TEAM REGENERATIVE GYMNASIUM ENERGIEN P U C H H E I M HYDRO-GENIUS HEUTE IN GANG SETZEN, WAS UNS MORGEN BEWEGT DEMONSTRATION DER BRENNSTOFFZELLENTECHNOLOGIE AN EINEM FERNGESTEURTEN MODELLAUTO www.gymnasiimi-puchheim.de Rubrik: Faecher/ Regenerative Energien Heute in Gang setzen, was uns morgen bewegt Demonstration der Brennstoffzellentechnologie an einem Modellauto Eine Projektarbeit von Schülern der Oberstufe betreut von: W. Bube, N. Fischer Gymnasium Puchheim, Bgra.-ErU-Str.il, 82178 Puchheim/München Kurzfassung Schüler des Gymnasiums sind für naturwissenschaftliche Problemstellungen zu begeistern, wenn es um Zukunftsthemen und moderne Technologien geht und wenn sie selbst agieren können. Unser Projekt ist im Bereich erneuerbarer Energien angesiedelt, weil wir an unserem Gymnasium seit 1990 in einem selbst entwickelten Grundkurs Physik "Regenerative Energiequellen" (RegEn) in der Kollegstufe Projektarbeiten durchfuhren, um Jugendlichen Umweltbildung und Verantwortung konkret zu machen. Das RegEn Team untersucht bei diesem HighTech-Projekt den Einsatz des Energieträgers Wasserstoff im Automobil der Zukunft. Ein leistungsstarkes Modellauto soll mit einem 150 W Brennstoffzellenstack betrieben werden. Projektziele sind die Konzeption, die Beschaffung der Komponenten, der Aufbau und die Analyse des Systems. Die Steuerung des Stacks, die Erfassung der Messwerte bei der Systemanalyse sowie deren Darstellung erfolgt mit der industriellen Standardsoftware Lab VIEW von National Instruments. Für die Unterstützung wurden mehrere Sponsoren gewonnen. 1. Schüler - von einer Idee beflügelt Die gegenwärtige Energieversorgung basiert überwiegend auf erschöpf]ichen, fossilen Primärenergieträgern. Die beschleunigte Zunahme der Weltbevölkerung und der steigende Energieverbrauch, die Klimabeeinflussung, die absehbare Ressourcenknappheit bei Öl, Kohle und Gas sind Probleme, die künftige Generationen noch stärker bewegen werden. In unserem Grundkurses "Regenerative Energiequellen" der Kollegstufe haben wir uns theoretisch und praktisch mit den Möglichkeiten der Erneuerbaren beschäftigt (Anlage 1: Lehrplan und Projektarbeiten). Bereits bei unserem letzten Projekt haben wir uns unter dem gleichen Motto mit dem Einsatz einer Brennstoffzelle zur Versorgung einer Klimaanlage im Auto beschäftigt und dabei einiges über die Wasserstofftechnologie gelernt (Anlage 2: Kurzfassung). Abb. 1.1 Klimaanlage betrieben mit einer BZ Allerdings war das Auto ein reines Standmodell und die Brennstoffzelle war nur geliehen. Deswegen wuchs in uns der Wunsch ein Modellauto zu bauen, das fährt. Über den Förderverein der Schule haben wir Experten eingeladen, weil wir unsere Kenntnisse über Klimaveränderung vertiefen, aber auch wissen wollten, welche Möglichkeiten erneuerbare Energien bieten (Anlage: 3 Vorträge). Wir haben gesehen, dass Wasserstoff langfristig, wenn er durch erneuerbare Energien erzeugt wird, ein idealer Sekundärenergieträger sein kann. Für uns Jugendliche ist die Wasserstofftechnologie von großem Interesse, weil wir auch in Zukunft mit dem Auto mobil sein wollen. Die Technologie erscheint uns zukunftsträchtig, weil der Wirkungsgrad besser als beim Verbrennungsmotor ist und weil weniger Schadstoffe emittiert werden. Um die Wasserstofftechnologie anschaulich zu demonstrieren und eigene Untersuchungen zu machen, wollten wir unbedingt ein ferngesteuertes Modellauto bauen, das mit Wasserstoff fährt. Es sollte aber kein kleines Spielzeugauto sein, wie ein früheres Projekt von uns, sondern eines mit beeindruckenden Fahrleistungen, wozu wir einen Elektromotor von 100-200W vorsahen. Will man die für diesen Motor notwendige Energie aus Wasserstoff gewinnen, braucht man ein leistungsfähiges Brennstoffzellen Stack und einen entsprechenden Tank. Das Modellauto