Comeback statt Abrissbirne - Mikado

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11.2010
November
ISSN 0944-5749
12,80 =C
Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau
mikado web award
Auftritt des Jahres
Pfadfinderhaus
Lager im Wald
Architektur
Mit Trick zum Blick
Nachhaltiges Sanieren
Comeback statt Abrissbirne
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Vereinigung des Holzbaus
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Editorial
Christoph Maria Dauner,
Chefredakteur mikado
Hollywood und Holzbau
Bereits zum fünften Mal wählen die mikado-Leser die beliebteste Webseite für den Holzbau.
Vier Jahre – das sind im rasanten Takt der Internetentwicklung ganze Zeitalter. Facebook
steckte beim ersten mikado-web-award noch in den Kinderschuhen, heute nehmen gut 500
Millionen Nutzer an dem sozialen Netzwerk teil. Darunter auch Hollywoodstar George Clooney,
der vor nicht allzu langer Zeit wetterte: „Ich würde mich lieber
live im Fernsehen von jemandem mit eiskalten Hände rektal
untersuchen lassen, als bei Facebook mitzumachen.“ Heute
hat George rund 650 000 virtuelle Freunde bei Facebook. Nun
vermute ich: Das gefällt ihm.
Anders als Hollywood „nutzt die Holzbaubranche ihre
Chancen im Social Web bisher kaum“, sagt Medienexperte
Christoph Windscheif in unserem Interview auf Seite 11. Das
Mitmachen und gewinnen:
Zum fünften Jubiläum des
mikado-web-awards
gibt’s drei iPads zu gewinnen!
www.mikado-online.de
ist schwer zu verstehen, denn Bauinteressenten folgen bei
Kaufentscheidungen den Tipps von Freunden und Bekannten. „Genau dieser Prozess verlagert
sich in die sozialen Netzwerke, denn dort pflegen viele Menschen heute einen Großteil ihres
Bekanntenkreises.“ Also eine große Chance für Zimmerer.
Aber Zimmerer sind selbst ja auch Kunden und so manches Unternehmen spricht die Holzbauer
über soziale Netzwerke an. Damit mischen sich Beruf, private Interessen und persönliche
Informationen. Wir bei mikado fragen uns: Wollen die Zimmerer diese Vermengung der
Lebensbereiche? Sagen Sie uns Ihre Meinung und stimmen Sie ab bei der „Frage des Monats“
unter www.mikado-online.de. Über Ihre Antworten freuen wir uns!
Ihr
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3
Albwerk
mikado 11.2010 Inhalt
Komplexes Kräftespiel für kompetente Zimmerer
Das silbrig glänzende, semitransparente, größtenteils
frei über dem Waldboden schwebende Pfadfinderhaus in Ottobrunn bricht mit konventionellen Vorstellungen. So sehr, dass Passanten es vermutlich eher für
ein modernes Ausstellungsgebäude halten würden.
Seite 12
Seite 58
Thema des Monats: Nachhaltiges Sanieren
Ingenieurholzbau
14 | Bauernhaus
Vor zehn Jahren lebte im Elbacher Gütel noch
eine alte Bäuerin, nun beherbergt das historische
Gebäude ein schickes Restaurant.
32 | Werkstatt
Die Rundungen und Neigungen des Werkstättengebäude des Holztechnikums Kuchl erforderten
Feinarbeit und tragwerksplanerisches Know-how.
18 | Wohngesundheit
Holz = Natur = gesund. Diese Gleichung geht für
Holz und Holzwerkstoffe leider nicht immer auf.
Details im Griff
22 | Passivhaus
Bei der Komplettsanierung einer Doppelhaushälfte
stand die optimale Dämmung der Gebäudehülle
mit ökologischen Materialien im Mittelpunkt.
26 | Lagerhaus
Ein Lagerhaus von 1921 startet eine neue Karriere
als Bürogebäude.
Meinung
30 | Konrad Fischer contra Gerrit Horn
Die übliche Dämmtechnik dämmt gar nicht richtig,
lautet eine der Thesen, mit denen der Architekt
und Gutachter Konrad Fischer in Verbrauchermedien für Aufsehen sorgt. Zimmermeister und
Architekt Gerrit Horn ist anderer Meinung.
4
Köhldorfner Holzbau/Joachim Mohr
Nachhaltiges Sanieren
Sanierung ist angesagt:
Sie schont die Ressourcen und bewahrt
ein Stück Kulturgeschichte. Außerdem ist
die Sanierung für den
Zimmerer ein attraktives Tätigkeitsfeld, das
zunehmend an Bedeutung gewinnt, denn:
Wenn es um wertvolle
Bausubstanz geht, ist
hochwertiges Handwerk
gefragt.
mikado 11.2010
37 | Dachstuhl
Auch Standardaufgaben haben ihre Tücken. Beim
Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses trat nach
kurzer Zeit starker Schimmel auf.
Architektur
40 | Einfamilienhaus
Beinahe schien die tolle Aussicht am Bebauungsplan zu scheitern. Ein ungewöhnlicher Baukörper
meistert die Vorgaben elegant.
Fortbildung
46 | 16. Internationales Holzbauforum (IHF)
Denkanstöße und praxisbezogene Anleitungen will
das 16. IHF vom 1. bis 3. Dezember 2010 liefern.
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2
mikado web award 2010
Kleines Jubiläum: Bereits zum
fünften Mal küren die mikadoLeser den besten Web-Auftritt der
Holzbaubranche. Wer macht in
diesem Jahr das Rennen?
Seite 6
Titel: Albwerk;
Köhldorfner
Holzbau/Joachim
Mohr; Hermann
Rupp
Bild Downloadkasten:
Bart Claeys,
iStockphoto.com
Ein Magazin der
WEKA MEDIA
GmbH & Co. KG
Produkt und Praxis
52 | Akku-Schrauber
Die drei Gewinner des mikado-Gewinnspiels vom
Sommer 2010 prüften die Akku-Schrauber der Serie
QuaDrive von Protool auf ihre Tauglichkeit.
Holzwelten
58 | Pfadfinderhaus
In einem Wald bei Ottobrunn erhielten die Pfadfinder einen neuen Treffpunkt. Das Bauwerk besitzt
eine außergewöhnliche Gestalt, deren konstruktive
Umsetzung eine große Herausforderung darstellte.
Rubriken
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Editorial
Kurz und bündig
Ihr gutes Recht
Tipps und Termine
Verband aktuell
Produkte
Branchenführer
Unternehmen
Inserentenverzeichnis
Vorschau/Impressum
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auch im Jahr 2010 den mikado-webaward aus.
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▸▸ Sie senden Ihre Entscheidung an
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Teilnehmer kann nur eine Homepage
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Jeder mikado-Leser kann beim mikado-web-award mitmachen und gewinnen – bis auf die Mitarbeiter der
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deren Angehörige. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen. Teilnahmeschluss ist
Freitag, 31. Dezember 2010.
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11.10.2010 11:39:55 Uhr
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kurz & bündig
mikado-Interview
Das Werkzeug Internet bietet Wettbewerbsvorteile
Um moderne Medien effektiv zu nutzen, braucht es durchdachte
Strategien. mikado unterhielt sich darüber mit dem Kommunikationswissenschaftler Christoph Windscheif, der bis 2009 für die Verbände der Holz-, Möbel- und Fertigbau-Industrie tätig war und
nun bei der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) für den
Bereich Internet/Neue Medien zuständig ist.
reingestellt wird. Der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF)
und der Deutsche HolzfertigbauVerband (DHV) sind aber offenbar interessiert, ihre Mitglieder
beim Einstieg in die Social Media
zu unterstützen.
mikado: Herr Windscheif, welche
Bedeutung hat heute das Internet für Holzbaubetriebe?
Christoph Windscheif: Das Internet hat für jedes Unternehmen die gleiche Bedeutung wie
ein gutes Werkzeug: Je besser
man es beherrscht, desto mehr
Wettbewerbsvorteile lassen sich
erzielen. Die Holzbaubranche
muss erkennen, wie nachhal-
Welche Vorteile bieten denn
Social Media?
Social Media lassen ein direktes
Kundenfeedback zu, das in die
Verbesserung von Produkten
oder Dienstleistungen einfließen
kann. Im Idealfall schart sich um
ein Unternehmen eine Community zufriedener Kunden, die als
Multiplikatoren die Produktvorteile nach außen tragen – kosten-
tun das auch. Dadurch werden
die Verbraucher anspruchsvoller.
Sie sind sehr gut vorinformiert
und lassen sich nicht mehr mit
Werbesprüchen abspeisen.
Welche Bedeutung haben Social
Media für Holzbaubetriebe?
Die Holzbaubranche nutzt ihre
Chancen im Social Web bisher
kaum. Schaut man sich bei Face-
„Je persönlicher der Kontakt zum Kunden verläuft, desto
besser für das Geschäft. Und die Social Media helfen dabei.“
tig das Netz die Kommunikation
verändert hat: Es ist Informationsquelle und Marketinginstrument zugleich. Kunden können
immer mehr Informationen immer schneller austauschen und
book und Twitter um, findet man
selbst unter den größeren Unternehmen kaum ein professionelles Profil. Hier und da wird
experimentiert, indem z. B. ein
vereinzeltes Video bei Youtube
los und wirkungsvoller als jede
Werbekampagne. Voraussetzung dafür ist jedoch, auf die
Kunden einzugehen und einen
echten Dialog mit ihnen zu
führen. Dabei haben kleine,
inhabergeführte Betriebe einen
Vorsprung, denn ihre Stärke war
ja schon immer der direkte Kontakt. Da Bauvorhaben ziemlich
erklärungsbedürftig sind, gilt:
Je persönlicher der Kontakt zum
Kunden verläuft, desto besser
für das Geschäft. Und die Social
Media helfen dabei.
Das deckt sich ja mit der uralten
Strategie der Mund-zu-MundPropaganda.
Ja, Bauinteressenten folgen bei einer Kaufentscheidung am ehesten
den Empfehlungen von Freunden
und Bekannten. Sie fragen sie
gezielt um Rat. Und genau das
verlagert sich zunehmend in die
sozialen Netzwerke, denn dort
pflegen viele Menschen heute einen Großteil ihres Bekanntenkreises. Das Spannende ist dabei,
dass jeder Nutzer durch Fachkompetenz und rege Teilnahme
selbst ein solcher Meinungsführer werden kann. Auch Kleinstbetriebe können sich eine starke
Reputation im Netz aufbauen.
