Psychologie aktuell: 2012-3 Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin 2012-3 THEMENHEFT TRAUM GAST-HERAUSGEBER: MICHAEL SCHREDL Michael Schredl Editorial Michael Schredl Traumarbeit in der kognitiven Verhaltenstherapie Zusammenfassung | Abstract Valérie Schäfer & Klaus Bader Wachsymptomatik und Trauminhalt bei ambulanten Psychiatriepatienten Zusammenfassung | Abstract Rainer Schönhammer Fliegen, Fallen und Flüchten Zusammenfassung | Abstract Typische Träume und die Wahrnehmung Victor I. Spoormaker & Jaap Lancee Kognitive Verhaltenstherapie bei Albträumen Zusammenfassung | Abstract Kathrin Hansen, Tana Kröner, Michael Schredl & Regina Steil Behandlung chronischer Alpträume mittels IRT eine Falldarstellung Zusammenfassung | Abstract Johanna Thünker & Reinhard Pietrowsky Standardisierte Alptraumtherapie als zusätzliches Therapieverfahren bei Depressionen und Posttraumatischer Belastungsstörung Zusammenfassung | Abstract Traumarbeit in der kognitiven Verhaltenstherapie Michael Schredl Zusammenfassung: Obwohl Träume eine wichtige Rolle im psychotherapeutischen Alltag spielen und von einem Großteil der Patienten zumindest gelegentlich eingebracht werden, sind explizite Ansätze zur Traumarbeit in der kognitiven Verhaltenstherapie selten. Basierend auf den Befunden zur Kontinuitätshypothese und den bisher publizierten Herangehensweisen an Träume in der kognitiven Verhaltenstherapie wird eine einfach anzuwendende, theoriefreie Methode, die aus 6 Schritten besteht, vorgestellt. Es wird deutlich gemacht, dass Symboldeutungen oder tiefenpsychologische Trauminterpretationen nicht notwendig sind, um die Seite 1 von 7 Psychologie aktuell: 2012-3 Bedeutung des Traumes zu erschließen und den Traum als Ausgangspunkt für Veränderungen in der Gedankenwelt und des Verhaltens des Patienten zu nutzen. Aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse, z. B. effektive Alptraumbehandlung durch Imagery Rehearsal Therapie, ist zu wünschen, dass der Umgang mit Träumen in der Ausbildung zur kognitiven Verhaltenstherapie mehr Gewicht bekommt. Schlüsselwörter: Traumarbeit, Alpträume, kognitive Verhaltenstherapie Working with dreams in cognitive-behavioral therapy Abstract: Although dreams play an important role in contemporary psychotherapeutic practice and a remarkable percentage of patients initiate dreamwork at some point, explicitly formulated approaches to working with dreams within the context of cognitive-behavioral therapy are scarce. Based on the findings regarding the continuity hypothesis of dreaming and the previously published approaches to dreams in cognitive-behavioral therapy, a simple and pragmatic method consisting of six steps is introduced. It will become clear that working with symbols or psychoanalytic dream interpretations are not necessary to understand the dream s meaning and to utilize the dream scenario as starting point for transformations regarding cognitive or behavioral patterns of the patient. Given the promising research findings in this area, e.g., effective nightmare treatment with Imagery Rehearsal Therapy, it seems desirable to include methods of working with dreams into cognitive-behavioral training. Key words: working with dreams, nightmares, cognitive-behavioral therapy Prof. Michael Schredl Schlaflabor Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Postfach 12 21 20 D-68072 Mannheim E-Mail: [email protected] nach oben Wachsymptomatik und Trauminhalt bei ambulanten Psychiatriepatienten Valérie Schäfer & Klaus Bader Zusammenfassung: Fragestellung: In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob in Traumberichten von ambulanten Psychiatriepatienten Hinweise auf störungsspezifische Inhalte vorkommen und ob ein Zusammenhang zwischen dem Ausprägungsgrad der Wachsymptomatik und dem Trauminhalt besteht. Methodik: 37 ambulante Psychiatriepatienten führten während sieben Tagen ein Traum- und Schlaftagebuch und füllten Selbstbeurteilungsskalen zur Erfassung der Symptomausprägung ihrer psychischen Störung aus. Die erhobenen Traumberichte wurden Trauminhaltsanalysen unterzogen. Ergebnisse: Die Traumberichte von Patienten mit affektiven Störungen wiesen mehr Hinweise auf Depressionssymptome, negativere Traumgefühle und häufigeres Erleben von Bedrohung auf als diejenigen von Angstpatienten. Der Ausprägungsgrad der Wachsymptomatik war zudem unabhängig von der diagnostischen Einordnung Seite 2 von 7 Psychologie aktuell: 2012-3 der Patienten mit einer stärkeren Inkorporation von psychopathologischen Symptomen sowie einem vermehrten Auftreten von unangenehmen Inhalten im Traum assoziiert. