Aus dem Institut für Wildtierforschung an der Tierärztlichen

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Aus dem Institut für Wildtierforschung
an der Tierärztlichen Hochschule Hannover
und dem
Institut für Parasitologie
an der Tierärztlichen Hochschule Hannover
_________________________________________________________________________
Untersuchungen zur Parasitenfauna
der Ringeltaube
( Columba palumbus Linnaeus, 1758 )
aus unterschiedlichen Regionen
Niedersachsens
INAUGURAL – DISSERTATION
zur Erlangung des Grades einer
DOKTORIN DER VETERINÄRMEDIZIN
(Dr. med.vet.)
durch die Tierärztliche Hochschule Hannover
Vorgelegt von
Meike Garms, geb. Does
aus Kassel
Hannover 2004
Wissenschaftliche Betreuung:
Apl.- Prof. Dr. K. Pohlmeyer
Univ.- Prof . Dr. Th. Schnieder
1. Gutachterin(nen)/ Gutachter:
2.Gutachterin(nen)/ Gutachter :
Apl.- Prof. Dr. K. Pohlmeyer
Priv.-Doz. Dr. H. Salisch
Tag der mündlichen Prüfung:
18.11.2004
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung
1
2.
Literatur
2
2.1.
Ringeltaube
2
2.2.
Türkentaube
5
2.3.
Hohltaube
7
2.4.
Turteltaube
10
2.5.
Parasitenfauna der Ringeltaube
13
2.5.1.
Beschreibung der wichtigsten Ektoparsiten
13
2.5.2.
Beschreibung der wichtigsten Endoparasiten
32
2.5.3.
Die Parasiten der Taube als Zoonoseerreger
57
3.
Eigene Untersuchungen
60
3.1.
Untersuchungsmaterial und Methoden
60
3.1.1.
Untersuchungsmaterial und Untersuchungszeitraum
60
3.1.2.
Untersuchungsgebiet
61
3.1.3.
Untersuchungsmethoden
63
3.1.3.1.
Alters-, Geschlechts- und Gewichtsbestimmung
63
3.1.3.2.
Parasitologische Untersuchung
64
3.1.3.2.1.
Untersuchungsmaterial
64
3.1.3.2.2.
Untersuchung auf Ektoparasiten
64
3.1.3.2.3.
Untersuchung des Verdauungstraktes
65
3.1.3.2.4.
Untersuchung des Respirationstraktes
66
3.1.3.2.5.
Koprologische Untersuchung
66
3.1.3.3.
Statistische Auswertung
67
3.2.
Ergebnisse
68
3.2.1.
Ektoparasiten
69
3.2.2.
Endoparasiten
76
4.
Diskussion
83
4.1.
Vorbemerkungen zum Einfluss bestimmter Faktoren
83
auf die Beurteilung des Parasitenbefalls
4.2.
Ektoparasiten
84
4.3.
Endoparasiten
89
4.4.
Abhängigkeit des Parasitenbefalls vom Alter
95
4.5.
Abhängigkeit des Parasitenbefalls vom Geschlecht
97
4.6.
Abhängigkeit des Parasitenbefalls von der Jahreszeit
98
4.7.
Schlussfolgerungen
99
5.
Zusammenfassung
100
6.
Summary
102
7.
Literaturverzeichnis
104
1
1. EINLEITUNG
In der Bundesrepublik Deutschland zählt die Ringeltaube mit einer Strecke von ca. 900.000
Tauben pro Jahr zu der am häufigsten erlegten Wildvogelart. Die Strecke der in
Niedersachsen erlegten Tauben umfasst ca. 200.000 Tauben. Mit dieser Strecke liegt
Niedersachsen an zweiter Stelle hinter Nordrhein- Westfalen.
Ihre Parasitenfauna ist bisher nur unzureichend bekannt und untersucht worden. Die stetig
steigenden Streckengrößen erfordern eine Status quo Erhebung über die Wildbretqualität.
Da parasitäre Infektionen die Gesundheit der Tauben beeinträchtigen können, sind aus
fleischhygienischer Sicht Untersuchungen notwendig, da die Tauben für den Verzehr erlegt
werden.
In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, welche Parasiten die Ringeltauben befallen
und ob zwischen der Befallshäufigkeit, dem Alter, dem Geschlecht und der Jahreszeit
Zusammenhänge bestehen.
2
2. LITERATUR
2.1 Ringeltaube (Columba palumbus, Linneaus 1758)
Die Ringeltaube gehört zur Familie der Tauben (Columbidae). Die Ordnung der Tauben
(Columbiformes) gliedert sich in die Gattungen der Columbae (Ringel- und Hohltaube) und
der Streptopeliae (Turtel-und Türkentaube).
Die Ringeltaube wird auch als Holz-, Blau-, Kohl-, Pfund - oder Schlagtaube bezeichnet
(HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; KRUSCHEL, 2004).
Mit Ausnahme des äußersten Nordens ist Columba palumbus in der ganzen Welt
beheimatet. Von den Azoren im Südwesten bis Turkmenistan im Osten sowie Sibirien im
Norden und Indien im Süden erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet (HASEDER und
SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000). Im Folgenden wird vornehmlich über die
Populationen der Ringeltaube im mitteleuropäischen Raum berichtet.
Als Brut-, Schlaf- und Ruheplätze dienen der Ringeltaube Waldungen aller Art, wie zum
Beispiel Laub-, Misch- und Nadelwälder. Beliebt sind auch Auwälder, Feldgehölze und
Kulturland mit Hecken und Sträuchern, in denen sie geeigneten Schutz finden kann
(MÜLLER, 2000). Auch in größeren Gärten, Parkanlagen, Obstgärten und Alleen hält sich
die Ringeltaube auf (HASEDER und SINGLWAGNER, 1984). Ihr Aufenthaltsort und ihre
Siedlungsdichte werden vom Nahrungsangebot bestimmt. Bei hoher Siedlungsdichte
kommt es zur temporären Bildung von Schwärmen, die teilweise erhebliche Schäden auf
landwirtschaftlichen Flächen verursachen. Dies betrifft vor allem Raps- und Maisfelder,
ebenso Erbsen-, Buschbohnen-, Grünkohl- oder Spinatfelder. Als ausgeprägter Kulturfolger
profitiert die Ringeltaube in hohem Maße von den landschaftlichen Nutzungsformen. Im
Gegensatz zu ihren ebenfalls heimischen Artgenossen Hohl-, Türken- oder Turteltaube
kommt die Ringeltaube in wesentlich höheren Dichten vor.
Seit etwa 1920 wächst die Zahl der Ringeltauben als Kultur - und Zivilisationsfolger.
Verstädterte Tauben brüten frei und unbekümmert vom Verkehrslärm sogar an Gebäuden
und in belebten Gärten, Parks und Friedhöfen (MÜLLER, 2000).
Die Ringeltaube ist die größte der heimischen Wildtauben. Sie ist ca. 40-45 cm groß und
wiegt um die 500 g (HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; CLAUSSEN, 1986;
NÜSSLEIN, 1988; CLAUSSEN und DAVID, 1996; JOHNSTON, 2000; KRUSCHEL,
2003). Sie ist heute eher ein Standvogel (KALCHREUTER, 2000), d.h. mit Ausnahme der
nördlichen Populationen zieht sie nicht. Nur einige, die den Zugvogelcharakter beibehalten
3
haben, brechen im Oktober oder November in ihre Winterquartiere in Nordafrika auf, um
im Februar/ März den Rückflug anzutreten (KRUSCHEL, 2004).
Den Namen Ringeltaube hat sie auf Grund ihres typischen Aussehens erhalten. Das
markanteste Zeichen ist der auf beiden Halsseiten verlaufende, wie ein Ring wirkende
weiße Fleck. An Kopf und Oberrücken ist sie blaugrau, an Hals und Nacken meergrün mit
Purpurschimmer und die Brust ist leicht rot schimmernd. Die schiefergrauen Schwingen
haben ein gut sichtbares weißes Band, welches vor allem im Fluge gut erkennbar ist. Der
Stoß ist am Ende grauschwarz (HASEDER und SINGLWAGNER, 1984).
Das haarartige Dunenkleid der Jungvögel ist strohfarben und wenig bräunlich. Dem adulten
Jahreskleid ist das Jugendkleid ähnlich, in der Grundtönung zeigt es sich matter und grauer.
Die grünen und purpurroten Farben fehlen, ebenso die weißen Flecken an den Halsseiten.
Nach
neueren
Erkenntnissen
sollen
sich
die
weißen
Halsflecken,
die
als
Unterscheidungsmerkmal zwischen Juvenilen und Adulten dienen, schon wesentlich früher
ausbilden, als nach den bisher angenommenen 4-6 Monaten. Eine endgültige Beurteilung
muss weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben (NIETHAMMER, 1970; GLUTZ und
BAUER, 1980).
Im Herbst, Winter und Frühjahr vereinigen sie sich oft zu einigen hundert Vögel
umfassende Schwärmen, die gemeinsam zur Äsung einfallen und häufig auch als
Schlafgemeinschaften zusammen bleiben (CLAUSSEN und DAVID, 1996). Ab Februar bis
April lösen sich je nach Nahrungsangebot und Witterung die Winterschwärme auf, und es
bilden sich Paare (MÜLLER, 2000), die eine monogame Saisonehe eingehen. Bei
Standvögeln kann es jedoch auch zu einer Dauerehe kommen (GLUTZ und BAUER, 1980;
MÜLLER, 2000).
Die Geschlechtsreife tritt bei den Ringeltauben in dem Alter von zwölf Monaten ein
(HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000). Der Täuber besetzt im März/
April sein Brutrevier und verteidigt dies mit seinem Balzruf und flügelklatschenden
Balzflügen (CLAUSSEN und DAVID, 1996). Hat der Täuber eine Täubin „erobert“,
beginnt ab März die Zeit des Nestbaues, die sechs bis dreizehn Tage andauert (MÜLLER,
2000). Das Nest ist ein einfacher Bau, bestehend aus dünnen losen Zweigen, trockenen
Wurzeln, Halmen oder Schilfblättern ohne besondere Auspolsterung der flachen Nestmulde
(HASEDER und SINGLWAGNER, 1984). Gelegentlich wird dasselbe Nest über viele
Jahre benutzt (MÜLLER, 2000). Ab Mitte März kommt es zur Ablage der Eier. Das Gelege
besteht in der Regel aus zwei weißen bis mattweißen Eiern, selten werden ein oder drei Eier
gelegt. Beide Eltern brüten im Anschluss gemeinsam und beteiligen sich ebenfalls zu
4
gleichen Teilen an der 15,5-18 Tage dauernden Brut sowie an der anschließenden drei bis
vier Wochen dauernden Aufzucht. Die Küken werden von den Altvögeln durch Kropfmilch
ernährt. Solange sie sich im Nest aufhalten und behütet werden, werden sie Nestlinge, in
der darauf folgenden Zeit Ästlinge genannt (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und
SINGLWAGNER, 1984; NÜSSLEIN, 1986; CLAUSSEN und DAVID, 1996; MÜLLER,
2000; KRUSCHEL, 2004). Bei den Ringeltauben kommt es in der Regel zu zwei bis drei
Bruten im Jahr (GLUTZ und BAUER, 1980; NÜSSLEIN, 1988; MÜLLER, 2000;
KRUSCHEL, 2004). CLAUSSEN und DAVID (1996) und NÜSSLEIN (1988) geben die
Möglichkeit einer vierten Brut im Jahr an. Die physiologische Lebensdauer einer
Ringeltaube liegt bei ca. 21 Jahren (MÜLLER, 2000).
Sie ernährt sich von Sämereien aller Art, Beeren, Bucheckern, Regenwürmern, Insekten
oder Schnecken. Auch Grünfutter, Knospen, Blätter oder Jungtriebe werden gern verzehrt.
Zusätzlich fressen sie Getreide und Feldfrüchte wie Erbsen und andere Hülsenfrüchte,
Mohn sowie Blätter von Kräutern und Gemüse (z.B. Saat, Raps, Rüben, Klee, Kohl und
Löwenzahn) auf. Zusätzlich zum Nahrungsspektrum der Ringeltaube gehören weitere
Sämereien (Ahorn, Koniferen, Kapselfrüchte der Sternmiere), Steinfrüchte (Pflaume,
Hartriegel, Schlehdorn), Apfelfrüchte (Weißdorn und kleine Zieräpfel), Knospen (Esche,
Ulme, Weißdorn, Eiche), Blüten (Ulme, Eiche, Buche) und Wurzelknollen (Kartoffeln,
Rüben, Scharbockskraut) (GLUTZ und BAUER, 1980; MÜLLER, 2000; KRUSCHEL,
2004).
Regenwürmer und Insekten werden nur vereinzelt, Fische in seltenen Fällen gefressen. Mit
der Gefiederpflege besteht die Möglichkeit des Verzehrs von Federlingen ( Mallophagen).
Zur Regulation des Kalkhaushaltes werden Molusken (Egel und Wegschnecken)
aufgenommen. Ihren Mineralienbedarf deckt die Ringeltaube gelegentlich durch die
Aufnahme von Erdkrusten.
Um ihr Bedürfnis nach Wasser zu stillen, fliegt sie am Tage zu bestimmten Zeiten
Tränkestellen an (MÜLLER 2000; KRUSCHEL, 2004).
In Mitteleuropa ist seit dem 19. Jahrhundert eine Bestandszunahme beobachtet worden, für
die offenbar die Schaffung zusätzlicher bewirtschafteter Ackerflächen mit Futter und
Gemüsepflanzen, deren Blätter in Frost- und Schneeperioden eine wichtige, oft sogar die
alleinige Nahrungsquelle darstellen, von Bedeutung ist. Einflüsse von Schwankungen des
Winterklimas auf die Populationsgröße sind bisher nicht eindeutig belegt. Kurzfristige
Bestandsminderungen größeren Ausmaßes sind aber wohl stets die Folge extremer
Winterverluste. Die intensive, oft hauptsächlich gegen Ende der Fortpflanzungsperiode
5
betriebene Jagd hat bisher offenbar nicht zu Bestandsrückgängen geführt (GLUTZ und
BAUER, 1980). Auch die natürlichen Feinde der Ringeltaube wie der Habicht, der
Wanderfalke, das Sperberweib, andere Greife, größere Eulenarten, die Rabenvögel als
Nesträuber und Haarraubwild wie die großen Marderarten und der Waschbär tragen nach
derzeitigem Wissen nicht zu einer Verminderung des Bestandes bei (CLAUSSEN und
DAVID, 1996; MÜLLER, 2000; KRUSCHEL, 2004).
2.2 Türkentaube (Streptopelia decaocto, Frivaldsky 1838)
Die Türkentaube wird auch Tempeltaube, Halbmondtaube oder Balkantaube genannt, was
auf ihr ursprüngliches südosteuropäisches und vorderasiatisches Verbreitungsgebiet
hinweist. Durch ihre Ausbreitung in den letzten Jahrzehnten gewann die Türkentaube in
unseren Breitengraden an Bedeutung. Zu Anfang dieses Jahrhunderts war sie in Europa fast
noch unbekannt. Den größten Teil unseres Erdteils hat sie erst nach der Jahrhundertwende,
besonders in den letzten vierzig Jahren, besiedelt. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte die
Türkentaube nur einen kleinen Vorposten in Europa. Eine mögliche Erklärung für die
gegenwärtige „Ausbreitungsexplosion“ ist in einer Änderung des Erbgefüges zu suchen. Sie
begann um 1930 und ist von vielen Vogelforschern aufmerksam verfolgt worden. In
weniger als zwanzig Jahren hatte sich die Türkentaube über mehr als 1600 Kilometer vom
Balkan bis zur Nordsee ausgebreitet (JOHNSTON, 2000; MÜLLER, 2000). In Deutschland
wurde ihr in Folge der starken Vermehrung 1968 eine Jagdzeit eingeräumt.
Im Gegensatz zu anderen Taubenarten ist die Türkentaube weniger scheu. Sie sucht mit
Vorliebe die Nähe zu menschlichen Siedlungen und hält sich an lichten Waldrändern, in
Parkanlagen, Friedhöfen und in gartenreichen Siedlungen auf. Auch Getreidespeicher,
Bahnstationen und Hafenviertel werden von ihr aufgesucht, da hier während des ganzen
Jahres ergiebige Nahrungsquellen garantiert sind. (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER
und SINGLWAGNER, 1984; CLAUSSEN, 1986; MÜLLER, 2000). Die Türkentaube ist
bis
auf
einige
umherziehende
Jungtauben
ein
Standvogel
(HASEDER
und
SINGLWAGNER, 1984). Sie verbringt auch den Winter in unseren Breitengraden
(CLAUSSEN, 1986), da das vielfältige Nahrungsangebot ausreicht, um im Winter am
Brutplatz oder in dessen Nähe bleiben zu können. Weitreichende Wanderungen zumindest
in Europa sind offenbar stets das Ergebnis von Dismigrationen, die wohl hauptsächlich
durch den Mangel an Nahrung oder geeigneten Territorien vornehmlich im Spätwinter oder
Frühling ausgelöst werden. Die Richtungen werden exogen beeinflusst (GLUTZ und
BAUER, 1980).
6
Als hellste heimische Wildtaube ist die Türkentaube wesentlich kleiner und schlanker als
die Ringeltaube (HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000). Das Gewicht
und die Größe der Tiere liegen zwischen 150-250 g bei einer Größe von 28-30 cm (GLUTZ
und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; CLAUSSEN, 1986;
MÜLLER, 2000).
Die Türkentaube ist an der Kopfoberseite zart weinrot gefärbt, am Rücken trägt sie helles,
graubraunes Gefieder, Kropf und Brust zeigen einen weinroten Anflug, der Bauch hat eine
mehr oder weniger hellgraue Tönung. Das markanteste Zeichen ist das schwarze, von
weißen Federn umrahmte Nackenband in der Form eines Halbmondes. Mit fahlbraunen
Außen- und Spitzensäumen versehene schwärzliche Handschwingen, die auf der Innenseite
basal und mittleren Abschnitt silbergrau glänzen, bilden mit den ebenso gefärbten Handund äußeren Armdecken ein helles „Flügelschild“, das ein weiteres Merkmal der
Türkentaube darstellt. Der Stoß trägt eine weiße Endbinde, die im Flug gut zu erkennen ist.
Weiterhin ist die Unterseite der Taube bräunlich bis hellgrau gefärbt und wird zu den
Unterschwanzdecken hin bläulicher (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und
SINGLWAGNER, 1984).
Das Alterskleid beider Geschlechter ist bis auf die Gefiederfarbe des Kopfes und des
Nackens gleich. An diesen Stellen sind die Weibchen bräunlich gefärbt (GLUTZ und
BAUER, 1980; MÜLLER, 2000).
Den Jungtieren fehlt der typische Halsring. Er bildet sich mit ca. vier bis fünf Wochen. Als
wichtigstes Alterskennzeichen wird die Ausdehnung und Begrenzung des weißlichen
Abschnitts der äußeren Steuerfedern angesehen.
Die Türkentauben sind mit einem Jahr geschlechtsreif. Sie führen eine monogame
Saisonehe, wobei es bei einigen Paaren auch zu einer Dauerehe kommen kann (GLUTZ und
BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000). Die Balz
konzentriert sich auf die Zeit von Februar bis August, die Paarbildung erfolgt bei oder nach
der Revierbesetzung. In manchen Fällen finden sich die Pärchen schon vorher im
Gemeinschaftsgebiet. Das Nest wird in gemeinschaftlicher Arbeit aus Reisern, Wurzeln,
Grashalmen und nicht selten auch aus Draht zu einer dünnen Plattform errichtet. Die häufig
mehrfach benutzten Nistplätze liegen bevorzugt in Laubgehölzen (GLUTZ und BAUER,
1980; MÜLLER, 2000).
Die Türkentaube brütet in der Regel zwei- bis fünfmal im Jahr. Es werden jedoch auch
sieben Jahresbruten beschrieben, wovon allerdings maximal fünf bis sechs erfolgreich
verlaufen. Es kommt dabei zur Ablage von zwei weißen, mattglänzenden, glatten und
7
ovalen Eiern, die von beiden Elterntieren nach dem Legen des ersten Eis in einem Zeitraum
von 14-16 Tagen gemeinsam bebrütet werden (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER
und SINGLWAGNER, 1984; CLAUSSEN, 1986; MÜLLER, 2000). Die Jungen verlassen
nach etwa 20-26 Tagen das Nest, werden aber bis zum Alter von vierzig Tagen weiterhin
von den Eltern versorgt. Nach dieser Zeit werden sie selbstständig, bleiben aber die ersten
fünf bis zehn Tage noch in der Nähe des Nestes und kehren in dieser Zeit zum Schlafen
heim (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER,
2000).
Danach verbleiben die Jungen im Familienverband oder bilden Schwärme, die 50-100
Vögel umfassen können (MÜLLER, 2000). Außerhalb der Fortpflanzungsperiode haben die
Tauben ein ausgeprägtes Geselligkeitsbedürfnis, das durch gemeinsame Nahrungsaufnahme
und Schlafgemeinschaften befriedigt wird (GLUTZ und BAUER, 1980).
Die Nahrung der Türkentaube besteht zu einem großen Teil aus Schnecken, Beeren,
Kirschen, Gemüse, Küchenabfällen und Sämereien aller Art. Vor allem in den
Wintermonaten sind sie an Futterstellen der Haushühner- und tauben anzutreffen
(HASEDER und SINGLWAGNER, 1984). Industrielle Lager- und Verarbeitungsplätze für
Getreide sowie bäuerliche Lagerungen von Tierfutter liefern oft den Hauptteil der Nahrung.
Dort finden sie neben ganzen Körnern auch Schrot, Kleie und Graupen. Zusätzliche
Nahrung bietet die Fütterung durch die Bevölkerung an öffentlichen Plätzen. Eine
Wasserstelle sollte immer in der Nähe sein, da die Türkentaube einen sehr hohen
Flüssigkeitsbedarf hat (GLUTZ und BAUER, 1980).
Wenn nicht natürliche Feinde wie der Habicht, Sperber, Wander-, oder Turmfalken, der
Waldkauz, die Waldohreule, der Uhu oder Nesträuber wie Krähenvögel, Steinmarder,
Hauskatzen und Eichhörnchen das Lebensalter der Türkentaube verkürzen, kann sie im
Freiland bis zu 9 Jahre alt werden. In Gefangenschaft werden längere Lebenszeiten erreicht,
in einem bekannten Fall wurde ein Vogel 29 Jahre alt (MÜLLER, 2000).
2.3. Hohltaube (Columba oenas, Linnaeus 1758)
Neben dem gebräuchlichen Namen Hohltaube wird sie auch als kleine Holztaube,
Lochtaube, Höhlentaube, Stocktaube, Block- oder Blautaube, Black-, Kohl- oder Waldtaube
bezeichnet (HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000).
Mit Ausnahme des hohen Nordens findet man sie in fast ganz Europa (HASEDER und
SINGLWAGNER, 1984). Einen adäquaten Lebensraum der Hohltaube bilden Wälder mit
Altholzbeständen, größere Parkanlagen mit Nistgelegenheiten in alten Bäumen,
8
Obstplantagen sowie Küsten, Dünengelände und Felsschluchten mit Höhlen. Außerhalb der
Brutzeit findet man sie oft auf mit Baumgruppen durchsetzten Ackerbauflächen. Als
Nistplätze dienen vor allem hohle Bäume, ausgefaulte Astlöcher und Schwarzspechthöhlen
(GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; NÜSSLEIN, 1988;
CLAUSSEN und DAVID, 1996; MÜLLER, 2000)
Die Hohltaube ist deutlich kleiner als die Ringeltaube und hat im Gegensatz zu ihr keine
weiße Färbung an Bürzel und Flügel (GLUTZ und BAUER, 1980; CLAUSSEN und
DAVID, 1996; MÜLLER, 2000). Das Gefieder der Hohltaube ist überwiegend aschblau
gefärbt. Die Halsseiten und der Nacken schimmern metallisch blaugrün. Kehle und Brust
sind mit einem zarten Weinrot gekennzeichnet. Die Flügelbinden sind schwarz und kurz,
der Schwanz ist blaugrau mit einer fast schwarzen Endbinde (GLUTZ und BAUER, 1980;
HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; CLAUSSEN und DAVID, 1996; MÜLLER,
2000).
Beim Weibchen haben die Oberflügeldecken und der Vorderrücken eine bräunlichere
Tönung (MÜLLER, 2000). Die Flügel der juvenilen Tiere sind innen mit drei kurzen,
unauffälligen und schwärzlichen Querbinden versehen, von denen oft nur die beiden
unteren deutlicher zu erkennen sind (GLUTZ und BAUER, 1980). Ein wichtiges
Alterskennzeichen sind die Schwanzfedern, die bei jungen Vögeln noch eine kürzere und
abgerundetere Form als bei Altvögeln aufweisen. Ihr Federkleid lässt eine schmalere und
dunklerere Endbinde sowie eine weniger auffällige Partie der äußeren Federfahnen
erkennen (MÜLLER, 2000).
Der Zugvogelcharakter der Hohltaube lässt sie ab Mitte September in Richtung Süden
ziehen und dort bis März/April überwintern. Durch die veränderten klimatischen
Bedingungen und das Nahrungsangebot in unseren Breitengraden sind die Umstände in den
letzten Jahren soweit zu ihren Gunsten verändert worden, dass sie heute in der Lage ist, hier
zu überwintern (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984;
CLAUSSEN, 1986; MÜLLER, 2000).
Die Hohltauben sind gegen Ende des ersten Winters geschlechtsreif und führen eine
monogame Saisonehe, wobei bei Standvögeln häufig auch Dauerehen eingegangen werden.
Brutort- und Höhlentreue sind häufig (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und
SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000).
Die Niststätten befinden sich oft in Baumhöhlen, die auf natürliche Art entstanden sind,
oder von Schwarzspechten vorgefertigt wurden. Auch Nistkästen werden beim Fehlen
9
möglicher Brutstätten angenommen (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und
SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000).
Die Hohltaube brütet in der Regel zwei bis dreimal, in manchen Fällen auch viermal im
Jahr (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; NÜSSLEIN,
1988; CLAUSSEN und DAVID, 1996; MÜLLER, 2000;). Zum Brüten suchen die Tauben
immer wieder dieselben Nester auf. Es kommt zur Ablage von meistens zwei, selten drei
elliptischen, mattglänzenden weißen Eiern. Die Brutdauer beträgt 16-18 Tage, in diesem
Zeitraum kümmern sich beide Eltern um die Brut. Die Jungvögel verlassen 18-30 Tage
nach dem Schlüpfen das Nest (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und
SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000).
Die Hohltaube ernährt sich überwiegend pflanzlich, meist sind es Früchte und Samen, die
von Schmetterlingsblütlern, Kreuzblütlern, Knöterich- und Nelkengewächsen stammen.
Daneben werden Keimpflanzen, grüne Blätter (z. B. Klee und Gemüsekohl), Beeren,
Eicheln, Bucheckern und Koniferensamen verzehrt, gelegentlich dienen auch Insekten und
Mollusken wie Nacktschnecken und Ringelwurm-Kokons sowie Tausendfüßler und
Insekten als Nahrung. Mit der Aufnahme kleiner Muscheln wird vermutlich der
Kalkhaushalt reguliert (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER,
1984; NÜSSLEIN, 1988; MÜLLER, 2000;). Mehrmals am Tag werden Tränken
aufgesucht. Dabei sind die Tauben nicht wählerisch. Manchmal sind sie sogar mit Brackoder Salzwasser zufrieden (GLUTZ und BAUER, 1980; MÜLLER, 2000).Das normale
Lebensalter der Hohltaube beträgt 12-13 Jahre (MÜLLER, 2000).
Nicht nur natürliche Feinde der Hohltaube wie der Baum- und Steinmarder, der Waschbär
sowie der Habicht, der Wanderfalke, das Sperberweib und der Waldkauz führen zur
Minderung der Anzahl in Mitteleuropa, auch die Veränderung von Menge und Verteilung
geeigneter Niststätten beeinflussen die Dispersion erheblich. Im Kulturland sind es vor
allem die Durchforstung und der Kahlschlagbetrieb, denen zahlreiche Brutplätze zum Opfer
fallen. Zur Vermehrung der in Europa nur noch spärlich anzutreffenden Tauben dient die
Schaffung
künstlicher
Höhlen
(GLUTZ
SINGLWAGNER, 1984; MÜLLER, 2000).
und
BAUER,
1980;
HASEDER
und
10
2.4. Turteltaube (Streptopelia turtur, Linnaeus 1758)
Die Turteltaube ist auch unter den Namen Gürteltaube, Hirsetaube, Wegtaube, Turteltub
oder Schnurrer bekannt.
Sie ist in Europa in den milderen Klimazonen vor allem in den Tiefebenen und den
angrenzenden Hügellandzonen beheimatet, aber auch gebirgige Regionen mit Niederungen
bis zu 350 m ü.n.N dienen als Aufenthaltsort (HASEDER und SINGLWAGNER, 1984).
Die Reviere müssen in relativ trockenwarmen Gebieten mit mittleren Julitemperaturen von
wenigstens 16°C liegen. In so beschaffenen Räumen werden vor allem Ackerbauregionen
bevorzugt.
In Niedersachsen sieht man sie im Wesentlichen nordwärts bis in die Stader Geest zwischen
Bremervörde und Cuxhaven sowie in Ostfriesland, selten jedoch in größerer Zahl (GLUTZ
und BAUER, 1980).
Die Turteltaube ist die kleinste heimische Wildtaube. Die Färbung beider Geschlechter
weist nur geringe Unterschiede auf. Scheitel und Nacken sind grau, Schulter und
Flügeldecken rostbraun und mit dunklen Flecken versehen. Kennzeichen des Schwanzes
sind unterschiedlich schwarze Tönungen und ein weißer Endsaum, der deutlich schmaler
ausgeprägt ist als bei der Ringeltaube. In zartem Rot schimmern Kehle und Brust. Die
Unterschwanzdecken sind weiß, die Unterflügeldecken blaugrau. An den Halsseiten erkennt
man mehrere schmale und schwärzliche Querbinden auf weißem Grund. (GLUTZ und
BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; NÜSSLEIN, 1988; CLAUSSEN
und DAVID, 1996; MÜLLER, 2000;). Die Weibchen werden durch eine weißere Brust und
eine mattere Gefiederfarbe in der Kropfgegend charakterisiert, die oft mit gelblichen
Säumen versehen ist. (GLUTZ und BAUER, 1980; MÜLLER, 2000).
Im Jugendkleid, dem die Halsabzeichen fehlen, ist die Oberseite bräunlich gefärbt und lässt
einen mehr oder weniger grauen Anflug erkennen. Die Kehle und die Kropfgegend sind
matt grau mit rostgelblichem Federsäumen, die übrige Unterseite erscheint blass gelblich.
Mit rahmgelblichen Säumen sind die Schulterfedern und die oberen Flügeldecken
einschließlich der Handdeckenspitzen ausgestattet. An diesem Merkmal können junge von
alten Tauben unterschieden werden. Wichtigstes Alterskennzeichen ist die Ausdehnung und
die Begrenzung des weißen Abschnittes der äußeren Stoßfedern (GLUTZ und BAUER,
1980; MÜLLER, 2000)
Die Turteltaube ist ein empfindlicher Zugvogel. Sie zieht schon oft im August in ihr
Winterquartier im nördlichen und subtropischen Afrika und kehrt meist erst im Mai zurück.
