1 Mathematisches Institut II Universität Karlsruhe Priv.-Doz. Dr. N. Grinberg 06.07.2004 SS’05 Schnupperkurs: Ausgewählte Methoden zur Aufgabenlösung Vorlesung 5: Elementare Zahlentheorie: Teilbarkeit, Primfaktorzerlegung, ggT, Euklidischer Algorithmus, kleiner Satz von Fermat, Lösung von Gleichungen in Z • Literatur: 1. Shklyarsky-Chentsov-Yaglom: The USSR Olympiad Problem Book - Selected problems and theorems in elementary mathematics: arithmetic and algebra; 2. Engel: Problem-Solving Strategies, Chapter 6; 3. sowie jeden Kurs über elementare Zahlentheorie. 1 Vorlesungsbeispiele Aufgabe 5.1. Seien n ∈ Z und m ∈ N≥1 zwei Zahlen. Dann gibt es eine eindeutige Darstellung von n in der Form n = qm + r (1) mit einem q ∈ Z und einem r ∈ {0, 1, 2, ..., m − 1}. Lösung: Existenz der Darstellung (1): Betrachten wir die Menge M = {n − km : k ∈ Z} . Diese Menge ist nach unten und nach oben unbeschränkt, sie enthält sowie negative, als auch positive ganze Zahlen. Sei r = n − qm ∈ M die kleinste nichtnegative Zahl in dieser Menge. Dann ist r ≥ 0 nach der Definition. Andererseits ist r < m, da wir sonst noch einmal m subtrahieren könnten und das Ergebnis r − m ∈ M wäre ebenfalls nichtnegativ: n − (q + 1) m = r − m ≥ 0, was im Widerspruch steht zu der Wahl von r als kleinster nichtnegativer Zahl in M. Also ist r < m, d. h. r ∈ {0, 1, 2, ..., m − 1} . Somit erfüllen r und q die Relation (1). Eindeutigkeit von der Darstellung (1): Sei qm + r = q 0 m + r0 mit r0 ≤ r. Dann ist r − r0 = (q 0 − q) m, also ist r − r0 ein Vielfaches von m. Da aber 0 ≤ r − r0 ≤ r < m ist, erhalten wir r − r0 =£ 0,¤ also r = r0 . Daraus folgt auch q = q 0 . n Bemerkung: Es ist q = m . 2 Definition 1 Die Zahlen q und r heißen der Quotient bzw. der Rest der Zahl n bei der Division durch m. Ist r = 0, so sagt man, m ist ein Teiler von n (Bezeichnung . m | n), und n ist durch m (restlos) teilbar (Bezeichnung n..m). Bemerkung: Wir betrachten hier nur positive Teiler, d. h. die Zahl m muß eine positive ganze Zahl sein. Aufgabe 5.2. Die Gesamtanzahl aller Teiler einer Zahl n ≥ 2 ist ungerade, wenn n eine √ Quadratzahl ist, d. h. wenn n ∈ N ist, und sonst gerade. Lösung: Sei n keine Quadratzahl. √ Betrachten wir die Menge T± aller Teiler von n, die größer (bzw. kleiner) sind als n. Die Menge T aller Teiler von n ist die Vereinigung T = T− ∪ T+ . Nun sind die beiden Mengen T− und T+ gleichmächtig, denn die Abbildung a 7→ na von √ T− nach T+ ist bijektiv. Also ist |T | = |T− | + |T+ | = 2 |T− | gerade. Sei jetzt n ∈ N. Dann ist ©√ ª T = T− ∪ n ∪ T+ , und somit |T | = |T− | + 1 + |T+ | = 2 |T− | + 1 ungerade. Aufgabe 5.3. Ein Schrank hat 100 Schließfächer, die am Abend geschlossen sind. In der Nacht kommen 100 Geister und treiben ihr Unwesen: • Der erste Geist macht alle Schließfächer auf; • Der zweite Geist ändert den Zustand jedes Schließfachs mit gerader Nummer, d. h. macht die Schließfächer 2, 4, ..., 100 wieder zu; • Der dritte Geist ändert den Zustand jedes Schließfachs, dessen Nummer durch 3 teilbar ist, u.s.w.. • ... Der k-te Geist ändert den Zustand jedes Schließfachs, dessen Nummer durch k teilbar ist; • ... Der letzte