Es macht einen enorm positiven
Eindruck, wenn der Chef auf eine
TU München
Parametrisches Entwerfen
ngewöhnliche „Stadtmöbel“ entwickelten
Studenten und Assistenten der TU München. Die von Prof. Hermann Kaufmann betreute Entwurfsklasse experimentierte mit
entwurfsunterstützender, mit Parametern arbeitender CAD-Software, um neue Holz-Formen
zu finden und Fertigungsprozesse zu optimieren. Die drei besten Entwürfe werden mithilfe von Sponsoren
verwirklicht. Ein erstes Objekt – eine Skulptur von Margarete
Woszczyk, Markus Wolfertshofer, Andreas Mayer und Jürgen
Weiss – entstand in nur zwei Tagen für die Architekturwoche 2010
und war in Augsburg zu sehen. Es wurde konsequent dreidimensional entwickelt und wäre mit klassischen Grundrissen und Schnitwww.holz-tum.de
ten weder möglich noch darstellbar. 8
mikado 11.2010
TU München
U
www.strcom.de
kurz & bündig
Fachfrage oder Kritik an seinen
Produkten in einem Internetforum persönlich antwortet.
Welche Chancen bietet der iPad
für Holzbaubetriebe?
Der iPad fasziniert zunächst einmal durch seine handliche Größe
und eine verblüffende Funktionsvielfalt – gerade auch für Anwendungen, die bisher nur am PC
oder Laptop möglich waren. In
der professionellen Nutzung ist
der iPad vor allem für das Marketing interessant. So werden
z. B. beeindruckende Präsentationen von Plänen und von Visualisierung bei Kunden möglich.
Momentan ist der iPad zwar
noch stark auf Unterhaltung und
Medienkonsum zugeschnitten,
doch sicher gibt es bald auch
mehr Business-Apps für Unternehmen, die einen echten Mehrwert gegenüber Laptop oder
Blackberry bringen.
Wie schätzen Sie die Akzeptanz
dieses neuen Geräts ein?
Sehr hoch. Gerade in der einfachen Bedienung liegt meiner
▴▴Christoph Windscheif
sieht die Social
Media als Chance für
Kleinbetriebe
Ansicht nach ein noch weithin
unterschätzter Nutzen. Berührungsängste mit neuen Technologien, die gerade in Kleinbetrieben noch häufig vorzufinden
sind, verschwinden dadurch.
Erfahrungsberichte zeigen, dass
auch solche Mitarbeiter, die ansonsten den Umgang mit Computern und modernen Medien
eher meiden, sich schnell für
das iPad begeistern und es dann
gerne und regelmäßig nutzen.
Herr Windscheif, herzlichen Dank
für das interessante Gespräch.
Web 2.0
Zehn Tipps für Einsteiger
Z
ehn Tipps für den erfolgreichen
Einstig ins Social Media Marketing hat der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) veröffentlicht. Die Broschüre wendet sich an
Unternehmen, die bisher noch keine
Kampagnen im Web 2.0 umgesetzt
haben oder ihre ersten Aktivitäten
überprüfen möchten. Die Themen
reichen von der Planungsphase und
Zielgruppenanalyse über Kampagnenformate bis zur Erfolgsmessung und Auswertung. Erhältlich
ist der Leitfaden „Messbarer Erfolg im Social Media Marketing – 10 Tipps für den Einstieg“ kostenlos auf der Website
www.bvdw.org → Medienbibliothek
des Verbands. www.mikado-online.de
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Freizeitanlage
Fußball
Dschungelshow in Hessen
Hexenhaus im Hexenkessel
Baumkronenweg Edersee
D
D
ie einzige „Logen-Hütte“ der Fußball-Bundesliga steht seit
dieser Saison im Stadion am Millerntor, der Spielstätte
des Kult-Clubs FC St. Pauli. Die gewagte Bretterbude versteht
sich als radikaler Gegenentwurf zu den perfekt durchgestylten
Stahl-Glas-Logen moderner Hightech-Arenen. Sie steht an der
Ecke der alten Stehtribünen Ost und Nord und wurde in nur
zehn Tagen aus Holz, Stahlprofilen und Wellblech zusammengezimmert. Unter jedem der 27 abgewetzten Schalensitze befindet
sich eine Bier-Zapfanlage und eine Modelleisenbahn transportiert Currywurst in Pappbechern. Bauherren sind die Medienagenturen „Nordpol+“ und „Interpol+-“, die zuvor 15 Jahre lang
Stammgäste auf der kürzlich abgerissenen Holztribüne der Gegengeraden waren. www.fcstpauli.de ı www.nordpol.com
Ulmer/Björn Hake
er erste Baumkronenweg Hessens – „Tree Top
Walk“ genannt – eröffnete im Sommer 2010 in
einem Wald der Ferienregion Edersee. Bis in 30 m Höhe
ragen die Stützen mit ihren 7 m hohen tulpenartigen
Brettschichtholz-Konstruktionen, die die filigranen
Stege tragen. Der sog. „Eichhörnchen-Pfad“ beginnt
auf Bodenhöhe und führt die Besucher mit maximal
acht Prozent Gefälle zwischen den Bäumen langsam
nach oben in die Baumkronen hinein und schließlich sogar hinaus auf eine große Aussichtsterrasse
mit 360°-Panoramablick. Rund 1,5 Mio. Euro steckte
ein privater Investor in das Projekt, das auch einen
von Pädagogen konzipierten Waldlehrpfad für Kinder
www.treetopwalk.de
beinhaltet. ▴▴Am Millerntor steht ein radikaler Gegenentwurf zu den schicken
Stahl-Glas-Logen der modernen Hightech-Arenen anderer Fußballclubs
Fernsehserie
Traumhäuser sind öko
S
eit Mitte Oktober 2010 läuft
im Bayerischen Fernsehen
die dritte Staffel der „Traumhäuser“. Die zehn Dokumentarfilme zeigen die Entstehung
von recht unterschiedlichen
und individuellen Einfamilienhäusern mit allen Freuden und
Problemen – kein Kitsch, auch
wenn der Titel das vermuten
lässt. Den vorgestellten Projekten gemeinsam ist eine ökologische und energieeffiziente Bauweise. Zu sehen sind
die Filme jeweils sonntags von 15:00 bis 15:30 Uhr. Die
Deutsche Verlagsanstalt gab das Begleitbuch „Traumhäuser3 – Bauherren verwirklichen ihr perfektes Energiewww.br-online.de/traumhaeuser
sparhaus“ heraus.
Kiosk
SimpleTec mit Weidenstöcken
E
in ungewöhnlich konstruierter Kiosk ergänzt den Volkspark
Potsdam – das Gelände der Bundesgartenschau 2001: Das
Tragwerk besteht aus Weidenstöcken, die geschält und mit Auspuffschellen an U-Profilen befestigt sind. Die Stöcke sind so
miteinander verflochten, dass sie eine steife Wandscheibe bilden. Die Kreuzungspunkte hält ein Edelstahldraht zusammen.
Die Neigung, die Dicke und der Verbund der einzelnen Stöcke sind das Ergebnis einer Computersimulation für den statischen Nachweis. Die innere Hülle aus Hohlkammerplatten ist
nichttragend, fungiert als wasserabweisende Schicht, „fängt“
den Schatten des Geflechtes ein und gibt der Fassade räumliche Tiefe. Der Entwurf des „Organo-Tragwerks auf SimpleTecBasis“ stammt vom Berliner Büro „partnerundpartner“.
10
mikado 11.2010
www.volkspark-potsdam.de ı www.partnerundpartner.com
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kurz & bündig
Dämmstoff
Altkleider wärmen gut
ie vom Abbé Pierre 1949 gegründete Wohltätigkeitsorganisation Emmaus ist in ganz Frankreich durch ihre
Fürsorge für die Armen bekannt. Zu ihren Aktivitäten gehört schon lange das Sammeln
und Verwerten von Altkleidern.
Die verarbeitet seit einigen Jahren die angegliederte Betriebsgruppe Le Relais zum Dämmstoff
„Métisse“. Dem Fasergemisch,
das zu 70 Prozent aus Baumwolle besteht, werden 15 Prozent schmelzbare Polyesterfasern
beigemischt, die ihm beim Aufbereiten und Walken unter Hitze
Halt geben. Das Produkt erreicht
einen Dämmwert von 039 und erhielt in Frankreich 2008 die bauaufsichtliche Zulassung. ▴▴Der Dämmstoff „Métisse“
besteht aus recycelten Altkleidern
www.isolantmetisse.com
Frage des Monats
Das Online-Kontaktnetzwerk „Facebook“ erobert die
Welt. Aber soll es auch als berufliches Informationsmedium dienen?
A)Ja, denn dafür ist es hervorragend geeignet
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B)Nein, es sollte auf Privates beschränkt bleiben
C)Keine Ahnung, denn ich nutze es sowieso nicht
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Le Relais
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Y^ZWZgj]^\ZcYZGZhZgkZcVj[lZ^hZc#AŽhjc\Zc
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hZ^cZbEaVioWaZ^Wi#
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▴▴Die Tragstruktur des Kiosks besteht aus gekreuzten Weidenstöcken
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Baulückenbörse
Grundstückssuche leicht gemacht
Rainer Retzlaff/Architekten.3P
G
▴▴Der Neubau öffnet sich mit großen Glasflächen zur Durchgangsstraße,
wobei auf der Westseite Holzlamellen für Sonnenschutz sorgen
Thomas-Wechs-Preis
Fensterbauer gewinnt mit Holzbau
D
er Erweiterungsbau des Oberstaufener Unternehmens
„Fensterbau Feuerstein“ gewann den „Thomas-Wechs-Preis
2010“ – eine Auszeichnung, die alle zwei Jahre an die besten
Bauwerke Schwabens vergeben wird. Die Fassade ist in Anlehnung an die regionale Bautradition mit Weißtannenschindeln bekleidet. Ansonsten ist die Gestaltung sehr modern. Die
Jury begründete ihre Entscheidung so: „Der markante Holzkubus steht für eine innovative Haltung des Handwerks. Klare Grundrisse, klare Baukörper sowie klug durchdachte Details
sind bei Gewerbebauten kaum zu finden, umso mehr ist diese
Erweiterung ein Vorbild.“ Der Entwurf stammt vom Stuttgarter Büro „Architekten.3P Feuerstein Rüdenauer & Partner“.
www.architekten3p.de ı www.fenster-feuerstein.de
▴▴Die Galerieebene im Innenraum ist zur Werkhalle hin vollständig
verglast und ermöglicht Sichtkontakt zwischen Planung und Produktion
12
mikado 11.2010
erade für innerstädtische Grundstücke
ist die Holzbauweise mit
hohem Vorfertigungsgrad ideal. Doch das Finden geeigneter Grundstücke ist sehr mühsam und
bisher oft dem Zufall überlassen. Deshalb gibt es nun
die erste internetbasierte
„Baulückenbörse“. Das Anfang 2010 gestartete Pilotprojekt wurde vom Freiburger Öko-Institut initiiert. Es vermittelt bebaubare Restflächen in Städten und Gemeinden der Region Freiburg. Ziel ist,
solche Grundstücke besser zu reaktivieren, damit die Innenstädte attraktiver zu machen und die Zersiedlung der Landschaft
zu bremsen. www.baulueckenboerse.de
Klimaschutzkampagne
Energie-Check motiviert
E
ine Befragung zeigte: Hauseigentümer, die den kostenfreien Energie-Check von „Haus sanieren – profitieren“
der Klimaschutzkampagne der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt (DBU), nutzten, investieren zweimal so viel in die
energetische Gebäudesanierung wie diejenigen, die den
Service nicht in Anspruch nahmen. Im Schnitt haben die
Hauseigentümer nach dem Energie-Check rund 20 000 Euro
in die energetische Sanierung ihrer Gebäude investiert.