Ursprünglich ist die Turteltaube ein Steppen- und Waldsteppenbewohner, mittlerweile ist
11
sie aber auch in Europa anzutreffen. Sie bevorzugt als Lebensraum Gebüsche, Feldgehölze
und Waldränder inmitten oder am Rand von Feldern, Wiesen, Heiden und Mooren, wobei
klimatische und Bodenfaktoren eine größere Rolle spielen als die vorhandenen Baumarten
(GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; CLAUSSEN und
DAVID, 1996; MÜLLER, 2000). Wichtig für die Turteltauben ist die Erreichbarkeit von
Gewässern. So konzentrieren sich die Nistplätze häufig auf Flusstäler (Auwälder) und
Uferzonen von Teichen und Seen sowie deren Umgebung. Die Turteltaube brütet auch in
der Nachbarschaft menschlicher Siedlungen, in größeren Gärten und Obstplantagen,
gelegentlich sogar in Parkanlagen, auf Friedhöfen oder an verkehrsreichen Straßen und
Plätzen innerhalb von Dörfern und Städten (GLUTZ und BAUER, 1980; MÜLLER, 2000).
Das flache Nest wird aus Reisern und Wurzeln errichtet. Mitunter werden auch
Metalldrähte eingebaut (GLUTZ und BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER,
1984; MÜLLER, 2000).
Turteltauben führen wie die anderen Tauben auch eine monogame Saisonehe. Es kommt
aber erst am Brutplatz zur Paarbildung. Die sonst übliche Verbindungsform der Dauerehe
wird von dieser Taubenart nicht eingegangen. Ihre Geschlechtsreife erreichen sie mit einem
Alter von einem Jahr. Ab Mitte Mai bis Mitte Juli werden zwei oval bis ellipitisch
geformte, matt glänzende und reinweiße Eier gelegt, die von beiden Partnern 13-16 Tage
bebrütet werden. Nach dem Schlupf bleiben die Jungen noch für 15-23 Tage im Nest, in
diesem Zeitraum wird die Aufzucht von beiden Elternteilen übernommen. Zwei Bruten im
Jahr sind die Regel, seltener finden eine oder drei statt (GLUTZ und BAUER, 1980;
HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; NÜSSLEIN, 1988 CLAUSSEN und DAVID,
1996; JOHNSTON, 2000).
Die unterschiedliche Brutfrequenz kann von den klimatischen Verhältnissen und dem
Nahrungsangebot abhängig sein. Die Turteltaube ernährt sich von Sämereien aller Art, vor
allem
Nadelholzsamen
und
Unkrautsämereien.
Kleeblättchen,
Buchenknospen,
Lärchentriebe, Früchte von Knöterich-, Mohn- und Gänsefußgewächsen, Kreuz-,
Schmetterlings- und Korbblütler, Süßgräser und andere Kräuter werden ebenfalls gerne
gefressen. Ferner können auch Insekten oder Regenwurmkokons als Nahrung dienen. Ihren
Mineralbedarf deckt die Turteltaube durch Aufnahme kleiner Erdklümpchen, auch kleine
Muscheln und Steinchen werden mit der alltäglichen Nahrung aufgenommen (GLUTZ und
BAUER, 1980; HASEDER und SINGLWAGNER, 1984; CLAUSSEN, 1986; MÜLLER,
2000).
12
Das physiologische Alter einer im Freiland lebenden Turteltaube beträgt 21 Jahre. Ihre
natürlichen Feinde sind schnell fliegende Greifvögel und Nachtjäger. Die Eier werden gern
von Krähenvögeln, Mardern, Eichhörnchen und anderen Nesträubern erbeutet (GLUTZ und
BAUER, 1980; MÜLLER, 2000).
Nur Ringeltauben und Türkentauben dürfen in Niedersachsen bejagt werden. Hohl- und
Turteltauben sind das ganze Jahr über zu verschonen. Die Hohltaube steht darüber hinaus
auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten der Bundesrepublik Deutschland
(MÜLLER, 2000).
13
1.5. PARSITENFAUNA DER RINGELTAUBE
1.5.1. Beschreibung der wichtigsten Ektoparasiten
Die Ektoparasiten der Taube gehören als schmarotzende Lebewesen zu den Gliederfüßlern
(Arthropoden) und werden in zwei Klassen unterteilt:
1. die Insekten (Insecta)
2. die Spinnentiere ( Arachnida)
Dabei werden permanent-stationäre und temporär-stationäre Ektoparasiten unterschieden.
Die Ektoparasiten der Klasse Insecta lassen sich bei den Tauben in Mallophagida
(Federlinge), Heteropterida (Wanzen), Coleopterida (Käfer), Siphonapterida (Flöhe) und
Dipterida (Zweiflügler) mit der Familie Hippoboscidae (Lausfliegen) (VOGEL et al., 1983)
einteilen.
Laut KUMMERFELD (1982) sind aus veterinärmedizinischer Sicht die Arachniden von
größerer Bedeutung als die Insecta. HIEPE und RIBBECK (1982) betonen, dass bei den
Arachniden die Unterklasse Acaria (Zecken und Milben) aufgrund ihres Umfanges die
bedeutungsvollste Klasse darstellt. Interessant sind in dieser Klasse ebenfalls die Ordnung
Ixodea mit der Familie der Argasidae und die Ordnungen der Milben, Gamasida,
Actinedida und Acaridida.
Bei den Tauben sind nach HAUSER (1964), BORCHERT (1970), HIEPE und RIBBECK
(1982), VOGEL et al. (1983), KUTZER (2000), als die wichtigsten Arten der Ektoparasiten
anzusehen:
A. Insekten (Insecta)
I. Mallophagida (Federlinge)
1. Unterordnung Amblycerina (Kletterfußmallophagen)
a. Hohorstiella lata (Piaget, 1880)
b. Bonomiella columbae (Emerson, 1957)
c. Neocolpocephalum turbinatum ( Denny´, 1842)
14
2. Unterordnung Ischnocerina (Haltefußmallophagen)
d. Campanulotes bidentatus compar (Nitzch und Burmeister 1838)
e. Coloceras damicornis fahrenholzi (Eichler, 1950)
f. Columbicola columbae (Linne, 1758)
II. Heteropterida (Wanzen)
a. Cimex columbarius (Jenyns, 1839)
b. Cimex lectularis (Linnaeus, 1758)
III. Siphonapterida (Flöhe)
a. Ceratophyllus columbae (Stephans, 1929)
b. Ceratophyllus gallinae (Schrank, 1804)
IV. Coleopterida (Käfer)
a. Dermestes lardarius (Linnaeus, 1758)
b. Tenebrio molitor (Linnaeus, 1758)
V. Dipterida (Zweiflügler)
a. Pseudolynchia canariensis (Macquart, 1840)
B. Spinnentiere ( Arachnida)
I. Acaria ( Zecken und Milben)
a. Argas reflexus (Fabricius, 1794)
b. Argas polonicus (Siuda, Hoogstraal, Clifford und Wassef, 1979)
c. Dermanyssus gallinae (De Geer, 1778)
d. Ornithonyssus sylviarum (Canestrini et Fanzago, 1877)
e. Cheyletiella heteropalpa (Megnin, 1878)
f. Syringophyilus bipectinatus (Heller, 1880)
g. Peristerophila columba (Hirst, 1920)
h. Harpyrhynchus nidulans (Nitzsch, 1818)
i. Megninia columbae (Buchholz, 1869)
j. Pterolichus columbae (Suigmoto, 1940)
k. Falculifer rostratus (Buchholz, 1869)
l. Knemidocoptes mutans (Robin et Lanquetin, 1859)
15
m. Neoknemidocoptes laevis laevis (Rattler 1986)
n. Laminosiooptes cysticola (Vizoli, 1870)
o. Cytodites nudus (Vizoli, 1870)
Insekten (Insecta)
Zu 1.
Mallophagida (Federlinge)
Die Bezeichnung Federling leitet sich von dem Lebensraum dieses Schmarotzers ab
(KUTZER, 1965). Nach KUTZER (2000) werden die Federlinge auch als Federläuse
bezeichnet. Mit den Haarlingen und den Elefantenläusen bilden sie die Ordnung
Mallophagida, die drei Unterordnungen für sich beansprucht, von denen jedoch nur zwei für
die Tauben von Bedeutung sind: die Amblycerina (Haftfußmallophagen) und die
Ischnocerina (Kletterfußmallophagen). Beide Gruppen unterscheiden sich in ihrer
Lebensweise und Aktivität. Die auf dem Gefieder lebenden Ischnocerina sind „träge“ und
ernähren sich von Federn und deren Abbauprodukten. Auf Grund ihrer Klammerbeine
können sie sich gut im Gefieder festhalten und auch fortbewegen. Im Gegensatz dazu sind
die Amblycerina „lebhafter“, ernähren sich von Blut, aber auch von Federpartikeln und
Epidermisschuppen (ZIEGLER, 1969; VOGEL et al. ,1983; KUTZER, 2000).
1. Amblycerina
a) Hohorstiella (H.) lata
H. lata, auch die „Große Taubenlaus“ genannt, besitzt auf Grund ihrer Haftfüße die
Fähigkeit sich schnell auf der Haut zu bewegen. Sie ernährt sich von den flaumigen Teilen
des Gefieders, nimmt aber auch Blut auf (BORCHERT, 1970; HIEPE und RIBBECK,
1982; WEIDNER, 1982; VOGEL et al., 1983). Nach BORCHERT (1970), HIEPE und
RIBBECK (1982) besitzt das Männchen eine Größe von 1,5 mm und das Weibchen von
2,2 mm. H. lata ist ein gelblich gefärbter Parasit, der einen dreieckigen, vorn abgerundeten
Kopf mit zwei kurzen viergliedrigen Fühlern hat, an deren zweitem Fühlerglied ein Fortsatz
zu erkennen ist (BORCHERT, 1970; HIEPE und RIBBECK, 1982; VOGEL et al. ,1983).
Er hat lange scharf gebogene Mundhaken. Die Brust des Männchens ist kürzer als der Kopf,
beim Weibchen umgekehrt (BORCHERT, 1970). Das Abdomen ist breit-oval und der
Hinterleib abgerundet (BORCHERT, 1970; HIEPE und RIBBECK, 1982; VOGEL et al.,
16
1983). Nach BORCHERT (1970) zeigt das Männchen Quer- und Seitenstreifen auf dem
Hinterleib. Die Prädilektionsstellen von H. lata sind an der Basis von Rücken und
Schwanzdeckenfedern. Die Eier werden am Schaft dieser Federn abgelegt (VOGEL et al.,
1983).
b) Bonomiella (B.) columbae
B. columbae wird auch als der „blasse Haustaubenfederling“ bezeichnet. Bei ihm ist der
Kopf fast so lang wie breit. Die Fühler haben ein großes kugeliges Endglied. Das Abdomen
ist breit-oval und mit Ausnahme der weiblichen Genitalregion kaum sklerotisiert. Dieser
Federling ernährt sich vom Blut der Wirtstiere, wofür die Form der Mandibeln spricht
(HIEPE und RIBBECK, 1982).
c) Neocolpocephalum (N.)
Die „kleine Taubenlaus“ ernährt sich von den flaumigen Teilen der Federn und siedelt sich
hauptsächlich auf der Federspule und dem Federschaft der Flügel- und Schwanzfedern an.
Diese schmale dunkle Art hat seitlich und hinten am Kopf vier außergewöhnlich große
schwarze Flecken (VOGEL et al., 1983). Auffällig ist ebenfalls, dass die Antennen und die
Maxillarpalpen den Kopfrand überragen (HIEPE und RIBBECK, 1982). Der Kopf hat vor
den Augen tiefe und breite Ausbuchtungen. Aus der bis unter die Augen reichende
Fühlergrube entspringen die sehr unterschiedlich gestalteten Fühlerglieder. Das Abdomen
des Männchens ist länglich-oval und kaudal abgerundet, das des Weibchens spindelförmig.
Mit einer Größe von 1,4 mm ist das Männchen kleiner als das 1,7 mm große Weibchen.
Auffällig bei dieser Gattung ist der Kannibalismus der adulten Tiere, die ihre eigenen
Larven und Eier fressen. Bei ungünstigen Umweltbedingungen z.B. während der Mauser
sind diese Parasiten in der Lage sich in das Innere der Federspule zurückzuziehen (HIEPE
und RIBBECK, 1982; WEIDNER, 1982).
2. Ischnocerina
a) Campanulotes (C.) bidentatus bidentatus
Dieser Parasit wird im Sprachgebrauch auch „Kleiner Taubeneckkopf“ genannt
(WEIDNER, 1982). Das Männchen ist zwischen 0,9-1,2 mm lang und 0,4-0,5 mm breit.
Mit einer Länge von 1,3-1,6 mm und einer Breite von 0,5-0,6 mm ist das Weibchen größer.
Dieser Federling hat eine helmförmige Kopfform mit spitzen Schläfen. Vorn ist er
abgerundet. Er besitzt neun lange Borsten und zwei relativ große fünfgliedrige Fühler. Die
17
Extremitäten sind sehr kräftig. Charakteristisch für die Unterscheidung von Männchen und
Weibchen ist nicht nur die Größe, sondern auch die Form des Hinterendes. Dieses ist bei
den Männchen abgestumpft und besitzt eine knopfförmige Vorwölbung, beim Weibchen
hingegen ist es abgerundet (HIEPE und RIBBECK, 1982; WEIDNER, 1982; VOGEL et al.,
1983).
C. bidentatus compar, der sich von den flaumigen Teilen der Federn ernährt, hat seinen
Hauptsitz an Kopf, Hals, Rücken und am Bürzel.
b) Coloceras (C.) damicornis damicornis
C. damicornis damicornis wird auch als „Großer Taubeneckkopf “ bezeichnet (WEIDNER,
1982). Die Männchen erreichen eine Größe von 2,2-2,8 mm, die Weibchen werden indessen
2,4-3,0 mm groß. Die Antennen des Männchens sind am distalen Ende des zweiten Gliedes
seitlich spitz ausgezogen und dicker als die des Weibchens. Das Abdomen des Weibchens
ist abgerundet, der Leib des Männchen abgestumpft (HIEPE und RIBBECK, 1982;
WEIDNER, 1982; BOCH und SCHNEIDAWIND, 1988).
c) Columbicola (C.) claviformis
Von HIEPE und RIBBECK (1982) wird sie auch als Flügellaus der Taube bezeichnet.
Typisch für C. claviformis ist ihr flacher, lang gestreckter, von gelblich-brauner Farbe
gezeichneter Körper (VOGEL et al., 1983) und ein Kopf, der breiter als der Thorax ist
(HIERONYMI, 1955; MEHLHORN et al., 1993; KUTZER, 2000). Die Körpermaße des
Männchens variieren zwischen einer Länge von 1,7-2,4 mm und einer Breite von 0,34-0,39
mm. Das Weibchen ist zwischen 2,1-2,7 mm lang und zwischen 0,39-0,44 mm breit
(BORCHERT, 1970; HIEPE und RIBBECK, 1982; WEIDNER, 1982; VOGEL et al., 1983;
BOCH und SCHNEIDAWIND, 1988). Das Abdomen, dessen beiden Seiten fast parallel
zueinander verlaufen und mit schwarzbraunen Seitenbändern markiert ist, besteht aus neun
Segmenten (HIERONYMI, 1955; VOGEL et al., 1983). Die Männchen unterscheiden sich
von den Weibchen durch die Form der Antennenglieder. Die ersten beiden Glieder des
Männchens sind lang, dick und haben am dritten Glied einen stumpfen Fortsatz. Bei den
Weibchen jedoch sind sie fadenförmig mit nur einem verdickten ersten Glied
(BORCHERT, 1970).
C. claviformis ist streng an ihren Wirt adaptiert und lebt permanent auf den Vogelfedern. So
kann sie ohne ihren Wirt nur 14 Tage überleben (GYLSTORFF und GRIMM, 1998;
KUTZER, 2000).
18
Die Entwicklung der C. claviformis dauert drei bis fünf Wochen. Die verhältnismäßig
großen birnenförmigen Eier (0,64-0,73 mm x 0,19-0,21 mm) werden in Gruppen an den
Federschäften und den Rami mit einer Kittsubstanz befestigt. In diesen entwickeln sich die
Larven, die nach fünf bis acht Tagen die Eier verlassen und sich über drei weitere
Larvenstadien zu Imagines entwickeln (BORCHERT, 1970; VOGEL et al., 1983;
MEHLHORN et al., 1993; KUTZER, 2000). Die Larven gleichen im Wesentlichen den
adulten Formen. Somit stellt die Entwicklung der C. claviformis eine unvollkommene
Metamorphose dar.
Der Hauptlokalisationspunkt der Larven befindet sich in der Kopf- und Halsregion. Die
adulten Tiere lassen sich dagegen vorzugsweise an den Deckfedern der Flügel nieder
(HIEPE und RIBBECK, 1982).
Federlinge sind streng wirtsspezifisch und leben permanent auf ihrem Wirt (GYLSTORFF
und GRIMM, 1998). Die Übertragung der Federlinge findet schon bei der Brutpflege statt.
Während die jungen Tauben ihr Gefieder bekommen, wandern die Parasiten von den Eltern
auf die Jungvögel (VOGEL et al., 1983). Die Federlinge führen durch ihr lebhaftes
Umherlaufen zu einer starken Beunruhigung der Wirte (BORCHERT, 1970). Nach VOGEL
et al. (1983) schädigt H. lata durch ständiges Umherlaufen und gelegentliches Blutsaugen
die Tauben mehr als die übrigen Federlinge. Weitere Krankheitssymptome, die durch die
Federlinge verursacht werden, sind nach BORCHERT (1970), HIEPE und RIBBECK
(1983), VOGEL et al. (1983), MEHLHORN et al. (1993), GYLSTORFF und GRIMM
(1998) und KUTZER (2000): Unruhe, Minderung der Lege- und Flugleistung, Störung des
Federwachstums, Juckreiz und Abmagerung. Bei hochgradigem Befall durch Federlinge
kann es zu Hautveränderungen und krustösen Ekzemen sowie durch den Blutentzug zu
Anämien kommen. Nach ZLOTORZYCKA et al. (1974) führt bereits ein schwacher Befall
zu Irritationen der Wirtstiere
19
Zu 2.
Wanzen ( Heteroptidea)
a) + b) Cimex (C.) columbarius und Cimex (C.) lectularis
Die zwei wichtigsten Vertreter dieser Gattung sind nach KUTZER (2000) und VOGEL et
al. (1983) die Bettwanze C. lectularis und die Taubenwanze C. columbarius. Sie gehören zu
der Familie der Plattwanzen (Cimicidae). Diese temporär-permanenten, hämatophagen,
flugunfähigen, mit einer Stinkdrüse ausgestatteten, wenig wirtsspezifischen Insekten
(HIEPE und RIBBECK, 1982) kommen weltweit verbreitet vor. Sie leben als lichtscheue
Parasiten in Fugen, Spalten, Ritzen, Nestern und anderen Schlupfwinkeln in der Nähe des
Schlages und befallen ihre Wirte ausschließlich nachts (VOGEL et al. ,1983). Das
Wirtsspektrum umfasst nicht nur Haus- und Labortiere, Nager, Hühner und Tauben,
sondern auch den Menschen. Das Weibchen von C. lectularis ist 4,5-8,5 mm lang und
2,7-3,7 mm breit und somit etwas größer als das Männchen, das eine Länge von 4,0-6,5 mm
und eine Breite von 2,3-3,2 mm hat. C. columbarius ist etwas kleiner und hat einen
rundlicheren Hinterleib (BORCHERT (1970). Unterscheiden lassen sich die beiden durch
das zweite und dritte Fühlerglied. Bei C. lectularius ist das zweite Fühlerglied kürzer als
das dritte, wohingegen die beiden Fühlerglieder von C. columbarius gleichlang sind
(STEINBRINK, 1989; WEIDNER, 1995). Der wenig bewegliche Kopf ist mit einem zum
Blutsaugen wichtigen Stech- und Saugrüssel ausgestattet. Der kurze, dicht behaarte Körper
ist dorso-ventral stark abgeflacht und trägt am mittleren Brustsegment zwei rudimentäre
flügelförmige Gebilde. Der Hinterleib setzt sich aus acht Segmenten zusammen. Beim
Weibchen befindet sich rechtsseitig zwischen dem vierten und fünften Abdominalsegment
das Kopulationsorgan (BORCHERT, 1970; MEHLHORN et al., 1993; VOGEL et al., 1983;
HIEPE und RIBBECK, 1982). Die länglich-ovalen, weißgrau durchscheinenden Eier dieser
beiden Wanzenarten haben eine Größe von 0,8-1,3 mm x 0,5 mm und sind durch einen
polseitig schiefsitzenden Deckel charakterisiert. Sie sind von einem wasserlöslichen,
klebrigen Sekret umgeben, das sie gegen Kälte, Austrocknung und Desinfektionsmittel
schützt (BORCHERT, 1970; VOGEL et al., 1983). In ihre Schlupfwinkel legen die
Weibchen täglich nach jeder Blutmahlzeit kleinere Gelege mit Eiern, die nach ein bis zwei
Monaten eine Anzahl von ungefähr 200 Stück erreichen (BORCHERT, 1970; HIEPE und
RIBBECK, 1982). Nach 22 Tagen schlüpfen bei 15°C ca. 1 mm große Larven. Sie
durchlaufen fünf Stufen der Entwicklung bis zum Stadium eines adulten Parasiten. Jeweils
vor den Häutungen erfolgt eine Blutmahlzeit (VOGEL et al., 1983). Unter optimalen
20
Bedingungen ist die Gesamtentwicklung bei 25°C nach etwa eineinhalb Monaten
abgeschlossen. Die Lebenserwartung beträgt neun bis achtzehn Monate und ist abhängig
von der Temperatur und dem Nahrungsangebot.
Die Symptome, die sich nach einem Befall mit diesen beiden Wanzenarten darstellen, sind
von BORCHERT (1970), VOGEL et al. (1983), MEHLHORN et al. (1993) und KUTZER
(2000) wie folgt beschrieben: durch Stiche bilden sich Quaddeln, die starken Juckreiz
verursachen; starker Blutentzug führt vor allem bei Jungtieren zu retardierter Entwicklung,
Teilnahmslosigkeit und Entkräftung. Wanzen befallen nicht nur junge, sondern auch adulte
Tauben, die durch den Befall derartig stark geplagt werden, dass sie verseuchte Nester nicht
mehr aufsuchen, das Brutgeschäft unterbrochen wird und die Nestjungen ihrem Schicksal
überlassen werden.
Zu 3.
Siphonapterida (Flöhe)
a) + b) Ceratophyllus (C.) columbae und Ceratophyllus (C.) gallinae
Die Flöhe sind periodisch-temporäre Parasiten, die sich nur zum Blutsaugen auf ihrem Wirt
aufhalten. Zwei Arten parasitieren bei den Tauben: C. columbae, der Taubenfloh, und C.
gallinae, der Hühnerfloh (HIEPE und RIBBECK, 1982; VOGEL et al., 1983). Das
Männchen des C. columbae ist etwa 2,5 mm, das Weibchen 3,2 mm lang. C. gallinae ist mit
der Länge des Männchens (2,0-3,0 mm) und der des Weibchen (2,2-3,5 mm) um ein wenig
größer (HIEPE und RIBBECK, 1982). Ihr Körper setzt sich aus dem kielartigen, mit der
dreigeteilten Brust verbundenen Kopf und dem ovalen Hinterleib zusammen. Der Körper
wird von einem dunkelbraunen Chitinpanzer umgeben, an dem sich an der Brust Borsten
und Stacheln zu einem Stachelkamm vereinigen. Die Mundwerkzeuge bestehen aus einem
Saug-Stechrüssel. An der dreiteilligen Brust befindet sich an jedem Abschnitt je ein
Beinpaar, von denen das letzte für das charakteristische Sprungvermögen verantwortlich ist
(VOGEL et al., 1983).
Die beiden Arten sind an den Genitalorganen (MEHLHORN et al., 1993; WEIDNER,
1995; KUTZER, 2000) und der Anzahl der Stacheln zu unterscheiden (HIEPE und
RIBBECK, 1982). Bei C. gallinae besitzt der Brustkamm 26-30 Stacheln und der achte
Abdominalsternit hat apikal lange, schlanke Borsten. Das Receptaculum seminis setzt sich
aus zwei verschieden großen Teilen zusammen. Bei C. columbae sind 22-24 Stacheln auf
dem Brustkamm zu zählen. Am achten Abdominalsternit findet man apikal kurze,
21
stachelförmige Borsten, und das Receptaculum seminis besteht aus zwei gleichgroßen
Teilen (HIEPE und RIBBECK, 1982).
Die Flöhe durchlaufen eine holometabole Entwicklung, die stark nestgebunden und
temperaturabhängig ist. Sie dauert ungefähr 17-30 Tage (KUTZER, 2000). In dieser Zeit
absolvieren sie folgende Stadien: Ei, Larve, Puppe und Imago.
Das Weibchen legt in einem Zeitraum von bis zu drei Monate 0,5 mm x 0,3 mm große Eier.
Sie sind weiß, haben eine ovale Form mit einer klebrigen Oberfläche, mit der sie im
Gefieder des Wirtes kleben bleiben. Dort sind sie für den Untersuchenden sehr gut sichtbar.
Aus diesen Eiern schlüpfen 1,5 mm große, augen- und beinlose weißgelb gefärbte Larven.
Ihr Körper gliedert sich in den Kopf, drei Brust- und zehn Hinterleibsabschnitte. Auf dem
Körper befinden sich in zwei Reihen angeordnete Borsten. Nach drei Häutungen spinnt sich
die Larve aus ihrem Speicheldrüsensekret einen ovalen, mit Schmutzpartikeln getarnten
Kokon. In diesem Kokon häutet sie sich erneut und verwandelt sich zu einer flohähnlichen
Puppe, aus der nach Abschluss der Meatmorphose der geschlechtsreife Parasit hervorgeht
(VOGEL et al., 1983).
Bei einem starken Flohbefall können Störungen des Allgemeinbefindens beobachtet
werden. Die Tiere magern ab, die Legeleistung geht zurück und durch den Blutentzug
nimmt die Möglichkeit einer Anämie zu. Junge Tiere werden in ihrer Entwicklung stark
gebremst und bei intensivem Flohbefall kann es zum Verlassen des Nestes kommen. Durch
einen Stich des Flohes wird ein Sekret in die Haut des Wirtstieres gespritzt, welches den
Juckreiz und die typische Quaddelbildung hervorruft. ( MEHLHORN et al., 1993; VOGEL
et al., 1983; GYLSTORFF und GRIMM, 1998; KUTZER, 2000). Auch der Mensch dient
dem Taubenfloh vorübergehend als Wirt. Eine Übertragung kann zum Beispiel beim
Saubermachen von alten Schuppen oder Scheunen, in denen Tauben gelebt haben,
stattfinden.
Zu 4.
Coleoptera ( Käfer)
a) + b) Dermestes (D.) laudarius + Tenebrio (T.) molitor
Die Käfer stellen die artenreichste Ordnung der Insecta und des gesamten Tierreiches dar.
Es wurden mehr als 350.000 Arten beschrieben, die 200 Familien zugeordnet werden
können. Sie sind in fast allen Lebensräumen anzutreffen (HIEPE und RIBBECK, 1982).
Die für die Tauben relevanten Käferarten trifft man vermehrt in unsauberen
22
Taubenschlägen an, wo sie ideale Bedingungen für ihre Entwicklung vorfinden. Sie
ernähren sich sowohl von pflanzlichen als auch von tierischen Substanzen, befallen
Futtermittel und fressen sogar Nestlinge an (VOGEL et al., 1983). Charakteristisch bei
Käfern sind die kauenden Mundwerkzeuge, die Umwandlung des abgegliederten, freien,
ersten Brustschildes zum Halsschild und die des ersten Flügelpaares zu festen Flügeldecken
(BORCHERT, 1970). T. molitor, der gewöhnliche Mehlkäfer, und D. lardarius, der
gemeine Speckkäfer, sind gemäß BORCHERT (1970), HIEPE und RIBBECK (1982) und
VOGEL et al. (1983) die Käferarten, die bei der Taube parasitieren können.
Der Speckkäfer gehört zu der Familie der Dermestidae. Er ist 7-10 mm groß, hat eine ovallängliche Gestalt und ist schwarzbraun gefärbt. Seine Flugfähigkeit erhält der Speckkäfer
durch vier Flügel, von denen die beiden Vorderen feste Decken darstellen. Die
Flügeldecken sind im kranialen Bereich grauweiß gefärbt und haben schwarze Punkte. Eine
wellenförmige Linie markiert den Übergang zum kaudalen schwarz gefärbten Bereich der
Flügeldecken (VOGEL et al., 1983). Die Larven dieses Käfers haben eine Größe von 5-15
mm, sind über den ganzen Körper behaart und von brauner Farbe. Sie haben einen
zylindrischen Körper, bei dem das Vorderende dicker erscheint als das Hinterende, an dem
zwei Chitinhaken und ein Haarpinsel zu erkennen sind. An der braunen Oberseite befinden
sich unterschiedlich lange Borsten. Die Larven können noch nicht fliegen, sich aber durch
die an der grauen Unterseite befindlichen drei Beinpaare gut fortbewegen (VOGEL et al.,
1983).
Der gewöhnliche Mehlkäfer ist dunkelbraun bis schwarz glänzend gefärbt, hat eine
13-17 mm große, längliche Gestalt und kann fliegen. Die Flügeldecken sind kaudal
abgerundet, jedoch nicht miteinander verwachsen. (HIEPE und RIBBECK, 1982). Seine
Bauchseite weist eine rotbraune Färbung auf, die typspezifisch ist. Am Kopf besitzt er zwei
elfgliedrige Fühler (WEIDNER, 1993).
Seine bis zu 30 mm langen Larven werden als Mehlwürmer bezeichnet. Sie zeichnen sich
durch einen gelbbraunen, zylindrisch geformten Körper mit drei kurzen Beinpaaren aus. An
ihrem letzten Leibesring befinden sich zwei Chitinhaken.
Bei beiden Käferarten dauert die vollständige Entwicklung 6-18 Monate. Die Weibchen
legen einige hundert klebrige Eier, aus denen nach ein bis drei Wochen die Larven
schlüpfen.
Diese
verwandeln
sich
nach
Beendigung
des
Puppenstadiums
in
fortpflanzungsfähige Käfer (VOGEL et al., 1983).
Larven und geschlechtsreife Käfer befallen die Nestjungen (VOGEL et al., 1983). Sie
fressen frischgeschlüpfte Nestjunge oder brütende Alttiere an (HIEPE und RIBBECK,
23
1982). Die Jungen werden vor allem an Kopf, Hals und Brust, sowie unter den Flügeln
angenagt, wobei die Käfer tiefe Gänge in den Tierkörper bohren. Als Folge des Befalls der
Nestjungen verweigern die Eltern ihnen die weitere Fürsorge (VOGEL et al., 1983).
Zusätzlich sind T. molitor und D. lardarius Überträger einiger bei Tauben vorkommenden
Zestoden; sie tragen somit zur Aufrechterhaltung der Infektionskette bei (HIEPE und
RIBBECK, 1982; VOGEL et al., 1983).
Zu 5.
