Soziologie - Hausarbeit

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Inhaltsverzeichnis
Einleitung........................................................................... 2
1. Einführung..................................................................... 3
1.1. Der Begriff der Ethik.......................................................... 3
1.2. Ethik und Wirtschaft.......................................................... 3
2. Verantwortung der Unternehmen................................ 5
2.1. Gewinn als Ziel.................................................................. 5
2.2. Der Faktor Mensch............................................................ 6
2.3. Ethik als Erfolgsfaktor........................................................ 7
2.4. Corporate Social Responsibility........................................ 7
2.5. Gefangenendilemma......................................................... 8
2.6. Zusammenfassung........................................................... 9
3. Globalisierung............................................................. 10
3.1. Entstehung...................................................................... 10
3.2. Folgen............................................................................. 11
3.3. Politischer Einfluss.......................................................... 11
3.4. Veränderung der Verantwortung..................................... 12
Schlussteil....................................................................... 13
Quellenverzeichnis......................................................... 14
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Bastian Hagmaier
Ethik in der Wirtschaft
Einleitung
Fast täglich kann man in den Medien über die Streichung von Arbeitsplätzen lesen, über neu beschlossene Liberalisierungsmaßnahmen, über die Abwanderung von Produktionsstandorten in Billiglohnländer. Die Hilfe für Arbeitslose wird gekürzt, die Lohnnebenkosten sollen weiter sinken. Selbst früher unantastbare Bereiche wie das Gesundheitswesen sind nicht sicher vor Einsparungen, mit der Begründung, Deutschland müsse im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben.
Gleichzeitig rufen die Parteien ihre Mitglieder zur Schärfung ihrer
sozialen Profile auf. Ethisch-soziale Fragestellungen nehmen einen
immer größerwerdenden Stellenwert in den Grundsatzprogrammen der
Parteien und auch im Wahlkampf ein.
Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu erklären? Oder geht es in
der Wirtschaft nur darum, immer mehr und mehr Geld zu verdienen, egal auf wessen Kosten? Wessen Verantwortung ist es, negativen Entwicklung entgegenzutreten, der freien Marktwirtschaft Grenzen zu setzen und Werte zu definieren?
In dieser Hausarbeit soll versucht werden, einige dieser Fragestellungen zu beantworten. Dazu gliedert sich diese Arbeit in drei Bereiche:
Der erste beschreibt die theoretischen Grundlagen der Ethik in der
Wirtschaft, der zweite geht auf die ethische Verantwortung der Unternehmen ein, der dritte auf die Globalisierung, die Möglichkeiten des
Staates und wo dessen Grenzen liegen.
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1. Einführung
1.1. Der Begriff der Ethik
Der Begriff Ethik, abgeleitet vom griechischen Wort „ethos“ = Gewohnheit, bezeichnet die Lehre vom richtigen bzw. guten Handeln. Dabei ist Ethik - im Gegensatz zu Moral - die Reflexion über bereits Geschehenes, ob das gewohnheitsmäßige Handeln auch wirklich gut und
richtig ist, sozusagen das Nachdenken über die menschliche Lebensgestaltung. Ethik soll die wichtigen Fragen des menschlichen Miteinanders klären. Was ist gut und böse, was ist richtig und falsch? Dabei sollen die ethischen Grundsätze möglichst allgemein gültig sein und nicht
nur situationsbedingt gelten. Wenn heute etwas falsch war, kann es
morgen nicht plötzlich richtig sein.
Trotzdem soll Ethik auch über bestehende Konventionen nachdenken. Die Tatsache, dass etwas schon immer so gemacht wurde, bedeutet nicht, dass es ethisch richtig ist. Menschliche und gesellschaftliche
Verhaltensweisen werden von der Ethik laufend infrage gestellt.
Dabei ist die Ethik keine Wissenschaft wie die Mathematik. Es gibt
keine Formelsammlung, aus der richtig oder falsch abgelesen werden
können. Ethik entwickelt sich durch kulturelle und religiöse Eindrücke
und durch Erziehung. Daher gibt es, was ethische Fragestellungen angeht, keine absolute Grundlage. Sie entsteht in der Diskussion und im
gegenseitigen Konsens und ist damit stetig im Wandel, muss immer
neu überdacht werden. Ethik kann demnach auch nur durch die Zusammenarbeit mehrerer entstehen, um eine möglichst „objektive“
Sichtweise der Dinge zu ermöglichen (vgl. Enderle u.a. 1993: 249 ff. und
Steinmann/Schreyögg 2006: 115).