Die Kampagne wird gemeinsam mit dem Deutschen Handwerk durchgeführt. Mehr als 230 Handwerkskammern,
Kreishandwerkerschaften und Fachverbände bieten Seminare für ihre Betriebe an. 11 000 Handwerker nahmen
bisher daran teil. www.sanieren-profitieren.de
Eine starke
Klammer auf
Erfolgskurs
Kleine Klammer, große Wirkung: Einige Jahre ist es nun schon her, seit mit der Erfindung einer systemeigenen, integrierten Klammer namens „SturmFIX“ das Thema
sturmsichere Dachziegel von uns neu definiert wurde. 2007 brachten wir mit dem
Großflächenziegel Alegra 8 unseren ersten Tondachziegel mit SturmFIX heraus. Diesem Modell sollten viele weitere folgen. Mit dem mittlerweile 15. Modell werden wir
2011 unser nächstes Etappenziel erreichen. Es kann also sturmfest gestaltet und
geplant werden. Mit unterschiedlichen Falzziegelarten in einer großen Vielfalt an Farben
und Oberflächen. Und für alle gilt:
Maximale Sturmsicherheit: Tests dokumentieren unschlagbare Werte.
Einfache Montage: SturmFIX einsetzen, schrauben, einrasten, fertig.
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Günther Hartmann
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
▴▴Das historische
Bauernhaus
liegt mitten im
oberbayerischen Eurasburg
Bauernhaus
Steiniger Weg mit Überraschungen
Bis vor zehn Jahren lebte im „Elbacher Gütel“, einem 450 Jahre alten Bauernhaus,
noch eine alte Bäuerin. Nun beherbergt das historische Gebäude ein schickes
Restaurant. Dazwischen liegt eine lange Phase der Umplanung und des Umbaus.
14
mikado 11.2010
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
M
anche Wege sind steiniger als
andere. Um das alte Bauernhaus ihrer Mutter in ein Restaurant
mit Fremdenzimmern zu verwandeln,
musste die Besitzerin viele Hürden
überwinden, die das Projekt immer
wieder verzögerten.
Der erste Architekt, der sich der
Planung annahm, erfüllte zwar die
Anforderungen des Denkmalschutzes
in Perfektion, doch seine Entwurfsidee entsprach nicht den Vorstellungen, die die Besitzerin zur Gestaltung
ihrer künftigen Gaststube hatte. Und
der erste Denkmalpfleger, der mit
dem Gebäude betraut war, brachte
die hygienischen Anforderungen einer Restaurantküche nicht mit seinen
Vorstellungen des Denkmalschutzes
in Einklang.
Auch das Gebäude selbst verhielt sich bei den Umbaumaßnahmen manchmal anders als erwartet:
Marode Balken, eingestürzte Bauteile und vieles mehr sorgten für einige
Überraschungen.
konstruierten Tenne, lagerte das Heu.
Nur ein paar Meter weiter stand ein
Klohäuschen.
Die Besitzerin selbst lebte in den
an Stall und Tenne angrenzenden
Wohnräumen. Unten – im massiven Bauteil – befanden sich die Küche und der Wohnraum, im Obergeschoss, einem 450 Jahre alten
Blockhausbauteil, die Schlafräume.
Der Holzbau war kunstvoll gearbeitet und gut erhalten. Er hatte einst an
anderer Stelle gestanden und war vor
300 Jahren wohl auf den neuen Unterbau umgesetzt worden.
Vom Stall zur Küche –
ein Weg mit Stolperfallen
450 Jahre Baugeschichte
Günther Hartmann
Das alles wusste Architekt Thomas
Pscherer allerdings noch nicht, als
Monika Hofmann auf Empfehlung
gemeinsamer Bekannter mit ihrer
Projektidee auf ihn zukam. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir die
gleiche Sprache sprechen“, erinnert
er sich an die ersten Treffen.
Er, der sowohl Erfahrungen mit
unter Denkmalschutz stehenden Bauten als auch mit gastronomischen
Einrichtungen hatte, übernahm nun
als zweiter Planer die Aufgabe, das
Projekt nach den Vorstellungen der
Auftraggeberin zusammen mit dem
Denkmalamt Detail für Detail umzugestalten. Zunächst zusammen mit
einer Innenarchitektin, später alleine, da die wegen einer Fortbildung
keine Zeit mehr hatte.
Bis vor zehn Jahren hatte die
Mutter von Monika Hofmann das
Anwesen noch so bewirtschaftet, wie
es ursprünglich konzipiert war: Drei,
vier Kühe standen im Stall, der im
mindestens 150 Jahre alten massiven Erdgeschoss des Gebäudes integriert war. Daneben gackerten die
Hühner, darüber, in der als Holzbau
▾▾Das untere
Geschoss
ist massiv, das
obere aus
Holz. Die Gäste
betreten das
Restaurant durch
einen neu
angebauten Erker
Der Sockelbau jedoch, in dem sich
der Stall befunden hatte, war mit
Salpeter und Ammoniak durchsetzt.
Die Wände erinnerten auf den ersten Blick an einen riesigen blauen
Schwamm. Es stank. Niemand konnte
sich vorstellen, hier die hohen hygienischen Anforderungen einer modernen Gastronomieküche unterzubringen, die das vorgesehene Restaurant
einmal bedienen sollten.
Das Denkmalamt hatte diese Nutzung selbst vorgeschlagen, weil es
das historische Anwesen respektive
den Blockholzbau als unbedingt erhaltenswert ansah. Doch erst nach
langen Diskussionen durften die massiven Mauern in Zwei-Meter-Stücken
abgetragen und durch einen Neubau
ersetzt werden. Dabei mussten die
historischen Fenster an Ort und Stelle wieder eingesetzt werden.
Die Gaststube des Restaurants
sollte laut der Planung in der Tenne Platz finden. „Und die war zum
Glück sehr gut erhalten“, freut sich
Pscherer. Brett für Brett wurde die
Konstruktion daher zunächst nummeriert, abgebaut, ausgelagert, gereinigt, eventuell ausgebessert und wieder eingebaut. Zur Dorfseite musste
die originale Ansicht erhalten werden. Zur privaten Hofseite durfte
großflächig verglast werden. „Hier
werden wir noch die alten Bretter
in Form von Schiebeläden montieren, sodass sie das Gebäude im geschlossenen Zustand aussehen lassen wie die Scheune zuvor“, erzählt
der Architekt.
Die ehemalige Wohnstube mit der
Küche ließ die Bauherrin im Zuge
des Umbaus in Fremdenzimmer umbauen. Das Dachgeschoss des Wohntrakts wurde ebenfalls ausgebaut und
dient nun dem Sohn der Besitzerin
als Wohnung.
www.mikado-online.de
15
Thomas Pscherer
Thomas Pscherer
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
◂◂In der ehemaligen Tenne
befindet sich nun
der Gastraum des neuen
Restaurants
Obergeschoss
Bad/
Ankleide
Gastwohnung
Bar
Vorraum
Gastraum
Flur
Lounge
Betriebsleiter­
wohnung
Erdgeschoss
Weinprobe
WC
Flur
Küche
WC
WC
Flur
Lager
16
Büro
mikado 11.2010
Gastwohnung
▴▴Alte Holzbalken
und viel
Tageslicht durch
raumhohe
Verglasungen
geben ihm
eine besondere
Atmosphäre
Denkmalschutz erfordert
Umplanung
„Die historische Blockhauswand darf
nicht durch eine neue Tür durchbrochen werden. Punkt.“ So oder ähnlich
klang der Satz, den der letztlich für
das Gebäude zuständige Denkmalpfleger formulierte – und der maßgeblich dafür verantwortlich war,
dass das Gebäude unterhalb der ehemaligen Tennenzufahrt einen Neubautrakt erhielt.
Ursprünglich sollten die für die
Gaststube notwendigen Toiletten
im Altbau liegen. Der Zugang wäre
durch eine Tür in der Blockhauswand
erfolgt. Das Verbot dieser Lösung begleitete die Erlaubnis für den Neubautrakt, „den wir wider Erwarten
erstaunlich modern gestalten durften“, denkt Pscherer zurück.
Entsprechend sind die Westseite
und die Südseite des Elbacher Gütels in Holzrahmenbauweise neu erstellt. Auch die Trennwände zu den
Fremdenzimmern sind in Form von
Holzwänden gestaltet. Das Dach des
Anwesens war vor zehn Jahren neu
gedeckt worden. Im Zuge der Sanierung dämmte die damit beauftragte
Zimmerei Bauer diese Konstruktion
mit Holzfaserdämmung zwischen den
rund 8 cm hohen Sparren.
Zudem montierte sie unterhalb
dieser Konstruktion kreuzweise eine
zweite Lage mit 8 cm hohen Sparren,
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
Günther Hartmann
◂◂Die krummen
und schief
sitzenden Balken
des Bestands
bilden mit den
neuen, exakt
im Lot eingebauten Fenstern
einen spannenden
Kontrast
deren Zwischenräume sie ebenfalls
mit Holzfaserdämmung ausfachte,
um so die Wärmedämmschicht auf
insgesamt 16 cm zu verdoppeln.
An der Konstruktion der Tenne mit
ihren hafenartigen Kopfbändern und
dem Bundwerk änderte sich durch
den Umbau vordergründig nichts.
Weil die Außenwände jedoch nur
aus Brettern bestanden, stellten die
Zimmerer auf der Innenseite des Bauwerks einen gedämmten Holzrahmenbaukörper ein. Auf der Nordseite des Gebäudes entfernten sie die
Bretter und ersetzten sie durch eine
auf der Innenseite der Konstruktion
montierte Verglasung.
Pelletsöfen contra Sockelheizung
Gleichzeitig wurde verputztes Blockwerk zurückgebaut und restauriert, die
Decken und Böden mit Glasschaumgranulat gedämmt sowie Sanitäreinrichtungen in die Fremdenzimmer, die Gaststätte und die Wohnung
eingebaut. Der Neubauteil entspricht
wegen seiner Holzrahmenbauweise
technisch und energetisch den heutigen Standards.
Im Altbautrakt gingen die Planer jedoch einen anderen Weg. Sie
ließen die in Blockholzbauweise errichteten Innenwände mit Gipskartonplatten verkleiden. Dahinter verläuft eine Wandheizung. Geheizt wird
mit einzelnen Pelletsöfen, die in den
www.mikado-online.de
Zimmern stehen. „Doch die Holzblockbauweise hat sich als energetisch so gut erwiesen, dass es auch im
letzten kalten Winter eher zu warm
war“, zieht der Architekt Bilanz aus
dieser Lösung.
