AUGSBURG sucht die LERCHE – machen Sie mit! Welch ein Musizieren und Tirellieren … Kaum ein anderer Vogelgesang ist so bekannt und einprägsam wie der der Feldlerche. Bereits im zeitigen Frühjahr beglückt ihr Trillern hoch oben vom Himmel den Besucher von Feldfluren, Wiesen- und Weidelandschaften. Und die Gesangsaktivität hält lange an. Noch in den heißen Sommermonaten, wenn die Luft über den reifen Getreidefeldern flimmert, gibt die Feldlerche ihren stimmungsvollen Fluggesang zum Besten. Zu den Mitbewohnern der Feldlerche gehören auch Kiebitz, Rebhuhn oder Feldhase. Zusammen bilden Sie eine Lebensgemeinschaft, die sich im Laufe von Jahrhunderten an die bäuerliche Bewirtschaftung unserer Landschaft angepasst hat. Das Schweigen der Lerchen Doch in vielen Feldfluren ist es still und einsam geworden. Früheres und häufigeres Mähen, schnellere Erntemaschinen, veränderte Fruchtfolgen, schneller wachsende Feldfrüchte, die Entfernung von Hecken und Säumen im Zuge von Flurbereinigungen und der verstärkte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft sind die wesentlichen Gründe für den Rückgang vieler Arten, die in unserer Feldfluren einst häufig waren. Dafür einfach den Landwirten die Schuld zu geben, ist jedoch zu kurz gegriffen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die Landwirte unsere Nahrung produzieren - in ausreichender Menge, in guter Qualität und zu vergleichsweise niedrigen Preisen. © PN Dazu zwei interessante Zahlen: · Ein Landwirt versorgt in Deutschland etwa 130 Menschen. · Die deutschen Haushalte geben heute durchschnittlich nur noch 11% ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. Vor 100 Jahren lag dieser Anteil noch bei 60%. Das Schweigen der Lerchen hängt somit indirekt mit den veränderten agrarpolitischen Rahmenbedingungen zusammen, die zu einer Intensivierung der Landwirtschaft führten. Letztendlich ist es auch unser Verbraucherverhalten, was den Markt und somit die Art der Bewirtschaftung steuert. Den Feldvögeln unter die Arme greifen Durch gezielte Maßnahmen möchte der Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg versuchen, die Feldvögel im Stadtgebiet zu erhalten. Sehr wichtig ist zum Beispiel der Erhalt von wildtiergerechten Ackerbrachen. Auch die Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen hilft unseren Feldbewohnern. Wo sind Augsburgs Lerchen? – Helfen Sie uns! Begeben Sie sich auf die Suche nach Vögeln der Feldflur und teilen Sie uns Ihre Beobachtungen mit. Diese Broschüre soll Ihnen als Bestimmungshilfe dienen. Sie beinhaltet Bilder und Beschreibungen der Vogelarten, die für die Augsburger Feldflur typisch sind. Mit Ihrer Hilfe können wir abschätzen, wo sich im Stadtgebiet noch wichtige Vogelvorkommen der Feldflur befinden. Gleichzeitig wird sich im Jahr 2010 ein Expertenteam aus Ornithologen auf die Suche begeben. Die erhobenen Daten dienen uns für die Planung und Durchführung konkreter Artenhilfsmaßnahmen. Rebhuhn (Perdix perdix) Rebhühner sind in ihrer Größe vergleichbar mit Stadttauben. Im Prachtkleid unterscheidet sich das Männchen deutlich vom Weibchen. Besonders auffällige Merkmale sind dann der leuchtend orangefarbene Kopf und der schwarze Brustfleck. Der Revierruf des Männchens - ein krächzendes „kierreck“ – ist vor allem im Spätwinter und zeitigen Frühjahr zu hören. Die Rufaktivität konzentriert sich auf die Morgen- und Abendstunden. Zu einem optimalen Rebhuhnlebensraum gehören Ackerfluren mit einem hohen Anteil an Bracheflächen, Altgrasstreifen, Stoppeläckern (im Winter) und Hecken. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Vor allem Jungtiere benötigen in der Aufwuchsphase aber auch Insekten zur Eiweißversorgung. Rebhühner sind Standvögel, dass heißt, sie verbringen auch den Winter bei uns. Ihr Nest bauen sie am Boden inmitten dichter Vegetation. In Bayern gilt das Rebhuhn als gefährdet. Für das Stadtgebiet Augsburg besteht sogar die Gefahr, dass das Rebhuhn komplett verschwindet. „Wussten Sie, dass Rebhühner noch vor 70 Jahren in Deutschland so häufig waren, dass sie zu Millionen geschossen und auf Märkten angeboten wurden? Rebhühner galten als „Arme Leute-Essen“. Die starke Bejagung hatte damals keinen negativen Einfluss auf die Rebhuhnpopulationen.