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstützen die Kontinuitätshypothese des Träumens und weisen darauf hin, dass sich die mit einer psychischen Störung verbundene symptomatische Belastung in den Trauminhalten von Betroffenen widerzuspiegeln scheint. Schlüsselwörter: Trauminhalt, Psychopathologie, Symptomausprägung, Depression, Angststörung Waking symptomatology and dream content in psychiatric outpatients Abstract: Aims: The aim was to examine whether psychopathological symptoms are incorporated into dreams of psychiatric outpatients and whether there is an association between the severity of daytime symptomatology and dream content. Method: 37 psychiatric outpatients recorded their dreams over a 1-week period at home, and completed a sleep log and self-rating scales assessing symptom severity of the psychiatric disorder. Dream content analyses were carried out. Results: Dream reports of patients with affective disorders contained more indications of depressive symptoms, more negative dream emotions, and a greater occurrence of threat than those of patients with anxiety disorders. Furthermore, severity of the daytime symptomatology was significantly associated with more incorporation of psychopathological symptoms into dreams and a greater number of unpleasant dream contents. Conclusions: These results are consistent with the continuity hypothesis of dreaming by suggesting that symptomatology of the waking state is reflected in dreams. Key words: dream content, psychopathology, symptom severity, depression, anxiety disorder Dr. phil. Valérie Schäfer Fachpsychologin für Psychotherapie FSP Universitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) Basel Zentrum für Spezielle Psychotherapie, Verhaltenstherapie-Ambulanz Wilhelm Klein-Strasse 27 CH-4012 Basel E-Mail: [email protected] Dr. phil. Klaus Bader Leitender Psychologe, Verhaltenstherapie-Ambulanz Universitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) Basel Zentrum für Spezielle Psychotherapie, Verhaltenstherapie-Ambulanz Wilhelm Klein-Strasse 27 CH-4012 Basel E-Mail: [email protected] nach oben Fliegen, Fallen und Flüchten Rainer Schönhammer Typische Träume und die Wahrnehmung Seite 3 von 7 Psychologie aktuell: 2012-3 Zusammenfassung: Eine Reihe von Traumgeschehnissen treten universell auf; insbesondere Fliegen, Fallen, Flüchten (Verfolgung) und motorische Blockade. Die Analyse von Mustern und Kontexten dieser herausragenden Themen typischer Träume zeigt, dass sie sich wahrscheinlich der Wahrnehmung des Zustandes von Körper und Geist an der Grenze zwischen Schlaf und Wachen verdanken. Aufschlussreich sind die Kombination von Themen im selben Traum und die Beziehung zum Prozess des Erwachens. Der Aufsatz zeigt auf, inwiefern typische Träume luziden Träumen und der Schlaflähmung verwandt sind. Die vorgeschlagene Erklärung klassischer Traumerlebnisse macht verständlich, warum Belastungssituationen des wachen Lebens zu erschreckenden Traumerlebnissen führen können, ohne in den Träumen aufzuscheinen. Auch unabhängig von der weiteren Erhärtung durch künftige Forschung (für die der Aufsatz Anregungen gibt) könnte das dargelegte Konzept eine unterstützende Rolle in der Therapie des Leidens unter Alpträumen spielen. Schlüsselwörter: Intensive Träume, Alpträume, gefühlte Anwesenheit, luzides Träumen, Schlafparalyse Flying, Falling, Being chased Typical Dreams and Perception Abstract: Some dream events occur universally; this is especially true for flying, falling, being chased and motor inhibition. The analysis of patterns and contexts of these typical dreams reveals that they are probably elicited through the dreamer