Ginge er das Projekt daher nochmals an, würde er lieber auf eine andere Methode setzen: eine Sockelheizung. „Sie funktioniert nach dem
Prinzip, dass einmal erwärmte massive Holzwände die Kälte quasi aussperren“, erklärt er. Zu diesem Zweck
genüge es, eine Kupferheizleitung im
Sockelbereich zu verlegen und damit die Holzblockwände zu erwärmen. Diese Methode lässt sich allerdings rechnerisch nicht erklären und
sie entspricht somit auch nicht der
EnEV 2009. „Und deshalb haben wir
uns einfach nicht getraut, sie umzusetzen“, räumt Pscherer ein, „aber
die Erfahrung mit anderen historischen Gebäuden hat gezeigt, dass sie
funktioniert.“
Die Sanierung eines Denkmals
lasse sich einfach nicht mit einem
Neubau vergleichen, schmunzelt er.
Überraschungen seien bei solchen
Objekten einfach an der Tagesordnung. Und manchmal erweisen sie
sich auch als Segen. So hatten die
Architekten zwar die Genehmigung
erhalten, die Außenwände des Erdgeschosses abzutragen. Doch die
auf dem Erdreich verlegten Originalböden mussten sie ausbauen, eine
Dämmschicht verlegen und schließlich die gereinigten Bestandsbeläge
wieder einbauen.
Auch die Holzbalkendecke über
dem Erdgeschoss hätte laut den Vorschriften des Denkmalamts eigentlich erhalten werden müssen – ein
bautechnisch kaum umzusetzendes
Unterfangen. „Als wir die Außenmauer ausgetauscht haben, haben
wir jedoch gemerkt, dass die Balken komplett verfault waren – und
der Einsturz der Decke quasi vorprogrammiert war. Daher durften wir die
Decke zum Glück doch noch austauschen“, berichtet Pscherer.
Stück für Stück entstand so aus
dem alten, vom Verfall bedrohten Bauernhaus ein historisches
Schmuckstück mit modernen Elementen, das dank seiner Umnutzung in ein gehobenes Restaurant
nun wieder eine Zukunftsperspektive
hat. Manche Wege sind einfach steiniger als andere, doch es lohnt sich
trotzdem, sie zu gehen.
Christine Ryll, München ▪
Steckbrief
Bauprojekt:
Sanierung des 450 Jahre alten
Bauernhauses „Elbacher Gütel“
mit Umbau zur Gaststätte
D-82547 Eurasburg
www.elbacher-guetel.de
Bauherrin:
Monika Hoffmann
Bauweise:
Holzrahmenbau
Bauzeit:
Juli 2008 bis Dezember 2009
Nutzfläche:
315 m2
Wohnfläche:
125 m2
Kubatur:
1520 m3
Planung und Bauleitung:
Thomas Pscherer Architekt
D-80799 München
www.pscherer-architekt.de
Holzbau:
Zimmerei Bauer
D-82547 Eurasburg
www.zimmerei-bauer.eu
17
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
Wohngesundheit
Wie ist der Holzbau gesund?
Holz = Natur = gesund. Die Gleichung gilt für Holz und Holzwerkstoffe leider
nicht immer. Vermutete gesundheitliche Risiken verunsichern Kunden und Holzbauunternehmer. Haftet der Zimmerer für Gesundheitsgefahren der Bauprodukte?
shi-Istock
◂◂Gesundheit!
Unternehmen
sollten bereits
im Vorfeld
mögliche
Gesundheitsbeeinträchtigungen
ausschließen
D
ie Verunsicherung und der Informationsbedarf sind groß,
wenn es um das Thema Schadstoffe in Innenräumen und den rechtssicheren Umgang damit geht. Denn
legt man den Mängelbegriff des BGB
zugrunde, so haftet der Holzbauer
auch für Gesundheitsgefahren bauaufsichtlich zugelassener Produkte,
die er nach anerkanntem Stand der
Technik verarbeitet hat.
Spätestens mit der EnEV 2009 sind
Dämm- und Luftdichtigkeitsstandards
die Regel geworden, die der Holzbau
schon lange erfüllt und zumeist bequem übertrifft. Die damit einhergehende luftdichte Bauweise sorgt
aber auch dafür, dass Schadstoffe in
der Innenraumluft – gleich aus welcher Quelle sie stammen – nicht mehr
18
„automatisch“ durch Undichtigkeiten
in der Gebäudehülle weggelüftet werden. In Innenräumen ist die Luftqualität deshalb häufig schlechter als im
Außenbereich.
Regelungslücke schließt sich
Für den Außenbereich gilt mit der
Technischen Anleitung (TA) Luft
eine gesetzliche Regelung mit strikten Grenzwerten, die für Innenräume bis heute fehlt. Doch diese Lücke
beginnt sich zu schließen. So hat die
Ad-hoc-Kommission Innenraumhygiene beim Umweltbundesamt (IRK)
seit drei Jahren Empfehlungswerte
zum Beispiel für flüchtige organische Stoffe (VOC) veröffentlicht (siehe Grafik S. 19). VOC, eine Gruppe
mikado 11.2010
von mehr als 200 häufig vorkommenden Einzelstoffen, sind in zahlreichen Bauprodukten wie Klebern
und Farben, aber auch in Holz und
Holzwerkstoffen enthalten.
Die einzelnen VOC haben sehr unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen, von gesundheitlich nahezu
irrelevant bis hin zu Augenreizungen, Atemwegsbeschwerden und
Schleimhautreizungen. Bei empfindlichen Personen kann es zu Unwohlsein oder allergischen Reaktionen
kommen. Übliche Konzentrationen
aus Holz- und Holzwerkstoffen in
hochwertigen Gebäuden haben keine
gesundheitlichen Auswirkungen auf
den Bewohner und Nutzer.
Empfehlungswerte gewinnen
an Bedeutung
Auch für Formaldehyd gibt es Empfehlungswerte des Umweltbundesamts und der Weltgesundheitsorganisation. Und das Deutsche Institut
für Bautechnik macht Emissionswerte für VOC zur Zulassungsgrundlage für Bauprodukte, bislang bei Bodenbelägen.
Zugrunde liegt das Bewertungschema des Ausschusses für die gesundheitliche Bewertung von
Bauprodukten (AgBB), mit dem gesundheitsbasierte Vorsorgewerte für
VOC-Emissionen aus Bauprodukten
für den Daueraufenthalt in Innenräumen bereitgestellt werden.
Gemeinsam ist allen genannten
Werten, dass sie keinen verpflichtenden Charakter haben, jedoch wissenschaftlich anerkannt sind.
Nichtsdestotrotz haben die Werte
für die Baubranche insgesamt eine
wachsende Bedeutung.
Fermacell
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
Intensiv wird die Emission von VOC
aus Holzprodukten diskutiert, vor
allem die Stoffgruppe der Terpene,
die zum Beispiel für den typischen
Geruch verantwortlich sind. Wenn
durch die insgesamt in einem Haus
vorhandenen Baustoffe Schadstoffwerte erreicht werden, die über die
vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzen hinausgehen, kann dies
rechtlich problematisch sein.
Macht die VOC-Diskussion deshalb dem Holzbau den Garaus? Nein!
Denn es gilt Unterschiede zu machen.
Nicht jedes Holz emittiert gleich viel
VOC. Das Emissionsverhalten hängt
vor allem vom Harzanteil ab. Laubhölzer und Fichte/Tanne haben in
der Regel niedrige VOC-Werte. Die
großflächige Verarbeitung von Kiefernholz, zum Beispiel bei einem Dielenboden, kann jedoch in der Summe
aller Emissionen zu einer Überschreitung der genannten Empfehlungswerte des UBA führen. Sollte der
Auftraggeber jedoch genau den typischen Holzgeruch (z.B. Zirbenholz) wünschen, steht der Verwendung nichts im Wege.
Besondere Aufmerksamkeit erfordern industriell veränderte Produkte
mit Nadelholz als Ursprungsmaterial. Das trifft vor allem auf OSB-Platten zu, die im Produktionsprozess
starken thermischen und physikalischen Belastungen ausgesetzt sind.
Hierbei entstehen Emissionen (z. B.
Aldehyde), die im natürlichen Holz
kaum vorkommen. Da die OSB-Platte als ökologische Alternative zur
Spanplatte gestartet ist und inzwischen im Holzbau sehr häufig eingesetzt wird, stellen die Erkenntnisse
www.mikado-online.de
der Wissenschaftler eine Herausforderung für die Holzbaubranche dar.
Die Emissionen können von Platte
zu Platte sehr unterschiedlich sein,
da der Gehalt an Harzen von Baum
zu Baum schwankt. Auch die unterschiedliche Verarbeitung der Späne
zu Platten bedingt unterschiedliche
Emissionswerte. Je nach Pressdauer
und -temperatur sind sie Schwankungen unterworfen.
Das Problem: OSB-Hersteller können oder wollen nicht sagen, wie
hoch die VOC-Emissionen ihrer Produkte sind. Es existiert kein OSBProdukt, das ein Zertifikat einer
ernstzunehmenden, unabhängigen
Prüfinstitution (z. B. das natureplusQualitätszeichen oder das Zertifikat
des Kölner eco-Instituts) trägt.
Was nicht heißt, dass es keine OSBPlatten gibt, die hohe Anforderungen
an das Emissionsverhalten erfüllen.
Dies wurde durch Untersuchungen
der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) vom März 2010 bestätigt: Zwei der sechs geprüften OSBPlatten haben die Werte des AgBB
eingehalten. Solche Produkte sowie
andere emissionsarme Holzwerkstoffe sind bei ausgewählten Herstellern
und Händlern erhältlich.
Doch statt dass die Hersteller
ihre emissionsarmen OSB-Produkte
kenntlich machen, wird versucht, die
OSB-Platte mit einer wissenschaftlichen Studie aus der Schusslinie zu
bringen. So wurde vom Institut für
Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universitätsklinik Freiburg
und dem Fraunhofer Institut WKI in
Braunschweig eine Studie erstellt, die
Aussagen zum Gefährdungspotenzial durch holzeigene VOC für den
▸▸Die Empfehlung
des Umweltbundesamtes für
den Gehalt der
Gesamtsumme an
flüchtigen
organischen
Stoffen (TVOC)
in der
Raumluft:
Spätestens vor
Gericht
werden Unternehmen damit
konfrontiert
Sentinel-Haus-Institut
Gutes Holz, schlechtes Holz
▴▴Die Verkleidung
von OSBPlatten mit
keratinbeschichteten
Gipsfaserplatten kann ein
eventuell
vorhandenes
Emissionsrisiko dauerhaft
beschränken
19
▴▴Bei dem
wohngesunden
Mehrfamilienhaus „Vogelnest“
bestanden
die verwendeten
OSB-Platten
eine vom
Sentinel-HausInstitut veranlasste
Einzelprüfung
eines anerkannten
Labors
Holzbau ist gesünder denn je
Der Holzbau ist tatsächlich gesünder
denn je, wenn seine Akteure sich offen mit dem Thema Wohngesundheit
Sachliche Diskussion gefragt
Nicht zuletzt: Wohngesundheit (Innenraumhygiene) ist kein spezielles
Problem des Holzbaus. Die stärksten Emissionen in der Innenraumluft
entstehen durch Oberflächenbehandlungen, Dichtungsmassen, Bodenbeläge und Bauhilfsmittel. Und hier
kommen im Holzbau und im Massivbau meist die gleichen Materialien zum Einsatz.
