Artikel in Baupraxis Herbst 2016

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BAUPRAXIS
WOHNFLÄCHE VERDREIFACHT,
ENERGIEVERBRAUCH HALBIERT
Die Mieter-Baugenossenschaft Wädenswil ersetzt an der Neudorfstrasse
eine alte Siedlung mit einem energieeffizienten Neubau. Sie geht auch in
Sachen Vergabe einen positiven Weg.
Die 2,3 Millionen Gebäude in der Schweiz sind
für 50 Prozent des Energieverbrauches verantwortlich, wobei davon 40 Prozent auf den Betrieb entfallen, also unter anderem fürs Heizen oder für das Warmwasser. Damit steht fest,
wie wichtig die Baubranche für das Gelingen
der Energiewende ist. Bestehende Gebäude
zu sanieren verbessert die Energieeffizienz in
der Regel nicht genügend, zudem bleiben weitere Probleme ungelöst. So verfügen alte
Wohnungen über Grundrisse und Flächen, die
den aktuellen Wohngewohnheiten nicht mehr
entsprechen, zudem ist die Ausnutzung der
Grundstücke in der Regel optimierbar. Nur via
die Verdichtung wird es möglich sein, den Kulturlandverbrauch zu senken. Mit anderen
Worten: Ersatzneubauten sind sehr häufig die-
Der stellvertretende Bauleiter Nicolas Gmür: «Die Baumeisterarbeiten waren anspruchsvoll, wurden
aber sehr gut ausgeführt. Fotos:
bessere Lösung als Sanierungen. Der Schweizer Baumeisterverband kämpft deshalb auf
politischer Ebene dafür, dass Ersatzneubauten
Positives Beispiel in Wädenswil
vom Bund gefördert werden. «Aktuell setzen
Wohnbaugenossenschaften haben das Prob-
Am Bau Beteiligte
wir uns für die steuerliche Abzugsfähigkeit
lem erkannt und setzen bei alten Siedlungen
von Ersatzneubauten im Rahmen der Energie-
immer wieder auf Ersatzneubauten. So auch
Architektur: Esch Sintzel Architekten
Baumanagement: BGS & Partner
Bauingenieur: Ernst Basler und Partner
Baumeister: Füchslin Bauunternehmung AG
Fassade: Rüegg AG
Baugrubenaushub: JMS Risi AG
Betonelemente: Müller-Steinag BeElement AG
Fenster:
Sörensen
Fensterfabrik
Metallbauarbeiten: Oberholzer Metallbau
Energiecontracting:
EKZ
Zürich
Spengler-/Flachdacharbeiten:
Hüppi
Bedachungen
&
Spenglerei
Gipserarbeiten: Pisanelli Donato AG
Lüftungsanlagen: Lufttechnik AG
die Mieter-Baugenossenschaft Wä-
«Ersatzneubauten sind
sehr häufig die bessere
Lösung als
denswil, die sich entschieden hat,
eine Siedlung an der Neudorfstrasse in Wädenswil niederzureissen,
um an der gleichen attraktiven
Wohnlage mehr Wohnfläche zur
strategie 2050 ein», sagt Martin A. Senn, stell-
Verfügung stellen zu können, und das bei klar
vertretende Direktor des Schweizerischen
besseren Energiewerten.
Baumeisterverbands. «Der Nationalrat unter-
Planerisch war die Aufgabe nicht einfach
stützt uns, aber der Ständerat ist dagegen.
zu lösen, weil der Ersatzneubau für die drei
Jetzt gilt es, einen Kompromiss zu finden. Das
Wohnhäuser aus den Jahren 1931 und drei
ist entscheidend, denn eine Energiestrategie
Häusern aus den Jahren 1949 in einem eher
ohne Förderung der Ersatzneubauten wäre
klein strukturierten Umfeld stehen wird. Die
ein schlechter Witz!», so Senn.
Beschränkung auf das bisherige Areal brachte
8 Schweizer Bauwirtschaft Nr. 10 21.9.2016
BAUPRAXIS
Gegen die Strasse hin zeigt das neue Gebäude Ecken, im Innenhof erscheint es einladend in einer
Art U-Form.
es mit sich, dass die Mehranzahl an Wohnun-
men ist seit 2015 Teil der Marti AG Bauholding
gen – statt wie bisher 24 werden es 50 sein,
mit Sitz in Matt (GL).
Sorba
1sp 1/2
bei einer Verdreifachung der Wohnfläche – in
einem Gebäude Platz finden mussten, dieses
Keine einfache Aufgabe
durfte aber nicht wuchtig wirken. Die Lösung
Werner Füchslin räumt ein, dass der Grundriss
war ein Baukörper mit mehreren Winkeln.
des Baus eine grosse Herausforderung bedeu-
Vergabe an ortsansässiges
Unternehmen
Gefälle, und wir bauten teilweise auf einem
tet habe. «Zudem gibt es auf dem Areal ein
felsigen Untergrund.» Die Vermessungen fan-
«Wir beschäftigen, wenn immer möglich, orts-
den mit einem Tachymeter statt. Für das An-
ansässige Handwerker», erläutert Beat Baum-
zeichnen der Wände, was beim anspruchsvol-
gartner, Geschäftsführer der Mieter-Bauge-
len Grundriss nötig war, kam ein junger
nossenschaft Wädenswil. «ausser es hat
Geomatiker auf die Baustelle. Ihm hat es so
gefallen, dass er eine Maurerlehre
«Ihm hat es so gut gefallen,
dass er eine Maurerlehre
angefangen hat.»
angefangen hat.
Für das Treppenhaus kam eine spezielle Schalung der Firma Peri zum
Einsatz. Der Bauleiter Nicolas
Gmür von BGS & Partner Architekten lobt die Füchslin AG für die Ar-
keinen, der das Arbeitsvolumen stemmen
beiten. «Alles wurde qualititativ sehr gut aus-
kann. Es muss auch nicht immer der billigste
geführt.»
sein, uns sind Referenzen wichtig. GUs oder
TUs wollen wir keine.» Werner Füchslin, Ge-
Energieeffizienz
schäftsführer der Füchslin Baugeschäft AG, ist
Nicht nur in Sachen Verdichtung ist die neue
über diese Art der Vergabe voll des Lobes. Er
Siedlung beispielhaft, sondern auch in Ener-
habe es auch geschätzt, ohne GU, dafür mit
gieeffizienz werden klar bessere Werte er-
einem Bauleiter arbeiten zu können. Die
reicht. Die neue Überbauung wird Minergie-
Füchslin Baugeschäft AG hat den Sitz in Sams-
zertifiziert sein. «Bei den Heizkosten gehen
tagern und ist überwiegend in der Region Zü-
wir von einer Reduktion von 50 Prozent aus»,
richsee tätig. Das 1983 gegründete Unterneh-
meint Baumgartner zufrieden.
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