Dr.Ernst Bliem Arzt f.Allgemeinmedizin 2009-11-08 Aktuelles zu Grippe und Neue Grippe („Schweinegrippe“) Wegen der derzeitigen Verunsicherung zu Fragen bez. Grippe und Neue Grippe /Impfung ja oder nein möchte ich Ihnen hier eine Entscheidungshilfe bieten. Verbreitung der Grippe erfolgt über Tröpfcheninfektion,d.h., wenn eine infizierte Person hustet oder niest, dann werden die Viren in die Luft geschleudert. Daher ist die Ansteckungsgefahr an belebten Orten sehr hoch. Die virenhaltigen Tröpfchen bleiben aber auch an Oberflächen wie Türklinken oder auf benutzten Taschentüchern haften. Sie gelangen dann über die Hände auf die Schleimhäute in Augen, Mund und Nase – und schon hat man sie. Die alljährlich wiederkehrende Grippe betrifft in der Regel vorwiegend Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen mit herabgesetzter Immunabwehr. Sie ist in unserer modernen Gesellschaft die Infektionskrankheit mit den weitaus meisten Todesfällen zur Folge, wird aber trotzdem vergleichsweise wenig beachtet und der mögliche Schutz durch Impfung wenig genutzt. Die Neue Grippe wird durch H1N1 –Grippeviren ausgelöst, die auch die sog. Spanische Grippe 1918 verursacht haben, damals mit verheerenden Folgen mit ca. 30 Millionen Toten in 6 Monaten, zum Vergleich forderte der 1.Weltkrieg in 4 Jahren 15 Millionen Tote. Das Besondere an der H1N1-Grippe ist, dass sie besonders Jugendliche und Schwangere betrifft und unter Ihnen teilweise sehr schwere Verläufe zeigt mit bis zu 1 Schwerkranken und ev. Todesfall pro hundert Erkrankte. Best case: bislang ist der Krankheitsverlauf als mild zu bezeichnen und vielleicht und hoffentlich bleibt es auch dabei, wenngleich sich schon abzeichnet, dass Jugendliche und Schwangere ernster erkranken können. Worst case: bei schweren Epidemien erkranken bis zur Hälfte der Bevölkerung, in Bergheim z.B. 1500-2000. D.h., 15-20 Bergheimer könnten dabei lebensbedrohlich erkranken oder versterben. Die Impfung und die bösen Pharmafirmen: Pharmafirmen sind marktwirtschaftlich orientierte Firmen, die mit der Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen ihr Geld verdienen. Nun kann man sich vorstellen, dass es nicht leicht ist, die Herstellung eines Impfstoffes gegen eine neue Krankheit wie die H1N1-Grippe zu steuern: bei einer Anlaufzeit bis zur „Serienreife“ von 6 Monaten kann sich eine befürchtete weltweite Ausbreitung (Pandemie) bereits in Luft aufgelöst haben – der Impfstoff wird nicht gebraucht. In der jetzigen Situation ist auch noch jede Entwicklung möglich, vom Ladenhüterimpfstoff bis zu einem weltweiten Bedarf von mehreren Millarden Impfdosen in möglichst kurzer Zeit. Sollte die Grippewelle einen ernsten Verlauf nehmen, können wir jedenfalls froh sein, dass überhaupt Firmen dieses Produktionsrisiko auf sich genommen haben. Im Jahr 1977 wurde auch eine H1N1-Grippewelle befürchtet, trat aber schließlich nicht ein. Die damalige Impfung löste jedoch in seltenen Fällen eine schwere Nebenwirkung, das sog. GuillainBarresyndrom, eine aufsteigende Lähmung, wenn auch reversibel, aus. Diese Nebenwirkung wurde seither bei Grippeimpfungen allerdings nicht mehr beobachtet. Information über H1N1 Impfaktion Ab 09. November 2009 können Sie die H1N1 Impfung in der GKK Salzburg, Engelbert-Weiss-Weg 10, täglich von 08:00 bis 12:00 Uhr erhalten. Der Impfstoff ist weder über öffentliche Apotheken, noch bei einem niedergelassenen Arzt erhältlich. Es sind zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen notwendig. Ein Abstand zu anderen Impfungen muss nicht eingehalten werden, das heißt auch eine gleichzeitige Impfung gegen die saisonale Grippe (Influenza) ist möglich. Jeder kann sich impfen lassen, besonders empfohlen ist die Impfung für: 1. Medizinisches Personal 2. Personen im Alter von 6 Monaten bis 49 Jahren mit ernsteren Grunderkrankungen. 3. Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel (2. Trimenon, 15. Schwangerschaftswoche) 4. Enge Familienangehörige und Betreuungspersonen von Kindern unter 6 Monaten mit ernsteren Grunderkrankungen, da diese nicht selbst geimpft werden können. Der Impfstoff, der in Österreich verwendet wird, ist das Produkt CELVAPAN von der Firma Baxter. Es ist sowohl Thiomersal- als auch verstärkerfrei und somit qualitativ sehr hochwertig und gut verträglich. Die häufigste Nebenwirkung sind Schmerzen an der Injektionsstelle. Die Impfkosten sowie die Impfgebühr werden von der Gebietskrankenkasse getragen. Es fällt pro Impfung nur die Höhe einer Rezeptgebühr (€ 4,90) an. Wie kann ich mich vor der Grippe schützen? Grundsätzlich gelten die gleichen allgemeinen Schutzmaßnahmen wie vor jeder anderen Grippeinfektion: Händewaschen u/o alkoholische Desinfektionsmittel schützt vor Übertragung von Grippeviren. Gehen Sie nach Möglichkeit großen Menschenansammlungen aus dem Weg. Vermeiden Sie den Kontakt mit erkrankten Menschen. Wenn Sie Grippesymptome bemerken, suchen Sie umgehend eine/n ÄrztIn auf und vermeiden Sie den Kontakt mit Gesunden, um andere nicht anzustecken. Ein guter Immunstatus (gesunde Ernährung, Bewegung) kann helfen, eine Infektion abzuwenden bzw. mildert den Verlauf von Infektionen. Bedecken Sie Mund und Nase, wenn Sie husten oder sich schnäuzen. Werfen Sie das Papiertaschentuch nach Gebrauch weg. Verwenden Sie besser keine Stofftaschentücher. Influenza- Hotline des Gesundheitsministeriums: 050 555 555 Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, muss letztlich jeder selber treffen. Ich bin geimpft. Ihr Dr.Ernst Bliem