Ladungs- und Energiespeicher

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Ladungs- und Energiespeicher - SystemPhysik
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Ladungs- und Energiespeicher
Aus SystemPhysik
Elektrische Ladung kann kaum gespeichert werden, weil das von der Ladung erzeugte Feld extrem stark ist.
Würde man die Natrium- und Chlorionen von nur einem Gramm Kochsalz trennen und separat auf den
Nordpol bzw. dem Südpol der Erde bringen, würden sich diese beiden Teile des Kochsalzes mit 150 N
anziehen.
Ladung kann umso besser gespeichert werden, je kleinräumiger und schwächer das zugehörige Feld ist.
Elektrische Kondensatoren sind deshalb so gebaut, dass das von der Ladung erzeugte Feld möglich
geschwächt und in seiner räumlichen Ausdehnung weitgehend begrenzt wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Lernziele
2 Kapazität einer Kugel
3 Kondensatoren
4 hydroelektrische Analogie
5 Energiespeicher
6 RC-Glied
7 Kontrollfragen
8 Antworten zu den Kontrollfragen
9 Materialien
Lernziele
In dieser Vorlesung lernen Sie
was man in der Elektrodynamik unter einer Kapazität versteht und in welcher Einheit diese gemessen
wird
wie ein Kondensator aufgebaut ist
wie Kondensatoren im Flüssigkeitsbild darzustellen sind
wie man die Kapazität eines Platten- und eines Kugelkondensators berechnet
wie ein zum Kondensator analoges hydraulisches Gerät aussieht
wie die von Kondensatoren gespeicherte Energie zu berechnen ist
wie sich Strom und Spannung beim Entladen eines Kondensators über einem Widerstand ändern
Kapazität einer Kugel
In den einführenden Experimenten haben wir isolierte Metallkugeln mit einem an Wolle geriebenen Glasstab
geladen oder mit einem Bernsteinstab entladen. Die mit den Kugeln verbundenen Elektrometer zeigten dann
das zugehörige Potenzial, die Spannung gegen Erde, an. Nun nimmt eine grosse Kugel bei gleichem Potenzial
mehr Ladung auf als eine kleine, d.h. grosse Kugel verfügt über mehr Kapazität als die kleine. In der
Elektrodynamik wird die Kapazität analog zur Hydrodynamik definiert: die Kapazität ist gleich dem
Verhältnis von gespeicherter Ladung zu der dadurch verursachten Spannung
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Die Kapazität misst man in Coulomb pro Volt oder Farad (F, benannt nach Michael Faraday)
1 F = 1 C/V = 1 As/V
Die Ladung auf einer Metallkugel (es könnte auch ein anders geformter
Körper sein) erzeugt im Aussenraum ein elektrisches Feld, das durch die
Ladungen der umgebenden Körper, speziell der Erdoberfläche, begrenzt
wird. Die Spannung ist deshalb gegen die Erde zu messen (Potenzial).
Verändert man die Lage der umgebenden Körper, beeinflusst dies das
elektrische Feld und damit auch das Potenzial der Kugel. Befindet sich die
Metallkugel (Radius r) weit weg von allen leitfähigen Körperoberflächen,
lässt sich die zugehörige Kapazität mit einer einfachen Formel beschreiben
geladene Körper im
Flüssigkeitsbild
Epsilon steht für die elektrische Feldkonstante (ε0 = 8.854 10-12 F/m).
Interessanterweise nimmt die Kapazität einer Kugel nicht proportional zum Volumen oder zur Oberfläche
sondern linear mit dem Radius zu. Um dies zu zeigen, müsste man mehr über die Gesetze, welche das
elektromagnetische Feld beschreiben, wissen.
Die Zusammenhänge zwischen Ladung, Kapazität und Potenzial lassen sich sehr schön im Flüssigkeitsbild
darstellen. Stellt man sich die Ladung als Flüssigkeit, die Körper als zylindrische Gefässe und die Kapazität
als Querschnitt dieser Gefässe vor, verwandelt sich das Potenzial in eine Füllhöhe. Die Ladung, die als
Kapazität mal Potenzial geschrieben werden kann, erscheint dann im Flüssigkeitsbild als Grundfläche mal
Höhe.
