Vom Bakterium bis zum Augenwurm - 3 Kasuistiken von Dr. Walter

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Dr. Walter Geißdörfer
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Universitätsklinikum Erlangen, Mikrobiologisches Institut - Klinische Mikrobiologie, Immunologie und
Hygiene, Wasserturmstraße 3-5, 91054 Erlangen
Vom Bakterium bis zum Augenwurm - 3 Kasuistiken
Infektionen des Auges reichen von der Konjunktivitis über Keratitis/Hornhaut-Ulzera bis zur Retinitis
und Endophthalmitis. Die Erreger gelangen endogen durch septische Streuung bzw. Einwanderung
aus dem Gewebe, über Schmierinfektionen oder durch Verletzungen an den Infektionsort. Die
geringe immunologische Aktivität in der zentralen Hornhaut und im Auge erschwert eine
Selbstheilung und ermöglicht auch ungewöhnlichen Erregern, eine Infektion zu etablieren. Der
Erregernachweis stellt bei antibiotischer Vortherapie bzw. beim Vorliegen eines nicht anzüchtbaren
Erregers eine Herausforderung dar. Nicht selten sind zur Klärung PCR-Verfahren erforderlich, was an
drei Fallvorstellungen exemplarisch gezeigt werden soll.
Der erste Fall beschreibt eine beidseitige kristalline Keratopathie durch Borrelia garinii. Der 67jährige Patient zeigte eine zunehmende randständige Eintrübung der Hornhaut, die mit einer
Keratoplastik am rechten Auge versorgt wurde. Sechs Monate später trat erneut eine periphere
Hornhaut-Trübung auf, was eine nochmalige Hornhauttransplantation erfoderlich machte. Die
Kulturen aus der explantierten Hornhaut blieben negativ, über PCR konnte B. garinii nachgewiesen
werden. Dieses Ergebnis wurde durch den elektronenmikroskopischen Nachweis von Spirochaeten
bestätigt. Unter Therapie mit Ceftriaxon (i.v.) und Tetracyclin (Augentropfen) zeigte das neue
Transplantat am rechten Auge nach 30 Monaten keine Eintrübung, im anderen Auge bildeten sich die
kristallinen Hornhaut-Einschlüsse zurück.
Der zweite Fall behandelt eine Chorioretinitis durch Treponema pallidum. Bei der 35-jährigen
Patientin mit Myasthenia gravis, trat ein akuter Verlust des Sehvermögens auf. Ophthalmoskopisch
zeigten sich weißliche Schleier im Glaskörper und retinale weiße Flecken, die an eine CandidaInfektion denken ließen. Bei negativer Kultur konnte der T. pallidum mittels PCR im Glaskörper
nachgewiesen werden. Die Syphilis wurde serologisch bestätigt und mit Penicillin über 2 Wochen
therapiert, wodurch das Sehvermögen aber nicht vollständig wiederhergestellt werden konnte.
Der dritte Fall beschreibt den Fall einer Infektion mit Onchocerca lupi, einem Fadenwurm
(Nematoden). Der 28-jährige Patient entwickelte eine schmerzhafte lokale Schwellung der bulbären
Konjunktiva. Nach Exzision dieses subkonjunktivalen Knotens zeigte sich ein inaktiver Nematode, der
durch Analyse der 12S rRNA-Gensequenz identifiziert wurde. Die Heilung verlief ohne antiparasitäre
Medikamente problemlos. Ähnliche Fälle sind von Hunden und Katzen aus Süd- und Zentraleuropa
und USA bekannt und in den letzten Jahren auch bei Menschen beobachtet worden.
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