s perception of the actual state of body and mind in the twilight of sleep and waking. Evidence stems from the occurrence of combinations of the mentioned dream events and their relation to the process of waking up. The essay demonstrates the kinship of typical dreams with lucid dreaming and sleep paralysis: The suggested explanation of intense dreaming elucidates the fact that stressing occurrences of waking life may cause frightening dreams without being traceable in the events of these dreams. Independently of the corroboration by further research (for which the essay makes suggestions) the proposed explanation of intense dreaming might proof as supportive for the therapy of those who suffer from nightmares. Key words: intense dreams, nightmares, felt presence, sleep paralysis, lucid dreaming Prof. Dr. Rainer Schönhammer Kunsthochschule Halle Psychologie der Gestaltung Postfach 200252 D-06003 Halle (Saale) E-Mail: [email protected] nach oben Kognitive Verhaltenstherapie bei Albträumen Victor I. Spoormaker & Jaap Lancee Zusammenfassung: Albträume sind ein relativ häufig vorkommendes Seite 4 von 7 Psychologie aktuell: 2012-3 Beschwerdebild. Sie stören den Schlaf und führen zu sozialen oder beruflichen Beeinträchtigungen. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die Wirksamkeit verschiedener Behandlungsmethoden der Kognitiven Verhaltenstherapie, unter anderem im Rahmen von Selbsthilfeprogrammen. Für die Methoden Exposition und Imagery-Rehearsal-Therapie besteht zum jetzigen Zeitpunkt die beste empirische Evidenz, und weiterhin suggeriert auch eine große vergleichende Studie, dass die Desensitivierung gegenüber der Albtraumerinnerung ein wirksamer Baustein bei der Behandlung von Albträumen zu sein scheint. Insgesamt kommen wir zu dem Schluss, dass Albträume ein eigenständiges Beschwerdebild darstellen, welches wirksam behandelt werden kann. Schlüsselwörter: Albträume, Behandlung, Exposition, Imagery Rehearsal, Selbsthilfe Cognitive-Behavioral Therapy for Nightmares Abstract: Nightmares are a frequently occurring complaint that disturb the sleep and can impair social or occupational functioning. This article reviews the evidence for the efficacy of several cognitive-behavioral techniques for nightmares, also in the framework of self-help treatment. To date, the cognitive-behavioral techniques exposure and imagery rehearsal therapy have gained most empirical support, and comparative studies suggest that desensitization of the nightmare memory may be the main therapeutic factor in the non-pharmacological treatment of nightmares. In conclusion, the evidence indicates that nightmares can be viewed as an independent sleep disorder that can be treated effectively. Key words: nightmares, treatment, exposure, imagery rehearsal, self-help Victor I. Spoormaker Max-Planck-Institut für Psychiatrie Kraepelinstr. 2-10 D-80804 München E-Mail: [email protected] nach oben Behandlung chronischer Alpträume mittels IRT eine Falldarstellung Kathrin Hansen, Tana Kröner, Michael Schredl & Regina Steil Zusammenfassung: Ein Überblick über verschiedene Therapieverfahren in der Behandlung chronischer Alpträume wird gegeben. Ebenso erfolgt eine Falldarstellung zur Intervention bei einer Patientin, die im Rahmen einer Therapiestudie zur Behandlung chronischer Alpträume behandelt wurde. Die Probandin litt seit acht Jahren unter wiederkehrenden Alpträumen unbekannter Ursache und wurde mittels Imagery Rehearsal Therapy (IRT) behandelt. Durch die Therapie gelang es, die Alpträume vollständig zu beseitigen. Dieser Behandlungserfolg hielt auch über einen Katamnesezeitraum von 11 Wochen an. Schlüsselwörter: Falldarstellung, chronische Alpträume, Behandlung, Imagery Rehearsal Seite 5 von 7 Psychologie aktuell: 2012-3 Treating chronic nightmares a case-study Abstract: In this paper a research overview with respect to the treatment of chronic nightmares is presented. Furthermore the present report provides a detailed case report of a 51 year old women, who suffered from chronic nightmares since eight years. She was treated via Imagery Rehearsal Therapy (IRT). Nightmares disappeared completely, these results also were maintained at 11 weeks follow-up. Key words: case study, chronic nightmares, treatment, imagery rehearsal Kathrin Hansen Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Varrentrappstr. 