Kondensatoren
Umhüllt man eine elektrisch geladene Metallkugel mit einer zweiten, die geerdet ist, fliess von der zweiten
Kugel gleich viel Ladung weg, wie auf der ersten gespeichert ist. Dieses Phänomen, Influenz genannt, führt
dazu, dass ausserhalb der beiden Kugeln kein elektrisches Feld mehr nachzuweisen ist. Mit der zwiten
Kugelschale, Abschirmung genannt, erreicht man zwei Dinge: erstens stört das eingeschlossene Feld keine
andern Systeme im Aussenraum und zweitens wird das elektrische Feld räumlich begrenzt, was die Kapazität
beträchtlich erhöht.
Die Kapazität eines Kugelkondensators (zwei konzentrische Kugeln mit je einem Anschluss) ist gleich
wobei mit r1 der Aussenradius der Innenkugel und mit r2 der Innenradius der Aussenkugel gemeint ist.
Die elektrische Ladung sitzt auf der Innenkugel aussen und auf der Aussenkugel innen. Der Grund dafür ist
in der Leitfähigkeit der Kugelschalen zu suchen. Würde das elektrische Feld in das Metall eindringen, würde
es dort gemäss dem Ohmschen Gesetz einen Strom antreiben. Folglich darf sich das elektrische Feld nur
zwischen den Metallteilen ausdehnen und die Ladungen, die dieses Feld aufbauen, müssen auf der
Metalloberfläche sitzen.
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Je kleiner der Spalt zwischen den beiden Kugeln (r 2 - r 1), desto kürzer das
Feld, desto kleiner die Spannung bei gegebener Ladung und um so grösser
die Kapazität. Wählt man den Spalt immer enger, darf die Spannung
zwischen den beiden Kugeln nicht zu gross werden. Sonst würden die
Kondensator mit Dielektrikum
Elektronen durch das starke Feld aus dem negativ geladenen Teil heraus
gerissen und gegen den positiven geschleudert. Um solche
Kurzschlussströme zu verhindern, füllt man den Raum zwischen den beiden Teilen des Kondensators mit
einem isolierenden Material, dem Dielektrikum, auf. Das Dielektrikum ermöglicht nicht nur eine höhere
Spannung, sondern schwächt auch noch das durch die Ladung erzeugte Feld ab. Diese Schwächung des
Feldes durch das Dielektrikum wird mit der Dielektrizitätszahl beschrieben. Nun nennt man das Produkt aus
elektrischer Feldkonstante (ε0) und Dielektrizitätszahl (εr) Dielektrizitätskonstante (ε)
Diese Konstruktion mit elektrischer Feldkonstante, Dielektrizitätszahl und Dielektrizitätskonstante mag
etwas kompliziert tönen, hat aber den Vorteil, dass die Kapazitäten der Kondensatoren einfach zu berechnen
ist. Man nimmt die im Vakuum berechnete Kapazität und schreibt statt ε0 einfach nur ε. So lautet die Formel
für den Kugelkondensator mit Dielektrikum
Wählt man die innere Kugel des Kugelkondensators sehr gross und die äussere nur ein klein wenig grösser,
wird das elektrische Feld im Zwischenraum analog dem Gravitationsfeld der Erde ziemlich homogen. Ein
kleines Stück dieses Kugelkondensators bildet dann einen Plattenkondensator mit der Kapazität
wobei A für die Fläche der einen Platte und d für den Abstand zwischen den Platten steht.
