11.2010 November ISSN 0944-5749 12,80 =C Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau mikado web award Auftritt des Jahres Pfadfinderhaus Lager im Wald Architektur Mit Trick zum Blick Nachhaltiges Sanieren Comeback statt Abrissbirne Organ von Europäische Vereinigung des Holzbaus EnEV plus – So sind Sie optimal für die EnEV 2009 gerüstet! Topaktuell: Neue Berechnungsverfahren für Wohngebäude Nutzen Sie die Vorteile von EnEV plus: X Monatsbilanzverfahren nach der DIN V 4108-6/4701-10 oder DIN V 18599 X mit zahlreichen Gebäudetypen und Sanierungsvarianten X Fördermittel: Die KfW-Grenzwerte haben Sie sicher im Griff X mit dem Einzonenmodell noch schneller zum Energieausweis Fordern Sie jetzt Ihre 21-Tage-Testversion an unter: www.enev-weka.de Editorial Christoph Maria Dauner, Chefredakteur mikado Hollywood und Holzbau Bereits zum fünften Mal wählen die mikado-Leser die beliebteste Webseite für den Holzbau. Vier Jahre – das sind im rasanten Takt der Internetentwicklung ganze Zeitalter. Facebook steckte beim ersten mikado-web-award noch in den Kinderschuhen, heute nehmen gut 500 Millionen Nutzer an dem sozialen Netzwerk teil. Darunter auch Hollywoodstar George Clooney, der vor nicht allzu langer Zeit wetterte: „Ich würde mich lieber live im Fernsehen von jemandem mit eiskalten Hände rektal untersuchen lassen, als bei Facebook mitzumachen.“ Heute hat George rund 650 000 virtuelle Freunde bei Facebook. Nun vermute ich: Das gefällt ihm. Anders als Hollywood „nutzt die Holzbaubranche ihre Chancen im Social Web bisher kaum“, sagt Medienexperte Christoph Windscheif in unserem Interview auf Seite 11. Das Mitmachen und gewinnen: Zum fünften Jubiläum des mikado-web-awards gibt’s drei iPads zu gewinnen! www.mikado-online.de ist schwer zu verstehen, denn Bauinteressenten folgen bei Kaufentscheidungen den Tipps von Freunden und Bekannten. „Genau dieser Prozess verlagert sich in die sozialen Netzwerke, denn dort pflegen viele Menschen heute einen Großteil ihres Bekanntenkreises.“ Also eine große Chance für Zimmerer. Aber Zimmerer sind selbst ja auch Kunden und so manches Unternehmen spricht die Holzbauer über soziale Netzwerke an. Damit mischen sich Beruf, private Interessen und persönliche Informationen. Wir bei mikado fragen uns: Wollen die Zimmerer diese Vermengung der Lebensbereiche? Sagen Sie uns Ihre Meinung und stimmen Sie ab bei der „Frage des Monats“ unter www.mikado-online.de. Über Ihre Antworten freuen wir uns! Ihr www.mikado-online.de 3 Albwerk mikado 11.2010 Inhalt Komplexes Kräftespiel für kompetente Zimmerer Das silbrig glänzende, semitransparente, größtenteils frei über dem Waldboden schwebende Pfadfinderhaus in Ottobrunn bricht mit konventionellen Vorstellungen. So sehr, dass Passanten es vermutlich eher für ein modernes Ausstellungsgebäude halten würden. Seite 12 Seite 58 Thema des Monats: Nachhaltiges Sanieren Ingenieurholzbau 14 | Bauernhaus Vor zehn Jahren lebte im Elbacher Gütel noch eine alte Bäuerin, nun beherbergt das historische Gebäude ein schickes Restaurant. 32 | Werkstatt Die Rundungen und Neigungen des Werkstättengebäude des Holztechnikums Kuchl erforderten Feinarbeit und tragwerksplanerisches Know-how. 18 | Wohngesundheit Holz = Natur = gesund. Diese Gleichung geht für Holz und Holzwerkstoffe leider nicht immer auf. Details im Griff 22 | Passivhaus Bei der Komplettsanierung einer Doppelhaushälfte stand die optimale Dämmung der Gebäudehülle mit ökologischen Materialien im Mittelpunkt. 26 | Lagerhaus Ein Lagerhaus von 1921 startet eine neue Karriere als Bürogebäude. Meinung 30 | Konrad Fischer contra Gerrit Horn Die übliche Dämmtechnik dämmt gar nicht richtig, lautet eine der Thesen, mit denen der Architekt und Gutachter Konrad Fischer in Verbrauchermedien für Aufsehen sorgt. Zimmermeister und Architekt Gerrit Horn ist anderer Meinung. 4 Köhldorfner Holzbau/Joachim Mohr Nachhaltiges Sanieren Sanierung ist angesagt: Sie schont die Ressourcen und bewahrt ein Stück Kulturgeschichte. Außerdem ist die Sanierung für den Zimmerer ein attraktives Tätigkeitsfeld, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, denn: Wenn es um wertvolle Bausubstanz geht, ist hochwertiges Handwerk gefragt. mikado 11.2010 37 | Dachstuhl Auch Standardaufgaben haben ihre Tücken. Beim Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses trat nach kurzer Zeit starker Schimmel auf. Architektur 40 | Einfamilienhaus Beinahe schien die tolle Aussicht am Bebauungsplan zu scheitern. Ein ungewöhnlicher Baukörper meistert die Vorgaben elegant. Fortbildung 46 | 16. Internationales Holzbauforum (IHF) Denkanstöße und praxisbezogene Anleitungen will das 16. IHF vom 1. bis 3. Dezember 2010 liefern. Holzbau 75 wichtige Webadressen software 3D CAD/CAM Holzbau 75 wichtige Webadressen in Verbindung mit dem in Verbindung mit dem 2D/3D CAD Planung Visualisierung Mit freundlicher Unterstützung von 2D/3D CAD Planung Flexibilität im Holzbau Mit freundlicher Ob traditionelles Fachwerk, Holzrahmeng Binderkonstruktionen, Unterstützung von Visualisierun bau, Blockbau, Element- oder Massivbau. SEMA vereint alle Anforderungen mit einer breiten Palette intuitiver Funktionen in moderner Benutzeroberfläche. www.sema-soft.de Organ von Markt Planungs- und Konare deckt den gesamtenund Fertigbau ab. Das Holzmit. um des modernen gen Ihres Betriebes st mit den Anforderun ww.sema-soft.de Modernisieren LINK ’10 LINK TIPPS TIPPS ’10 Produktionsdaten Montage Organ von Modernisieren Organ der Europäischen Vereinigung des Holzbaus Umschlag_10.indd 2 Organ der Europäischen Holzbaus Vereinigung des Umschlag_10.indd Konstruktion Statik Anpassungsfähig bei hohem Automatisierungsgrad Ausgefeilte SEMA Stammdaten- und Bausteintechniken. Passt Konstruktion sich firmenspezifischer Anforderungen an. Standardisierbare Arbeitsschritte werden weitestgehend automatisiert. ntruktionen, Holzrahme werk, Binderkons An. SEMA vereint alle nt- oder Massivbau in mo- im Ergebnis FunktionenPerfekt breiten Palette intuitiver Optimale photorealistischen 3D Präsentation inkl. aller konstrukStatik läche. tiven Details. Praxisorientierte Funktionen bei der Planausgabe. Flexible rad Datenbankfunktionalitäten für Kalkulation und Stücklissierungsg ten. Export der Daten an alle gängigen Fertigungsanlagen. bei hohem Automati Passt Bausteintechniken. Artammdaten- und an. Standardisierbare Umfassenstes Softwarepaket am Markt her Anforderungen rt. n weitestgehend automatisie Die SEMA Software deckt den gesamten Planungs- und KonProduktionsdaten struktionsspektrum des modernen Holz- und Fertigbau ab. Das Programm wächst mit den Anforderungen Ihres Betriebes mit. nis aller konstrukinkl. n istischen 3D Präsentatiobei der Planausgabe. sorientierte Funktionen Stücklisfür Kalkulation und kfunktionalitäten Fertigungsanlagen. en an alle gängigen Montage bau Softwarepaket am Maßgeschneiderte Lösungen für Neubau und Sanierung 3D CAD/CAM Holzbausoftware 11.10.2010 11:39:55 Uhr Uhr 11.10.2010 11:39:55 2 mikado web award 2010 Kleines Jubiläum: Bereits zum fünften Mal küren die mikadoLeser den besten Web-Auftritt der Holzbaubranche. Wer macht in diesem Jahr das Rennen? Seite 6 Titel: Albwerk; Köhldorfner Holzbau/Joachim Mohr; Hermann Rupp Bild Downloadkasten: Bart Claeys, iStockphoto.com Ein Magazin der WEKA MEDIA GmbH & Co. KG Produkt und Praxis 52 | Akku-Schrauber Die drei Gewinner des mikado-Gewinnspiels vom Sommer 2010 prüften die Akku-Schrauber der Serie QuaDrive von Protool auf ihre Tauglichkeit. Holzwelten 58 | Pfadfinderhaus In einem Wald bei Ottobrunn erhielten die Pfadfinder einen neuen Treffpunkt. Das Bauwerk besitzt eine außergewöhnliche Gestalt, deren konstruktive Umsetzung eine große Herausforderung darstellte. Rubriken 3 | 8 | 39 | 45 | 46 | 48 | 54 | 56 | 56 | 62 | Editorial Kurz und bündig Ihr gutes Recht Tipps und Termine Verband aktuell Produkte Branchenführer Unternehmen Inserentenverzeichnis Vorschau/Impressum www.mikado-online.de Ein ungedämmtes Dach über ausgebautem Wohnraum, die Abdichtung der Bauanschlussfuge, die Anbindung von Dampfbremsen an Ziegel und Beton, ein überputzbares Klebeband usw. Sie haben die Anforderung - wir haben die Zellulosedämmung und das Luftdichtheitssystem. W W W. I S O C E L L . A T 5 Gewinnen Sie ein G. Hartmann Bildschirm Das 9,7-Zoll Multi-Touch-WidescreenDisplay hat LED-Hintergrundbeleuchtung, Hochglanzanzeige und IPS-Technologie (24,63 cm Diagonale). Für die brillante Darstellung der Inhalte sorgt auch die Auflösung von 1024 x 768 Pixeln. Abmessungen und Gewicht Die kompakten Maße (242,8 mm x 189,7 mm x 13,4 mm) und das geringe Gewicht (680 Gramm) machen das iPad 16 GB WiFi zum Gerät für überall. Erst klicken, dann streicheln Sie können beim Mitmachen nur gewinnen: mikado verlost mit der freundlichen Unterstützung des Softwareherstellers SEMA Experience 3 Apple iPads 16 GB WiFi mit Touch-Screen-Bedienung. Streicheln Sie sich durchs Netz! S ie klicken noch durch’s Internet? Seit Apple dieses Jahr seinen iPad vorgestellt hat, erleben Internet-Surfer eine Zeit der Zärtlichkeit. Der sensible Bildschirm reagiert auf jede Berührung. Sie haben noch kein iPad, wollen aber bald auf die sanfte Tour durchs Netz? Dann schauen Sie sich einfach ganz konventionell die Internet-Auftritte unserer Kandidaten aus der gesamten Holzbaubranche genau an, denn die Redaktion mikado lobt auch im Jahr 2010 den mikado-webaward aus. Dazu haben wir in unserem Internet-Booklet attraktive, informative und interessante Adressen gesammelt. Ausführliche (Produkt-)Präsen- 6 tationen zu diesen Firmen finden Sie in unserem etablierten Online-Einkaufsführer unter www.mikado-einkaufsfuehrer.de Die Wahl läuft so: ▸▸ Unter allen Homepages, die wir Ihnen in diesem Booklet vorstellen, finden Sie Ihren persönlichen Favoriten ▸▸ Sie senden Ihre Entscheidung an die Redaktion ▸▸ Die Homepage mit den meisten Stimmen gewinnt den mikadoweb-award ▸▸ Jeder Einsender, der den mikadoweb-award-Gewinner gewählt hat, kann gewinnen Mit freundlicher Unterstützung des Kemptener Software-Hauses mikado 11.2010 Sema verlosen wir drei Apple iPads. Die Gewinner können sich dann mit den iPads durchs Internet streicheln, berührende Filme schauen oder zärtliche Musik hören. Wichtig: Jeder Teilnehmer kann nur eine Homepage vorschlagen. Beurteilen Sie die Webauftritte nach den Kriterien Design, Nutzen, Inhalt und Übersichtlichkeit. Abstimmen können Sie im Internet unter www.mikado-online.de. Jeder mikado-Leser kann beim mikado-web-award mitmachen und gewinnen – bis auf die Mitarbeiter der WEKA MEDIA GmbH & Co KG und deren Angehörige. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmeschluss ist Freitag, 31. Dezember 2010. Apple iPad! Der Sponsor SEMA ist ein führender Hersteller im Bereich Software für den Holz- und Treppenbauer. Die SEMA Programme umfassen die gesamte Palette vom Planungs- über Hauskonstruktions- bis hin zum vollständig integrierten Treppenbauprogramm. Dabei können im Holz- und Treppenbau alle modernen CNC Fertigungsanlagen angesteuert werden. www.sema-soft.de Die Abstimmung Beurteilen Sie die Webauftritte nach den Kriterien Design, Nutzen, Inhalt und Übersichtlichkeit. Abstimmen können Sie im Internet unter www.mikado-online.de Dort finden Sie die detaillierten Bedingungen. Teilnahmeschluss ist Freitag, 31. Dezember 2010. Apple Die Preise mikado und SEMA Experience verlosen 3 x ein iPad 16 GB WiFi mit hochauflösendem Display und Zubehör. www.apple.de Anklicken 3D CAD/CAM Holzbausoftware Holzbau 75 wichtige Webadressen Abstimmen Gewinnen in Verbindung mit dem www.mikado-online.de www.mikadoeinkaufsfuehrer.de/ 2D/3D CAD Planung Visualisierung Mit freundlicher Unterstützung von Konstruktion Mit freundlicher Unterstützung von Fachwerk, Binderkonstruktionen, Holzrahmenement- oder Massivbau. SEMA vereint alle Aneiner breiten Palette intuitiver Funktionen in moberfläche. ig bei hohem Automatisierungsgrad Statik A Stammdaten- und Bausteintechniken. Passt ischer Anforderungen an. Standardisierbare Arden weitestgehend automatisiert. bnis alistischen 3D Präsentation inkl. aller konstrukxisorientierte Funktionen bei der Planausgabe. nkfunktionalitäten für Kalkulation und Stücklisaten an alle gängigen Fertigungsanlagen. Softwarepaket am Markt Produktionsdaten Montage are deckt den gesamten Planungs- und Konum des modernen Holz- und Fertigbau ab. Das st mit den Anforderungen Ihres Betriebes mit. w.sema-soft.de Organ von Modernisieren Organ der Europäischen Vereinigung des Holzbaus Umschlag_10.indd 2 www.mikado-online.de LINK TIPPS ’10 11.10.2010 11:39:55 Uhr 7 kurz & bündig mikado-Interview Das Werkzeug Internet bietet Wettbewerbsvorteile Um moderne Medien effektiv zu nutzen, braucht es durchdachte Strategien. mikado unterhielt sich darüber mit dem Kommunikationswissenschaftler Christoph Windscheif, der bis 2009 für die Verbände der Holz-, Möbel- und Fertigbau-Industrie tätig war und nun bei der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) für den Bereich Internet/Neue Medien zuständig ist. reingestellt wird. Der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) und der Deutsche HolzfertigbauVerband (DHV) sind aber offenbar interessiert, ihre Mitglieder beim Einstieg in die Social Media zu unterstützen. mikado: Herr Windscheif, welche Bedeutung hat heute das Internet für Holzbaubetriebe? Christoph Windscheif: Das Internet hat für jedes Unternehmen die gleiche Bedeutung wie ein gutes Werkzeug: Je besser man es beherrscht, desto mehr Wettbewerbsvorteile lassen sich erzielen. Die Holzbaubranche muss erkennen, wie nachhal- Welche Vorteile bieten denn Social Media? Social Media lassen ein direktes Kundenfeedback zu, das in die Verbesserung von Produkten oder Dienstleistungen einfließen kann. Im Idealfall schart sich um ein Unternehmen eine Community zufriedener Kunden, die als Multiplikatoren die Produktvorteile nach außen tragen – kosten- tun das auch. Dadurch werden die Verbraucher anspruchsvoller. Sie sind sehr gut vorinformiert und lassen sich nicht mehr mit Werbesprüchen abspeisen. Welche Bedeutung haben Social Media für Holzbaubetriebe? Die Holzbaubranche nutzt ihre Chancen im Social Web bisher kaum. Schaut man sich bei Face- „Je persönlicher der Kontakt zum Kunden verläuft, desto besser für das Geschäft. Und die Social Media helfen dabei.“ tig das Netz die Kommunikation verändert hat: Es ist Informationsquelle und Marketinginstrument zugleich. Kunden können immer mehr Informationen immer schneller austauschen und book und Twitter um, findet man selbst unter den größeren Unternehmen kaum ein professionelles Profil. Hier und da wird experimentiert, indem z. B. ein vereinzeltes Video bei Youtube los und wirkungsvoller als jede Werbekampagne. Voraussetzung dafür ist jedoch, auf die Kunden einzugehen und einen echten Dialog mit ihnen zu führen. Dabei haben kleine, inhabergeführte Betriebe einen Vorsprung, denn ihre Stärke war ja schon immer der direkte Kontakt. Da Bauvorhaben ziemlich erklärungsbedürftig sind, gilt: Je persönlicher der Kontakt zum Kunden verläuft, desto besser für das Geschäft. Und die Social Media helfen dabei. Das deckt sich ja mit der uralten Strategie der Mund-zu-MundPropaganda. Ja, Bauinteressenten folgen bei einer Kaufentscheidung am ehesten den Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Sie fragen sie gezielt um Rat. Und genau das verlagert sich zunehmend in die sozialen Netzwerke, denn dort pflegen viele Menschen heute einen Großteil ihres Bekanntenkreises. Das Spannende ist dabei, dass jeder Nutzer durch Fachkompetenz und rege Teilnahme selbst ein solcher Meinungsführer werden kann. Auch Kleinstbetriebe können sich eine starke Reputation im Netz aufbauen. Es macht einen enorm positiven Eindruck, wenn der Chef auf eine TU München Parametrisches Entwerfen ngewöhnliche „Stadtmöbel“ entwickelten Studenten und Assistenten der TU München. Die von Prof. Hermann Kaufmann betreute Entwurfsklasse experimentierte mit entwurfsunterstützender, mit Parametern arbeitender CAD-Software, um neue Holz-Formen zu finden und Fertigungsprozesse zu optimieren. Die drei besten Entwürfe werden mithilfe von Sponsoren verwirklicht. Ein erstes Objekt – eine Skulptur von Margarete Woszczyk, Markus Wolfertshofer, Andreas Mayer und Jürgen Weiss – entstand in nur zwei Tagen für die Architekturwoche 2010 und war in Augsburg zu sehen. Es wurde konsequent dreidimensional entwickelt und wäre mit klassischen Grundrissen und Schnitwww.holz-tum.de ten weder möglich noch darstellbar. 8 mikado 11.2010 TU München U www.strcom.de kurz & bündig Fachfrage oder Kritik an seinen Produkten in einem Internetforum persönlich antwortet. Welche Chancen bietet der iPad für Holzbaubetriebe? Der iPad fasziniert zunächst einmal durch seine handliche Größe und eine verblüffende Funktionsvielfalt – gerade auch für Anwendungen, die bisher nur am PC oder Laptop möglich waren. In der professionellen Nutzung ist der iPad vor allem für das Marketing interessant. So werden z. B. beeindruckende Präsentationen von Plänen und von Visualisierung bei Kunden möglich. Momentan ist der iPad zwar noch stark auf Unterhaltung und Medienkonsum zugeschnitten, doch sicher gibt es bald auch mehr Business-Apps für Unternehmen, die einen echten Mehrwert gegenüber Laptop oder Blackberry bringen. Wie schätzen Sie die Akzeptanz dieses neuen Geräts ein? Sehr hoch. Gerade in der einfachen Bedienung liegt meiner ▴▴Christoph Windscheif sieht die Social Media als Chance für Kleinbetriebe Ansicht nach ein noch weithin unterschätzter Nutzen. Berührungsängste mit neuen Technologien, die gerade in Kleinbetrieben noch häufig vorzufinden sind, verschwinden dadurch. Erfahrungsberichte zeigen, dass auch solche Mitarbeiter, die ansonsten den Umgang mit Computern und modernen Medien eher meiden, sich schnell für das iPad begeistern und es dann gerne und regelmäßig nutzen. Herr Windscheif, herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Web 2.0 Zehn Tipps für Einsteiger Z ehn Tipps für den erfolgreichen Einstig ins Social Media Marketing hat der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) veröffentlicht. Die Broschüre wendet sich an Unternehmen, die bisher noch keine Kampagnen im Web 2.0 umgesetzt haben oder ihre ersten Aktivitäten überprüfen möchten. Die Themen reichen von der Planungsphase und Zielgruppenanalyse über Kampagnenformate bis zur Erfolgsmessung und Auswertung. Erhältlich ist der Leitfaden „Messbarer Erfolg im Social Media Marketing – 10 Tipps für den Einstieg“ kostenlos auf der Website www.bvdw.org → Medienbibliothek des Verbands. www.mikado-online.de 9% 99,99 Bis zu ktion Redu etischer n omag elektr rahlung! St Mit Climafit Protekto lebt sich’s entspannter. Künstlich erzeugte Strahlung ist schon heute allgegenwärtig und wird noch weiter zunehmen. Rigips bietet hier wirksamen Schutz durch die effektive Reduzierung elektromagnetischer Strahlung. 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Unter jedem der 27 abgewetzten Schalensitze befindet sich eine Bier-Zapfanlage und eine Modelleisenbahn transportiert Currywurst in Pappbechern. Bauherren sind die Medienagenturen „Nordpol+“ und „Interpol+-“, die zuvor 15 Jahre lang Stammgäste auf der kürzlich abgerissenen Holztribüne der Gegengeraden waren. www.fcstpauli.de ı www.nordpol.com Ulmer/Björn Hake er erste Baumkronenweg Hessens – „Tree Top Walk“ genannt – eröffnete im Sommer 2010 in einem Wald der Ferienregion Edersee. Bis in 30 m Höhe ragen die Stützen mit ihren 7 m hohen tulpenartigen Brettschichtholz-Konstruktionen, die die filigranen Stege tragen. Der sog. „Eichhörnchen-Pfad“ beginnt auf Bodenhöhe und führt die Besucher mit maximal acht Prozent Gefälle zwischen den Bäumen langsam nach oben in die Baumkronen hinein und schließlich sogar hinaus auf eine große Aussichtsterrasse mit 360°-Panoramablick. Rund 1,5 Mio. Euro steckte ein privater Investor in das Projekt, das auch einen von Pädagogen konzipierten Waldlehrpfad für Kinder www.treetopwalk.de beinhaltet. ▴▴Am Millerntor steht ein radikaler Gegenentwurf zu den schicken Stahl-Glas-Logen der modernen Hightech-Arenen anderer Fußballclubs Fernsehserie Traumhäuser sind öko S eit Mitte Oktober 2010 läuft im Bayerischen Fernsehen die dritte Staffel der „Traumhäuser“. Die zehn Dokumentarfilme zeigen die Entstehung von recht unterschiedlichen und individuellen Einfamilienhäusern mit allen Freuden und Problemen – kein Kitsch, auch wenn der Titel das vermuten lässt. Den vorgestellten Projekten gemeinsam ist eine ökologische und energieeffiziente Bauweise. Zu sehen sind die Filme jeweils sonntags von 15:00 bis 15:30 Uhr. Die Deutsche Verlagsanstalt gab das Begleitbuch „Traumhäuser3 – Bauherren verwirklichen ihr perfektes Energiewww.br-online.de/traumhaeuser sparhaus“ heraus. Kiosk SimpleTec mit Weidenstöcken E in ungewöhnlich konstruierter Kiosk ergänzt den Volkspark Potsdam – das Gelände der Bundesgartenschau 2001: Das Tragwerk besteht aus Weidenstöcken, die geschält und mit Auspuffschellen an U-Profilen befestigt sind. Die Stöcke sind so miteinander verflochten, dass sie eine steife Wandscheibe bilden. Die Kreuzungspunkte hält ein Edelstahldraht zusammen. Die Neigung, die Dicke und der Verbund der einzelnen Stöcke sind das Ergebnis einer Computersimulation für den statischen Nachweis. Die innere Hülle aus Hohlkammerplatten ist nichttragend, fungiert als wasserabweisende Schicht, „fängt“ den Schatten des Geflechtes ein und gibt der Fassade räumliche Tiefe. Der Entwurf des „Organo-Tragwerks auf SimpleTecBasis“ stammt vom Berliner Büro „partnerundpartner“. 