gibt es Szenarien, wo Unbedingtes gilt? Ohne Gradualität? Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 14 - 26.Okt 2012 Kloste Die Werte-Pyramide (nach O. Höffe 2001) Abwägungsethik resultiert aus Wert-Hierarchisierungen Hierarchische Integration Unbedingte Sittliche Werte Schutz des Lebens / Sorge für Schwächere / Toleranz gegenüber anderen / Wahrhaftigkeit Gerechtigkeitsformen: Tausch- Verteilungsgerechtigkeit Pragmatische Normen und Werte Gesundheit / Selbstverwirklichung / Wohlstand / Authentizität / Regelkonformität / Anerkennung / Rendite Funktionale Werte Sparsamkeit / Pünktlichkeit / Ordnungsliebe / Sauberkeit Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 15 - 26.Okt 2012 Kloste Ein Mißverständnis – Wertepluralität als Wert-Nr. 1+2+3+4? (Wieland 2006) Alles gleich Bluna? 1.Leistungswerte: Ziele/ Nutzen/ Innovation/ Rendite… 2.Kooperationswerte: Loyalität / Teamgeist / Kritikfähigkeit … 3.Kommunikationswerte: 4. Moralische Werte: Transparenz / Achtung / Diskursfähigkeit Ehrlichkeit / Verantwortung Integrität / Ethik muss Werte in Rangordnung bringen! Prof. Dr.Aspekt Uto Meier - DGEM 2012 16 - 26.Okt 2012 Kloste 16 → Moralität ist kein(!) unter vielen! Die Balance-Frage in ethischen Handlungsfeldern Drei gleiche Aspekte des guten Tuns? Sinn Gerechtigkeit en w Gutes tun? Fü r W of ür ? ? „Wert(e)orientiert leben“ = Effizienz Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 17 - 26.Okt 2012 Kloste 17 Was macht eine Handlung unbedingt gut? (Spaemann 1982 u.ö.) Kant: „Es ist nichts in der Welt (…) zu denken möglich, was ohne Einschränkungen für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.“ (Rettung wegen der Vedienstmedaille?) Was ist ein guter Wille? Ein Wille, der das Gute will. Aber jeder Terrorist will das Gute, letztlich! Georg Moore: Naturalistic fallacy: „Gut kann durch nichts ersetzt werden!“ Der moralische Gesichtspunkt ist kein externer Standpunkt, sondern die sinngemäße Ordnung der Sachgesichtspunkte! (Gesundheit über alles?: Olympiapark 1985! (kata physin! ) Und Menschen sprechen wir Würde zu, nicht Zweckrationalität! Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 18 - 26.Okt 2012 Kloste 18 Beispiele für die Totalität der Güterabwägungsapotheose Fritz Haber: Nobelpreis Chemie 1919 und der Krieg mit Giftgas Wernher-von-Braun: „Mir mussten den Umweg über das Militär machen, um zum Mond zum kommen!“ Robert Oppenheimer: Fat Man? Milton Friedman: Benefits over all? Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 19 - 26.Okt 2012 Kloste Das Unersetzbare: Würde Kants Würdebegriff und die Einhegung der ökonom. / funktionalen / Ersetzung des Guten: „Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes, als Äquivalent, gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde.“ Grundlegung der Metaphysik der Sitten, GMS BA 77 Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 20 - 26.Okt 2012 Kloste Zum Verantwortungsbegriff (Assländer 2011) Vierstellige Relation: Das Verantwortungssubjekt muss für ein Verantwortungsobjekt (Handlungen…) gegenüber einer Verantwortungsinstanz (Gericht/Gewissen) vor einem Normativen Hintergrund (Kann-/Soll-/MussRegel) Antwort als Rechenschaft geben! Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 21 - 26.Okt 2012 Kloste Zeitliche Dimension des Verantwortungsbegriffes Verantwortung ist ausgelegt (Höffe 1989) Retrospektiv (Verantwortung für eine Tat) Prospektiv (als inskünftige Verbindlichkeit) Rekonziliativ (wiedergutmachend), d.h. auch haftungspflichtig für die Handlungen, für die man Verantwortung im o.g. Sinn trägt. Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 22 - 26.Okt 2012 Kloste Exkurs 1 über (Max Weber 1917) Verantwortungs- vs. Gesinnungsethik Verantwortungsethik (Typos „Politiker“) geht immer von Güterabwägung aus strebt das höhere Gut in der Gesamtheit aller Folgen an („Optimierung des Ganzen!“) akzeptiert prima vista auch „unmoralische Mittel“ meint, um das letzte hohe Gut zu wissen! z.B.: der Arzt, der die Unwahrheit am Krankenbett rechtfertigt, weil der Patient die Wahrheit ja nicht verträgt; der Politiker, der Krieg führt, um den Sieg um jeden Preis wieder zu erlangen, ohne eine Exit-Strategie! argumentiert „teleologisch“ (zielorientiert) und kennt daher kein „in sich Schlechtes“ Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 23 - 26.Okt 2012 Kloste Exkurs 2: Verantwortungs- vs. Gesinnungsethik Gesinnungsethik (Typos: „Heiliger“) sieht Handlungen kontextunabhängig als gut oder schlecht (z.B. „Keine Gewalt!