40-42 D-60054 Frankfurt E-Mail: [email protected] Tana Kröner Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Varrentrappstr. 40-42 D-60054 Frankfurt E-Mail: [email protected] Michael Schredl Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, J 5 D-68159 Mannheim E-Mail: [email protected] Regina Steil Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main Varrentrappstr. 40-42 D-60054 Frankfurt E-Mail: [email protected] nach oben Standardisierte Alptraumtherapie als zusätzliches Therapieverfahren bei Depressionen und Posttraumatischer Belastungsstörung Johanna Thünker & Reinhard Pietrowsky Zusammenfassung: Alpträume sind ein Phänomen, das bei vielen Menschen auftritt. Ein gehäuftes Auftreten findet man bei Menschen mit psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Ein alptraumspezifisches Vorgehen ist in der psychothera−peutischen Praxis jedoch selten, obwohl es einige vielversprechende Therapieansätze gibt. Hierzu zählt insbesondere die Imagery Rehearsal Therapy (IRT), ein kognitiv-rekonstruktives Verfahren, in dessen Zentrum die Modifikation des Alptraumhergangs steht. In dieser Untersuchung soll geprüft werden, wie gut ein deutschsprachiges Alptraumtherapieprogramm, das auf Basis der IRT entwickelt wurde, als Add-on Verfahren zur Seite 6 von 7 Psychologie aktuell: 2012-3 Alptraum−behandlung bei depressiven PatientInnen sowie PatientInnen mit PTBS geeignet ist. Es wurden 19 depressive Patienten sowie 13 PTBS-Patienten mit der standardisierten Alptraumtherapie behandelt und mit einer Kontrollgruppe von 21 Patienten, die primär unter Alpträumen litten, verglichen. Es zeigte sich am Ende der Interventionsphase eine Verbesserung in allen Gruppen bezüglich der Alptraumfrequenz und der erlebten Angst während der Alpträume, allerdings unterschieden sich die Gruppen bezüglich ihrer Ausgangssymptomatik, und die Angst während des Traums konnte in der PTBS-Gruppe weniger reduziert werden, als in den anderen beiden Gruppen. Bei einer Katamnesemessung 10 Wochen später zeigte sich, dass die primären Alpträumer am meisten profitierten, die PTBS-Patienten tendenziell am wenigsten. Mögliche Ursachen für diese Unterschiede und Implikatio−nen für das Vorgehen in der psychotherapeutischen Praxis werden diskutiert. Schlüsselwörter: Alpträume, Imagery Rehearsal Therapy, Depression PTBS Standarized Nightmare Therapy as an Add-on Treatment in Depressive and PTSD Patients Abstract: Nightmares are a common phenomenon, especially in people with other mental disorders like depression, anxiety disorders or post traumatic stress disorder (PTSD). Some auspicious approaches already exist. Notably the approach of Imagery Rehearsal Therapy (IRT), a cognitive-restructuring treatment. A German-speaking manual for the treatment of nightmares based on IRT has been developed. This study is intended to prove the usability for this treatment as an add-on treatment in depressive patients or patients suffering from PTSD. For this purpose, 19 depressive patients, 13 PTSD-patients and 21 primary nightmare sufferers were investigated. At the end of the intervention an improvement was shown regarding the nightmare frequency and the anxiety during the nightmares. But patients differed regarding their degree of initial symptoms. The anxiety during the nightmare was shown to be reduced to a lesser degree in PTSD-patients. After a ten-week-catamnesis period primary nightmare sufferers did benefit most from the nightmare treatment. Possible causes for these differences and implications for psychotherapeutic practice will be discussed. Key words: nightmare disorder, Imagery Rehearsal Therapy, depression, PTSD Dr. Johanna Thünker Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Abt. Klinische Psychologie Universitätsstr. 1 D-40225 Düsseldorf E-Mail: [email protected] nach oben Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin im Online-Shop... Seite 7 von 7