10 mikado 11.2010 www.volkspark-potsdam.de ı www.partnerundpartner.com ;;"9Zh^\c kurz & bündig Dämmstoff Altkleider wärmen gut ie vom Abbé Pierre 1949 gegründete Wohltätigkeitsorganisation Emmaus ist in ganz Frankreich durch ihre Fürsorge für die Armen bekannt. Zu ihren Aktivitäten gehört schon lange das Sammeln und Verwerten von Altkleidern. Die verarbeitet seit einigen Jahren die angegliederte Betriebsgruppe Le Relais zum Dämmstoff „Métisse“. Dem Fasergemisch, das zu 70 Prozent aus Baumwolle besteht, werden 15 Prozent schmelzbare Polyesterfasern beigemischt, die ihm beim Aufbereiten und Walken unter Hitze Halt geben. Das Produkt erreicht einen Dämmwert von 039 und erhielt in Frankreich 2008 die bauaufsichtliche Zulassung. ▴▴Der Dämmstoff „Métisse“ besteht aus recycelten Altkleidern www.isolantmetisse.com Frage des Monats Das Online-Kontaktnetzwerk „Facebook“ erobert die Welt. Aber soll es auch als berufliches Informationsmedium dienen? A)Ja, denn dafür ist es hervorragend geeignet 00 B)Nein, es sollte auf Privates beschränkt bleiben C)Keine Ahnung, denn ich nutze es sowieso nicht 90 Stimmen Sie ab im Internet: www.mikado-online.de 80 -4°/0° 980 9^ZhVjWZgZAhjc\\Z\Zc 3°/9° ]d]ZL^cY\ZhX]l^cY^\`Z^iZc/ ;DH"Hijgbh^X]Zgjc\ 1000 T 960 5° Stefan Günther Le Relais D 1° 990 Dg`VcVgi^\ZHigbZidWZcb^iWZg&'%`b$] WZgAVcYjcYg^X]iZcHX]~YZcVc!Y^Z^cY^Z B^aa^dcZc\Z]Zc#;DHVah:jgdeVh[]gZcYZg HeZo^Va^hi[gHijgbh^X]Zgjc\Vj[YZb9VX] gZYjo^ZgiY^Z<Z[V]gVj[Z^cB^c^bjb#;DH Hijgb"jcY;^ghi`aVbbZgc\a~coZc^cIZhiYjgX]" \~c\ZccVX]9>C:C&))(,b^iGZX]ZclZgiZc Y^ZWZgj]^\ZcYZGZhZgkZcVj[lZ^hZc#Ahjc\Zc [ghX]l^Zg^\hiZEgdWaZbZ!aZ^X]iZ=VcY]VWjc\ jcYhX]cZaahiZA^Z[ZgoZ^ibVX]Zc;DHojboj" kZga~hh^\ZcEVgicZgYZgEgd[^h#>c[dgb^ZgZcH^Z 0°/3° h^X]WZ^>]gZb;VX]]~cYaZgWZgYVh;DHH^X]Zg" ]Z^ihegd\gVbb!YVb^iVj[YZb9VX]VaaZhVc hZ^cZbEaVioWaZ^Wi# ;g DWZghiZ H^X]Zg]Z^i ▴▴Die Tragstruktur des Kiosks besteht aus gekreuzten Weidenstöcken www.mikado-online.de 11 ;g#DhhZcWZg\"HX]jaZ H]cZ=VjeihigVZ'Ä+9"*-,+'6aiZcV IZa# ).'(*'".,-,"%;Vm ).'(*'".,-,".%^c[d5[dh#YZlll#[dh#YZ kurz & bündig Baulückenbörse Grundstückssuche leicht gemacht Rainer Retzlaff/Architekten.3P G ▴▴Der Neubau öffnet sich mit großen Glasflächen zur Durchgangsstraße, wobei auf der Westseite Holzlamellen für Sonnenschutz sorgen Thomas-Wechs-Preis Fensterbauer gewinnt mit Holzbau D er Erweiterungsbau des Oberstaufener Unternehmens „Fensterbau Feuerstein“ gewann den „Thomas-Wechs-Preis 2010“ – eine Auszeichnung, die alle zwei Jahre an die besten Bauwerke Schwabens vergeben wird. Die Fassade ist in Anlehnung an die regionale Bautradition mit Weißtannenschindeln bekleidet. Ansonsten ist die Gestaltung sehr modern. Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Der markante Holzkubus steht für eine innovative Haltung des Handwerks. Klare Grundrisse, klare Baukörper sowie klug durchdachte Details sind bei Gewerbebauten kaum zu finden, umso mehr ist diese Erweiterung ein Vorbild.“ Der Entwurf stammt vom Stuttgarter Büro „Architekten.3P Feuerstein Rüdenauer & Partner“. www.architekten3p.de ı www.fenster-feuerstein.de ▴▴Die Galerieebene im Innenraum ist zur Werkhalle hin vollständig verglast und ermöglicht Sichtkontakt zwischen Planung und Produktion 12 mikado 11.2010 erade für innerstädtische Grundstücke ist die Holzbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad ideal. Doch das Finden geeigneter Grundstücke ist sehr mühsam und bisher oft dem Zufall überlassen. Deshalb gibt es nun die erste internetbasierte „Baulückenbörse“. Das Anfang 2010 gestartete Pilotprojekt wurde vom Freiburger Öko-Institut initiiert. Es vermittelt bebaubare Restflächen in Städten und Gemeinden der Region Freiburg. Ziel ist, solche Grundstücke besser zu reaktivieren, damit die Innenstädte attraktiver zu machen und die Zersiedlung der Landschaft zu bremsen. www.baulueckenboerse.de Klimaschutzkampagne Energie-Check motiviert E ine Befragung zeigte: Hauseigentümer, die den kostenfreien Energie-Check von „Haus sanieren – profitieren“ der Klimaschutzkampagne der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), nutzten, investieren zweimal so viel in die energetische Gebäudesanierung wie diejenigen, die den Service nicht in Anspruch nahmen. Im Schnitt haben die Hauseigentümer nach dem Energie-Check rund 20 000 Euro in die energetische Sanierung ihrer Gebäude investiert. Die Kampagne wird gemeinsam mit dem Deutschen Handwerk durchgeführt. Mehr als 230 Handwerkskammern, Kreishandwerkerschaften und Fachverbände bieten Seminare für ihre Betriebe an. 11 000 Handwerker nahmen bisher daran teil. www.sanieren-profitieren.de Eine starke Klammer auf Erfolgskurs Kleine Klammer, große Wirkung: Einige Jahre ist es nun schon her, seit mit der Erfindung einer systemeigenen, integrierten Klammer namens „SturmFIX“ das Thema sturmsichere Dachziegel von uns neu definiert wurde. 2007 brachten wir mit dem Großflächenziegel Alegra 8 unseren ersten Tondachziegel mit SturmFIX heraus. Diesem Modell sollten viele weitere folgen. Mit dem mittlerweile 15. Modell werden wir 2011 unser nächstes Etappenziel erreichen. Es kann also sturmfest gestaltet und geplant werden. Mit unterschiedlichen Falzziegelarten in einer großen Vielfalt an Farben und Oberflächen. Und für alle gilt: Maximale Sturmsicherheit: Tests dokumentieren unschlagbare Werte. Einfache Montage: SturmFIX einsetzen, schrauben, einrasten, fertig. Q Hohe Zeit- und Kostenersparnis: eine Klammer für alle Modelle. Q Q f der Besuchen Sie uns au and 101 St , A3 lle Ha : BAU 2011 Wienerberger GmbH Oldenburger Allee 26 · 30659 Hannover Telefon (05 11) 61070-0 · www.koramic.de Günther Hartmann Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren ▴▴Das historische Bauernhaus liegt mitten im oberbayerischen Eurasburg Bauernhaus Steiniger Weg mit Überraschungen Bis vor zehn Jahren lebte im „Elbacher Gütel“, einem 450 Jahre alten Bauernhaus, noch eine alte Bäuerin. Nun beherbergt das historische Gebäude ein schickes Restaurant. Dazwischen liegt eine lange Phase der Umplanung und des Umbaus. 14 mikado 11.2010 Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren M anche Wege sind steiniger als andere. Um das alte Bauernhaus ihrer Mutter in ein Restaurant mit Fremdenzimmern zu verwandeln, musste die Besitzerin viele Hürden überwinden, die das Projekt immer wieder verzögerten. Der erste Architekt, der sich der Planung annahm, erfüllte zwar die Anforderungen des Denkmalschutzes in Perfektion, doch seine Entwurfsidee entsprach nicht den Vorstellungen, die die Besitzerin zur Gestaltung ihrer künftigen Gaststube hatte. Und der erste Denkmalpfleger, der mit dem Gebäude betraut war, brachte die hygienischen Anforderungen einer Restaurantküche nicht mit seinen Vorstellungen des Denkmalschutzes in Einklang. Auch das Gebäude selbst verhielt sich bei den Umbaumaßnahmen manchmal anders als erwartet: Marode Balken, eingestürzte Bauteile und vieles mehr sorgten für einige Überraschungen. konstruierten Tenne, lagerte das Heu. Nur ein paar Meter weiter stand ein Klohäuschen. Die Besitzerin selbst lebte in den an Stall und Tenne angrenzenden Wohnräumen. Unten – im massiven Bauteil – befanden sich die Küche und der Wohnraum, im Obergeschoss, einem 450 Jahre alten Blockhausbauteil, die Schlafräume. Der Holzbau war kunstvoll gearbeitet und gut erhalten. Er hatte einst an anderer Stelle gestanden und war vor 300 Jahren wohl auf den neuen Unterbau umgesetzt worden. Vom Stall zur Küche – ein Weg mit Stolperfallen 450 Jahre Baugeschichte Günther Hartmann Das alles wusste Architekt Thomas Pscherer allerdings noch nicht, als Monika Hofmann auf Empfehlung gemeinsamer Bekannter mit ihrer Projektidee auf ihn zukam. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir die gleiche Sprache sprechen“, erinnert er sich an die ersten Treffen. Er, der sowohl Erfahrungen mit unter Denkmalschutz stehenden Bauten als auch mit gastronomischen Einrichtungen hatte, übernahm nun als zweiter Planer die Aufgabe, das Projekt nach den Vorstellungen der Auftraggeberin zusammen mit dem Denkmalamt Detail für Detail umzugestalten. Zunächst zusammen mit einer Innenarchitektin, später alleine, da die wegen einer Fortbildung keine Zeit mehr hatte. Bis vor zehn Jahren hatte die Mutter von Monika Hofmann das Anwesen noch so bewirtschaftet, wie es ursprünglich konzipiert war: Drei, vier Kühe standen im Stall, der im mindestens 150 Jahre alten massiven Erdgeschoss des Gebäudes integriert war. Daneben gackerten die Hühner, darüber, in der als Holzbau ▾▾Das untere Geschoss ist massiv, das obere aus Holz. Die Gäste betreten das Restaurant durch einen neu angebauten Erker Der Sockelbau jedoch, in dem sich der Stall befunden hatte, war mit Salpeter und Ammoniak durchsetzt. Die Wände erinnerten auf den ersten Blick an einen riesigen blauen Schwamm. Es stank. Niemand konnte sich vorstellen, hier die hohen hygienischen Anforderungen einer modernen Gastronomieküche unterzubringen, die das vorgesehene Restaurant einmal bedienen sollten. Das Denkmalamt hatte diese Nutzung selbst vorgeschlagen, weil es das historische Anwesen respektive den Blockholzbau als unbedingt erhaltenswert ansah. Doch erst nach langen Diskussionen durften die massiven Mauern in Zwei-Meter-Stücken abgetragen und durch einen Neubau ersetzt werden. Dabei mussten die historischen Fenster an Ort und Stelle wieder eingesetzt werden. Die Gaststube des Restaurants sollte laut der Planung in der Tenne Platz finden. „Und die war zum Glück sehr gut erhalten“, freut sich Pscherer. Brett für Brett wurde die Konstruktion daher zunächst nummeriert, abgebaut, ausgelagert, gereinigt, eventuell ausgebessert und wieder eingebaut. Zur Dorfseite musste die originale Ansicht erhalten werden. Zur privaten Hofseite durfte großflächig verglast werden. „Hier werden wir noch die alten Bretter in Form von Schiebeläden montieren, sodass sie das Gebäude im geschlossenen Zustand aussehen lassen wie die Scheune zuvor“, erzählt der Architekt. Die ehemalige Wohnstube mit der Küche ließ die Bauherrin im Zuge des Umbaus in Fremdenzimmer umbauen. Das Dachgeschoss des Wohntrakts wurde ebenfalls ausgebaut und dient nun dem Sohn der Besitzerin als Wohnung. www.mikado-online.de 15 Thomas Pscherer Thomas Pscherer Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren ◂◂In der ehemaligen Tenne befindet sich nun der Gastraum des neuen Restaurants Obergeschoss Bad/ Ankleide Gastwohnung Bar Vorraum Gastraum Flur Lounge Betriebsleiter­ wohnung Erdgeschoss Weinprobe WC Flur Küche WC WC Flur Lager 16 Büro mikado 11.2010 Gastwohnung ▴▴Alte Holzbalken und viel Tageslicht durch raumhohe Verglasungen geben ihm eine besondere Atmosphäre Denkmalschutz erfordert Umplanung „Die historische Blockhauswand darf nicht durch eine neue Tür durchbrochen werden. Punkt.“ So oder ähnlich klang der Satz, den der letztlich für das Gebäude zuständige Denkmalpfleger formulierte – und der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass das Gebäude unterhalb der ehemaligen Tennenzufahrt einen Neubautrakt erhielt. Ursprünglich sollten die für die Gaststube notwendigen Toiletten im Altbau liegen. Der Zugang wäre durch eine Tür in der Blockhauswand erfolgt. Das Verbot dieser Lösung begleitete die Erlaubnis für den Neubautrakt, „den wir wider Erwarten erstaunlich modern gestalten durften“, denkt Pscherer zurück. Entsprechend sind die Westseite und die Südseite des Elbacher Gütels in Holzrahmenbauweise neu erstellt. Auch die Trennwände zu den Fremdenzimmern sind in Form von Holzwänden gestaltet. Das Dach des Anwesens war vor zehn Jahren neu gedeckt worden. Im Zuge der Sanierung dämmte die damit beauftragte Zimmerei Bauer diese Konstruktion mit Holzfaserdämmung zwischen den rund 8 cm hohen Sparren. Zudem montierte sie unterhalb dieser Konstruktion kreuzweise eine zweite Lage mit 8 cm hohen Sparren, Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren Günther Hartmann ◂◂Die krummen und schief sitzenden Balken des Bestands bilden mit den neuen, exakt im Lot eingebauten Fenstern einen spannenden Kontrast deren Zwischenräume sie ebenfalls mit Holzfaserdämmung ausfachte, um so die Wärmedämmschicht auf insgesamt 16 cm zu verdoppeln. An der Konstruktion der Tenne mit ihren hafenartigen Kopfbändern und dem Bundwerk änderte sich durch den Umbau vordergründig nichts. Weil die Außenwände jedoch nur aus Brettern bestanden, stellten die Zimmerer auf der Innenseite des Bauwerks einen gedämmten Holzrahmenbaukörper ein. Auf der Nordseite des Gebäudes entfernten sie die Bretter und ersetzten sie durch eine auf der Innenseite der Konstruktion montierte Verglasung. Pelletsöfen contra Sockelheizung Gleichzeitig wurde verputztes Blockwerk zurückgebaut und restauriert, die Decken und Böden mit Glasschaumgranulat gedämmt sowie Sanitäreinrichtungen in die Fremdenzimmer, die Gaststätte und die Wohnung eingebaut. Der Neubauteil entspricht wegen seiner Holzrahmenbauweise technisch und energetisch den heutigen Standards. Im Altbautrakt gingen die Planer jedoch einen anderen Weg. Sie ließen die in Blockholzbauweise errichteten Innenwände mit Gipskartonplatten verkleiden. Dahinter verläuft eine Wandheizung. Geheizt wird mit einzelnen Pelletsöfen, die in den www.mikado-online.de Zimmern stehen. „Doch die Holzblockbauweise hat sich als energetisch so gut erwiesen, dass es auch im letzten kalten Winter eher zu warm war“, zieht der Architekt Bilanz aus dieser Lösung. Ginge er das Projekt daher nochmals an, würde er lieber auf eine andere Methode setzen: eine Sockelheizung. „Sie funktioniert nach dem Prinzip, dass einmal erwärmte massive Holzwände die Kälte quasi aussperren“, erklärt er. Zu diesem Zweck genüge es, eine Kupferheizleitung im Sockelbereich zu verlegen und damit die Holzblockwände zu erwärmen. Diese Methode lässt sich allerdings rechnerisch nicht erklären und sie entspricht somit auch nicht der EnEV 2009. „Und deshalb haben wir uns einfach nicht getraut, sie umzusetzen“, räumt Pscherer ein, „aber die Erfahrung mit anderen historischen Gebäuden hat gezeigt, dass sie funktioniert.“ Die Sanierung eines Denkmals lasse sich einfach nicht mit einem Neubau vergleichen, schmunzelt er. Überraschungen seien bei solchen Objekten einfach an der Tagesordnung. Und manchmal erweisen sie sich auch als Segen. So hatten die Architekten zwar die Genehmigung erhalten, die Außenwände des Erdgeschosses abzutragen. Doch die auf dem Erdreich verlegten Originalböden mussten sie ausbauen, eine Dämmschicht verlegen und schließlich die gereinigten Bestandsbeläge wieder einbauen. Auch die Holzbalkendecke über dem Erdgeschoss hätte laut den Vorschriften des Denkmalamts eigentlich erhalten werden müssen – ein bautechnisch kaum umzusetzendes Unterfangen. „Als wir die Außenmauer ausgetauscht haben, haben wir jedoch gemerkt, dass die Balken komplett verfault waren – und der Einsturz der Decke quasi vorprogrammiert war. Daher durften wir die Decke zum Glück doch noch austauschen“, berichtet Pscherer. Stück für Stück entstand so aus dem alten, vom Verfall bedrohten Bauernhaus ein historisches Schmuckstück mit modernen Elementen, das dank seiner Umnutzung in ein gehobenes Restaurant nun wieder eine Zukunftsperspektive hat. Manche Wege sind einfach steiniger als andere, doch es lohnt sich trotzdem, sie zu gehen. Christine Ryll, München ▪ Steckbrief Bauprojekt: Sanierung des 450 Jahre alten Bauernhauses „Elbacher Gütel“ mit Umbau zur Gaststätte D-82547 Eurasburg www.elbacher-guetel.de Bauherrin: Monika Hoffmann Bauweise: Holzrahmenbau Bauzeit: Juli 2008 bis Dezember 2009 Nutzfläche: 315 m2 Wohnfläche: 125 m2 Kubatur: 1520 m3 Planung und Bauleitung: Thomas Pscherer Architekt D-80799 München www.pscherer-architekt.de Holzbau: Zimmerei Bauer D-82547 Eurasburg www.zimmerei-bauer.eu 17 Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren Wohngesundheit Wie ist der Holzbau gesund? Holz = Natur = gesund. Die Gleichung gilt für Holz und Holzwerkstoffe leider nicht immer. Vermutete gesundheitliche Risiken verunsichern Kunden und Holzbauunternehmer. Haftet der Zimmerer für Gesundheitsgefahren der Bauprodukte? shi-Istock ◂◂Gesundheit! Unternehmen sollten bereits im Vorfeld mögliche Gesundheitsbeeinträchtigungen ausschließen D ie Verunsicherung und der Informationsbedarf sind groß, wenn es um das Thema Schadstoffe in Innenräumen und den rechtssicheren Umgang damit geht. Denn legt man den Mängelbegriff des BGB zugrunde, so haftet der Holzbauer auch für Gesundheitsgefahren bauaufsichtlich zugelassener Produkte, die er nach anerkanntem Stand der Technik verarbeitet hat. Spätestens mit der EnEV 2009 sind Dämm- und Luftdichtigkeitsstandards die Regel geworden, die der Holzbau schon lange erfüllt und zumeist bequem übertrifft. Die damit einhergehende luftdichte Bauweise sorgt aber auch dafür, dass Schadstoffe in der Innenraumluft – gleich aus welcher Quelle sie stammen – nicht mehr 18 „automatisch“ durch Undichtigkeiten in der Gebäudehülle weggelüftet werden. In Innenräumen ist die Luftqualität deshalb häufig schlechter als im Außenbereich. Regelungslücke schließt sich Für den Außenbereich gilt mit der Technischen Anleitung (TA) Luft eine gesetzliche Regelung mit strikten Grenzwerten, die für Innenräume bis heute fehlt. Doch diese Lücke beginnt sich zu schließen. So hat die Ad-hoc-Kommission Innenraumhygiene beim Umweltbundesamt (IRK) seit drei Jahren Empfehlungswerte zum Beispiel für flüchtige organische Stoffe (VOC) veröffentlicht (siehe Grafik S. 19). VOC, eine Gruppe mikado 11.2010 von mehr als 200 häufig vorkommenden Einzelstoffen, sind in zahlreichen Bauprodukten wie Klebern und Farben, aber auch in Holz und Holzwerkstoffen enthalten. Die einzelnen VOC haben sehr unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen, von gesundheitlich nahezu irrelevant bis hin zu Augenreizungen, Atemwegsbeschwerden und Schleimhautreizungen. Bei empfindlichen Personen kann es zu Unwohlsein oder allergischen Reaktionen kommen. Übliche Konzentrationen aus Holz- und Holzwerkstoffen in hochwertigen Gebäuden haben keine gesundheitlichen Auswirkungen auf den Bewohner und Nutzer. Empfehlungswerte gewinnen an Bedeutung Auch für Formaldehyd gibt es Empfehlungswerte des Umweltbundesamts und der Weltgesundheitsorganisation. Und das Deutsche Institut für Bautechnik macht Emissionswerte für VOC zur Zulassungsgrundlage für Bauprodukte, bislang bei Bodenbelägen. Zugrunde liegt das Bewertungschema des Ausschusses für die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten (AgBB), mit dem gesundheitsbasierte Vorsorgewerte für VOC-Emissionen aus Bauprodukten für den Daueraufenthalt in Innenräumen bereitgestellt werden. Gemeinsam ist allen genannten Werten, dass sie keinen verpflichtenden Charakter haben, jedoch wissenschaftlich anerkannt sind. Nichtsdestotrotz haben die Werte für die Baubranche insgesamt eine wachsende Bedeutung. Fermacell Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren Intensiv wird die Emission von VOC aus Holzprodukten diskutiert, vor allem die Stoffgruppe der Terpene, die zum Beispiel für den typischen Geruch verantwortlich sind. Wenn durch die insgesamt in einem Haus vorhandenen Baustoffe Schadstoffwerte erreicht werden, die über die vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzen hinausgehen, kann dies rechtlich problematisch sein. Macht die VOC-Diskussion deshalb dem Holzbau den Garaus? Nein! Denn es gilt Unterschiede zu machen. Nicht jedes Holz emittiert gleich viel VOC. Das Emissionsverhalten hängt vor allem vom Harzanteil ab. Laubhölzer und Fichte/Tanne haben in der Regel niedrige VOC-Werte. Die großflächige Verarbeitung von Kiefernholz, zum Beispiel bei einem Dielenboden, kann jedoch in der Summe aller Emissionen zu einer Überschreitung der genannten Empfehlungswerte des UBA führen. Sollte der Auftraggeber jedoch genau den typischen Holzgeruch (z.B. Zirbenholz) wünschen, steht der Verwendung nichts im Wege. Besondere Aufmerksamkeit erfordern industriell veränderte Produkte mit Nadelholz als Ursprungsmaterial. Das trifft vor allem auf OSB-Platten zu, die im Produktionsprozess starken thermischen und physikalischen Belastungen ausgesetzt sind. Hierbei entstehen Emissionen (z. B. Aldehyde), die im natürlichen Holz kaum vorkommen. Da die OSB-Platte als ökologische Alternative zur Spanplatte gestartet ist und inzwischen im Holzbau sehr häufig eingesetzt wird, stellen die Erkenntnisse www.mikado-online.de der Wissenschaftler eine Herausforderung für die Holzbaubranche dar. Die Emissionen können von Platte zu Platte sehr unterschiedlich sein, da der Gehalt an Harzen von Baum zu Baum schwankt. Auch die unterschiedliche Verarbeitung der Späne zu Platten bedingt unterschiedliche Emissionswerte. Je nach Pressdauer und -temperatur sind sie Schwankungen unterworfen. Das Problem: OSB-Hersteller können oder wollen nicht sagen, wie hoch die VOC-Emissionen ihrer Produkte sind. Es existiert kein OSBProdukt, das ein Zertifikat einer ernstzunehmenden, unabhängigen Prüfinstitution (z. B. das natureplusQualitätszeichen oder das Zertifikat des Kölner eco-Instituts) trägt. Was nicht heißt, dass es keine OSBPlatten gibt, die hohe Anforderungen an das Emissionsverhalten erfüllen. Dies wurde durch Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) vom März 2010 bestätigt: Zwei der sechs geprüften OSBPlatten haben die Werte des AgBB eingehalten. Solche Produkte sowie andere emissionsarme Holzwerkstoffe sind bei ausgewählten Herstellern und Händlern erhältlich. Doch statt dass die Hersteller ihre emissionsarmen OSB-Produkte kenntlich machen, wird versucht, die OSB-Platte mit einer wissenschaftlichen Studie aus der Schusslinie zu bringen. So wurde vom Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universitätsklinik Freiburg und dem Fraunhofer Institut WKI in Braunschweig eine Studie erstellt, die Aussagen zum Gefährdungspotenzial durch holzeigene VOC für den ▸▸Die Empfehlung des Umweltbundesamtes für den Gehalt der Gesamtsumme an flüchtigen organischen Stoffen (TVOC) in der Raumluft: Spätestens vor Gericht werden Unternehmen damit konfrontiert Sentinel-Haus-Institut Gutes Holz, schlechtes Holz ▴▴Die Verkleidung von OSBPlatten mit keratinbeschichteten Gipsfaserplatten kann ein eventuell vorhandenes Emissionsrisiko dauerhaft beschränken 19 ▴▴Bei dem wohngesunden Mehrfamilienhaus „Vogelnest“ bestanden die verwendeten OSB-Platten eine vom Sentinel-HausInstitut