Diptera ( Zweiflügler)
a) Pseudolynchyia (P.) canariensis
Der Ordnung der Diptera werden etwa 85.000-90.000 Arten zugeordnet. Charakteristisch
bei P. canariensis ist die Reduzierung der Hinterflügel zu kleinen trommelschlägeligen
Schwingkölbchen, den Halteren. Diese dienen der Lagekontrolle beim Flug und als
Stimulatoren für die Flugbewegung (HIEPE und RIBBECK, 1982). Die zu der Familie der
Lausfliegen (Hippoboscidae) gehörende P. canariensis ist ein weltweit verbreiteter
Taubenparasit. Als periodisch- stationär blutsaugender Ektoparasit kommt die Lausfliege
hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten vor. Durch Zugvögel kann sie auch
in Länder mit gemäßigtem Klima gelangen, ist dort jedoch nicht in der Lage zu überwintern
(VOGEL et al., 1983). Taubenfliegen bewegen sich schnell zwischen den Federn oder
bleiben an ihnen haften, wobei sie im Allgemeinen von dem Untersuchenden schwer zu
entdecken sind (GYLSTORFF und GRIMM, 1998). Ihr gedrungener, keilförmiger, 9 mm
langer Körper ist fein behaart. Der kegelförmige Kopf ist mit stechendem Mundwerkzeug
ausgestattet und trägt rudimentäre Antennen. Sie besitzt zudem zwei transparente, lange,
den Körper überragende Flügel und drei Beinpaare mit starken gezähnten Krallen (VOGEL
et al., 1983).
In die Nester der Tauben werden von den Lausfliegenweibchen die bereits
verpuppungsfähigen Larven gelegt. Nach einer Puppenruhe von ca. einem Monat schlüpfen
die adulten Tiere, die sich dann wie die Elterntiere vom Blut ihrer Wirte ernähren
(SCHUURMANS STEKHOVEN et al., 1954; MEHLHORN et al., 1993). Die Parasiten
sind etwa ein halbes Jahr lebensfähig. Ohne einen adäquaten Wirt gehen sie innerhalb
weniger Tage zu Grunde (VOGEL et al., 1983; MEHLHORN et al., 1993).
24
Lausfliegen befallen vornehmlich noch nicht vollständig befiederte Nestjunge, da diese
noch nicht fähig sind, sich gegen den Befall zur Wehr zu setzen (SCHUURMANS
STEKHOVEN et al., 1954) Oft führt der starke Blutentzug zu Anämien die gelegentlich
zum Tod führen. Bei älteren Tieren bewirkt der Einfluss der Taubenfliege eine verstärkte
Unruhe, wodurch die bebrüteten Eier zu Schaden kommen können. Außerdem lässt sich bei
den Tieren ein nachhaltiger Juckreiz feststellen, der zu Exudaten und Verkrustungen mit
Sekundärinfektionen führen kann (VOGEL et al., 1983; MEHLHORN et al., 1993;
GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
Die Taubenlausfliege hat besondere Bedeutung bei der Übertragung von Haemoproteus
columbae sowie von Viren und Bakterien (GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
Spinnentiere (Arachnida)
Zu 1.
Acaria ( Zecken und Milben )
a) + b) Argas (A.) reflexus + Argas (A.) polonicus
In Europa werden die Tauben hauptsächlich von Vertretern der Familie der Argasidae
(Lederzecken) befallen. Nach GERRIETS und FRITZSCHE (1962), SCHRAG et al. (1987)
und KUTZER (2000) handelt es sich bei diesen Arten um A. reflexus und A. polonicus.
Die Zecken dieser Familie sind augenlos und gekennzeichnet durch einen eiförmigen,
dorsoventral abgeplatteten Körper, der einen scharfen, nach dorsal etwas aufgebogenen
Rand besitzt. Das Integument ist lederartig und weist kein Rückenschild auf.
Charakteristisch für die Dorsalseite ist der mit Gruben und kurzen Radiärfurchen versehene
Körperrand (KUTZER, 2000). Das Hypostom der Larven ist gut entwickelt und mit großen,
spitzen Zähnen besetzt, bei den Nymphen und Adulten hingegen ist es rudimentär. Die
Geschlechtsöffnung des Männchens ist hufeisenförmig, die des Weibchens oval (HIEPE
und RIBBECK, 1982). Die Zecken sind temporär-stationär blutsaugende (VOGEL et al.,
1983) global weit verbreitete Ektoparasiten (HIEPE und RIBBECK, 1982). Hauptsächlich
ernähren sie sich nachts vom Blut ihres Wirtes und verbergen sich am Tag in seiner
Umgebung (VOGEL et al., 1983).
25
Die Körpermaße des Männchens von A. reflexus variieren zwischen einer Länge von
4,0-8,0 mm und einer Breite von 3,0-5,5 mm, die des Weibchens zwischen 5,5-11,0 mm
und 4,0-7,5 mm.
Das Männchen von A. polonicus (5,4-9,7 mm x 3,95-7,05 mm) hat größere Ausmaße als
das Weibchen (4,8-8,0 mm x 3,35-4,85 mm) (HIEPE und RIBBECK, 1982).
Die Weibchen beider Arten legen in ihre Schlupfwinkel mehrmals im Jahr etwa 20-100
ovale, 0,6 mm große Eier, die erst bräunlich gefärbt sind und später weiß werden. Aus
diesen Eiern schlüpfen nach zwei bis acht Wochen die 2-3 mm großen, rundlichen und kurz
behaarten Larven mit sechs langen, gegliederten Beinen. Nach 8-14 Tagen suchen sie das
Wirtstier auf, um sich dort an den federlosen Stellen wie der Nackengegend, am Hals, an
den Innenflächen der Oberschenkel und unter den Flügeln für drei bis zehn Tage
festzusaugen (HIEPE und RIBBECK, 1982; KUTZER, 2000). Die vollgesogenen Larven
ziehen sich zu einer 70-150 Tage dauernden Ruhepause zurück, nach deren Abschluss sie
sich häuten. Aus dieser Häutung geht eine achtbeinige Nymphe hervor (BOCH und
SCHNEIDAWIND, 1988). Der ersten Häutung folgen drei weitere. Aus der letzten entsteht
die erwachsene Zecke (VOGEL et al., 1983). Die Larven können ohne einen Wirt ungefähr
drei bis vier Monate, die Nymphen 15 Monate und die adulten Tiere zwei Jahre überleben.
Nach HIEPE und RIBBECK (1982) und KUTZER (2000) nehmen die Zecken beim
Befallen ihrer Wirte erhebliche Mengen an Blut auf. Nach Untersuchungen von MÜLLER
(1939) wird der Taube von einer einzigen weiblichen Zecke 0,315 ml und von einer
männlichen Zecke 0,192 ml Blut entzogen. Zehn weibliche Imagines benötigen ca. 3 ml
Blut. Da eine Taube je nach Größe und Alter aber nur ein Gesamtblutvolumen von 10-18
ml Blut hat, führt ein stärkerer Zeckenbefall besonders bei Jungtauben durch den ständigen
Blutverlust zu allgemeiner Schwäche und Anämie, an der sie zumeist zugrunde gehen
(SCHRAG et al., 1987; KUTZER, 2000). Bei adulten Tieren ist eine ähnliche Reaktion zu
beobachten. Sie zeigen ein auffällig gestörtes Allgemeinbefinden, werden anämisch und
sind in ihrer Zucht- und Flugleistung stark beeinträchtigt.
Wenn Zecken keinen tierischen Wirt finden, gehen sie auch auf den Menschen über. Sie
verursachen Juckreiz, Rötungen und Hautschwellungen in Form von Quaddeln.
Gelegentlich entstehen schlecht heilende, eiternde und nässende Wunden und Dermatitiden.
26
c) + d) Dermanyssus (D.) gallinae und Ornithonyssus (O.) sylviarum
Zur Familie der Dermanyssidae zählt die „Rote Vogelmilbe“ (D. gallinae) und die
„Nordische Vogelmilbe“ (O. sylviarum).
Die Vertreter dieser Gattung sind wenig wirtspezifisch. Sie befallen nicht nur Tauben,
sondern parasitieren auch bei Geflügel, Ziervögeln, Säugetieren und auch beim Menschen
(HIEPE und RIBBECK, 1982; VOGEL et al., 1983).
D. gallinae ist spärlich mit Borsten ausgestattete Milbe. Die Maße des Männchens betragen
0,60-0,65 mm x 0,32-0,35 mm und die des Weibchens 0,70-1,0 mm x 0,36-0,64 mm. Die
Larve hat eine Größe von 0,39 mm x 0,24 mm, und die Eier sind 0,39 mm lang und 0,26
mm breit (HIEPE und RIBBECK, 1982).
Der relativ wenig chitinisierte (KUTZER, 2000) Körper ist von gelbbrauner Farbe, hat eine
waagerecht sich abflachende, ovale bis birnenförmige Gestalt. Nach der Blutaufnahme kann
sich die Form die Körpers auch zu einer ei- bis kugelförmigen Gestalt verändern (VOGEL
et al., 1983). Durch den Besitz von vier Paaren langer, kräftiger, kurz beborsteter und
gegliederter Beine, die an ihrem Ende eine Doppelkralle aufweisen, ist diese
Parasitenspezies sehr beweglich (BORCHERT, 1970). Die Chelizeren des Weibchens sind
stilettförmig, die des Männchens als schwache Schere ausgebildet. Die Lebensweise von D.
gallinae ist stationär-periodisch. Am Tage halten sie sich in ihren Schlupfwinkeln auf, des
Nachts befallen sie ihre Wirte zur Blutaufnahme. Der Rhythmus der Nahrungsaufnahme ist
abhängig von der Temperatur (HIEPE und RIBBECK, 1982; KUTZER, 2000).
Die Weibchen legen ihre Eier in versteckte Winkel des Taubenschlages. Aus diesen Eiern
schlüpfen bei günstigen Temperaturen nach zwei Tagen die Larven, die sich nach drei
Häutungen über zwei Nymphenstadien zur Imago entwickeln. Die gesamte Entwicklung
dauert ungefähr eine Woche (HIEPE und RIBBECK, 1982; KUTZER, 2000).
O. sylviarum ist im Gegensatz zu D. gallinae ein stationär-permanenter Ektoparasit. Der
Körper des Weibchens ist 0,59-0,80 mm lang und 0,36-0,50 mm breit (HIEPE und
RIBBECK, 1982). Der Körper des Männchens ist etwas kleiner (KUTZER, 2000). Die Eier
sind 0,31 mm x 0,19 mm groß, die Larven erreichen eine Größe von 0,31 mm x 0,18 mm
(HIEPE und RIBBECK, 1982). Das Rückenschild bedeckt beim Weibchen etwa zwei
Drittel der Körperoberfläche. Auf der Sternalplatte befinden sich zwei Paar Borsten
(KUTZER, 2000). Bei dieser Gattung sind die Chelizeren scherenförmig. Dieses Merkmal
wird zur Unterscheidung gegenüber D. gallinae herangezogen (HIEPE und RIBBECK,
1982).
Nach
FLYNN
(1973)
ist
die
Analplattenform
ein
weiteres
27
Unterscheidungskriterium. Bei D. gallinae ist sie kurz und breit angelegt, während sich O.
sylviarum durch eine länglich schmale Analplattenform auszeichnet.
Im Gegensatz zu D. gallinae findet der gesamte Entwicklungszyklus von O. sylviarum auf
dem Wirtstier statt und dauert etwa eine Woche. Im Übrigen entsprechen sich die
Entwicklungsabschnitte (HIEPE und RIBBECK, 1982; KUTZER, 2000).
HIEPE und RIBBECK (1982), SCHRAG et al. (1987), MEHLHORN et al., (1993),
GYLSTORFF und GRIMM (1998) und KUTZER (2000) schildern folgende Symptome,
die sich bei einem Befall mit Vogelmilben zeigen:
Schreckhaftigkeit, Leistungsminderung, Anämien, plötzliche Todesfälle. In ursächlicher
Korrelation zur Anämie kommt es zur Abmagerung, Unfruchtbarkeit sowie zu Federausfall
und damit auch zu einer Verminderung der Zucht- und Flugleistung. Beim Eindringen der
Milben in Körperöffnungen können lokale Entzündungen auftreten, die, wenn das Ohr
betroffen ist, eine Störung des Gleichgewichtssinnes hervorrufen können (KUTZER, 1965;
MAYER, 1954).
Beide Milbenarten sind Überträger der New-Castle Disease und des Pockenvirus (FLYNN,
1973). D. gallinae kann darüber hinaus seine Wirte mit Pasteurella multocida infizieren
(HIEPE und RIBBECK, 1982).
d)+e)+f)
Ornithocheyletiella
(O.)
hallae,
Harpyrhynchus
(H.)
nidulans,
Syringophillus (S.) bipectinatus
Bei den Familien der Raub-, Federbalg- und Federspulmilben sind die Erreger
hauptsächlich in den Gattungen Ornithocheyletiella, und Syringophilus zu finden. Die
Tauben werden in der Regel mit Vertretern der ersten Gattung, O. hallae, befallen. Das
Männchen ist 0,24-0,28 mm x 0,16-0,19 mm groß und hat einen dorsal abgeplatteten,
rhombenförmigen Körper. Der sechseckige Körper des Weibchens erreicht eine Größe von
0,30-0,35 mm x 0,18-0,20 mm. An ihren Klauen befinden sich starke Maxillarpalpen. O.
hallae entwickelt sich über ein Larvenstadium und zwei Nymphenstadien zum Imago. Ihr
Lebensraum ist die Hautoberfläche, wo sie eine mit Juckreiz verbundene Hautveränderung
hervorrufen (KUTZER, 2000). Die beiden anderen Gattungen der Federbalg- und
Federspulmilben kommen bei Tauben relativ selten vor (MEHLHORN et al., 1993).
28
i) + k) Megninia (M.) columbae und Falculifer (F.) rostratus
Die Federmilben werden bei den Tauben durch F. rostratus und M. columbae vertreten. Sie
sind permanent schmarotzende Ektoparasiten (VOGEL et al., 1983), die hauptsächlich in
der Federfahne besonders neuer Federn nahe am Schaft oder in den Kielen der Flügel- und
Schwanzfedern parasitieren (GYLSTORFF und GRIMM, 1998). Die Übertragung dieser
Parasiten erfolgt durch direkten Kontakt zwischen zwei Vögeln. Eine weitere Möglichkeit
der Infektion ergibt sich durch die Beweglichkeit der lebhaften Nymphen.
Das Weibchen hat einen ovalen Körper. Beim Männchen treten zwei verschiedene Formen
auf. Während die eine der Gestalt des Weibchens ähnelt, hat die andere einen lang
gestreckten nach hinten verschmälerten Körper. Beide Geschlechter haben eine Länge von
0,6-0,7 mm und eine Breite von 0.3-0,4 mm. Auf dem Rücken trägt F. rostratus ein
feingranuliertes Schild, während die restliche Haut des Rückens und die des Bauches
charakteristische Rillen aufweist (BORCHERT, 1970). Zur Unterscheidung von Männchen
und Weibchen wird die Länge der Beinpaare herangezogen. Beim Männchen sind die
vorderen Beinpaare die längeren, beim Weibchen dagegen die hinteren. Beide Geschlechter
besitzen jedoch jeweils am Ende der vier Beinpaare Haftnäpfe (HAUPT, 1926). Die
Entwicklung schließt auch hier, wie bei den übrigen Milbenarten, ein Larven- und zwei
Nymphenstadien ein. Bei ungünstigen Umweltbedingungen ist die Milbe in der Lage sich in
das Innere des Wirtes zurück zu ziehen, wo sie den Zustand des Hypopusstadium verbringt.
Durch die Federbälge bohrt sie sich in das Unterhautbindegewebe, von dort aus wandert sie
weiter in die Leibeshöhle. Erst nachdem sich die umweltbedingten Konditionen positiver
gestalten, kehrt sie an die Oberfläche des Wirtes zurück (BORCHERT, 1970).
Obwohl sich befallene Tauben vermehrt putzen, lässt sich ein stark ungepflegtes Federkleid
erkennen. Dies zeigt sich durch den verloren gegangenen charakteristischen Glanz und
Grauschimmer des Gefieders sowie durch abgebrochene Federn (VOGEL et al., 1983). Vor
allem die Federn werden von F. rostratus geschädigt, so dass ein vermehrtes Auftreten
Irritation und schließlich den Federausfall an Kopf, Hals und Rücken zur Folge hat. Durch
den dauernden Juckreiz kommt es zu Abmagerung und Leistungsrückgang (KUTZER,
2000). Am auffälligsten sind die distalen Schwung- und Steuerfedern betroffen, deren
äußerste Fahnenäste verkürzt werden oder sogar völlig fehlen, so dass distal ausschliesslich
der nackte Kiel erhalten bleibt. Die Tauben können nur noch kurze Strecken fliegen und
sind in ihrer Flugsicherheit behindert (HAUPT, 1926). DAREBNICEK et al. (1967) und
KUTZER (1965) beschreiben eine weitere Schädigung durch den Parasiten, die durch die
Hypopusstadien bedingt wird, da sie sich zu dieser Zeit in den perivaskulären Geweben des
29
Truncus carotis communis sin. et dext., den Vv. jugularis dext. et sin., im Perikard und in
den Muskelfaszien sowie im Unterhautbindegewebe befinden. Bei starker Besiedelung
kommt es zu einer Kompression der Jugularvenen und somit zu einer schlechteren
Blutzirkulation,
die
die
Flugleistung
beeinträchtigt.
Sind
Deutonymphen
im
Unterhautbindegewebe vorhanden, kommt es nicht selten zu einer abnormalen Mauser. Die
Federn fallen aus und werden nur langsam, meistens durch mißgestaltete Federn, ersetzt.
Ein weiterer Vertreter der Federmilben ist M. columbae. Männchen und Weibchen haben
eine Größe von 0,30 x 0,18 µm. Bei dieser Art ist beim Männchen das dritte Beinpaar
länger und stärker ausgeprägt als die beiden anderen. Die Vorderbeine sind kurz hinter dem
Ansatz s-förmig gebogen, am vorletzten Glied befindet sich ein rückwärts gebogner Dorn.
An den ungegliederten Hinterleibslappen sind je zwei lange Borsten zu erkennen
(BORCHERT, 1970). M. columbae befindet sich im Normalfall auf der Unterseite der
Schwung- und Steuerfedern. Eilegende Weibchen halten sich auch auf den Federspulen auf.
Befallene Tauben haben ein glanzloses Gefieder und zeigen einen intensiven Juckreiz, der
sich in einer ausdauernden Gefiederpflege dokumentiert (KUTZER, 2000).
l) Cnemidokoptes (C.) mutans
Bei den Tauben wird die so genannte Kalkbeinkrankheit durch die „Kalkbeinmilbe“ (C.
mutans) verursacht (BOCH und SUPPERER, 1971; KRONSBERGER, 1978). Diese
Milben haben einen schildkrötenähnlichen Körper mit einem kleinen stumpf-kegelförmigen
Kopf. Die Männchen und die Weibchen unterscheiden sich durch die Gliederung ihrer
Extremitäten. Das Männchen hat lange und kräftige Extremitäten von denen die beiden
vorderen dreigliedrig, die beiden hinteren viergliedrig sind. Sie enden alle mit gestielten
Haftscheiben, langen Borsten und zwei Krallen. Beim Weibchen sind alle vier Extremitäten
viergliedrig. Sie erscheinen zurückgebildet und sind an ihren Enden nur mit zwei Krallen
versehen (VOGEL et al., 1983). Die Größe des Männchens beträgt 0,22-0,25 mm x
0,14-0,16 mm, wo hingegen das Weibchen mit den Körpermaßen von 0,45-0,5 mm x
0,34-0,40 mm größer ist (KUTZER, 2000). In ihrem 21-tägigen Entwicklungszyklus
durchlaufen die Larven drei Häutungen und entwickeln sich nach dem Nymphenstadium zu
fortpflanzungsfähigen Milben (VOGEL et al., 1983).
Ihr Lebensraum ist die Epidermis der Ständer, wo sie sich von Hornhautgewebe oder
Gewebsflüssigkeit ernähren. Bei diesem Fressakt kommt es durch die mechanische Reizung
und die Stoffwechselausscheidungen zu einer Stimulierung der basalen Zellschichten
(Stratum germinativum) und es bilden sich typische Hornhautwucherungen, die
30
sogenannten Kalkbeine. Man erkennt sie an den grauen, Millimeter dicken Belägen der
Beine (BOCH und SUPPERER, 1971). Die Tiere leiden in Folge dessen unter
Bewegungsstörungen und Juckreiz. Tauben infizieren sich nur in seltenen Fällen mit dieser
Krankheit, die durch direkten Kontakt wohl schon im Nestlingsalter übertragen wird
(VOGEL et al., 1983).
m) Neoknemidokoptes (N.) laevis
Die „Körperräudemilbe“ (N. laevis) ist ein naher Verwandter der Kalkbeinmilbe. Sie ist ein
permant-stationärer Ektoparasit und tritt relativ selten bei Tauben auf. Die Männchen haben
eine Größe von 0,14-0,18 mm x 0,1-0,13 mm und die Weibchen sind 0,27-0,35 mm x
0,21-0,26 mm groß. Beide haben einen eiförmigen Körper mit kurzen, kräftigen und
behaarten Beinen, die jeweils von Haftstielen beendet werden und an den hinteren
Extremitäten zwei lange Borsten aufweisen. Beiden Geschlechtern sind zwei einzelne lange
Haare am Hinterende und zwei Saugnäpfe auf der Bauchseite zu Eigen. Bei den Weibchen
sind zudem auf der Rückenseite feine Rillen, am Hinterteil zwei lange Borsten zu erkennen
(VOGEL et al., 1983). Die Prädilektionsstellen von N. laevis liegen auf der befiederten
Körperoberfläche im Bereich des Bürzels und Rückens, im Nacken sowie an den
Oberschenkeln. Übertragen wird die Körperräudemilbe durch direkten Kontakt und führt
neben juckenden pustulösen Hautausschlägen zu lokalem Federausfall mit kalkartigen
Borken auf der Haut (FLYNN, 1973).
n) Laminosioptes (L.) cysticola
Das Finden der „Knötchenmilbe“ (L. cysticola) verdankt die Wissenschaft einer zufälligen
Entdeckung bei einer Obduktion von Tauben im Jahre 1870 (PETRAK, 1969; BOCH und
SUPPERER, 1971). Sie hat einen walzenförmigen Körper und ist bei beiden Geschlechtern
ungefähr doppelt so lang wie breit (Männchen: 0,22-0,23 mm x 0,09-0,1 mm; Weibchen:
0,25-0,26 mm x 0,1-0,11 mm). Ihr Körper ist spärlich beborstet (KUTZER, 2000), nach
dem zweiten Beinpaar deutlich abgesetzt und an den Körperenden abgerundet.
Charakteristisch sind die beiden langen Borsten am Körperende (VOGEL et al., 1983). L.
cysticola besitzt vier stummelförmige Beinpaare, die zwei vorderen Beinpaare enden mit
Krallen, während die hinteren gestielte Haftnäpfe besitzen (KUTZER, 2000).
Diese Knötchenmilben befinden sich vor allem im lockeren Unterhautgewebe im Bereich
von Hals, Brust, Bauch und Oberschenkel. Wenn die Milben abgestorben sind, wirken sie
als Fremdkörper und führen zu Kalk- und Fettablagerungen, wodurch es zur Bildung
31
kleiner Knötchen kommt. Meistens betrifft dies ältere Tiere, die im Allgemeinen nicht
durch die bekannten Krankheitssymtome auffällig werden. Dieser Befund ist von
fleischhygienischer Bedeutung (KUTZER, 2000), da diese Tiere nicht für den Verzehr
zugelassen werden dürfen.
o) Cytodites (C.) nudus
Selten kommt es zu einem Befall der Tauben mit der „Luftsackmilbe“ (C. nudus). Diese
werden gemäß ihrem Namen hauptsächlich in den Luftsäcken und Atemwegen angetroffen,
allerdings besiedeln sie auch die Oberfläche von Leber und Niere (KUTZER, 2000).
GYLSTORFF und GRIMM (1998) beschreiben sie als kleine sandkorngroße Punkte, zu
finden in den Sekundär- und Tertiärbronchien sowie im Lungeninterstitium und unter der
epithelialen Auskleidung der Luftsäcke. Das Männchen ist 450-575 µm lang und 280340 µm breit. Das Weibchen hat eine Größe von 480-600 µm x 315-400 µm (KUTZER,
2000). Ihr Körper ist weißgrau, rundoval, abgeflacht und an der Rückenseite gewölbt. C.
nudus besitzt lange, kräftige Beine, deren Endglieder mit gestielten Haftscheiben versehen
sind. Das letzte Glied des zweiten Beinpaares trägt eine kurze stumpfe Kralle (VOGEL et
al., 1983). In ihrem Entwicklungszyklus durchlaufen sie ein Larvenstadium und zwei
Nymphenstadien. Der Übertragungsmodus ist weitestgehend unbekannt (KUMMERFELD,
1982). KUTZER (2000) erwähnt, dass bei einer geringen Ansiedlung von Luftsackmilben
keinerlei Irritationen auftreten, aber schon ein mittelgradiger Befall zu Atembeschwerden,
Bronchitis und Bronchopneumonie führt. Die Tiere müssen häufig niesen und geben dabei
ein pfeifendes Geräusch von sich. Die Luftsäcke füllen sich mit serofibrinösem Exudat. Es
kommt zu starker Abmagerung, schließlich tritt der Tod ein. Weniger gravierende
Symptome sind Störungen des Allgemeinbefindens und Fressunlust (VOGEL et al., 1983).
32
2.5.2 Beschreibung der wichtigsten Endoparasiten
Bei der Taube finden sich eine Vielzahl von Protozoen - und Helminthenarten, auf die im
Folgenden näher eingegangen wird.
Die Protozoen der Tauben gehören zum Stamm der Sarcomastigophora, mit dem
Unterstamm der Mastigophora und der Klasse Zoomastigophora. Sie werden in die
Ordnungen Kinetoplastida, Diplomonadida und Trichomonadida eingeteilt. Desweiteren ist
der Stamm der Apikomplexa mit der Klasse Sporozoa für die Tauben von Bedeutung. Bei
der weiteren Differenzierung des Stammes der Apikomplexa ist auch die Ordnung der
Eucoccidiida mit den Familien Eimeriidae und Sarcocystidae zu berücksichtigen.
Bei den Helminthen, die für die Tauben von Belang sind, müssen der Stamm der
Plathelmintha mit der Überklasse Trematoda und der Klasse Digenea genannt werden. Bei
den folgenden Betrachtungen wird die Ordnung Strigeidae, die Ordnung Echinostomatida
mit der Familie der Echinostomatidae und die Ordnung Plagiorchiida mit der Familie
Prosthogonimidae näher beschrieben.
Zu dem Stamm der Plathelmintha zählt auch die Klasse der Cestoda mit der Ordnung
Cyclophyllidea, der unter anderem die Familien der Davaineidae, Hymenolepididae und
Anoplocephalidae untergeordnet sind.
Neben diesem Stamm ist auch der Stamm der Nemathelminthes für die Untersuchung
essentiell. Dazu gehörig wird die Klasse der Nematoda mit der Ordnung der Enoplida
betrachtet, von der die Familie der Capillariidae einen weiteren Betrachtungspunkt
ausmachen wird. Darüber hinaus wird die Ordnung der Strongylida mit der Familie der
Strongylidae, Trichostrongilidae und Syngamidae mit in die Darstellung einbezogen. Auch
die Ordnung der Ascaridida mit der Familie der Ascarididae und die Ordnung der
Spirurida mit den Familien Tetrameridae und Acuariidae sind zu berücksichtigen (HIEPE
UND JUNGMANN, 1983; ROMMEL et al., 2000).
Folgende Endoparasiten sind gemäß FIEBIGER (1947), MAYER (1954), LÜTHGEN
(1961), FRITZCHE und GERRIETS (1962), HAUSER (1964), BRÜCHNER (1965),
SOULSBY (1968), WEBER (1979), HIEPE und JUNGMANN (1983), VOGEL et al.
(1983), HIEPE et al. (1985), SCHRAG et al. (1987), ECKERT (2000) und ROMMEL
(2000) bei Wildtauben gefunden worden:
33
Protozoen
1. Ordnung Kinetoplastida
a. Trypanosoma hannai (Pittaluga, 1905)
b. Toxoplasma gondii (Nicolle und Manceaux, 1908)
2. Ordnung Diplomonadida
a. Spironucleus columbae (Nöller und Buttgereit, 1923)
3. Ordnung Trichomonadida
a. Trichomonas gallinae (Rivolta, 1878)
4. Ordnung Eucoccidiida
a. Eimeria columbarum (Nieschulz, 1935)
b. Eimeria labbeana (Pinto, 1928)
c. Haemoproteus palumbus (Baker, 1966)
d. Haemoproteus columbae (Kruse, 1880)
e. Sarcocystis falculata (Lancaster, 1882)
Helminthen
I. Trematoden
1. Famillie Strigeidae
a. Apatemon gracillis (Rudolphi, 1819)
b. Cotylurus cornutus (Rudolphi, 1808)
c. Brachylaemus fuscatum (Rudolphi, 1819)
2. Famillie Echinostomatidae
a. Echinostoma revolutum (Froehlich, 1802)
b. Echinoparyphium recurvatum (von Linstow, 1873)
c. Hypoderaeum conoideum (Bloch, 1782)
34
3. Famillie Plagiorchiidae
a. Prosthogonimus cuneatus (Rudolphi, 1809)
b. Prosthogonimus ovatus (Rudolphi, 1803)
II. Zestoden
1. Familie Davaineidae
a. Davainea proglottina (Davaine, 1860)
b. Raillietina bonini (Mégnin, 1899)
c. Raillietina clerci (Fuhrmann, 1920)
d. Raillietina columbae (Fuhrmann, 1908)
e. Raillietina columbiella und johri (Ortlepp, 1938)
f. Raillietina crassula (Rudolphi, 1819)
g. Raillietina cryptacantha (Fuhrmann, 1909)
h. Raillietina cuneata (Megitt, 1924)
i. Raillietina echinobothrida (Mégnin, 1880)
j. Raillietina joyeuxi (Lopez- Neyra, 1929)
k. Raillietina micracantha (Fuhrmann, 1909)
l. Raillietina nagpurensis (Moghe, 1925)
m. Raillietina polyacantha (Fuhrmann, 1909)
n. Raillietina quadritestculata (Moghe, 1925)
o. Raillietina tetragona (Molin, 1858)
p. Railletina torquata (Megitt, 1924)
q. Raillietina tunethensis (Joyeux und Houdemer, 1928)
2. Familie Anoplocephalidae
a. Killigrewia delafondi (Raillet, 1892)
3. Familie Hymenolepididae
a.
