Mehdi Moradpour / mumien. ein heimspiel © Neda Navaee Mehdi Moradpour studierte Physik und Industrietechnik in Nur und Qazvin, Iran. 2001 flüchtete er nach Deutschland. Er hat in Leipzig und Havanna Hispanistik, Amerikanistik und Arabistik studiert. Er lebt als Autor, Übersetzer und Dolmetscher für Persisch und Spanisch in Berlin. 2013 war er mit reines land für den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik nominiert. 2014 wurde er in den Lehrgang Forum Text an der UniT Graz aufgenommen. 2015 bekam er den Jurypreis des 3. Autorenwettbewerbs der Theater St. Gallen und Konstanz für mumien. ein heimspiel. Sein Musiktheaterstück chemo brother wird am 30. April 2016 an der Deutschen Oper Berlin Premiere © 2016 Suhrkamp Verlag AG, Alle Rechte vorbehalten Seite 1 haben (Komposition: Eleftherios Veniadis/Arne Nitzsche, Regie: Marielle Sterra). NEU 2 Damen, 3 Herren Uraufführung: Theater Konstanz 09.04.2016 Regie: Andreas Bauer SYNOPSE Alle haben sie eine Art Beziehung zu Mamal. Zu Mamal, dem ehemaligen Angehörigen des Paramilitärs, dem Soldaten, dem Folterer vom Dienst, dem Gefolterten, dem Geliebten, dem Fluchthelfer, dem »scheinschwulen Kommunistenaraber«, dem Flüchtling. Nur ist Mamal jetzt verschwunden. Nicht mehr auffindbar in und um das Heim für Asyl und Soziales, in dem er gerade noch offiziell gelebt hat, und das die Drehscheibe ist in diesem Stück. Zurück bleiben lose Beziehungsstränge, die in die Gespräche der Zurückgebliebenen hineinragen und neu verknüpft werden, auf der Suche nach der Geschichte, die sich ereignet hat. Und dabei fliegen neue Geschichten auf, die sich mal manifest, mal andeutungsweise zwischen © 2016 Suhrkamp Verlag AG, Alle Rechte vorbehalten Seite 2 Mehdi Moradpours Figuren ereignen: zwischen Otto, dem Heimleiter, der in einer Lebenspartnerschaft mit dem ehemaligen Heimbewohner Davoud eingetragen ist. Davoud, kurz Dud, wiederum ist in eine Affäre verstrickt mit Ada, die sich in eine Ehe mit dem fast verstummten Computerspezialisten Pep nach Europa gerettet hat. Um sie alle kreist Viv mit ihren einladenden Augen, eine Sozialforscherin mit Vorliebe für Taxidermie und Mumifizierung. Szene für Szene seziert Mehdi Moradpour mit seiner poetischen, hoch sensiblen Sprache als Werkzeug einen Körper, von außen nach innen, vom Leib bis in die Blutkörperchen. Einen Erzählkörper, der alle Figuren – ihre Sehnsüchte, ihre Suche nach Anschlüssen – miteinander verbindet. Dabei gelingt es ihm, Zusammenhänge zu eröffnen, ohne eine Version dominant werden zu lassen. Die Wahrheit über Mamals plötzliches Verschwinden und die Frage, wie sich Flucht in die Körper und ihre »Wertigkeit« einschreibt, wird dabei immer komplexer. Und das Verschwinden geht weiter. © 2016 Suhrkamp Verlag AG, Alle Rechte vorbehalten Seite 3