hydroelektrische Analogie
Der Kondensator speichert netto keine elektrische Ladung, weil sich die
Ladung auf seinen beiden Teilen zu Null kompensiert. Das elektrische Feld,
das beim Laden des Kondensators aufgebaut wird, erstreckt sich denn auch
nur zwischen den beiden Metallflächen (bei neueren Kondensatoren nur
über eine Oxidschicht oder ein Schicht aus wenigen Molekülen). Fliesst nun
in einem der beiden Anschlüsse ein elektrischer Strom zu, geht im andern
Anschluss genau der gleich starke Strom weg. Von aussen könnte man
meinen, dass der elektrische Strom einfach nur so durchfliesst. Doch mit
der geflossenen Ladung Q steigt auch die Spannung U über den beiden
Anschlüssen (mit Q meint man immer die geflossene oder auf einem Teil
des Kondensators gespeicherte Ladung).
hydraulischer Kondensator
Das hydraulische Analogon ist nebenstehend skizziert. Pumpt man die Flüssigkeit mit dem Volumen ∆ V auf
der einen Seite hinein, steigt der Druckunterschied zwischen den beiden Anschlüssen um ∆ p. Das Verhältnis
zwischen ∆ V und ∆ p ist die hydraulische Kapazität. Die hydraulische Kapazität ist konstant, solange sich
die Federn linear verhalten. Das Gesamtvolumen dieses hydraulischen Speichers bleibt wie die elektrische
Ladung des Kondensators konstant: was auf der einen Seite hinein kommt, geht auf der andern
augenblicklich wieder weg.
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Der Begriff Kapazität, welcher das Verhältnis zwischen geflossener Ladung und Änderung der Spannung
beschreibt, kann auch direkt auf den Strom umdefiniert werden. Dazu formulieren wir die Bilanz bezüglich
der einen Hälfte des Kondensators (Strom ist gleich Änderungsrate der Ladung) und ersetzen die Ladung
durch Kapazität mal Spannung. Die Änderungsrate der Ladung wird so durch Kapazität mal Änderungsrate
der Spannung ersetzt
Fliesst nun in einem Draht des Kondensators ein konstanter Strom zu, steigt
die Spannung linear in der Zeit. Damit nimmt die Leistung ebenfalls
kontinuierlich zu. Die vom Stromkreis auf das elektrische Feld des
Kondensators übertragene Energie ist deshalb gleich mittlere Spannung mal
geflossene Ladung oder halbe Endspannung mal geflossene Ladung
Ladungsausgleich im
Flüssigkeitsbild
Wieder hilft uns das Flüssigkeitsbild den Sachverhalt besser zu verstehen.
Denken wir uns den einen Teil des Kondensators geerdet, dann erscheint
der andere Teil im Flüssigkeitsbild als Topf. Um Flüssigkeit aus einem
grossen See in ein Reservoir zu pumpen, muss die am Schluss im Reservoir vorhandene Flüssigkeit (Ladung
Q) um die halbe Höhe (mittlere Spannung) angehoben werden.
Beispiel:
Ein Kondensator mit der Kapazität C1, der bis auf die Spannung U1 aufgeladen worden ist, wird mit einem
zweiten Kondensator (Kapazität C2, Spannung U2) verbunden. Wie sieht der Endzustand aus und wie viel
Energie wird dissipert? Diese Aufgabe ist mit Hilfe des Flüssigkeitsbildes spielend leicht zu beantworten.
Wieder denken wir uns die eine Seite der Kondensatoren geerdet. Dann können die beiden andern Teile als
Töpfe und die angelegte Spannung als Füllhöhe dargestellt werden. Der Ausgleichsvorgang ist im
nebenstehenden Bild dargestellt. Die Spannung, die schlussendlich an beiden Kondensatoren anliegt, ist
direkt dem Bild zu entnehmen. Die dissipierte Energie ist dann gleich geflossene Ladung mal mittlere
Fallhöhe.