Hymelopis columbae (Zeder, 1800)
b. Hymelopis serrata (Fuhrmann, 1906)
c. Hymelopis rogusus (Clerk, 1906)
d. Hymelopis sphenocephala (Rudolphi, 1809)
35
III. Nematoden
1. Ordnung Strongilyda
a. Ornithostrongylus quadriradiatus (Stevenson, 1904)
b. Trichostrongylus tenuis (Mehlis, 1846)
c. Syngamus trachae (Montagu, 1811)
2. Ordnung Ascaridiae
a. Ascaridia columbae (Gemelin, 1790)
3. Ordnung Spirurida
a. Tetrameres fissipina (Diesing, 1861)
b. Tetrameres americana (Cram, 1927)
c. Acuaria spiralis (Molin, 1858)
d. Dispharynx nasuta (Rudolphi, 1891)
4. Ordnung Enoplida
a. Capillaria obsignata (Madsen, 1945)
b. Capillaria caudinflata (Molin, 1858)
Protozoen
Zu 1.
b) Toxoplasma (T.) gondii
Das weltweit auftretende T. gondii ist ein zu den zystenbildenbildenden Kokzidien
gehörendes Sporozoon mit einem fakultativ zweiwirtigen Entwicklungszyklus. Als
Zwischenwirte können fast alle warmblütigen Tiere dienen (ROMMEL, 2000). T. gondii ist
ein apfelsinenschnittenförmiger Parasit, der alle Warmblüter inklusive Mensch und eine
Vielzahl von Vögeln befallen kann. Obwohl er sich obligat intrazellulär in nahezu allen
Zellen
entwickelt,
bevorzugt
er
Zellen
des
Zentralnervensystems
und
des
retikuloendothelialen Systems (RES) von Leber, Milz und Lunge (GYLSTORFF und
GRIMM, 1998). Die infektionsfähigen Zysten sind im vegetativen Vermehrungsstadium bis
zu 7 µm groß. In diesem Zustand sind sie von ovaler Gestalt und verformen sich nach dem
Zerfall der Wirtszellen in sichel- oder bogenförmige Stadien (MINNING et al., 1969). Die
36
Zysten von T. gondii können durch Magensaft schnell abgetötet werden. Die Oozysten
dagegen sind sehr widerstandsfähig und können bis zu 18 Monaten überleben (VOGEL et
al., 1983).
Nach oraler Aufnahme der sporulierten Oozysten aus dem Katzenkot findet im
Zwischenwirt eine in zwei Phasen ablaufende ungeschlechtliche Vermehrung statt. Die
Sporozoiten dringen auf dem Lymph-Blutweg in die inneren Organe ein und vermehren
sich intrazellulär durch Endogonie. Dabei entstehen in jeder Mutterzelle jeweils zwei
Tochterindividuen, auch Tachyzoiten genannt. Nach maximal 32 Teilungsvorgängen der
Tachyzoiten ist die als Pseudozyste bezeichnete Wirtszelle gefüllt und platzt. Die
freiwerdenden Tachyzoiten dringen in neue Wirtszellen ein. Von diesem Befall bleiben die
Erythrozyten ausgeschlossen. Eine Parasitämie findet regelmäßig während der ersten
Vermehrungsphase statt. Kommt es zur Bildung von Antikörpern, werden aus den
Tachyzoiten Toxoplasma-Zysten, die man hauptsächlich in Skelett,- Herz- und
Zwerchfellmuskulatur sowie im Gehirn findet. Geschlechtliche Entwicklungsstadien
entstehen nur im Dünndarmepithel der Katze oder nahe verwandter Feliden, die sich durch
Aufnahme von zystenhaltigem Fleisch infizieren. Eine ungeschlechtliche in den
Epithelzellen des Darmes ablaufende Vermehrung geht der geschlechtlichen voraus. Am
Ende der geschlechtlichen Entwicklung entstehen widerstandsfähige unsporulierte
Oozysten, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Nach drei bis vier Tagen sporulieren sie
in der Außenwelt und werden infektiös (ROMMEL, 2000).
Die Oozysten sind die primäre Ansteckungsquelle für herbivore Tiere (ROMMEL, 2000).
SIEGMANN et al. (1976) führen an, dass die Toxoplasmen auch durch blutsaugende
Außenschmarotzer übertragen werden können. ZWART et al. (1972) (zit. nach VOGEL et
al.,
1983)
weisen
darauf
hin,
dass
die
Hauptansteckungsquelle
für
Tauben
katzenkotkontaminiertes Futter ist.
Die Krankheitsübertragung bei erwachsenen Tauben kann durch Schnäbeln ausgelöst
werden. Die jungen Tauben werden beim Füttern durch die Elterntiere über die Kropfmilch
infiziert. So übertragen kann T. gondii latente, sublinische und manifeste Infektionen
hervorrufen. Letztere bewirken einen akuten oder chronischen Krankheitsverlauf.
(VOGELet al., 1983).
Nach einer Infektion treten bei den Tieren folgende Symtome auf:
Polydipsie, Apathie, Schlafsucht, Entkräftung, Gewichtsverlust, Durchfall, Sträuben des
Gefieders, Appetitlosigkeit, Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen, tonisch- klonische
Krämpfe, fortschreitende Lähmungen und Augenveränderungen wie zum Beispiel
37
Konjunktivitis, Pupillenerweiterung, Iritis, Atrophie des Augapfels, Chorioretinitis und
eventuelle Blindheit (VOGEL et al., 1983; GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
T. gondii Infektionen sind nur selten bei Tauben anzutreffen. Da keine Oozysten
ausgeschieden werden, wird die Krankheit unter den Tauben nicht weiter verbreitet. Der
Mensch wird durch die Taube, die im gekochten oder gebratenen Zustand verzehrt wird,
nicht mit Toxoplasma-Pseudozysten und Toxoplasma-Zysten infiziert (VOGEL et al.,
1983).
Zu 2.
a) Spironucleus (S.) columbae
Die Spironucleose ist eine durch den aus der Familie der Hexamitidae stammenden S.
columbae (ROMMEL, 2000) hervorgerufene akut, subakut oder chronisch verlaufende
Krankheit. Sie geht einher mit einer mehr oder weniger heftig auftretenden
Darmentzündung und tritt hauptsächlich bei jungen Tauben auf. Die alten Tiere besitzen
eine Altersresistenz und erkranken aus diesem Grund kaum sichtbar (VOGEL et al., 1983).
Dieser bilateral-symmetrische Flagellat hat eine ei- bis birnenförmige Gestalt mit einer
Länge von 6-14 µm und einer Breite von 3-5 µm. S. columbae wird durch den Besitz von
zwei Kernen, sechs vorn entspringenden Geißeln sowie zweier Schleppgeißeln
charakterisiert (MEHLHORN et al., 1993). Er parasitiert im gesamten Dünndarmtrakt
(ROMMEL, 2000) und vermehrt sich durch Zweiteilung, der eine intrazelluläre schizogene
Phase mit der Bildung zunächst geißelloser Formen vorausgeht. Die Zysten werden mit
dem Kot ausgeschieden (HIEPE und JUNGMANN, 1983; VOGEL et al., 1983;
MEHLHORN et al., 1993). Durch die Aufnahme der Zysten mit dem Futter oder durch
vegetative Formen im kontaminierten Trinkwasser erfolgt die Infektion auf oralem Wege.
Die seuchenhaft verlaufende Krankheit, an der zu einem sehr hohen Prozentsatz Jungtauben
(bis zu 100%) in der Regel mit letalem Ausgang erkranken (VOGEL et al., 1983), äußert
sich in folgenden Krankheitssymptomen:
Katarrhalische, gelegentlich auch pseudomembranöse Entzündungen (ROMMEL, 2000).
Die Nestlinge haben Durchfall und verenden meist stark abgemagert und entkräftet
innerhalb von sieben bis zwölf Tagen. Bei abgesetzten Jungen äußert sich die Krankheit mit
Teilnahmslosigkeit, aufgeplusterten Federn, Polydipsie und Abmagerung trotz erhaltener
Fresslust (VOGEL et al., 1983). Sie leiden an profusem, dünnflüssigem, übelriechenden,
schleimig-grünen Durchfall und sterben letztendlich unter Krämpfen und an schwerer
Dehydration. Man kann die Erreger in Nativpräparaten von frisch-warmem Kot oder bei
38
einem frisch-toten Tier in dem von der Enddarmmukosa abgekratzten Kot feststellen
(GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
Zu 3.
a) Trichomonas (T.) gallinae
Die T. gallinae Infektion ist eine häufige, enzootisch auftretende Krankheit. Vor allem
wilde und domestizierte Tauben sind die Primärwirte dieser meist die Jungtauben
betreffenden Erkrankung.
Bei T. gallinae handelt es sich um ein birnenförmiges zu den Geißeltierchen
(Flagellaten) zugehöriges Protozoon, das im vorderen Verdauungstrakt schmarotzt. Es ist
gekennzeichnet durch vier Vordergeißeln und eine nach hinten gerichtete Schleppgeißel,
die eine nicht ganz bis zum Körperende reichende undulierende Membran bildet. Der
Achsenstab überragt den hinteren Zelleib. Insgesamt erreicht es eine Länge von 7-18 µm
und eine Breite von 5-11 µm. Bei T. gallinae findet nur eine ungeschlechtliche
Vermehrung mit einer einfachen Zweiteilung ohne Zysten oder Sexualstadien statt.
Die Alttiere infizieren sich untereinander beim Schnäbeln und übertragen während des
Fütterns die Parasiten durch die Kropfmilch auf die Jungen. Die Infektion erfolgt nicht nur
mit Kropfmilch, Speichel oder Kot durch das von T. gallinae infizierte Tier, sondern auch
durch Kontamination von Tränk-, Bade- und Dachrinnenwasser (FRITZSCHE und
GERRIETS, 1962; HIEPE und JUNGMANN, 1983; VOGEL et al., 1983; MEHLHORN et
al., 1993; ROMMEL, 2000;).
Bei der T. gallinae Infektion unterscheidet man die symptomlose verlaufende Infektion bei
erwachsenen und die sichtbare (klinische) Manifestation bei jungen Tauben.
Es werden drei klinische Krankheitsformen beschrieben.
1. Rachen- und Kropf- Form ( „Gelber Knopf“)
Diese Bild ist durch fibrinöse, diphteroide, gelbe, käsige Beläge membranösen
Charakters auf den Schleimhäuten des Schnabels-, Rachens- und Kropfes gekennzeichnet.
Kinische Trichomoniasis tritt am häufigsten in dieser Form in Erscheinung (etwa 50-70%).
Man findet sie überwiegend bei 8-20 Tage alten Nestjungen.
2. Viszerale Trichomonadose
Sie wird auch als „innere Trichomonadose“ bezeichnet. Bei dieser generalisierten, in der
Regel letal verlaufenden Erkrankungsform treten zum Teil multiple nekrotische Herde in
Leber, Dünndarm, Herz, Lunge und Luftsäcken auf. Vorwiegend erkranken über drei
Wochen alte Jungtiere (etwa 25-40%).
39
3. Nabeltrichomonadose
Diese Form umfasst etwa 5-10% aller Krankheitsfälle und lässt sich oft schon bei wenige
Tage alten, manchmal aber erst bei abgesetzten Jungen feststellen.
Bei der nekrotisierenden Nabelentzündung ist der Nabel erbsen- bis kirschgroß verdickt und
mit trockenen, bröckeligen Massen angefüllt (HAUSER, 1964; HIEPE und JUNGMANN,
1983; VOGEL et al., 1983; MEHLHORN et al., 1993).
Die klinischen Symptome je nach Form äußern sich in Fressunlust, Schluckbeschwerden,
Abmagerung, Teilnahmslosigkeit, aufgeplustertem Gefieder, Durst, Verdauungsstörungen
und Durchfall. Atembeschwerden treten bei Herzbeutel- und Lungenbefall auf. Eine
Diagnose lässt sich nur in lebendfrischen Nativpräparaten im Phasenkontrastmikroskop
stellen. Die Erkrankungs- und Letalitätsrate hängt von der Virulenz des Erregers sowie der
Disposition (Alter, Infektionsimmunität) des Wirtes ab. Latente Infektionen mit T. gallinae
lassen sich bei fast allen Tauben nachweisen ( ROMMEL, 2000). Bei mit T. gallinae
infizierten Jungtauben beträgt die Letalität bis zu 100% (FRITZSCHE und GERRIETS,
1962; HIEPE und JUNGMANN, 1983; VOGEL et al., 1983; MEHLHORN et al., 1993;
GLSTORFF und GRIMM, 1998; ROMMEL, 2000). Bei den Alttauben entsteht eine
Balance zwischen dem Erreger und der Abwehr durch den Taubenkörper, die nur durch
größere Belastungen, wie zum Beispiel Krankheit oder Stress (z.B. Brut), aus dem
Gleichgewicht gebracht werden kann. (SCHRAG et al., 1987).
Zu 4.
Kokzidien: a) Eimeria (E.) columbarum
b) Eimeria (E.) labbeana
Die Kokzidien stellen neben den Trichomonaden die häufigsten Protozoen der Tauben dar.
Bei den Tauben parasitieren die Arten E. labbeana und E. columbarum, sie kommen stets
vergesellschaftet vor. Da einige Taubenarten keine Blinddärme besitzen, befallen
Kokzidien
vornehmlich
den
Dünndarm
(HAUSER,
1964;
BRÜCHNER,
1965;
BORCHERT, 1970; HIEPE und JUNGMANN, 1983; SCHRAG et al., 1987;
BACHMANN et.al., 1992; MEHLHORN et al., 1993; VOGEL et al., 1993; ROMMEL,
2000).
Sie verursachen meist bei jungen Tieren eine subklinische Infektion, die sich aber auch bei
schwachen älteren Tieren als Entzündungen im Epithel der Darmschleimhaut manifestieren
kann (VOGEL et al., 1983).
40
Die
Oozystenmorphologie
stellt
das
wichtigste
Unterscheidungsmerkmal
von
E. columbarum und E. labbeana dar.
Tab.1:Unterscheidumsmerkmale von Eimeria columbarum und Eimeria labbeana nach
PELLERDY (1974)
Eimeria Art
Oozystengröße in µm
Sporulationsdauer
Oozystenhülle
E.columbarum
19-21 x 17-20
34-38h
zweischichtig
E. labbeana
14-16 x 18-19
24-36h
dreischichtig
Der Entwicklungszyklus der Kokzidien läßt sich in zwei verschiedene Phasen unterteilen:
1. exogene Phase mit der Sporenbildung ( Sporogonie) in den Oozysten
2. endogene Phase mit der ungeschlechtlichen (Schizogonie) und geschlechtlichen
Vermehrung ( Gamogonie)
Während der exogenen Phase scheiden die kokzidienbefallenen Tauben massenhaft
unsporulierte nicht infektiöse Oozysten aus. In der darauf folgenden Sporogonie entwickeln
sich aus dem granulierten, kernhaltigen Protoplasmakörper einer Oozyste vier Sporozysten
mit jeweils zwei infektionsfähigen Sporozoiten. Die Sporogoniedauer ist abhängig von
Temperatur, Feuchtigkeit und dem Sauerstoffgehalt der Umgebung. In der Regel dauert sie
zwei bis vier Tage.
Mit der Aufnahme von kotbeschmutztem Futter oder Trinkwasser nehmen die Tauben
versporte Oozysten auf, womit die endogene Phase beginnt. Im Duodenum verlassen die
Sporozoiten die Oozyste. Nach der Penetration des Epithelgewebes der Darmzotten erfolgt
die ungeschlechtliche Vermehrung (Schizogonie).
In den Epithelzellen entstehen über die Trophozoiten die runden Schizonten in denen sich
spindelförmige Merozoiten bilden. Nach dem Bersten von Wirtszelle und Schizont dringen
die aktiv beweglichen Merozoiten der ersten Generation in noch unbefallenes, unzerstörtes
Epithelgewebe ein und bilden die Schizonten der zweiten Generation, welche sich in
Merozoiten der zweiten Generation teilen. Danach wiederholt sich die Schizogonie erneut.
Die Merozoiten der dritten Generation entwickeln sich in der geschlechtlichen
Vermehrungsphase (Gamogonie) zu weiblichen und männlichen Geschlechtszellen, den
Mikro- und Makrogamonten. Die Makrogamonten entsprechen in ihrer Grösse den
späteren Oozysten. Die aus dem Mikrogamont entstehenden Mikrogameten dringen in die
Zelle ein und befruchten den Makrogamonten. Anschließend kommt es zur Wandbildung
41
der Oozyste und danach werden die Oozysten in das Darmlumen freigesetzt (VOGEL et al.,
1983).
Die Erkrankung tritt vornehmlich bei Jungtauben auf, die meist in der dritten bis vierten
Woche nach dem Schlupf erkranken (HAUSER, 1959; HIEPE und JUNGMANN, 1983;
SCHRAG et al., 1987; ROMMEL, 2000). VOGEL et al. (1983) erwähnt darüber hinaus,
dass die erkrankten Tiere häufig schon vor der Infektion mit Kokzidien durch andere
Krankheiten und sonstige Stressoren stark geschwächt sind. Nach HAUSER (1959) stellt
die Kozidiose der Altauben eine chronische Krankheitsform dar. Dass die adulten Tauben
trotz massivem Kokzidienbefall seltener erkranken, zeigten BACHMANN et al. (1992) in
ihrer Studie, in der sie bei unbehandelten Brieftauben erst bei einer Oozystenausscheidung
von 17,9 Millionen Oozysten pro Tier und Tag eine verminderte Flugleistung feststellen
konnte.
Bei den erkrankten Tieren wird vornehmlich wässriger, grünlicher Durchfall mit
kotverschmutzten Kloaken und Schwanzfedern, Abmagerung, Mauserschäden, schlechte
Futterverwertung, Polydipsie und Vitalitätsminderungen beobachtet (HAUSER, 1959;
FRITZSCHE und GERRIETS, 1962; PELLERDY, 1974; VOGEL et al., 1983; HIEPE und
JUNGMANN, 1983; MEHLHORN et al., 1993). Ob sich die Tauben latent oder manifest
infizieren, hängt einerseits von der aufgenommenen Ooozystenmenge, andererseits von der
Art des Befalls (Erst- oder Reinfektion) und der Disposition (Immunitätslage, Alter und
natürliche Widerstandskraft) ab. Sowohl Tauben nach überstandener Infektion als auch
solche, die nach einer Erstinfektion subklinisch erkranken, beherbergen relativ wenige
Kokzidien. Sie haben eine Infektionsimmunität (Präimmunität) entwickelt. Solange diese
besteht, erweisen sie sich
Präimmunität
die
gegenüber massiven Infektionen als geschützt, da die
manifeste
Kokzidienentwicklung
und
Kokzidose
unterdrückt,
Oozystenausscheidung
jedoch
nicht
völlig
wird
eine
weitere
unterbunden.
Die
Präimmunität richtet sich grundsätzlich nur gegen eine Kokzidienspezies (VOGEL et al.,
1983).
c) Haemoproteus (H.) columbae
H. columbae gehört zur Familie der Plasmodiidae und ist ein fakultativ pathogener
(VOGEL et al., 1983), weit verbreiteter Parasit der Taube (ROMMEL, 2000). Er wird durch
einen Stich der Taubenfliege Pseudolynchia canariensis übertragen und ist anschließend im
Blut des Wirtes nachweisbar. Nicht nur die Taubenfliege Pseudolynchia canariensis ist
Überträger dieses Parasiten, auch andere Lausfliegen, wie Mikrolynchia pusilla, P.
42
brunnea, Lynchia lividicolor und Lynchia capensis müssen an dieser Stelle als weitere
Überträgerarten genannt werden (DESSER und BENNETT, 1993). Die komplizierte
Entwicklung der Haemoproteus-Arten findet sowohl im Körper des Insekts als auch in dem
des Wirbeltieres (Tauben) statt. Die ungeschlechtliche Vermehrung (Schizogonie) erfolgt
im Zwischenwirt (Wirbeltier), die geschlechtliche (Gamogonie) hingegen im Endwirt
(Insekt). Nachdem der Zwischenwirt durch einen Stich infiziert worden ist, gelangen
befallsauslösende Sporozoiten von H. columbae in die Endothelzellen der Blutgefäße von
Lungen, Leber, Milz und Knochenmark (VOGEL et al., 1983). EARLE et al. (1993) haben
nachgewiesen, dass asexuelle Stadien in Form von Megaloschizonten auch in den
Myelofibroblasten von quergestreiftem Muskelgewebe zu finden sind.
In der Phase, die an den Stechakt anschließt, erfolgt die ungeschlechtliche Vermehrung, in
der sich der Zellkern und auch das Zytoplasma der befallenen Zellen teilen und in viele
unpigmentierte kernhaltige Gebilde zerfallen. Die zytomerenhaltigen Merozoiten platzen
und setzen erneut Zytomeren frei, die in die Gefäßkapillaren gelangen. Die freigesetzten
Merozoiten dringen in noch unbefallene reticuloendotheliale Zellen ein, der Vorgang der
Schizogonie wiederholt sich. Andere Merozoiten gelangen in das Blut und dringen in die
Erythrozyten ein, in denen sie sich zu männlichen und weiblichen Geschlechtszellen
entwickeln (VOGEL et al., 1983). Ungefähr vier Wochen nach der Infektion sind die
hantelförmigen Gamonten in den Erythrozyten der Taube zu finden (MEHLHORN et al.,
1993). Mit der Aufnahme des Blutes des Zwischenwirtes gelangen auch Gametozyten in
den Mitteldarm des Insekts, in dem sogleich die geschlechtliche Entwicklung des H.
columbae beginnt. Aus den Mikrogametozyten entstehen sechs bis acht Mikrogameten, die
den Makrogameten befruchten. Der befruchtete Makrogamet verwandelt sich zu einer
Ookinete und durchwandert die Magenwand. Im Inneren der im Folgenden entstehenden
Oozyste bilden sich zahlreiche Sporoblasten und Sporozoiten, die nach dem Platzen der
Oozyste in die Speicheldrüse des Insektenwirtes gelangen und bei einer Blutmahlzeit auf
den Zwischenwirt übertragen werden. In der Taubenlausfliege dauert die Gametogonie etwa
zwölf Tage (VOGEL et al., 1983).
Erst wenn mehr als 10% der Erythrozyten mit Parasiten befallen sind, treten klinische
Symptome auf. Sie äußern sich in Form von Unruhezuständen, Anämie, Appetitlosigkeit,
Mattigkeit und enden mit dem Tod des Tieres (WEBER, 1979; GYLSTORFF und GRIMM,
1998). Bei der Sektion der Tiere fällt eine Spleno- und Hepatomegalie auf. Dunkles
Pigment lässt sich in Milz und Leber feststellen, die Brusthöhle und der Herzbeutel sind
voller Flüssigkeit. Die Diagnose eines Befalls mit H. columbae wird durch Nachweis von
43
Gametozyten in den zirkulierenden Erythrozyten gestellt. Der Parasit produziert ein
Haemazoinpigment in den Erythrozyten, welches sichtbar gemacht werden kann. Bei
negativem Erstbefund trotz Verdacht einer Infektion sollte die Untersuchung wiederholt
durchgeführt werden, da die Parasiten zyklisch im Blut erscheinen (GYLSTORFF und
GRIMM, 1998). Die Präpatenzzeit beträgt vier bis fünf Wochen, die Patenzzeit von H.
columbae mehrere Jahre (MEHLHORN et al., 1993; GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
d) Haemoproteus (H.) palumbis
Dieser Parasit konnte bislang nur bei der Ringeltaube nachgewiesen werden. Für diese Art
können die im Vergleich zu H. columbae etwas längeren und dünneren, pigmentierten
Gametozyten in den roten Blutkörperchen als charakteristisch betrachtet werden. Die
Schizonten, die in den Endothelzellen von Lunge und Herz parasitieren, weisen eine ovalere
Form als die Schizonten des H. columbae auf. Die Präpatenzzeit dieses Parasiten beträgt
nur vierzehn Tage. Der Sporogoniezyklus in der Lausfliege Ornithomyia avicularia ist
ebenfalls kürzer, er bedarf einer Zeit von sechs bis sieben Tagen. Ansonsten sind
hinsichtlich der Übertragung, Entwicklung und Schadwirkung keine Unterschiede zu H.
columbae bekannt (VOGEL et al., 1983).
e) Sarcocystis (S.) falcatula
Unter der Sarcosporidiose fasst man eine manifeste Infektion von Säugetieren, Vögeln und
Menschen mit zystenbildenden Kokzidien der Ordnung Sarcosporida und der Gattung
Sarcocystis zusammen (VOGEL et al., 1983). Sarcosporidien sind kleine, weiße, längliche
Sarcozysten mit einer Größe von 2-8 mm x 1 mm (GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
Nach HIEPE und JUNGMANN (1983) bewirken sie bei den Zwischenwirten eine Organund Muskelsarcosporidiose, bei den Endwirten eine Darmsarcosporidiose. Der Endwirt, der
in der Muskulatur von Tauben parasitierenden Art S. falcatula, ist das Opossum.
Die Infektion der Vögel erfolgt durch die Aufnahme von Sporozysten aus den Exkreten des
Endwirtes (GYLSTORFF und GRIMM, 1998), die vermutlich über den Verdauungstrakt in
den Blutkreislauf und von dort in die Muskulatur gelangen (VOGEL et al., 1983). Nach
ROMMEL (2000) werden domestizierte Tauben nur in seltenen Fällen mit Sarcosporidien
infiziert. Gemäß VOGEL et al. (1983), GYLSTORFF und GRIMM (1998) können keine
weiteren Angaben über die mit der Infektion in Zusammenhang stehenden Krankheiten und
Behandlungsmöglichkeiten gemacht werden.
44
Helminthen
I. Trematoden (Saugwürmer)
LÜTHGEN (1982) und VOGEL et al. (1983) charakterisieren die Saugwürmer als nicht
streng wirtsspezifische Helminthen. Da die Trematoden in ihrer Entwicklung an
wasserbewohnende Zwischenwirte gebunden sind (ECKERT, 2000), befallen zahlreiche
Arten besonders Wasservögel, in geringem Maße auch Landvögel, Säugetiere und den
Menschen. Bevorzugt werden die Zwischenwirte der Trematoden an Ufern von stehenden
Gewässern (z.B. Tümpel, Teiche, Seen) oder an langsam fließenden Gewässern (Ströme,
Kanäle) von den Tauben aufgenommen. Im Wesentlichen fungieren Wasser- und
Sumpfschnecken, Muscheln, Krebse und Wasserinsekten als Zwischenwirte (HAUSER,
1964; LÜTHGEN, 1982; VOGEL et al., 1983).
Nach VOGEL et al. (1983) besitzen alle taubenspezifischen Trematoden einen
Mundsaugnapf zur Aufnahme von Nahrung und einen Bauchsaugnapf zur Verankerung an
der Darmschleimhaut des Wirtes. Die Trematoden sind Zwitter (VOGEL et al., 1983) und
gehören zu den Biothelminthen (HIEPE et al., 1985). Die Entwicklung der Vertreter der
Strigeidae verläuft meist in einem 3-Wirte Zyklus (HIEPE et al., 1985) und beginnt mit
dem Ausscheiden des farblosen, ovalen, an einem Pol gedeckelten und dünnschaligen
Trematodeneies mit dem Kot des Wirtes. Dieses Ei muss ins Wasser gelangen, damit das
enthaltene Mirazidium schlüpfen kann, um von seinem ersten Zwischenwirt aufgenommen
zu werden, in dem es sich in schlauchförmige Sporozysten (1. Larvengeneration)
umwandelt.
Im
Inneren
der
Sporozysten
entstehen
Keimzellen,
die
sich
zu
Tochtersporozysten entwickeln. Aus diesen entstehen im nächsten Schritt die Zerkarien, die
nach Verlassen des ersten Zwischenwirts in den zweiten gelangen und sich dort zur
Dauerform, den Metazerkarien, entwickeln. In dieser Gestalt werden sie vom Endwirt oral
aufgenommen, in dessen Magen-Darmkanal der fortpflanzungsfähige Wurm entsteht
(VOGEL et al., 1983; HIEPE et al., 1985). Nach GYLSTORFF und GRIMM (1998) sind
die Trematoden in ihrer Vermehrung vom Vorkommen geeigneter Zwischen- und Endwirte
abhängig. Ob es zur Ausbildung von Krankheitssymptomen kommt, hängt von der Anzahl
der Würmer ab. Einzelne Trematoden schädigen die Tauben kaum. Erst bei einem starken
Befall treten erhebliche Schleimhautläsionen auf, die einen starken Blutverlust zu Folge
haben (VOGEL et al., 1983). Weiterhin zeigen die Tiere Gewichtsverlust, Mattigkeit,
45
Anämien, wässrigen oder blutigen Durchfall und im äußersten Fall sterben sie
(GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
Der Befall mit Trematoden verursacht nur gelegentlich größere Verluste, wobei die
Infektionen meist von Wildvögeln ihren Ausgang nehmen.
Nach VOGEL et al. (1983) und ECKERT (2000) sind folgende Trematoden für die Taube
von Bedeutung:
Zu 1.
Strigeidae
a) Apatemon (A.) gracilis
Im Dünndarm von Tauben parasitiert gelegentlich der aus der Familie Strigeidae
stammende A. gracilis, der eine Größe von 1,0-2,0 mm x 0,4 mm erreicht. Sein
Vorderkörper ist 0,9 mm lang und besitzt sehr kräftige Saugnäpfe. In seinem scharf
abgesetzten Hinterkörper befinden sich rundliche, ungelappte Hoden und der ovale
Eierstock, ventral davon liegen die Dottersäcke und der Uterus. Die Eier sind 87-102 µm x
51-72 µm groß (ECKERT, 2000; VOGEL et al., 1983).
b) Cotylurus (C.) cornutus
Der im Dünn- und Enddarm der Tauben vorkommende (ECKERT, 2000). C. cornutus hat
eine Größe von 2,2 mm x 0,8 mm. Sein Kopfende ist von becherförmiger Struktur. Das
Vorderende, das die beiden Saugnäpfe enthält, ist durch eine Ringfurche vom Hinterende
geteilt. Der dort liegende Genitalporus ist etwas zur Seite verschoben, was auch als
Unterscheidungsmerkmal zu A. gracilis dient. In der Mitte des hinteren Körperabschnitts
liegen die in Lappen geteilten Hoden, vor denen der Keimstock liegt. Die Eier sind 81- 110
µm x 50- 73 µm groß (VOGEL et al., 1983; HIEPE et al., 1985).
c) Harmostomum (H.) fuscatum
Zur Familie der Brachylaemidae gehört der 3,5-7,4 mm lange und 1,5 mm breite
zungenförmig aussehende H. fuscatum. Das erste Drittel seines Körpers ist eingeschnürt.
Mund- und Bauchsaugnapf sind gut ausgeprägt und befinden sich im ersten Körperdrittel,
im Hinteren liegen die Ovarien und die Hoden. Die Eier erreichen eine Größe von
29-32 µm x 18-21 µm (VOGEL et al., 1983).
46
Zu 2.
Echinostomatida
a) Echinostoma (E.) revolutum
Zur Familie der Echinostomatidae gehört E. revolutum, ein im Ileum und Rektum
parasitierender, 6,5-30 mm x 0,6-1,6 mm großer Trematode (ECKERT, 2000). Von
FRITZSCHE und GERRIETS (1962) wird er auch als „ großer Stachelkranzsaugwurm“
bezeichnet. Für diesen großen, langgestreckten und rötlich gefärbten Saugwurm ist eine
ventral abgeflachte, glatte und feine Seite typisch. Seine dorsale Körperhälfte ist gewölbt
und schuppenähnlich bedornt. Vor seinem Bauchsaugnapf ist er halsförmig eingeschnürt.
Ein großer nierenförmiger Kopfkragen mit 37 Stacheln umgibt den Mundsaugnapf
(VOGEL et al., 1983). Der Uterus liegt in zahlreichen Windungen in der vorderen
Körperhälfte, der glattrandige oder gekerbte Hoden in der hinteren (HIEPE et al., 1985).
Nach ECKERT (2000) sind die ovalen und an einem Pol gedeckelten Eier 88-113 µm x
61-74 µm groß.
b) Echinoparyphium (E.) recurvatum
Ein weiters Mitglied der Familie der Strigeidae ist E. recurvatum, der „kleine
Stachelkranzsaugwurm“ (FRITZSCHE und GERRIETS, 1962). Dieser im Dünndarm
anzutreffende Trematode hat eine Größe von 1,5-4,5 mm x 0,7 mm (ECKERT, 2000). Seine
Form ist zungenförmig, er ist bauchseitig aufgerollt und besitzt einen nierenförmigen
Kopfkragen mit 45 Stacheln (VOGEL et al., 1983; HIEPE et al., 1985; ECKERT, 2000).