1.2. Ethik und Wirtschaft
Auch in der Wirtschaft wird das Handeln von Unternehmen von
Menschen gelenkt, das wird oft übersehen. Es gibt nicht „das Unternehmen“, sondern die Menschen, die es führen. Daher hat jeder
-4Mensch eine ethische Verantwortung in seinem wirtschaftlichen Handeln.
Zunächst hat er diese durch seine Funktion als Konsument. Mit jedem getätigten Einkauf beeinflussen wir die ethischen Grundlagen unserer Gesellschaft zu einem kleinen Teil. Kaufen wir billiges Gen-Food,
Schuhe, die von Kindern hergestellt wurden, Beautyprodukte, die an
Tieren getestet wurden oder entscheiden wir uns für Bioprodukte (und
ähnliches)?
Durch jede Interaktion mit der Gesellschaft geben wir unsere Werte
an andere weiter. Jeder nimmt täglich an einer Wertediskussion teil und
vermittelt damit seine eigenen Vorstellungen, sei es jetzt am Stammtisch, bei der Erziehung der Kinder oder mit der Teilnahme an einer
Demonstration.
Diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig stark und stehen
ständig im Austausch. Die Gesellschaft beeinflusst die Industrie, die Industrie die Gesellschaft und das prägt schlussendlich unsere Wertevorstellungen (vgl. Enderle u.a. 1993: 252 ff.).
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2. Verantwortung der Unternehmen
"Nach der Selbstzerstörung des kommunistischen Systems laufen wir nun Gefahr, dass der Kapitalismus zwar
sich nicht selbst zerstört, dafür aber die moralischen
Grundlagen unserer menschlichen Existenz."
- Klaus Schwab, schweizer Wirtschaftswissenschaftler
2.1. Gewinn als Ziel
„The social responsibility of business is to increase its profits (- and
nothing else)“ behauptet Milton Friedman in einem Essay im NewYork
Times Magazine 1970 (vgl. Ulrich 2001: 400). Ist die Gewinnorientierung die einzige „soziale“ Verpflichtung eines Unternehmens? Die ethische Verantwortung wäre demnach bereits dadurch gedeckt, dass ein
Unternehmen versucht, profitabel zu sein, um es selbst am Leben zu
erhalten und somit dafür zu sorgen, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben,
im Idealfall sogar neu geschaffen werden können. Damit entsprächen
die moralischen und ökonomischen Ideale eines Unternehmens einander. Die einzigen Regeln, an die sich Unternehmen zu halten hätten,
wären die grundlegenden Vereinbarungen der Gesellschaft selbst, in
der das Unternehmen existiert. Die Dinge also, die gemeinhin als „normal“ akzeptiert werden, so Friedman (vgl. Ulrich 2001: 401f.). Unklar bleibt
bei dieser Überlegung allerdings, wie weit ethische Grundsätze, wenn
sie in der Gesellschaft verankert sind, in diesem Falle auf das Unternehmen Einfluss haben.
Klar ist, im Grundsatz müssen Unternehmen nach Gewinn streben.
Es stellt sich die Frage, inwieweit es dann überhaupt möglich ist, dass
Unternehmen ethische Regeln selbst aufstellen und berücksichtigen, da
sie immer unter diesem „Zwang zur Gewinnmaximierung“ stehen. Der
Spielraum, der Unternehmen zur Umsetzung ethischer Grundwerte zur
Verfügung steht, richtet sich in seinem Umfang danach, wie weit es die
vorausgesetzte Gewinnorientierung zulässt (vlg. Enderle u.a. 1993: 482f.).
Dies würde also bedeuten, ethisches Handeln steht Gewinnmaximie-
-6rung entgegen. Ist das ein Fakt? Schmälert ethisches Verhalten
zwangsläufig den Gewinn?