soll aber nicht nur fahren, sondern das Betriebsverhalten soll analysiert und optimiert werden können. Die Messdaten wollen wir mit der industriellen Standardsoftware Lab VIEW von National Instruments mit dem PC erfassen und bearbeiten. Mit dieser grafisch orientierten Software können mit geeigneten Sensoren H2-Durchfluss, Tempe- www.gvmnasium-puchheim.de rafur, Spannung und Stromstärke während der Fahrt aufgenommen und für die Steuerung des Stacks oder für die Analyse nach der Fahrt verwendet werden. Unser Gymnasium hat mit NT vielfach kooperiert und bei Projektarbeiten das Programm eingesetzt (Anlage 4: Messwerterfassung mit Lab VIEW). Rubrik: Faecher/ Regenerative Energien 3. Die Teile fügen sich zum Ganzen Karosserie und Antrieb Wir merkten bald, dass unser geplantes Modellsystem teuer werden und viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Finanzmittel, Kontakte mit Industrie und Forschung, ausdauernde Teamarbeit und anhaltende Motivation waren und sind noch gefordert. Die ersten Aufgaben für die Teams und für die Betreuer waren: • Sponsoren finden und überzeugen • Konzepte entwickeln und besprechen • Komponenten beschaffen und testen. Dem Förderantrag an die DPG (Anlage 5: Förderantrag wurde Ende des Jahres 2003 entsprochen, nachdem wir als weitere Sponsoren EON und das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr gewinnen konnten und so eine Projektsumme von 7 000 € zugesagt bekamen. Neben den 13 Schülern der Oberstufe kooperieren auch zwei „Ehemalige" (19 Jahre), die inzwischen studieren. 2. Vom Lehrer zum Betreuer Pädagogische Ziele und Methodik Bei der Bearbeitung der motivierenden Projektaufgabe müssen sich die Schüler mit vielen Teilproblemen selbstständig auseinander setzen. Die handlungsorientierten Teilaufgaben werden in Teams bearbeitet. Ziel dabei ist es, Eigeninitiative. Kreativität und selbständiges Lernen zu fördern. Die Schüler treffen dabei (schuluntypisch, aber lebensnah) auf offene Fragestellungen, für die es keine vorgefertigten Musterlösungen gibt und auch die betreuenden Lehrer keine haben. Recherchieren, Kontakte zu Partnerfirmen, Kommunikation über das Internet und zusammenfassende Besprechungen sind wichtige Bausteine im fortschreitenden Projekt. Bei einem solch aufwendigen Projekt müssen ursprüngliche Zielvorstellungen geändert und neue abgesprochen werden. Abb. 3.1 Das Modellauto zerlegt Als Modell wurde ein Kleinbus gewählt, da er Platz für die nötigen Komponenten bietet: Mit 90 cm Länge, 34 cm Breite und 35 cm Höhe ist das blau lackierte 1:5 Modell ein Prachtstück, das attraktive Flächen für unsere Sponsoren hat. Das Modellauto wurde gebraucht bei Ebay erworben und mit einem Elektromotor (50-400 W) und Getriebe ausgestattet. -r Das Herz: Die Brennstoffzelle Nach vielen Angeboten, die für unser Vorhaben ungeeignet waren, ergab sich für unser Team bei der Ausstellung unserer vorausgehenden Projektarbeit auf dem Anwenderkongress der Firma NI im März dieses Jahres ein wichtiger Kontakt mit dem Zentrum für Brennstoffzellen Technik in Duisburg . Das ZBT hat nach unseren Vorgaben ein Brennstoffzellenstack aus 14 Zellen aufgebaut, getestet und charakterisiert. Abb, 3.2 Die vom ZBT entwickelte Konfiguration des Stacks www.gymnasium-puchheim.de Kenndaten: • Aktive Fiäche pro Zelle • Dauerleistung • Kühlung durch integrierten Lüfter • Betriebstemperatur • Druckverlust Rubrik: Faecher/ Regenerative Energien 50cm2 150W 50°C 200mbar Folgende Peripherieelemente werden von uns zum Betrieb des System integriert: • Luftkompressor für die Kathode • Befeuchter für die Kathode • Zeitgesteuertes Purge-Ventil und Rückschlagventil am Anodenausgang • Temperaturgesteuerter Lüfter • Spannungswandler auf 10-16V DC zum Betrieb des Elektromotors Firma Swagelok wieder am Projekt zu