Der Vorderkörper ist mit breiten Schuppen bedeckt. Die längsovalen Hoden liegen im
hinteren Körperdrittel, während sich der kurze Uterus in der Körpermitte befindet (VOGEL
et al., 1983). Die Größe der Eier beträgt 109-120 µm x 64-70 µm (ECKERT, 2000).
c) Hypoderaeum (H.) conoideum
H. conoideum ist ein im Dünndarm parasitierender Trematode, der eine Größe von 5-12
mm x 2 mm erlangt (MC DONALD, 1969; ODENING, 1978). Sein rötlich gefärbter
Körper ist von zylindrischer Gestalt, an dessen Hinterende sich ein kleiner konischer
Fortsatz befindet (VOGEL et al., 1983; HIEPE et al., 1985). Auf Grund des wenig
ausgeprägten Kopfkragens, der 47-53 Stacheln trägt (MC DONALD, 1969; ODENING,
1978), wird dieser Parasit von FRITZSCHE und GERRIETS (1962) als „ breiter
Stachelkranzsaugwurm“ bezeichnet. Der Bauchsaugnapf ist viermal so groß wie der
47
Mundsaugnapf. Die gleichgroßen Hoden sind oval bis wurstförmig, der Uterus besteht aus
zahlreichen Windungen. Die Eier sind 85- 108 µm x 61-68 µm groß (MC DONALD, 1969;
ODENING, 1978).
Zu 3.
Plagiorchiida
a) Prosthogonimus (P.) cuneatus
Zur Familie der Prosthogonimidae gehört der bei Wildvögeln parasitierende P. cuneatus. Er
ist 10-12 mm lang und 5-7 mm breit (HIEPE et al., 1985), hat eine birnenförmige Gestalt
und ist von gelblich-rötlicher Farbe (ECKERT, 2000). Nach den Untersuchungen von
HIEPE et al. (1985) befinden sich der Mund- und Bauchsaugnapf im vorderen
Körperdrittel.
Die
rundlich-ovalen
nebeneinander
liegenden
Hoden
können
im
Anfangsbereich der hinteren Körperhälfte ausgemacht werden. Den letzten Teil der hinteren
Körperhälfte nimmt der sich schlängelnde Uterus in Anspruch. Die Eier haben nach
ECKERT (2000) eine Größe von 22-27 µm x 13-18 µm.
b) Prosthogominus (P.) ovatus
Neben der eben aufgeführten Art findet man bei Wildvögeln noch einen weiteren Vertreter
dieser Familie, P. ovatus. Bei diesem 3-6,5 mm langen und 1-4 mm breiten Trematoden
liegt der Keimstock dorsal vom Bauchsaugnapf, der paarige Dotterstock im mittleren
Körperdrittel erreicht den hinteren Rand der Hoden. Die Eier sind 22 x 13 µm groß (HIEPE
et al., 1985).
Beide Vertreter der Familie sind vorwiegend in der Bursa cloacalis, dem Legetrakt und dem
Enddarm zu finden (ECKERT, 2000).
48
II.
Zestoden ( Bandwürmer)
Zestoden sind weltweit verbreitet (MEHLHORN et al., 1993). Nach VOGEL et al. (1983)
ist ein Bandwurmbefall bei Tauben weniger häufig und führt selten zu Verlusten.
Die Bandwürmer sind waagerecht abgeflachte segmentierte Helminthen. Sie haben einen
langen, bandförmigen Körper, der aus einem als Haftorgan mit vier Saugnäpfen
fungierenden Kopf (Skolex), einem Hals und einer Gliederkette (Strobila) besteht.
Bandwürmer sind Zwitter und beherbergen einen vollständigen Geschlechtsapparat. In den
letzten Proglottiden werden ca. 500-1000 Eier eingelagert, die mit dem Kot ins Freie
gelangen (LÜTHGEN, 1982; VOGEL et al., 1983). Nach HIEPE et al. (1985) sind
Bandwürmer Biothelminthen und benötigen für ihre Entwicklung einen Zwischenwirt. Mit
dem Kot ausgeschieden können die Eier im feuchten Milieu lange überleben, in trockener
Umgebung sterben sie.
Die Eier werden von Zwischenwirten (Nackt- und Gehäuseschnecken, Käfer, Ameisen,
Regenwürmer) aufgenommen, in denen die Larven der Zestoden, die Hakenlarven
(Onkosphären), schlüpfen. Innerhalb von drei Wochen entwickeln sie sich im Zwischenwirt
zu infektionsfähigen Larven (Zystizerkoid), die mit dem Zwischenwirt von der Taube oral
aufgenommen werden. Im Darmlumen des Endwirtes wird die Hülle, in der das
Zystizerkoid steckt, verdaut, der Kopf stülpt sich aus und heftet sich an die
Dünndarmschleimhaut. Innerhalb von drei bis vier Wochen entwickeln sich daraus
geschlechtsreife Zestoden (LÜTHGEN, 1982; VOGEL et al., 1983).
Ein schwacher Befall mit Zestoden ist für die Taube kaum schädlich. Allerdings ruft ein
massiver Befall schwere Erkrankungszustände hervor (GYSLTORFF und GRIMM, 1998).
Hauptsächlich erkranken Jungtauben. Sie werden anämisch, fressen und trinken vermehrt,
setzen weichbreiigen bis schleimigen nicht blutigen Kot ab und magern stark ab. Adulte
Tauben beherbergen in den meisten Fällen nur einzelne Zestoden, die spontan abgehen
(VOGEL et al., 1983). Nach LÜTHGEN (1982) verlaufen die meisten Infektionen
subklinisch.
Im Folgenden werden nur die nach ECKERT (2000) wichtigsten Zestodenarten aufgeführt.
49
Zu 1.
Cyclophillida
b) Raillietina (R.) bonini
R. bonini aus der Familie der Davaineidae ist 6-7 cm lang und 1,6 mm breit. Der 0,16 mm
breite Skolex besitzt ein Rostellum gekennzeichnet durch einen doppelten Kranz mit
120-140 Haken, die eine Größe von 11 µm haben. Auch die Ränder der Saugnäpfe weisen
mehrere Hakenreihen auf. Die Genitalpori sind unregelmäßig alternierend. In den reifen,
quadratischen Proglottiden befinden sich Eikapselen mit jeweils nur einem Ei. Dieser
Bandwurm parasitiert im Dünndarm, seine Zwischenwirte sind Schnecken (HIEPE et al.,
1985).
k) Raillietina (R.) mircantha
Diese 80-180 mm langen und 1,5 mm breiten Zestoden besitzen ein Rostellum mit 160-200
Häkchen. Bei diesem Parasiten befindet sich die Genitalöffnung nur auf einer Seite. Die
Eikapseln in den Proglotiden enthalten vier bis sieben Eier (HIEPE et al., 1985). Der
Zwischenwirt von R. mircantha ist unbekannt (BORCHERT, 1970).
o) Raillietina (R.) tetragona
R. tetragona ist 10-25 cm lang und 1-4 mm breit. Das Rostellum hat einen doppelten
Hakenkranz mit hundert Haken. Die Saugnäpfe sind mit acht bis zehn Reihen kleiner Haken
ausgestattet. Auch hier liegen die Genitalpori einseitig und jede Eikapsel enthält sechs bis
zwölf Eier. Die Zwischenwirte von R. tetragona sind Stubenfliegen und Ameisen
(ALBALADEJO et al., 1996; ECKERT, 2000).
r) Killigrewia (K.) felafondi
K. delafondi gehört zur Familie der Anoplocephalidae und wird bis zu 23 cm lang und
4,5 mm breit. Der Skolex besitzt kein Rostellum, jedoch vier Saugnäpfe. Die Proglottiden
sind breiter als lang, in jeder findet sich ein Satz Genitalorgane. In unregelmäßig
alternierenden Abständen liegen die Genitalpori an den lateralen Seiten. Der Uterus ist ein
quergestellter Sack, der die Eier enthält. Als Zwischenwirte für K. delafondi agieren
Moosmilben (Oribatiden) (ECKERT, 2000) und Schnecken (BRÜCHNER, 1965).
50
III.
Nematoden (Rund- und Fadenwürmer)
Für Tauben ist der Befall mit Nematoden eine der häufigsten endoparasitären Erkrankungen
(SCHRAG et al., 1987). Die Nematoden sind getrenntgeschlechtliche, unterschiedlich
große, zylindrische, von einer Keratinkutikula umgebene, nicht segmentierte, weißgraue
Parasiten. Die Weibchen sind stets größer als die Männchen. Nematoden führen eine
indirekte oder direkte Entwicklung durch (VOGEL et a1., 1983).
Zu 1.
Strongilyda
a) Ornithostrongylus (O.) quadriradiatus
Der „Taubenpalisadenwurm“, O. quadriradiatus, ist ein feiner, roter Fadenwurm, der im
Dünndarm der Taube lebt (GYLSTORFF und GRIMM (1998). Dieser blutsaugende
Helminth durchläuft eine getrenntgeschlechtliche Entwicklung. Die Männchen sind
9-12 mm lang und besitzen eine zweilappige Bursa, deren Dorsalrippe sich in zwei kurze
Spitzen und einen abgerundeten Fortsatz teilt. Die 150-160 µm langen Spikula enden mit
drei spitzen Fortsätzen. Das Telamon besteht aus zwei Längs- und zwei Seitenfortsätzen
und ist 57-70 µm lang. Bei den 18-24 mm langen Weibchen läuft das Ende des Schwanzes
in ein Spitze aus. Die Vulva befindet sich im hinteren Drittel der Vagina und besitzt eine
kurze Scheide. O. quadriradiatus hat einen direkten Lebenszyklus. Aus den 70-75 µm x
38-40 µm großen, dünnschaligen Eiern schlüpfen in warmer Umgebung die Larven, die im
dritten, infektiösen Stadium von den Tauben aufgenommen werden (VOGEL et al., 1983).
Das Vorhandensein der erwachsenen blutsaugenden Würmer im Darm äußert sich in
Mattigkeit, Lethargie, Anämie, Durchfall und Gewichtsverlust. Bei Jungvögeln besteht eine
hohe Mortalitätsrate (GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
b) Trichostrongylus (T.) tenuis
T. tenuis aus der Familie der Trichostrongyliden ist ein haarfeiner, rötlich-brauner
Nematode. Die Männchen sind 5,0-6,5 mm, die Weibchen 7,3-9,0 mm lang. Auffällig ist
die stark reduzierte Mundkapsel. Die Eier sind dünnschalig, ovoid mit nahezu parallelen
Seitenwänden und zwei ungleichen Polen. Sie haben eine Größe von 65-75 µm x 55-42 µm
(ZELLER, 1990). T. tenuis Infektionen kommen bei Tauben selten vor. Nach
51
experimentellen Untersuchungen mehrerer Autoren zählen Tauben jedoch zu den für
T. tenuis empfänglichen Tierarten, da sie sich mit invasionsfähigen Larven infizieren lassen
und bei starkem Befall Krankheitssymptome wie Störungen des Allgemeinbefindens,
Schwäche und Abmagerung zeigen (VOGEL et al., 1983).
c) Syngamus (S.) trachea
Nicht wirtsspezifisch ist der aus der Familie der Syngamidae stammende bei Tauben jedoch
selten vorkommende Strongylide. Das Y- förmige Aussehen dieses Wurmes entsteht durch
das 2-8 mm große Männchen, welches in Dauerkopulation mit dem 5-25 mm langen
Weibchen lebt. Es ist durch die schwanzseitige Bursa fest mit der Vulva verbunden. Ihr
Körper ist zylindrisch geformt, am Vorderende abgestumpft und durch eine dickwandige
Mundkapsel verbreitert (VOGEL et al., 1983). Die Eier sind dickwandig, haben an beiden
Polen eine verdickte hyaline Polkappe. Ihre Größe beträgt 74-125 µm x 36-55 µm
(HARTWICH, 1994). Aus den invasionsfähigen Eiern schlüpfen die Larven. In diesen
beiden Entwicklungsstadien können sie von den Vögeln direkt oder mit einem
Zwischenwirt (Regenwürmer, Schnecken, Insektenlarven) aufgenommen werden. Sie
erreichen über den Blutweg durch die Lunge die Trachea. Man findet die erwachsenen
Parasiten hauptsächlich in den oberen Luftwegen. Die Tiere zeigen die Symptome einer
schweren Atemwegserkrankung (GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
Zu 2.
Ascaridiae
a) Ascaridia (A.) columbae
A. columbae ist ein weltweit häufig auftretender Parasit, der vorwiegend im Dünndarm,
aber auch in Kropf und Magen parasitiert. Askariden sind nach VOGEL et al. (1983)
getrenntgeschlechtlich und entwickeln sich direkt (HARTWICH, 1975; ANDERSON,
1992). Die Männchen sind 15-35 mm lang. Der Schwanz mit zwei kleinen Seitenflügeln ist
schräg abgestumpft. Zudem hat das Männchen eine 1,2-1,9 mm lange mit 14
Kaudalpapillen versehene Spikula und einen Präanalsaugnapf. Die Weibchen sind 20-55
mm lang und 1-1,5 mm breit und haben einen glatten konischen Schwanz (VOGEL et al.,
1983). Ihre dick- und glattschaligen Eier sind 65-90 µm x 40-50 µm groß (HIEPE et al.,
1985).
52
Die mit dem Kot des Wirtes ausgeschiedenen Eier sind gegen Umwelteinflüsse sehr
resistent und können Feuchtigkeit und Kälte überleben ohne ihre Infektiösität zu verlieren.
Durch Sonnenlicht und Austrocknung jedoch werden sie abgetötet. Nach 10-17 Tagen
entwickelt sich in dem Ei die infektionsfähige Larve. Die embryonierten Eier werden mit
kotbeschmutztem Futter oder Trinkwasser aufgenommen. Die im Duodenum schlüpfenden
Larven häuten sich dreimal in einem Abstand von jeweils sechs Tagen bevor sie sich zu
einem adulten Spulwurm weiterentwickeln. In den ersten neun Tagen befinden sich die
Larven im Darmlumen, dringen aber auch in das Zottenepithel ein. In den darauf folgenden
Tagen wandern sie in das Epithel der Drüsen im Darmlumen und in die Blutgefäße. Nach
16-18 Tagen kehren sie in das Darmlumen zurück, um sich dort zu geschlechtsreifen
Spulwürmern zu entwickeln. Die Präpatenzzeit beträgt drei bis sieben Wochen (VOGEL et
al., 1983). MEHLHORN et al. (1993) und GYLSTORFF und GRIMM (1998) geben die
Dauer bis zum Auftreten der Parasiten im Kot des Wirtes genauer mit fünf bis sechs
Wochen an. Nach GYLSTORFF und GRIMM (1998) kommt es sowohl durch die
Askaridenlarven als auch durch die adulten Würmer zur Störung der digestiven und
absorptiven Funktionen des Dünndarms. Klinische Symptome dagegen treten erst bei einem
hochgradigen Befall auf. Die Tiere verlieren den Appetit, werden anämisch, lethargisch und
haben leichten Durchfall. Sie magern ab und sterben. Die Parasiten treten in manchen
Fällen so zahlreich auf, dass das Darmlumen temporär verlegt, verstopft oder gar
verschlossen wird was Darmrupturen verursachen kann. Darüber hinaus können nach
Untersuchungen von HIEPE et al., (1985) durch die toxischen Stoffwechselprodukte
zentralnervöse Störungen ausgelöst werden. HOEVEL (1989) stellte fest, dass es schwach
signifikante Zusammenhänge zwischen einem Askariden- Befall und Luftsackerkrankungen
gibt, eine hohe Korrelation aber zwischen einem Befall mit A. columbae und
Darmerkrankungen sowie zwischen dem Wurmbefall und Gallenstauungen. Zudem konnten
auch Larven in der Leber gefunden werden ((HWANG und WEHR, 1958; WEHR, 1959)
zit. nach VOGEL et al., 1983). Deutlich wurde dies durch kleine Lebergranulome
(GYLSTORFF und GRIMM, 1998). Diese Tatsache beweist die Möglichkeit zur
extraintestinalen Wanderung von A. columbae.
53
Zu 3.
Spirurida
a) Tetrameres (T.) fissipina
T. fissipina gehört zur Familie der Tetrameridae. Dieser fadenförmige Helminth kommt nur
gelegentlich bei Tauben vor (VOGEL et al., 1983). Es sind relativ kleine Nematoden mit
ausgeprägtem Geschlechtsdimorphismus. Die 3-6 mm langen Männchen sind fadenförmig
und haben zwei ungleich lange Spikula von einer Größe von 80-150 µm und 300-490 µm.
Die Kutikula besteht aus vier Längsreihen, die mit Dornen ausgestattet sind. Die Weibchen
sind gleich groß und blutrot gefärbt. Am Vorder- und Hinterende sind sie fadenförmig und
in der Mitte kugelig aufgetrieben (HIEPE et al., 1985). T. fissipina entwickelt sich indirekt.
Die Zwischenwirte sind Regenwürmer, Heuschrecken oder Küchenschaben. Mit den von
den Tauben gefressenen Zwischenwirten gelangen die infektionsauslösenden Larven in die
Propriadrüsen des Drüsenmagens, in denen sie sich zu geschlechtsreifen Würmern
entwickeln (VOGEL et al., 1983). Nach GYLSTORFF und GRIMM (1998) lebt T. fissipina
im Lumen und in den Drüsen des Vormagens. Bei hochgradigem Befall stören sie die
Magenfunktion. Hieraus resultiert eine diffuse, chronische, proliferative Proventrikulitis.
Die Tauben werden anämisch, magern stark ab und sterben (VOGEL et al., 1983). HIEPE
et al. (1985) erwähnen zusätzlich, dass es bei den betroffenen Vogelarten neben Erbrechen
noch zu einem Abgang von dünnem, durch starke Galleabsonderung grünlich gefärbtem
Kot kommen kann.
b) Tetrameres (T.) americana
Der kugelförmige Fadenwurm T. americana kommt nur selten bei Tauben vor. Auffällig ist,
dass dieser Helminth zusammen mit Dispharynx nasuta bei den untersuchten Tauben
aufgetreten ist (VOGEL et al., 1983). In ihren Eigenschaften unterscheiden sie sich
geringfügig voneinander.
c) Acuaria (A.) spiralis
A. spiralis aus der Familie der Acuariidae parasitiert bei der Taube in Schlund, Kropf und
Drüsenmagen. Das Männchen ist 5-8 mm x 0,2-0,3 mm groß. Das spiralig eingerollte
Hinterende besitzt Kaudalflügel und vier Paare prä- und fünf Paare poststanaler Papillen
sowie ungleich lange Spikula. Die Weibchen sind 5,5-10 mm groß und ihre Vulva ist 2-2,5
mm von der Schwanzspitze entfernt. An ihrem stumpfen Schwanzende tragen sie einen
54
Dorn. Die embryonierten Eier sind 36-40 µm x 21-22 µm groß und dickschalig (VOGEL et
al., 1983). Der Entwicklungszyklus ist indirekt. Als Zwischenwirte dienen Landasseln, in
denen die Larven nach Aufnahme der Eier schlüpfen und nach dreimaligem Häuten infektös
werden. Mit der Aufnahme der Zwischenwirte gelangen die Larven in den Darm der Taube,
häuten sich wiederholt und werden nach 27 Tagen geschlechtsreif. Erkrankte Tauben
fressen viel, magern aber trotzdem ab und sie werden anämisch und schwach. Nach
chronischem Verlauf verenden sie in einem kachektischen Zustand.
d) Dispharynx (D.) nasuta
Der sich indirekt entwickelnde Spiralwurm D. nasuta aus der Familie der Acuariidae ist
bisher nur bei wenigen Tauben nachgewiesen worden. Das Männchen hat eine Größe von
5-7 mm und besitzt zwei ungleich lange Spikula. Ein kleiner Dorn am stumpfen
Schwanzende kennzeichnet das 7-10 mm große Weibchen. Bei beiden ist das Vorderende
mit vier nach kaudal ziehenden Kordons ausgestattet. In Höhe des Ösophagus schlagen sie
wieder nach vorne um, vereinigen sich aber nicht zu Paaren. Die embryonierten Eier sind
dickschalig mit einer glatten Oberfläche. Ihre Größe beträgt 32-37 µm x 19-22 µm (HIEPE
und SCHUSTER, 1992). Als Zwischenwirte gelten unter anderem die Landasseln. Er
parasitiert in der Magenschleimhaut der Taube und bewirkt Schwäche, Abmagerung,
Anämie und letztendlich den Tod (VOGEL et al., 1983; HIEPE und SCHUSTER, 1992;
GYLSTORFF und GRIMM, 1998).
Zu 4.
Enoplida
a) Capillaria (C.) obsignata
VOGEL et al. (1983) beschreibt C. obsignata als einen weltweit verbreiteten Helminthen
der Taube. Im Gegensatz zu dem wirtsspezifischen Taubenspulwurm A. columbae
parasitiert C. obsignata vorwiegend bei den Galliformes (Hühnervögel).
Nach HIEPE et al. (1985) gehört C. obsignata zu den Geothelminthen. Er entwickelt sich
als einziger Vertreter seiner Gattung direkt. Die Weibchen legen im Allgemeinen eine
große Anzahl von Eiern, die mit dem Kot des Wirtes in die Außenwelt gelangen und sich
gegenüber feuchter und kalter Umgebung resistent zeigen. Die Embryonen sterben jedoch
bei großer Hitzeeinstrahlung. Nehmen die Tauben die embryonierten Haarwurmeier mit
kotbeschmutztem Trinkwasser oder Futter auf, schlüpfen die Larven im Dünndarm und
55
bohren sich in die Darmschleimhaut. Die Umwandlung in adulte Würmer erfolgt nach
viermaligem Häuten. Sie dringen mit ihrem Vorderende in das Zottenepithel ein und
ernähren sich von Gewebspartikeln, Gewebssäften und dem Blut des Wirtes. Diese direkte
Zerstörung der Darmschleimhaut bewirkt eine massive Schadwirkung bei der Taube
(VOGEL et al., 1983). Der Infektionsverlauf ist nach BORCHERT (1970) abhängig von der
Intensität des Befalls. Akut erkrankte Tauben magern rasch ab, erscheinen apathisch,
anämisch, fressen wenig, zeigen Polydipsie und setzen grünlichen, schleimigen, manchmal
sogar blutdurchsetzten Kot ab. Sie verenden oft innerhalb weniger Tage. Die chronische
Verlaufsform
äußert
sich
in
Abmagerung
trotz
ausreichender
Futteraufnahme,
Mauserstörungen, Glanzverlust des Gefieders und dem Verblassen der Irisfarbe. Die
befallenen Tiere haben anämische Schleimhäute und zeigen deutliche Schwächezustände,
die Lähmungen vortäuschen können (VOGEL et al., 1983). Wachstumsdepression und
Inkoordination werden von GYLSTORFF und GRIMM (1998) als zusätzliche Symptome
angegeben. Die Diagnose erfolgt zumeist über Kotuntersuchungen. Allerdings hat WALLIS
(1991) herausgefunden, dass erst ab einer Menge von 1000-5000 Eiern im Kot klinische
Symptome zu erkennen sind.
Das C. obsignata Männchen ist 7-12 mm lang, hat eine relativ lange unbedornte
Spikulumscheide und ein Spikulum mit einer Länge von 0,9-1,3 mm, welches am Ende
tennisschlägerartig verbreitet ist. Das Weibchen ist 9,5-12,5 mm lang, seine Vulva ist ohne
besondere Ausbildungen. Charakteristisch für die 50-52 µm x 27-30 µm großen,
tonnenförmigen Eier von C. obsignata sind die relativ dicken Eischalen mit zwei
Polpfröpfen (BARUS und SERGEJEVA, 1990).
b) Capillaria (C.) caudinflata
Ein weiterer, jedoch selten auftretender Parasit der Taube ist C. caudinflata. Er entwickelt
sich indirekt über Zwischenwirte. Diese Haarwurmart befällt die Taube nur im Falle einer
Aufnahme von als Zwischenwirt dienenden Regenwürmern (VOGEL et al., 1983). Die
Männchen sind 10 mm lang, haben gut entwickelte, in unterschiedliche Abschnitte
eingeteilte Kaudalflügel. Sie besitzen eine typisch herzförmige Bursamembran und ein
schlankes Spikulum, dessen Scheide Dornen trägt. Die Weibchen erreichen eine Länge von
15-20 mm lang und weisen eine Vulva mit membranösem Anhang auf. Die Eier sind
51-56 µm x 21-27 µm groß, die innere Eischale ist an beiden Polen umgeschlagen. C.
caudinflata parasitiert im Dünndarm und führt wie C. obsignata sowohl zu akut als auch zu
56
chronisch verlaufenden Capillariosen (FRIEDHOFF und EHLERS-BHODIGEN, 1965;
VOGEL et al., 1983).
57
2.5.3. Die Parasiten der Taube als Zoonoseerreger
Bei Tauben existieren eine Reihe unterschiedlicher Ekto- und Endoparasitenarten, die
variable Symptome und Krankheiten hervorrufen können. Im Folgenden wird der Frage
nachgegangen, in wieweit diese Parasiten eine Bedeutung für den Menschen haben.
WEBER (1979) und DÖRNEMANN (1981) haben eine umfassende Zusammenstellung
über parasitäre Erkrankungen des Menschen in Hinblick auf die Übertragung durch Tauben
veröffentlicht.
Im Wesentlichen kommen als Zoonoseüberträger die Ektoparasiten in Betracht. Hier ist A.
reflexus besonders hervorzuheben. Diese Zeckenart sitzt tagsüber in ihren Schlupfwinkeln
und befällt die Wirte nur während der Nacht (KUTZER, 2000). Fehlt der Hauptwirt Taube,
befällt diese Zeckenart neben anderen Warmblütern auch den Menschen. Ein solcher
Wechsel des Wirtes erfolgt in der Regel erst dann, wenn die in der Nähe von
Aufenthaltsorten des Menschen gelegenen Taubennester längere Zeit nicht benutzt worden
sind. Die Zecken werden in diesem Falle trotz ihrer ausgesprochenen hohen Hungertoleranz
dazu veranlasst ihre Hauptnahrungsquelle zu ändern (BRAUN und SEIFERT, 1925;
FIEBIGER, 1947; KEMPER und REICHMUTH, 1941).
Der Stich selbst ist für den Menschen nicht spürbar. Mit dem Zeckenspeichel werden
Toxine inokuliert (GOTHE, 1999). Durch diese Toxine können unterschiedlich starke
Krankheitsbilder hervorrufen. Hauptsächlich kommt es beim Menschen zu Juckreiz,
Rötung, Schwellung (KEMPER, 1960) mitunter aber auch zu Störungen des
Allgemeinbefindens, wie Speichelfluß, Schluckbeschwerden oder Erhöhung der Atem- und
Herzfrequenz. Die Beschwerden können mit Fieber einhergehen (STEINBRINK, 1989).
MAYER (1954) erwähnt als zusätzliche Symptome Hyperämien und Quaddeln. Selten
entstehen schwer heilende, nässende und eiternde Wunden, allergische Reaktionen oder
Intoxikationen.
Bei
prädisponierten
Menschen
können
durch
Zeckenstiche
lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktionen ausgelöst werden. Die IgE-vermittelten
allergischen Sofortreaktionen bei Taubenzeckenbefall lassen sich in vier klinische
Schweregrade einteilen (BAUCH und LÜBBE, 1990):
1. Unwohlsein, Übelkeit, Angstgefühl, Pruritus, Urtikaria
2. Engegefühl im Thorax, Giemen, Tachykardie, Brechreiz, Urticaria profunda
gigantea ( evtl. Quinke- Oedem)
58
3. Verwirrtheit, Schwächegefühl. Benommenheit, Todesangst,
verwaschene
Sprache, Zyanose, Dyspnoe, Dysphagie, Erbrechen und Blutdruckabfall
4. Kollaps,
Harn-
und
Stuhlinkontinenz,
Bewußtlosigkeit,
Atemstillstand,
Herzstillstand.
Die Taubenzecke hat als Überträger von Bakterien (Rickettsien, Spirochaeten und
Chlamydien) und Viren eine geringere Bedeutung als die Schildzecken. (HIEPE und
RIBBECK, 1982; STEINBRINK, 1989).
Sie können beim Menschen eine Quaranfil-oder Sunday-Jameston-Canyon-Meningitis
hervorrufen.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Taubenzecken eine potwntielle
gesundheitliche Gefährdung für den Menschen darstellen, wenn der Primärwirt Taube für
die Zecke nicht mehr erreichbar ist.
Neben A. reflexus kommt D. gallinae als Krankheitsüberträger für den Menschen eine Rolle
zu. Diese Milbe hat keine ausgeprägte Wirtsspezifität. Dies trägt dazu bei, dass sie auch
Nutzgeflügelarten sowie Zier- und Wildvögel (KUTZER, 2000) befallen kann. Fehlt es den
Milben an genügend Primärwirten in ihrer Umgebung, sind sie in der Lage auch andere
Haussäugetiere und den Menschen zu belästigen (BRAUN und SEIFERT, 1925;
FIEBIGER, 1947; BORCHERT, 1970; HIEPE und RIBBECK, 1982; VOGEL et al. ,1983;
STEINBRINK, 1989; KUTZER, 2000;). D. gallinae ist hauptsächlich in der Dunkelheit
aktiv. Bei schwerem Milbenbefall sind Milbennester sichtbar. Ein geringer Befall kann
durch einen Griff mit der behandschuhten Hand an bevorzugten Orten, z.B. im Dunkeln
liegende Winkelbleche oder Plastikroste festgestellt werden. Außerdem lassen sich
Milbeneier auch im Kot nachweisen.
Nach CERNÝ (1970) sind in Nestern verwilderter Haustauben ebenfalls D. gallinae zu
finden. Sowohl bei starker Vermehrung der Parasiten als auch bei Ausbleiben der
natürlichen Wirte kann es zu einer Auswanderung und zum Eindringen in menschliche
Behausungen kommen (DÖRNEMANN, 1981). Der Stich beim Menschen lässt als ein
feines rotes Pünktchen auf der Haut erkennen (STEINBRINK, 1989) und bewirkt stark
juckende, urtikariaähnliche Dermatitiden, die auch als Tierskabies (Pseudoskabies,
Trugkrätze) bezeichnet werden (HIEPE und RIBBECK, 1982). Die Milben können auch als
Überträger von Infektionserregern, wie z.B. Rickettsien fungieren (BECKER UND MENK,
1992).
59
Auch der weltweit verbreitete Taubenfloh C. columbae sucht auch anderes Geflügel und
Wildvögel auf. Bei Nahrungsmangel befällt der Floh Säugetiere und Menschen (VOGEL et
al., 1983; KRALL, 1981); z.B. findet er sich auch auf Igeln, von denen er im Winter auf
den Menschen überspringen kann (MEHLHORN et al., 1993). Mit diesem Eindringen in
den Wohnbereich des Menschen wird eine Infektionskette hergestellt (STEINBRINK,
1989). Die Flöhe hinterlassen bei ihrer Nahrungsaufnahme kleine Stichstellen, die meistens
dicht beieinander liegen. In diesen Bereichen bilden sich stark juckende rötliche Papeln, die
durch das Kratzen, vor allem bei Kindern, zu Sekundärinfektionen führen können.