Der Holzbau braucht eine sachliche, ehrliche und offen geführte
Diskussion der unterschiedlichen Interessensvertreter. Von Nachteil ist
fehlende Transparenz, während der
Unternehmer täglich aufs Neue Reklamationsrisiken auf sich nimmt. ▪
Mangel oder nicht? Eine detaillierte
Aufstellung darüber steht im
Downloadpaket zur Ausgabe unter
www.mikado-online.de.
Autor
Peter Bachmann, gelernter Umwelttechniker und Marketingkaufmann, befasst sich seit 1991 mit dem wohngesunden und ökologischen Bauen. Unter anderem war
er Marketingleiter der 81Fünf AG. Er war Initiator und
Forschungsprojektleiter eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanzierten Forschungsprojekts zu
wohngesunden Holzbaukonzepten, aus dem heraus das Sentinel-HausKonzept entstanden ist. Er ist Mitgründer des Sentinel-Haus-Instituts in
Freiburg im Breisgau, das er als geschäftsführender Gesellschafter leitet.
www.sentinel-haus.eu
So teuer kann Haftung werden
Für ein Holzbauunternehmen hat
der Reklamationsfall Konsequenzen: Kommt es in einem Gebäude
zu hohen VOC-Werten in der Innenraumluft, haftet es als Erbringer der
Bauleistung. Die möglichen Risiken
20
zeigen sich an vielen aktuellen Schadensfällen, die durch die Verwendung
stark emittierender Oberflächenbehandlungen, Bodenbeläge, Holzwerkstoffe und Dichtmassen entstehen. Spätestens vor Gericht kommen
die oben genannten Empfehlungswerte, vorrangig die des Umweltbundesamtes, also wieder ins Spiel,
da sich die Gutachter dankbar auf
Empfehlungen staatlicher Institutionen berufen. Das Problem hat in der
Regel das (Holz-)Bauunternehmen,
denn Ansprüche an den Hersteller
oder den Lieferanten stark emittierender Produkte wird es kaum durchsetzen können.
befassen, zertifizierte Materialalternativen prüfen (z. B. Gipsfaserplatten mit Prüfzeichen des eco-Instituts
Köln) oder sich durch Einzelprüfungen über das Emissionsverhalten vergewissern.
Dabei kommt es auch aufs Detail
an: Ein „formaldehydfrei verleimtes“
Produkt ist nicht „formaldehydfrei“,
sondern eben nur entsprechend verleimt. Werden diese Themen offen
angegangen, muss sich der Holzbau
um das Ergebnis der Gleichung Holz
= Natur = Gesund keine Sorgen machen, wie zahlreiche in Deutschland,
der Schweiz und Österreich realisierte
und durch unabhängige Institutionen
geprüfte Objekte (siehe auch mikado
8.2010) zeigen.
mikado 11.2010
www.atelier-blickfang.de
Menschen trifft. Dazu wurden fitte,
junge Studierende für kurze Zeit hohen Konzentrationen von VOC aus
Nadelholz und OSB-Platten ausgesetzt sowie im Labor menschliche
Lungenzellen damit konfrontiert. Zur
Aussagekraft der Studie sagt Dr. Jutta Witten, Vorsitzende des Ausschuss
zur gesundheitlichen Bewertung von
Bauprodukten: „Die kurzzeitigen Expositionskammerversuche mit freiwilligen gesunden und erwachsenen
Probanden sind zur Verbesserung der
wissenschaftlichen Datenlage zu begrüßen. Allerdings sind bis heute die
detaillierten Studienergebnisse nicht
publiziert. Die vorliegenden Daten
und ihre Interpretation hinsichtlich
der Bewertung des entstehenden gesundheitlichen Risikos berücksichtigen aber weder, dass Menschen sehr
lange solchen Emissionen ausgesetzt
sein können, noch dass es Menschen
gibt, die von sich aus gesundheitliche
Beeinträchtigungen mitbringen, etwa
Kinder, Allergiker und Ältere. Um jedoch die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung einschließlich dieser Risikogruppen adäquat zu schützen, ist
im AgBB-Schema diese Anforderung
bei der Bewertung von Einzelstoffen
wesentlicher Bestandteil der staatlichen Regeln zur Hygiene in Innenräumen allgemein und Bauprodukten im Besonderen. Wichtig ist auch,
dass es darüber hinaus Empfehlungen für die Begrenzung der Gesamtkonzentration an VOC in Innenräumen gibt.“
Der Betrachter der Expertendiskussion wird dabei das Gefühl nicht
los, dass der Baustoff Holz von manchen Interessenvertretern in eine
Art Sippenhaft genommen wird. Es
kann nicht sein, dass Inhaltsstoffe,
die durch eine industrielle synthetische Veränderung entstehen, dem
Baustoff Holz im Allgemeinen angelastet werden.
Sentinel-Haus-Institut
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
ELUX
Weil die was für
den ModernisierungsMarkt tun.
Große
nEndkunde
e
Kampagn
in T V un d
Internet
Mit den aktuellen reichweitenstarken Kampagnen
in TV und Internet erreicht VELUX weit über
22 Millionen Endverbraucher und fördert aktiv
Ideen für Dachfenster-Modernisierungen. Das
sorgt für zusätzliche Nachfrage und mehr Kunden
für Sie.
Schöne Aussichten
für Ihr Geschäft
Maik Winterhoff, 38,
Dachdeckermeister
Dipl-Ing. (FH)
F. Stelter Bedachungen
Müden/Örtze
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
Passivhaus
Bewohner heizen auf
Bei der energetischen und architektonischen Komplettsanierung einer Doppelhaushälfte stand die optimale Dämmung der Gebäudehülle mit ökologischen Materialien im
Mittelpunkt. Das Gebäude kommt nun sogar ohne ein herkömmliches Heizsystem aus.
22
mikado 11.2010
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
D
ie grundsätzlichen Ziele – eine
optimale Dämmung mit ökologischen Baumaterialien und der
Verzicht auf ein herkömmliches
Heizsystem – standen für die Bauherrenfamilie Möllering/Schintze fest.
Selbst die technischen und architektonischen Details reiften schon lang
in den Köpfen. Kein Wunder, sind
die Bauherren doch gleichzeitig Architekten, Ingenieure und Energieberater.
Trotzdem dauerte es einige Jahre,
bis sie schließlich im Februar 2007
das passende Objekt gefunden hatten. Nach eingehender Prüfung erwies sich eine Doppelhaushälfte –
Baujahr 1938 – als sanierungsfähig.
Der ursprüngliche Zustand und die
Einfachheit der Bauweise boten nahezu optimale Voraussetzungen für
eine energetische Grundsanierung.
▸▸Um rund 90 %
senkten die
Bauherren den
Energiebedarf
ihres Gebäudes
Dach ertüchtigen
Im Sommer 2008 begannen die ersten
Voruntersuchungen und Abrissarbeiten an der Fassade und im Inneren
des Gebäudes. Dabei stellte sich heraus, dass die Holzbalkendecken und
der gesamte Dachstuhl in einem guten Zustand waren.
Also entschloss sich das Ehepaar,
den Dachstuhl in seiner ursprünglichen Form zu erhalten und die ca.
12 cm hohen Sparren mit 24 cm hohen FJI-Trägern statisch zu ertüchtigen. Den oberen Abschluss des Daches
bildet ein 60 mm starkes Dämmelement aus Holzweichfaserplatten. Das
Element übernimmt gleichzeitig die
Funktion der Unterdeckung.
Dämmen und Dichten
„Jede Energie, die nicht benötigt wird,
muss nicht erzeugt werden. Sie schädigt auch nicht die Umwelt und muss
letztlich nicht bezahlt werden“, war
das oberste Gebot der Bauherren. Sie
wollten den Energieverbrauch durch
Dämmen und Dichten der Gebäudehülle auf ein Minimum senken.
Der verbleibende Restenergiebedarf
sollte möglichst effizient und unter
Nutzung erneuerbarer Energiequellen bereitgestellt werden. Dafür wollten sie das Passivhaus-Grundprinzip
konsequent umsetzen.
Im Inneren stellen OSB-Platten in
den Dachschrägen und auf den Holzbalken die statische Aussteifung des
Gebäudes wieder her, denn im Erdgeschoss und im Obergeschoss mussten
einige tragende Wände weichen. Sowohl der alte ungedämmte als auch
der neue Sparrenzwischenraum wurden mit Zellulose-Einblasdämmstoff
ausgeblasen. Auf den Sparren wurde eine hochdiffusionsoffene Luftdichtbahn verlegt und an allen Anschlüssen und Durchdringungen
abgeklebt.
Um den Lichteinfall in die Innenräume zu vergrößern und die für die
Beheizung notwendigen solaren Gewinne zu steigern, verdreifachten die
Bauherren die Fensterfläche. Da der
◂◂Baujahr 1938
und bereit für die
Sanierung
▸▸Dreimal mehr
Fensterfläche
nach der
Sanierung bringt
Licht und
Energie ins Haus
www.mikado-online.de
23
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
◂◂ Dachflächenfenster mit U-Wert
0,84 W/(m²K)
◂◂Der BlowerDoor-Test
ergab einen
n50-Wert
von 1,0 [1/h]
▸▸Der 30 cm starke
Hohlraum
erhielt eine
Zelluloseeinblasdämmung
Zuwachs an Fensterfläche zum großen Teil an der Südfassade erreicht
werden sollte, entschieden sie sich
bereits in der frühen Planungsphase
dafür, den Südgiebel bis zur Decke
über dem Erdgeschoss abzutragen
und durch einen im Zimmereibetrieb
vorgefertigten Holzrahmenbau zu ersetzen. Durch die neue Wandkonstruktion konnte der Dämmstandard
der Giebelwand weiter verbessert und
ein zusätzlicher Raumgewinn erzielt
werden.
Auf die bestehenden Außenwände aus Betonhohlblocksteinen wurden vom Zimmermann zunächst in
einem festgelegten Rastermaß 6 cm
starke Kanthölzer gedübelt. Diese
dienten zum einen zum Ausgleich
der Unebenheiten in der Fassade und
zum anderen zur leichteren Montage der nachfolgend aufgeschraubten 24 cm starken FJI-Träger. Den
äußeren Abschluss bildet wiederum
ein 60 mm starkes Dämmelement,
das gleichzeitig die wasserableitende Schicht einer hinterlüfteten Lärchenschalung darstellt. Der 30 cm
starke Hohlraum wurde mit Zellulosedämmstoff ausgeblasen. Dachfläche und Außenwände erreichen
nun nach der Sanierung U-Werte von
rund 0,11 W/(m²K).