Geist greift nur die Tür Nummer 100 an. Wieviel (und welche) Schließfächer sind am nächsten Morgen auf? Lösung: Betrachten wir das Schließfach Nummer N. An diesem Schließfach werden sich genau diejenigen Geister betätigen, deren Nummern Teiler von N sind (inklusive der 1). Insgesamt wird der Zustand des Schließfachs so oft geändert, wie die Zahl N Teiler hat. Ist N keine Quadratzahl, so ist die Gesamtzahl ihrer Teiler gerade. In diesem Fall bleibt das Schließfach im Endeffekt geschlossen. Ist N dagegen eine Quadratzahl, so ist die Gesamtzahl ihrer Teiler ungerade. In diesem Fall bleibt das Schließfach im Endeffekt offen. Die Antwort lautet also: ausgerechnet die Schließfächer mit den Nummern 1, 4, 9, 16, 25, ..., 100 (insgesamt 10 Stück) sind am nächsten Morgen offen. 3 Aufgabe 5.4. Seien p und q natürliche Zahlen. Beweisen Sie die folgenden Aussagen: a). Wir bezeichnen mit MgT(p, q) die Menge aller (positiven) gemeinsamen Teiler von p und q. Es ist dann MgT(p, q) =MgT(q, r) , wobei der Rest r durch (1) gegeben wird. b). Wir bezeichnen mit ggT (p, q) den größten gemeinsamen Teiler von p und q. Dann kann ggT (p, q) durch den folgenden Algorithmus, genannt Euklidischer Algorithmus, bestimmt werden: • 1. Schritt: Wir bezeichnen p0 = p und p1 = q, wobei p ≥ q ist. • Schritt des Euklidischen Algorithmus: Seien pk und pk+1 zwei natürliche Zahlen mit pk ≥ pk+1 . Man teile pk durch pk+1 mit einem Rest, denn man mit pk+2 bezeichnet: pk = sk pk+1 + pk+2 . Es ist dann pk+2 < pk+1 . • Man führe diesen Algorithmus solange durch, bis pK = 0 auftritt (also höchstens q mal). • Es ist pK−1 = ggT (p, q) . Lösung: a). Jeder gemeinsame Teiler t von p und q ist auch ein gemeinsamer Teiler von r und q, denn p = s1 t und q = s2 t impliziert r = p − sq = s1 t − ss2 t = (s1 − ss2 ) t. Umgekehrt: Ist r = s3 t und q = s2 t, so ist p = sq + r = ss2 t + s3 t = (s3 + ss2 ) t. b). Nach (a) ist MgT (p0 , p1 ) = MgT (p1 , p2 ) = ... = MgT (pK−1 , 0) . Daraus folgt ggT (p0 , p1 ) = ggT (pK−1 , 0) = pK−1 . Aufgabe 5.5. Beweisen Sie: Für jedes n ∈ N ist a). n2 − n durch 2 teilbar; b). n3 − n durch 3 teilbar; c). n5 − n durch 5 teilbar; d). np − n durch p teilbar, falls p eine Primzahl ist (Der kleine Satz von Fermat). Lösung: Punkte (a) - (c) kann man durch Betrachten aller möglichen Reste explizit überprüfen. Wir bezeichnen den Rest einer Zahl a modulo b (bei festem b) mit a. a). Es ist 02 = 0 und 12 = 1 modulo 2. b). Es ist 03 = 0, 13 = 1 und 23 = 8 = 2 modulo 3. 4 c). Es ist 05 = 0, 15 = 1, 25 = 32 = 2, 35 = (−2)5 = −32 = 3, 45 = (−1)5 = −1 = 4, also jeweils n5 = n modulo 5. d). Im Falle n = 0 ist die Aussage der Aufgabe trivial. Für ein n ∈ Z mit n 6= 0 betrachten wir die Äquivalenzklassen n, 2n, ..., (p − 1) n. Diese sind alle unterschiedlich, weil aus an = bn die Relation (a − b) n = 0 folgt, .. ist für a, b ∈ {1, 2, ..., p − 1} . Also enthält die Menge also n (a − b) .p, was unmöglich o n, 2n, ..., (p − 1) n alle möglichen Reste modulo p außer 0, und zwar jedes Element nur einmal. Daraus folgt n · 2n · ... · (p − 1) n = 1 · 2 · ... · (p − 1) = (p − 1)!. Division durch (p − 1)! ergibt dann np−1 = 1, also