Außerdem bewirkt die Aktivität der Flöhe in der Nacht starke Beunruhigung und
Nervosität, deren Folge Schlafstörungen sind (STEINBRINK, 1989). Bei sensibilisierten
Menschen können gelegentlich Urtikaria- ähnliche Erscheinungen (Flohallergie) auftreten
(HIEPE und RIBBECK, 1982). Weiterhin dienen Flöhe als Vektoren von Tularämie und
Kinderlähmung (STEINBRINK, 1989).
Durch Tauben können aus der Familie der Wanzen (Heteroptera) C. lectularis und C.
columbarius auf den Menschen übertragen werden. Im Allgemeinen sind Wanzen
nachtaktiv und lichtscheu. Sie halten sich tagsüber in ihren Schlupfwinkeln (z.B.
Vogelnestern) auf (HIEPE und RIBBECK, 1982). Sind Nester von Tauben in der Nähe
menschlicher Behausungen gelegen, zum Beispiel auf Dachböden, können Wanzen auch
den Menschen befallen (STEINBRINK, 1989). Wanzenstiche lösen durch das beim Stich
abgegebene Speicheldrüsensekret (HIEPE UND RIBBECK, 1982) Allgemeinreaktionen
wie Tachykardie, Kopfschmerzen, Kreislauf- oder Sehstörungen (HIEPE und RIBBECK,
1982) aus. Nach STEINBRINK (1989) tritt an den Stichstellen nicht selten heftiger Juckreiz
auf. In seltenen Fällen sind allergische Reaktionen beobachtet worden. Das Kratzen zur
Beseitigung des Juckreizes birgt die Gefahr einer Sekundärinfektion. Das Sekret aus den
Stinkdrüsen der Wanzen verbreitet in denen von ihnen besiedelten Räumen einen
unangenehmen Geruch (HIEPE und RIBBECK, 1982). Als Vektoren für andere
Krankheitserreger spielen Wanzen eine untergeordnete Rolle. Gelegentlich kann es zu
Übertragung von Tularämie und Milzbrand kommen (STEINBRINK, 1989).
Die bei Tauben nachgewiesenen Endoparasiten sind nach bisherigem Kenntnisstand nicht
als Zooanthropoosen- Überträger einzuordnen.
60
3. EIGENE UNTERSUCHUNGEN
3.1. Untersuchungsmaterial und Methoden
3.1.1. Untersuchungsmaterial und Untersuchungszeitraum
Im Zeitraum zwischen September 2003 und Februar 2004 wurden insgesamt 170
Ringeltauben für die vorliegende Untersuchung erlegt und im Institut für Parasitologie der
Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht. Alle Tauben wurden mit Schrot erlegt. Es
wurden Schrotkugeln mit einer Größe von 2,5-3,5 mm verwendet. Die Tauben wurden in
den nachfolgenden Kreisen des Bundeslandes Niedersachsen erbeutet:
Region Hannover:
Celle: 16 Tauben
Elze: 31 Tauben
Fuhrberg: 22 Tauben
Großburgwedel: 1 Taube
Kirchhorst: 4 Tauben
Ramlingen: 25 Tauben
Wettmar: 1 Taube
Landkeis Osnabrück:
Glandorf: 33 Tauben
Landkreis Soltau- Fallingbostel:
Ahlden/ Aller: 22 Tauben
Landkreis Vechta:
Holdorf: 4 Tauben
Landkreis Wesermarsch/ Brake:
Hiddigwarden: 11 Tauben
In die Untersuchung auf Endo- und Ektoparasiten wurden 120 Tauben einbezogen. Die
restlichen 50 Tauben waren durch die Schrote derart beeinflußt, dass eine parasitologische
Untersuchung nicht mehr möglich war.
61
3.1.2. Untersuchungsgebiet
Niedersachsen ist mit einer Fläche von 47000 Quadratkilometern das zweitgrößte
Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Es wurde 1946 gegründet und ist aus den
ursprünglichen Ländern Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe
hervorgegangen.
Es liegt zwischen dem zweiten Längengrad und dem zweiten Breitengrad. Die Grenzen im
Norden werden durch die Nordsee und den Elbverlauf gestellt. Nach Holland wird es durch
das Bourtanger Moor, in den Süden durch die deutschen Mittelgebirge abgegrenzt. Als
östliche Begrenzung dient das Gebiet des Harzes (ZIELSKE, 1998).
Die Formationen der Norddeutschen Tiefebene gestalten tektonisch den größten Teil der
Landschaft Niedersachsens (RINGHAND, 2001).
Es finden sich insgesamt fünf unterschiedliche Großlandschaften, die das Bild des Landes
prägen:
1. das Küstenland, mit Inseln, Watten und Marschen
2. die Geest (Altmoränengebiet) mit Mooren
3. das Bergvorland, auch Lößbörden genannt
4. das Berg- und Hügelland (Mittelgebirgsschwelle)
5. der Harz als echtes Mittelgebirge.
Wie im Folgenden gezeigt wird, eignen sich die natürlichen Bedingungen in diesem Gebiet
vorzüglich für die Ringeltauben als Lebensraum.
Die an der Küste gelegenen Marschen sind nahezu waldlos und baumarm, sie werden
jedoch für die intensive Ackerwirtschaft mit Feldfrüchten (Weizen, Gerste, Raps und
Gemüse) sowie als Bullen und Milchviehweiden genutzt.
In der Geest, als weiträumigste der Naturlandschaften mit geringer natürlicher
Fruchtbarkeit, findet man hauptsächlich Kiefernwälder und Heideflächen, gelegentlich
Hoch- und Niedermoore. Wiesen und Weiden in den großen Urstromtälern von Elbe, Aller
und Unterweser lockern das uniforme Bild auf. Die Heideflächen wurden in den letzten
Jahren immer mehr zu Grünland und Ackerland umgebrochen, so dass auch sie
wirtschaftlich genutzt werden können.
Intensiv bewirtschaftete Ackerflächen mit anspruchsvollen Feldfrüchten wie Weizen,
Zuckerrüben, Gerste, Raps und Feldgemüse zeichnen das Lößbördengebiet aus.
62
Gegenüber der flachen Weite der Lößbörden ist das Berg- und Hügelland eine durch
Becken, Täler, Höhenrücken, Kuppen und Hügel kleinräumig waldreich gegliederte
Landschaft.
Der Harz, zu einem Drittel zum Land Niedersachsen gehörig, zeichnet sich durch seine fast
geschlossenen Wälder aus (SEEDORF und MEYER, 1992).
Aufgrund
seiner
geographischen
Lage
liegt
das
Gebiet
im
feucht-gemäßigten
Westwindgürtel der Nordhalbkugel. Die mittlere Jahrestemperatur liegt um die 10°C, die
mittlere Maximale wurde im August 2003 mit 20,5°C und die mittlere im Februar 2003 mit
-1,1°C gemessen.
Die Niederschlagsmenge über das ganze Land verteilt beträgt im Mittel 386 mm pro Jahr.
(Bericht Deutscher Wetterdienst Offenbach, 2004). Das relativ milde Klima und die
Bodenverhältnisse lassen die Bewirtschaftung von 35% Ackerland, 23% Grünland, 6%
Laubwald, 15% Nadelwald zu. Die extensiv bewirtschaftete Restfläche besteht aus Mooren,
Heide, Öd- und Brachland (7%).
Die Waldgebiete des Landes werden dem Bereich der sommergrünen mitteleuropäischen
Laubwälder zugerechnet (SEEDORF und MEYER, 1992). In diesen Mischwäldern
wachsen vornehmlich folgende Baumarten: Rotbuchen, Eichen und Hainbuchen sowie
Birken, Kastanien, Eschen, Pappeln, Ulmen, Weiden, Ahorn, Linden, Ebereschen und
Wildobstsorten. Nadelgehölze wie Kiefern, Fichten, Douglasien und Tannen bedecken
große, zum Teil monokulturell bewirtschaftete Areale (NÜSSLEIN, 1988).
Die natürlichen Bedingungen in diesem Gebiet eignen sich vorzüglich für die Ringeltauben
als Lebensraum.
Zu der Fauna Niedersachsens zählen insgesamt 71 Säugetierarten, die in diesen Gefilden
heimisch sind. Hierzu gehört das als Hochwild bezeichnete Rot- Dam- und Schwarzwild
sowie das zum Niederwild gehörende Reh-, Haar- und Flugwild.
Die Rebhühner, Fasane, Wildtauben, Wildgänse, Wildenten, Reiher, verschiedene
Rabenvögel, Greifvögel, die Eulen, Singvögel und Nichtsingvögel bilden den Hauptteil der
Avifauna in Niedersachsen (NÜSSLEIN, 1988)
63
3.1.3. Untersuchungsmethoden
3.1.3.1. Alters, Geschlechts, und Gewichtsbestimmung
Nach dem Erlegen wurde jeder Vogel sofort in eine Plastiktüte verpackt, um ein
Entweichen der Ektoparasiten zu verhindern. Nach parasitologisch unbedenklicher Kühlung
sind alle Tauben spätestens am darauf folgenden Tag untersucht worden.
Die Geschlechtsbestimmung der Vögel erfolgte anhand der inneren Geschlechtsorgane. Bei
den 120 untersuchten Tauben ergab sich ein Verhältnis von 73 männlichen Tieren zu 47
weiblichen Tieren.
Die Altersbestimmung erfolgte nach GLUTZ und BAUER (1980) und NIETHAMMER
(1970). Bei der Altersbestimmung wurden die Tauben in folgende Altersgruppen unterteilt:
juvenil (<6 Monate)
adult (> 6 Monate)
Bei der Verteilung ergab sich ein Verhältnis von 12 Jungtauben zu 108 Alttauben.
Die Tauben wurden vor der parasitologischen Untersuchung gewogen. Es fanden sich
folgende Gewichte (Tab.2):
Tab. 2: Das durchschnittliche Gewicht der erlegten Tiere (g)
Vogelart
Alters-
Gesamt Anzahl
Anzahl
Durchschn.
Anzahl
Durchschn.
gruppe
[n]
[%]
weibl. Tiere
Gewicht [g]
männl. Tiere
Gewicht [g]
Columba
Juvenil
12
10
3
489 ± 3,61
9
495 ± 7,12
palumbus
Adult
108
90
44
510 ± 9,98
64
509 ± 11,10
64
3.1.3.2.Parasitologische Untersuchung
3.1.3.2.1. Untersuchungsmaterial
Die Tauben wurden im Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover
nach
den
dort
gültigen
Vorschriften
seziert.
Die
Kadaverentsorgung
erfolgte
vorschriftsmäßig über das Institut für Pathologie.
Zur Untersuchung der Tiere wurden folgende Gerätschaften benutzt:
Tablett als Unterlage, Lupe und Pinzette zum Absammeln der Ektoparasiten, Schere zum
Eröffnen der Leibeshöhle und zum Entfernen des Magen- Darmkanals aus der Bauchhöhle,
Sieb (50µm) zum Auffangen des Darminhaltes, Gläser zur Aufbewahrung der
ausgewaschenen Endoparasiten, Bechergläser und Teesieb für das SedimentationsFlotationsverfahren, klare Schraubgefäße aus Plastik (Falcons) zur Aufbewahrung der
Ektoparasiten.
Die benutzten Instrumente und Gefäße wurden nach jeder Untersuchung manuell gereinigt
und bei 60°C im Sterilisator 12-24 Stunden sterilisiert. Die benutzten Arbeitsflächen und
Behältnisse wurden nach jeder Untersuchung gereinigt und desinfiziert.
3.1.3.2.2. Untersuchung auf Ektoparasiten
Mit einer Lupe wurde das Federkleid der Tauben intensiv und sorgfältig von kranial nach
kaudal untersucht. Die gefundenen Ektoparasiten wurden in „Falcons“ in 70 % Alkohol
aufbewahrt. Anschließend wurden die Tauben gerupft, um auch in den tieferen Schichten
des Federkleides und an dem freien Ende des Federschaftes die sich dort befindenden
Ektoparasiten zu finden.
Für die mikroskopische Untersuchung wurden die Ektoparasiten nach einem 10-20
minütigen Wasserbad in Polyvenyllactophenol eingebettet und mit einem Deckgläschen
versiegelt (HEINZE, 1964). Danach wurde eine Artbestimmung unter dem Mikroskop bei
einer mittleren Vergrößerung von 6,3/0,16 vorgenommen.
65
3.1.3.2.3. Untersuchung des Verdauungstraktes
Die Sektion erfolgte nach der Methode von NEMESÉRI und HOLLÓ (1964).
Die Taube wurde nach Exartikulation der beiden Hüftgelenke in Rückenlage fixiert.
Anschließend wurde die Haut mit einem Schnitt entlang der Medianen von der Kloake über
die Crista sterni bis hin zum Schnabelwinkel eröffnet und die Haut seitlich abgezogen.
Zur Eröffnung der Leibeshöhle wurde am kaudalen Ende der Crista sterni ein Einschnitt in
Haut und Muskulatur vorgenommen. Von hier wurde auf jeder Seite ein Schnitt in kranialer
Richtung angelegt, der die Rippen, die Rabenschnabelbeine sowie die Furcula beidseitig
durchtrennte. Durch Abheben des Brustbeins vom restlichen Tierkörper erhielt man ein
Einblick in die Leibeshöhle.
Nun folgte die Entnahme von Leber und Herz. Danach wurde der Magen- Darmkanal
kranial vom Drüsenmagen und im Bereich der Kloake durchtrennt und als Ganzes
entnommen. Der Kot, der sich im letzten Teil des Rektums und der Kloake befand, wurde
für die koprologische Untersuchung verwendet (ECKERT, 2000).
Schlund, Drüsenmagen, Muskelmagen und Darm wurden mit einer spitzen Schere eröffnet.
Der Magen-Darmkanal wurde unter fließendem Wasser über einem Sieb ausgewaschen. In
der Folge wurde das Sieb mit einem starken Wasserstrahl durchgespült. Das Sieb hatte
einen Durchmesser von 25 cm, einen Rand von 5 cm Höhe. Die Maschenweite betrug
50 µm. Der Siebüberstand wurde nach dem Durchspülen mit einem leichten Wasserstrahl in
einem Becherglas aufgefangen. Zur Konservierung und Fixation eventuell vorhandener
Helminthen wurde 96% Alkohol in das Becherglas gegeben. Unter dem Lupenmikroskop
wurde der Inhalt eines jeden Becherglases auf Helminthen untersucht. Die gefundenen
Helminthen wurden nach ihren Spezies getrennt und gefärbt.
Zur Darstellung der Trematoden mussten sie eine längere Zeit gewässert und in eine
Alaunkarmin- Farblösung eingelegt werden. Nach einer mehrere Stunden andauernden
Färbung wurden sie wieder in ein Wasserbad mit einer Temperatur von 10°C gebracht.
Zum Entwässern wurden sie dann nacheinander für jeweils mindestens eine halbe Stunde
in 70-, 80- und 96% Alkohol eingelegt, um anschließend für mehrere Stunden in absolutem
Alkohol zu bleiben. Dann wurden sie gepresst und mit Nelkenöl überschichtet, um sie
völlig transparent zu machen. Als die völlige Transparenz erreicht war, wurden sie in
Polyvenyllactophenol eingelegt und konnten unter dem Mikroskop näher bestimmt werden
(MINNING und VOELKER, 1969).
66
Die Zestoden wurden nach ihrer Fixation entwässert und in geeignete Stücke geschnitten.
Dazu zählten, wenn vorhanden, der Kopf sowie die geschlechtsreifen Proglottiden. Danach
wurden sie zum Färben in Milchsäurekarmin nach RUKHAZE und BLAJIN (MINNING
und VOELKER, 1969) eingelegt. Sie verblieben in der Färbelösung für 6 Std. und wurden
dann solange in ein Wasserbad gelegt, bis sie blaue Farbe angenommen hatten. Im
Folgenden wurden sie wie die Trematoden in 70-, 80-, 96% Alkohol für jeweils eine halbe
Stunde, eingelegt um danach wieder für mehrere Stunden in absolutem Alkohol zu
verbleiben. Zum Aufhellen der Zestoden wurden sie gepresst und mit Nelkenöl
überschichtet, bis eine völlige Transparenz erreicht war. Die transparenten Zestoden wurden
zur weiteren Artbestimmung in Polyvenyllactophenol eingebettet und unter dem Mikroskop
begutachtet (MINNING und VOELKER, 1969).
Bei den Nematoden wurde nur eine Aufhellung vorgenommen. Sie wurden nach der
Reinigung in Wasser in Lactophenol eingelegt, bis eine völlige Transparenz erreicht war.
Anschließend wurden sie wie die anderen beiden Arten in Polyvenyllactophenol eingebettet
und bestimmt (MINNING und VOELKER, 1969).
3.1.3.2.4. Untersuchung des Respirationstraktes
Zur Untersuchung des Respirationstraktes wurde ein Schnitt angefertigt, der vom
Schnabelwinkel ausgehend den Oropharynx und die Trachea in Längsrichtung bis zur
Bifurcatio tracheae eröffnete. Von der Birfurcatio tracheae wurde der Schnitt so tief wie
möglich an den Hauptbrochien entlang bis in die Lungen fortgeführt. Anschließend wurde
die Trachea und die Bronchien mit einer Lupe auf parasitäres Vorhandensein untersucht.
Außerdem wurde eine makroskopische Untersuchung an Leber und Herz nach larvalen
Parasitenstadien durchgeführt.
3.1.3.2.5. Koprologische Untersuchung
Für
die
koprologische
Untersuchung
fand
das
kombinierte
Sedimentations-
Flotationsverfahren Anwendung. Hierfür wurden ca. 2g Kot aus dem Rektum und der
Kloake entnommen, mit Wasser zu einer homogenen Masse verrührt und durch ein
grobmaschiges Netz mit Wasser in ein 250 ml Becherglas gespült. Nach einer
67
Sedimentationszeit von 30 min wurde der Überstand bis auf ein Sediment von 3-5 ml
dekantiert. Von diesem Sediment wurden anschließend 2 ml in ein Zentrifugenröhrchen
überführt und mit gesättigter Zinksulfatlösung (Dichte: 1,3 bei 20°C), die als
Flotationslösung dient, bis zum Rand aufgefüllt. Nach fünf minütigem Zentrifugieren (1500
U/min) wurde mit einer abflammbaren Platindrahtöse von der Oberfläche der Suspension
einige Tropfen auf einen Objektträger zur mikroskopischen Untersuchung überführt
(ECKERT, 2000).
3.1.3.3. Statistische Auswertung
Die ermittelten Ergebnisse aus den Untersuchungen wurden anhand von SAS (Statistical
Analysis System) im Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung
der Tierärzlichen Hochschule Hannover ausgewertet.
Die Auswertung der Ergebnisse wurde jeweils für eine Parasitenart vorgenommen.
Die Aussage über den Bezug des Parasitenbefalls zu Alter, Geschlecht und Jahreszeit wurde
jeweils nur auf den Zusammenhang zwischen Parasitenbefall und einem weiteren Parameter
untersucht.
Als Daten werden das Alter geteilt in zwei Klassen (juvenil, adult), das Geschlecht sowie
die Jahreszeit (September 2003 - Februar 2004) angegeben.
Die Befallextensität (=Befallsrate, Prävalenz) bringt die Anzahl der befallenen
Ringeltauben in Relation zu der insgesamt untersuchten Anzahl an Ringeltauben zum
Ausdruck. Sie wird in Prozentzahlen angegeben.
Als Befallsintensität (= Befallsstärke) wird die Anzahl der Exemplare einer Parasitenart, mit
der eine Ringeltaube befallen war, ermittelt.
Die statistische Auswertung erfolgte mittels des Chi²- Quadrat- Test und Excel 2000. Mit
Excel wurden die Daten für die Befallsextensität und die Befallsintensität erstellt, mit dem
Chi²-Quadrat Test wurde die Hypothese geprüft, ob es einen signifikanten Zusammenhang
zwischen dem Parasitenbefall und jeweils einem der genannten Parameter gibt. Ist der pWert < 0,05, wird er als signifikant bewertet.
68
3.2 Ergebnisse
In einem Untersuchungszeitraum von sechs Monaten wurden 120 Ringeltauben untersucht.
Von diesen Ringeltauben waren 12 juvenil (10%) und 108 adult (90%). Im Hinblick auf das
Geschlecht ergab sich eine Verteilung von 73 männlichen Tauben (6%) und 47 weiblichen
Tauben (39,2%). Insgesamt wurde bei 104 Vögeln (86,7%) ein Befall mit Endo- und/oder
Ektoparasiten diagnostiziert.
Bei den männlichen Tauben waren 63 (86,3%) infiziert, bei den weiblichen konnte ein
Befall bei 41 (87,2%) der Tiere nachgewiesen werden. Junge Tiere wiesen eine
Befallsextensität von 100% auf (12 Stück). Bei den adulten Vögeln belief sie sich auf
85,2% (92 Tiere).
Von den 104 der infizierten Vögel wiesen 99 (86,6%) einen Befall mit Ektoparasiten auf,
35 (29,2 %) waren mit Endoparasiten befallen.
Von den mit Ektoparasiten befallenen 99 Individuen sind 60 (60,6%) Tauben männlichen,
und 39 (39,4%) weiblichen Geschlechtes. Die Befallsrate der juvenilen Tiere lag bei 11,1%
(11 Tiere), die der adulten bei 88,8% (88 Tiere).
Ein Befall mit Endoparasiten trat bei 23 männlichen Vögeln (65,7%) und bei 12 weiblichen
Vögeln (34,3%) auf. Unter den befallenen Vögeln fanden sich 5 (14,3%) juvenile und 30
100
Prävalenz %
(85,7%) adulte Tiere.
Diagr. 1: Befallsextensität von Columba palumbus (n=120) mit Ektoparasiten
90
80
70,0
70
60
56,7
50
41,7
40
30
16,7
20
10
2,5
0
Columbicola
claviformis
Neocolpocephalum
Coloceras damicornis
Campanulotes
damicornis
bidentatus bidentatus
Ektoparasiten
Falculifer rostratus
69
3.2.1. Ektoparasiten
Im Untersuchungsgut konnten Ektoparasiten aus der Ordnung Mallophagida mit ihren
Unterordnungen Ischnocerina und Amblycerina mit ihren dazugehörigen Gattungen
nachgewiesen werden. Zusätzlich wurde aus der Ordnung der Acaridida eine Spezies der
Familie der Falculiferidae gefunden.
Die Unterordnung der Ischnocerina umfasst die Gattungen C. claviformis, C.bidentatus
bidentatus und C. damicornis damicornis.
C. claviformis (Abb. 1+2) wurde insgesamt bei 68 Tauben (56,7%) gefunden
Von den befallenen Tauben waren insgesamt 41 männlich (56,1%) und 27 weiblich
(57,4%).
Tab.3: Befallsextensität mit Columbicola claviformis im Vergleich der Altersgruppen,
Geschlechter und Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
9
75
adult
108
59
54,6
männlich
73
41
56,1
weiblich
47
27
57,4
September
20
14
70
Oktober
20
13
65
November
20
11
55
Dezember
20
8
40
Januar
20
12
60
Februar
20
10
50
120
68
56,7
Chi²-Test
p
> 0,22
Geschlecht
Monat
> 0,22
> 0,74
Total
Die juvenilen Tauben waren zu 75% (9 Tiere), die adulten zu 54,6% (59 Vögel) befallen.
Zusammenhänge zwischen Prävalenz und Alter, Geschlecht oder den Monaten konnten
statistisch nicht festgestellt werden (Tab.3). Die mittlere Befallsintensität betrug 7,6
Parasiten je Tier. Die höchste gefundene Befallsstärke lag bei 9 Parasiten (2 Vögel) (Tab.6).
70
Insgesamt wurden von den 68 Tauben 158 Parasiten dieser Spezies abgesammelt. Dabei
ergab sich ein Geschlechterverhältnis von 85 männlichen Parasiten zu 73 weiblichen
Parasiten.
Abb.1: Columbicola claviformis
Abb.2: Columbicola claviformis
Mit der Gattung C. damicornis damicornis (Abb.3+4) waren insgesamt 50 Tiere (41,7%)
infiziert. Dabei ergab sich ein Verhältnis zwischen den männlichen und den weiblichen
Tauben von 38,3% (28 Tiere) zu 46,8% (22 Tiere).
Die juvenilen Tiere waren zu 58,3% (7 Probanden) befallen, die adulten zu 39,8% (43
Probanden).
Ein signifikanter Einfluß des Alters, des Geschlechtes sowie der Jahreszeit auf den
Parasitenbefall konnte statistisch nicht ermittelt werden (Tab.4). Die maximale
Befallsstärke betrug 4, die mittlere 5,6 Exemplare dieser Gattung pro Tier (Tab.6).
C. damicornis damicornis war mit einer Anzahl von 86 Exemplaren vertreten. Diese spalten
sich in 37 männliche und 49 weibliche Exemplare.
Abb.3: Coloceras damicornis damicornis
Abb.4: Coloceras damicornis damicornis
71
Tab.4: Befallsextensität mit Coloceras damicornis damicornis im Vergleich der
Altersgruppen, Geschlechter und der Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
7
58
adult
108
43
39.8
männlich
73
28
38,3
weiblich
47
22
46,8
September
20
11
55
Oktober
20
5
25
November
20
7
35
Dezember
20
8
40
Januar
20
9
45
Februar
20
10
50
120
50
41,7
Chi²-Test
p
> 0,13
Geschlecht
Monat
> 0,22
> 0,40
Total
Das Auftreten von C. bidentatus bidentatus (Abb.5+6) wurde bei 84 Vögeln (70%)
beobachtet.
Die mit C. bidentatus bidentatus befallenen Tiere waren in der Mehrzahl männliche Tiere
(71,2%), allerdings konnte ein signifikanter Geschlechtseinfluss nicht errechnet werden (>
0,05). Die Prävalenz der befallenen adulten Tiere liegt bei 69,4% (75 Stück), die der
juvenilen Tiere bei 66,7% (9 Stück). Das Alter sowie die jahreszeitlichen Unterschiede
haben keinen statistisch signifikanten Einfluss auf den Befall (Tab.5). Die Befallsstärke war
mit 25 Exemplaren pro Tier (Mittelwert: 9,3) stärker als bei den anderen gefundenen
Ektoparasiten (Tab.6).
72
Tab.5: Befallsextensität mit Campanulotes bidentatus bidentatus in Abhängigkeit der
Altersklassen, Geschlechter und der Jahreszeit
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
9
75
adult
108
75
69,4
männlich
73
52
71,2
weiblich
47
32
68,1
September
20
13
65
Oktober
20
13
65
November
20
14
70
Dezember
20
14
70
Januar
20
16
80
Februar
20
14
70
120
84
70
Chi²-Test
p
> 0,71
Geschlecht
Monat
> 0,68
> 0,74
Total
Abb.5: Campanulotes bidentatus bidentatus
Abb.6: Campanulotes bidentatus bidentatus
Mit 356 Parasiten dieser Spezies war C. bidentatus bidentatus der am häufigsten
diagnostizierte Ektoparasit. Von diesen 356 Exemplaren waren 197 männliche und 159
weibliche Parasiten
73
Tab.6: Befallsintensität von Columba palumbus (n=120) mit Ektoparasiten
Anzahl Parasiten
1
2
3
4
5
6-10
11-20
21-40
> 40
Mittel
Max
Anzahl Columba palumbus
Columbicola
claviformis
Neocolpocephalum
Coloceras damicornis
damicornis
Campanulotes
bidentatus bidentatus
Falculifer rostratus
32
21
4
3
1
7
0
0
0
7,6
9
15
4
0
0
0
1
0
0
0
2,2
6
27
14
6
2
1
0
0
0
0
5,6
4
23
16
11
12
5
9
6
2
0
9,3
25
3
0
0
0
0
0
0
0
0
0,2
1
Die zu der Ordnung der Amblycerina gehörende Spezies Neocolpocephalum (Abb.7) ist
von 20 Ringeltauben (16,7%) isoliert worden.
Die Anzahl der befallenen männlichen Tiere betrug 16 Vögel (22%), die der weiblichen 4
Vögel (8,5%). Bei den juvenilen und den adulten Tauben gab es hinsichtlich der Prävalenz
des Geschlechtes keine Unterschiede. Beide Geschlechter waren zu 16,7% befallen.
Abb.7: Neocolpocephalum
74
Tab.7: Befallsextensität von Neocolcephalum in Abhängigkeit der Altersklassen,
Geschlechter und der Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
2
16,7
adult
108
18
16,7
männlich
73
16
21,9
weiblich
47
4
8,5
September
20
3
15
Oktober
20
6
30
November
20
2
10
Dezember
20
3
15
Januar
20
4
20
Februar
20
2
10
120
20
16,7
Chi²-Test
p
> 0,95
Geschlecht
Monat
< 0,05
> 0,49
Total
Ein statistisch signifikanter Unterschied ist im Befall der männlichen und weiblichen
Tauben festgestellt worden (p < 0.05) (Tab.7). Insgesamt konnten von den befallenen
Tauben 20 männliche und 9 weibliche Exemplare dieser Parasitenspezies abgesammelt
werden. Das ergibt einen Gesamtbefall mit 29 Exemplaren dieser Art, bei einer mittleren
Befallsstärke von 2,2. Maximal wurden 6 Parasiten auf einer Taube gefunden (Tab.6).
Zu der Ordnung der Acaridida zählt die Familie der Falculiferidae mit F. rostratus (Abb.8).
Diese Federmilbe wurde nur bei 3 Tauben (2,5%) gefunden. Alle drei Tauben waren adulte
Tiere (2,8%).
75
Abb.8: Falculifer rostratus
Sie teilten sich in zwei männliche Vögel (2,7%) und einen weiblichen (2,1%) Vogel auf
(Tab.8). Die mittlere Befallsintensität betrug 0,2 Falculiferidae pro Vogel. Statistisch
konnten keinerlei Zusammenhänge ermittelt werden. Die Befallsintensität betrug im Mittel
0,19 und maximal 1 Parasit pro Tier (Tab.6). Bei dieser Spezies waren die Merkmale, die
für eine Unterscheidung der beiden Geschlechter von Bedeutung gewesen wären, nur
ausgesprochen undeutlich zu erkennen. Daher wurde auf eine nähere Bestimmung
verzichtet.
Tab.8: Befallsextensität mit Falculifer rostratus in Abhängigkeit der Altersklassen,
Geschlechter und der Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
0
0
adult
108
3
2,8
männlich
73
2
2,7
weiblich
47
1
2,1
September
20
1
5
Oktober
20
1
5
November
20
0
0
Dezember
20
1
5
Januar
20
0
0
Februar
20
0
0
120
3
2,5
Chi²-Test
p
> 0,56
Geschlecht
Monat
Total
> 0,83
> 0,69
76
3.2.2 Endoparasiten
Bei den aus dem Untersuchungsgut isolierten Protozoen handelte es sich um Kokzidien, die
morpholgisch der Art E. labbeana und E. columbarum zuzuordnen sind. Insgesamt konnten
bei 26 Vögeln (21,7%) beide Arten vergesellschaftet ausfindig gemacht werden. Mit diesen
Parasiten waren ein juveniles Tier (8,3%) und 25 adulte Tiere (23,1%) infiziert. Der Anteil
der befallenen männlichen Tauben betrug 23,3% (17 Tiere), der der weiblichen 19,1%
(9 Tiere).