Die erdberührten Kelleraußenwände aus ca. 30–40 cm dicken
Stampfbetonwänden erhielten eine
Abdichtung aus einer zweilagigen,
armierten Bitumendickbeschichtung,
auf die anschließend eine 18 cm starke, einlagige Perimeterdämmung geklebt wurde (U = 0,21 W/(m²K)). Alle
neuen Fenster, Fenstertüren sowie die
Dachflächenfenster und die Haustür sind mit einer Dreischeibenverglasung versehen und haben einen
Holz-Alu-Rahmen. Die U-Werte liegen bei 0,8 W/(m²K) für die Fenster
und Fenstertüren sowie bei 0,84 W/
(m²K) für die Dachflächenfenster.
Schwierigkeiten bei der Erstellung
der Luftdichtheitsebene bereitete nur
der Bereich der Gebäudetrennwand.
Mit Nachbesserungen erreichte das
Gebäude im zweiten Blower-DoorTest einen n50-Wert von 1,0 [1/h].
Die zur Beheizung noch benötigte
Restwärme gewinnt das Gebäude aus
◂◂ Dach und
Außenwände sind
mit Zellulose und
Holzweichfaserplatten gedämmt
▸▸Die einfache
Bausubstanz war
eine ideale
Grundlage für die
energetische
Sanierung
24
mikado 11.2010
Möllering / Schnitze
◂◂Sonne heizt mit:
Die 10 m² Solarthermie-Elemente
speisen den
800 Liter großen
Pufferspeicher
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
der durch die Fenster eingestrahlten Sonnenenergie, der Wärmeabgabe der Bewohner und der Elektrogeräte im Haushalt. Das zentrale
Lüftungssystem tauscht verbrauchte
Luft ständig gegen frische aus. Der
Wärmetauscher darin nutzt nahezu
die gesamte in der Raumluft enthaltene Wärmeenergie dazu, die frische
Zuluft vorzuwärmen. An sehr kalten
Wintertagen übernimmt ein kleiner
Stückholz-Kaminofen die Nachheizung des Luftvolumens.
Nachhaltig Sanieren
Zahlen, Daten, Fakten
All die Umbaumaßnahmen reduzierten den rechnerischen Jahresheizwärmebedarf des Gebäudes von ursprünglich 278 kWh/(m²a) um mehr
als 90 %. Unter Berücksichtigung der
reduzierten Wärmebrücken wird der
rechnerische Jahresheizwärmebedarf
bei ca. 20 – 25 kWh/(m²a) liegen.
Zur Ermittlung des wirklichen Jahresheizwärmeverbrauchs zeichnen
die Hausherren den Stromverbrauch
der Lüftungsanlage auf und registrieren den erforderlichen Verbrauch an
Stückholz zur Restbeheizung.
Der rechnerische Primärenergiebedarf nach EnEV 2007 vor der Sanierung beläuft sich auf ca. 466 kWh/
(m²a). Nach der Sanierung wird er bei
ca. 28 kWh/(m²a) liegen. Bezogen auf
die Energiebezugsfläche nach Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP)
wird der prognostizierte Jahresprimärenergiebedarf unter Einbezug des
Haushaltsstroms bei unter 100 kWh/
(m²a) liegen. Der exakte Verbrauch
ergibt sich auch hier nach der Auswertung zukünftiger Messungen.
In letzter Konsequenz bezieht die
Baufamilie zukünftig zu 100 % zertifizierten Ökostrom. Damit hat sie
ihre Ziele erreicht: Verzicht auf ein
herkömmliches Heizsystem, optimale
Dämmung mit ökologischen Baumaterialien – und ein behagliches und
modernes Eigenheim.
Silke Möllering, Michael Schintze,
Steppach ▪
Eine ausführliche Bildergalerie
zu dieser Sanierung steht online
unter www.mikado-online.de →
Bildergalerie
www.mikado-online.de
▴▴ Problematische Baustoffe
wurden entfernt und ersetzt
▴▴Der eingebaute Abfangträger aus Holz im Erdgeschoss bindet
rund 105 kg CO2, ein Stahlräger würde ca. 292 kg emittieren
Da die Umstrukturierung der Energiewirtschaft wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern wird,
sollte die Einsparung von Energie zum obersten Gebot werden. Dazu gehört zum einen der
benötigte Energieaufwand zum Betreiben des Gebäudes (Heizen, Beleuchten), zum anderen
die „graue Energie“ zur Rohstoffgewinnung, zur Herstellung von Bauprodukten, für Transportvorgänge sowie für den Bauablauf selbst.
Alte Bausubstanz zu sanieren und anschließend neu zu nutzen ist grundsätzlich nachhaltig.
Auf diese Weise werden existierende Gebäude maximal genutzt, die Abfallmengen begrenzt,
es müssen weniger neue Materialien verwendet und somit auch weniger „graue Energie“ neu
aufgebracht werden.
Die beschriebene Gebäudesanierung ist stark von diesem Nachhaltigkeitsgedanken geprägt.
Die Bauherren haben versucht, intakte Bauteile und Baustoffe nach Möglichkeit zu erhalten
bzw. an anderer Stelle wiederzuverwenden. Für die Gesundheit der Bewohner problematische
Baustoffe wurden vorab entfernt (Asbestfassade, Fehlbodenschüttung). Beim Einbau neuer
Baustoffe wurde ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung ökologischer (Holz, Lehm,
Holzfasern) bzw. recycelter Baustoffe (Zellulose) gelegt.
Besonderen Wert legten die Bewohner auf die verstärkte Verwendung von Holz in seinen
verschiedenen stofflichen Formen, denn „Holzbau ist aktiver Klimaschutz“.
Der Baustoff Holz vereint mehrere positive Effekte in sich: Neben dem Kohlenstoff-Speichereffekt und dem CO2-Vermeidungseffekt durch den Ersatz für andere Baustoffe spart er durch den
Einsatz als Dämmstoff zusätzlich Heizenergie und somit CO2 ein:
▸▸ Durch den Einbau eines Abfangeträgers aus Holz im Erdgeschoss werden abzüglich der
„grauen Energie“ für die Gewinnung, Herstellung und Transport ca. 105 kg CO2 als Kohlenstoff gebunden. Bei einem statisch vergleichbaren Stahlträger würde die Bilanz negativ
ausfallen. Es käme zu einer Emission von ca. 292 kg CO2.
▸▸ Die Konstruktion zur Dämmung der Außenwände mit Zellulose-Einblasdämmstoff zwischen Stegträgern, oberseitiger Holzfaserdämmplatte und abschließender Lärchenschalung
ergibt – unter Berücksichtigung der „grauen Energie“ – eine Bindung von ca. 105 kg CO2 pro
m² als Kohlenstoff. Eine energetisch gleichwertige Fassadendämmung mit 30 cm Polystyrol
(WLG 032) und mineralischem Außenputz ergäbe eine CO2-Emission von ca. 77 kg/m².
▸▸ Obwohl es sich um ein Gebäude in Massivbauweise handelt, sind bei seiner Sanierung –
ohne Berücksichtigung der noch nicht ausgeführten Außenanlagen im jetzigen Zustand –
neue Holzbauteile, Holzwerkstoffe, Holzfaserdämmstoffe und Zellulosedämmung im
Gesamtgewicht von rund 13 500 kg eingebaut worden. Das stellt – bezogen auf die Rohdichte von Fichtenholz und unter Berücksichtigung der „grauen Energie“ – eine dauerhafte
Bindung von Kohlenstoff in Höhe von rd. 18 900 kg dar. Das entspricht ca. 118 000 Pkw-km
(bei 160 g CO2 in Form von Kohlenstoff pro km) bzw. ca. 5800 l Heizöl (rund 28 Jahre Beheizung dieses sanierten Gebäudes in Öl-Äquivalent).
25
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
Lagerhaus
Arbeiten in historischem Flair
Albwerk
Ein Lagerhaus von 1921 startet eine neue Karriere als Bürogebäude. Die Sanierung
zeigt, wie sich zeitgemäße Anforderungen an Wohnen und Arbeiten in Verbindung mit
moderner Technik behutsam in historische Bausubstanz integrieren lassen.
Der schlichte
Neubau mit
der Aufzugsanlage
ist in die
vorhandene
Vordachkonstruktion
integriert
26
mikado 11.2010
as ehemalige Lagerhaus in Geislingen an der Steige (BadenWürttemberg) befand sich weitgehend noch in originalem Zustand.
Doch nach über zwei Jahrzehnten
Leerstand drohte dem Industriedenkmal allmählich der Verfall. Die Umnutzung zum Bürogebäude ist das
Ergebnis eines Ideenwettbewerbes.
Trotz moderner technischer Ausstattung und Niedrigenergiehaus-Standard blieb der historische Charme des
1921 errichteten Gebäudes erhalten.
Stahlbeton und Fachwerk
Unter- und Erdgeschoss sind als Eisenbetonkonstruktion errichtet, verputzt mit Münchner Rauputz. Die drei
Obergeschosse sind eine Fachwerkkonstruktion mit gestrichener Holzschindelfassade. Darüber erhebt sich
ein Walmdach mit achteckigem Aufsatz. Die originalen Holzsprossenfenster ergänzt raumseitig ein Holzisolierglasfenster mit einem U-Wert
von 1,1 W/(m2K) zum Kastenfenster.
Für einen größeren Lichteinfall sorgen unterhalb der historischen Fenster mit der Innenwand bündige Isolierglasfenster.
Treppenhaus in der Silozelle
Die nördliche Gebäudehälfte enthielt
ursprünglich sechs Getreidesilos,
die über die gesamten drei Stockwerke aus Fichtenbrettern zu einer
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▸▸Betonplatten
dienen der
Luftschallverringerung,
Weichfaserplatten
der Vermeidung
des Trittschalls
Brettstapelkonstruktion zusammengenagelt sind. Zu Spitzenzeiten wurden in den Silos bis zu 1000 t Getreide gelagert. Das neue Treppenhaus ist
in die nach Osten ausgerichtete Silozelle integriert, die somit in ihrer
Gesamtheit vom Trichter im Erdgeschoss über drei Stockwerke bis zum
Dach erlebbar bleibt. Die Silowände
erhielten Durchbrüche vor den vorhandenen Fenstern sowie für die erforderlichen Durchgänge. Durch die
sichtbaren Brettstapelwände bleibt
der ursprüngliche Charakter sinnlich erfahrbar.
An der Ostseite des Gebäudes
schließt direkt an das Treppenhaus
ein moderner Neubau mit Aufzugsanlage an, die vom Untergeschoss
bis zum 3. OG einen barrierefreien Zugang ermöglicht. Durch einen
Glassteg ist der in sich geschlossene,
schlichte Baukörper mit dem Haupthaus verbunden.
Moderne Anforderungen
denkmalgerecht erfüllt
Die Bestandsaußenwände der oberen drei Fachwerkgeschosse bauten
die Holzbauer zu einer modernen
Holzrahmenwand mit Niedrigenergiehaus-Standard um. Nach dem
Entfernen der Gefache wurde die
Grundriss
Auch nach der
Umnutzung sind die
ehemaligen
sechs Getreidesilos
erkennbar (rechts).