np−1 = 1. Das impliziert (2) . np = n oder (np − n) ..p für jedes n ∈ Z. Bemerkung: Die Behauptung gilt i.a. nicht für zusammengesetzte Zahlen p. So ist beispielweise 24 − 2 = 14 nicht durch 4 teilbar. Aufgabe 5.6. Beweisen Sie, dass die Gleichung ¡ ¢ x 2 + y 2 = 3 z 2 + u2 keine ganzzahligen Lösungen hat außer x = y = z = u = 0. Lösung: Angenommen, es gibt ganzzahlige Lösungen dieser Gleichung (außer x = y = z = u = 0). Wir wählen eine Lösung a = (x, y, z, u) mit der kleisten Summe s (a) = x2 + y 2 (Extremalprinzip!). Die Zahl s ist durch 3 teilbar. Wir berechnen den Rest, den s = x2 + y 2 bei der Division durch 3 lässt für alle möglichen Kombinationen der Reste von x und y : y≡0 y≡1 y≡2 y2 ≡ 0 y2 ≡ 1 y2 ≡ 1 x≡0 x2 ≡ 0 s≡0 s≡1 s≡1 x≡1 x≡2 x2 ≡ 1 x2 ≡ 1 s≡1 s≡1 s≡2 s≡2 s≡2 s≡2 5 Man sieht: s ist nur dann durch 3 teilbar, wenn x und y beide durch 3 teilbar sind. Also ist x = 3x1 , y = 3y1 . Entsprechend gilt ¡ ¢ ¡ ¢ s (a) = x2 + y 2 = 9 x21 + y12 = 3 z 2 + u2 . Daraus folgt ¡ ¢ z 2 + u2 = 3 x21 + y12 , wobei alle vier Zahlen z, u, x1 und y1 ganz sind. Das Quadrupel a1 = (z, u, x1 , y1 ) ist also eine weitere ganzzahlige Lösung derselben Gleichung. Dabei gilt für a1 s (a1 ) = z 2 + u2 = ¢ 1 1¡ 2 x + y 2 = s (a) < s (a) , 3 3 was der Annahme widerspricht, dass a die minimale Lösung ist. Aufgabe 5.7. Seien zwei natürliche Zahlen a und b teilerfremd. Dann gibt es zwei natürliche Zahlen x und y mit ax − by = 1. Lösung: Betrachten wir die Zahlen a, 2a, 3a, ..., (b − 1) a. Da a und b teilerfremd sind, ist keine von diesen Zahlen durch b teilbar. Angenommen, es gibt unter diesen b − 1 Zahlen keine, die bei Division durch b den Rest 1 lässt. Dann gibt es zwei Zahlen x1 a und x2 a mit 1 ≤ x1 < x2 ≤ b − 1, die den gleichen Rest bei Division durch b lassen (Schubfachprinzip!). Daraus folgt aber, dass die Differenz (x2 − x1 ) a durch b teilbar ist, was unmöglich ist für 0 < x2 − x1 < b. Also gibt es doch eine Zahl xa, die bei Division durch b den Rest 1 lässt. Dann existiert ein y, sodass xa = 1 + yb, also ax − by = 1 ist. Aufgabe 5.8. Jede natürliche Zahl n ≥ 2 kann als Produkt n = p1 · p2 · ... · pm von Primzahlen dargestellt werden. Lösung: Wir beweisen diese Behauptung durch vollständige Induktion. Ind.-Anfang: n = 2. Da gilt die Darstellung mit m = 1, p1 = 2 = n. Ind.-Schritt: Sei eine solche Darstellung für alle natürliche Zahlen n ≤ N möglich. Betrachten wir nun die Zahl n = N + 1. Ist n eine Primzahl, so setzen wir m = 1, p1 = n. Ist n zusammengesetzt, so bezeichnen wir mit p1 den kleinsten Teiler von n. Wir wissen schon, dass p1 eine Primzahl ist. Nun stellen wir die Zahl n1 = n/p1 in der Form n1 = p2 · ... · pm dar (dies ist möglich, weil n1 < n = N + 1 und damit n1 ≤ N ist). Für n gilt dann n = p1 · n1 = p1 · p2 · ... · pm . 