Tab.9: Befallsextensität mit Eimeria labbeana und Eimeria columbarum in
Abhängigkeit der Altersklassen, Geschlechter und der Jahreszeit
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
1
8,3
adult
108
25
23,1
männlich
73
17
23,3
weiblich
47
9
19,1
September
20
2
10
Oktober
20
5
25
November
20
6
30
Dezember
20
8
40
Januar
20
5
25
Februar
20
0
0
120
26
21,7
Chi²-Test
p
> 0,29
Geschlecht
Monat
> 0,70
Total
< 0,04
Eine statistische Signifikanz über den Befall der Tauben in Abhängigkeit vom
Untersuchungszeitraum konnte nachgewiesen werden (p<0,04). Der Häufigkeitsgipfel
wurde im Dezember ermittelt, wo hingegen ein Befall im Februar nicht nachweisbar war
(Tab.9). Für eine Diagnose des Kokzidienbefalls wird der Oozystennachweisgrad im
Taubenkot
nach
LÜTHGEN
(1961)
herangezogen.
Hiernach
spricht
man
geringgradiger Infektion bei einer Anzahl von fünf bis zehn Oozysten pro Gesichtsfeld.
von
77
Ein mittelgradiger Befall zeichnet sich durch zehn bis zwanzig Oozysten pro Gesichtsfeld
aus und der hochgradige Befall wird durch über zwanzig Oozysten pro Gesichtsfeld
charakterisiert.
Nach diesem Schema wurde bei 12,5% der Tauben ein geringgradiger, bei 5% ein
mittelgradiger und bei 4,2% ein hochgradiger Befall mit Kokzidien festgestellt. 78,3% der
Ringeltauben wiesen keinen Befall mit Kokzidien auf (Diagr.2).
Diagr.2: Befallsextensität mit Eimeria labbeana und Eimeria columbarum
90
78,3
80
Die bei fünf Tauben (4,2%) gefundenen Nematoden der Gattung C. obsignata (Abb.9)
Prävalenz %
70
gehören
zu der Familie der Capillariinae.
60
50
40
30
20
12,5
10
5
4,2
mittelgradig
hochgradig
0
ohne
geringgradig
Abb.9: Capillaria
obsignata und
(mit
Eiern) columbarum
Eimeria labbeana
Eimeria
Tab.10: Befallsextensität mit Capillaria obsignata in Abhängigkeit der Altersgrupen,
Geschlechter und Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
1
8,3
adult
108
4
3,7
männlich
73
4
5,4
weiblich
47
1
2,1
September
20
2
10
Oktober
20
1
5
November
20
1
5
Dezember
20
0
0
Januar
20
0
0
Chi²-Test
p
> 0,48
Geschlecht
Monat
> 0,37
> 0,63
78
Februar
Total
20
1
5
120
5
4,2
Im Wesentlichen waren männliche Tauben (5,4%) infiziert, allerdings gab es keine
signifikanten Geschlechtseinfluss auf den Parasitenbefall (p>0.05). Ein Zusammenhang
zwischen Parasitenbefall und dem Alter sowie dem jahreszeitlichen Einfluss ließ sich
statistisch nicht absichern (p>0,05) (Tab.10).
Die Befallsintensität belief sich im Mittel auf ein Exemplar und maximal auf drei
Exemplare pro Vogel (Tab.11).
Tab.11: Befallsintensität von Columba palumbus (n=120) mit Endoparasiten
Anzahl Parasiten
1
2
3
4
5
Mittel
Max
Anzahl Columba palumbus
Capillaria obsignata
Harmostomum
fuscatum
Killigrewia delafondi
Zestoden unbek. Art
3
1
0
0
1
3
2
0
0
0
0
0,4
1
2
3
0
0
0
0
0
0
0
0
0,4
0,6
1
1
Diagr. 3: Befallsextensität von Columba palumbus (n=120) mit Endoparasiten
Prävalenz %
5
1
4,5
4,2
4
Der zu der Klasse der Trematoden gehörende H. fuscatum wurde nur bei zwei juvenilen
3,5
Probanden (16,7%) gefunden. Diese beiden Vögel waren männlichen Geschlechts (2,7%).
3
Bei diesem Parasiten konnte eine Abhängigkeit der Prävalenz vom Alter statistisch2,5 belegt
2,5
werden (p< 0,001). Das Geschlecht und die Jahreszeiten erwiesen keine signifikanten
2
1,7
1,7
Zusammenhänge im Hinblick auf die parasitäre
Belastungssituation
(Tab.12).
1,5
Die mittlere Befallsintensität lag bei 0,4 Parasiten je Vogel. Maximal wurde ein
1
Parasitenexemplar pro Taube ermittelt. Das Mittel der Befallsintensität betrug 0,4 Parasiten
0,5
pro Vogel (Tab.11).
0
Capillaria obsignata
Harmostomum fuscatum
Killigrewia delafondi
Endoparasiten
Zestoden unbek. Spezies
79
Tab.12: Befallsextensität mit Harmostomum fuscatum in Abhängigkeit der
Altersklassen, Geschlechter und der Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
2
16,7
adult
108
0
0
männlich
73
2
2,7
weiblich
47
0
0
September
20
2
10
Oktober
20
0
0
November
20
0
0
Dezember
20
0
0
Januar
20
0
0
Februar
20
0
0
120
2
1,7
Chi²-Test
p
< 0,001
Geschlecht
Monat
Total
> 0,25
> 0,07
Zur Klasse der Zestoden zählt der bei 2 Tauben (1,7%) gefundene K. delafondi. Der Parasit
konnte lediglich bei zwei adulten (1,8%) weiblichen (4,3%) Tauben isoliert werden. Die
Befallsintensität liegt damit im Mittel bei 0,4 Killigrewia delafondi je Vogel (Tab.11). Ein
statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Alter, Geschlecht, Jahreszeiten und
Parasitenbelastung konnte nicht nachgewiesen werden (Tab.13).
Abb.10: Ausschnitt aus der Strobila von
Killigrewia delafondi
80
Tab.13: Befalllsextensität mit Killigrewia delafondi in Abhängigkeit der
Altersgruppen, Geschlechter und Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
0
0
adult
108
2
1,8
männlich
73
0
0
weiblich
47
2
4,3
September
20
0
0
Oktober
20
0
0
November
20
0
0
Dezember
20
1
5
Januar
20
0
0
Februar
20
1
5
120
2
1,7
Chi²-Test
p
> 0,64
Geschlecht
Monat
Total
> 0,08
> 0,54
Bei drei Vögeln (2,5%) wurden Zestoden gefunden, die aufgrund ihrer geringen Größe
keiner Familie zugeordnet werden konnten. Unter dem Mikroskop wurden gleiche
Strukturen gefunden, so dass davon auszugehen ist, dass sie derselben Familie angehören.
Sie wurden bei zwei männlichen Vögeln (2,7%) und bei einem weiblichen Vogel (2,1%)
isoliert. Während 25 % der juvenilen Tiere befallen waren, lag die Prävalenz bei den alten
Tieren bei 0. Dieser Unterschied erwies sich als signifikant (p<0,05). Zusätzlich konnte eine
statistisch nachweisbare Abhängigkeit zwischen der Prävalenz und den Monaten (p<0,009)
ermittelt werden (Tab.14). Die Parasiten wurden nur im September bei den Tauben
gefunden. Die mittlere Befallsintensität liegt bei 0,6 Zestoden je Vogel (Tab.11).
81
Tab.14: Befallsextensität mit „Zestoden unbekannter Art“ in Abhängigkeit der
Altersgruppen, Geschlechter und Jahreszeiten
Untersuchte
Infizierte
Columba palumbus Columba palumbus
Parameter
Altersgruppe
Prävalenz
%
juvenil
12
3
25
adult
108
0
0
männlich
73
2
2,7
weiblich
47
1
2,1
September
20
3
15
Oktober
20
0
0
November
20
0
0
Dezember
20
0
0
Januar
20
0
0
Februar
20
0
0
120
3
2,5
Chi²-Test
p
< 0,001
Geschlecht
Monat
Total
> 0,83
< 0,009
82
4. DISKUSSION
4.1. Vorbemerkungen zum Einfluss bestimmter Faktoren auf die Beurteilung des
Parasitenbefalls
Die
vorliegenden
Untersuchungsergebnisse
sind
im
Sinne
eines
ausreichenden
Querschnittes zu werten, da sowohl aus verschiedenen Landesteilen als auch zu
verschiedenen Jahreszeiten Tauben untersucht wurden. Die Untersuchungsmethode
beinhaltet die sofortige Verpackung der Tauben, um eine Abwanderung von Parasiten nach
dem Tod ihrer Wirte zu verhindern und um zu gewährleisten, dass die gefundenen Parasiten
der tatsächlichen Parasitenbesiedelung der Probanden entsprechen.
Ein Punkt, der die Aussagekraft der Ergebnisse hinsichtlich der Intensität des Befalls mit
Parasiten beeinträchtigen könnte, ist die unbekannte Zahl der Tauben, die der natürlichen
Auslese durch massiven Parasitenbefall mit Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens, der
Flugfähigkeit und der Legeleistung zum Opfer gefallen sind. Hierzu ist anzumerken, dass
die vorliegende Studie nicht zum Ziel hatte, die Gesamtpopulation der frei lebenden Tauben
zu erfassen, sondern eine Aussage zu treffen, inwieweit die sich frei bewegenden, gesund
erscheinenden Tiere einen Infektionsherd in oder auf sich tragen und eine Gefährdung für
den Menschen oder andere Vogelpopulationen darstellen.
Darüber hinaus wurden in den vorliegenden Untersuchungen nicht nur der Befall mit
Parasiten festgestellt und die Spezies bestimmt, sondern auch Untersuchungen im Hinblick
auf Abhängigkeit des Befalls vom Alter und Geschlecht vorgenommen. Außerdem wurde
der Aspekt berücksichtigt, ob eine jahreszeitliche Häufung zu verzeichnen ist und ob eine
Aussage darüber zu treffen ist, welche Parasiten von den unterschiedlichen jahreszeitlichen
klimatischen Bedingungen profitieren.
Eine vergleichende Diskussion der eigenen Ergebnisse mit den in der Literatur verfügbaren
Informationen ist nur eingeschränkt möglich, da es über die Parasitenfauna der Ringeltaube
nur sehr wenig Literatur gibt.
83
4.2. Ektoparasiten
Die bei den eigenen Untersuchungen gefundenen Ektoparasiten gehören zu der Klasse der
Insekta und zu der Klasse der Arachnea.
Die Lokalisationen, an denen sie auf dem Körper des Vogels gefunden wurden, geben
wichtige Informationen zur Bestimmung der Ektoparasiten, da sie unterschiedliche
Körperregionen bevorzugen. Zur Sicherheit der Standortbestimmung als Hilfsmittel zur
Identifikation dieser Parasiten muss erwähnt werden, dass die Vögel auf der Jagd erlegt
wurden und erst einige Stunden nach ihrer Erlegung untersucht werden konnten, so dass die
Parasiten ihren Standort verändert haben könnten.
Bei den nachgewiesenen Insekten handelt es sich um Vertreter der Ordnung der
Mallophagida. Diese Federlinge haben eine strenge Wirtsspezifität, und jede Federlingsart
besiedelt auf ihrem Wirt eine ganz bestimmte Zone des Körpers (KUTZER, 2000).
Federlinge werden durch direkten Körperkontakt (Begattung, Brutpflege, Transport)
übertragen (VOGEL et al., 1983). Auf gesunden Vögeln herrscht in der Regel ein
Gleichgewicht zwischen Wirt und Parasitenpopulation (MEHLHORN et al., 1993).
Massenvermehrungen können bei stark geschwächten Tieren beobachtet werden, denen die
Parasiten dann allerdings erheblich zusetzten können (WEYER, 1969).
Insgesamt waren 99 Vögel (82,5%) mit Federlingen infiziert. Davon waren 60 Vögel
(60,6%) männlichen Geschlechts und 39 Vögel weiblichen Geschlechts (39,4%).
Der am häufigsten aufgefundene Parasit ist mit 70% C. bidendatus bidentatus. Das
Auftreten dieses Parasiten verläuft innerhalb der Untersuchungsmonate relativ gleichmäßig,
da sich die Federlinge dauernd im Gefieder der Tauben aufhalten, sich dort fortwährend
entwickeln können und somit von keinen jahreszeitlichen Klimaschwankungen abhängig
sind. Die Eiablage findet das ganze Jahr über statt. Innerhalb von drei bis sechs Wochen
entwickeln sich die geschlechtsreifen Parasiten (VOGEL et al., 1983). Durch diese schnelle
Entwicklung kann ein Paar in wenigen Monaten bis zu 120000 Nachkommen erzeugen
(BORCHERT, 1970). Die gesunden Tauben leben mit diesem Parasiten in einem
immunologischen Gleichgewicht, wobei das Wachstum der Parasitenpopulation gebremst,
jedoch nicht ganz unterdrückt wird. Bei mangelnder Körperpflege oder bei Auftreten
anderer Erkrankungen des Wirtes kann dieses Gleichgewicht gestört werden und die
Parasiten können sich derart stark vermehren, dass es zu manifesten Krankheiten kommen
kann (VOGEL et al., 1983).
84
Die erlegten Tauben im Untersuchungsgut lebten offenbar mit den auf ihnen gefundenen
Parasiten
in
einem
biologischen
Gleichgewicht,
da
sie
keinerlei
auffallende
Krankheitssymptome bei der Begutachtung und näheren Untersuchung des Federkleides
und des Körpers zeigten.
C. claviformis kam bei insgesamt 68 Tauben (56,7%) vor. Das Verhältnis der befallenen
männlichen Tauben zu den befallenen weiblichen Tauben betrug 41:27. C. claviformis wird
von den meisten Autoren (MAYER, 1954; CERNÝ, 1970; MANN und RIBBECK, 1973;
GOTHE und IMHOFF, 1975; VOGEL et al., 1983; SELVA et al., 1987; KUTZER, 2000)
als der am häufigsten auftretende Parasit bei Tauben bezeichnet. In dem vorliegenden
Untersuchungsgut konnte diese Aussage nicht bestätigt werden. Es waren zwar viele
Individuen von diesem Parasiten befallen, aber es waren mehr Tauben mit C. bidentatus
bidentatus infestiert. In der Regel handelte es sich um einen oder zwei Parasiten pro Vogel.
Maximal konnten bei zwei Tauben neun C. claviformis/ Taube nachgewiesen werden. Die
Ursache für den relativ geringen Parasitenbefall mag an der guten Gesundheit und
Körperpflege der erlegten Tauben liegen, die eine höhere Besiedlung nicht zulassen.
Eine weitere mit 56,7% (68 Tauben) ähnlich häufig nachgewiesene Parasitenspezies war
der große Taubeneckkopf - C. damicornis damicornis.
Dieser Parasit wurde vornehmlich an den Deckfedern im Rücken und Bauchbereich
gefunden. Die Erklärung für die unterschiedliche Lokalisation der Besiedelung der
Parasiten liegt offenbahr in dem Verhalten der Federlinge, die untereinander in eine gewisse
Konkurrenz treten und sich die einzelnen Plätze streitig machen können, so dass sie
unterschiedliche Lokalisationen bevorzugen.
Neocopocephalum konnte bei 20 Tauben (16,7%) isoliert werden. Sie fanden sich an den
Flügel- und Schwanzfedern der Wirtstauben. Diese Art war von allen Ektoparasiten am
wenigsten vertreten. Hierfür sind zwei Gründe verantwortlich. Einerseits können sich diese
Federlinge in die Federspulen zurückziehen und sich somit der Zählung entziehen,
andererseits herrscht unter ihnen eine Art Kannibalismus. Sie fressen ihre eigenen Larven
und Eier, was zu einer Reduktion der Parasitenpopulation führen kann (HIEPE UND
RIBBECK, 1982). Diese Parasitenart war signifikant auf mehr männlichen Tauben als auf
weiblichen Tauben nachzuweisen (21,5%: 8,5%)
85
Von den zur Ordnung der Arachnea gehörenden Arten wurde bei drei adulten Tieren
(2,5%) F. rostatus isoliert. Die zur Familie der Falculiferidae gehörende Federmilbe lebt
auf den Federn und kann bei starkem Befall zu Abmagerung und Leistungsdepressionen
führen (KUTZER, 2000). Die Tauben im Untersuchungsgut waren alle normalgewichtig,
nicht unterernährt und wiesen keine Krankheitszeichen auf. Diese Fakten weisen darauf hin,
dass ein vermehrter Befall nicht vorlag. Hinzu kommt, dass F. rostratus sich bei
ungünstigen Lebensbedingungen durch die Haut in die Leibeshöhle des Wirtes bohren
(BORCHERT, 1970) und sich somit der Zählung entziehen kann. Dieses Verhalten trifft
man bei für ihn ungünstigen Bedingungen (z.B. Mauser) an.
Ein Vergleich des vorliegenden Ektoparasitenbefalls bei Ringeltauben mit dem
Ektoparsitenbefall anderer Taubenspezies lässt sich nur im Hinblick auf das Vorkommen
der Parasiten an sich ermitteln, da die Untersuchungsbedingungen nicht die gleichen sind.
In der vorliegenden Literatur wurden Brief-, Reise- und Sporttauben auf den Befall mit
Ektoparasiten untersucht. Bei Brieftauben im Raum Aachen und der Eifel wurde eine
Befallsextensität mit Mallophagen von 92,5% ermittelt (GOTHE und IMHOFF (1975). In
Berlin waren 82% der untersuchten Brieftaubenbestände mit Mallophagen infiziert
(MAYER, 1954). In 21 ostdeutschen Reisetaubenbeständen ermittelten MANN und
RIBBECK (1973) einen 100%igen Mallophagenbefall. Die Ergebnisse von HOEVEL
(1989) weichen als einzige von allen anderen ab, da sie lediglich einen Befall von 5,1% bei
den von ihr untersuchten Tauben feststellen konnte.
Auch in anderen europäischen Städten wurden Untersuchungen zur Befallsextensität mit
Mallophagen an Stadttauben durchgeführt. In allen Studien fand sich eine außerordentlich
hohe Anzahl von Tauben, die mit Ektoparasiten befallen waren. Die Stadttauben von Basel
wiesen eine Befallsrate von 85,0% auf (HAAG und GUARDAN, 1990). In Barcelona
waren die Stadttauben zu 100% mit Mallophagen befallen (SELVA et al., 1987). Auch in
Olomouc (Tschechien) ermittelte CERNÝ (1970) einen Befall von 100%.
Die Untersuchungen der Autoren ergaben ähnliche Ergebnisse. Columbicola columbae tritt
immer
mit
Campanulotes
bidentaus
compar
vergesellschaftet
auf,
wobei
die
Befallsintensität von Campanulotes bidentatus compar im Vergleich zu Columbicola
columbae immer niedriger war (MAYER, 1954; CERNÝ, 1970; OEGOEGBUNAM, 1970;
MANN und RIBBECK, 1973; GOTHE und IMHOFF, 1975; SELVA et al., 1987).
In der vorliegenden Studie zur Parasitenfauna der Ringeltauben in Niedersachsen kann das
gemeinsame Auftreten von C. claviformis und C. bidentatus bidentatus bestätigt werden.
86
Jedoch liegt in dem Untersuchungsgut eine höhere Befallsextensität und auch
Befallsintensität mit C. bidentatus bidentatus vor.
Bei Stadttauben kommt es nach allen Autoren in vielen europäischen Städten zu stärkeren
Befallsraten. Das kann damit zusammenhängen, dass Stadttauben auf engerem Raum
zusammenleben müssen, an großen Sammelplätzen ihr Futter aufnehmen und dadurch der
Körperkontakt zwischen den Tieren stärker ist als der bei frei lebenden Ringeltauben, auch
wenn diese temporär in Schwärmen auftreten. Der Befall mit Federlingen bei Stadttauben
ist auch deswegen größer, da beim Abfallen eines Federlings z.B. auf einem Mauersims an
einem von Tauben besuchten Gebäude in kurzer Zeit eine andere Taube diesen Platz
einnehmen kann und somit dem Parasit die Möglichkeit zum Überleben gibt.
MAYER (1954), IMHOFF (1979) und HOEVEL (1989) untersuchten Brieftauben, die
normalerweise in einer mit besonderer Sorgfalt gepflegten Schlaganlage leben. Der
Vergleich der Ergebnisse untereinander lässt erkennen, wie sich der Befall der Tauben in
den letzten 40 Jahren verändert hat, was nur durch die verbesserte Hygiene, die der
Taubenbesitzer seinen Tauben angedeihen lässt, zu erklären ist.
Insgesamt gesehen trat bei den hier untersuchten Ringeltauben ein Befall mit Ektoparasiten
ähnlich häufig auf wie bei den von MAYER (1954) in Berlin untersuchten Tauben. Es ist
nicht ungewöhnlich, dass die von MAYER (1954) untersuchten Brieftauben einen Befall
von 82% mit Federlingen aufwiesen, da die hygienischen Maßnahmen im Nachkriegsberlin
sicherlich nicht optimal waren und der Einsatz von antiparasitären Mitteln nicht in dem
Maße möglich war wie in der heutigen Zeit. Die Ergebnisse der Untersuchungen von
IMHOFF (1975) lassen sich unter diesem Gesichtspunkt nicht interpretieren. In den 70er
Jahren
sollten
die
hygienischen
Vorbeugemaßnahmen
der
erfolgsorientierten
Brieftaubenzüchter eigentlich sehr ordentlich durchgeführt worden sein. IMHOFF (1975)
führt sein Ergebnis von 92,5% Befall der Tauben auf die nicht ausreichenden hygienischen
Maßnahmen in den meisten der untersuchten Bestände zurück, ohne dass jedoch eindeutige
Beweise für die Theorie gegeben werden. Es besteht jedoch die Wahrscheinlichkeit eines
noch höheren Befalls der Tauben mit Federlingen, da die Untersuchungen von IMHOFF
(1975) an lebenden Tauben durchgeführt wurden und somit sicherlich nicht alle
Ektoparasiten erfasst werden konnten, die das Federkleid der Tauben besiedelten. In die
Diskussion um die Dignität dieser Ergebnisse muss jedoch sicher auch die damalige
mangelnde Kenntnis der Taubenbesitzer über die pathogene Bedeutung der Ektoparasiten
einfliessen.
87
Der deutlich verminderte Parasitenbefall der Brieftauben, die von HOEVEL (1989)
untersucht wurden, wird sicher dadurch erklärt, dass diese Tauben artgerecht und sehr
ordentlich gehalten wurden, da zwischenzeitlich ihre Besitzer mehr um die Probleme
wussten, die durch einen Befall mit Federlingen entstehen können, und sie deshalb die
hygienischen Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung verstärkt haben könnten.
Die wildlebenden Ringeltauben haben lediglich die Möglichkeit, durch Individualhygiene
die Zahl der Federlinge zu begrenzen. Die geschieht durch häufiges Baden und
mechanisches Reinigen des Gefieders.
Für Wildtauben ist es kein Problem, die dafür geeigneten Badestellen aufzusuchen, um sich
dort gründlich ohne äußere Störfaktoren zu reinigen.
Die hier untersuchten Tiere waren alle in guter körperlicher Verfassung. Der Befall mit
Parasiten jedweder Art hatte zu keiner nennenswerten gesundheitlichen Beeinträchtigung
geführt. Die Zahl und die geographische Verteilung der Probanden erlauben keinen absolut
repräsentativen Querschnitt durch die Ringeltaubenpopulation, da Wildtiere, die im Falle
von körperlicher Beeinträchtigung durch Krankheiten der natürlichen Selektion zum Opfer
fallen, nicht in die Studie miteinbezogen werden konnten.
Bei der Inspektion der Haut der Vögel konnte im Untersuchungsgut keine durch
Ektoparasiten verursachte Hautläsion diagnostiziert werden. Dies bestätigt die Annahme,
dass durch Parasiten erkrankte Tiere nicht in die Untersuchungen mit eingehen konnten, da
sie der natürlichen Selektion zum Opfer gefallen waren.
88
4.3. Endoparasiten
Bei der inneren Untersuchung der Ringeltauben wurden eine Protozoenart, eine
Nematodeart, eine Trematodenart und zwei Zestodenarten gefunden.
Das Vorkommen dieser Parasiten hängt nicht nur von der Verfügbarkeit eines adäquaten
Wirtes ab. Es ist auch von klimatischen, topographischen und anderen regionalen
Besonderheiten des Wirtshabitates abhängig (GONZALES ACUNA, 1997), was durch den
Entwicklungszyklus der Endoparasiten erklärt werden kann. Im Rahmen dieses
Infektionszyklus müssen sie ausgeschieden werden und sind somit in ihrem Überleben
wesentlich von den Umweltbedingungen abhängig.
Es liegen nur wenige Arbeiten zum Endoparasitenbefall bei Wildtauben vor. BARUS
(1966) untersuchte bei einem Gesamtuntersuchungsgut von 341 Tauben 5 Ringeltauben.
Bei diesen fand er nicht einen Parasiten. Es bleiben jedoch zur vergleichenden Beurteilung
die Untersuchungsergebnisse der nicht wild lebenden Tauben - Stadt-, Brief- und
Reisetauben - um einen Eindruck über die Wertigkeit der gefundenen Ergebnisse bei den
Ringeltauben zu gewinnen.
Trematoden
Die Trematoden kommen als nicht streng wirtsspezifische Helminthen hauptsächlich bei
Wasservögeln vor (VOGEL et al., 1983). Tauben als Endwirte werden eher selten von
diesen Helminthen befallen. Sie werden nur dann infiziert, wenn sie die besonders an Ufern
stehender oder langsam fließender Gewässer befindlichen Trematodenzwischenwirte
aufnehmen. Darunter fallen Wasser- und Sumpfschnecken, Muscheln, Krebse sowie
Wasserinsekten. Trematodeninfektionen bleiben daher auf Tauben beschränkt, die sich in
wasserreichen Niederungen und Landschaften aufhalten. Die klinischen Symptome des
Befalls sind von der Menge der aufgenommenen Trematoden abhängig. Einzelne
Exemplare im Darm führen in der Regel zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung des
Tieres. Hingegen führen die seltenen Masseninfektionen zu deutlichen Entzündungen in
Form von blutigen Diarrhoen, die schließlich mit dem Tode des Tieres enden. Über eine
seuchenhafte Verbreitung von Trematoden bei Tauben finden sich keine Hinweise in der
Literatur. Über Einzelfälle, bei denen ein gehäufter Trematodenbefall festgestellt worden
war, ist jedoch wiederholt berichtet worden (LÜTHGEN, 1982).
Untersuchungen anderer Autoren zeigten immer geringe Befallsraten der Tauben mit
Trematoden. Bei Sektionen von 1701 Brieftauben wurde ein Befall von 2,65% ermittelt, bei
89
denselben Tauben wurde bei Kotuntersuchungen ein Befall von 0,51% festgestellt (von
VLOTEN, 1955-58; STAM (1967) zit. nach VOGEL et val., 1983). BRÜCHNER (1965)
untersuchte sechs Haustaubenbestände und konnte bei den Sektionen und koprologischen
Untersuchungen keinen Trematodenbefall feststellen. Bei den von MAYER (1954)
untersuchten Taubenbeständen in Berlin wurden keine Trematoden gefunden. Zu den
gleichen Ergebnissen kam auch HUBER (1964) bei koproskopischen Untersuchungen von
Taubenkot aus einem Münchner Zoo und ENZ (1983) bei der Untersuchung von Tauben in
einem Gebiet nördlich von München. In Wien wurde bei den untersuchten Stadttauben ein
Befall von 0,7% festgestellt (OGOEGBUNAM, 1976).
Hingegen konnte BITTNER (1927) (zit. nach VOGEL et al., 1983) im Darm zweier
verendeter Tauben 80 Trematoden der Art C. cornutus nachweisen. Einen fast exotischen
Befall mit Trematoden fand SPREHN (1927) (zit. nach VOGEL et al., 1983). Er konnte bei
einer Brieftaube insgesamt 1119 Trematoden verschiedener Arten nachweisen. Ebenfalls
ungewöhnlich war der Befund des Holländers Van HEELSBERGEN (1929) (zit. nach
VOGEL et al., 1983), der bei einer Brieftaube 550 Trematoden fand. WETZEL (1933) wies
bei einer Rassetaube 678 Trematoden nach. In einen holländischen Brieftaubenbestand
wurden in 20 Taubendärmen insgesamt 15000 Trematoden gefunden d.h. 750/Taube
(BEAUDETTE (1939) zit. nach VOGEL et al., 1983). Diese Untersuchungsbefunde
entsprechen dem oben erwähnten Massenbefall mit Trematoden und den entsprechenden
klinischen Symptomen. Vergleicht man die Untersuchungsergebnisse, fällt sofort die
Abhängigkeit des Befalls von der umwelthygienischen Situation auf. In den 30er Jahren gab
es in den mitteleuropäischen Ländern noch starke Populationen von Trematoden, die im
Rahmen der im Laufe der folgenden Jahre durchgeführten landwirtschaftlichen und
städtischen Hygienemaßnahmen deutlich zurückgedrängt wurden. Insbesondere wurden bei
diesen Maßnahmen die Zwischenwirtpopulationen stark reduziert.
Die Befallsextensität, der für die vorliegende Arbeit untersuchten Tauben mit Trematoden
belief sich auf 1,7%. Es wurde bei zwei Tauben die Trematodenart H. fuscatum gefunden.
Dieser Befund deckt sich mit den oben genannten jüngeren Untersuchungsergebnissen.
Zwischenwirte dieser Trematodenart sind Landschnecken. Dass die Tauben in den
vorliegenden Untersuchungen nur mit so einer geringen Befallsextensität- und intensität
belastet waren, liegt an dem Ernährungsspektrum dieser Vögel. Sie ernähren sich
hauptsächlich pflanzlich. Sehr selten kommt es vor, dass sie kleine Wegschnecken
verzehren um ihren Kalkhaushalt aufrechtzuerhalten (GLUTZ und BAUER, 1980). Bei den
eigenen Untersuchungen wurde im Rahmen der Präparation der Tiere immer der Magen
90
eröffnet und der Mageninhalt auf Zusammensetzung untersucht. Hierbei fanden sich nicht
ein einziges Mal die Reste einer Schnecke oder anderer Zwischenwirte für Trematoden.
Es ist zu beachten, dass sich die erlegten Tauben in einem guten Ernährungszustand
befanden. Das Ergebnis des geringen Befalls mit Trematoden lässt jedoch nicht automatisch
den Rückschluss auf das Nichtvorhandensein eines Trematodenbefalles zu, da stark
infizierte Tiere krank und sehr schnell Beute ihrer Prädatoren werden, oder - sicher selteneran der Krankheit selbst zu Grunde gehen.
Festzuhalten gilt, dass in dieser Arbeit die frei lebenden Ringeltauben nur mit einem sehr
geringen Prozentsatz von Trematoden befallen waren. Sie sind somit kein nennenswerter
Vektor für die Verbreitung dieser Parasiten.