veranlasste Einzelprüfung eines anerkannten Labors Holzbau ist gesünder denn je Der Holzbau ist tatsächlich gesünder denn je, wenn seine Akteure sich offen mit dem Thema Wohngesundheit Sachliche Diskussion gefragt Nicht zuletzt: Wohngesundheit (Innenraumhygiene) ist kein spezielles Problem des Holzbaus. Die stärksten Emissionen in der Innenraumluft entstehen durch Oberflächenbehandlungen, Dichtungsmassen, Bodenbeläge und Bauhilfsmittel. Und hier kommen im Holzbau und im Massivbau meist die gleichen Materialien zum Einsatz. Der Holzbau braucht eine sachliche, ehrliche und offen geführte Diskussion der unterschiedlichen Interessensvertreter. Von Nachteil ist fehlende Transparenz, während der Unternehmer täglich aufs Neue Reklamationsrisiken auf sich nimmt. ▪ Mangel oder nicht? Eine detaillierte Aufstellung darüber steht im Downloadpaket zur Ausgabe unter www.mikado-online.de. Autor Peter Bachmann, gelernter Umwelttechniker und Marketingkaufmann, befasst sich seit 1991 mit dem wohngesunden und ökologischen Bauen. Unter anderem war er Marketingleiter der 81Fünf AG. Er war Initiator und Forschungsprojektleiter eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanzierten Forschungsprojekts zu wohngesunden Holzbaukonzepten, aus dem heraus das Sentinel-HausKonzept entstanden ist. Er ist Mitgründer des Sentinel-Haus-Instituts in Freiburg im Breisgau, das er als geschäftsführender Gesellschafter leitet. www.sentinel-haus.eu So teuer kann Haftung werden Für ein Holzbauunternehmen hat der Reklamationsfall Konsequenzen: Kommt es in einem Gebäude zu hohen VOC-Werten in der Innenraumluft, haftet es als Erbringer der Bauleistung. Die möglichen Risiken 20 zeigen sich an vielen aktuellen Schadensfällen, die durch die Verwendung stark emittierender Oberflächenbehandlungen, Bodenbeläge, Holzwerkstoffe und Dichtmassen entstehen. Spätestens vor Gericht kommen die oben genannten Empfehlungswerte, vorrangig die des Umweltbundesamtes, also wieder ins Spiel, da sich die Gutachter dankbar auf Empfehlungen staatlicher Institutionen berufen. Das Problem hat in der Regel das (Holz-)Bauunternehmen, denn Ansprüche an den Hersteller oder den Lieferanten stark emittierender Produkte wird es kaum durchsetzen können. befassen, zertifizierte Materialalternativen prüfen (z. B. Gipsfaserplatten mit Prüfzeichen des eco-Instituts Köln) oder sich durch Einzelprüfungen über das Emissionsverhalten vergewissern. Dabei kommt es auch aufs Detail an: Ein „formaldehydfrei verleimtes“ Produkt ist nicht „formaldehydfrei“, sondern eben nur entsprechend verleimt. Werden diese Themen offen angegangen, muss sich der Holzbau um das Ergebnis der Gleichung Holz = Natur = Gesund keine Sorgen machen, wie zahlreiche in Deutschland, der Schweiz und Österreich realisierte und durch unabhängige Institutionen geprüfte Objekte (siehe auch mikado 8.2010) zeigen. mikado 11.2010 www.atelier-blickfang.de Menschen trifft. Dazu wurden fitte, junge Studierende für kurze Zeit hohen Konzentrationen von VOC aus Nadelholz und OSB-Platten ausgesetzt sowie im Labor menschliche Lungenzellen damit konfrontiert. Zur Aussagekraft der Studie sagt Dr. Jutta Witten, Vorsitzende des Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten: „Die kurzzeitigen Expositionskammerversuche mit freiwilligen gesunden und erwachsenen Probanden sind zur Verbesserung der wissenschaftlichen Datenlage zu begrüßen. Allerdings sind bis heute die detaillierten Studienergebnisse nicht publiziert. Die vorliegenden Daten und ihre Interpretation hinsichtlich der Bewertung des entstehenden gesundheitlichen Risikos berücksichtigen aber weder, dass Menschen sehr lange solchen Emissionen ausgesetzt sein können, noch dass es Menschen gibt, die von sich aus gesundheitliche Beeinträchtigungen mitbringen, etwa Kinder, Allergiker und Ältere. Um jedoch die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung einschließlich dieser Risikogruppen adäquat zu schützen, ist im AgBB-Schema diese Anforderung bei der Bewertung von Einzelstoffen wesentlicher Bestandteil der staatlichen Regeln zur Hygiene in Innenräumen allgemein und Bauprodukten im Besonderen. Wichtig ist auch, dass es darüber hinaus Empfehlungen für die Begrenzung der Gesamtkonzentration an VOC in Innenräumen gibt.“ Der Betrachter der Expertendiskussion wird dabei das Gefühl nicht los, dass der Baustoff Holz von manchen Interessenvertretern in eine Art Sippenhaft genommen wird. Es kann nicht sein, dass Inhaltsstoffe, die durch eine industrielle synthetische Veränderung entstehen, dem Baustoff Holz im Allgemeinen angelastet werden. Sentinel-Haus-Institut Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren ELUX Weil die was für den ModernisierungsMarkt tun. Große nEndkunde e Kampagn in T V un d Internet Mit den aktuellen reichweitenstarken Kampagnen in TV und Internet erreicht VELUX weit über 22 Millionen Endverbraucher und fördert aktiv Ideen für Dachfenster-Modernisierungen. Das sorgt für zusätzliche Nachfrage und mehr Kunden für Sie. Schöne Aussichten für Ihr Geschäft Maik Winterhoff, 38, Dachdeckermeister Dipl-Ing. (FH) F. Stelter Bedachungen Müden/Örtze Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren Passivhaus Bewohner heizen auf Bei der energetischen und architektonischen Komplettsanierung einer Doppelhaushälfte stand die optimale Dämmung der Gebäudehülle mit ökologischen Materialien im Mittelpunkt. Das Gebäude kommt nun sogar ohne ein herkömmliches Heizsystem aus. 22 mikado 11.2010 Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren D ie grundsätzlichen Ziele – eine optimale Dämmung mit ökologischen Baumaterialien und der Verzicht auf ein herkömmliches Heizsystem – standen für die Bauherrenfamilie Möllering/Schintze fest. Selbst die technischen und architektonischen Details reiften schon lang in den Köpfen. Kein Wunder, sind die Bauherren doch gleichzeitig Architekten, Ingenieure und Energieberater. Trotzdem dauerte es einige Jahre, bis sie schließlich im Februar 2007 das passende Objekt gefunden hatten. Nach eingehender Prüfung erwies sich eine Doppelhaushälfte – Baujahr 1938 – als sanierungsfähig. Der ursprüngliche Zustand und die Einfachheit der Bauweise boten nahezu optimale Voraussetzungen für eine energetische Grundsanierung. ▸▸Um rund 90 % senkten die Bauherren den Energiebedarf ihres Gebäudes Dach ertüchtigen Im Sommer 2008 begannen die ersten Voruntersuchungen und Abrissarbeiten an der Fassade und im Inneren des Gebäudes. Dabei stellte sich heraus, dass die Holzbalkendecken und der gesamte Dachstuhl in einem guten Zustand waren. Also entschloss sich das Ehepaar, den Dachstuhl in seiner ursprünglichen Form zu erhalten und die ca. 12 cm hohen Sparren mit 24 cm hohen FJI-Trägern statisch zu ertüchtigen. Den oberen Abschluss des Daches bildet ein 60 mm starkes Dämmelement aus Holzweichfaserplatten. Das Element übernimmt gleichzeitig die Funktion der Unterdeckung. Dämmen und Dichten „Jede Energie, die nicht benötigt wird, muss nicht erzeugt werden. Sie schädigt auch nicht die Umwelt und muss letztlich nicht bezahlt werden“, war das oberste Gebot der Bauherren. Sie wollten den Energieverbrauch durch Dämmen und Dichten der Gebäudehülle auf ein Minimum senken. Der verbleibende Restenergiebedarf sollte möglichst effizient und unter Nutzung erneuerbarer Energiequellen bereitgestellt werden. Dafür wollten sie das Passivhaus-Grundprinzip konsequent umsetzen. Im Inneren stellen OSB-Platten in den Dachschrägen und auf den Holzbalken die statische Aussteifung des Gebäudes wieder her, denn im Erdgeschoss und im Obergeschoss mussten einige tragende Wände weichen. Sowohl der alte ungedämmte als auch der neue Sparrenzwischenraum wurden mit Zellulose-Einblasdämmstoff ausgeblasen. Auf den Sparren wurde eine hochdiffusionsoffene Luftdichtbahn verlegt und an allen Anschlüssen und Durchdringungen abgeklebt. Um den Lichteinfall in die Innenräume zu vergrößern und die für die Beheizung notwendigen solaren Gewinne zu steigern, verdreifachten die Bauherren die Fensterfläche. Da der ◂◂Baujahr 1938 und bereit für die Sanierung ▸▸Dreimal mehr Fensterfläche nach der Sanierung bringt Licht und Energie ins Haus www.mikado-online.de 23 Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren ◂◂ Dachflächenfenster mit U-Wert 0,84 W/(m²K) ◂◂Der BlowerDoor-Test ergab einen n50-Wert von 1,0 [1/h] ▸▸Der 30 cm starke Hohlraum erhielt eine Zelluloseeinblasdämmung Zuwachs an Fensterfläche zum großen Teil an der Südfassade erreicht werden sollte, entschieden sie sich bereits in der frühen Planungsphase dafür, den Südgiebel bis zur Decke über dem Erdgeschoss abzutragen und durch einen im Zimmereibetrieb vorgefertigten Holzrahmenbau zu ersetzen. Durch die neue Wandkonstruktion konnte der Dämmstandard der Giebelwand weiter verbessert und ein zusätzlicher Raumgewinn erzielt werden. Auf die bestehenden Außenwände aus Betonhohlblocksteinen wurden vom Zimmermann zunächst in einem festgelegten Rastermaß 6 cm starke Kanthölzer gedübelt. Diese dienten zum einen zum Ausgleich der Unebenheiten in der Fassade und zum anderen zur leichteren Montage der nachfolgend aufgeschraubten 24 cm starken FJI-Träger. Den äußeren Abschluss bildet wiederum ein 60 mm starkes Dämmelement, das gleichzeitig die wasserableitende Schicht einer hinterlüfteten Lärchenschalung darstellt. Der 30 cm starke Hohlraum wurde mit Zellulosedämmstoff ausgeblasen. Dachfläche und Außenwände erreichen nun nach der Sanierung U-Werte von rund 0,11 W/(m²K). Die erdberührten Kelleraußenwände aus ca. 30–40 cm dicken Stampfbetonwänden erhielten eine Abdichtung aus einer zweilagigen, armierten Bitumendickbeschichtung, auf die anschließend eine 18 cm starke, einlagige Perimeterdämmung geklebt wurde (U = 0,21 W/(m²K)). Alle neuen Fenster, Fenstertüren sowie die Dachflächenfenster und die Haustür sind mit einer Dreischeibenverglasung versehen und haben einen Holz-Alu-Rahmen. Die U-Werte liegen bei 0,8 W/(m²K) für die Fenster und Fenstertüren sowie bei 0,84 W/ (m²K) für die Dachflächenfenster. Schwierigkeiten bei der Erstellung der Luftdichtheitsebene bereitete nur der Bereich der Gebäudetrennwand. Mit Nachbesserungen erreichte das Gebäude im zweiten Blower-DoorTest einen n50-Wert von 1,0 [1/h]. Die zur Beheizung noch benötigte Restwärme gewinnt das Gebäude aus ◂◂ Dach und Außenwände sind mit Zellulose und Holzweichfaserplatten gedämmt ▸▸Die einfache Bausubstanz war eine ideale Grundlage für die energetische Sanierung 24 mikado 11.2010 Möllering / Schnitze ◂◂Sonne heizt mit: Die 10 m² Solarthermie-Elemente speisen den 800 Liter großen Pufferspeicher Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren der durch die Fenster eingestrahlten Sonnenenergie, der Wärmeabgabe der Bewohner und der Elektrogeräte im Haushalt. Das zentrale Lüftungssystem tauscht verbrauchte Luft ständig gegen frische aus. Der Wärmetauscher darin nutzt nahezu die gesamte in der Raumluft enthaltene Wärmeenergie dazu, die frische Zuluft vorzuwärmen. An sehr kalten Wintertagen übernimmt ein kleiner Stückholz-Kaminofen die Nachheizung des Luftvolumens. Nachhaltig Sanieren Zahlen, Daten, Fakten All die Umbaumaßnahmen reduzierten den rechnerischen Jahresheizwärmebedarf des Gebäudes von ursprünglich 278 kWh/(m²a) um mehr als 90 %. Unter Berücksichtigung der reduzierten Wärmebrücken wird der rechnerische Jahresheizwärmebedarf bei ca. 20 – 25 kWh/(m²a) liegen. Zur Ermittlung des wirklichen Jahresheizwärmeverbrauchs zeichnen die Hausherren den Stromverbrauch der Lüftungsanlage auf und registrieren den erforderlichen Verbrauch an Stückholz zur Restbeheizung. Der rechnerische Primärenergiebedarf nach EnEV 2007 vor der Sanierung beläuft sich auf ca. 466 kWh/ (m²a). Nach der Sanierung wird er bei ca. 28 kWh/(m²a) liegen. Bezogen auf die Energiebezugsfläche nach Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) wird der prognostizierte Jahresprimärenergiebedarf unter Einbezug des Haushaltsstroms bei unter 100 kWh/ (m²a) liegen. Der exakte Verbrauch ergibt sich auch hier nach der Auswertung zukünftiger Messungen. In letzter Konsequenz bezieht die Baufamilie zukünftig zu 100 % zertifizierten Ökostrom. Damit hat sie ihre Ziele erreicht: Verzicht auf ein herkömmliches Heizsystem, optimale Dämmung mit ökologischen Baumaterialien – und ein behagliches und modernes Eigenheim. Silke Möllering, Michael Schintze, Steppach ▪ Eine ausführliche Bildergalerie zu dieser Sanierung steht online unter www.mikado-online.de → Bildergalerie www.mikado-online.de ▴▴ Problematische Baustoffe wurden entfernt und ersetzt ▴▴Der eingebaute Abfangträger aus Holz im Erdgeschoss bindet rund 105 kg CO2, ein Stahlräger würde ca. 292 kg emittieren Da die Umstrukturierung der Energiewirtschaft wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern wird, sollte die Einsparung von Energie zum obersten Gebot werden. Dazu gehört zum einen der benötigte Energieaufwand zum Betreiben des Gebäudes (Heizen, Beleuchten), zum anderen die „graue Energie“ zur Rohstoffgewinnung, zur Herstellung von Bauprodukten, für Transportvorgänge sowie für den Bauablauf selbst. Alte Bausubstanz zu sanieren und anschließend neu zu nutzen ist grundsätzlich nachhaltig. Auf diese Weise werden existierende Gebäude maximal genutzt, die Abfallmengen begrenzt, es müssen weniger neue Materialien verwendet und somit auch weniger „graue Energie“ neu aufgebracht werden. Die beschriebene Gebäudesanierung ist stark von diesem Nachhaltigkeitsgedanken geprägt. Die Bauherren haben versucht, intakte Bauteile und Baustoffe nach Möglichkeit zu erhalten bzw. an anderer Stelle wiederzuverwenden. Für die Gesundheit der Bewohner problematische Baustoffe wurden vorab entfernt (Asbestfassade, Fehlbodenschüttung). Beim Einbau neuer Baustoffe wurde ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung ökologischer (Holz, Lehm, Holzfasern) bzw. recycelter Baustoffe (Zellulose) gelegt. Besonderen Wert legten die Bewohner auf die verstärkte Verwendung von Holz in seinen verschiedenen stofflichen Formen, denn „Holzbau ist aktiver Klimaschutz“. Der Baustoff Holz vereint mehrere positive Effekte in sich: Neben dem Kohlenstoff-Speichereffekt und dem CO2-Vermeidungseffekt durch den Ersatz für andere Baustoffe spart er durch den Einsatz als Dämmstoff zusätzlich Heizenergie und somit CO2 ein: ▸▸ Durch den Einbau eines Abfangeträgers aus Holz im Erdgeschoss werden abzüglich der „grauen Energie“ für die Gewinnung, Herstellung und Transport ca. 105 kg CO2 als Kohlenstoff gebunden. Bei einem statisch vergleichbaren Stahlträger würde die Bilanz negativ ausfallen. Es käme zu einer Emission von ca. 292 kg CO2. ▸▸ Die Konstruktion zur Dämmung der Außenwände mit Zellulose-Einblasdämmstoff zwischen Stegträgern, oberseitiger Holzfaserdämmplatte und abschließender Lärchenschalung ergibt – unter Berücksichtigung der „grauen Energie“ – eine Bindung von ca. 105 kg CO2 pro m² als Kohlenstoff. Eine energetisch gleichwertige Fassadendämmung mit 30 cm Polystyrol (WLG 032) und mineralischem Außenputz ergäbe eine CO2-Emission von ca. 77 kg/m². ▸▸ Obwohl es sich um ein Gebäude in Massivbauweise handelt, sind bei seiner Sanierung – ohne Berücksichtigung der noch nicht ausgeführten Außenanlagen im jetzigen Zustand – neue Holzbauteile, Holzwerkstoffe, Holzfaserdämmstoffe und Zellulosedämmung im Gesamtgewicht von rund 13 500 kg eingebaut worden. Das stellt – bezogen auf die Rohdichte von Fichtenholz und unter Berücksichtigung der „grauen Energie“ – eine dauerhafte Bindung von Kohlenstoff in Höhe von rd. 18 900 kg dar. Das entspricht ca. 118 000 Pkw-km (bei 160 g CO2 in Form von Kohlenstoff pro km) bzw. ca. 5800 l Heizöl (rund 28 Jahre Beheizung dieses sanierten Gebäudes in Öl-Äquivalent). 25 Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren Lagerhaus Arbeiten in historischem Flair Albwerk Ein Lagerhaus von 1921 startet eine neue Karriere als Bürogebäude. Die Sanierung zeigt, wie sich zeitgemäße Anforderungen an Wohnen und Arbeiten in Verbindung mit moderner Technik behutsam in historische Bausubstanz integrieren lassen. Der schlichte Neubau mit der Aufzugsanlage ist in die vorhandene Vordachkonstruktion integriert 26 mikado 11.2010 as ehemalige Lagerhaus in Geislingen an der Steige (BadenWürttemberg) befand sich weitgehend noch in originalem Zustand. Doch nach über zwei Jahrzehnten Leerstand drohte dem Industriedenkmal allmählich der Verfall. Die Umnutzung zum Bürogebäude ist das Ergebnis eines Ideenwettbewerbes. Trotz moderner technischer Ausstattung und Niedrigenergiehaus-Standard blieb der historische Charme des 1921 errichteten Gebäudes erhalten. Stahlbeton und Fachwerk Unter- und Erdgeschoss sind als Eisenbetonkonstruktion errichtet, verputzt mit Münchner Rauputz. Die drei Obergeschosse sind eine Fachwerkkonstruktion mit gestrichener Holzschindelfassade. Darüber erhebt sich ein Walmdach mit achteckigem Aufsatz. Die originalen Holzsprossenfenster ergänzt raumseitig ein Holzisolierglasfenster mit einem U-Wert von 1,1 W/(m2K) zum Kastenfenster. Für einen größeren Lichteinfall sorgen unterhalb der historischen Fenster mit der Innenwand bündige Isolierglasfenster. Treppenhaus in der Silozelle Die nördliche Gebäudehälfte enthielt ursprünglich sechs Getreidesilos, die über die gesamten drei Stockwerke aus Fichtenbrettern zu einer www.mikado-online.de ▸▸Betonplatten dienen der Luftschallverringerung, Weichfaserplatten der Vermeidung des Trittschalls Brettstapelkonstruktion zusammengenagelt sind. Zu Spitzenzeiten wurden in den Silos bis zu 1000 t Getreide gelagert. Das neue Treppenhaus ist in die nach Osten ausgerichtete Silozelle integriert, die somit in ihrer Gesamtheit vom Trichter im Erdgeschoss über drei Stockwerke bis zum Dach erlebbar bleibt. Die Silowände erhielten Durchbrüche vor den vorhandenen Fenstern sowie für die erforderlichen Durchgänge. Durch die sichtbaren Brettstapelwände bleibt der ursprüngliche Charakter sinnlich erfahrbar. An der Ostseite des Gebäudes schließt direkt an das Treppenhaus ein moderner Neubau mit Aufzugsanlage an, die vom Untergeschoss bis zum 3. OG einen barrierefreien Zugang ermöglicht. Durch einen Glassteg ist der in sich geschlossene, schlichte Baukörper mit dem Haupthaus verbunden. Moderne Anforderungen denkmalgerecht erfüllt Die Bestandsaußenwände der oberen drei Fachwerkgeschosse bauten die Holzbauer zu einer modernen Holzrahmenwand mit Niedrigenergiehaus-Standard um. Nach dem Entfernen der Gefache wurde die Grundriss Auch nach der Umnutzung sind die ehemaligen sechs Getreidesilos erkennbar (rechts). Parallel zu den Außenwänden sind sie U-förmig von einer weiteren Fachwerkkonstruktion umschlossen. Sie verlieh den Silowänden die nötige Stabilität, damit sie nicht unter dem Fülldruck ausbeulten. Der umlaufende Durchgang wird heute für Installations- und Regaleinbauten genutzt M. Stahl / V. Sawall D ▴▴Die Gefache der Außenwand sind für das Einblasen der Zellulosedämmung vorbereitet V. Sawall V. Sawall Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren 27 Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren ◂◂Der neue Besprechungsraum befindet sich in einer der ehemaligen Silozellen. Die Brettstapelwände sind erhalten geblieben Büroräume erfolgt durch Schrankwände, die nach oben und zu den Seiten hin mit einer umlaufenden, festen Verglasung eingepasst sind. Somit bleiben die originalen Holzdecken durchgehend erlebbar. Im nördlichen Gebäudeteil, wo sich die sechs Silozellen befanden, sind neue Zwischendecken eingezogen und mit OSB-Platten beplankt. In der Untersicht sind sie verputzt bzw. mit 5 mm Linoleum als Bodenbelag versehen, um die neu eingezogenen Bauteile von den Originalbauteilen optisch abzuheben. Albwerk Details erzählen Geschichten Konstruktion von innen mit 15 mm OSB-Platten, die als Dampfbremse fungieren, beplankt. Der entstehende Zwischenraum ist vollständig mit Zellulosedämmstoff ausgefüllt. Abschließend sind die Innenseiten der Außenwände mit 9,5 mm Gipsfaserplatten versehen und gestrichen. Um die Anforderungen an den Schall- und Brandschutz zu erfüllen, erhielten die vorhandenen Im Innenbereich bleiben neben der Fachwerkkonstruktion, den bestehenden Holzbalkendecken sowie den Brettstapelwänden zahlreiche funktionale Details aus früherer Nutzung sichtbar. Um das Aufschlitzen der Wände für das Verlegen von Lichtund Stromkabeln zu vermeiden, verschwinden die Kabel hinter Stahlträgern, die zur Stabilisierung der Konstruktion eingebaut wurden, oder in Fußbodenkanälen entlang der Außenwände. Zur Lichtsteuerung dienen auf Funk basierende Taster. Sie Dielenböden einen entsprechenden Bodenaufbau: 40 mm Betonplatten in Sand verlegt, darüber Trittschalldämmung sowie 60 mm Rahmenschenkel mit entsprechend gedämmten Zwischenräumen, abschließend Eichendielen als Bodenbelag. Der originale Bretterboden aus Fichte ist im südlichen Fachwerkteil als Deckenuntersicht erhalten. Die Abtrennung der einzelnen Schnitt Die barrierefreie Erschließung des Gebäudes erfolgt über einen modernen Anbau mit Fahrstuhl. Der Neubau hebt sich optisch bewusst vom Altbau durch die schlichte und klare Gestaltung ab Die Verbindung zwischen Alt- und Neubau ist optisch transparent mit Glas gestaltet. Eine Gleitfuge im direkten Anschlussbereich soll verhindern, dass es zu Rissbildungen oder gar Abrissen kommt M. Stahl / V. Sawall Ansicht Süd 28 mikado 11.2010 Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren Steckbrief Objekt: Moderne Büronutzung in historischem Lagerhaus Bauzeit: Mai 2009 bis September 2010 Gesamte Nutzfläche: 1008 m2 Wärmeversorgung: BHKW mit Luft-Wasser-Wärmepumpe (elektrisch) Technische Ausstattung: Dezentrales Energiemanagement-System Albwerk Berechnungen nach Energie­ einsparverordnung (EnEV) 2007 funktionieren kabel- und batteriefrei. Die zur Übertragung benötigte Energie wird durch Fingerdruck beim Schalten erzeugt. Insgesamt 70 der „intelligenten“ Taster sind in dem ehemaligen Lagerhaus eingebaut. Im ersten Dachgeschoss befindet sich ein Großraumbüro, das zweite Dachgeschoss mit Turmstube wurde zum Besprechungsraum ausgebaut. Die originale Konstruktion blieb erhalten und wurde mit einer Zwischensparrendämmung aus 20 cm Zellulose energetisch verbessert. Im Erdgeschoss entstand ein Veranstaltungs- und Tagungsraum mit ca. 3,80 m Raumhöhe. Silotrichter und die frei im Raum stehenden originalen Betonstützen prägen die Deckengestaltung. Für eine bessere Akustik sorgen Akustikplatten zwischen den Unterzügen. Im nach Norden angrenzenden historischen Fachwerkanbau, der ehemals als Kunstdüngerlager diente, ist eine Schauküche mit moderner Ausstattung eingerichtet, vorgesehen für Kochveranstaltungen und Catering bei Tagungen. Innovativ Heizen und Kühlen Im Untergeschoss, früher als Kartoffel- und Rübenlager genutzt, sind nun Toiletten eingebaut, zudem Lagerräume, der Heizraum und der Technikraum. Die Wärmebereitstellung www.mikado-online.de ▴▴Im südlichen Gebäudeteil ist der originale Bretterboden aus Fichte als Deckenuntersicht erhalten Energiekennwerte / U-Werte (nach der Sanierung): ▸▸ Dach: 0,18 W/(m²·K) für die Grundlast des Gebäudes erfolgt über ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW). Der selbst produzierte Strom wird direkt ins hauseigene Netz eingespeist. Den verbleibenden Wärmebedarf des Gebäudes deckt eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe. Die Umluft-Heiz- und Kühlgeräte sind bereichsweise regelbar. Ansonsten sorgen Kompaktheizkörper mit Einzelraumregelung für eine bedarfsgerechte Temperierung. „Intelligente“ Haustechnik Das Gebäude verfügt im Rahmen eines Pilotprojektes über ein dezentrales Energiemanagement-System. Alle Räume sind mit Sensoren ausgestattet, die das Raumklima regeln und neben der Temperatur auch Helligkeit, Feuchtigkeit, Geräusche und Rauch erfassen. Verwaltet wird das Gebäude von einer Zentraleinheit, dem Herzstück des Systems, das zugriffsgeschützt alle relevanten Verbrauchsdaten sammelt und mobil per iPhone, iPad oder vom PC aus bedient wird. Das Sanierungsbeispiel zeigt, wie sich zeitgemäße Anforderungen an Wohnen und Arbeiten mit moderner Technikausstattung behutsam in historische Bausubstanz integrieren und mit dem besonderen Charme eines Kulturdenkmals in Einklang bringen Anne Fingerling, Kassel ▪ lassen. ▸▸ Außenwand Fachwerk (1. bis 3. OG): 0,16 W/(m²·K) ▸▸ Außenwand EG: 0,32 W/(m²·K) ▸▸ Außenwand UG: 0,32 W/(m²·K) ▸▸ Außenwand Aufzugsturm: 0,26 W/(m²·K) ▸▸ Fenster: 1,1 W/(m²·K) ▸▸ Boden: 0,33 W/(m²·K) Transmissionswärmeverlust ca. 30 % besser als Neubau nach EnEV 2009 Baukosten (Gesamtkosten brutto): knapp 2 Mio. Euro Bauherr: Alb-Elektrizitätswerk GeislingenSteige eG, Geislingen/Steige Planung und Bauleitung: Dipl.