6 2 Übungsaufgaben Aufgabe 5.9. Beweisen Sie, daß es auch beliebig lange Abschnitte auf der Zahlengeraden gibt, in denen keine Primzahlen vorkommen. Mit anderen Worten: Beweisen Sie, daß für jedes natürliche n sich n aufeinanderfolgende natürliche Zahlen finden können, von denen keine eine Primzahl ist. Lösung: Ein Beispiel für n aufeinanderfolgende natürliche Zahlen, von denen keine prim ist, sind die Zahlen (n + 1)! + 2, (n + 1)! + 3, ..., (n + 1)! + n, (n + 1)! + (n + 1) . Dass diese Zahlen alle zusammengesetzt (d. h. nicht prim) sind, sieht man wie folgt ein: Für jedes natürliche k mit 2 ≤ k ≤ n + 1 ist die Zahl (n + 1)! + k durch k teilbar (denn die Zahl (n + 1)! ist, als Produkt der ersten n + 1 natürlichen Zahlen, durch k teilbar); da ferner (n + 1)! + k > k ist, ist die Zahl k auch ein echter Teiler der Zahl (n + 1)! + k, weshalb die Zahl (n + 1)! + k nicht prim sein kann. Aufgabe 5.10. Wieviele Nullen stehen am Ende der Zahl 100! ? Lösung: Dies ist zu der folgenden Frage äquivalent: Durch welche maximale Potenz von 10 ist 100! teilbar? Sei 100! = 2a 5b n, wobei n mit 10 teilerfremd ist. Dann ist 100! durch 10c teilbar mit c = min {a, b} , aber nicht durch 10c+1 . Es ist a ≥ 50, da mindestens 50 Faktoren in 100! gerade Zahlen sind. Ferner gibt es unter der Zahlen 1 bis 100 genau 20, die durch 5 teilbar sind, 4 davon sind auch noch durch 52 teilbar (durch 53 teilbare Faktoren gibt es in diesem Bereich nicht). Insgesamt ergibt das b = 20 + 4 = 24. Daher ist c = b = 24. Die Antwort lautet: 24 Nullen. Aufgabe 5.11. Beweisen Sie: Für jede natürliche Zahl n ≥ 2 ist der kleinste von 1 verschiedene Teiler q von n eine Primzahl. Lösung: Sei q der kleinste von 1 verschiedene Teiler von n. Angenommen, q ist eine zusammengesetzte Zahl, d. h. sei q = pr, wobei 2 ≤ p < q und 2 ≤ r < q ist. Dann ist p (sowie r) auch ein Teiler von n, da n q n n = · = ·r p q p q eine natürliche Zahl ist. Das ergibt einen Widerspruch zu der Annahme, dass q der kleinste Teiler von n ist, da p < q ist. 7 Aufgabe 5.12. Welche von den Polynomen p1 (n) = n2 − 1, p2 (n) = n2 + 1, p3 (n) = n5 − 1, p4 (n) = n4 + 4, ergeben bei jedem natürlichen n ≥ 3 eine zusammengesetzte Zahl? Lösung: Die Polynome p1 , p3 und p4 kann man faktorisieren: p1 (n) = n2 − 1 = (n − 1) (n + 1) , ¡ ¢ p3 (n) = n5 − 1 = (n − 1) n4 + n3 + n2 + n + 1 , ¡ ¢¡ ¢ p4 (n) = n4 + 4 = n2 + 2n + 2 n2 − 2n + 2 . Jeder Faktor ist dabei ≥ 2 : n − 1 ≥ 2, n + 1 ≥ 4, n4 + n3 + n2 + n + 1 ≥ 34 , n2 + 2n + 2 ≥ 2, n2 − 2n + 2 ≥ 2. Daher nehmen diese Polynome für n ≥ 3 stets zusammengesetzte Werte an. Auf p2 trifft diese Aussage nicht zu: beispielweise ist p2 (4) = 17 eine Primzahl. Aufgabe 5.13. Die Gleichung 15x2 − 7y 2 = 9 (3) hat keine Lösungen in Z. . Lösung: Man hat y ..3, also y = 3y1 . Daraus folgt 15x2 − 7 · 9y12 = 9 oder 5x2 − 21y12 = 3. . Damit ist x..3, also x = 3x1 . Einsetzen ergibt 5 · 9x21 − 21y12 = 3 oder 15x21 − 7y12 = 1. Daraus folgt y12 + 1 = 0 modulo 3. 2 2 2 Dies ist aber unmöglich, da 0 = 0, 1 = 1, 2 = 4 = 1 ist, also kann y12 + 1 entweder 1 oder 2 modulo 3 sein, aber nie 0. 