Parallel zu den
Außenwänden sind sie
U-förmig von einer
weiteren Fachwerkkonstruktion
umschlossen. Sie
verlieh den
Silowänden die nötige
Stabilität, damit
sie nicht unter dem
Fülldruck ausbeulten.
Der umlaufende
Durchgang wird heute
für Installations- und
Regaleinbauten
genutzt
M. Stahl / V. Sawall
D
▴▴Die Gefache
der Außenwand
sind für
das Einblasen der
Zellulosedämmung vorbereitet
V. Sawall
V. Sawall
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
27
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
◂◂Der neue
Besprechungsraum
befindet sich in
einer der
ehemaligen
Silozellen.
Die Brettstapelwände
sind erhalten
geblieben
Büroräume erfolgt durch Schrankwände, die nach oben und zu den
Seiten hin mit einer umlaufenden,
festen Verglasung eingepasst sind.
Somit bleiben die originalen Holzdecken durchgehend erlebbar.
Im nördlichen Gebäudeteil, wo
sich die sechs Silozellen befanden,
sind neue Zwischendecken eingezogen und mit OSB-Platten beplankt. In
der Untersicht sind sie verputzt bzw.
mit 5 mm Linoleum als Bodenbelag
versehen, um die neu eingezogenen
Bauteile von den Originalbauteilen
optisch abzuheben.
Albwerk
Details erzählen Geschichten
Konstruktion von innen mit 15 mm
OSB-Platten, die als Dampfbremse
fungieren, beplankt. Der entstehende Zwischenraum ist vollständig mit
Zellulosedämmstoff ausgefüllt. Abschließend sind die Innenseiten der
Außenwände mit 9,5 mm Gipsfaserplatten versehen und gestrichen.
Um die Anforderungen an den
Schall- und Brandschutz zu erfüllen, erhielten die vorhandenen
Im Innenbereich bleiben neben der
Fachwerkkonstruktion, den bestehenden Holzbalkendecken sowie den
Brettstapelwänden zahlreiche funktionale Details aus früherer Nutzung
sichtbar. Um das Aufschlitzen der
Wände für das Verlegen von Lichtund Stromkabeln zu vermeiden, verschwinden die Kabel hinter Stahlträgern, die zur Stabilisierung der
Konstruktion eingebaut wurden, oder
in Fußbodenkanälen entlang der Außenwände. Zur Lichtsteuerung dienen auf Funk basierende Taster. Sie
Dielenböden einen entsprechenden
Bodenaufbau: 40 mm Betonplatten in
Sand verlegt, darüber Trittschalldämmung sowie 60 mm Rahmenschenkel
mit entsprechend gedämmten Zwischenräumen, abschließend Eichendielen als Bodenbelag.
Der originale Bretterboden aus
Fichte ist im südlichen Fachwerkteil als Deckenuntersicht erhalten. Die Abtrennung der einzelnen
Schnitt
Die barrierefreie Erschließung des Gebäudes erfolgt über einen modernen Anbau mit
Fahrstuhl. Der Neubau hebt sich optisch bewusst vom Altbau durch die schlichte und klare
Gestaltung ab
Die Verbindung zwischen Alt- und Neubau ist optisch transparent mit Glas
gestaltet. Eine Gleitfuge im direkten Anschlussbereich soll verhindern, dass
es zu Rissbildungen oder gar Abrissen kommt
M. Stahl / V. Sawall
Ansicht Süd
28
mikado 11.2010
Thema des Monats Nachhaltiges Sanieren
Steckbrief
Objekt:
Moderne Büronutzung in
historischem Lagerhaus
Bauzeit:
Mai 2009 bis September 2010
Gesamte Nutzfläche:
1008 m2
Wärmeversorgung:
BHKW mit Luft-Wasser-Wärmepumpe (elektrisch)
Technische Ausstattung:
Dezentrales Energiemanagement-System
Albwerk
Berechnungen nach Energie­
einsparverordnung (EnEV) 2007
funktionieren kabel- und batteriefrei. Die zur Übertragung benötigte Energie wird durch Fingerdruck
beim Schalten erzeugt. Insgesamt 70
der „intelligenten“ Taster sind in dem
ehemaligen Lagerhaus eingebaut.
Im ersten Dachgeschoss befindet
sich ein Großraumbüro, das zweite
Dachgeschoss mit Turmstube wurde
zum Besprechungsraum ausgebaut.
Die originale Konstruktion blieb erhalten und wurde mit einer Zwischensparrendämmung aus 20 cm
Zellulose energetisch verbessert.
Im Erdgeschoss entstand ein Veranstaltungs- und Tagungsraum mit
ca. 3,80 m Raumhöhe. Silotrichter und die frei im Raum stehenden
originalen Betonstützen prägen die
Deckengestaltung. Für eine bessere
Akustik sorgen Akustikplatten zwischen den Unterzügen.
Im nach Norden angrenzenden
historischen Fachwerkanbau, der
ehemals als Kunstdüngerlager diente, ist eine Schauküche mit moderner Ausstattung eingerichtet, vorgesehen für Kochveranstaltungen und
Catering bei Tagungen.
Innovativ Heizen und Kühlen
Im Untergeschoss, früher als Kartoffel- und Rübenlager genutzt, sind nun
Toiletten eingebaut, zudem Lagerräume, der Heizraum und der Technikraum. Die Wärmebereitstellung
www.mikado-online.de
▴▴Im südlichen
Gebäudeteil ist
der originale
Bretterboden aus
Fichte als
Deckenuntersicht
erhalten
Energiekennwerte / U-Werte
(nach der Sanierung):
▸▸ Dach: 0,18 W/(m²·K)
für die Grundlast des Gebäudes erfolgt über ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW). Der selbst produzierte Strom wird direkt ins hauseigene
Netz eingespeist. Den verbleibenden
Wärmebedarf des Gebäudes deckt
eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe. Die Umluft-Heiz- und Kühlgeräte sind bereichsweise regelbar.
Ansonsten sorgen Kompaktheizkörper mit Einzelraumregelung für eine
bedarfsgerechte Temperierung.
„Intelligente“ Haustechnik
Das Gebäude verfügt im Rahmen eines Pilotprojektes über ein dezentrales Energiemanagement-System.
Alle Räume sind mit Sensoren ausgestattet, die das Raumklima regeln
und neben der Temperatur auch Helligkeit, Feuchtigkeit, Geräusche und
Rauch erfassen. Verwaltet wird das
Gebäude von einer Zentraleinheit,
dem Herzstück des Systems, das zugriffsgeschützt alle relevanten Verbrauchsdaten sammelt und mobil per
iPhone, iPad oder vom PC aus bedient wird.
Das Sanierungsbeispiel zeigt, wie
sich zeitgemäße Anforderungen an
Wohnen und Arbeiten mit moderner
Technikausstattung behutsam in historische Bausubstanz integrieren und
mit dem besonderen Charme eines
Kulturdenkmals in Einklang bringen
Anne Fingerling, Kassel ▪
lassen.
▸▸ Außenwand Fachwerk
(1. bis 3. OG): 0,16 W/(m²·K)
▸▸ Außenwand EG:
0,32 W/(m²·K)
▸▸ Außenwand UG:
0,32 W/(m²·K)
▸▸ Außenwand Aufzugsturm:
0,26 W/(m²·K)
▸▸ Fenster: 1,1 W/(m²·K)
▸▸ Boden: 0,33 W/(m²·K)
Transmissionswärmeverlust
ca. 30 % besser als Neubau nach
EnEV 2009
Baukosten (Gesamtkosten brutto):
knapp 2 Mio. Euro
Bauherr:
Alb-Elektrizitätswerk GeislingenSteige eG, Geislingen/Steige
Planung und Bauleitung:
Dipl.-Ing. (FH) Arch.
Martina Stahl
D-73329 Kuchen
in Kooperation mit
Dipl.-Ing. Volker Sawall
D-73312 Geislingen/Steige
Energiemanagement-System:
Ingenieurbüro MSR Office
D-88239 Wangen im Allgäu
www.msr-office.de
und
Fa. Diehl AKO Stiftung & Co. KG
D-88239 Wangen
www.diehlako.de
Holzbau:
Holzbau Stahl
D-73329 Kuchen
www.holzbau-stahl.com
29
Meinung
Konrad Fischer contra Gerrit Horn
Wärmedämmung – Segen oder Fluch?
◂◂Konrad Fischer
ist Architekt
und Sachverständiger mit
Schwerpunkt
Denkmalpflege. Er greift
die heute
übliche Wärmedämmpraxis
scharf an
mikado: Führt die heute übliche energiesparende Bauweise zu den von Bauherren erwarteten Ergebnissen?
Konrad Fischer: Der Präsident der
baden-württembergischen Architektenkammer berichtet im Septemberheft des Deutschen Architektenblatts
von zunehmenden Prozessen gegen
Kollegen, weil „sich nach einer energetischen Sanierung die prognostizierte Verbrauchsminderung nicht
einstellt“. Auch mir sind genug Fälle
bekannt, bei denen nach der Wärmedämmung nicht ein Tropfen Öl eingespart wurde. Dass sich das Dämmen
und Fensteraustauschen vernünftig
amortisieren, ist mir auch nach der
Prüfung vieler Energieberatergutachten, die mir deren Opfer zusandten,
noch nicht bekannt.
Bei der Heizung ist derartiger Wahnsinn, der sich gerne in ökologisch
korrekten Leichtlehmschalen verbirgt, geradezu Standard. Eine strahlungsintensiv ausgelegte Elektrodirektheizung liefert die Wärme verlustfrei an und spart Raum und Wartungskosten. Beim Dachausbau bevorzuge ich speicherfähige Dämmung aus kapillaraktivem Massivholz, das auch mit Feuchtigkeit gut
zurechtkommt – bei bestem sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz.
Weicht die Realität von der bauphysikalischen Theorie ab?
Der mit bauphysikalischen Formeln
berechnete Energieverbrauch weicht
fast immer stark von der Realität
ab. Die gängige Bauphysik täuscht
sich auch beim Feuchteproblem der
„Dämmfassaden kühlen mangels Speichermasse
jede Nacht unter den Taupunkt ab.“
nachweis nach Glaser ist man gegen
die Risiken der Praxis schlecht gewappnet. Und das Problem der wenig
dauerhaften Klebeabdichtung gegen
Raumluftkondensat in beweglichen
Leichtbaukonstruktionen ist nicht
wirklich lösbar.
Welche energiesparenden Maßnahmen
sind bei der Bestandsmodernisierung
sinnvoll?
Hier sehe ich vorwiegend heiztechnisches Verbesserungspotenzial. Offen
verlegte Heizrohre verlieren im Gegensatz zur Unterputzlösung nicht
riesige Wärmemengen im Wandbaustoff oder in Fußböden. Niemand
käme auf die Idee, lichtabstrahlende Neonröhren in die Wände zu legen, bis diese ordentlich schimmern.