-Ing. (FH) Arch. Martina Stahl D-73329 Kuchen in Kooperation mit Dipl.-Ing. Volker Sawall D-73312 Geislingen/Steige Energiemanagement-System: Ingenieurbüro MSR Office D-88239 Wangen im Allgäu www.msr-office.de und Fa. Diehl AKO Stiftung & Co. KG D-88239 Wangen www.diehlako.de Holzbau: Holzbau Stahl D-73329 Kuchen www.holzbau-stahl.com 29 Meinung Konrad Fischer contra Gerrit Horn Wärmedämmung – Segen oder Fluch? ◂◂Konrad Fischer ist Architekt und Sachverständiger mit Schwerpunkt Denkmalpflege. Er greift die heute übliche Wärmedämmpraxis scharf an mikado: Führt die heute übliche energiesparende Bauweise zu den von Bauherren erwarteten Ergebnissen? Konrad Fischer: Der Präsident der baden-württembergischen Architektenkammer berichtet im Septemberheft des Deutschen Architektenblatts von zunehmenden Prozessen gegen Kollegen, weil „sich nach einer energetischen Sanierung die prognostizierte Verbrauchsminderung nicht einstellt“. Auch mir sind genug Fälle bekannt, bei denen nach der Wärmedämmung nicht ein Tropfen Öl eingespart wurde. Dass sich das Dämmen und Fensteraustauschen vernünftig amortisieren, ist mir auch nach der Prüfung vieler Energieberatergutachten, die mir deren Opfer zusandten, noch nicht bekannt. Bei der Heizung ist derartiger Wahnsinn, der sich gerne in ökologisch korrekten Leichtlehmschalen verbirgt, geradezu Standard. Eine strahlungsintensiv ausgelegte Elektrodirektheizung liefert die Wärme verlustfrei an und spart Raum und Wartungskosten. Beim Dachausbau bevorzuge ich speicherfähige Dämmung aus kapillaraktivem Massivholz, das auch mit Feuchtigkeit gut zurechtkommt – bei bestem sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz. Weicht die Realität von der bauphysikalischen Theorie ab? Der mit bauphysikalischen Formeln berechnete Energieverbrauch weicht fast immer stark von der Realität ab. Die gängige Bauphysik täuscht sich auch beim Feuchteproblem der „Dämmfassaden kühlen mangels Speichermasse jede Nacht unter den Taupunkt ab.“ nachweis nach Glaser ist man gegen die Risiken der Praxis schlecht gewappnet. Und das Problem der wenig dauerhaften Klebeabdichtung gegen Raumluftkondensat in beweglichen Leichtbaukonstruktionen ist nicht wirklich lösbar. Welche energiesparenden Maßnahmen sind bei der Bestandsmodernisierung sinnvoll? Hier sehe ich vorwiegend heiztechnisches Verbesserungspotenzial. Offen verlegte Heizrohre verlieren im Gegensatz zur Unterputzlösung nicht riesige Wärmemengen im Wandbaustoff oder in Fußböden. Niemand käme auf die Idee, lichtabstrahlende Neonröhren in die Wände zu legen, bis diese ordentlich schimmern. Sind die im Holzbau üblichen Konstruktionen bauphysikalisch ausgereift? Bestimmt nicht. Gerade beim Tauwasseranfall liegt vieles im Argen. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik hat für die Dämmbaukunst vernichtende Forschungsergebnisse zum tageszeitlichen Verlauf der Oberflächentemperaturen an gedämmten 30 Flächen schon mehrfach publiziert: Dämmfassaden kühlen mangels Speichermasse jede Nacht unter den Taupunkt ab und werden dann heftig betaut. Kapillaraktive Mikrorisse der thermisch empfindlichen Fassadenbeschichtungen saugen Tauwasser ein und im trocknungsblockierenden Dämmstoff reichert es sich dann an. Auch in hermetisch versiegelter oder der Außenluft zugänglicher ausgekühlter Zwischensparrendämmung kommt es zu Tauwasser, das sich in holznahen Bereichen anreichern kann. Nasse Dämmpakete, gespeist auch aus der natürlichen Holztrocknung, finde ich in meiner Beratungspraxis immer wieder. Auch das Sorptionsverhalten der Baustoffe wird bei den gängigen bauphysikalischen Betrachtungen nicht richtig behandelt. Mit dem nur stationären Tauwasser- mikado 11.2010 Dämmkonstruktion. Die modernen Formeln begünstigen Pfusch, der ausführende Betrieb übernimmt das Haftungsrisiko. Algenwachstum auf gedämmten Außenwänden: ein allgemeines Problem oder Einzelfälle? Der Algenbewuchs entsteht zwangsläufig durch die allnächtliche Auskühlung und Taupunktunterschreitung der Dämmhüllen. Die in den Beschichtungsstoffen eingesetzten toxischen Algizide kaschieren das nur kurzzeitig, werden ausgewaschen und verseuchen das Grundwasser. Gegen den Massivbau aus Holz oder Stein sind die Dämmkonstruktionen nur letzte Wahl. Und im Bauunter▪ halt auch viel teurer. Meinung Die übliche Dämmtechnik dämmt gar nicht richtig, lautet eine der Thesen, mit denen der Architekt und Gutachter Konrad Fischer in Verbrauchermedien für Aussehen sorgt. Zimmermeister und Architekt Gerrit Horn ist anderer Meinung. mikado stellte beiden Kontrahenten fünf gleiche Fragen zu diesem Thema. ◂◂Gerrit Horn ist Zimmermeister, Architekt und Experte für energieeffizientes Bauen. Demnächst erscheint sein Buch „Passivhäuser in Holzbauweise“ mikado: Führt die heute übliche energiesparende Bauweise zu den von Bauherren erwarteten Ergebnissen? Gerrit Horn: Ich betrachte Passivhäuser als den eigentlichen Stand energiesparender Bauweise. Und für die haben zahlreiche Messprojekte, Evaluationen und Nutzerbefragungen wissenschaftlich nachgewiesen, dass Bauherrenerwartungen eher übertroffen werden. Kein anderer Energiestandard ist so intensiv erforscht und dokumentiert. Da ich selbst seit 1999 ein Holz-Passivhaus bewohne, kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass ich bei derzeit jährlich 300 Euro Gesamtkosten für Heizung, Warmwasserbereitung und Kochen ein ganzjährig angenehmes Raumklima genießen kann. Sind die im Holzbau üblichen Konstruktionen bauphysikalisch ausgereift? Natürlich. Gerade im Holzbau werden im Rahmen der erforderlichen Güteüberwachung bei vorgefertigten geschlossenen Bauteilen auch die bauphysikalischen Nachweise zu jedem Projekt erbracht. Dabei zeigt sich, dass die meisten Konstruktionen heute www.mikado-online.de diffusionsoffen errichtet werden und die dichte PE-Folie als Dampfsperre kaum noch anzutreffen ist. Mit der luftdichten Ausführung sind die Zimmerer bestens vertraut. Luftdichtheitsmessungen ergeben gute Werte. Also ist nicht zu befürchten, dass es innerhalb der Konstruktion Tauwasserausfall gibt. Und wenn doch, können die Bauteile nach innen und außen trocknen. Das gibt Sicherheit. Als Sachverständiger für das Zimmererhandwerk sind mir bei gut geplanten und ausgeführten Holzhäusern keine Schadensfälle begegnet. Die Konstruktionen funktionieren. Welche energiesparenden Maßnahmen sind bei der Bestandsmodernisierung sinnvoll? Es muss rundherum gut gedämmt werden, möglichst mit die Feuchte puffernden Dämmstoffen wie z. B. Holzweichfaser oder Zellulose. Dabei sind – soweit konstruktiv möglich – Dämmstärken von 24 bis 40 cm anzustreben. Dadurch werden die Temperaturen an der Innenoberfläche fast bei der Raumtemperatur liegen und es besteht keine Gefahr des Tauwas- Weicht die Realität von der bauphysikalischen Theorie ab? Theorie und Praxis passen gut zusammen. Das zeigen die schon zuvor erwähnten umfangreichen Forschungsprojekte auch bei Sanierungen mit Passivhauskomponenten. Messtechnisch wurden Energieverbräuche, Temperaturen, Luftqualität und Feuchteverhalten von Bauteilen über längere Zeiträume bei vielen unterschiedlichen Projekten erfasst. Die Berechnungsergebnisse aus der Theorie bestätigten sich in der Praxis. Ich habe an einem Demonstrationsprojekt in Kaiserslautern mitgewirkt und war erstaunt, wie gut Simulation und Wirklichkeit bei richtig gewählten Berechnungsmodellen zusammenpassen. Das erste und bestuntersuchte Passivhaus ist schon 19 Jahre alt und funktioniert hervorragend. Algenwachstum auf gedämmten Außenwänden: ein allgemeines Problem oder Einzelfälle? Verfärbte Putzfassaden gibt es bei gedämmten und ungedämmten Gebäuden häufig. Meist ist das normale Patina. Richtigen organischen „Es ist nicht zu befürchten, dass es Tauwasseranfall innerhalb der Konstruktion gibt.“ serausfalls. Dazu gehört auch das Dämmen des unteren Gebäudeabschlusses und der Austausch der Fenster durch dreifach verglaste gedämmte Rahmen mit thermisch getrenntem Glas-Randverbund. Bei der Haustechnik sollte eine effiziente Zuund Abluft-Lüftungsanlage mit mindestens 75 % Wärmerückgewinnung vorgesehen werden. Das spart Energie und Kosten und sorgt für stets gute Luft im Haus. Bewuchs findet man nur dort, wo es einen erhöhten Feuchteeintrag von außen gibt, der nicht abtrocknet, weil die Luftumspülung nicht ausreichend ist, z. B. wegen Büschen oder Vorbauten. Eine Bauteilbeheizung von innen durch Verzicht auf Dämmung bringt nichts, sonst würden ja auch unbeheizte Gebäudeteile wie z. B. Garagen oder freistehende Wände unbeheizter Keller ständig veralgen. Ich halte das ▪ für hochstilisierte Einzelfälle. 31 Architekturbüro Paul Schweizer Ingenieurholzbau ▴▴Die neue Werkstättenhalle Werkstatt Mit Rundungen nach Plan Aneinandergereihte BS-Holz-Rahmen machen das Werkstättengebäude des Holztechnikums Kuchl zu einer flexibel nutzbaren Halle. Ihre Rundungen und Neigungen erforderten geometrische Feinarbeit und tragwerksplanerisches Know-how. A m Holztechnikum Kuchl (HTK) werden seit über 65 Jahren Fach- und Führungskräfte für die Holzbranche ausgebildet. Es liegt am Rande des gleichnamigen Orts und ist rund 25 km von Salzburg entfernt. Das als Privatschule geführte Ausbildungszentrum gehört dem gemeinnützigen Verein HTK mit rund 750 Mitgliedern aus Betrieben der österreichischen Holzwirtschaft. Die kontinuierliche Mitsprache der Unternehmer und Wirtschaftstreibenden soll den Praxisbezug der Ausbildung gewährleisten. Mit dem Neubau der Werkstättenhalle ist das HTK nun einen Schritt weiter in Richtung zukunftsorientierter Fachausbildung gegangen. Um eine zeitgemäße Ausbildung auf höchstem Niveau zu gewährleisten, sollten die Abteilungen Sägehalle, Schärferei, Schlosserei, 32 CNC-Holzbearbeitung und die dazugehörenden Schulungsräume in einem neuen Werkstättengebäude optimiert zusammengelegt werden. Den für das Bauvorhaben ausgelobten Wettbewerb gewann der Salzburger Architekt Paul Schweizer mit einem flexiblen Gebäudekonzept: In einem 97 m langen, 20 m breiten und etwa 10 m hohen Holz-Tunnel kommen all diese Abteilungen unter. sich Schulleiter Helmuth Kogler. Damit das so bleibt, sollte das Gebäudekonzept eine möglichst freie und jederzeit variierbare Raumnutzung zulassen, um veränderte Betriebsabläufe, die sich aufgrund technologischer Entwicklungen ergeben, auch zukünftig ohne Weiteres in der Halle abbilden zu können. Die Idee des Holz-Tunnels lieferte alle Möglichkeiten dafür. Flexibles Gebäudekonzept bringt glatte Betriebsabläufe Rahmenkonstruktion mit Neigungen und Rundung „Die Lehrkräfte des HTK legen großen Wert darauf, die Auszubildenden mit den Arbeitsweisen in den Holzbearbeitungsunternehmen vertraut zu machen. Mit dem optimierten Betriebsablauf in der neuen Halle können wir diesem Anspruch nun voll und ganz gerecht werden“, freut Außer der räumlichen Flexibilität sollte auch eine Hallenwirkung erzielt werden, die in der ganzen Höhe und Länge erlebbar ist. Der Architekt wollte das Gebäude außerdem in die hügelige Umgebung sanft und harmonisch einpassen, sodass er die strenge kubische Grundform des lang mikado 11.2010 Kurt Pock Ingenieurholzbau ▸▸Die nach unten gekrümmten Riegel und die ausgestellten sowie konisch zulaufenden Stiele geben der Gebäudehülle ihre Form Vereinfachte Stiel- und RiegelGrundelemente generieren Das Holztragwerk des nur zur Hälfte unterkellerten Gebäudes steht auf einer Stahlbeton-Bodenplatte mit einem Ringbalkenüberzug bzw. aus der Bodenplatte ragenden Ansätzen von Betonstützen und Sockeln. Auf diesen schließen im Abstand von 6,70 m 13 BS-Holz-Rahmen an. Bedenkt man, dass das Dach des Gebäudes in Längsrichtung kontinuierlich ansteigt und in Querrichtung von Kante zu Kante gleichmäßig ausgerundet ist, bzw. die Außenwandflächen nicht nur nach außen ausgestellt sind, sondern sich über die Länge auch unterschiedlich neigen, sodass verwundene Fassadenflächen entstehen, wird deutlich, wie komplex die Geometrie des formgebenden www.mikado-online.de Skeletts darunter, nämlich die der BSHolz-Rahmen, sein muss. Um das Ganze trotz geneigter, verwundener und gekrümmter Hüllflächen systematisiert bauen zu können, generierten die Planer die Rahmenteile aus vereinfachten Grundelementen: Alle Riegel erhielten den gleichen Krümmungsradius (R = 12,5 m) und wurden durchgehend mit einer Breite von 32 cm und einer Höhe von 128 cm dimensioniert. Die konisch geformten Stiele sind am Kopf ebenfalls 128 cm breit. Dieses Maß reduziert sich über die Stielhöhe bis zu den unterschiedlich hohen Auflagerpunkten auf minimal 60 cm. CNC-Bearbeitung für den Feinschliff der Holzquerschnitte Natürlich hat auch die Dachneigung in Gebäudelängsrichtung Einfluss auf die Neigung der Oberseiten der gekrümmten Riegel, sodass die Grundelemente mit CNC-Abbund jeweils entsprechend abgefräst wurden. Ähnliches gilt für die Rahmenstiele: Jeder Stiel wurde der Reihe nach über die gelenkigen Fußpunkte, die alle in einer Flucht liegen, kontinuierlich um einen kleinen Winkel weiter nach innen geneigt als der vorhergehende. So liegen ihre Kopfpunkte bzw. die Rahmenecken ▸▸Blick auf das neue Werkstättengebäude: Entlang der Längsfassade sind die feinen Abweichungen von der Lotrechten und die Krümmung des Daches zu erkennen Andrew Phelps gestreckten Baukörpers durch geneigte Außenwände und eine nach innen gekrümmte Dachfläche „organisch“ abwandelte. Für die Umsetzung des Entwurfs fanden die Tragwerksplaner gemeinsam mit dem Architekten eine im Prinzip einfache Konstruktion: ein Holzskelett aus aneinandergereihten, variablen Zweigelenkrahmen mit nach unten gekrümmten Riegeln und ausgestellten sowie konisch geformten Stielen. ▴▴Stück für Stück wurden die Rahmenstiele über die Gebäudelänge hinweg weiter nach innen geneigt 33 Ingenieurholzbau auf einer schrägen Linie in Bezug auf die Linie der Auflagerpunkte. Um die daraus entstandene verwundene Wandebene mit Brettsperrholzplatten beplanken zu können, mussten die Außenseiten der Rahmenstiele ebenfalls entsprechend verwunden abgefräst werden. Für den Anschluss der Stiele an die Riegel waren außerdem die unterschiedlich geneigten Stirnflächen der Stützenköpfe durch Abfräsen herzustellen. Und zu guter Letzt spannten die Riegel wegen der unterschiedlich weit nach innen geneigten Stiele auch unterschiedlich weit und mussten in 13 Längen hergestellt werden. Detailschnitt mit Fassaden-, Decken- und Dachaufbau Aufbau Außenwand: Leistenfassade kantig sägerau ca. 3 cm Hinterlüftung/Lattung 3,5 cm Diffusionsoffene Fassadenbahn Mineralfaserplatte 6 cm Mineralfaserplatte 10 cm Dampfbremse Brettsperrholz liegend 12 cm Außendecke Flachdach: Rundkiesschüttung Kunstfaserschutzvlies bit. Feuchtigkeitsisolierung Mineralfaserplatte Mineralfaserplatte bit. Dampfsperre mit Alufolie OSB-Platte REI 60 Rippendecke Mineralfaserplatte/Vlies Akustikplatte 6 cm 10 cm 10 cm 4 cm 32 cm 4 cm 2,5 cm Zug und Druck im Rahmeneck Ein immer gleiches, an die verschiedenen Winkel anpassbares Stahlteil verbindet Stiele und Riegel zu einem Zweigelenkrahmen mit nachgiebig verbundenem Rahmeneck. Das statische Modell geht bei der Rahmenecke aufgrund des gekrümmten Rahmenriegels davon aus, dass im inneren Eckbereich Druck- und im äußeren Zugkräfte auftreten. So nimmt innen eine horizontal eingelegte Stahlplatte über Pressung die Kräfte in Faserrichtung auf bzw. zwei eingeschlitze Bleche und Stabdübel die Kräfte quer zur Faser. Außen sorgt ein Zugband ebenfalls in Form von zwei eingeschlitze Bleche mit Stabdübeln für die Aufnahme der Zugkräfte. Der Knotenbereich wurde zusätzlich durch eingeklebte Gewindestangen armiert, um Querdruck und Querzug abzudecken. Akustikverkleidung lt. Bauphysik nach Erfordernis Brettschichtholz-Rahmen lt. Statik Anschluss schallentkoppelt Fußbodenaufbau: OSB-Boden PAE Folie 0,2 mm verklebt Splittschüttung/Lagerhölzer PAE Folie 0,2 mm verklebt Trittschalldämmplatte Rieselschutzvlies Brettsperrholz BSP REI 60 Rippendecke Mineralfplatte/Vlies Akustikplatte 3 cm 6 cm 3 cm 11 cm 32 cm 4 cm 2,5 cm Kraftgröße bestimmt Dimension Architekturbüro Paul Schweizer Dichtband Dampfbremse/Hochzug z.B. Butyl gemäß Bauphysik 34 mikado 11.2010 Die Werkhalle erhielt in Teilbereichen eine Zwischendecke mit darunter stehender Mittelwand. Die Decke spannt quer zur Gebäudelängsachse und lagert auf den Außenwänden und der tragenden Zwischenwand, mit der sie verkämmt ist. Sie muss erhöhte Anforderungen hinsichtlich der Nutzlast (6 KN/m²) erfüllen und ist als Zweifeldträger mit einer Spannweite von 9,8 m und 9 m ausgebildet. Die für eine solche Belastung Ingenieurholzbau Weich und nicht hautreizend Formaldehydfrei Weniger staubend Hochwärmedämmend ▸▸Die Zwischendecke überspannt zwei Felder. Die rechte Fassadenseite wird durch angesetzte Zwickel für die vertikale Fassadenansicht vorbereitet Sehr gut schalldämmend Kurt Pock relativ großen Spannweiten werden mit verklebten Rippendecken (Schraubpressklebung) in Form eines Verbundträgers bewältigt. Er besteht aus einer 11,2 cm dicken, dreischichtigen Brettsperrholz-(BSP-)Platte und BS-Holz-Rippen (b/h = 20/32 cm, e = 75 cm). Dimensionsgebend waren der Schwingungsnachweis im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit und der Nachweis im Brandfall. Bei der Dimensionierung der Rahmen mussten die horizontalen Lastanteile aus den Abtriebskräften, die durch die Last des Fassadenaufbaus bzw. der Zwischendecke auf die geneigten Stiele wirken, berücksichtigt werden. Für die Queraussteifung des lang gestreckten Gebäudes sorgen die Rahmen. Die Längsaussteifung bewerkstelligen die 13,5 cm dicken BSP-Platten der Außenhaut, die an den Rahmenstielen statisch wirksam angeschlossen sind und die gebäudehohe, tragende BSP-Mittelwand im Bereich der großen Sägehalle. Kraftableitung durch Scheibe Die Bodenplatte bzw. Decke über Kellergeschoss leitet als Scheibe zudem die Horizontalkräfte über den Ringbalkenüberzug sowie über die Sockel und Stützenansätze direkt in die Nicht brennbar Fundierung ab. Der zentrale Treppenhaus- und Aufzugskern besteht aus Brandschutzgründen aus Stahlbeton und liefert keinen Beitrag zur Aussteifung. Er teilt aber das Gebäude in zwei Brandabschnitte. Eine besondere Herausforderung lag darin, dass das Gebäude nicht nur Werkstatthalle, sondern auch Schulgebäude ist. Dem war im Brandschutzkonzept ebenso Rechnung zu Sensationell einzigartig! PureOne von URSA, die erste weiße, nichtbrennbare Mineralwolle in Europa, die mit allen Sinnen entwickelt wurde. Unverwechselbar weich, kaum staubend und völlig geruchsfrei. Entstanden aus den beiden natürlichsten Elementen der Welt: Wasser und Sand. Unverfälscht und rein setzt PureOne einen neuen Maßstab für die Zukunft des Dämmens. Denn PureOne besteht aus natürlichen Ressourcen, umweltschonendem Recyclingglas und einem wasserbasierten Bindemittel. Pure Dämmung für Wärme und Schall in nur einem reinen Produkt: PureOne – sensationell einzigartig. Entdecke die reine Dämmleistung – PureOne! www.pureone.de www.mikado-online.de 35 Die reine Dämmleistung Ingenieurholzbau tragen wie bei der Fluchtwegeplanung. Die gesamte Holzkonstruktion erfüllt die Feuerwiderstandsklasse F60. Erhöhte Anforderungen an Schallemission und -immission In puncto Schallschutz galt es zu berücksichtigen, dass das Hallengebäude in einem Wohngebiet liegt. Es sollte daher möglichst wenig von dem Werkstattlärm nach außen dringen (Schallemission). Diese Vorgaben zogen dann natürlich erhöhte Anforderungen bei den Toren und beim Aufbau der gesamten Fassade nach sich. Selbstverständlich muss in den Säalen und Räumen der Unterricht ungestört stattfinden können, auch wenn in einem anderen Raum Noch mehr Freude am Lernen und Lehren lautstark gearbeitet wird. Um diese Zielsetzung sicher zu gewährleisten, gelten innerhalb des gesamten Lehrgebäudes erhöhte Anforderungen bezüglich Schallschutz und Akustik (Schallimmission). Der natürlichen und der künstlichen Belichtung wurde ebenfalls ein ganz besonders hoher Stellenwert beigemessen. Dabei ging es nicht um möglichst große Belichtungsflächen, sondern um ein diffus kontrolliertes und gleichbleibendes Licht. Der Hintergrund für diese Vorgabe war die Sicherheit aller Teilnehmer an den Lehrveranstaltungen. Denn nur so lassen sich plötzliche Reflexionen auf den Werkzeugen (wie beispielsweise den Sägen) effektiv vermeiden. Das ist wichtig, da solche Reflexionen schnell irritieren können und so die Unfallgefahr erhöhen. Das fertige Gebäude zeigt die gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten des Materials Holz. So dient es bei der Ausbildung gleichzeitig als Anschauungsbeispiel des modernen Holzbaus. Am 8. Oktober 2010 hat die feierliche Eröffnung der neuen Werkstättenhalle stattgefunden. Seither macht Lernen und Lehren in Kuchl noch mehr Spaß. Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪ Steckbrief Bauvorhaben: Werkstättengebäude Holztechnikum Kuchl, Campus Kuchl, Österreich Bauweise: Ingenieurholzbau aus symmetrisch variierten BS-HolzZweigelenkrahmen, ausgesteift mit Brettsperrholz-Platten Grundriss Erdgeschoss mit Sägehalle, Hobelwerk, Werkzeuginstandsetzung, Lehrer-Büro, Metallwerkstätte, CNC-Werkstätte/Holzbau und EDV-Raum Energiestandard: Niedrigenergie Bauzeit: April 2009 bis September 2010 Baukosten: 5,5 Mio. Euro (netto) Nutzfläche: 3610 m² Umbauter Raum: 23 500 m³ Bauherr: Verein Holztechnikum Kuchl A-5431 Kuchl www.holztechnikum.at Grundriss Obergeschoss mit Handwerkstätten, Maschinenräumen, Furnierraum, Werkstättenleitung, Arbeitsvorbereitung, Besprechungsraum und Sanitärräumen Architekt: Paul Schweizer Architekt FH/REG A/SIA A-5020 Salzburg www.bautaenzer.eu Statik: Dipl.-Ing. Kurt Pock A-9800 Spittal a.d. Drau www.holz-tragwerk.at und Dipl.-Ing. Dimitris Stefanoudakis A-1030-Wien Architekturbüro Paul Schweizer Längsschnitt 36 mikado 11.2010 Holzbauer: ARGE Buchacher-Lienbacher A-9620 Hermagor ı A-5431 Kuchl www.buchacher.at Verbaute Holzmenge: 1200 m³ Details im Griff November 2010 Dachstuhl Feuchtes Holz lässt Schimmel wachsen Beim Dachstuhl eines Mehrfamlienhauses bildete sich nach kurzer Zeit starker Schimmelbewuchs: auf den freiliegenden Kehlbalken und in der Konstruktion. Das hatte verschiedene Ursachen. Objekt Auf einem zweieinhalbgeschossigen Mehrfamilienhaus in Massivbauweise errichtete eine Zimmerei in den Herbstmonaten einen Dachstuhl. Laut Lieferschein baute sie technisch getrocknetes Nadelholz der Sortierklasse S10 ein. Auf der Außenseite verlegte die Zimmerei eine Unterdachplatte, genauer gesagt: eine 40 mm dicke Holzweichfaserplatte. Die Sparrenfelder dämmte sie in voller Höhe mit Mineralwolle und brachte unterseitig einer PE-Folie als Luftdichtung und Dampfbremse auf. Der Blower-DoorTest lieferte einen n50-Wert von 1,1. Im November wurde dann der Innenputz eingebracht und im Januar der Estrich. Schadensbild Anfang Februar zeigte sich an einigen freiliegenden Kehlbalken starker Schimmelpilzbefall. Zehn Tage spä- www.mikado-online.de ▴▴Scheinbar eine einfache Routineaufgabe: ein Dachstuhl auf einem Mehrfamilienhaus ▸▸Schon nach wenigen Monaten wiesen alle Bauteile starkes Schimmelwachstum auf ter wurde Feuchtigkeit innerhalb der Luftdichtungsfolie festgestellt. Nach dem Öffnen der Dachkonstruktion zeigte sich folgendes Schadensbild: Die Unterseite der Unterdachplatten ist massiv von Schimmel befallen. Die Sparren zeigen teilweise auf den Seiten ebenfalls Schimmelbefall. Schadensursache bei den Kehlbalken Die Kehlbalken liegen frei und waren dem im Innenraum herrschenden Klima ausgesetzt. Die Holzfeuchte einzelner Vollholzquerschnitte liegt bis in Tiefen von 5 cm im Fasersättigungsbereich: über 30 %. Das heißt, Auf einen Blick Objekt Dachstuhl auf einem mehrgeschossigen Wohngebäude Schadensbild Starker Schimmelbefall an Kehlbalken, Sparren und Unterdachplatten Schadens­ ursachen ▸▸ Kehlbalken: Einbau mit zu hoher Holzfeuchte Schadens­ behebung Kompletter Rückbau und Neuerrichtung der Dachstuhlkonstruktion Schadens­ vermeidung ▸▸ Verwendung von trockenem Holz ▸▸ Sparren und Unterdachplatten: Eindringen feuchter Raumluft in die Konstruktion ▸▸ Luftdichtheit der Dachkonstruktion zum Innenraum 37 Thomas Kies Details im Griff November 2010 dass sich Wasser in den Zellräumen befindet, was nur durch kapillare Aufnahme möglich ist. Bei einer hygroskopischen Wasseraufnahme aus der Raumluft wäre das Wasser in den Zellwänden gebunden und die Holzfeuchten lägen unter 30 %. Die Messwerte der Brettschichtholz-Querschnitte lagen zuerst bei 21 bis 22 %, nach fünf Tagen bei 19 bis 21 %. Eine Einbaufeuchte von 18 % unterstellt, liegt hier eine Aufsättigung von 2 bis 4 % vor. Das könnte am Innenputz und Estrich gelegen haben. Der entscheidende Punkt ist: Da sich Brettschichtholz-Lamellen hygroskopisch wie die benachbarten Vollholzbalken verhalten, müssen die Einbaufeuchten der untersuchten Vollholzbalken-Querschnitte deutlich über 25 % gelegen haben. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass technisch getrocknetes Holz mit einer Einbaufeuchte zwischen 15 und 18 % sehr gut in der Lage ist, Feuchtigkeitserhöhungen an seiner Oberfläche so zu kompensieren, dass dort die für ein Schimmelpilzwachstum erforderliche Feuchtigkeit nicht entsteht. ◂◂Der Schimmel wuchs sowohl an den von einer Dampfbremse geschützten Unterdachplatten und Sparren … ▴▴… als auch an den freiliegenden Kehlbalken, die der Raumluft ausgesetzt waren Downloadtipp: Die Langfassung dieses Schadensfalls können mikado-Abonnenten kostenlos downloaden: www.mikado-online.de → Downloads 38 mikado 11.2010 Schadensursache bei Unterdachplatten und Sparren Der Schimmelbefall an den Unterdachplatten und Sparren hat jedoch andere Ursachen. Innerhalb der Dämmebene befindet sich flüssiges Wasser. Das bedeutet: hohe Luftfeuchtigkeit und kalte Kondensationsflächen. Ein Eindringen von Regenwasser lässt sich ausschließen, da sich der Schimmelbewuchs fast über die gesamte Dachfläche verteilt und auf den Plattenaußenseiten keinerlei Spuren zu finden sind. Das unmittelbare Eindecken der Dachflächen schließt eine Auffeuchtung der Unterdachplatten aus. Der Blower-Door-Test ergab eine Luftwechselrate n50 von 1,1 h-1: die Forderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind erfüllt. Messungen an Sparren ergaben Feuchtigkeitswerte um 20 %. Von einer erheblichen Rücktrocknung nach Öffnung der Konstruktion ist auszugehen. An den Unterdachplatten nimmt die Befallskonzentration zur Feldmitte hin zu. Dieses Bild deckt sich mit der Einbausituation der Dämmung: Oft schneiden Handwerker die Dämmmatte etwas breiter zu, damit sie zwischen den Sparren klemmt. Die Folge ist, dass die Dämmmatte sich leicht durchbeult. Gelangt nun am unteren Wandanschluss oder an Bauteildurchdringungen feuchte Innenraumluft in die Konstruktion, strömt sie innerhalb des Luftspaltes durch thermisch bedingte Luftströmungen nach oben und kondensiert an der kälteren Innenfläche der Weichfaserplatte. Steigen die Temperaturen, kommt es hier zu kreisförmigem Schimmelwachstum und zur Sporenbildung. Das abtropfende Wasser durchfeuchtet die darunter liegende Dämmung und es bilden sich Tröpfchen auf der Innenseite der Dampfbremse. Dieses führt am Sparren zu einer deutlichen Erhöhung der Oberflächenfeuchte – ideal für Schimmelwachstum. Schadensbehebung In Anlehnung an das Schimmelpilzurteil des Bundesgerichtshofs (BGH) ist eine vollständige und nachhaltige Beseitigung des Schimmelpilzbefalls nur durch den kompletten Rückbau und Neuaufbau der Konstruktion einschließlich der Unterdachplatten sicherzustellen. Schadensvermeidung Für das Wachstum von Schimmelpilzen ist Feuchtigkeit eine essentielle Voraussetzung. Steht diese wesentliche Wachstumsgrundlage nicht zur Verfügung, ist ihre Entstehung nicht möglich. Erste Voraussetzung für die Schimmelvermeidung ist die Verwendung von trockenem Holz: mit einer mittleren Holzfeuchte von unter 18 %. Hätte der Zimmermann bei der Lieferung des Holzes stichprobenartig nachgemessen, hätte ihm auffallen müssen, dass es eine deutlich höherer Holzfeuchte hatte. Zweite Voraussetzung, die auch beim Einbau von trockenem Holz zwingend zu beachten ist: Feuchte Luft darf nicht in die Konstruktion eindringen, denn sie kondensiert dort. Zu beachten sind dabei auch die klimatischen Bedingungen während der Bauzeit. Oft werden auch Fehler bei der Wahl und Verarbeitung der Klebebänder an Anschlüssen, Durchdringungen und den Stößen der Folienbahnen gemacht. „Systemkonformität“ heißt hier das Zauberwort: Luftdichtungsfolie und Klebesysteme müssen zusammenpassen. Dipl.-Ing. Thomas Kies, ö.b.u.v. Sachverständiger, Karlsbad ▪ Management Ihr gutes Recht Mutterschutzgesetz (MuSchG) Schwangere genießen besonderen Schutz Schwangeren Frauen garantiert der Gesetzgeber einen umfassenden Schutz, der im Mutterschutzgesetz (MuSchG) exakt formuliert ist. Das sollte ein Arbeitgeber kennen und auch strikt einhalten, denn sonst drohen ihm Geldbußen bis zu 15 000 Euro. E in Arbeitgeber muss die gesetzlichen Bestimmungen für werdende Mütter genau einhalten, kann das aber natürlich erst, wenn er von der Schwangerschaft erfährt. Dafür genügt eine mündliche Mitteilung seiner Mitarbeiterin. Über die genauen Termine erhält er zuverlässig durch ein Attest von Arzt oder Hebamme Bescheid. Die zuständige Aufsichtsbehörde für Mutterschutz und Kündigungsschutz muss er umgehend informieren, sonst droht ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro. Termine und Fristen Während der gesamten Schwangerschaft gibt es eine Reihe von Tätigkeiten, die werdende Mütter nicht verrichten dürfen: z. B. das Heben von Lasten und das Arbeiten mit gesundheitsschädlichen Stoffen, in Staub, Hitze oder Lärm. Mit Kenntnis der Schwangerschaft beginnen deshalb für Arbeitgeber die Planungen für die künftige Verteilung der Arbeit. Während ihrer Schwangerschaft muss die zukünftige Mutter regelmäßig zu verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen. Wenn die Termine mit den Arbeitszeiten kollidieren, ist der Betrieb verpflichtet, sie dafür freizustellen. Die verlorene Arbeitszeit muss nicht nachgeholt werden – außer es herrscht Gleitzeit. Ab sechs Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin ist die Mitarbeiterin von der Arbeitspflicht befreit, nach der Entbindung acht Wochen, bei Früh- und Mehrlingsgeburten zwölf Wochen. Kommt das Kind vorzeitig zur Welt, verlängert sich die Schutzfrist. Auch der www.mikado-online.de Urlaubsanspruch besteht weiter – für die gesamte Zeit von Schwangerschaft und Mutterschutz – und gilt bis ins nächste Jahr. Bei einer Krankschreibung muss er wie üblich den Lohn bis zu sechs Wochen weiterzahlen, ehe die Krankenkasse einspringt. Liegt ein Beschäftigungsverbot vor, erhält die Mitarbeiterin unbefristet sog. „Mutterschutzlohn“. Den muss der Unternehmer vorstrecken, kann ihn aber bei der Krankenkasse nach dem Aufwendungsausgleichgesetz (AAG) in vollem Umfang geltend machen. Kündigungsschutz Von Beginn der Schwangerschaft und bis vier Monaten nach der Entbindung ist jede Kündigung unzulässig. Voraussetzung ist allerdings, dass der „Alle Regelungen gelten auch in kleinen Betrieben und sind dort oft eine große Herausforderung.“ Mutterschaftsgeld Arbeitgeber bis spätestens zwei Wochen nach der Kündigung davon erfährt. Auch während der bis zu drei Jahre dauernden Elternzeit ist eine Kündigung unwirksam. Auszubildende haben dabei dieselben Rechte wie Festangestellte. Nur für Mitarbeiterinnen mit befristetem Arbeitsvertrag endet das Arbeitsverhältnis wie vorgesehen, auch wenn sie schwanger sind. All diese Regelungen gelten auch in kleinen Betrieben mit weniger als sechs Mitarbeitern und stellen dort oft eine große Herausforderung dar. Denn neben dem Arbeitskraftausfall bedeutet das auch Kosten für Ersatzkräfte und Lohnfortzahlung. Sechs Wochen vor und bis acht Wochen nach der Geburt erhält die Mitarbeiterin von ihrer Krankenkasse das sog. „Mutterschaftsgeld“. Das berechnet sich nach dem letzten Nettolohn, beträgt aber maximal 13 Euro/ Tag, also 390 Euro/Monat. Der Arbeitgeber muss die Differenz zunächst begleichen, erhält sie aber im Umlageverfahren zurückerstattet. Geht die Mutter dann in Elternzeit, muss der Arbeitgeber nur seiner Auskunftund Nachweispflicht nachkommen, denn das sog. „Elterngeld“ zahlt der ▪ Staat direkt aus. Beschäftigungsverbot Kommt es während der Schwangerschaft zu Komplikationen, kann der Arzt die werdende Mutter krankschreiben oder ein sog. „individuelles Beschäftigungsverbot“ aussprechen. Die Unterscheidung hat für den Arbeitgeber finanzielle Konsequenzen: Autorin Anne Kronzucker ist Rechtsanwältin und seit 2003 für die D.A.S. Rechtsschutzversicherung im Marketing tätig. www.das-rechtsportal.de 39 Architektur Der Blick auf die Berge war der Bauherrenfamilie sehr wichtig und sollte aus allen Wohn- und Schlafräumen möglich sein. Der Bebauungsplan erschien zunächst als Hindernis, doch ein ungewöhnlicher Baukörper meisterte es elegant. 40 mikado 11.2010 Architektur Architektur m Anfang waren eine fünfköpfige Familie, ein Stadtgrundstück in leichter Hanglage mit Blick auf die Alpen und der Traum vom Eigenheim auf diesem Grundstück. Und der Wunsch, den fantastischen Ausblick von möglichst jedem Zimmer aus genießen zu können. Dagegen stand ein stringenter Bebauungsplan. Er legte fest, dass das Gebäude nur ein Vollgeschoss haben darf, also ein Erdgeschoss mit Dach. Das Satteldach sollte eine Neigung von mindestens 35 Grad und eine Kniestockhöhe von maximal 90 cm aufweisen. Zudem gab er die Firstrichtung vor und bestimmte, dass die Südseite – die mit dem Blick auf die Berge – die Traufseite zu sein hatte. Eine große Dachfläche sollte also die attraktivste Gebäudeseite dominieren und allenfalls ein paar schmale Gauben besitzen. Loggia kombiniert Bergblick mit Bebauungsplan Es gab bereits den Entwurf eines anderen Architekten für das neue Heim der Familie Hauck aus Kempten, als das Ehepaar das Büro „architektur + raum“ in Kempten aufsuchte. Sie wollten die Innenräume des Neubaus so gestalten lassen, dass sowohl sie selbst als auch ihre drei Kinder möglichst viel vom Bergblick haben. Die Architekten erkannten sofort, dass das bei dem mitgebrachten Entwurf nicht möglich war. Ein Pultdach wäre die ideale Lösung gewesen, doch das war nicht genehmigungsfähig. So entwickelten sie ein völlig neues Konzept, das die planungsrechtlichen Vorgaben und den Wunsch der Bauherrenfamilie unter einen Hut brachte. Der neue Entwurf respektierte den Bebauungsplan: das Satteldach, die Kniestockhöhe und die Firstrichtung. Doch statt das Dach durchlaufen zu lassen und mit ein paar Minigauben zu belichten, schneidet eine Loggia, die sich in zwei Abschnitten über die gesamte Hauslänge erstreckt, ein großes Stück aus der Dachfläche aus. Der 90 cm hohe Kniestock dient als Brüstung der 2,5 m tiefen Zone. Die dahinter angeordneten Schlafräume besitzen eine bis zum Boden reichende Glasfassade. Die setzt sich optisch im Erdgeschoss fort. Die Südfassade ist also komplett zurückversetzt – oder anders ausgedrückt: das Dach steht weit über. Das hat den Vorteil, dass die Innenräume vor der im Sommer hochstehenden Sonne geschützt und die Terrasse auch bei Regen nutzbar ist. „Zudem können die Bewohner nun von allen Schlafräumen und auch vom großen Wohnraum aus in ▸▸Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude so, wie es sich die Verfasser des Bebauungsplans wünschten ◂◂Auf den zweiten Blick zeigt sich aber: Die Südfassade ist zurückversetzt, was im Dachgeschoss eine Loggia möglich machte 41 Architektur ◂◂Das Bad hat wie alle Zimmer im Dachgeschoss eine raumhohe Verglasung mit direktem Zugang zur Loggia die Berge sehen“, freut sich Architekt Thorsten Leekes über seine gelungene Lösung. Das Haus ist von hinten und von vorn zugänglich. Wie eine Schneise durchschneidet die Erschließungszone als zweigeschossiger Luftraum den Baukörper von Norden nach Süden und teilt ihn in zwei Hälften. In der Osthälfte befinden sich Speiseund Hauswirtschaftsraum, Garderobe, Gäste-WC und ein Arbeits-/Gästezimmer. In der Westhälfte liegen die Küche, der Wohn-Ess-Bereich und ein Musikzimmer. Eine einläufige Treppe führt vom Mitteltrakt ins Obergeschoss mit drei Kinderzimmern und einem Kinderbad auf der einen Seite und dem Elternschlafzimmer mit Bad und Ankleide auf der anderen. Jedes Schlafzimmer verfügt über einen eigenen Zugang zur Loggia. Auf der Nordseite schiebt sich eine große Schrankfront in die tiefe Nische, die die Dachschräge mit dem Kniestock bildet. 12 cm dicke Holzdübelwände aus senkrecht angeordneten Bohlen dienen als Außenwände. „Die Holzdübel weisen eine geringere Feuchtigkeit auf als die Bohlen, die sie verbinden sollen“, erklärt Leekes das Konstruktionsprinzip. „Einmal eingeschlagen, quellen sie auf und halten die Wände fest zusammen.“ Außen ist die Fassade mit 20 mm Diagonalschalung ausgesteift. Als äußere Dämmschicht dienen 18 cm dicke Holzweichfasermatten. Im Erdgeschoss sind sie mit Mineralputz versehen, im Obergeschoss mit einer Rhombusschalung aus Lärchenholz. Innen ist das neue Zuhause mit Gipskartonplatten beplankt. Die Glasfassade ist als tragende Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt. ▾▾Das von der Nord- und von der Südseite zugängliche Treppenhaus teilt das Haus in eine West- und eine Osthälfte Alle Zwischenwände sind Holzständerwände, mit Zellulose ausgeblasen und ebenfalls mit Gipskartonplatten beplankt. Für die Decken kam 14 cm dickes Massivholz zum Einsatz. Die darauf verlegte Kreuzbalkenlage wurde mit Zellulose ausgeflockt und in den Wohnräumen mit 20 mm dicken Eichenholzdielen belegt. Weil die Bauherren nicht auf eine Fußbodenheizung verzichten wollten, entschieden sie sich für ein System, bei dem Kupferleitungen mit daran montierten Wärmeleitblechen zwischen Lagerhölzern eingelegt werden. Das System gibt Wärme gleichmäßig an die Dielen ab, sodass die Fußbodenoberflächen angenehm temperiert sind. Im Dachgeschoss sind die Sparren überall sichtbar. Drüber liegen Schalungsbretter, gefolgt von 20 cm Holzweichfaserdämmung, Lattung, Konterlattung und Dachziegeln. Auf dem Dach sind die für die Montage einer Solaranlage notwendigen Anschlüsse und Leitungen schon einmal vorbereitet, auch wenn ihre Anschaffung erst einmal verschoben wurde. Geheizt wird mit einer Wärmepumpe. Die konnte schon unter Beweis stellen, dass sie das großzügige Eigenheim bullig warm machen kann. Christine Ryll, München ▪ Ökologische Konstruktion und Haustechnik 42 Hermann Rupp Von Anfang an hatten Bauherren und Planer ein weiteres Ziel vor Augen: Sie wollten ein energieeffizientes Gebäude, das umweltfreundlich beheizt wird. Auch auf Metall wollten sie möglichst verzichten. Deshalb: Massivholzbauweise. Das Wandsystem von „M&M Holzhaus“ erschien ihnen am besten geeignet. Das Unternehmen, das vor allem Holzfertighäuser produziert, wurde hier als Zimmerei für ein individuell geplantes Gebäude tätig. mikado 11.2010 Architektur November 2010 Grundriss Dachgeschoss Steckbrief Loggia Eltern Bad Eltern Außen­ lager Schlafen, Ankleiden Galerie Bauprojekt: Loggia Kinder Einfamilienhaus D-87435 Kempten Kind 3 Kind 2 Kind 1 Bauherren: Familie Hauck Bauweise: Massivholz Sauna Bauzeit: Flur, Schrank Bad Mai 2008 bis Januar 2009 Baukosten: 380 000 Euro (KG 300 + 400) Kubatur: 1300 m3 (plus 180 m3 für Garage) Grundriss Erdgeschoss Wohnfläche: 265 m2 Planung: architektur + raum D-87435 Kempten www.architekturplusraum.de Statik: Arbeiten/ Gäste Flur Garderobe Wohnen/ Essen WC HWR Flur Speise Diele Küche Arbeiten Ing.