RC-Glied
Schliesst man einen geladenen Kondensator (Kapazität C) über einen
Widerstand R kurz, entlädt sich der Kondensator vollständig und die von
ihm gespeicherte Energie wird im Widerstand dissipiert. Das
Systemdiagramm dieses Vorgangs lässt sich mit etwas Übung schnell
zeichnen
Ladungsbilanz bezüglich des nicht geerdeten Teils
Potenzial mit Hilfe der Kapazität rechnen
Potenzial treibt den Strom entsprechend des Widerstandes
Leistung und Energie als zweite Ebene (Buchhaltung) hinzufügen
Systemdiagramm einer
Kondensatorentladung
Die Gleichungen für dieses System findet man im Fenster Equations" von BerkeleyMadonna. Lässt man
Beschreibung die Energiebetrachtung weg, kann der Rest in eine einzige Gleichung umgeformt werden
Diese Gleichung hat eine einfache Lösung. Lädt man den Kondensator vorher auf Ua auf, folgt der zeitliche
Verlauf der Spannung einer Exponentialkurve
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U = Uae − t / τ
τ ist die Zeitkonstante. Nun ist der Wert der Zeitkonstanten gleich dem Produkt aus Widerstand und
Kapazität (τ = RC). Bliebe der Entladestrom so stark wie zu Beginn des Vorgänges, wäre der Kondensator
nach einer einzigen Zeitkonstante leer. Im RC-Kreis fällt die Spannung und damit auch die Ladung aber nur
auf den e-ten Teil ab.
Der elektrische Strom geht infolge des Ohmschen Gesetzes ebenfalls exponentiell zurück. Die Leistung im
Widerstand fällt sogar mit doppelter Zeitkonstanten ab
P = UI = Uae − t / τIae − t / τ = Pae − 2t / τ mit
In Natur und Technik findet man viele dynamische Vorgänge, die analog zum Entladen eines Kondensators
verlaufen.
Kontrollfragen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Wie ändert sich die Kapazität einer Metallkugel, wenn man den Durchmesser verdoppelt?
Wie ist die Kapazität definiert?
Wie ist ein Kondensator aufgebaut?
Welchen Einfluss hat das Dielektrikum auf die Grösse der Kapazität?
Wovon hängt die Kapazität eines Plattenkondensators ab?
Zwei Platten, die in einem Meter Abstand parallel ausgerichtet sind, sollen einen Kondensator mit der
Kapazität von einem Farad bilden. Wie gross muss die Fläche einer Platte gewählt werden?
7. Wie berechnet man die Energie eines Kondensators?
8. Ein Kondensator (Kapazität C) wird über einen Widerstand (R) entladen. Wie lange muss man warten,
bis die Spannung auf 1% ihres anfänglichen Wertes gesunken ist (ausgedrückt in Zeitkonstanten τ =
RC)?
Antworten zu den Kontrollfragen
1. Die Kapazität verdoppelt sich ebenfalls, obwohl die Oberfläche viermal grösser wird.
2. Die Kapazität eines Kondensators ist gleich dem Verhältnis von Ladung auf einem Teil (geflossene
Ladung) zu angelegter Spannung.
3. Ein Kondensator besteht aus zwei gut leitenden Teilen (meist Metall) und einer isolierenden
Zwischenschicht.
4. Das Dielektrikum isoliert die beiden Teile des Kondensators gegeneinander und schwächt das
elektrische Feld ab.
5. Die Kapazität eines Plattenkondensators ist proportional zur Fläche der Platte und umgekehrt
proportional zum Abstand der Platten.
6. Jede der beiden Platten müsste eine Fläche von 1.13 1011 m2 (2.8 mal die Fläche der Schweiz)
aufweisen.
7. Die Energie eines Kondensators ist gleich Ladung mal halbe Spannung (Kapazität halbe mal Spannung
im Quadrat).
8. Löst man die Spannungs-Zeit-Funktion
nach der Zeit auf, erhält man
,
was bei einem Spannungsverhältnis von 1:100 einen Wert von 4.6 ergibt.
Materialien
Skript (https://home.zhaw.ch/~mau/Lehre/Skript/ElektrizitaetT.pdf) Seiten 6 und 8
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Physik - Ein systemdynamischer Zugang für die Sekundarstufe II Seiten 58 - 61
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