3 Schwierigere Aufgaben *Aufgabe 5.14. Beweisen Sie, dass die Darstellung n = p1 · p2 · ... · pm (die sogenannte Primfaktorzerlegung der Zahl n) mit Primzahlen p1 , p2 , ..., pn , die p1 ≤ p2 ≤ ... ≤ pm erfüllen, eindeutig ist. 8 Lösung: (Der Beweis von Zermelo) Wir verfahren nach dem Extremalprinzip: Wenn es Zahlen n gibt, für die die Darstellung n = p1 · p2 · ... · pm nicht eindeutig ist, dann gibt es auch eine kleinste solche Zahl n. Seien p1 · p2 · ... · pm = q1 · q2 · ... · ql = n zwei verschiedene Darstellungen dieser Zahl n, wobei p1 , p2 , ..., pn , q1 , q2 , ..., qn Primzahlen sind und p1 ≤ p2 ≤ ... ≤ pn und q1 ≤ q2 ≤ ... ≤ qn gilt. Die Gleichung p1 = q1 ist unmöglich, da es sonst für die Zahl n/p1 < n zwei verschiedene Primfaktorzerlegungen p2 · ... · pm = q2 · ... · ql = n/p1 gäbe, was zu der Minimalität von n im Widerspruch stehen würde. Also ist p1 6= q1 . O.B.d.A. nehmen wir an, daß p1 < q1 ist. Dann ist q1 = ap1 + r, wobei a und r natürliche Zahlen sind mit 1 ≤ r ≤ p1 − 1 < p1 . Aus dieser Darstellung folgt p1 · p2 · ... · pm = (ap1 + r) · q2 · ... · ql = p1 · a · q2 · ... · ql + r · q2 · ... · ql , also p1 (p2 · ... · pm − a · q2 · ... · ql ) = rq2 · ... · ql . | {z } {z } | R l Da die Zahl R kleiner ist als n, hat sie nur eine einzige Primfaktorzerlegung R = ql+1 · ... · ql+k · q2 · ... · ql . | {z } =r Die Primzahl p1 muss also mit einer der Primzahlen qj übereinstimmen. Dies ist aber unmöglich, weil p1 < qj ist für j = 2, ..., l, und p1 > qj ist für j = l + 1, ..., l + k (denn p1 > r). Dieser Widerspruch zeigt, dass es keine Zahl mit mehreren verschiedenen Primfaktorzerlegungen gibt. Das heißt, jede natürliche Zahl hat eine einzige Primfaktorzerlegung. Definition 2 Die Darstellung n = pα1 1 · pα2 2 · ... · pαmm mit Primzahlen pj , j = 1..m, wobei p1 < p2 < ... < pm , und αj natürliche Zahlen ≥ 1 sind, heißt kanonische Primfaktorzerlegung der natürlichen Zahl n. *Aufgabe 5.15. Sei p eine Primzahl. Dann gilt: a). Eine natürliche Zahl n ist genau dann durch p teilbar, wenn p in der Primfaktorzerlegung von n vorkommt. b). Das Produkt ab zweier natürlicher Zahlen ist genau dann durch p teilbar, wenn mindestens eine von den beiden Zahlen a und b durch p teilbar ist. Lösung: a). ”=⇒ ” Kommt p = pj in der Primfaktorzerlegung von n vor, dann ist n offensichtlich durch p teilbar. ”⇐= ” Sei n = pk, mit einem k = pα1 1 · pα2 2 · ... · pαmm . Dann ist n = p · pα1 1 · pα2 2 · ... · pαmm eine mögliche Primfaktorzerlegung von n. Sie enthält die Zahl p. Da aber n nur eine einzige 9 Primfaktorzerlegung hat (bis auf Vertauschung von Faktoren), schließen wir, dass jede Primfaktorzerlegung von n die Zahl p enthält. b). Die Zahl n = ab ist genau dann durch p teilbar, wenn die Primfaktorzerlegung von n die Primzahl p enthält (Punkt a)). Andererseits enthält die Primfaktorzerlegung von ab genau dann p, wenn mindestens eine Zerlegung - entweder die von a, oder die von b die Primzahl p enthält. Dies bedeutet natürlich, daß a bzw. b durch p teilbar ist. Aufgabe 5.16. Bestimmen Sie alle Paare ganzer Zahlen x und y, die der Gleichung 1 1 1 + = x y 17 (4) genügen. Lösung: Wir multiplizieren (4) mit 17xy und erhalten 17y + 17x = xy, oder äquivalent xy − 17y − 17x = 0. Nun addieren wir auf beiden Seiten 172 und faktorisieren die linke Seite xy − 17y − 17x + 172 = (x − 17) (y − 17) = 172 . Nun sind beide Zahlen x − 17 und y − 17 ganz; also muss die Zahl x − 17 ein Teiler der Zahl 172 sein. Doch die einzigen ganzen Teiler der Zahl 172 sind ±1, ±17 und ± 172 (denn 17 ist eine Primzahl). Folglich