“ als Pazifismusformel) meint, Folgen sind nicht zu verantworten weil gut und böse in sich erkennbar sind (Versprechen sind immer zu halten!, egal ob es passt oder nicht!) erkennt als Kriterien „Prinzipien“ (z.B. Kants Kategorischer Imperativ) oder unmittelbare Evidenzen einer „wesentlichen“ Beziehung: Ungeborene sind zu schützen! argumentiert letztlich „deontologisch“, also unbedingt! Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 24 - 26.Okt 2012 Kloste Verantwortung: Ein Blick in die Geschichte - Cicero und die Stoa Die Verbindlichkeit von Verantwortung - hängt ab von der freien Zusage - der Legitimität der fordernden Instanz Formen in der Denkgeschichte (Cicero) Mores Sitten/Faktizität Leges Positives Recht Honestum Moral als „in sich Rechtes“ Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 25 - 26.Okt 2012 Kloste Die Hybris des „Feldherrnhügels“ Ist nicht alles Güterabwägung? Und wenn wir alles gut abwägen, kommen wir zum Guten? Thomas von Aquin (S.th. I-II, quaestio 19, Art. 10): Staatsanwalt und Ehefrau! Die Staatsanwälte müssen den Rechtsbrecher verfolgen Die Ehe muss ihn verstecken Was ist das höhere Motiv? Gott allein weiß das! Das Gute definiert sich nicht aus Optimierungsalgorhythmen, sondern aus sittlichen Verhältnissen: Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 26 - 26.Okt 2012 Kloste Die Extrema in der Spannung von Ökonomie und Heilung Kann man ein Gesundheitssystem denken, das ohne ökonomische Basis effiziente Medizin anbietet? Kann man ein Gesundheitssystem denken, dessen Ziel „Gewinnmaximierung“ wäre? Aristoteles: Mesotes als Wahrheit Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 27 - 26.Okt 2012 Kloste Cash und Keime – Grundsätzliche Aporien Institutionen der Gesundheitspflege: Ökonomische Gesetzlichkeiten Ärztliches Ethos Rentabilitätsdruck (Schwarze Zahlen) Marktdruck (Konkurrenz schläft nicht – Praxis-Exit) Amortisationszwänge (High-Tech-Medizin) Kostensenkungsdruck – Low-Performer vermeiden? Ideale Diagnostik(technik)+individuelle Therapie für alle? Kranker oder Kunde? Ökonomie ≠ Heilungsoptimierung ?! Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 28 - 26.Okt 2012 Kloste Cash + Keime – med. Alltag konkret? Denkbare konkrete Problemzonen Das DRG-Verfahren und die „unretablen“ multi-Morbiden – DRG-Zwänge – Quartalszwänge und Klinik-Überweisung – Güterabwägung? Darf‘s etwas mehr sein? Indikationsausweitung -therapie und das ökonom. Recht auf die eigene Amortis./Kostendeckung: High-Tech-Zwänge? Kasse und Klasse – oder: Wieviel „Privat“ muss sein? – Querfinanzierungszwänge in Güterabwägung Problematische Subsidiarität: Allokationsentscheidung nach unten delegiert: Die Chefarzt-Budget-Haftung als Lösung? „Geschäftsfelderschließung“ – immer mit Kompetenz? Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 29 - 26.Okt 2012 Kloste Die Hybris des „Feldherrnhügels“ Ist nicht alles Güterabwägung? Und wenn wir alles gut abwägen, kommen wir zum Guten? Thomas von Aquin (S.th. I-II, quaestio 19, Art. 10): Letzt-Ziel-Wissen ist totalitär! Das Gute definiert sich nicht aus Optimierungsalgorhythmen, sondern aus sittlichen Verhältnissen: Ein Richter soll Recht sprechen. Mehr nicht! Ein Arzt soll heilen (können). Mehr nicht! Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 30 - 26.Okt 2012 Kloste Was immer und unbedingt gilt - Unterlassungsprioritäten als „intrinsece mala“ Unschuldiges Leben ist unbedingt zu achten! Wahrhaftigkeit in Vertrauensbeziehungen gilt unbedingt! Niemand zur Sympathie/Nähe zwingen! Den Personkern nie brechen! (Folter) Den Sinn von Sein und das Sein von Sinn nicht in Frage stellen! Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 31 - 26.Okt 2012 Kloste Grenzen medizin. Güterabwägung Unbedingtheitsforderungen für Mediziner heute Notfall/Lebensrettung gilt unbedingt! Auch ohne ökonom. Substituierung Das Recht des Patienten auf unbedingte Sachklärung der Krankheit anerkennen! Die Priorität des Rechts/der Pflicht auf eine „Heilungsbeziehung“ setzen! Keine Instrumentalisierung des Körpers, nie! Die grundsätzliche Sinnhaftigkeit von Heilung nicht in Frage stellen! Wir sind nicht Gott. Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 32 - 26.Okt 2012 Kloste Ein individueller Verantwortungsfilter für Entscheidungen (modif. Pagano-Meier 1987+2012) 1. Legalitätsprüfung: 4.Öffentlichkeitstest 5. Utilitarismus-Sieb: 6. Goldene Regel: 7. Ökologischer Imperativ (H. Jonas) Ist die Handlung gesetzeskonform? 2. Kategor. Imperativ I+II: Ist die Handlung universalisierbar? (I. Kant) Selbstzwecklichkeit? 3.Unparteilichkeitsfilter (J. Rawls) Was würde Dein bester Freund sagen? Kannst Du es authentisch im Fernsehen vertreten? (J.H.) Bringt es für viele Menschen viel Nutzen? Willst Du, dass es auch Dir geschieht? (Jesus/Buddha…) Freiheit für die nächste Generation im Lebensraum 8. Als „eschatologisches Sinn-Prinzip“: In meiner letzten Stunde: Würde ich es wieder tun? 33 Kloste Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 33 - 26.Okt 2012 Der Meier-Pagano-Filter: Universelle Ethische Prinzipien mit Quellen Legalitätsprinzip Ist mein Handeln gesetzeskonform? (in einer funktionierenden Demokratie! ) Kategorischer Imperativ Unparteilichkeits -filter Ist mein Handeln verallgemeinerbar? Wird dadurch ein Mensch ge- oder missbraucht? (I. Kant + GG Art. 1) Was würde mein bester Freund sagen, der keine Aktien im Spiel hat? (J. Rawls!) Öffentlichkeitstest Könnte ich mein Handeln im Fernsehen öffentlich vertreten? (J. Habermas!) Verantwortung als Sinngemäßheit Goldene Regel Utilitarismus in Güterabwägung Kann ich die Folgen meines Tuns für mich selbst wollen? (Jesus/Buddha/Moham med /alle Religionen) Wird mein Handeln in Abwägung aller Folgen mehr Nutzen als Schaden für Viele bringen? (J. St. Mill / J. Bentham) Ökolog. Imperativ Werden die Freiheitsgrade der Kinder/Enkelkinder reduziert? (H. Jonas!) Eschatologisches Sinnprinzip Wenn ich meine letzte Stunde mir vorstelle: Hat mein Handeln dann Bestand? (I.v. Loyola) Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 34 - 26.Okt 2012 Kloste Ein Resümee – Kants Kategorischer Imperativ II „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“[1] [1] GMS, Akademie-Ausgabe Kant Werke IV, S. 429, 10-12 Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 35 - 26.Okt 2012 Kloste Literatur 1 NAUER, Doris (2000): Kirchliche Seelsorgerinnen und Seelsorger im Psychiatrischen Krankenhaus?. Kritische Reflexionen zu Theorie, Praxis und Methodik von KrankenhausseelsorgerInnen aus pastoraltheologischer Perspektive. Münster PÖTZL, Ulrich (1995): Reformpsychiatrie, Erbbiologie und Lebensvernichtung. Valentin Faltlhauser, Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften, 75, Matthiesen Verlag, Husum CRANACH, Michael /SIEMEN, Hans-Ludwig (Hrsg. 1999): Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München GERLACH, Christian(Hrsg. 2000): „Durchschnittstäter“ – Handeln und Motivation. (Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 16), Berlin HÖFFE, Ottfried (2001): Gerechtigkeit. Ein Einführung. München 2001 u.ö. WIELAND, Josef (2006): Gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen. In: Unternehmensethik im Spannungsfeld der Kulturen und Religionen. Stuttgart, S. 2-10 Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 36 - 26.Okt 2012 Kloste Literatur 2 SPAEMANN, Robert (2001): Grenzen. Zur ethischen Dimension des Handelns. Stuttgart SPAEMANN, Robert (2008): Moralische Grundbegriffe. München ASSLÄNDER, Michael (2011): Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik. Marburg HÖFFE, Otfried (1989): Schulden die Menschen einander Verantwortung? Skizze einer fundamentalethischen Legitimation. In: Lampe, Ernst-Joachim (Hg.), Verantwortlichkeit und Recht. Opladen, 13-35 MEIER, Uto (2010): Vieles ist abzuwägen, manches nie. In: Uto Meier und Bernhard Sill, Führung. Macht. Sinn. Ethos und Ethik für Entscheider in Gesellschaft, Wirtschaft und Kirche. Regensburg, S. 313-328 PAGANO, M. Anthony (1987): Criteria for Ethical Decision Making in Managerial Situations. A paper presented at the Academy of Management Meetings New Orleans, LA, August 1987 Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 37 - 26.Okt 2012 Kloste Ein Überblick: Prof. Dr. Uto Meier - DGEM 2012 38 - 26.Okt 2012 Kloste 38