-Büro Friedrich D-87435 Kempten www.friedrich-baustatik.de Holzbau: M&M Holzhaus D-87484 Nesselwang www.mm-holzhaus.de Garage Schnitt Flur/ Schrank Küche Kinderzimmer Loggia Wohnen/Essen Terrasse www.mikado-online.de 43 Architektur November 2010 Nordfassade: Traufe und Innenausbau Holzständer 12/12 Zellulosefaser eingeblasen Gipskarton indirekte Beleuchtung der Sparrenfelder Einbauschrank Tanne Riftschnitt im Sparrenraster Fußbodenaufbau: 22 mm Eiche Dielenboden 40/40 Lagerholz Fußbodenheizung mit Wärmeleitblechen Holzweichfaserplatte Perlite-Schüttung Rieselschutz Ortgang Dachaufbau: Ziegeleindeckung Lattung Konterlattung 20 mm Holzweichfaserplatte, N+F, regensicher 2 x 100 mm Holzweichfaserplatte, stoßversetzt Dampfbremse 20 mm Sichtschalung 180 mm Sichtsparren Fassadenaufbau: Rhombusschalung Lärche Lattung 20 mm Holzweichfaser regensicher 140 mm Holzweichfaserdämmung Dampfbremse 20 mm Diagonalschalung 120 mm Massiv-Dübelholzwand Gipskarton 44 mikado 11.2010 Fortbildung Tipps und Termine Leipzig Wien Fachmesse denkmal Holzschutztage Für Handwerker, Architekten und Ingenieure, die in den Bereichen Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung tätig sind, ist die europäische Fachmesse mit ihren zahlreichen Veranstaltungen und Vorführungen ein wichtiger Termin. Partnerland ist dieses Jahr Polen. Veranstaltungsort: Leipzig Termin: 18. bis 20. November 2010 Teilnahmegebühr: 15 Euro (Tageskarte), 25 Euro (Dauerkarte) Informationen: www.denkmal-leipzig.de Die ersten „Wiener Holzschutztage“ widmen sich Schutzkonzepten für Holz im Außenbereich in Praxis und Forschung. Schwerpunkte sind der konstruktive Holzschutz, chemische Holzschutzmaßnahmen, die natürliche Dauerhaftigkeit von Holz und von modifizierten Hölzern sowie der Oberflächenschutz durch Beschichtungen. Darüber hinaus präsentieren Partner aus dem europäischen Forschungsprojekt „WoodExter“ aktuelle Forschungsergebnisse. Veranstaltungsort: Wien ı Termin: 25. und 26. November 2010 Teilnahmegebühr: 399 Euro ı Informationen: www.holzforschung.at Deutschland-Tournee Praxisschau Knauf Werktage Mit einem zweitägigen Informations- und Vorführungsprogramm für Handwerker und Planer tingelt Knauf durch Deutschland und macht dabei in acht Städten Station. Themenschwerpunkte: Holzbau und energetische Sanierung, Gesundheit, Schulen, Wohnbau, Außenwände. Veranstaltungsort: Mainz Termin: 23. bis 24. November 2010 Veranstaltungsort: München Termin: 8. bis 9. Dezember 2010 Veranstaltungsort: Bochum ı Termin: 25. bis 26. Januar 2011 Veranstaltungsort: Berlin ı Termin: 2. bis 3. Februar 2011 Veranstaltungsort: Kassel ı Termin: 9. bis 10. Februar 2011 Veranstaltungsort: Hamburg ı Termin: 16. bis 17. Februar 2011 Veranstaltungsort: Stuttgart ı Termin: 23. bis 24. Februar 2011 Veranstaltungsort: Dresden ı Termin: 2. bis 3. März 2011 Teilnahmegebühr: kostenfrei, aber Anmeldung notwendig Informationen: www.knauf-werktage.de Fulda Restaurator im Zimmererhandwerk Meister und Gesellen können sich in dem vierwöchigen Vollzeitseminar zum Restaurator im Zimmerhandwerk fortbilden. Die Lehrinhalte richten sich nach den vorgeschriebenen Prüfungsfächern. Das im Januar 2011 anschließende Praxisseminar vertieft die fachpraktischen Fähigkeiten im Zimmerhandwerk. Veranstaltungsort: Fulda Termin: 22. November bis 17. Dezember 2010 Teilnahmegebühr: 1230 Euro Informationen: www.propstei-johannesberg.de www.mikado-online.de Leinfelden-Echterdingen Fachtagung Holzbau Bauen mit Brettsperrholz ist das Schwerpunktthema der diesjährigen Fachtagung Holzbau. Neu ist, dass es nun für Architekten und Bauingenieure gibt es nun gemeinsame Seminare, keine getrennten mehr. Die Veranstaltungen finden in einer mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg ausgezeichneten Sporthalle statt. Veranstaltungsort: Leinfelden-Echterdingen Termin: 26. November 2010 ı Teilnahmegebühr: kostenfrei Informationen: www.hochschule-biberach.de/ifh Salzburg Passivhaus Holzbau Forum Das Internationale Passivhaus Holzbau Forum (IPHF) findet im Rahmen der Renexpo Austria statt. Themen sind: Potenziale und Markterschließung, integrale und kostenbewusste Planung, Holzbausysteme, Fenster und Fassaden, Tragwerke, Haustechnik sowie Werkberichte. mikado-Leser erhalten bei einer Online-Registrierung Rabatt. Der Code dafür lautet: SA10Han Veranstaltungsort: Salzburg Termin Messe: 25. und 27. November 2010 Termin IPHF: 27. November 2010 Teilnahmegebühr IPHF: 160 Euro (mikado-Leser: 130 Euro) Informationen: www.renexpo-austria.at 45 Fortbildung 16. Internationales Holzbauforum (IHF) Holzbau punktet – auch mit Ökologie Reichlich Denkanstöße und praxisbezogene Anleitungen will das 16. Internationale Holzbau-Forum (IHF) liefern, das vom 1. bis 3. Dezember 2010 in Garmisch-Partenkirchen (Congress-Centrum) stattfindet. christoph M. Dauner ◂◂Das winterliche GarmischPartenkirchen wird vom 1. bis 3. Dezember 2010 wieder Treffpunkt der internationalen Holzbaubranche E Eröffnet wird die Plattform für den Wissens- und Innovationstransfer am 1. Dezember 2010 mit der Auftaktveranstaltung „Bauen für kommunale und institutionelle Bauherren“. Ab 13.50 Uhr laufen zeitgleich vier sog. „Prolog-Blöcke“: ▸▸ Architektur-Forum „Holzarchitektur aktuell“ ▸▸ Fertighaus-Forum „Nachhaltigkeit aus der Verbrauchersicht“ ▸▸ Holzhausbau-Forum der Europäischen Vereinigung des Holzbaus (EVH) „Holzbau in Europa – ein Blick über die Grenzen“ ▸▸ Forum Verbindungstechnik „Schrauben und Kleben im Holzbau“ Gerade die Verwendung des Baustoffes Holz liefert einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zur Energieeffizienz. Und damit auch zur Stabilisierung des klimatischen Gleichgewichts. Dazu braucht es fundierte Lösungsansätze. Für das zweitägige „Kernforum“ hat das international zusammengesetzte Veranstaltergremium unter der Federführung der Berner Fachhochschule (Biel) und der Hochschule Rosenheim ein Programm zusammengestellt, das den Holzbau in einer breiten Themenvielfalt präsentiert. Sowohl in der Breite als auch in der Tiefe dürfen die Forums-TeilnehmerInnen ein Update ihres Wissenstandes mit Beiträgen zu folgenden Schwerpunktthemen erwarten: 46 mikado 11.2010 nergetische, ökologische und nachhaltige Prinzipien bei Projektierung, Ausführung, Bautechnik und Architektur rücken die IHF-Veranstalter dieses Jahr in den Fokus der dreitägigen Veranstaltung. Denn wer baut, sollte nicht nur Neues schaffen, sondern gleichzeitig ein Zeichen für verantwortliches Handeln setzen. Blick über die Grenzen ▸▸ Vision 2020 – Ausblicke für den Holzbau ▸▸ Instrumente für das nachhaltige Bauen ▸▸ Brettsperrholz: Markt, Entwicklung und Bauanwendung ▸▸ Präsentation internationaler Holzbau-Objekte ▸▸ Der Klimawandel und die Auswirkungen auf das Bauen von morgen ▸▸ Holzbau bei den Nachbarn: Die Benelux-Staaten zu Gast ▸▸ Brücken und Türme: Objektpräsentationen ▸▸ Nachhaltigkeit: Zertifizierungssysteme, Perspektiven, Investoren ▸▸ Epilog: Wie hoch gehts noch im Holzbau? Who’s who der Holzbaubranche Inzwischen ist es in Garmisch gute Tradition, im Rahmen des jeweiligen IHF Persönlichkeiten zu ehren, die sich beispielhaft für das Holz im Bauwesen eingesetzt haben. Dieses Jahr werden in einer Feierstunde Kommerzienrat Alfred Rubner (Brixen) und Prof. Dr. Arno Frühwald (Universität Hamburg) eine Würdigung erfahren. Das für die Auftaktveranstaltung, die vier Prologe und das zweitägige Kernforum geschnürte IHF-Themenpaket verspricht einen intensiven Wissens- und Informationstransfer, der vom gegenseitigen Erfahrungsaustausch der Fachleute aus der europäischen und globalen HolzbauSzene bereichert wird. ▪ Alle Programmdetails und Anmeldemöglichkeiten stehen im Internet unter www.forum-holzbau.ch Unternehmermagazin Hier könnte Ihre Anzeige stehen! Tel.: +49 82 33.23-71 35 Fax: +49 82 33.23-71 11 Kragarm- und Palettenregale alle Größen – Hallen – Paletten und Container von: Layher Bautechnik GmbH 89079 Ulm, Boschstraße 8 Tel. 0731/4006-0, Fax. 0731/4006-100 www.layher-bautechnik.de Kragarmregale · Palettenregale neu · gebraucht · feuerverzinkt · lackiert DIREKT vom Hersteller Lothar Bruckamp GmbH Tel.: 0 57 41/ 9 02 09 · Fax: 0 57 41/ 9 02 05 [email protected] · www.bruckamp.de Vorgefertigte Wand-, Dach-, Decken- und Gaubenelemente in allen Varianten mit U-Zeichen inklusiv Arbeitsvorbereitung liefert – schnell - preiswert 73084 Salach – Tel. 07162/8420 [email protected] 09634 Hirschfeld – Tel. 035242/62349 [email protected] ORIGINAL EICHEN-HOLZNÄGEL EICHEN-RUNDSTÄBE Auf den Nagel kommt es an, wenn es die optimale Verbindung sein soll! Keine mühsame Einzelanfertigung. Wir fertigen in Serie in verschiedenen Größen und Formen aus massivem Eichenholz. Holznagelproduktion Osterfeldstr. 1 · 49326 Melle Tel.: 0 54 29/92 90-0 Fax: 0 54 29/92 90-50 E-Mail: [email protected] Internet: www.holznaegel.de (!.3"2³'-!..'-"(#/ 3CHRAUBENFABRIK !UFDER(EIDE "ÓCHEN$EUTSCHLAND 4EL&AX WWWRAMPADEMAIL RAMPADE Produkte Belichtungssystem Tageslicht in den Tiefen des Raums Die Idee, fensterlose Räume über einen Lichttunnel mit Tageslicht zu versorgen, verband Velux nun mit einer eleganten Lampe, die der Designer Ross Lovegrove kreierte. Ein weißer Kegel aus hochglanzlackiertem ABS-Kunststoff versorgt den Bereich unter ihm mit vom Dach nach unten transportiertem Sonnenlicht. Über die variabel einstellbare Kegelhöhe lässt es sich individuell ausrichten. Selbst an trüben Tagen erzeugt der Tageslicht-Spot so viel Licht wie eine traditionelle 60-W-Glühbirne. Das Produkt erhielt den Red Dot Award „Best of the Best 2010“. ▴▴Tagsüber ist mit dem Velux Tageslicht-Spot des Designers Ross Lovegrove die Nutzung von elektrischem Licht nicht mehr notwendig VELUX Deutschland GmbH D-22502 Hamburg ı Telefon 0 40/5 47 07-0 www.velux.com Lüftungsgerät Tief durchatmen Das dezentrale System „Thermo-Lüfter“ des Herstellers LTM ist vor allem für die Altbausanierung interessant, da seine Installation einen geringeren Aufwand bedeutet, als das bei zentralen Systemen der Fall ist. Eine Wärmetauscher reduziert die Heizkosten. Der Einbau einer solchen Anlage ist als Einzelmaßnahme im KfW-Programm „Energieeffizientes Sanieren“ förderfähig und bei Wandstärken von 24 bis 46 cm möglich. Ein Gerät reicht jeweils für 25 bis 30 m2 Wohnfläche aus, wobei die Gesamtzahl natürlich auch von der Grundrissorganisation abhängt. In den Sommermonaten lässt sich der Wärmetauscher durch einen Pollenfilter der Filterklasse F6 ersetzen. ▴▴Spezialröhren leiten Tageslicht vom Dach zu fensterlosen Raumzonen Handbuch Wiki der Holzverbindungen „Holzbauverbindung leicht bemessen“ heißt das 200 Seiten starke, kostenfreie Handbuch für standardisierte Holzverbindungen. Entwickelt wurde es vom Hersteller Sherpa zusammen mit dem Kompetenzzentrum „holz.bau forschung“ der TU Graz. Der Inhalt spannt sich vom semi-probabilistischen Sicherheitskonzept über die Erläuterung des mechanischen Modells und der baustatischen Modellierung bis hin zu anschaulichen Rechenbeispielen bei Anschlüssen mit der hauseigenen Verbindungstechnologie. Ein Vorbemessungstool im Excel-Format steht zum Download bereit. Vinzenz Harrer GmbH ı A-8130 Frohnleiten Telefon +43/31 27/2 09 45 ı www.sherpa-verbinder.com LTM GmbH ı D-89075 Ulm Telefon 07 31/40 98 67-0 ı www.ltm.biz Fensteranschlüsse Dicht bis in den letzten Winkel Damit Holzfaser-Wärmedämmverbund-Systeme auch bei Schlagregen dicht bleiben, bietet Inthermo eine Lösung: HFD-Dichtecken sind speziell für die Eckbereiche unterhalb von Fensterbänken entwickelt. Der Einsatz vorgeformter Zubehörprodukte ermöglicht flächenbündiges dreiseitiges Abdichten von Innenecken ohne überlappende Dichtungsbänder und Falten. Auf der Hersteller-Website stehen Detailzeichnungen und die Broschüre „Fensterbankanschlüsse richtig dichten“ zum Download bereit. INTHERMO GmbH ı D-64372 Ober-Ramstadt Telefon 0 61 54/71-16 69 ı www.inthermo.de www.mikado-online.de 49 Produkte Brettsperrholz Sichere Krümmung Als einziges Brettsperrholz-Produkt erhielt im August 2010 Finnforest Merks „Leno“ vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) die „Europäische Technische Zulassung“. Die Massivholz-Elemente sind in Abmessungen von bis 4,80 x 30 m lieferbar und lassen sich auch einachsig gekrümmt herstellen und einsetzen. Die Europäische Zulassung regelt unter anderem die Bemessung von Verbindungsmitteln in den Schmalflächen. Die Broschüre mit allen relevanten Informationen steht auf der Hersteller-Website zum Download. Wir geben Holz eine neue Dimension Finnforest Merk GmbH ı D-86551 Aichach Telefon 0 82 51/9 08-0 ı www.finnforest.de Sicherheitsstiefel Winter ohne kalte Füße BS-Holzbauteile für den Ingenieurholzbau Gerade und gekrümmte Träger bis 60 m Länge Bögen, keilgezinkte Rahmen und Sonderformen, CNC-Abbund Gerades Brettschichtholz aus dem Expressprogramm Alle Querschnitte bis 1 m Höhe und 18 m Länge Just-in-time-Lieferung frei Haus Auf Wunsch abgebunden als montagefertiger Bausatz Der Sicherheitsstiefel „Iceberg“ von Lemaitre genügt den Anforderungen der Sicherheitsstufe S3 und hält dennoch warm, da der Stiefel ganz ohne Metall auskommt. Er verfügt über einen kälteisolierenden Unterbau und eine durchtrittsichere Brandsohle aus Fibre-LS. Ein weiteres Plus ist das patentierte ParaBolic-Dämpfungssystem mit nach innen gebogener Sohle: Bei Belastung trifft sie zuerst mit den weichen Rändern auf und erreicht erst allmählich die volle Auflage. So wirkt sie ähnlich wie ein Stoßdämpfer. LEMAITRE Arbeitsschutz-Produkte GmbH D-33415 Verl Telefon 0 52 46/8 38 34-0 www.lemaitre-deutschland.de W. u. J. Derix GmbH & Co · Dam 63 41372 Niederkrüchten · [email protected] Tel 02163 / 89 88 0 · Fax 02163 / 89 88 87 Internet: w w w . d e r i x . d e Industriestr. 24 · 49492 Westerkappeln Tel 05456/93 03 0 · Fax 05456/93 03 30 E-Mail: [email protected] Internet: www.poppensieker-derix.de Eine Auswahl unserer Referenzen finden Sie hier: www.derix.de Die ganze Bandbreite des Holzleimbaus 50 mikado 11.2010 Produkte Schweißgerät Heißer Offroader Das Schweißgerät „Laron“ bezeichnet sein Hersteller als „Geländewagen für das Verschweißen von Dachkunststoffbahnen“. Mit bis zu 600 °C verbindet es die Bahnen auf 40 mm Arbeitsbreite homogen. Es bildet mit Chassis, Bereifung, Kontrolldisplay und Führungsstange eine robuste, ergonomische Einheit für präzises Arbeiten. Geschwindigkeit, Anpressdruck und Schweißtemperatur sind so aufeinander abgestimmt, dass sich immer gute Schweißergebnisse erzielen lassen. Herz GmbH D-56566 Neuwied ı Telefon 0 26 22/8 10 86 www.herz-gmbh.com ▴▴Er rollt und rollt: Laron, der „Geländewagen“ unter den Schweißgeräten für Dachbahnen Der Einkaufsführer für die Holzbaubranche Reinigungsgerät Nicht nur sauber, sondern rein Beim Sägen und ähnlichen Zimmerer-Tätigkeiten entsteht Staub in großen Mengen. Zur Säuberung von Haut und Kleidung bietet Hersteller ACI ein Gebläsesystem an, das leiser und vor allem ungefährlicher ist als bisher übliche Drucklufttechniken. Die diesbezüglichen Warnungen der Berufsgenossenschaften gelten für diese Geräte nicht, beteuert der Hersteller. Die wandmontierten Einheiten sind mit einem 1400 W starken Gebläse ausgestattet, das gefilterte Luft über einen 1,5 m langen Schlauch mit weniger als 170 mbar über eine Handpistole auf Körper und Kleidung leitet und vom Staub befreit. Die Maschinen sind mit 78 db(A) relativ leise und mit einem Gewicht von 7 kg auch leicht. Carl von Gehlen GmbH & Co. KG D-41204 Mönchengladbach Telefon 0 21 66/9 24 95-0 www.carl-von-gehlen.de www.mikado-online.de Nicht lange suchen, sondern schnell finden! Einfach ein Schlagwort in die integrierte Suchmaschine eingeben und Sie erhalten alle passenden Lieferanten und Dienstleister für das gesuchte Angebot. In 7 Rubriken… …finden Sie alle wichtigen Informationen zu Lieferanten, Produkten und Dienstleistungen. Alles auf einen Blick Sie haben sofort alle Kontaktdaten des Anbieters zur Hand, inklusive E-Mail und dem direkten Link auf dessen Homepage bzw. Produktkatalog. www.mikado-einkaufsfuehrer.de 51 Anton Greinwald Produkt & Praxis ▴▴Mit um 90° gekipptem Bohrkopf meistert der Schlagbohrschrauber PDC 18-4 auch 10 cm enge Zwischenräume Akku-Schrauber Eierlegende Wollmilchsäue Die drei Gewinner des mikado-Gewinnspiels vom Sommer 2010 freuten sich nicht nur über ihre Akku-Schrauber der Serie QuaDrive von Protool, sondern prüften die Geräte nach Erhalt vier Wochen lang auf ihre Tauglichkeit im harten Berufsalltag. D ie QuaDrive geht mit einem maximalen Drehmoment von 60 Nm im 1. Gang ins Rennen und treibt selbst dickste Schrauben kraftvoll ins Holz. Mit 3800 U/min im 4. Gang überrundet sie jeden herkömmlichen Akku-Bohrschrauber. Mit dem FastFix-Ssytem wird sie im Handumdrehen von der Bohrmaschine zum Winkelschrauber oder Kraftschrauber. So wirbt Hersteller Protool auf seiner Website für seine Handmaschinenserie QuaDrive, die mit neuartigen Lithium-IonenAkkus ausgestattet ist und damit in Leistungsbereiche vorstößt, die vorher nur Geräte mit Netzkabeln erreichen konnten. mikado wollte es aber genau wissen und forderte die drei Gewinner der QuaDrive-Geräte auf, nach einer vierwöchigen Testphase über ihre konkreten Erfahrungen im Berufsalltag zu berichten. 52 Schlagbohrschrauber PDC 18-4 Anton Greinwald, Inhaber einer alteingesessenen Zimmerei im oberbayerischen Bad Bayersoien, ist mit seinem Schlagbohrschrauber Qua Drive PDC 18-4 „sehr zufrieden“. Die drei Geräteeigenschaften, die ihn am meisten überzeugten, sind der Winkelkopf, die Zahl der mit einer Akkuladung ausbringbaren Schrauben und der schnelle Werkzeugwechsel. Begeistert ist er über „die super Möglichkeit, auch in beengten Verhältnissen Schrauben einzubringen“. Getestet hat er die Handmaschine nämlich bei einer Pergola mit nur 10 cm auseinanderliegenden Lamellen. Mit dem um 90 Grad gekippten Bohrkopf ließen sich die Arbeiten einfach und zügig durchführen. Aber auch bei konstruktiven Verbindungen mit 8 x 160 mm großen Holzschrauben mikado 11.2010 zeigte die PDC 18-4 keine Schwäche. Auf die Frage, was denn noch verbesserbar sei, schlägt Greinwald vor, dass man das Bohrfutter auf den Bohrkopf aufsetzen können sollte, ohne dafür das Bit abziehen zu müssen. Trotzdem lautet sein Gesamturteil: „So eine eierlegende Wollmilchsau geb‘ ich nicht mehr her!“ Bohrschrauber DRC 18-4 Benno Sand ist Zimmermeister und Restaurator. Seit 13 Jahren leitet er seinen eigenen Fachbetrieb im schleswig-holsteinischen Breitenburg. Mit seinem Bohrschrauber QuaDrive DRC 18-4 ist er laut eigener Aussage „zufrieden“. Überzeugt haben ihn vor allem das Getriebe – „kraftvoll, vor allem beim Einbringen großer Schrauben“ – und die Schraubenmengen, die er mit einer Produkt & Praxis ◂◂Anton Greinwald ist vom Winkelkopf seines PDC 18-4 angetan Akkuladung ausbringen konnte. Sand testete seine DRC 18-4 bei verschiedenen Bohr- und Schraubaufgaben – und ist vor allem von ihrer Leistung angetan. Ob er etwas vermisst? „Ja, Angaben zu den Getriebe- und Drehmomenteinstellungen, damit man das nicht selber herausfinden muss.“ Dennoch, sein Fazit fällt positiv aus: „Das ist ein gutes Gerät zum kraftvollen Schrauben und Bohren auf der Baustelle.“ Protool Protool ▸▸ Jörg Klockmann ist von der Handlichkeit des IWC 18-2 positiv überrascht Protool ▸▸Benno Sand schätzt die Leistungsfähigkeit des DRC 18-4 Schlagschrauber IWC 18-2 Jörg Klockmann ist Inhaber des über 100 Jahre alten Familienbetriebs Holzbau Westermann im niedersächsischen Toppenstedt. „Sehr zufrieden“ ist er mit seinem Schlagschrauber QuaDrive IWC 18-2. Die Ergonomie, das Gewicht und die pro Akkuladung ausbringbare Schraubenzahl nennt er als die drei Eigenschaften, die ihn am meisten überzeugten. „Handlich, vielseitig und leistungsstark“, fasst er seine Erfahrungen der letzten Wochen in einem Satz zusammen. Getestet hat er es bei verschiedenen Schraubarbeiten mit Schraubengrößen von 5 x 60 mm bis 8 x 300 mm. Verbesserungsvorschläge fallen ihm spontan gar keine ein. Auch sein Fazit ist postiv: „Das Gerät beeindruckte mich mit seiner Leistungsstärke, seinem geringen Gewicht und seiner guten Handlichkeit.“ ▪ Produkt in Kürze DRC 18-4 Tec Li Bohrschrauber PDC 18-4 Tec Li Schlagbohrschrauber IWC 18-2 Tec Li Schlagschrauber Akku Spannung/Kapazität 18V Li-Ion 2,6 Ah 18V Li-Ion 2,6 Ah 18V Li-Ion 2,6 Ah Drehzahl (Leerlauf) 1. Gang 1. Gang: 0 – 400 min-1 1. Gang: 0 – 400 min-1 1. Gang: 0 – 400 min-1 Drehzahl (Leerlauf) 2. Gang 2. Gang: 0 – 850 min-1 2. Gang: 0 – 850 min-1 2. Gang: 0 – 2000 min-1 Drehzahl (Leerlauf) 3. Gang 3. Gang: 0 – 1850 min-1 3. Gang: 0 – 1850 min-1 Drehzahl (Leerlauf) 4. Gang 4. Gang: 0 – 3800 min-1 4. Gang: 0 – 3800 min-1 Schlagzahl – im 4. Gang: 0 – 76 000 min-1 0 – 3400 min-1 Drehmoment hart/weich 60/40 Nm 60/40 Nm 60/40 Nm Gewicht inkl. Centrotec 1,8 kg 1,9 kg 2,3 kg Lieferumfang 2 Akkupacks, Centrotec-Futter und -Bithalter, Bit, Ladegerät, Schnellspannbohrfutter, im Systainer, mit Zusatzhandgriff 2 Akkupacks, Centrotec-Futter und -Bithalter, Bit, Ladegerät, Schnellspannbohrfutter, im Systainer Preis zzgl. MwSt 465 Euro 485 Euro www.mikado-online.de 475 Euro 53 mikado Holzbau-Branchenführer Baustoffe Dämmstoffe Feuerschutz )HXHUVFKXW] Abdichtungen PLW:ROPDQLW)LUHVWRS Nagelplattenbinder *h7(h%(5:$&+7( -85$1$*(/3/$77(1%,1'(5 IU 9ROOKRO] +RO]ZHUNVWRIIH /HLWHQVWUDH 5LHGHQEXUJ 7 ) JHP(1(XUR.ODVVH%VG ',1 % IDUEORV ,QQHQXQG$XHQEHUHLFK ELVP/lQJH (3'03ODQHQ ZZZMXUDKRO]EDXGH LQIR#MXUDKRO]EDXGH -85$+2/=%$8*PE+ 5LHGHQEXUJ IU%DONRQHEHJUQWH'lFKHUXVZ ',1 %DXGLFKWXQJHQ +RO]%UQHU*PE+ /DQJH6WHLJ 7HO LQIR#KRO]EUXHQHUGH %UlXQOLQJHQ )D[ ZZZKRO]EUXHQHUGH IU+RO]KlXVHU 1LOVVRQ([SRUW,PSRUW*PE+ 7HO)D[ ZZZQLOVVRQJPEKGH Bauteile ,KUHUIDKUHQHUXQGVROLGHU3DUWQHU Absturzsicherung Nagelplattenkonstruktionen Schweizer Holzfaserplatten. Baustoffe der Natur. PAVATEX GmbH Wangener Strasse 58 D-88299 Leutkirch Telefon +49 (0)7561 9855-0 Telefax +49 (0)7561 9855-30 KLH Massivholzplatten für Decke, Dach und Wand Z-9.1-482 Tel. (0 82 94) 80 24 07 • Fax. 