“ © PN © RS-LBV Wachtel (Coturnix coturnix) Kiebitz (Vanellus vanellus) Die starengroße Wachtel lebt sehr verborgen in dichter Bodenvegetation in baum- und strauchfreien Wiesenund Feldfluren. Ihr Ruf, ein schlagendes „pick-werwick“, ist jedoch sehr auffällig und weit vernehmbar. Die Wachtel ist der einzige Zugvogel unter den europäischen Hühnervögeln. Die Überwinterungsgebiete liegen in Palästina und Nordafrika. Ihre Brutreviere besetzen die Tiere im Mai. Das Nest wird in einem flachen Loch angelegt, in das 8 bis 13 Eier gelegt werden. Die Küken sind Nestflüchter. Wachteln ernähren sich von Samen und Insekten. In Bayern steht die Wachtel auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten. Wie viele Brutpaare noch in Augsburg vorkommen, ist unbekannt. Sicher ist jedoch, dass die Art in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen hat. Der taubengroße Kiebitz gehört zur Familie der Regenpfeifer. Besonders eindrucksvoll sind die akrobatischen Balzflüge der Männchen. Kiebitze sind Kurzstreckenzieher. Einige überwintern in großen Trupps an den Seen im Alpenvorland, wo sie auf Schlammflächen am Ufer nach Nahrung (kleine Wasserinsekten, Würmer und Krebse) suchen. Im März werden die Brutreviere besetzt. Dabei bilden Kiebitze oft lockere Brutkolonien mit bis zu 20 Paaren. Das Nest ist eine Mulde am Boden und wird häufig mit Halmen und anderen Pflanzenteilen gepolstert. Kiebitzküken sind Nestflüchter. Schon kurz nach dem Schlüpfen unternehmen sie, je nach Futterangebot, mit ihren Eltern bis zu 3 km lange Wanderungen. Kiebitze brüten hauptsächlich in offenen, flachen Landschaften auf Wiesen und Weiden, gerne an Gewässerrändern, in Feuchtwiesen, Heiden und Mooren. In den letzten Jahrzehnten haben Kiebitze auch Felder und Äcker als Brutplatz entdeckt, so zum Beispiel auf dem Augsburger Hochfeld und im Norden der Stadt. In Bayern ist der Kiebitz stark gefährdet. Im Stadtgebiet existieren nur noch weinige Brutpaare. „Wussten Sie, dass die Wachtel der kleinste europäische Hühnervogel ist?“ „Wussten Sie, dass Kiebitze ein Leben lang zusammen bleiben und stets zu ihrem angestammten Brutplatz zurückkehren?“ © ZT-LBV © HT-LBV Feldlerche (Alauda arvensis) Schafstelze (Motacilla flava) Feldlerchen sind ungefähr starengroß. Die Männchen charakterisiert eine aufstellbare Federhaube. Der Gesang wird überwiegend im Singflug vorgetragen. Auffällig ist die ununterbrochene Folge von rhythmisch wiederholten rollenden, trillernden oder zirpenden Tönen, in die gelegentlich Nachahmungen anderer Vogelgesänge eingeflochten werden. Der Gesang dauert in der Regel zwischen 3 und 15 Minuten; er ist zwischen Februar und Juli von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu hören. Feldlerchen sind Teilzieher. In milden Wintern kann man sie bei uns ganzjährig beobachten. In Mitteleuropa sind sie hauptsächlich an landwirtschaftliche Flächen gebunden. Das Nest befindet sich am Boden, wo es, zwischen Grasbüscheln versteckt, sehr schwer zu finden ist. Die Nahrung besteht aus Insekten und pflanzlichen Bestandteilen. Der früher sehr häufige Brutvogel gilt in Bayern mittlerweile als gefährdet. In einigen Gebieten Deutschlands sind die Bestände um 75% zurückgegangen! Die Schafstelze ist etwa sperlingsgroß. Kehle und Brust sind bei den Männchen leuchtend gelb und bei den Weibchen blassgelb. Der Gesang ist recht unauffällig. Er besteht aus einer Reihe von „zip“-Lauten, die meist von einer Warte oder manchmal auch im Singflug vorgetragen werden. Schafstelzen sind Zugvögel. Sie treffen im April in ihren Brutgebieten ein. In der Region Augsburg brütet die Art mit Vorliebe in Kartoffel-, Rüben- und Rapsfeldern. Das Nest wird, gut versteckt unter der Vegetation, in einer Bodenvertiefung angelegt. Fluginsekten sind die Hauptbeute von Schafstelzen. In Bayern gilt der Bestand der Schafstelze als gefährdet. „Wussten Sie, dass Feldlerchen zwischen den einzelnen Gesangsstrophen nur 0,2 Sekunden brauchen, um Luft zu holen?