Märkte und Preise Varianten-, Standort- und Qualitätswettbewerb Harald Wiese UL/DIU Universität Leipzig/Dresden International University WS 2013 Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 1 / 29 Gliederung der Vorlesung Einführung Spieltheorie Ein wenig Mathematik Preispolitik im Monopol Preiswettbewerb und Kostenwettbewerb Mengenpolitik im Monopol Mengenwettbewerb und Kostenwettbewerb Innovationswettbewerb Varianten-, Standort- und Qualitätswettbewerb Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 2 / 29 Überblick „Varianten-, Standort- und Qualitätswettbewerb“ Produktdi¤erenzierung Wahlkampf: Parteien und Programme Hotellings Straß endorf Das Positions- und Preisspiel Direkte und strategische E¤ekte Unternehmenspolitische Schlussfolgerungen Und über das Modell hinaus ... Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 3 / 29 Produktdi¤erenzierung I Homogene Produkte: Konsumenten achten nur auf die Preise. Bertrand-Paradox —> Heterogene Produkte: unterschiedliche unterschiedliche unterschiedliche unterschiedliche unterschiedliche Harald Wiese (UL/DIU Qualitäten Varianten Verkaufsstandorte Kompatibilitätsgrade und Bekanntheitsgrade Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 4 / 29 Produktdi¤erenzierung II Vertikale Produktdi¤erenzierung Die Kunden sind sich einig, welches das bessere Produkt ist. Horizontale Produktdi¤erenzierung Keine Einigkeit: Einige möchten ihre Cola lieber süß , andere weniger süß . Hamburger kaufen in der Regel in Hamburg, Leipziger in Leipzig ... Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 5 / 29 Produktdi¤erenzierung III: Ka¤ee-Markt Ka¤ee-Pads = bunte Kapseln oder weiche Beutelchen mit klangvollen Namen wie „Vienna“ oder „Capriccio“ in denen Röstka¤ee in Dosen zu sieben bis zehn Gramm enthalten sind. Kleinverpackungen bedeuten, den Ka¤eepreis zu verdrei- oder sogar zu vervierfachen. Segment mit starken Wachstumsraten Komplementärgut in Gestalt einer speziellen Ka¤eemaschine (keine Standardisierung) Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 6 / 29 Produktdi¤erenzierung IV: Auto-Markt horizontale Produktdifferenzierung innerhalb einer Qualitätsklasse Preis A Audi A8 Wettbewerbslinie Audi A6 Audi A4 Audi A3 Mercedes S-Klasse Mercedes E-Klasse Mercedes C-Klasse Mercedes A-Klasse BMW 8er BMW 5er vertikale Produktdifferenzierung zwischen den Qualitätsklassen BMW 3er BMW 1er B Qualität Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 7 / 29 Produktdi¤erenzierung V: Cola-Getränke Süße Cola-Light Coca-Cola Mineralwasser (alkoholfreies) Bier Kaloriengehalt Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 8 / 29 Produktdi¤erenzierung VI: eindimensionales Modell 0 Harald Wiese (UL/DIU h 1 Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 9 / 29 Parteien zwei Parteien/zwei Programme Parteiprogramme 0 P1 W Wähler P2 1 Eindimensionaler politischer Raum (links - rechts) Jeder Wähler präferiert das Parteiprogramm, das seinen Vorstellung am nächsten kommt. Die Wähler sind gleichverteilt zwischen 0 (ganz links) und 1 (ganz rechts). Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 10 / 29 Parteien Medianwähler-Programme bei zwei Parteien Theorem Es gibt genau ein Gleichgewicht im eindimensionalen Modell. Beide Parteien wählen die mittlere Position 12 . Beweis: Im Gleichgewicht muss P1 = P2 gelten. Sonst ... Im Gleichgewicht muss P1 = P2 = 12 . Sonst ... Es gibt also höchstens ein Gleichgewicht. (P1 , P2 ) = 12 , 12 ist ein Gleichgewicht. Falls Partei 1 abweicht, ... Falls Partei 2 abweicht, ... Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 11 / 29 Parteien ... aber bei drei Parteien? Theorem Im eindimensionalen Raum gibt es kein Gleichgewicht bei drei Programmen. Beweis: Kein Gleichgewicht ergibt sich bei P1 6= P2 6= P3 P1 = P2 6= P3 P1 = P2 = P3 = 6= Harald Wiese (UL/DIU 1 2 1 2 Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 12 / 29 Parteien ... aber bei zwei Dimensionen? Drei Bevölkerungsgruppen, die die Idealpunkte x , y und z aufweisen und etwa gleich viele Wähler stellen. Umweltpolitik y* x* z* Theorem Kein Gleichgewicht! Sozialpolitik Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 13 / 29 Instabilitäten sind ein theoretisches Phänomen mit praktischer Relevanz: Flügelkämpfe Ausrichtung zur Mitte Neue Parteien am rechten oder linken Rand Aber: Parteien können sich nicht ohne Schaden beliebig andere Programme geben. Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 14 / 29 Hotellings Straß endorf 0 a1 a2 h t (h − a 1 ) 2 1 t (a2 − h )2 Transportkosten / Nutzeneinbußen Transportkosten: Wohn- und Konsumort fallen auseinander. Nutzeneinbuß en: Abweichung vom Idealpunkt (ideale Süß e des Cola-Getränks) Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 15 / 29 Hotellings Straß endorf De…nition Zwei Produkte 1 und 2 sind homogen, falls p1 < p2 immer zu x2 (p1 , p2 ) = 0 führt und falls p1 > p2 immer x1 (p1 , p2 ) = 0 bedeutet. Produke 1 und 2 sind homogen, falls a1 = a2 oder t = 0 gilt. Kleine Preisänderungen haben also eine groß e Wirkung. De…nition Wettbewerbsintensität hoch heiß t: kleine Änderungen der Variablen bewirken groß e Änderungen bei Absatz oder Gewinn. Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 16 / 29 Hotellings Straß endorf Nachfragefunktionen I Jeder Konsument kauft genau eine Einheit: x1 + x2 = 1 Konsument an der Stelle h kauft bei 1, falls p1 + t (h bzw. h a1 )2 p2 + t (a2 a2 + a1 p2 p1 =: h + 2 2t (a2 a1 ) erfüllt ist. Also x1 (p1 , p2 , a1 , a2 ) = h = a + Harald Wiese (UL/DIU h )2 1 (p2 2t∆a Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) p1 ) WS 2013 17 / 29 Hotellings Straß endorf Nachfragefunktionen II Konsumentendichte 1 x1 ( p1 , p2 ) = h * 0 Harald Wiese (UL/DIU x 2 ( p1 , p2 ) = 1 − h * h* Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) 1 h WS 2013 18 / 29 Hotellings Straß endorf Nachfragefunktionen III x1 (p1 , p2 , a1 , a2 ) = h = a |{z} + natürlicher Kundenstamm 1 |2t∆a {z } Wettbewerbsintensität (p2 p1 ) | {z } Preisvorteil von Unternehmen 1 Natürlicher Kundenstamm bei p1 = p2 , t großoder ∆a groß Produktdi¤erenzierung reduziert die Wettbewerbsintensität 1 ∂x1 = 2t∆a ∂p1 Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 19 / 29 Hotellings Straß endorf Nachfragefunktionen IV x1 (p1 , p2 , a1 , a2 ) = h = a |{z} + natürlicher Kundenstamm 1 |2t∆a {z } Wettbewerbsintensität (p2 p1 ) | {z } Preisvorteil von Unternehmen 1 Produktdi¤erenzierung macht die Nachfrage unelastisch: εx1 ,p1 jp1 =p2 =p = Harald Wiese (UL/DIU ∂x1 p1 ∂p1 x1 = p1 =p2 =p 1 p1 2t∆a x1 = p1 =p2 =p Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) p . t∆a WS 2013 20 / 29 Hotellings Straß endorf das Positionsspiel Problem Nehmen Sie an, dass die Regierung die Preise festlegt, p1 = p2 > c1 = c2 . Die Unternehmen wählen simultan die Positionen a1 bzw. a2 . Können Sie die Gleichgewichte heraus…nden? Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 21 / 29 Das Positions- und Preisspiel die Gewinnfunktionen a1 p1 Π1 a2 p2 Π2 Gewinnfunktionen: Π1 = (p1 c ) x1 = (p1 c) a + Π2 = (p2 c ) x2 = (p2 c) 1 Harald Wiese (UL/DIU p2 p1 2t∆a p1 p2 a+ 2t∆a Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 22 / 29 Das Positions- und Preisspiel die Reaktionsfunktionen der zweiten Stufe Ohne Ecklösungen: p1R (p2 ) = argmax Π1 = p2 + c + 2ta∆a 2 p2R (p1 ) = argmax Π2 = p1 + c + 2t (1 2 p1 p2 a) ∆a Je höher p2 , desto höher der gewinnmaximale Preis p1 . Und wie bei Mengenwettbewerb? Die Preise sind relativ gering, falls die Unternehmen nahe beieinander liegen: ∂p1R (p2 ) ∂pR (p2 ) = ta1 and 1 = ta2 ∂a1 ∂a2 Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 23 / 29 Das Positions- und Preisspiel das Nash-Gleichgewicht der zweiten Stufe p1R (p2 ) = p2 +c +2ta∆a , 2 p2R (p1 ) = p2 2 p1B = c + t (1 + a) ∆a 3 2 B p2 = c + t (2 a) ∆a 3 p1R ( p2 ) p2R ( p1 ) p2BS p B 2 Harald Wiese (UL/DIU p1B p1BS p1 +c +2t (1 a )∆a 2 p1 Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 24 / 29 Eine Aufgabe Π1 = (p1 c) a + p2 p1 2t∆a , Π2 = (p2 c) 1 a+ p1 p2 2t∆a Problem Nehmen Sie maximale Di¤erenzierung an, d.h. a1 = 0 und a2 = 1. Lösen Sie nun durch Rückwärtsinduktion das folgende sequentielle Preisspiel. Unternehmen 1 legt zuerst seinen Preis fest und Unternehmen 2 als zweites. (Ganz ähnlich wie bei Stackelberg, nur hier mit Preisen) Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 25 / 29 Eine Aufgabe die Lösung Die Reaktionsfunktion für Unternehmen 2: p2R (p1 ) = argmax Π2 = p2 p1 + c + 2t (1 2 a) ∆a = p1 + c + t 2 Einsetzen in die Gewinnfunktion von Unternehmen 1: Π1 p1 , p2R (p1 ) = (p1 c) 1 p2R (p1 ) + 2 2t p1 Gewinnmaximaler Preis für Unternehmen 1 : p1BS = argmax Π1 (p1 , p2R (p1 )) = c + p1 Harald Wiese (UL/DIU 3t 5 > c + t = p2R p1BS 2 4 Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 26 / 29 Das Positions- und Preisspiel das Nash-Gleichgewicht der ersten Stufe Reduzierte Gewinnfunktion von Unternehmen 1 : 2 1 2 ΠB t (2 + a1 + a2 )2 (a2 1 (a1 , a2 ) = t (1 + a) ∆a = 9 18 Bei 0 a1 a2 erhalten wir ∂ΠB 1 = ∂a1 und daher t (2 + a1 + a2 ) (2 + 3a1 18 a1R (a2 ) = 0 für alle a2 a1 ) a2 ) < 0 a1 Analog: a2R (a1 ) = 1 Gleichgewicht der ersten Stufe: a1N , a2N Harald Wiese (UL/DIU = (0, 1) Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 27 / 29 Das Positions- und Preisspiel Ergebnisse p1B = c + t, p2B = c + t, x1B = 12 , 1 ΠB 1 = 2 t, x2B = 12 , 1 ΠB 2 = 2 t. Vergleich mit Bertrand-Paradox!? Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 28 / 29 Das Positions- und Preisspiel Direkte und strategische E¤ekte Näher heranrücken hat zwei E¤ekte: direkter E¤ekt: Bei gegebenen Preisen steigen Absatz und Gewinn. indirekter (strategischer) E¤ekt: Heranrücken macht die Produkte ähnlicher und den Preiskampf härter. Im speziellen Modell mit quadratischen Transportkosten überwiegt der strategische E¤ekt. Harald Wiese (UL/DIU Universität Varianten-, Leipzig/Dresden Standort- und Qualitätswettbewerb International University) WS 2013 29 / 29