2.2. Der Faktor Mensch
Völlig unberücksichtigt bleibt bei dieser Behauptung die Tatsache,
dass es zwar dem Unternehmen als Ganzes um Gewinnmaximierung
gehen mag, das gedankliche Konstrukt „Unternehmen“ aber aus Mitarbeitern besteht, deren Ziel nicht automatisch die Maximierung von Geld
ist. Das zumindest sagt die „Zwei-Faktoren-Theorie“ von Herzberg. Ihr
zufolge ist die Motivation der Mitarbeiter in zwei Bereiche aufgeteilt.
Der erste Bereich („dissatisfiers“) beschreibt Faktoren, die der Motivation entgegenstehen. Dazu gehören z.B. schlechte Arbeitsplatzsituation, keine Aufstiegschancen und subjektiv zu geringe Entlohnung, kurz
die „Arbeitsumwelt“ (Herzberg). Diese Faktoren können zu Unzufriedenheit führen, der Fortfall dieser Probleme erzeugt aber noch keine Motivation.
Der zweite Bereich („satisfiers“) sind Faktoren, die Motivation schaffen. Hierzu zählen Erfolgserlebnisse, Verantwortung und generell Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung. Herzberg bezeichnet diese als den
„Arbeitsinhalt“. Sie stellen die Arbeitszufriedenheit und damit die intrinsische Motivation her. Je mehr davon zu finden ist, desto mehr Freude
hat der Mitarbeiter an seiner Arbeit und umso eher kommt er dem von
Herzberg als oberstes Ziel definierten Zustand, der „Selbstverwirklichung“, näher. Seinen empirischen Studien zufolge gehört das Einkommen grundsätzlich in die erste Kategorie. Zu wenig Geld demotiviert also, mehr Geld motiviert hingegen nicht dauerhaft (vgl. Steinmann/
Schreyögg 2005: 559ff),
anders als man es noch zu Zeiten des Fordismus
bzw. Taylorismus glaubte.
Motivation und damit Produktivität entstehen hauptsächlich aus anderen Faktoren als der Entlohnung. Dazu gehört unter anderem auch
die von den Mitarbeitern wahrgenommene ethische Verantwortung des
Unternehmens. Demnach fördert die Umsetzung ethischer Grundwerte
sogar die Gewinnmaximierung, da die Mitarbeiter motivierter arbeiten
und sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Je mehr das Hu-
-7man Capital zum entscheidenden Faktor bei der Erzielung von Gewinn
wird, sei es nun durch Innovationsfähigkeit oder pure Leistung, umso
mehr gewinnt die Motivation der Mitarbeiter auch an Bedeutung (vgl. Ulrich 2001: 419f.).
2.3. Ethik als Erfolgsfaktor
Eine Möglichkeit dieser Tatsache zu begegnen, ist, Ethik als eigenen
Erfolgsfaktor darzustellen. Nicht nur aus Perspektive der Mitarbeiter,
sondern auch der Gesellschaft, in der sich das Unternehmen befindet,
und dem damit verbundenen Markt, ist die Anwendung ethischer Gesichtspunkte positiv. Wenn ein ethisch zweifelhaftes Geschäft abgeschlossen wird, das kurzfristig rentabel erscheint, hat es auf lange Sicht
gesehen eher negative Auswirkungen. Der Ruf des Unternehmens ist
ebenso wichtig, wie die Gewinnerzielung bzw. ein schlechter Ruf steht
dieser entgegen (vgl. Ulrich 2001: 418f.).
Beispiele dafür wären die Verlagerung der Produktion ins Ausland,
der Abbau von Arbeitsplätzen oder das Bekanntwerden von Kinderarbeit in ausländischen Produktionsstätten.
Ein anderer Ansatz liegt darin, zwar an der Gewinnmaximierung
festzuhalten, aber zusätzlich eine Rechtfertigung für das erwirtschaftete
Kapital zu finden, indem es Forschung, Spenden, kulturellen Zwecken
oder ähnlichem zugute kommt und das Image auf diesem Weg gepflegt
wird. Argumentation: Wenn keine Gewinne erzielt werden, kann auch
keine dieser Investitionen zu einem guten Zweck stattfinden. Das Image
wird damit nachträglich „erkauft“ (vgl. Ulrich 2001: 422).
