Spezialübungen für L1/SS08: Die folgenden “Spezialübungen” sollen in einer Gruppenarbeit (maximal 3 Leute) so behandelt werden, dass sie in einer angemessenen Zeit kompakt den Kollegen präsentiert werden können und es soll dazu ein Handout geben, das auch ins Wiki gestellt wird (nur Studenten der UE haben Zugriff dazu) und das auch mehr Details enthalten kann. Schwerpunkt soll mehr an die physikalische Herleitung gelegt werden als an die Anwendungen und das Rundherum. Weiters sollte die Präsentation an der Tafel nicht zu lange sein, jedoch für die Kollegen nachvollziehbar. 1. Das physikalische Pendel: Viele Leute sind der Meinung, dass sie eine natürliche Schrittgeschwindigkeit haben, also eine konstante Anzahl an Schritten pro Minute. Nimmt man an, dass das Bein ein Pendel mit der Verankerung in der Hüfte darstellt, kann man die Periode und damit die natürliche Schrittgeschwindigkeit berechnen. Hier kann man nicht von einem idealisierten Pendel ausgehen, jedoch, wenn man die Trägheit hinzunimmt und den Schwerpunkt anpasst, erreicht man ein entsprechendes Ergebnis. Militärstrategen gehen davon aus, dass die Durchschnittslänge eines Beines 1 m ist und die natürliche Durchschnittsgeschwindigkeit 120 Schritte pro Minute sind. Diskutieren Sie das physikalische Pendel im Detail mit entsprechenden Korrekturen, um möglichst nah an die gemessene Schrittgeschwindigkeit heranzukommen. Sie können auch selbst eine Messreihe unter zum Beispiel ihren Kollegen (vor der Präsentation) aufstellen, um die Durchschnittslänge und Schrittgeschwindigkeit eines “Standard–Physikstudenten” zu bestimmen. 2. Der harmonische Oszillator und der Phasenraum: Der harmonische Oszillator ist ein Lieblingsobjekt eines Theoretikers, da er als (erste) Beschreibung vieler physikalischer Situationen herhalten kann. Diskutieren Sie (analog zur VO) den gedämpften und erzwungenen Oszillator und dessen Darstellung im Phasenraum. Skizzieren Sie auch kurz die physikalischen Systeme in der Physik, in der der harmonische Oszillator zur Beschreibung verwendet wird. 3. Der Effekt der Erdrotation auf die Erdbeschleunigung: Durch die Erdrotation um die Nord-Süd–Achse ist die Erdoberfläche kein Inertialsystem. Dadurch ist das Gewicht eines Körpers nicht gleich dem 1 “wirklichen” Gewicht, das nur durch die Gravitationsanziehung entsteht. Betrachten Sie drei Experimentatoren die jeweils eine Masse m an einer Feder hängen haben, einer befindet sich am Nordpol, einer am Äquator, einer in Österreich. Finden Sie den Zusammenhang zwischen dem wirklichen Gewicht und dem gemessenen Gewicht. Wie groß ist der Unterschied in den Werten für die Erdbeschleunigung abhängig vom Längengrad? 4. Periheldrehung: Abweichungen von den elliptischen Bahnen der Planeten in unserem Sonnensystem entstehen durch Gravitationskräfte der Planeten untereinander, durch das Quadrupolmoment der Sonne (Abplattung der Pole durch Rotation) oder relativistischen Effekten. Berücksichtigt man bei der Bewegung eines Planeten um die Sonne die zwei ersten Effekte, ergibt sich das folgende Gravitationspotential 1 1 U (r) = α(− − δ 3 ) r r wobei α = GmM > 0 und δ die Stärke des Effektes beschreibt und als klein angenommen werden kann. So ein zusätzliches Potential kann auch durch den Einfluss von anderen Planeten entstehen. Leiten Sie die Bahnkurve r(φ), die wir in den Übungen benützen, her und diskutieren Sie das Ergebnis des Perihels für unser Sonnensystem. (Zum Beispiel: Walter Greiner, Theoretische Physik 1, Verlag Harri Deutsch, 2003, (6.Auflage) Seite 331; verwenden Sie aber auf alle Fälle die in der VO benützte Notation) 5. Schwarzes Loch und 3. Kepler Gesetz: Im Zentrum der Milchstraße befindet sich ein “dunkles” Objekt (Sagittarius A*), um das Sterne in Ellipsenbahnen kreisen (siehe Film http://www.mpe.mpg.de/ir/GC/images/movie2003.gif oder Wiki und Abbildung unten). Sagittarius A* emittiert vor allem im Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums. Schätzen Sie die Masse dieses Objekts ab! Berechnen Sie den Schwarzschildradius. Eine genauere Betrachtung ergibt, dass die Ellipse schief liegt (beachten Sie die Lage des Brennpunkts)! Berechnen Sie die Korrektur der projizierten Ellipsengrößen. Argumentieren Sie, dass Sgr A* höchstwahrscheinlich ein 2 schwarzes Loch ist! 6. Nichtrelativistischer und relativistischer Dopplereffekt: Christian Andreas Doppler, der 1803 in Salzburg auf die Welt kam, hat mit seinem gefundenen Effekt zu sehr vielen Anwendungen von Medizin, Luftfahrt, Verkehr bis zu Astronomie, Kernforschung, Technik beigetragen. Leiten Sie, den relativistischen Dopplereffekt her und betrachten Sie dann den Limes nichtrelativistischer Geschwindigkeiten. Argumentieren Sie, dass sich der relativistische Dopplereffekt durch die Transformationseigenschaften des Vierervektors pµ = h̄ k µ bei Lorentztransformationen äußert. 7. Teilchenphysik: In der Teilchenphysik werden u.a. neue Teilchen erzeugt, indem Teilchen mit hohen Geschwindigkeiten auf Teilchen mit ebenenfalls hohen Geschwindigkeiten schießt oder auf ruhende Teilchen. Dieses Jahr (2008) startet der LHC (Large Hadron Collider), der Protonen auf Protonen schießen wird, und damit Energien erzeugen wird, die wir zuvor noch nicht erreicht haben. Vielleicht wird er das noch im Standard Modell fehlende Higgsteilchen nachweisen können. Oder auch die Supersymmetrie bestätigen können. Behandeln Sie in dieser bung die relativistische Kinematik, wie ein Teilchen in zwei andere zerfallen kann und wie die Kinematik eines Stoßes zweier Teilchen (elastisch/inelastisch) aussieht. Betrachten Sie das Laborsystem und Schwerpunktsystem und errechnen sie die Energien und Impulse. Vergleichen Sie das Ergebnis mit Stößen von nichtrelativistischen Teilchen. 3