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Der Bau beginnt noch im laufenden Kalenderjahr. Von Rumänien aus beliefert das Unternehmen Mittel-, Ost- und Südeuropa. „Wir stärken mit dieser Investition unsere Kompetenz als Anbieter konstruktiver Holzwerkstoffe und schaffen die Voraussetzungen, die Marktpräsenz in Osteuropa weiter auszubauen“, fasst Ulrich Bühler, Leitung Vertrieb und Marketing, zusammen. Aktuell entstehen in Radauti eine Leimanlage und ein Verwaltungsgebäude, das nahezu komplett aus Produkten des Holzwerkstoffherstellers besteht. FRITZ EGGER GmbH & Co. OG Holzwerkstoffe A-6380 St. Johann in Tirol www.egger.com 9 V Velux, Hamburg 21 W Weihele, Görisried Weinmanhn, St. Johann Wienerberger, Hannover Wiese, Meschede 58 59 13 63 ▴▴Hier sind stabile Verbinder-Systeme gefragt: das Projekt der FH Rosenheim für den Solar Decathlon Doppelsieg 50 35 Knapp GmbH D-85609 Aschheim ı www.knapp-verbinder.com Opitz 11 35 U Ursa, Liepzig 56 ▴▴Das EGGER-Werk in Radauti (Rumänien) wurde 2008 gebaut und hat eine Spanplattenkapazität von 600 000 m³. Jetzt kommt eine OSB-Anlage mit einer Kapazität von 300 000 m³ hinzu Beim „Solar Decathlon“-Wettbewerb in Madrid erzielte das „Haus der Zukunft“ der Rosenheimer Studenten den zweiten Platz. Die Knapp GmbH unterstützte das Team Ikaros Bavaria: Für das Tragsystem kam das Ricon-System für Pfosten-Riegel-Konstruktionen zum Einsatz. Das Walco-V-System machte es möglich, die einzelnen Module des Hauses mittels Kran und Hydraulikstempeln gleichzeitig an vier Ecken zu montieren und zu demontieren, ohne dass sie sich verkanteten. Auf der 240 m2 großen Terrassenlandschaft verbindet das Quatro-System die Holzdielen. ▴▴Als einziges Unternehmen seiner Branche und einzige Firma in Brandenburg erhielt Opitz bereits zum zweiten Mal in Folge die Top-100-Auszeichnung mikado 11.2010 Opitz erhielt 2010 zum zweiten Mal in Folge die Top-100-Auszeichnung aus den Händen von Lothar Späth. Das Unternehmen führt seinen Erfolg auf die neuen Ideen der Mitarbeiter zurück: Aus einem der Vorschläge entstand das Zukunftshaus, aus einem anderen der Power Port. Die Zukunftsfabrik verbindet Holzbau- und Solarsysteme. Sie erzeugt ein Vielfaches der Energie, die sie selber verbraucht. „Gute Ideen, z.B. die Kombination von CO2-sparsamen Holzbauten mit innovativen Solarsystemen, entstehen nicht von selbst. Dass unser Engagement belohnt wird, zeigt, dass wir mit den hochwertigen umweltschonenden Bauten die Zeichen der Zukunft erkannt haben“, sagt Firmenchef Martin Opitz. Opitz Holzbau/Opitz Solar D-16816 Neuruppin ı www.opitz-holzbau.de Unternehmen Eternit Posten wechsle dich Zum 1. Januar 2011 steht bei Eternit und der Etex-Gruppe das große Stühlerücken an: Neuer Vorstand von Eternit Deutschland wird Johan Deburchgrave. Der momentane Vorstand Udo Sommerer wechselt in den Vorstand der Etex-Gruppe nach Belgien. Die Division „European Building Materials” (EBM) wird ab 2011 in zwei Divisionen geteil. Sommerer wird dem Bereich Ost vorstehen, für den Westen wird André Hoste verantwortlich sein. Fons Peeters übernimmt den Posten als Vorsitzender des Vorstands der Etex-Gruppe. Eternit Aktiengesellschaft ı D-69126 Heidelberg ı www.eternit.de ▴▴Die Kommunikationsprofis des Arbeitskreis Baufachpresse informierten sich bei der Rubner Haus AG über individuelle Architektur im Holzfertigbau Rubner Haus Journalisten machen sich schlau ▴▴Johan Deburchgrave wird neuer Vorstand von Eternit Deutschland ▴▴Vom Eternit-Vorstand zum Vorstand der Etex-Gruppe: Udo Sommerer Roto Während ihrer Jahrestagung in Bozen besuchte am 1. Oktober 2010 eine Fachgruppe des Arbeitskreises Baufachpresse den Südtiroler Hauptsitz von Rubner Haus. Nach einem Überblick über die international tätigen Rubner-Unternehmen und dem Erläutern des schlüsselfertigen Holzfertigbau-Angebots zeigte Marketingleiter Dr. Andreas Webhofer den Gästen die moderne Holzhaus-Fertigung. Das Unternehmen möchte ab 2011 verstärkt mit Architekten in Deutschland und Österreich zusammenzuarbeiten. Rubner Haus AG I-39030 Kiens ı www.haus.rubner.com Mit gutem Beispiel voran Auf der 7. Wirtschaftswoche-Konferenz in Düsseldorf erhielt das Roto-Stammwerk offiziell eine Auszeichnung als „Beste Fabrik Deutschlands“. Vorstand Erich Rosenkranz präsentierte unter dem Titel „Durch Wettbewerbsdifferenzierung zur Leistungsführerschaft“ die Strategie und das Produktmanagement des Herstellers von Wohndachfenstern und Solarsystemen. Zum ersten Mal in der 15-jährigen Geschichte des Wettbewerbs stellte ▴▴Roto ist die „Beste Fabrik Deutschlands“ damit die Baubranche den Preisträger. Laudator Christoph Loch hob besonders die konsequent umgesetzte Strategie der Leistungsführerschaft, die Dynamik und Identifikation der Mitarbeiter sowie den Aspekt des nachhaltigen Wirtschaftens hervor. Roto Dach- und Solartechnologie D-97980 Bad Mergentheim ı www.roto-frank.com www.mikado-online.de Hammer Abbundtechnik In Ulm und um Ulm … ◂◂Zimmerermeister Stefan Schniertshauer im Ulmer Büro von Hammer Abbundtechnik Hammer Abbundtechnik hat in Hüttisheim-Humlangen bei Ulm ein neues Planungs- und Verkaufsbüro eröffnet. Mit Stefan Schniertshauer konnte das Unternehmen für Abbundtechnik einen kompetenten und erfahrenen Zimmerermeister verpflichten, der mit der Region Ulm eng verwurzelt ist. Der Ansprechpartner im Großraum Ulm kommt bei Bedarf auch persönlich bei den Kunden vorbei. Hammer Abbundtechnik GmbH D-74427 Fichtenberg ı www.abbund.de 57 Holzwelten Pfadfinderhaus Pfadfinderhaus Frei schwebender Monolith In einem Wald bei Ottobrunn erhielten die örtlichen Pfadfinder einen neuen Treffpunkt. Das Bauwerk besitzt eine ganz außergewöhnliche Gestalt, deren konstruktive Umsetzung eine große Herausforderung darstellte. 58 mikado 11.2010 Holzwelten Pfadfinderhaus a.k.a. Ingenieure 3D-Visualisierungen der Tragstruktur A ls silbrig glänzender, semitransparenter, größtenteils frei über dem Waldboden schwebender Monolith bricht das Pfadfinderhaus in Ottobrunn mit konventionellen Vorstellungen. So sehr, dass Passanten es wohl eher für ein modernes Ausstellungsgebäude halten als für das, was es wirklich ist. Und doch deckt sich die ungewöhnliche Erscheinung mit einem Ziel der Pfadfinderbewegung: Kindern die Natur nahezubringen. Drinnen und draußen Im Pfadfinderhaus Ottobrunn braucht man nur die Tür zu öffnen, um den Waldboden zu betreten. Er läuft unter dem Gebäude durch und der Wald ist auch im Inneren stark präsent. Dank der transluzenten Fassade werden seine wechselnden Farben und die Lichtstimmungen der Jahreszeiten zu prägenden Elementen. Es verwundert nicht, dass das Gebäude in enger Zusammenarbeit mit seinen Nutzern entstand. Und dass er von einem Architekturbüro geplant wurde, das über Freunde eng mit ihnen verbunden ist. Patrick von Ridder, Planer im Architekturbüro „Palais Mai“, beschreibt die wichtigsten Planungsziele: „Zum einen wollten wir in dem Waldgrundstück möglichst wenig in den Boden www.mikado-online.de eingreifen. Deshalb schwebt das Gebäude großenteils über der Erde. Zum anderen wollten wir die Schwelle zwischen innen und außen aufheben und Räume schaffen, in denen man drinnen und zugleich draußen ist. Diese Ziele haben wir nicht nur beim Gemeinschaftsraum erreicht, sondern auch bei dem Raum unterm Haus. Der befindet sich ganz im Freien, wird aber durch das Gebäude vor der Witterung geschützt. Beide Räume sind über zwei Treppen miteinander verzahnt, sodass die Pfadfinder spielerisch von einem zum anderen wechseln können.“ erinnert sich Michael Köhldorfner, Inhaber der ausführenden ZimmerMeisterHaus-Manufaktur „Köhldorfner Holzbau“. Gelöst wurde es mit einer Holzskelettkonstruktion, die die Lasten der frei schwebenden Gebäude­ ecke über Stahlzüge und über die mit Schlitz- und Dübelverbindungen in den Fundamenten verankerten Brettschichtholz-Träger ableitet. Das erforderte stattliche Querschnitte von 40 x 60 cm und Stahlknoten aus 20 bis 25 mm starken Blechen. Der schwerste wiegt rund 500 kg. Aufwendiges Tragwerk Das Tragsystem ist hochkomplex und lässt sich hier nur sehr grob beschreiben: Die Treppen fungieren als Schrägstützen, leiten aber an ihrem Auflager auch Horizontalkräfte ein. Die weit auskragenden Außenecken wiederum mussten über Zugdiagonalen zurückverankert werden, was bei dem asymmetrischen Gebäudegrundriss nicht einfach war. „Durch die schrägen Winkel entstehen zusätzliche Umlenkkräfte in der Horizontalen, die wir über Boden- und Dachdiagonalen zurückhängen und kurzschließen mussten“, erläutert Thomas Beck von „a.k.a. Ingenieure“, die für die Statik verantwortlich waren. „Zusätzlich muss man berücksichtigen, dass sich das räumliche Tragwerk unter Windlast völlig Die Gemeinde Ottobrunn, deren Verantwortliche von Ridder als „sehr offen und experimentierfreudig“ in Erinnerung hat, nahm die Pläne des Architekturbüros sehr positiv auf. Lediglich Details mussten noch abgestimmt werden – darunter der Kostenrahmen, der sich bei 300 000 Euro reinen Baukosten einpendelte. Das war ein Grund, warum man sich für eine Holzkonstruktion entschied. Doch die passt ohnehin besser zum Bauplatz und zur künftigen Nutzung. Dass das Gebäude nur auf zwei relativ kleinen Einzelfundamenten stehen sollte, war eine große konstruktive Herausforderung. „Die Statik war unser größtes Problem“, Komplexes Kräftespiel 59 Holzwelten Pfadfinderhaus ◂◂Großzügige Treppen führen von den beiden Eingängen zu den Aufenthaltsräumen hinauf Obergeschoss Küche Leiterbüro ▴▴Der Koch- und Essraum bietet Platz für rund zwölf Personen und vom Tisch einen schönen Blick in den Wald Treppe Aula Lager Gruppenraum Gruppenraum Erdgeschoss anders verhält. Und dann ist das Ganze wegen der weit auskragenden Ecken auch noch vorgespannt.“ Den Aufbau der Skelettkonstruktion hat von Ridder noch genau in Erinnerung: „Die ganze Konstruktion wurde so montiert, dass die frei schwebende Außenecke anfangs von einer Montagestütze getragen wurde. Dann ging der Statiker daran, die Zugdiagonalen nach einem exakt festgelegten System auf Spannung zu bringen. Dabei wusste er ganz genau, um wie viele Umdrehungen er welches Spannschloss in welcher Reihenfolge anziehen musste. Zum vorausgesagten Zeitpunkt hat sich dann die auskragende Ecke plangemäß um 20 mm gehoben.“ Was man daran erkannte, dass die provisorische Stütze umfiel. Kompetenter Zimmerer Lager / Haustechnik WC WC Palais Mai Teestube 60 mikado 11.2010 Martin Wagner, Bauleiter bei „Köhldorfner Holzbau“, hatte während der Werkplanung notwendige konstruktive Änderungen mit dem Statiker abgestimmt: „Teilweise mussten wir z. B. Stahlknoten überarbeiten und anschließend neu rechnen lassen. Außerdem stellte sich heraus, dass die Belastung im Gebäude für konventionelle Zugstangen zu hoch war. Wir mussten deshalb auf ein System mit Spezialstahl ausweichen.“ Für Köhldorfner war die Kommunikation unter den Beteiligten eine der großen Herausforderungen: „Alle Köhldorfner Holzbau/Joachim Mohr Holzwelten Pfadfinderhaus in die Werkplanung involvierten Büros – also der Statiker, der Architekt, der Zimmerer und der Prüfstatiker – mussten sich regelmäßig kurzschließen, um Probleme oder Änderungen miteinander abzuklären.“ Für den Zimmerer, der sich mit seinen rund 30 Mitarbeitern auf anspruchsvolle Wohnhäuser, Sanierungen und Objektbauten spezialisiert hat, kein Problem. Entsprechend glatt lief die Abstimmung mit den Partnern – auch dann noch, als es um Fragen der Materialauswahl ging und noch weitere Partner hinzukamen. Hier fiel der ZimmerMeisterHausManufaktur und den Architekten die Aufgabe zu, zwischen den Parteien zu vermitteln. Das sah dann z. B. so aus, dass man technisch gleichwertige, aber kostengünstigere Materialien vorschlug, um bei gleichem Erscheinungsbild den Kostenrahmen einzuhalten. So setzten die Zimmerer bei Unterkonstruktionen preiswerten Rauspund ein. Und auch im Inneren kamen kostengünstige Lösungen wie gekalkte OSB-Platten für die Wände oder unbehandelte Dielen für den Downloadtipp: Die Langfassung dieses Artikels können mikado-Abonnenten kostenlos als PDF herunterladen: www.mikado-online.de → Downloads www.mikado-online.de ▴▴Der große Versammlungsraum mit seinen im Halbkreis aufgestellten Hockern erinnert an einen Lagerfeuerplatz ▸▸Von ihm führt eine breite Treppe hinunter ins Freie und eine eher schmale Tür zu den anderen Räumen Fußboden zum Einsatz. Die transluzente Fassade gehört mit 110 Euro/ m2 zu den kostendämpfenden Faktoren. Die Polycarbonat-Paneele sind durch Membranen in zehn hintereinander liegende Luftkammern getrennt, sodass sie einen erstaunlich guten U-Wert von 0,86 W/(m2K) erreichen. Als luftdichte Außenhülle auf die Holzkonstruktion montiert, werden sie innen durch eine Doppelstegplatte aus Acrylglas ergänzt. So entsteht ein Klimapuffer, der die Dämmwirkung nochmals erhöht. Für ein Wohnhaus sicher keine praktikable Lösung, hier aber durchaus ausreichend. Zur Einhaltung des Kostenrahmens trug auch bei, dass man schon beim Entwurf mit handelsüblichen Paneelgrößen geplant hatte. So mussten nur wenige Fassadenteile nach Maß gefertigt werden. Im September 2009 konnten die Pfadfinder ihr neues Heim übernehmen. Seither erfüllt es die Architekten „mit großer Freude, wie selbstverständlich die Kinder das Gebäude nutzen. Die beiden Treppen z. B. haben sich in der Tat als ideale Voraussetzung für rundum laufende Bewegungsspiele herausgestellt.“ Und wer den großzügigen Gemeinschaftsraum betritt, fühlt sich angesichts der im Halbkreis aufgestellten Sitzbänke an ein Lagerfeuer mitten im Wald erinnert – das grüne Blätterdach bildet dank der transluzenten Fassade die passende Kulisse. Steckbrief Bauprojekt: Neubau eines Heims für die Pfadfinderschaft St. Georg D-85521 Ottobrunn www.dpsgottobrunn.de Bauherr: Gemeinde Ottobrunn D-85521 Ottobrunn www.ottobrunn.de Planungsbeginn: März 2003 Bauzeit: März 2009 bis September 2009 Bauweise: Holzskelettkonstruktion mit Fassade aus Polycarbonat Wärmeenergiebedarf: 20 kWh/m²a Baukosten ohne Innenausbau: 300 000 Euro Nutzfläche: 220 m² Umbauter Raum: 770 m³ Architektur: Palais Mai D-80336 München www.palaismai.de Statik: a.k.a. Ingenieure D-80336 München www.aka-ingenieure.de Holzbau/Generalunternehmer: Köhldorfner Holzbau GmbH D-83530 Schnaitsee www.koehldorfner.de Dr. Joachim Mohr, Tübingen ▪ 61 Vorschau mikado 12.2010 erscheint am 3. Dezember 2010 Architektur Schulgebäude in Luxemburg Der Erweiterungsbau der St. George’s International School in Luxemburg sollte in kurzer Zeit und mit knappem Budget realisiert werden. Der Architekt überzeugte deshalb die Bauherrin davon, auf Massivholzelemente zu setzen. Nach fünf Monaten Bauzeit war das elegante Gebäude fertig. Holzwelten Holzkirchen in den Karpaten Rund 2500 außergewöhnliche Holzkirchen stehen in den waldreichen Karpatenregionen, wobei die ältesten aus dem Mittelalter stammen. Diese Vielfalt sakraler Holzarchitektur ist in Europa einmalig – und dennoch bisher wenig beachtet. Viele Bauwerke sind heute sogar einsturz- und abrissgefährdet. Dabei handelt es sich um architektonische und handwerkliche Meisterwerke, die eines Tages durchaus zum Weltkulturerbe zählen könnten. prefalux Außerdem Ihr gutes Recht: Die Beweislast bei der Abrechnung von Stundenlohnarbeiten Impressum Offizielles Organ von Holzbau Deutschland Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, Offizielles Organ der Europäischen Vereinigung des Holzbaus (E.V.H.), Luxemburg Verlag: WEKA MEDIA GmbH & Co. KG Römerstraße 4 86438 Kissing Telefon +49 82 33.23-0 www.weka.de ı www.mikado-online.de Diese Anschrift gilt auch für folgende Personen und Gesellschaften, sofern nicht anderslautend: Herausgeber: WEKA MEDIA GmbH & Co. KG Geschäftsführer: Stephan Behrens ı Michael Bruns ı Werner Pehland Zeitschriftenleiter Bauhandwerk: Christoph Maria Dauner Chefredakteur: Dipl.-Betriebsw. (FH) Christoph M. Dauner (cm) (verantw.) [email protected] Redaktion: Dipl.-Ing. (FH) Claudia Jamnitzky (cv) (CvD) [email protected] Dipl.-Ing. Günther Hartmann (gh) [email protected] 62 Redaktionsbeirat: Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı RA Alexander Habla ı Dipl.-Ing. Rainer Kabelitz-Ciré ı Dipl.-Ing. Matthias Krauss ı Matthias Link ı Dipl.-Designer Jochen Wenzel Anzeigen: WEKA MEDIA GmbH & Co. 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Bei Nichtlieferung durch höhere Gewalt, Streik oder Aussperrung besteht kein Anspruch auf Ersatz. Zum Abdruck angenommene Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in das Veröffentlichungs- und Verbreitungsrecht des Verlags über. Für unaufgefordert eingesandte Beiträge übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Namentlich ausgewiesene Beiträge liegen in der Verantwortlichkeit des Autors. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Redaktionelle Änderungen vorbehalten. Andrij Kutnyi/TU München David Grandorge Thema des Monats Internationaler Holzbau Aufgrund des Klimawandels und der Verknappung von Rohstoffen gewinnt der Holzbau auch im Ausland immer mehr an Bedeutung. Für deutsche Holzbauunternehmen ist das ein interessanter Markt, denn aufgrund ihres Vorsprungs greifen ausländische Architekten gerne auf ihre Wertarbeit zurück. Aus Brettsperrholz oder in Holzrahmenbauweise präzise vorgefertigte Großelemente fahren weite Strecken, um sich dann vor Ort in kurzer Zeit montieren zu lassen. schick schnell stark Entdecken Sie mikado-online.de Besondere Features ▸ mikado als E-Paper � : � im Internet ▸ Zusätzliche Infos für Abonnenten ▸ Jobbörse für Holzbauer ▸ Tagesaktuelle Branchenmeldungen ▸ mikado vor Ort: Bildergalerie ▸ Frage des Monats ▸ Gewinnspiel ▸ Baustellenwetter mikado-online.de im Überblick ZZZEUDDVGH :,56,1'',(75(,%(1'(.5$)7)h5'$6 *(1(,*7('$&+ :HUHWZDVYRUDQWUHLEHQZLOOEUDXFKW.UDIW.UDIWGLHZLUDXV/HLGHQVFKDIW0XWXQG(UIDKUXQJJHZLQQHQXQGIULQWHOOL JHQWH,QQRYDWLRQHQHLQVHW]HQ²IUGLHVWHWLJH9HUEHVVHUXQJGHVJHQHLJWHQ'DFKHVJHQDXVRZLHIUGLHSHUIHNWH$EVWLPPXQJ DOOHUHLQ]HOQHQ.RPSRQHQWHQLQHLQHPNRPSOHWWHQ'DFK6\VWHP6RSDVVWYRQGHU'lPPXQJELVKLQ]XP6RODUV\VWHPHLQHV ]XPDQGHUHQXQGHUJlQ]WVLFKRSWLPDO]XHLQHP*DQ]HQ 'LHVHVJDQ]KHLWOLFKH'HQNHQKDWXQVVFKOLHOLFK]XPIKUHQGHQ$QELHWHUYRQ6\VWHPO|VXQJHQIUGDVJHQHLJWH'DFKLQ 'HXWVFKODQGJHPDFKW'DUDXIVLQGZLUJHQDXVRVWRO]ZLHDXIXQVHUHQXQEHUWURIIHQHQ6HUYLFHPLWGHPZLU.XQGHQXQG 3DUWQHUPLWYROOHU.UDIWXQWHUVWW]HQ Verband aktuell Verbände & Vereinigungen Europäische Vereinigung des Holzbaus (EVH) EVH fordert praxisgerechte Normen Bei der Generalversammlung in Bruneck (I) am 1. Oktober 2010 verabschiedete die Europäische Vereinigung des Holzbaus (EVH) ein Positionspapier zum Eurocode 5. Diskutiert wurde auch eine neue Strategie, deren Ziel „Holzbau Europa“ heißen soll. ◂◂EVH-Ehrenmedaille in Gold: Josef Schötzer (links) erhielt diese Auszeichnung von Erwin Außerhofer (Mitte) und EVH-Präsident Georg König (rechts) G eorg König, Präsident der EVH, sagte in Bruneck: „Die zweite Generation der europäischen Normen muss sich wieder stärker an den Belangen der Praxis und dem Bedarf in der Wirtschaft orientieren.“ In einigen Ländern der Europäischen Gemeinschaft sind die Eurocodes bereits Grundlage für die Bemessung, andere Länder werden nach dem Fahrplan der Europäischen Kommission in den nächsten Monaten folgen. Dabei wird bereits heute schon eine große Unzufriedenheit geäußert, da die Eurocodes, aber auch andere Normen, es an einer praxisgerechten Anwendbarkeit fehlen lassen. „Mit unserem Positionspapier nennen wir konkrete Ansätze, die bei einer Fortschreibung der Eurocodes aufgegriffen werden sollten. Nur so kann bei der Normung künftig wieder der Praxisbezug erreicht werden“, so Hans Rupli, Vorsitzender der Technischen Kommission und EVH-Vizepräsident. Das Positionspapier kann auf der Internetseite der EVH, www.evh.eu, heruntergeladen werden. Wirtschaftlich und rechtssicher „Die Normen allein müssen verständlich und anwendbar sein“, forderte Dieter Kuhlenkamp, Sekretär der Technischen Kommission, „und zwar ohne dass zusätzliche Erläuterungen und Handbücher erstellt werden müssen, denn damit würde die Wirtschaft die Normung ein drittes Mal bezahlen!“ Praxisgerechte Normen sollten für 90 % der typischen Bauaufgaben die anerkannten Regeln der Technik widerspiegeln, wirtschaftlich sein und eine rechtssichere Grundlage darstellen. EDV-Programme wie beispielsweise das für den Holzbau von der EVH geförderte Programm „dc-statik“ sind für die Erstellung der Statik sehr gut geeignet, aber für die Vorbemessung, für Plausibilitätskontrollen oder bei Fragestellungen auf der Baustelle bedarf es einfacher Bemessungsformeln für den Taschenrechner, die gesicherte Ergebnisse liefern. Dies jedenfalls sind Forderungen, die nicht nur ausführende Betriebe stellen, sondern auch Tragwerksplaner und Prüfingenieure. Strategie für mehr Einfluss Wie kann die EVH noch effektiver die Interessen des Holzbaus in Europa vertreten? Die Antwort darauf könnte eine neue strategische Aufstellung der EVH sein. Das in Bruneck vorgestellte Strategiepapier machte den Landesvertretern deutlich, welche Maßnahmen künftig nötig sind. Fünf Punkte stehen im Zentrum des europäischen Zusammenschlusses der Verbände mit dem Namen „Holzbau Europa“: ▸▸ Ein länderübergreifender Wissens- und Informationsaustausch Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister ▸▸ Interessenwahrung (z. B. Gesetze, Normung, Energiepolitik) ▸▸ Netzwerkarbeit (z. B. Informationsbeschaffung, Partnerschaften, politisches Lobbying) ▸▸ Koordination/Kooperation (z. B. Technik, Bildung, Forschung) ▸▸ Umsetzung länderübergreifender Branchenprojekte Holzbau Europa soll der Mantel für alle europäischen Länder sein, die an der Zukunftssicherung des Holzbauhandwerks interessiert sind. Frankreich hat beim Treffen in Bruneck bereits wieder Interesse signalisiert. Beim neuen Kurs spielt der einzelne Zimmereibetrieb eine zentrale Rolle, denn: „Was in Europa entschieden wird, geht dich als Holzbauunternehmer etwas an“, betonte Hans Rupli, Sprecher der Strategie-Arbeitsgruppe. Im Februar 2011 werden sich die EVH-Vertreter in Salzburg (A) treffen, um der Strategie den letzten Schliff zu geben. Ende Mai 2011 soll im Rahmen eines „Europäischen Holzbauparlaments“ diese Strategie den Vertretern aller Bundeslandesverbände vorgestellt werden. Mehr Infos ▸▸ www.evh.eu (Europäische Vereinigung des Holzbaus) ▸▸ www.eftc.eu (European Federation of Timber Construction) ▸▸ www.fecb.eu (Fédération Européenne de la Construction en Bois) ▪ I Verband aktuell Verbände & Vereinigungen 9. Europäischer Berufswettbewerb Deutsche bleiben Vize-Europameister Mit einem großen Erfolg für das deutsche Team ging der Europäische Berufswettbewerb der Zimmerer 2010 am 2. Oktober im italienischen Bruneck zu Ende. Die Zimmerer-Nationalmannschaft verteidigte den Titel des Vize-Europameisters. Schwitzen. Zum Glück hatten aber auch alle anderen Teilnehmer ähnliche Probleme. Da blieb es nicht aus, dass fast überall Fehler gemacht wurden, Holz nachgeordert werden musste und wertvolle Punkte auf der Strecke blieben. Ohne Worte zum Vize ▴▴Das deutsche Team (v.l.n.r.): Roland Schumacher, Andreas Großhardt, Jens Volkmann, Roland Bernardi, Sören Schierbaum, Paul Dobler, Philip Stich L etztlich fehlten dem deutschen Team nur 1,31 Punkte zur Goldmedaille, die sich überraschenderweise Frankreich sicherte. Die erfolgsverwöhnten Schweizer, die seit 1996 durchgehend den Europameister stellten, mussten sich diesmal mit dem dritten Platz begnügen. „Unser Ziel war die Verteidigung des Vize-Europameisters. Das ist uns aufgrund der hervorragenden Leistungen unserer Gesellen erfolgreich gelungen. Der zweite Platz in Folge spricht für eine kontinuierliche Leistung des Teams und zeigt, dass sich unser Trainingskonzept mit Trainingseinheiten in der Öffentlichkeit und in unseren Ausbildungszentren