2.4. Corporate Social Responsibility
Als eine Lösung des Konflikts „Gewinnmaximierung“ vs. „Ethik“ hat
sich in der letzten Zeit der Ansatz der „Corporate Social Responsibility“
(CSR) ausgeprägt. Diese hat einen Moralkodex für die Unternehmensführung als Ziel, welcher die gegensätzlichen Interessen von Kunden,
Mitarbeitern, Investoren und Unternehmen auf eine gemeinsame Basis
bringen soll, sozusagen den gemeinsamen Nenner als Ziel hat. Ein
-8Beispiel, wie ein solcher Kodex aussehen kann, bildet das „Davoser
Manifest“, das 1973 auf einem Management Symposium in Davos vorgestellt wurde (vgl. Steinmann/Schreyögg 2005: 112).
Darin heißt es gleich zu Beginn:
„Berufliche Aufgabe der Unternehmensführung ist es,
Kunden, Mitarbeitern, Geldgebern und der Gesellschaft zu
dienen und deren widerstreitende Interessen zum Ausgleich zu bringen.“ (vgl. Steinmann Schreyögg 2005: 113)
Es findet eine Vereinigung früher sich entgegenstehender Interessen
statt. Angestrebtes Ziel ist, dass der Gewinn besonders hoch ist, ethische Grundwerte eingehalten werden und der Gesellschaft durch karitative Spenden gedient wird, dass also alle diese Punkte in größtmöglichem Ausmaß erfüllt werden.
Besonders interessant daran ist der Punkt der „Gesellschaft“. Corporate Citizenship wird dieser Ansatz genannt und beschreibt das Unternehmen als Teil der Gesellschaft. Es zeigt, dass die Unternehmen die
Wichtigkeit ihres gesellschaftlichen Ansehens erkannt haben und dass
es durchaus einen positiven Nutzen hat, nicht als ein notwendiges Übel
gesehen zu werden, sondern eine positive Assoziation beim Verbraucher sogar einen erheblichen Marktvorteil schaffen kann.
2.5. Gefangenendilemma
Obwohl diese Ansätze in der Theorie Sinn zu machen scheinen, haben sie dennoch ein Problem, das so genannte „Gefangenendilemma“.
Dieser Begriff stammt aus der Spieltheorie und beschreibt kurz zusammengefasst folgende Situation:
Zwei Gefangene werden getrennt verhört und haben folgende Optionen: Verrät einer den anderen, dann kommt der Verräter frei, der andere, der schweigt, muss für 20 Jahre ins Gefängnis. Schweigen beide,
müssen beide für 10 Jahre sitzen. Wenn beide reden, kommen sie für
15 Jahre hinter Gitter. Ergebnis: Am besten ist es zu reden, weil man
dann entweder frei kommt oder zumindest nur 15 und keine 20 Jahre
ins Gefängnis muss und das nur, weil man sich nicht darauf verlassen
-9kann, dass der andere nicht auch schweigt (vgl. „Gefangenendilemma“ auf
http://de.wikipedia.org/, Zahlen zur besseren Anschaulichkeit geändert).
Auf die Wirtschaft bezogen bedeutet das: wenn ein einzelnes Unternehmen ethische Verhaltensregeln einführen will, ist es grundsätzlich in
einer wirtschaftlich schlechteren Position wie seine Wettbewerber, da
es lukrative aber ethisch zweifelhafte Geschäfte ausschlagen muss. Es
kann sich nicht darauf verlassen, dass die Wettbewerber sich ebenso
verhalten. Konsequenz: Obwohl es möglich wäre, verzichtet das Unternehmen lieber auf die ethischen Überlegungen, weil es nicht weiß, wie
sich die anderen verhalten.
Einen Ausweg aus diesem Teufelskreis bieten Regelungen übergeordneter Institutionen. Dazu zählen beispielsweise Verbände, Branchen, Interessensgemeinschaften aber auch die Politik, deren Einschränkungen im nächsten Kapitel behandelt werden (vgl. Steinmann/Schreyögg 2006: 116).
2.6. Zusammenfassung
Zusammenfassend stellt sich also die Frage, ist Ethik in einer von
Gewinnmaximierung geprägten, kapitalistischen Wirtschaftswelt möglich?
Meiner Meinung nach ist sie nicht nur möglich, sondern notwendig.
Die Ausbeutung der Menschen in Staaten ohne ethische Regelungen,
ob nun von Regierungen oder selbstverpflichtend von Unternehmen erlassen, zeigt, wie groß das Elend sein kann. Marx prophezeite die
Selbstzerstörung des Kapitalismus und ohne die Einsicht, dass ethischsoziale Regelungen erforderlich sind, hätte er zweifellos recht behalten.