beteiligen, indem sie für uns eine Schulung im sicheren Umgang mit den H2-Verbindungen macht. Zusätzlich werden preisgünstige Sensoren zur Leckerkennung beschafft. Abschätzungen zur im Tank gespeicherten Energie und zur Betriebsdauer: Um abzuschätzen, wie lange das Auto mit einer Tankfüllung fahren kann, haben wir kurz die gespeicherten Energie und den Energieumsatz bei unserer Nennleistung berechnet.. Ausgehend von einer Dichte von 0,09g/l bei 300K und Ibar und einer spezifischen Energie von 10,8kJ/l oder 120kJ/g ergibt sich für ein Volumen von 2 Litern und einen Druck von 200 bar eine gespeicherte Energie von 4320 kj. Für eine elektrische Leistung der Brennstoffzelle von 150 W und einen Wirkungsgrad von 50 % bedeutet das eine Betriebsdauer von ca. 240 Minuten. Das Hirn: Messung und Steuerung mit LabVIEW und Fieldpoint Abb, 3.3 Die fertige Brennstoffzelle mit den Anschlüssen Die Lunge: Der Wasserstofftank Wasserstoff als leichtflüchtiges Element mit geringer Dichte erfordert zum einen wasserstoffdichte Verbindungen und einen hohen Druck, wenn man in einem kleinen Behälter genügend Treibstoff für den Motor speichern will. Das zuständige Team suchte nach Kleintanks für Wasserstoff, die genügend Gas für den Betrieb des Modellautos enthalten und mit den Abmessungen ins Fahrzeug integrierbar sind. Bei den günstigeren Leihflaschensystemen wurde uns von Air Liquid ein 2 Liter Tank mit 200 bar angeboten. Das Team konnte auch diese Firma für die Unterstützung des Projektes gewinnen. Eine Füllung kostet uns ca. 90 € und die Flasche wurde und von Air Liquid für 3 Monate kostenlos zur Verfügung gestellt und danach fällt eine monatliche Miete an. Der Druck wird zunächst auf 50 bar reduziert und dann in einem Reduzierventil auf den Betriebsdruck der Zelle von 500 mbar gesenkt. Die Verbindungen zur Brennstoffzelle müssen wasserstoffdicht sein, eine besondere Anforderung, mit der wir bereits bei unserem vorausgehenden Projekt Erfahrung gesammelt haben, Das Team versuchet, die Die Schule besitzt die industrielle Standardsoftware LabVIEW und sie wurde schon bei anderen Projekten wirkungsvoll eingesetzt, weil man sich für jedes Problem nach Bedarf am PC ein virtuelles Instrument konstruieren kann. Die mit LabVIEW erstellten so genannten virtuellen Instrumente werden in der Industrie in unterschiedlichsten Bereichen verwendet. LabVTEW unterscheidet sich von den gängigen Programmen, die in Schulen zur Erfassung, Verarbeitung und Darstellung von Messungen eingesetzt werden, da es im Gegensatz zu anderen Programmiersprachen mit seiner grafischen Programm!eroberfläche (Abb. 3.4) leicht an unterschiedlichste Aufgaben angepasst werden kann. Die strukturierte, bedienerfreundliche und vielseitig nutzbare Entwicklungsumgebung bietet für den Einsatz an Schulen vielfältige Möglichkeiten. Mit Hilfe dieses Programms haben wir bereits früher Messwerte wie Spannung und Druck erfasst und die gemessenen Größen in Form von Diagrammen ausgewertet. Messwerterfassung NIedordnictaBlta Innenraumleniperalui fc/ ^ Abb. 3.4a Frontpanel des virtuellen Instruments www.gymnasium-puchheim.de Rubrik: Faecher/ Regenerative Energien Backmeyer von National Instruments München kooperierten und die Ergebnisse auch auf der Messe VIP 2005 zeigen wollen. Abb. 3.4b Diagrampanel II Abb. 3.6 Controllerbaustein und virtuelles Instrument Abb. 3.5 Stand des RegEn Teams bei der VIP 2004 (W. Bube, N. Fischer, M. Fluck, R. Almgren von NI, T. Bodendorfer) Das RegEn Team des Gymnasius Puchheim war mit dem Projekt Brennstoffzelle als Energieversorger für die Klimaanlage eines Autos als Aussteller beim 9. Technologie und Anwenderkongress der Firma National Instruments NI „Virtuelle Instrumente in der Praxis VTP 2004" am 24. und 25. März 2004 im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck vertreten. Entwickler aus verschiedensten Ingenieurdisziplinen zeigten dort vielfältige EinsatzmögÜckeiten von virtuellen Instrumenten, die mit der grafischen Software LabVIEW programmiert werden. Die beiden Ehemaligen aus dem RegEn Team, Thomas Bodendorfer und Manuel Fluck , demonstrierten, wie wir bei Projektarbeiten zur Brennstoffzellentechnologie diese industrielle Standardsoftware zur Messwerterfassung eingesetzt hatten. Ray Almgren, zuständig für Product Marketing und Ausbildung bei NI zeigte sich beeindruckt von den Projektarbeiten der Schüler des Gymnasiums Puchheim und erwähnte sie ausdrücklich in seinem Einführungsvortrag. Schüler des aktuellen RegEn Kurses konnten bei dieser Veranstaltung wichtige Kontakte für das derzeitige Projekt HYDROGENIUS knüpfen. Passend zur Software LabVIEW haben wir für das Modellauto als Hardware das Fieldpointsystems von NI ausgewählt, weil damit sowohl das Brennstoffzellenstack variabel gesteuert als auch in Echtzeit während der Fahrt Betriebsdaten zur späteren Analyse aufgezeichnet werden können. Das teure industrielle System können wir zu Sonderkonditionen erwerben, weil wir bereits bei verschiedenen Projekten mit Herrn Die Konzeption des FieldPoint Sytems : Der Controller erhält das Programm LabVIEW über Ethernet, die Steuerung der BZ erfolgt über das Programm, die Messdaten werden im Speicher des Controllers abgelegt. Der Controller und die Basis für die Sensoren und Aktoren sind auf einer gemeinsamen Schiene mit Busverbindung montiert. Die Datenerfassung der Einzelspannungen (7 von 14 Zellen des Stacks werden überwacht) erfolgt über das 8-Kanal Analog Modul FP AI 102 und die Temperaturmessung über 1 Zweikanalmodul, das auf die Basis TB 10 gesteckt wird. Dort wird auch 1 Zweikanalmodul mit je 2 analogen Ausgängen (0-10V) für die Ansteuerung des Lüfters und des Luftkompressors eingesteckt. Die zusätzlich nötige elektronische Schaltung für die Pulsweitenmodulation (PWM) wird vom ZBT geliefert. Die Ansteuerung Purge Ventils soll über 1 Zweikanalmodul mit digitalem Ausgang für ein zwischengeschaltetes Relais erfolgen. www.gymnasium-puchheim.de 4. Das Ziel Rubrik: Faecher/ Regenerative Energien Ohne Sponsoren bewegt sich nichts In den letzten Juliwochen 2004 werden die Komponenten zusammengebaut und in den Sommerferien wird es die ersten Tests geben. Wir wollen für das System HYDROGENTUS Spannung und Strom des Brennstoffzellenstacks und den Wasserstoffverbrauch registrieren. Daraus sollen mit LabVIEW die Kennlinien unter verschiedenen Belastungen ermittelt werden, ähnlich wie wir es bei unserer kleinen Zelle mit nur 15 mW Leistung bereits getan haben, Bayern Ktnrilinit Br«nsto«jelle %3 1 1• 0 50 100 Stiem 1 in inA 150 Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur. Verkehr und Technologie Abb. 4.1 Strom-Spannungs Kennlinie einer BZ NATIONAL INSTRUMENTS Zentrum für BrennstoffzellenTechnik ZBT GmbH Duisburg (Center for Fuel Cell Technology)) - CarlBenz-Slraße201 47058 Duisburg Germany http://www.zbtduishurg.de Abb. 4.2 Strom-Leistungs Kenlinie einer BZ Wir wollen aus den Daten Aussagen über den Wirkungsgrad unseres Sytems unter verschiedenen Betriebsbedingungen machen und auch die Wasserstoffkosten berechnen. Dabei sollen verschiedene Herstellungsverfahren von der Elektrolyse mit gängigem Kraftwerken bis zur Elektrolyse mit regenerativen Energiequellen miteinander verglichen werden. Der Vergleich soll die Energiekosten, aber auch die Auswirkungen auf Umwelt (Klimawirksamkeit) einbeziehen. Wir wollen versuchen, die Ergebnisse aus dem Modellsystem auf ein richtiges Fahrzeug zu übertragen (Leistung, Art des Tankes, Reichweite, Kosten, Emissionen) und sie mit den Aussagen aus den Versuchen der Kfz-Hersteller zu vergleichen. www.ni.coin Vielen Dank sagt Das RegEn Team