BAUPRAXIS WOHNFLÄCHE VERDREIFACHT, ENERGIEVERBRAUCH HALBIERT Die Mieter-Baugenossenschaft Wädenswil ersetzt an der Neudorfstrasse eine alte Siedlung mit einem energieeffizienten Neubau. Sie geht auch in Sachen Vergabe einen positiven Weg. Die 2,3 Millionen Gebäude in der Schweiz sind für 50 Prozent des Energieverbrauches verantwortlich, wobei davon 40 Prozent auf den Betrieb entfallen, also unter anderem fürs Heizen oder für das Warmwasser. Damit steht fest, wie wichtig die Baubranche für das Gelingen der Energiewende ist. Bestehende Gebäude zu sanieren verbessert die Energieeffizienz in der Regel nicht genügend, zudem bleiben weitere Probleme ungelöst. So verfügen alte Wohnungen über Grundrisse und Flächen, die den aktuellen Wohngewohnheiten nicht mehr entsprechen, zudem ist die Ausnutzung der Grundstücke in der Regel optimierbar. Nur via die Verdichtung wird es möglich sein, den Kulturlandverbrauch zu senken. Mit anderen Worten: Ersatzneubauten sind sehr häufig die- Der stellvertretende Bauleiter Nicolas Gmür: «Die Baumeisterarbeiten waren anspruchsvoll, wurden aber sehr gut ausgeführt. Fotos: bessere Lösung als Sanierungen. Der Schweizer Baumeisterverband kämpft deshalb auf politischer Ebene dafür, dass Ersatzneubauten Positives Beispiel in Wädenswil vom Bund gefördert werden. «Aktuell setzen Wohnbaugenossenschaften haben das Prob- Am Bau Beteiligte wir uns für die steuerliche Abzugsfähigkeit lem erkannt und setzen bei alten Siedlungen von Ersatzneubauten im Rahmen der Energie- immer wieder auf Ersatzneubauten. So auch Architektur: Esch Sintzel Architekten Baumanagement: BGS & Partner Bauingenieur: Ernst Basler und Partner Baumeister: Füchslin Bauunternehmung AG Fassade: Rüegg AG Baugrubenaushub: JMS Risi AG Betonelemente: Müller-Steinag BeElement AG Fenster: Sörensen Fensterfabrik Metallbauarbeiten: Oberholzer Metallbau Energiecontracting: EKZ Zürich Spengler-/Flachdacharbeiten: Hüppi Bedachungen & Spenglerei Gipserarbeiten: Pisanelli Donato AG Lüftungsanlagen: Lufttechnik AG die Mieter-Baugenossenschaft Wä- «Ersatzneubauten sind sehr häufig die bessere Lösung als denswil, die sich entschieden hat, eine Siedlung an der Neudorfstrasse in Wädenswil niederzureissen, um an der gleichen attraktiven Wohnlage mehr Wohnfläche zur strategie 2050 ein», sagt Martin A. Senn, stell- Verfügung stellen zu können, und das bei klar vertretende Direktor des Schweizerischen besseren Energiewerten. Baumeisterverbands. «Der Nationalrat unter- Planerisch war die Aufgabe nicht einfach stützt uns, aber der Ständerat ist dagegen. zu lösen, weil der Ersatzneubau für die drei Jetzt gilt es, einen Kompromiss zu finden. Das Wohnhäuser aus den Jahren 1931 und drei ist entscheidend, denn eine Energiestrategie Häusern aus den Jahren 1949 in einem eher ohne Förderung der Ersatzneubauten wäre klein strukturierten Umfeld stehen wird. Die ein schlechter Witz!», so Senn. Beschränkung auf das bisherige Areal brachte 8 Schweizer Bauwirtschaft Nr. 10 21.9.2016 BAUPRAXIS Gegen die Strasse hin zeigt das neue Gebäude Ecken, im Innenhof erscheint es einladend in einer Art U-Form. es mit sich, dass die Mehranzahl an Wohnun- men ist seit 2015 Teil der Marti AG Bauholding gen – statt wie bisher 24 werden es 50 sein, mit Sitz in Matt (GL). Sorba 1sp 1/2 bei einer Verdreifachung der Wohnfläche – in einem Gebäude Platz finden mussten, dieses Keine einfache Aufgabe durfte aber nicht wuchtig wirken. Die Lösung Werner Füchslin räumt ein, dass der Grundriss war ein Baukörper mit mehreren Winkeln. des Baus eine grosse Herausforderung bedeu- Vergabe an ortsansässiges Unternehmen Gefälle, und wir bauten teilweise auf einem tet habe. «Zudem gibt es auf dem Areal ein felsigen Untergrund.» Die Vermessungen fan- «Wir beschäftigen, wenn immer möglich, orts- den mit einem Tachymeter statt. Für das An- ansässige Handwerker», erläutert Beat Baum- zeichnen der Wände, was beim anspruchsvol- gartner, Geschäftsführer der Mieter-Bauge- len Grundriss nötig war, kam ein junger nossenschaft Wädenswil. «ausser es hat Geomatiker auf die Baustelle. Ihm hat es so gefallen, dass er eine Maurerlehre «Ihm hat es so gut gefallen, dass er eine Maurerlehre angefangen hat.» angefangen hat. Für das Treppenhaus kam eine spezielle Schalung der Firma Peri zum Einsatz. Der Bauleiter Nicolas Gmür von BGS & Partner Architekten lobt die Füchslin AG für die Ar- keinen, der das Arbeitsvolumen stemmen beiten. «Alles wurde qualititativ sehr gut aus- kann. Es muss auch nicht immer der billigste geführt.» sein, uns sind Referenzen wichtig. GUs oder TUs wollen wir keine.» Werner Füchslin, Ge- Energieeffizienz schäftsführer der Füchslin Baugeschäft AG, ist Nicht nur in Sachen Verdichtung ist die neue über diese Art der Vergabe voll des Lobes. Er Siedlung beispielhaft, sondern auch in Ener- habe es auch geschätzt, ohne GU, dafür mit gieeffizienz werden klar bessere Werte er- einem Bauleiter arbeiten zu können. Die reicht. Die neue Überbauung wird Minergie- Füchslin Baugeschäft AG hat den Sitz in Sams- zertifiziert sein. «Bei den Heizkosten gehen tagern und ist überwiegend in der Region Zü- wir von einer Reduktion von 50 Prozent aus», richsee tätig. Das 1983 gegründete Unterneh- meint Baumgartner zufrieden. 21.9.2016 Nr. 10 Schweizer Bauwirtschaft 9