bewährt hat“, II sagte Ullrich Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland. Für das deutsche Team war der zweite Platz dennoch eine Überraschung. Es hatte zwar eine intensive Vorbereitung auf die EM gegeben und die Aufgabe erschien im ersten Moment „als nicht so schwierig“. Aber mit 29 Hölzern war es „ein bisschen viel Holz“, wie Mannschaftsmitglied Philipp Stich kommentierte. Das brachte die drei deutschen EM-Teilnehmer am zweiten und dritten Wettbewerbstag gewaltig ins ▸▸Schnell und konzentriert ging die Deutsche Nationalmannschaft an die Wettbewerbaufgabe heran mikado 11.2010 Der deutsche Teamleiter Roland Bernardi, zugleich auch Mitglied der internationalen Jury, durfte natürlich keinerlei Hinweise an die Mannschaft geben, aber Blicke und Gesichtszüge können bereits viel sagen. Auch das Trainer- und Betreuerteam aus Deutschland mit Roland Schumacher, Ausbildungsmeister aus dem Zimmerer Ausbildungs Zentrum Biberach, Jens Volkmann, Ausbildungsmeister im Bundesbildungszentrum für das Zimmerer- und Ausbaugewerbe in Kassel, und Andreas Großhardt, Holzbauunternehmer aus Uhldingen-Mühlhofen, zeigte sich eher zurückhaltend. Bleibt die Frage, was „die Jungs“ zum Abschluss meinten. Paul Dobler war einfach nur „platt“, Sören Schierbaum war froh, dass sein Modell komplett stand und Philipp Stich sagte: „Ich hatte mit dem Wettbewerb aufgrund meiner Fehler abgeschlossen“. Beim 9. Europäischen Berufswettbewerb der Zimmerer, der alle zwei Jahre von der Europäischen Vereinigung des Holzbaus veranstaltet wird, traten acht Nationen an. 21 junge Gesellen erstellten in 22 Arbeitsstunden an drei Wettbewerbstagen ein anspruchsvolles Dachstuhlmodell. Das Interesse der Öffentlichkeit aus Bruneck am Wettbewerb war groß. Durchweg wurden die Gesellen beim Arbeiten beobachtet, was zweifelsohne eine zusätzliche Belastung war, aber zum Wettbewerb dazugehört. Holzbau Verband aktuell Verbände & Vereinigungen ▴▴Die Gewinner auf einen Blick (v.l.n.r.): Bronze für Jonathan Kissling (CH), Silbermedaille für Philip Stich (D) und Gold für Flavier Parent (F) ▴▴Von Zimmerern für Zimmerer: Die Preise für die Teilnehmer an der EM 2010 wurden individuell von Südtiroler Zimmerleuten gefertigt Deutschland hatte zudem den Arbeitskreis Baufachjournalisten zur EM nach Bruneck eingeladen. Schnell waren auch die deutschen Journalisten von der Zimmerer-Nationalmannschaft begeistert und versprachen eine intensive Berichterstattung. gefolgt von Sören Schierbaum, der mit seinem vierten Platz der Zimmerer-Nationalmannschaft in der Mannschaftswertung den zweiten Platz sicherte. Paul Dobler folgte auf Platz 8. Es gibt kaum schönere Momente bei einem solchen Wettbewerb, als wenn die Teilnehmer nach vorne aufs Siegerpodest eilen – mit müden Augen aufgrund des anstrengenden Wettbewerbs und einer langen Abschlussfeier bis in den frühen Morgen, aber auch mit fröhlichen und überraschten Gesichtern. Die Freude war groß – bei den Teilnehmern, bei den Trainern, bei Holzbau Deutschland und bei den Sponsoren. Ullrich Leistungspartner helfen mit Unterstützt wird die ZimmererNationalmannschaft im dritten Jahr von den Leistungspartnern von Holzbau Deutschland. Die 15 Unternehmen der Zulieferindustrie gehören inzwischen auch zum „Fan-Kreis der Mannschaft“. Einige Leistungspartner ließen es sich daher nicht nehmen, die jungen Gesellen vor Ort anzufeuern. Dazu gehörte die Firma Pavatex, die eine Vertriebstagung nach Bruneck legte. So hatte das Pavatex-Team immer wieder Gelegenheit, den Wettbewerb zu beobachten. „Es ist immer wieder beeindruckend, wie die Gesellen im Wettbewerb unter der starken Anspannung über sich hinauswachsen“, so Pavatex-Geschäftsführer Stefan Müller. Auch Vertreter der Firma cws boco, die die Zimmerer-Nationalmannschaft mit Kleidung ausstattet, waren in Bruneck dabei. Ingeborg Mell glaubte bis zum Schluss fest daran, dass „wir den zweiten Platz“ machen. Sie sollte am Ende recht behalten. Bei der Siegerehrung der bislang größten Europameisterschaft würdigte der Präsident der Europäischen Vereinigung des Holzbaus, Georg König, den Einsatz aller acht Mannschaften. „Alle Mannschaft haben um den Sieg gekämpft. Damit hat sich der Berufswettbewerb wieder als ein hervorragendes Werkzeug erwiesen, um das Interesse der Öffentlichkeit auf das Zimmererhandwerk zu lenken.“ Dann leitete König auf „die Stunde der Wahrheit“ über. Sieger 1994 ehrt Sieger 2010 Der Chefexperte der EM 2010, Alexander Schötzer aus Südtirol, der beim ersten europäischen Wettbewerb vor 16 Jahren Europameister in der Einzelund Mannschaftswertung wurde, hatte die Ehre, auf Deutsch, Englisch und Französisch die Platzierungen zu verkünden. Zunächst erfolgte die Bekanntgabe der Einzelwertung. Philipp Stich, der selbst nicht mehr an einen Erfolg geglaubt hatte, hat den zweiten Platz belegt. Dicht Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, gratulierte der Zimmerer-Nationalmannschaft vor Ort. Am Ende war es eine spannende und mitunter nervenaufreibende EM. Wer das einmal selbst erleben möchte, hat dazu im Jahr 2012 die Gelegenheit. Die nächste EM wird parallel zur Messe „DACH+HOLZ International 2012“ vom 31. Januar bis 3. Februar 2012 in Stuttgart von Holzbau Deutschland organisiert. Natürlich wird die Zimmerer-Nationalmannschaft mit großen Zielen an den Start ▪ gehen … Mehr Infos: www.zimmerernationalmannschaft.de ▸▸Die Zimmerer-EM kam in Bruneck glänzend in Fahrt – das war nicht zu übersehen Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister III Verband aktuell Verbände & Vereinigungen 10 Jahre Gütesicherung im Holzhausbau Sicherheit auf einen Blick Seit zehn Jahren sorgt die in Berlin ansässige Gütegemeinschaft Holzbau-AusbauDachbau (GHAD) für Sicherheit – bei Planern, Bauherren und Unternehmen. Sie verleiht Holzhausbau-Betrieben ein anerkanntes Gütezeichen, das für Qualität steht. D er Markt bietet heute eine Unzahl hochentwickelter Bauprodukte und Halbfertigteile für äußerst differenzierte Anwendungen. Technische Regeln wie Normen, Richtlinien, Fachregeln, Zulassungen und Verarbeitungshinweise ändern sich schnell. Daneben sind Betriebe einem harten Preiskampf ausgesetzt, der zu Lasten der Ausführungsqualität geht. Dies alles verunsichert das Handwerk wie auch den Architekten, da viele Verantwortlichkeiten auf der planenden und ausführenden Seite liegen. Anerkanntes Gütezeichen Bereits seit zehn Jahren stellt sich dieser Situation die in Berlin ansässige Gütegemeinschaft Holzbau-Ausbau-Dachbau (GHAD). Sie verleiht Betrieben ein anerkanntes Güte­zeichen, das einen einheitlichen Qualitätsstandard und eine weit über dem Üblichen liegende Bauleistung gewährleistet. Das „RAL-Güte­zei­­­chen RALGZ 422 Holzhausbau“ bezieht sich auf die komplette Herstellung eines Holzhauses – von den verwendeten Produkten und der Fertigung der Bauteile bis zur Montage und Endkontrolle des vollständigen Gebäudes auf der Baustelle. IV Die GHAD ist eine vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung (RAL) anerkannte Organisation. RAL-Gütezeichen erhalten nur solche Produkte oder Dienstleistungen, die immer über den gesetz­lichen Vorgaben oder gültigen Normen liegen. Besonderer Wert wird auf die Eigenüberwachung im Betrieb sowie die regelmäßige neutrale Fremdüber­wachung durch Sachverständige und Prüfinstitute gelegt. Jedem Holzbaubetrieb steht es frei, mit diesem Gütezeichen die Qualität des vom ihm hergestellten Gebäudes als Ganzes darzustellen und zu garantieren, dass es den aktuellen bauaufsichtlichen und technischen mikado 11.2010 Regelwerken entspricht. Damit verfügt der Holzbau seit zehn Jahren über eine einzigartige flächendeckende Qualitätssicherung, die im deutschen Baugewerbe Ihresgleichen sucht. 4108-Teil 7 ist Teil der Gütesicherung. Dank guter Erfahrungen mit dem Gütezeichen setzt sich ein ernsthaftes Qualitätsbewusstsein durch. Klarer Forderungskatalog Banken machen zunehmend das RAL-Gütezeichen zur Voraussetzung für die Finanzierung und Beleihung eines Gebäudes. Auch die Versicherungen räumen bei Verhandlungen günstigere Konditionen ein. Und nicht zuletzt sind der private Bauherr und die öffentliche Hand kritisch. Sie verlangen immer öfter bei der Auftragsvergabe einen Befähigungsnachweis, dem Holzbaubetriebe mit Gütezeichen gerne nachkommen. ▪ Die Bauprodukte unterliegen klaren Anforderungen. So wird beispielsweise nur trockenes Bauholz oder Konstruktionsvollholz verwendet. Der Wärmeschutz gemäß der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) wie auch Standsicherheit, Brandschutz, Schallschutz und Feuchteschutz sind nach den geltenden technischen Regeln garantiert. Ein Nachweis der Luftdichtheit gemäß DIN Qualität hilft sparen Verband aktuell Aus den Landesverbänden Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks Offensive Aufstiegsqualifizierung Bayerisches Zimmererhandwerk Was verbirgt sich hinter der „Offensive Ausbildung“, die im März 2010 von der Fachversammlung Holzbau Deutschland verabschiedet wurde? Die Antwort gab der Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks in Mühlbach. ▴▴Vize-Präsident Hermann Lang bei seiner Eröffnungsrede A m 22. September 2010 fand im Aus- und Fortbildungszentrum des Kaminkehrerhandwerks in Mühlbach hierzu eine eintägige Informationsveranstaltung statt. Der Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks stellte die von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister mit Unterstützung der Landesverbände erarbeitete und von der BDZ-Fachversammlung im März 2010 verabschiedete „Offensive Aufstiegsqualifizierung“ vor. Eingeladen waren Lehrer und Dozenten an Meisterschulen, Meisterprüfungsvorsitzende und die bayerischen Handwerkskammern. In seiner Eröffnungsrede appellierte Hermann Lang, Vizepräsident des Bayerischen Zimmererhandwerks, an die insgesamt 25 Teilnehmer, gemeinsam Verantwortung für die berufliche Zukunft junger Menschen zu übernehmen. Er bezeichnete die „Offensive Aufstiegsqualifizierung“ als ein Angebot für alle an der Zimmermeisterfortbildung beteiligten Personen, sie darin zu unterstützen, Zimmermeister auf ein erfolgreiches, qualifiziertes Berufsleben vorzubereiten. Zu Beginn der Tagung stellte Martin Paul Gorchs, Referent beim bayerischen Zimmererverband, die „Offensive Aufstiegsqualifizierung“ in seiner ganzen Bandbreite vor. Die anschließende lebhafte Diskussion machte deutlich, dass die Handwerkskammern eine Zweiklassengesellschaft befürchten: einerseits der Zimmermeister – anerkannt von Holzbau Deutschland, andererseits Zimmermeister, die diesen Weg nicht beschreiten werden. Martin P. Gorchs bestätigte, dass dies vonseiten der Arbeitgeberverbände zwar so gesehen, jedoch bewusst in Kauf genommen werde. „Inzwischen ist lange genug über Missstände in der Zimmermeisterfortbildung lamentiert worden“, sagte er. Als Beispiele dafür nannte Gorchs ▸▸ den Wegfall einer einschlägigen mehrjährigen Berufspraxis vor Ablegung der Meisterprüfung ▸▸ die Aufweichung der Bestehensregelung bei den Prüfungen Holzbau Deutschland handelt Trotz aller Gespräche – auch mit der Politik – konnten keine Verbesserungen erreicht werden. Nun handelt Holzbau Deutschland und übernimmt damit Verantwortung gegenüber seinen Mitgliedsbetrieben, den Meisterschülern, aber auch gegenüber den Kunden, deren Ansprüche ohne qualifiziertes Fachpersonal nicht zu erfüllen sind. Nach der Mittagspause stellte Helmhard Neuenhagen, Geschäftsführer des hessischen Zimmererverbandes und des Bundesbildungszentrums des Zimmerer- und Ausbaugewerbes in Kassel, den unter seiner Leitung erarbeiteten neuen bundeseinheitlichen Rahmenlehrplan zur Vorbereitung auf die Zimmermeisterprüfung in den Teilen I und II vor. Neuenhagen erläuterte den Aufbau des Rahmenlehrplans, der mit der Definition von Qualifikationen und Kompetenzen die damit verbundenen Lernfelder und Lerninhalte detailliert beschreibt. Anhand dieses Lehrplanes ließen sich zukünftig auch Lehrgangsunterlagen für die Vorarbeiter-, Werkpolierund Polierprüfung ableiten, deren Verordnungen derzeit überarbeitet werden. Teilnehmer loben Ergebnis Alle Teilnehmer, insbesondere Vertreter der Meisterschulen, sprachen Holzbau Deutschland für diese Arbeit ihr Lob aus. Die Meisterschulen haben nun konkrete Inhalte, um ihren Unterricht entlang des von Holzbau Deutschland vorgegebenen Qualitätsniveaus zu planen. Andere Berufe böten so etwas nicht an. Prof. Dr. Holger Schopbach, hessischer Meisterprüfungsvorsitzender, stellte die neuen Meisterprüfungsaufgaben an einem Beispiel vor. Diese Aufgaben wird Holzbau Deutschland ab Mitte 2011 zur Verfügung stellen. Abschließend appellierte Dipl.-Ing. Dieter Kuhlenkamp von Holzbau Deutschland, die „Offensive Aufstiegsqualifizierung“ anzunehmen und mit den darin enthaltenen insgesamt vier Maßnahmen die Qualität in der Meisterausbildung nach▪ haltig zu verbessern. Offensive Aufstiegsqualifizierung - Kernpunkte ▸▸ Verbandseigene Qualifikationen, anerkannt von Holzbau Deutschland ▸▸ Anerkennung von Bildungseinrichtungen im Zimmererhandwerk durch Holzbau Deutschland ▸▸ Aufgabensammlung für die Meisterprüfung im Zimmererhandwerk ▸▸ Unterstützung von Meisterschülern und Meisterschulen Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister V Verband aktuell Aus den Landesverbänden Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks Zwischen Zahlen und Gefühlen Die Ästhetik und Ästhetisierung des Holzbaus stand neben konstruktiven und betriebswirtschaftlichen Themen im Mittelpunkt des 64. Bayerischen Zimmererund Holzbaugewerbetags, der am 7. und 8. November 2010 in Würzburg stattfand. ◂◂Peter Aicher, Präsident des Landesinnungsverbands des Bayerischen Zimmererhandwerks, konnte rund 400 Teilnehmer begrüßen R und 400 Teilnehmer und 47 Aussteller kamen ins Würzburger Kongresszentrum und erlebten beim 64. Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbetag lebhafte Diskussionen und 14 Fachvorträge. Mit der wirtschaftlichen Lage ist Verbandspräsident Peter Aicher zufrieden: „Im Landesdurchschnitt liegt momentan ein Auftragspolster von acht bis elf Wochen vor. Das ist für diese Jahreszeit sehr gut.“ Die Branche profitiert von der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV). „Fakt ist: der klassische Dachstuhl ist vorüber“, betonte Aicher in seiner Rede. „Das lange VI unterschätzte Geschäftsfeld der Komplettleistungen wird von immer mehr Betrieben aktiv genutzt.“ Die Notwendigkeit für Klimaschutz und Nachhaltigkeit lässt ihn optimistisch in die Zukunft blicken. Zahlen dominieren das Bauen Baukosten, Umweltbelastung und Gesundheit heißen die Eckpunkte im „Nachhaltigkeitsdreieck“ von Holger König, Architekt und Softwarekonzeptioner. Dass sich die Diskussionen bei Entscheidungsträgern meist zu 95 Prozent um die Baukosten drehen, führt er auf die Zahlen- mikado 11.2010 gläubigkeit der Protagonisten aus Wirtschaft und Technik zurück. Deshalb begann er schon früh, sich mit Kostenrechnungen zu beschäftigen und wurde ein Pionier auf dem Gebiet der „Lebenszykluskosten“. Das von ihm konzipierte Softwareprogramm „Legep“ berechnet auch den künftigen Aufwand für Beheizung, Kühlung, Reinigung, Instandhaltung, Abriss und Entsorgung. Diese Folgekosten können nach einigen Jahrzehnten die Herstellungskosten übertreffen. Wenn sie präzise sichtbar sind, lassen sie sich nicht mehr verdrängen und können bei Bauherren zu ande- ren Entscheidungen führen. „Qualität hat ihren Preis“, resümierte König. Das spricht für hochwertiges Handwerk. Holz ist natürlich vor allem bei den Entsorgungskosten unschlagbar, denn es ist kein Sondermüll – im Gegensatz zu vielen heute gängigen Bauweisen. Die Energieeffizienz war Frank Junker, Geschäftsführer des Großinvestors ABG Frankfurt Holding, sehr wichtig. Das Unternehmen verkauft Wohnungen mit Passivhausstandard bis zu fünfmal schneller als konventionelle. Die Baukosten waren dabei jeweils um 5 bis 7 Prozent höher, dafür reduzierten Thomas Riess Verband aktuell Aus den Landesverbänden ▴▴Ullrich Huth (1.v.l.), Vorsitzender von Holzbau Deutschland, hatte ein offenes Ohr für die Redner, Referenten und Zimmererkollegen ▴▴Martin Zeil, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, war Ehrengast bei der großen Festveranstaltung sich die Heizkosten auf einen Bruchteil des Üblichen. Hinzu kam ein Imagevorteil: die Lokalpresse berichtete über die Bauprojekte ausführlich und machte damit kostenlos Werbung. 13 neue und zwei modernisierte Wohnanlagen mit Passivhausstandard besitzt die ABG inzwischen. Allerdings war es immer ihr erklärtes Ziel, dass man den Gebäuden den Passivhausstandard nicht ansieht. Sie sollten sich der baulichen Veranstaltungstag die Fachtagung „Mit Holz gestalten“. Die ging auf die Initiative der Unternehmerfrauen zurück, war aber weit mehr als ein unterhaltsames „Damenprogramm“. Im Gegenteil: Frauen besitzen bekanntlich nicht nur ein Talent für Marketing, sondern haben auch bei den Bauherrenfamilien beim Thema „Wohnen“ das Sagen. Verkauf und Kauf sind also weiblich dominiert. Nicht zum Nachteil für den Holzbau. Umgebung anpassen – vor allem aber wohl an die vermutete Erwartungshaltung potenzieller Käufer. Der Mut zur Holzbauweise oder gar zu einer innovativen Holzbauästhetik fehlte. Beim Wohnen dominieren Gefühle Dass die Ästhetik des Holzes jedoch durchaus viele Liebhaber hat und eine gekonnte Inszenierung des Baustoffs den Umsatz steigen lässt, zeigte am zweiten ▴▴Holger König, Architekt und Softwarekonzeptioner, berichtete über Lebenszykluskosten von Gebäuden und die Wettbewerbsvorteile von Holz „Holz spricht eine Sprache, die jeder sofort versteht: Es spricht direkt unsere Gefühle an“, brachte es Erwin Ausserhofer, erfolgreicher Bauunternehmer und Präsident der Südtiroler Zimmerleute, auf den Punkt. „Bei Holz denken Menschen sofort an Wohlbefinden und Wärme.“ In seinem Vortrag stellte er seine großen Hotelprojekte vor. Das Geschäft boomt. Die Hoteliers sind dabei gar nicht so sehr Idealisten, ▴▴Andrea Haupt vom Bayerischen Verband stellte das Konzept und die Vorteile der neue aufgestellten Endverbauchermarke „DachKomplett“ vor Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister VII Verband aktuell Aus den Landesverbänden auf deren emotionale Befindlichkeit ausgerichtet, stehen jedem Mitgliedsbetrieb zur Verfügung und lassen sich einfach individualisieren. Mitglieder stellen wichtige Weichen ▴▴Erwin Ausserhofer, Bauunternehmer und Präsident der Südtiroler Zimmerer, berichtete vom Erfolg seiner zahlreichen Hotelbauten in Holz VIII Untersuchungen der Kundenstruktur zeigten: Das wohlhabendste Viertel besitzt drei Viertel der Kaufkraft. Und es legt großen Wert auf Qualität und ist bereit, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen. Deshalb konzentriert sich „Dach komplett“ ausschließlich auf sie. Die Werbematerialien sind genau Fotos der Veranstaltung stehen auf www.mikado-online.de in der Bildergalerie. Goldene Ehrennadeln für drei große Persönlichkeiten Thomas Riess sondern reagieren auf die Nachfrage. Holz-Zimmer sind bei den Gästen am stärksten gefragt und bis zu 2000 Euro/Nacht zahlen Betuchte für eine Suite. „Das mögen die Leut’ halt“, kommentierte Ausserhofer trocken. Mögen täten es viele, aber leisten können es sich nur wenige. Und um genau die als Kunden zu gewinnen, muss ein Unternehmer bei seinen Marketingaktivitäten maßgeschneiderte Signale aussenden. „Die Möbelmacher“, deren Konzept Mitinhaber Herwig Danzer vorstellte, setzen auf Nachhaltigkeit und hochwertiges Handwerk. Die Schönheit des Holzes bleibt sichtbar und wird Bestandteil des Lifestyle. Der Erfolg beruht auf stilvoller Präsentation im Firmenladen und massiver Internetpräsenz: mit Homepage, Blog, Facebook, Twitter und Videos. Ein professionelles Marketing kostet viel Geld – für kleine Betriebe bisher unerschwinglich, doch nun auch für sie machbar: mit der neu aufgestellten Endverbrauchermarke „DachKomplett“. Die stellten Andrea Haupt und Marcus Körner vor. „Hohe Qualität für zahlungskräftige Kunden statt Preisdumping“ lautet ihr Ziel. Zur Mitgliederversammlung erschienen 48 von insgesamt 59 Mitgliedsinnungen bzw. -fachgruppen. Seit zwei Jahre diskutieren sie die Fragen „Wie viel Verband brauchen wir?“ und „Was ist uns das wert?“. „Dabei kamen Dinge zur Sprache, die früher nur im kleinen Kreis hinter vorgehaltener Hand ausgetauscht wurden“, berichtete der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer Alexander Kirst und zieht ein positives Fazit: „Unsere Verbandskultur ist offener und lösungsorientierter geworden.“ Ein Ergebnis ist die „Satzung light“: eine Alternative zur Mustersatzung, die seit Jahrzehnten von den Handwerkskammern quasi vorgeschrieben wird. Ziel der Entschlackungsmaßnahme war, Mitgliedschaft und Ehrenamt attraktiver zu machen. Eine Arbeitsgruppe reduzierte die bisherigen 80 Paragrafen auf 35 und gestaltete den Text verständlicher. Die Neufassung ist „von oben“ abgesegnet, d.h. die Innungen können sie ab sofort beschließen und umsetzen. Auch die Stabilisierung des Beitragswesens stand auf der Tagesordnung. Die Mitglieder beschlossen eine Dynamisierung der Mitgliedsbeiträge. Die richten sich künftig nach dem Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts. Die Innungen müssen das nun umsetzen und jedes Jahr per Beschluss bestätigen. Damit keine Beitragsschere entseht, sollten der Innungs- an den Verbandsbeitrag gekoppelt werden. Nun kann sich der Verband wieder verstärkt dem Markt und Wettbewerb widmen. 2011 wird seine Öffentlichkeitsarbeit im Fokus des von der UN ausgerufenen „Internationalen Jahrs gh ▪ der Wälder“ stehen. Drei große Persönlichkeiten der Holzbaubranche erhielten für ihre zahlreichen Verdienste die Goldene Ehrennadel: Prof. Dr. Dr. Gerd Wegener von der TU München (links), Zimmermeister Johann Albert Holzner aus Amberg (2.v.l.) und Wolfgang Mattes, stellv. Leiter der Berufschule Nürnberg (rechts). Zu ihnen gesellte sich der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (2.v.r.) mikado 11.2010