Nematoden
Bei den untersuchten Tauben wurden bei fünf Tauben Nematoden der Art C. obsignata
(4,2%) gefunden. Die meisten Nematoden benötigen einen Zwischenwirt, um ihren
Entwicklungszyklus zu beenden (MORAVEC et al., 1987). C. obsignata entwickelt sich als
einziger Vertreter seiner Gattung direkt. Er gilt als häufigster, weltweit auftretender
Helminth bei den Tauben. Bei der Untersuchung von Haustaubenbeständen von LÜTHGEN
(1966)
erwiesen
sich
die
im
Zeitraum
von
1949-1963
am
staatlichen
Veterinäruntersuchungsamt Frankfurt/Main untersuchten Tauben zu 11,6% mit Capillarien
infiziert. Eine weitere Untersuchung (LÜTHGEN, 1979) ergab einen 20% Befall mit C.
obsignata in Haustaubenbeständen. Die Brieftauben, die von HASSLINGER und REHM
(1969) untersucht wurden, waren zu 53,4% mit C. obsignata infiziert (zitiert nach VOGEL
et al., 1983). In Wien waren von den untersuchten Stadttauben 50,8% mit C. obsignata
infiziert (OGOEGBUNAM, 1976). In den von BRÜCHNER (1965) untersuchten
Haustaubenbeständen lag der Befall bei 11,7%. Bei den von HOEVEL (1989) untersuchten
Brieftauben wurde eine Befallsrate von 9,5% ermittelt.
Diese Ergebnisse sprechen für die aus der Literatur bekannte Häufigkeit des
Capillariabefalls bei Tauben. Es sind hier jedoch in der Regel die Brief- und Stadttauben
sowie in menschlicher Obhut gehaltene Wildtauben untersucht worden (VOGEL et al.,
1983), so dass ein direkter Vergleich mit den eigenen Ergebnissen nicht durchgeführt
werden kann. Die Menge der Stadttauben auf geringem Raum führt zu einem häufigen
Kontakt der Tauben untereinander sowie mit ihren Ausscheidungen. An den Sammelplätzen
in der Stadt sind die Kotplätze und Futterstellen derart vermischt, dass der Aufnahme von
Parasiten wenig natürliche Hindernisse entgegenstehen. Die Stadtreinigung hat durch das
91
Abspritzen der Plätze und Sammelareale eine deutliche Verbesserung der hygienischen
Situation geschaffen, ohne dass jedoch ein hundertprozentiger Schutz erreicht werden kann.
Die hygienischen Bedingungen sowie die Explosion der Parasiten in den städtischen
Taubenarealen sind nicht vergleichbar mit der Situation, in der sich die frei lebende
Ringeltaube bewegt. In der Wildbahn ist der Lebensraum großflächiger, und es gibt nicht
die ortsständige Konzentration von Individuen. Die Futterstellen werden je nach Angebot
gewechselt, wodurch die Möglichkeit der Kontamination mit Parasiten erheblich verringert
wird.
Die an einen Zwischenwirt gebundenen Capillarien können im Freien nur überleben, wenn
neben dem Vorhandensein eines Zwischenwirtes für sie günstige Umweltbedingungen
herrschen. Dies sind zum Beispiel feucht warmes Milieu, schattenspendende Bäume und
humusreicher Boden. In feuchten Böden bleiben die Eier von Capillaria bei bis zu -15°C
über ein Jahr lang infektiös. Wird es zu trocken oder zu kalt, sterben sie ab.
Die im Untersuchungsgut als infiziert diagnostizierten Tauben stammten aus den Monaten
September, Oktober, November und Februar. Im September und im Oktober kann man
davon ausgehen, dass das Klima noch feuchtwarm ist, so dass die Nematoden gute
Möglichkeiten haben, sich zu vermehren. Die Tauben, die im November und im Februar
mit Capillarien infiziert waren, können die bis zu einem Jahr infektionsfähigen Eier
aufgenommen haben, da diese in nicht zu kaltem Klima überleben können. Die ungünstigen
Umweltbedingungen sind nicht allein dafür heranzuziehen, dass keine Nematoden im Kot
gefunden wurden, denn die Nematoden können sich über einen gewissen Zeitraum im Darm
des Tieres aufhalten. Dort waren aber ebenfalls keine Nematoden nachweisbar.
Eine gegenseitige Infektion von Stadt- und frei lebenden Wildtauben scheint möglich,
nachdem die Ringeltaube ihre Scheu vor menschlichen Siedlungen verloren hat und dort
häufiger anzutreffen ist. Stadttauben hingegen sind meist ortsgebundene und reviertreue
Vögel (GRÜLL, 1980) und entfernen sich nur einige hundert Meter von ihren Brut- und
Futterplätzen (GOODWIN, 1960; ENGELMANN, 1972).
Leiden Tauben an Haarwurminfektionen, kommt es bei starkem Befall innerhalb von drei
bis acht Tagen zum Tod. Im Hinblick auf einen repräsentativen Querschnitt über den
Nematodenbefall in Ringeltaubenpopulation ist zu berücksichtigen, dass solche Tiere nicht
im Untersuchungsgut enthalten waren.
92
Zestoden
Im Allgemeinen tritt ein Bandwurmbefall bei Tauben selten und wenig verlustreich auf.
Nähere Angaben hierüber sind im Schrifttum nur spärlich zu finden (VOGEL et al., 1983).
Bei Tauben aus öffentlichen Parkanlagen in Spanien wurde ein Befall mit K. delafondi von
1% festgestellt (MARTINEZ-MORENO et al., 1989). Nach GYLSTORFF und GRIMM
(1998) ist K. delafondi ein seltener Parasit bei Tauben.
K. delafondi war jedoch in unserem Untersuchungsgut mit 1,7% die einzige eindeutig
nachgewiesene Zestodenart bei den Probanden. Die anderen Zestoden, die bei 2,5% der
Tauben gefunden wurden, waren keiner bestimmten Art zuzuordnen, da sie sich in einem
präpubertären Stadium befanden. Die für eine Differenzierung wichtigen morphologischen
Merkmale wie zum Beispiel die Form des Cirrusbeutels, des Vas deferens, des
Receptaculum seminis, der Vagina, des Ovars sowie der Hoden, die Saugnäpfe und das
Parauterinorgan waren nicht zu erkennen. Außerdem konnten die Länge der Strobila nicht
ermittelt werden und die Proglottiden sowie der Skolex nicht differenziert werden. Zestoden
sind streng wirtsspezifische Helminthen (VOGEL et al., 1983). Sie benötigen für ihren
Entwicklungszyklus einen Zwischenwirt. Hierfür kommen Nackt- und Gehäuseschnecken,
dungfressende Fliegen, Mist-, Mehl-, Speck-, Diebes- Lauf-, Rüssel- oder Wasserkäfer
sowie Ameisen und Regenwürmer in Frage (LÜTHGEN, 1982). Für K. delafondi fungieren
als Zwischenwirte Oribatiden (Horn- und Moosmilben). Da Ringeltauben nur vereinzelt
Arthropoden aufnehmen (GLUTZ und BAUER, 1980) kommt es bei ihnen seltener zu
Infektionen mit dieser Spezies. Die Bedingungen der Aufnahme und Fortpflanzung dieser
Parasiten ähneln denen der oben genannten Helminthen.
Aus den Ergebnissen der hier durchgeführten Untersuchungen sind folgende Ergebnisse
hervorzuheben: Ringeltauben können mit diesen Bandwürmern infiziert werden. Dabei
spielt möglicherweise der Kontakt mit Stadttauben eine Rolle. Die Infektiosität scheint
jedoch nicht sehr hoch zu sein. Eine geringe Anzahl von Zestoden wird offenbar von den
befallenen Tieren toleriert, da sie keine Erkrankung, Abmagerung oder andere
pathologische Reaktionen zeigten. Ein Massenbefall konnte bei den untersuchten Tauben
nicht nachgewiesen werden. Auch hier gilt, dass möglicherweise deutlich erkrankte Tiere
schnell verenden oder gefressen werden.
93
Protozoen
Als häufigste bei Tauben auftretende Protozoen sind die Kokzidien zu nennen. Mehrere
Autoren stellten übereinstimmend fest, dass Kokzidien ubiquitär sind und sowohl bei
Haustauben als auch bei verwilderten Haustauben vorkommen. Eine eindeutige Beurteilung
des Vorkommens von Kokzidien lässt sich aus der vorhandenen Literatur von RUPPERT
(1925), HAUSER (1959), LÜTHGEN (1961), BRÜCHNER (1965), LUCAS und
LÜTHGEN (1966), OGOEGBUNAM (1976) und HOEVEL (1989) nicht durchführen, da
die gefundenen Häufigkeiten zu unterschiedlich sind. Sie reichen von 5,1%, 9,9%, 22%,
25%, 45%, 51,2% bis 63- 71%. Diese unterschiedlichen Befallszahlen können damit
zusammen hängen, dass es sich bei den Untersuchungen um unterschiedliche Tauben
gehandelt hat, die unter verschiedenen Bedingungen (z.B. Volierenhaltung mit und ohne
Freiflug, bäuerliche Haltung, Brieftauben, Rassetauben, Stadttauben) gehalten wurden und
in verschiedenen Jahreszeiten untersucht worden sind, so dass die Ergebnisse Folge der
unterschiedlichen äußeren Bedingungen sind.
Bei Tauben treten die beiden Kokzidienarten E. columbarum und E. labbeana immer
vergesellschaftet auf (ROMMEL, 2000). Sie sind wirtsspezifisch (VOGEL et al., 1983).
Auch im vorliegenden Untersuchungsgut konnte diese Beobachtung bestätigt werden. In
den untersuchten Kotproben wurde insgesamt eine Befallsextensität von 21,7% festgestellt.
Dabei waren 12,5% geringgradig, 5,0% mittelgradig und 4,2% hochgradig befallen. Der
Befall der Tauben in freier Natur ist geringer als der bei auf engem Raum gehaltenen
Tieren. Das kann einerseits damit zusammenhängen, dass Kokzidien in der Natur nicht
immer günstige Überlebensbedingungen haben, und stark infizierte Tiere in der freien
Wildbahn eher der natürlichen Selektion zum Opfer fallen.
Die geringen Befallszahlen lassen sich ebenfalls aus dem verschiedenen Lebensraum der
Tauben erklären. Das wichtigste Argument für den geringen Parsitenbefall ist der Freiflug
der Tauben. Es ist einsichtig, dass bei freier Bewegung der Tauben im Gelände die
Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit Parasiten reduziert ist, da der Oozysten enthaltende
Kot durch die Ringeltauben auf weiten Landflächen verteilt wird. Dadurch ist die
Kontaktfrequenz mit infiziertem Kot geringer, was zu einem verminderten Infektionsdruck
führt (BRÜCHNER, 1965). Bei den untersuchten infizierten Tauben fielen keine
Darmentzündungen, Diarrhoe, Abmagerung oder Entkräftung auf. Die erworbene
Immunität welche die Tiere im Laufe ihres Lebens entweder durch einen früheren heftigen
Kontakt oder die wiederholte Aufnahme geringer Oozystenmengen erworben haben,
bewirkt eine Abwehrverstärkung gegenüber dieser Parasitenspezies, so dass es trotz
94
Infektion nicht zu einer Erkrankung kommen muss (VOGEL et al., 1983). Bei adulten
Tauben besteht offensichtlich ein Gleichgewicht zwischen der Kokzidienbesiedlung und der
Abwehr.
Junge Ringeltauben sterben aufgrund der fehlenden Immunität, die eine manifeste
Krankheit verhindern kann. Diese Tauben erscheinen nicht im Untersuchungsgut, da auch
sie der natürlichen Selektion zum Opfer gefallen sind.
3.4. Abhängigkeit des Parasitenbefalls vom Alter der Tiere
Grundsätzlich sind junge Tiere sowohl für parasitäre als auch für andere Infektionen
empfänglicher als alte Tiere. Mit zunehmendem Alter werden die unspezifischen
Abwehrkräfte der Tiere stärker und sie erwerben eine Kontaktimmunität. (VOGELet al.,
1983).
Die Untersuchungsergebnisse weisen lediglich bei dem Trematoden H. fuscatum und den
„Zestoden unbekannter Art“ eine Signifikanz im Hinblick auf die Abhängigkeit zum Alter
auf.
H. fuscatum trat bei zwei juvenilen Tieren auf, adulte waren nicht betroffen. Dieses
Ergebnis ist ungewöhnlich und hinsichtlich der Aussagekraft eher als Zufallsbefund zu
interpretieren, da normalerweise die Infektion der adulten Vögel im Vordergrund steht und
die jungen Tiere nur über die Eltern beim Füttern mit der Kropfmilch angesteckt werden
können. Normalerweise gehen die jungen Tiere an einer Trematodeninfektion zu Grunde.
In der vorliegenden Untersuchung war pro Tier nur ein Parasit dieser Art zu ermitteln. Es ist
davon auszugehen, dass die Schädigung durch diesen Parasit nicht ausreicht, um das Tier
ernsthaft zu gefährden und zu einer Schwächung zu führen. Auch der Befall nur junger
Tiere durch die Zestoden unbekannter Spezies dürfte wie bei den Trematoden zu begründen
sein. VOGEL et al. (1983) erwähnt, dass alte Tauben nur einzelne Zestoden beherbergen,
die oft spontan abgehen.
Der geringe Nachweis von Parasiten in adulten Tieren findet seine Erklärung in der
Möglichkeit des spontanen Abganges von Zestoden sowie in der bestehenden
Altersresistenz (LÜTHGEN, 1961) der Tiere gegen Zestoden. In der Studie von WETZEL
(1933) konnte dieser nachweisen, dass R. bonini bei Jungtieren im Darm über Monate
haftet. Die adulten Vögel schieden die Würmer schon nach drei Wochen wieder aus. Dieser
Schutzmechanismus bezieht sich nicht nur auf eine spezifische Zestodenart, sondern ist
wahrscheinlich für alle Bandwurmspezies gültig.
95
Die Ergebnisse der hier durchgeführten Untersuchungen bestätigen den geringen Befall. Es
wurden lediglich zwei adulte Tauben mit K. delafondi infiziert.
Die gefundenen Nematoden C. obsignata wiesen ebenfalls keine Abhängigkeiten zum Alter
auf. Es war ein juveniles Tier infiziert und vier Adulte. In der Literatur wird dieser
Haarwurm als der am häufigsten auftretende Wurm zitiert. Jungtauben erkranken häufig
und versterben schnell (VOGEL et al., 1983). Unter den hier untersuchten Tauben war nur
eine infiziert. Es ist davon auszugehen, dass massiv infizierte Jungtauben verenden und
somit nicht im Untersuchungsgut beinhaltet sein können.
Bei adulten Tieren kommt die erworbene Immunität zum Tragen. Sie können im Zuge der
Erkrankung größere Wurmzahlen ausscheiden und genesen. Die für das weitere Leben
wichtige Präimmunität wird durch einige im Darm verbleibende Würmer aufrechterhalten
(VOGEL et al., 1983).
Bei den Ektoparasiten waren keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen der
Prävalenz und dem Alter festzustellen.
Eine Untersuchung von Brieftauben in Deutschland durch GOTHE et al. (1975) zeigte
ähnliche Ergebnisse. Dort ergab sich das Verteilungsmuster wie folgt: Columbicola
columbae 60,0% Junge: 39,2 % Alte; Campanulotes bidentatus compar 1,6% Junge: 0,8%
Alte. Coloceras damicornis fahrenholzi und N. turbinatum wurden nicht gefunden.
Ein ähnliches Ergebnis, d.h. das Überwiegen des Befalls von jungen Tieren gegenüber
älteren Tauben, sieht man in der Studie von IMHOFF (1975). Hier befiel Columbicola
columbae 92,8% der jungen Tiere und 81,5% der Älteren. Bei Campanulotes bidentatus
compar änderte sich das Verhaltensmuster. Hier waren auf 9,2% der jungen und 12,0 % der
adulten Tiere Parasiten nachzuweisen.
Die Stadttaubenpopulation von Halle zeigte in den Untersuchungen von BORGWARD
(1986) einen häufigeren Befall der adulten Vögel mit Columbicola columbae (92,3%) als
bei den jungen Tauben (88,9%.). Ähnliche Ergebnisse ergaben sich bei dem Befall mit
Campanulotes bidentatus compar (62,5% junge und 73,1% alte).
Die vorliegenden Ergebnisse zur Häufigkeit von Coloceras damicornis damicornis und
Neocolpocephalum lassen einen Vergleich mit den in der Literatur vorliegenden Resultaten
nicht zu, da dort keine Aussagen über den Befall mit diesen Parasiten gemacht worden sind.
Eine plausible Erklärung für den vermehrten Befall der jungen Tiere gegenüber den alten
lässt sich nicht eindeutig herstellen. Es kann sein, dass junge Vögel durch weniger
Eigenhygiene die im Nest erworbene Federlingspopulation in ihrem Federkleid noch nicht
96
in dem Maße reduzieren konnten, wie dies alten Vögeln möglich ist. Es ist jedoch
erkennbar, dass auch hygienische Eigenmaßnahmen der Alttiere nicht ausreichen, um
schließlich zu einer Beseitigung der Federlinge zu führen. Die weniger häufig
nachzuweisenden
Federlinge,
die
sich
in
die
Federspulen
zurückziehen,
z..B.
Neocolpocephalum, können sich daher sowohl bei jungen als auch bei alten Vögeln den
hygienischen Maßnahmen entziehen und zeigen somit keine Unterschiede zwischen den
Altersgruppen.
Die Federmilbe F. rostratus konnte nur bei alten Tauben (2,8%) gefunden werden. Wie
oben erwähnt kann sich die Federmilbe bei ungünstigen äußeren Bedingungen wie der
Mauser in die Haut der Tiere einbohren und sich damit dem Untersucher entziehen.
Der nicht nachgewiesene Befall junger Tieren kann einerseits an der geringeren absoluten
Anzahl von F. rostratus und andererseits an dem innigen Kontakt des Federlings mit dem
Wirt liegen, der ein mechanisches Abstreifen dieses Parasiten im Nest bei der Brutpflege
wohl kaum erlaubt.
3.5.Abhängigkeit des Parasitenbefalls vom Geschlecht der Tiere
Außer für den Ektoparasiten Neocolpocephalum bestanden bei den weiteren gefundenen
Endo- und Ektoparasiten keinerlei signifikante Unterschiede im Befall der beiden
Geschlechter. Bei Neocolpocephalum wurden mit 21,9 % mehr männliche Tiere befallen
als weibliche (8.5%).
Bei allen anderen untersuchten Federlingen und Federmilben konnten relativ eng
beieinanderliegende Häufigkeiten bei männlichen und weiblichen Tieren festgestellt
werden.
Aus diesem Ergebnis lässt sich folgern, dass die Federlinge und Federmilben kein
geschlechtsspezifisches Befallsmuster zeigen. Sie befallen gleichermaßen männliche und
weibliche
Tiere.
Das
Ergebnis
von
Neocolpocephalum
entzieht
sich
der
Interpretationsmöglichkeit, da die meisten der anderen Federlinge und Federmilben
ebenfalls an den Federschäften leben, auch wenn sie auch nicht die Angewohnheit haben,
sich in die Federspule einzubohren.
97
4.6. Abhängigkeit des Parasitenbefalls von der Jahreszeit
Eine Abhängigkeit von der Jahreszeit konnte beim Befall mit Kokzidien sowie bei den
„Zestoden unbekannter Arten“ festgestellt werden.
Die höchste Prävalenz bei den Kokzidien war im Dezember mit 40% festzustellen, im
Februar wurden keine Kokzidien bei den Tauben gefunden.
Die Ursache für den vermehrten Befall im Dezember kann in der winterlichen Reduktion
des Nahrungsangebotes auf einige wenige bestimmte Areale liegen. Dabei sind diese Orte
dem vermehrten Anflug vieler Ringeltauben mit der entsprechenden Häufung der
Ausscheidung von Oozysten ausgesetzt. Aufgrund der räumlichen Enge und dem
Aufeinandertreffen vieler Tauben kommt es häufiger zur Aufnahme der ausgeschiedenen
Oozysten als in den anderen Monaten, in denen das Nahrungsangebot auf einer größeren
Fläche verteilt ist.
Der Reduktion der im Februar gefundenen Kokzidien hängt damit zusammen, dass die
Überlebensbedingungen der ausgeschiedenen Kokzidienoozysten durch die klimatischen
Veränderungen - die Außentemperatur sank im Januar 2004 auf -7,3°C und im Februar auf
-5,9°C (Quelle: Monatswerte Deutscher Wetterdienst Offenbach, Juli 2004) derart
beeinträchtigt werden, dass ein Großteil der Kokzidienoozysten nicht in der Lage war zu
überleben. Es ist eher unwahrscheinlich ist, dass keine der Tauben mit Kokzidien infiziert
gewesen sein soll. Dieses Ergebnis von 0% Befall dürfte als Zufallsbefund zu bewerten
sein. Andererseits bestätigt dieser Befund die Untersuchungen von RUPPERT (1925), der
bei Heeresbrieftauben im Herbst geringere Befallszahlen mit Kokzidien ermittelte als im
Winter.
Dass die „Zestoden unbekannter Spezies“ nur im September bei den untersuchten Tauben
gefunden wurden, hängt damit zusammen, das sich aufgrund Witterungs- und
Temperatureinflüssen in niederschlagsreichen Spätfrühjahren und Frühsommern die
Zwischenwirte wie zum Beispiel die Schnecken aufgrund der guten Lebensbedingungen
fortpflanzen. Im Untersuchungsgut waren nur junge Tauben infiziert. Dies kann wie im
obigen Abschnitt mit der schon erwähnten Nahrungsaufnahme zusammenhängen. Die
offensichtlich jungen, sehr kleinen und nicht eindeutig identifizierbaren Zestoden wurden
nur im September 2003 nachgewiesen. In diesen Monaten waren die klimatischen
Bedingungen zur Vermehrung der Zwischenwirte und somit auch zur weiteren Verbreitung
der Zestoden außerordentlich günstig (mittlere Temperatur im August 20,2°C, mittlerer
Niederschlag 29,2mm, im September mittlere Temperatur 14,5°C, Niederschlag 64,7mm).
98
Der Federlingsbefall war von der Jahreszeit unabhängig, was dadurch erklärt wird, dass sie
permanent stationäre Parasiten sind (HIEPE und RIBBECK, 1982; VOGEL et al., 1983).
Sie profitieren von der konstanten Körpertemperatur der Ringeltauben und sind somit den
jahreszeitliche Schwankungen in ihrem Generationszyklus nicht unterworfen.
4.7. Schlußfolgerungen
Die Parasiten scheinen bei den Ringeltauben nur eine geringe Bedeutung als
Krankheitserreger zu haben. Die stetig steigende Ringeltaubenpopulation – indirekt
ablesbar an den sich in der letzten Dekade ständig erhöhenden Strecken bei dieser Wildart –
belegen diese Zunahme. Würden parasitäre Erkrankungen bei Ringeltauben gehäuft und in
entsprechender Schwere auftreten, käme es zu erheblichen natürlichen Verlusten, welche
die über Jahre hindurch erzielten hohen Strecken unmöglich machen würden.
Die Pathogenität der gefundenen Parasiten kann durch diese Untersuchungsergebnisse nicht
eindeutig geklärt werden. Da sich die Tauben ohne Einschränkungen in der freien Natur
bewegt haben, ihr Reaktionsmuster nicht eingeschränkt war und sich bei der Sektion der
Tierkörper keine Anzeichen von Erkrankungen zeigten, ist die Pathogenität der
nachgewiesenen Erreger als sehr niedrig einzustufen.
Die Parasiten, die bei den erlegten Tauben gefunden wurden, sind keine Zooonoseerreger.
Dies ist ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die jagdlichen Interessen. Bei der Zubereitung
der erlegten Tauben sowie beim Verzehr kann es nicht zur Übertragungen von parasitären
Krankheiten kommen.
Ein geringes, Ansteckungspotential für andere Vogelpopulationen sowie extensiv
gehaltenes Hausgeflügel ist nicht zu verneinen, es ist allerdings abhängig von dem Kontakt
der einzelnen Tiere untereinander und vom Vorhandensein geeigneter Zwischenwirte.
99
5. ZUSAMMENFASSUNG
Garms, Meike
Untersuchungen zur Parasitenfauna der Ringeltaube (Columba palumbus Linnaeus, 1758)
aus unterschiedlichen Regionen Niedersachsens
In der vorliegenden Arbeit wurde die Endo- und Ektoparasitenfauna der in Niedersachsen
am häufigsten auftretenden jagdbaren Wildvogelart, Columba palumbus untersucht und
mögliche Abhängigkeiten des Parasitenbefalls vomAlter, Geschlecht und Jahreszeit
herausgearbeitet.
Hierzu wurden insgesamt 120 Vögel der Gattung Columba palumbus untersucht. Diese
Zahl teilt sich in 12 juvenile und 108 alte Tiere. Das Untersuchungsgut bestand aus 73
männlichen und 47 weiblichen Tiere. Als Untersuchungsmethoden wurden die
Koproskopie, die parasitologische Teilsektion sowie adspektorische und mikroskopische
Untersuchungen angewandt.
Die
Gesamtbefallsextensität
der
Ringeltauben
in
fünf
verschiedenen
Regionen
Niedersachsens lag bei 104 Tauben (86,7%). Davon waren 12 juvenile Vögel (11,5%) und
92 adulte Tiere (88,5%) befallen. Es ergaben sich keine regionalen Unterschiede beim
Parasitenbefall.
Bei den männlichen Tauben lag die Befallsrate bei 63 Tauben (60,6%) der infizierten
Gesamtpopulation, bei den weiblichen Tauben waren es 41 Stück (39,4%)
Die Befallsextensität mit Ektoparasiten lag bei 99 Tiere (82,5%).
Es wurden folgende Ektoparasiten gefunden: Columbicola claviformis (56,7%), Coloceras
damicornis
damicornis
(41,7%),
Campanulotes
bidentatus
bidentatus
(70%),
Neocolpocephalum (16,7%) und Falculifer rostratus (2,5%).
Bei den Endoparasiten ergaben sich folgende Ergebnisse: Eimeria labbeana und Eimeria
columbarum (21,7%), Capillaria obsignata (4,2%), Harmostomum fuscatum (1,7%),
Killigrewia delafondi (1,7%) und Zestoden unbekannter Art (2,5%).
Signifikante Abhängigkeiten eines Parasitenbefalles im Zusammenhang mit dem Alter
konnten bei Harmostomum fuscatum (p< 0,001) und den Zestoden unbekannter Art
(p< 0,001) festgestellt werden. Bei beiden Arten waren nur junge Ringeltauben befallen.
100
Eine Abhängigkeit zwischen dem Parasitenbefall und dem Geschlecht konnte nur bei der
Federlingsspezies Neocolpocephalum statistisch bewiesen werden. Hier wurden mit 21,9%
mehr männliche als weibliche Tiere befallen (p< 0,05).
Signifikante Zusammenhänge zwischen dem Parasitenbefall und der Jahreszeit wurden nur
bei Eimeria labbeana und Eimeria columbarum sowie bei den Zestoden unbekannter Art
ermittelt werden. Die Eimerien konnten mit der höchsten Prävalenz von 40% im Dezember
nachgewiesen werden. Die nicht spezifizierbaren Zestoden wurden nur im September
(15%) nachgewiesen.
101
6. SUMMARY
Garms, Meike
Examinations of parasite-fauna of the wood pigeon (Columba palumbus Linnaeus, 1758) in
different areas of Lower Saxony
The thesis presents results of an examination of the fauna of endo- and ectoparasites of the
most occurent wild bird species Columba palumbus including detailed focus on
parasitisation in correlation to age, sex and season. Therefore, 120 individuals of the species
Columba palumbus have been examined. This number of birds is divided into 12 juvenile
and 108 adult individuals. The examined collective included 73 male and 47 female birds.
The methods of examination were coproscopy, parasitological partial autopsy, adspectoric
and microscopic determination and differentiation of the species isolated.
The total extensity of parasites of Columba palumbus in five different areas of Lower
Saxony was about 104 doves (86.7%), containing 12 juvenile birds (11.5%), and 92 adult
birds (88.5%). No regional differences regarding the incidience of parasites were seen.
In male animals the rate of parasitisation of 60.6% 63 birds, in female birds 39.4% of
41 individuals of the infected total population. The extensity of infestation with
ectoparasites was 99 animals (82.5%).
The following ectoparasites (prevalence in percent) have been identified: Columbicola
claviformis (56.7%), Coloceras damicornis (41.7%), Campanulotes bidentatus bidentatus
(70%), Neocolpocephalum (16.7%), Falculifer rostratus (2.5%).
Endoparasites identified were: Eimeria labbeana and Eimeria columbarum (21.7%),
Capillaria obsignata (4.2%), Harmostomum fuscatum (1.7%), Killigrewia delafondi (1.7%)
and cestodes of unknown species (2.5%).
There was a significant correlation between infestation with Harmostomum fuscatum and
cestodes of undetermined genus and the age. Both species could only be found in juvenile
birds (p< 0.001).
A correlation between parasitisation and sex could only found for Neocolpocephalum with a
rate of 21.9 %, showing that more male than female individuals are infected. There is a
significant correlation between parasitisation and season for to the appearance of Eimeria
102
labbeana and Eimeria columbarum as well as cestodes of undetermined genus. The highest
prevalence of Eimeria could be detected in December (40%), whereas the cestodes of
undetermined genus appeared in September (15%) only.
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Zunächst gilt mein Dank Herrn Professor Dr. Dr. habil. Klaus Pohlmeyer aus dem Institut
für Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover, für die Überlassung des
Themas, jedoch auch für seine hilfreiche Kritik bei der Abfassung der vorliegenden Arbeit.
Herrn Dr. med. vet. Christian Epe danke ich sehr für seine jederzeit freundliche und
hilfreiche Gesprächsbereitschaft und Kritik bei der Anfertigung der Arbeit.
Durch den tatkräftigen Einsatz der Jäger Fritz Garms, Klaus Cording, Wolf Favreau, HansLudwig Hapke, Jörg Heuer, Andreas Köhne, Klaus Gosch und Winfried Meyer-Coors
wurde mir erst die Möglichkeit gegeben eine dem Rahmen der Thematik entsprechende
Anzahl von Tauben zu untersuchen. Ihnen sei an dieser Stelle für ihre Hilfe herzlich
gedankt.
Ich bedanke mich bei den Mitarbeiten des Institutes für Parasitologie, insbesondere bei Frau
Petra Thomas, die mir bei allen größeren und kleineren parasitologischen Problemen stets
hilfreich zur Seite standen.
Für die Beratung in statistischen Fragen danke ich Herrn Dr. Karl Rohn.
Ein ganz lieber Dank gilt auch Frau Eva Susan Püschel, für ihre Hilfsbereitschaft und ihre
positive Unterstützung bis zur Fertigstellung dieser Arbeit.
Ein herzliches Dankschön möchte ich auch an Frau Gabriele Liebisch richten, die mit
immer neuem Informationsmaterial und Anregungen viel zu der Abfassung der Arbeit
beigetragen hat.
Vor allem meinem Ehemann danke ich für die stets bewiesene Liebe, Geduld und Nachsicht
mit der durch die Arbeit oft abwesenden Ehefrau.
Für die andauernde Bereitschaft zur Stelle zu sein und mir bei der Korrektur dieser Arbeit
zu helfen, möchte ich meinen Eltern und vor allem meiner Schwester Henrike Does einen
besonderen Dank aussprechen.
Für die physische und psychische Unterstützung während der diversen Phasen der
Dissertation danke ich meiner Schwiegermutter Ilse Garms ganz herzlich.
Ebenfalls möchte ich meiner Freundin Annette Orlowsky danken, die mir mit ständiger
Hilfsbereitschaft bei der Versorgung von Hund und Pferden, aber auch bei der Lösung von
computerfachlichen Fragen immer zur Seite gestanden hat.
Ein Dank gilt auch meinem Schwager Thorsten Polatschek, der mir bei der Strukturierung
der statistischen Tabellen eine große Hilfe war.
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