ist x−17 gleich einer von diesen Zahlen. Entsprechend 172 ist y − 17 = . In allen Fällen außer x − 17 = −17 (da sollte x = 0 sein, was ausx − 17 geschlossen ist) ergibt sich genau eine Antwort. Die allgemeine Antwort ist also x = 17 + q, y = 17 + © ª 172 für q ∈ −172 , −1, 1, 17, 172 . q In Zahlen ist das µ ¶ ½µ ¶ µ ¶ µ ¶ µ ¶ µ ¶¾ x −272 16 18 34 306 ∈ , , , , . y 16 −272 306 34 18 (5) (6) Bemerkung: Nach dem gleichen Verfahren wie oben können wir alle ganzzahligen Lösungen x und y der Gleichung 1 1 1 + = x y p für eine beliebige Primzahl p finden: (5), (6) wird dann durch x = p + q, y = p + © ª p2 für q ∈ −p2 , −1, 1, p, p2 q 10 bzw. µ ¶ ½µ ¶ µ ¶ µ ¶ µ ¶ µ ¶¾ x −p (p − 1) p−1 p+1 2p p (p + 1) ∈ , , , , y p−1 −p (p − 1) p (p + 1) 2p p+1 ersetzt. Wenn dagegen p keine Primzahl ist, dann hat (4) nicht nur diese fünf Lösungspaare; es kommen einige neue Lösungspaare hinzu, weil die Zahl p2 auch andere Teiler hat als −p2 , −p, −1, 1, p und p2 . In diesem Fall kann man für konkretes p durch Betrachtung aller Teiler der Zahl p2 alle Lösungen bestimmen. Aufgabe 5.17. Finden Sie alle natürlichen Lösungen der Gleichung x2 + y 2 = z 2 . (7) Lösung: Wir betrachten erst den Fall, wo die Zahlen x, y und z paarweise teilerfremd sind. Dann gibt es unter x, y und z eine gerade und zwei ungerade Zahlen. Nehmen wir erst an, x und y sind beide ungerade: x = 2x1 + 1, y = 2y1 + 1. . Entsrechend ist z gerade und damit z 2 ..4. Es ist aber ¡ ¢ z 2 = x2 + y 2 = (2x1 + 1)2 + (2y1 + 1)2 = 4 x21 + x1 + y12 + y1 + 2, also z 2 nicht durch 4 teilbar. Dieser Widerspruch zeigt, dass die Zahlen x und y nicht beide ungerade sein können. Wären diese Zahlen x und y beide gerade, dann wäre auch z gerade, und damit wären die Zahlen x, y und z nicht mehr paarweise teilerfremd. Somit muß genau eine von den Zahlen x und y gerade sein. O. B. d. A. können wir annehmen, daß x gerade ist und y ungerade; dann ist z ebenfalls ungerade. Es ist dann ³ x ´2 z − y z + y = x2 = (z − y) (z + y) , oder · = uv, 2 2 2 z−y z+y wobei u = und v = ganzzahlig und teilerfremd sind (denn jeder gemeinsame 2 2 Teiler der Zahlen u und v wäre auch ein gemeinsamer Teiler der Zahlen y = v − u und ³x´ 2 folgt damit, dass u und z = v + u). Aus der kanonischen Primfaktorzerlegung von 2 v selbst Quadratzahlen sind (denn sollte eine Primzahl p | u eine ungerade Potenz in der kanonischen PFZ von ³ u haben, so müsste die PFZ von v diese Primzahl auch erhalten, x ´2 da p in der PFZ von eine gerade Potenz hat; damit wären u und v nicht mehr 2 teilerfremd). Bezeichnen wir u = n2 und v = m2 , so erhalten wir x = 2nm, y = m2 − n2 , z = n2 + m2 . Diese Formel gibt somit alle natürlichen Lösungen zu (7) mit teilerfremden x, y und z (bis auf Vertauschung von x und y) an. Dabei sind n und m beliebige teilerfremde natürliche Zahlen, eine davon gerade und die andere ungerade. 11 Der Fall beliebiger natürlicher Lösungen unterscheidet sich von dem Fall paarweise teilerfremder x, y und z nur dadurch, dass alle Zahlen x, y und z mit der gleichen Konstante c = ggT (x, y) = ggT (x, z) = ggT (y, z) multipliziert werden: ¡ ¢ ¡ ¢ x = 2cnm, y = c m2 − n2 , z = c n2 + m2 .