“ „Wussten Sie, dass Experten die europäischen Schafstelzen in fünf Unterarten aufteilen? Die bei uns vorkommende Unterart ist die Wiesenschafstelze. “ © RG-LBV © PN Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) Dorngrasmücke (Sylvia communis) Sumpfrohrsänger sind etwas kleiner als Sperlinge. Ihr Gesang ist ein schnell vorgetragenes Geplapper, das fast ausschließlich Nachahmungen anderer Vogelgesänge enthält. Bei uns ist der Langstreckenzieher von Mai bis September anwesend. Das Winterquartier liegt südlich des Äquators in Afrika. Sumpfrohrsänger leben in Gewässernähe in dichtem Schilf, Gebüsch oder Getreidefeldern. In den vergangenen Jahren hat die sehr anpassungsfähige Vogelart auch Rapsfelder als Bruthabitat entdeckt. Das Nest wird kunstvoll aus Gräsern zwischen Pflanzenhalmen geflochten. Sumpfrohrsänger ernähren sich von Spinnen, Weichtieren und Insekten. Der Sumpfrohrsänger ist aktuell nicht gefährdet. Dorngrasmücken sind etwas kleiner als Sperlinge. Sie sind sehr lebhaft. Insbesondere das Männchen singt oft auf exponierten Warten und startet von dort aus Singflüge, um kurz danach wieder im Dickicht zu verschwinden. Bei uns ist der Langstreckenzieher von Mai bis September anwesend. Das Winterquartier liegt südlich des Äquators in Afrika. Dorngrasmücken brüten in Heckenlandschaften. In den letzten Jahren wird vermehrt beobachtet, dass sie Ackerbrachen mit Hochstauden als Brutbiotop nutzen. Dorngrasmücken ernähren sich von Spinnen, Weichtieren, Beeren und Insekten. Die Dorngrasmücke ist aktuell nicht gefährdet. „Wussten Sie, dass Sumpfrohrsänger Meister im Imitieren von Vogelgesängen sind? Über 200 imitierte Vogelarten sind bekannt, darunter befinden sich mehr als 100 Arten aus den afrikanischen Durchzugs- und Überwinterungsgebieten!“ „Wussten Sie, dass sich der Name „Grasmücke“ im Laufe der Jahrhunderte aus dem Wort „Grauschmiege“ entwickelt hat? „Grau“ meint dabei die unscheinbare Farbe der Vögel und „Schmiege“ beschreibt ihr schmiegendes (heimliches) Verhalten in der Hecke.“ © PN © PN Neuntöter (Lanius collurio) Feldsperling (Passer montanus) Neuntöter sind etwas kleiner als Stare. Der Vogel ist vor allem durch sein Verhalten bekannt, Beutetiere auf Dornen aufzuspießen. Neuntöter sind Langstreckenzieher. Sie überwintern im südlichen Afrika. Ihr Brutrevier besetzen sie im Mai. Ein ideales Neuntöterrevier besteht aus einem gut überschaubaren, sonnigen Gelände, welches offene Bereiche mit niedrigem oder kargem Bewuchs (zum Beispiel Staudenfluren, Wiesen, Trockenrasen) sowie Hecken oder Gehölzgruppen aufweist. Zur Nahrung zählen vorwiegend Großinsekten, aber auch kleine Säugetiere und Vögel. In unserer Region kann man Neuntöter in mit Hecken durchsetzten Ackerfluren beobachten, wie zum Beispiel im Augsburger Norden. Der Neuntöter ist eine europaweit geschützte Art. In Augsburg sind die Bestände relativ stabil. Feldsperlinge brüten in Gehölzen in der Nähe von Siedlungen und Feldern. Sie sind gesellig und schließen sich im Winter Schwärmen von Ammern und Finken an. Feldperlinge kommen in ganz Europa vor, außer in Mittel- und Nordskandinavien und Island. Als Nahrung dienen Samen von Gräsern, Kräutern und Getreide. Jungvögel erhalten von ihren Eltern Insekten, wie Raupen, Heuschrecken und Käfer. Der ehemalige „Allerweltsvogel“ zeigt schon seit einigen Jahren abnehmende Bestandszahlen, weswegen er in die Vorwarnliste der gefährdeten Arten aufgenommen wurde. „Wussten Sie, dass sich der Name Neuntöter auf den irrigen Volksglauben bezieht, er würde erst neun Beutetiere aufspießen, bevor er sie verspeist?“ „Wussten Sie, dass Feldsperlinge inzwischen auch in Nordamerika und Australien vorkommen? Sehr wahrscheinlich sind sie auf Schiffen als „blinde Passagiere“ dorthin gelangt. © PN Goldammer (Emberiza citrinella) Goldammern sind etwa sperlingsgroß. Sie leben in offenen Kulturlandschaften mit Feldgehölzen, Hecken und Büschen. Im Winter ziehen sie in großen Trupps umher und suchen auf Feldern nach übriggebliebenen Samen. Besonders einprägsam ist der melancholische Gesang der Goldammer, der sich mit „wie wie wie hab ich dich liiiiieb“ umschreiben lässt. Goldammern bauen ihre Nester auf dem Boden oder in Bodennähe. Auch der Bestand dieses regelmäßigen Brutvogels hat in den vergangen Jahren abgenommen. Die Goldammer wurde deshalb in die Vorwarnliste der gefährdeten Arten aufgenommen. „Wussten Sie, dass Goldammern zu den wenigen Vogelarten gehören, die auch in der Mittagshitze singen?“