Eine Gesellschaft darf sich nicht nur auf die Ausbeutung der Schwächeren gründen. Ein gegenseitiges Miteinander, das den Starken die Möglichkeit gibt, den Schwachen zu helfen, ist das, was angestrebt werden
sollte. (Meinung des Autors)
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3. Globalisierung
"Ich glaube, dass die Globalisierung so gestaltet werden
kann, dass sie ihr positives Potential freisetzt."
- Joseph E. Stiglitz, US-amerikanischer Ökonom
Um zu verstehen, warum gerade in der letzten Zeit die Forderungen
nach den oben genannten ethischen Werten von Unternehmen so laut
geworden sind, müssen wir die Veränderung in der Ökonomie betrachten. Dabei ist der Hauptfaktor, der einen enormen Wandel verursachte
und auch für extreme Probleme verantwortlich ist, die Globalisierung.
3.1. Entstehung
Die Globalisierung ist ein Prozess, der schon vor Jahrzehnten begonnen hat. Wirklich rasant verändert hat sich die Weltwirtschaft wegen
ihr aber erst in den letzten 15 bis 20 Jahren. Als Ursachen hierfür werden meist die folgenden zwei Phänomene genannt:
Erstens: Der technologische Fortschritt. Innerhalb weniger Jahre
entwickelte sich die Informationstechnologie so enorm, dass der Fluss
von Informationen genau wie die weltweite Kommunikation überhaupt
erst möglich wurden und damit auch die Vernetzung verschiedener
Standorte eines Unternehmens. Durch die vergünstigten Transportmöglichkeiten wurde auch der weltweite Handel erleichtert. Hersteller aus
der ganzen Welt konkurrieren inzwischen untereinander. Viele Produkte
bestehen inzwischen aus Einzelteilen, die in den verschiedensten Ländern produziert wurden.
Zweitens: Öffnung der Märkte. Damit ist zum einen der Zusammenbruch des Kommunismus und die Öffnung des Ostblocks gemeint, zum
anderen aber auch Vereinbarungen über den weltweiten Handel, die
den grenzüberschreitenden Kapital- und Güterverkehr ermöglichten.
Dazu kommen noch Zollunionen (Beispiel EU) und Freihandelszonen
(Beispiel NAFTA), die Handel untereinander sogar ohne Zölle ermöglichen (vgl. Voeller 2004: 1f. und Giddens 1999: 67ff.).
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3.2. Folgen
Die Folge waren enorme Chancen. Das Wirtschaftswachstum einiger Regionen erreichte zweistellige Werte. Innerhalb weniger Jahre
wurden aus nationalen Unternehmen „Global Players“ mit Standorten in
vielen verschiedenen Nationen. Unternehmen begannen, ihre Produkte
auf der ganzen Welt zu vertreiben, die Produktvielfalt der einzelnen
Länder schnellte in die Höhe. Gleichzeitig sanken aufgrund der neuen
Konkurrenz die Preise für Verbrauchsgüter (vgl. Voeller 2004: 2 und Giddens
1999: 67ff.).
Doch gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. Waren früher Staaten in der Lage, Regulierungen zu treffen, die dem freien Kapitalismus
Grenzen setzten und die Möglichkeit für oben erwähnte ethische Maßnahmen überhaupt zu schaffen, beispielsweise die Pflicht zur Gründung
von Betriebsräten, so geraten jetzt auch sie unter den Konkurrenzdruck
der Globalisierung. Unternehmen gewannen die Möglichkeit, sich ihren
Standort frei auswählen zu können. Strenge Regulierungen von Staaten, was beispielsweise Arbeitszeiten, Tarifverträge oder soziale Bestimmungen betrifft, gelten nicht weltweit. Die Verlegung des Standorts
und somit die Umgehung dieser Bestimmungen wurde, aufgrund der
Globalisierung, möglich.
3.3. Politischer Einfluss
Damit geraten die Staaten zunehmend unter Druck. Auswandernde
Unternehmen bedeuten Steuerausfälle und steigende Arbeitslosigkeit.
Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist eine Verbesserung der
Standortfaktoren, wozu Sozialabbau, Senkung von Steuern und Lockerung von staatlichen Regulierungen zählen. Doch das führt zu einem
Teufelskreis, denn die anderen Länder schlafen nicht und handeln als
Reaktion ebenso. Nach und nach werden durch Regierungen erlassene
ethische Grundsätze aufgeweicht und verschwinden schließlich ganz
(vgl. Voeller 2004: 3f.).
Es kommt zu einer gegenseitigen Abhängigkeit der Länder untereinander. Um dem oben erwähnten Teufelskreis entgegenzuwirken,
- 12 kommt die moderne Politik nicht mehr umhin, ihr politisches Handeln
international abzustimmen, um ungewollte Gegenreaktionen zu verhindern. Grundsätzlich ist dies positiv zu bewerten, da der Einfluss einzelner Staaten abnimmt. Gleichzeitig haben kleine, wirtschaftlich eher
schwache Staaten keine eigenen Mittel mehr, um dem Einfluss der großen Wirtschaftsnationen, besonders den USA, etwas entgegenzusetzen. Diesen „großen Industrienationen“ haben damit eine besondere
Verantwortung, soziale und ethische Standards zu setzen.
Infolgedessen kommt es international auch zu Zusammenschlüssen,
wie beispielsweise der EU. So versuchen kleine Staaten zusammen ein
starkes Gegengewicht zu sonst übermächtigen „Partnern“ zu bilden (vgl.
Enderle u.a. 1993: 406ff.).
3.4. Veränderung der Verantwortung
Trotzallem schwindet die Einflussnahme der Politik zusehends. Um
wirtschaftlich attraktiv zu bleiben, kommen gerade kleinere Staaten
nicht umhin, ihre Regelungen zu lockern. Gleichzeitig tritt nun die Rolle
der Unternehmen selbst in den Vordergrund (vgl. Voeller 2004: 3f.). Wenn
die Staaten ihre Macht bei der Einflussnahme auf ethische Grundwerte
als Pflicht verlieren, liegt die Verantwortung nun bei den Unternehmen.
Es liegt bei ihnen, ob sie die Möglichkeiten voll ausreizen und Mitarbeiter für einen Hungerlohn ohne soziale Absicherung arbeiten lassen oder
Eigenverantwortung zeigen und selbst erkennen, dass es sich lohnt,
das „Richtige“ zu tun. (Meinung des Autors)
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Schlussteil
Wie wir gesehen haben, sind die Fragen nach der Verantwortung
nicht ohne weiteres zu beantworten. Unternehmen weisen sie ihrerseits
zurück, denn ihre Aufgabe läge darin, wirtschaftlich attraktiv zu bleiben
um ihren Mitarbeitern weiterhin Lohn und Arbeitsplätze sichern zu können. Staaten verweisen auf die sich ändernde politische Situation und
dass ihre Einflussmöglichkeiten immer weiter schwinden.
Die Globalisierung und der Kapitalismus selbst sind inzwischen so
zu einem Teil unserer Welt geworden, dass es nicht mehr darum geht
sich zu fragen, ob das der richtige Weg ist. Die Welt wird sich auch weiterhin verändern und ethische Grundwerte dabei festzuhalten wird unweigerlich immer mehr an Bedeutung gewinnen. Es liegt nun also bei
jedem Einzelnen, diese Werte in Gesellschaft und Wirtschaft einzubringen, sich bei jeder Entscheidung selbst zu fragen, „ist es das Richtige,
was ich da tue?“ und es nicht auf die Verantwortung der anderen abzuschieben.
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Quellenverzeichnis
Enderle, Georges [Hrsg.] u.a.. „Lexikon der Wirtschaftsethik“ Freiburg:
Herder, 1993
„Gefangenendilemma“ Online im Internet unter der URL
http://de.wikipedia.org/wiki/Gefangenendilemma am [03.08.2006]
Giddens, Anthony. „Soziologie“ Wien: Nausner & Nausner, 1999
Steinmann, Horst und Schreyögg, Georg. „Management“ Wiesbaden:
Gabler, 2005
Ulrich, Peter. „Integrative Wirtschaftsethik“. Bern: Haupt, 2001
Voeller, Joachim. Aus „Das Ulmer Universitätsmagazin“, Nr. 271, November 2004, S. 8-13
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