Sind die im Holzbau üblichen Konstruktionen bauphysikalisch ausgereift?
Bestimmt nicht. Gerade beim Tauwasseranfall liegt vieles im Argen.
Das Fraunhofer Institut für Bauphysik hat für die Dämmbaukunst
vernichtende Forschungsergebnisse
zum tageszeitlichen Verlauf der Oberflächentemperaturen an gedämmten
30
Flächen schon mehrfach publiziert:
Dämmfassaden kühlen mangels Speichermasse jede Nacht unter den Taupunkt ab und werden dann heftig betaut. Kapillaraktive Mikrorisse der
thermisch empfindlichen Fassadenbeschichtungen saugen Tauwasser
ein und im trocknungsblockierenden
Dämmstoff reichert es sich dann an.
Auch in hermetisch versiegelter oder
der Außenluft zugänglicher ausgekühlter Zwischensparrendämmung
kommt es zu Tauwasser, das sich in
holznahen Bereichen anreichern kann.
Nasse Dämmpakete, gespeist auch
aus der natürlichen Holztrocknung,
finde ich in meiner Beratungspraxis
immer wieder. Auch das Sorptionsverhalten der Baustoffe wird bei den
gängigen bauphysikalischen Betrachtungen nicht richtig behandelt.
Mit dem nur stationären Tauwasser-
mikado 11.2010
Dämmkonstruktion. Die modernen
Formeln begünstigen Pfusch, der
ausführende Betrieb übernimmt das
Haftungsrisiko.
Algenwachstum auf gedämmten Außenwänden: ein allgemeines Problem oder
Einzelfälle?
Der Algenbewuchs entsteht zwangsläufig durch die allnächtliche Auskühlung und Taupunktunterschreitung der Dämmhüllen. Die in den
Beschichtungsstoffen eingesetzten
toxischen Algizide kaschieren das
nur kurzzeitig, werden ausgewaschen
und verseuchen das Grundwasser.
Gegen den Massivbau aus Holz oder
Stein sind die Dämmkonstruktionen
nur letzte Wahl. Und im Bauunter▪
halt auch viel teurer.
Meinung
Die übliche Dämmtechnik dämmt gar nicht richtig, lautet eine der Thesen, mit denen der Architekt und
Gutachter Konrad Fischer in Verbrauchermedien für Aussehen sorgt. Zimmermeister und Architekt
Gerrit Horn ist anderer Meinung. mikado stellte beiden Kontrahenten fünf gleiche Fragen zu diesem Thema.
◂◂Gerrit Horn ist
Zimmermeister, Architekt
und Experte
für energieeffizientes Bauen.
Demnächst
erscheint sein
Buch „Passivhäuser in
Holzbauweise“
mikado: Führt die heute übliche energiesparende Bauweise zu den von Bauherren erwarteten Ergebnissen?
Gerrit Horn: Ich betrachte Passivhäuser als den eigentlichen Stand
energiesparender Bauweise. Und
für die haben zahlreiche Messprojekte, Evaluationen und Nutzerbefragungen wissenschaftlich nachgewiesen, dass Bauherrenerwartungen
eher übertroffen werden. Kein anderer Energiestandard ist so intensiv
erforscht und dokumentiert. Da ich
selbst seit 1999 ein Holz-Passivhaus
bewohne, kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass ich bei derzeit
jährlich 300 Euro Gesamtkosten für
Heizung, Warmwasserbereitung und
Kochen ein ganzjährig angenehmes
Raumklima genießen kann.
Sind die im Holzbau üblichen Konstruktionen bauphysikalisch ausgereift?
Natürlich. Gerade im Holzbau werden
im Rahmen der erforderlichen Güteüberwachung bei vorgefertigten geschlossenen Bauteilen auch die bauphysikalischen Nachweise zu jedem
Projekt erbracht. Dabei zeigt sich, dass
die meisten Konstruktionen heute
www.mikado-online.de
diffusionsoffen errichtet werden und
die dichte PE-Folie als Dampfsperre
kaum noch anzutreffen ist. Mit der
luftdichten Ausführung sind die Zimmerer bestens vertraut. Luftdichtheitsmessungen ergeben gute Werte. Also ist nicht zu befürchten, dass
es innerhalb der Konstruktion Tauwasserausfall gibt. Und wenn doch,
können die Bauteile nach innen und
außen trocknen. Das gibt Sicherheit.
Als Sachverständiger für das Zimmererhandwerk sind mir bei gut geplanten und ausgeführten Holzhäusern
keine Schadensfälle begegnet. Die
Konstruktionen funktionieren.
Welche energiesparenden Maßnahmen
sind bei der Bestandsmodernisierung
sinnvoll?
Es muss rundherum gut gedämmt
werden, möglichst mit die Feuchte
puffernden Dämmstoffen wie z. B.
Holzweichfaser oder Zellulose. Dabei
sind – soweit konstruktiv möglich –
Dämmstärken von 24 bis 40 cm anzustreben. Dadurch werden die Temperaturen an der Innenoberfläche fast
bei der Raumtemperatur liegen und
es besteht keine Gefahr des Tauwas-
Weicht die Realität von der bauphysikalischen Theorie ab?
Theorie und Praxis passen gut zusammen. Das zeigen die schon zuvor erwähnten umfangreichen
Forschungsprojekte auch bei Sanierungen mit Passivhauskomponenten.
Messtechnisch wurden Energieverbräuche, Temperaturen, Luftqualität
und Feuchteverhalten von Bauteilen
über längere Zeiträume bei vielen
unterschiedlichen Projekten erfasst.
Die Berechnungsergebnisse aus der
Theorie bestätigten sich in der Praxis.
Ich habe an einem Demonstrationsprojekt in Kaiserslautern mitgewirkt
und war erstaunt, wie gut Simulation
und Wirklichkeit bei richtig gewählten Berechnungsmodellen zusammenpassen. Das erste und bestuntersuchte Passivhaus ist schon 19 Jahre
alt und funktioniert hervorragend.
Algenwachstum auf gedämmten Außenwänden: ein allgemeines Problem oder
Einzelfälle?
Verfärbte Putzfassaden gibt es bei
gedämmten und ungedämmten Gebäuden häufig. Meist ist das normale Patina. Richtigen organischen
„Es ist nicht zu befürchten, dass es
Tauwasseranfall innerhalb der Konstruktion gibt.“
serausfalls. Dazu gehört auch das
Dämmen des unteren Gebäudeabschlusses und der Austausch der
Fenster durch dreifach verglaste gedämmte Rahmen mit thermisch getrenntem Glas-Randverbund. Bei der
Haustechnik sollte eine effiziente Zuund Abluft-Lüftungsanlage mit mindestens 75 % Wärmerückgewinnung
vorgesehen werden. Das spart Energie und Kosten und sorgt für stets
gute Luft im Haus.
Bewuchs findet man nur dort, wo es
einen erhöhten Feuchteeintrag von
außen gibt, der nicht abtrocknet, weil
die Luftumspülung nicht ausreichend
ist, z. B. wegen Büschen oder Vorbauten. Eine Bauteilbeheizung von innen
durch Verzicht auf Dämmung bringt
nichts, sonst würden ja auch unbeheizte Gebäudeteile wie z. B. Garagen
oder freistehende Wände unbeheizter
Keller ständig veralgen. Ich halte das
▪
für hochstilisierte Einzelfälle.
31
Architekturbüro Paul Schweizer
Ingenieurholzbau
▴▴Die neue
Werkstättenhalle
Werkstatt
Mit Rundungen nach Plan
Aneinandergereihte BS-Holz-Rahmen machen das Werkstättengebäude des Holztechnikums Kuchl zu einer flexibel nutzbaren Halle. Ihre Rundungen und
Neigungen erforderten geometrische Feinarbeit und tragwerksplanerisches Know-how.
A
m Holztechnikum Kuchl (HTK)
werden seit über 65 Jahren
Fach- und Führungskräfte für die
Holzbranche ausgebildet. Es liegt am
Rande des gleichnamigen Orts und
ist rund 25 km von Salzburg entfernt. Das als Privatschule geführte
Ausbildungszentrum gehört dem gemeinnützigen Verein HTK mit rund
750 Mitgliedern aus Betrieben der
österreichischen Holzwirtschaft. Die
kontinuierliche Mitsprache der Unternehmer und Wirtschaftstreibenden soll den Praxisbezug der Ausbildung gewährleisten. Mit dem Neubau
der Werkstättenhalle ist das HTK nun
einen Schritt weiter in Richtung zukunftsorientierter Fachausbildung
gegangen.
Um eine zeitgemäße Ausbildung
auf höchstem Niveau zu gewährleisten, sollten die Abteilungen Sägehalle, Schärferei, Schlosserei,
32
CNC-Holzbearbeitung und die dazugehörenden Schulungsräume in einem neuen Werkstättengebäude optimiert zusammengelegt werden. Den
für das Bauvorhaben ausgelobten
Wettbewerb gewann der Salzburger
Architekt Paul Schweizer mit einem
flexiblen Gebäudekonzept: In einem
97 m langen, 20 m breiten und etwa
10 m hohen Holz-Tunnel kommen all
diese Abteilungen unter.
sich Schulleiter Helmuth Kogler. Damit das so bleibt, sollte das Gebäudekonzept eine möglichst freie und
jederzeit variierbare Raumnutzung
zulassen, um veränderte Betriebsabläufe, die sich aufgrund technologischer Entwicklungen ergeben, auch
zukünftig ohne Weiteres in der Halle abbilden zu können. Die Idee des
Holz-Tunnels lieferte alle Möglichkeiten dafür.
Flexibles Gebäudekonzept bringt
glatte Betriebsabläufe
Rahmenkonstruktion mit
Neigungen und Rundung
„Die Lehrkräfte des HTK legen großen Wert darauf, die Auszubildenden mit den Arbeitsweisen in den
Holzbearbeitungsunternehmen vertraut zu machen. Mit dem optimierten Betriebsablauf in der neuen Halle können wir diesem Anspruch nun
voll und ganz gerecht werden“, freut
Außer der räumlichen Flexibilität
sollte auch eine Hallenwirkung erzielt werden, die in der ganzen Höhe
und Länge erlebbar ist. Der Architekt wollte das Gebäude außerdem
in die hügelige Umgebung sanft und
harmonisch einpassen, sodass er die
strenge kubische Grundform des lang
mikado 11.2010
Kurt Pock
Ingenieurholzbau
▸▸Die nach unten
gekrümmten
Riegel und die
ausgestellten
sowie konisch
zulaufenden
Stiele geben der
Gebäudehülle
ihre Form
Vereinfachte Stiel- und RiegelGrundelemente generieren
Das Holztragwerk des nur zur Hälfte unterkellerten Gebäudes steht auf
einer Stahlbeton-Bodenplatte mit einem Ringbalkenüberzug bzw. aus der
Bodenplatte ragenden Ansätzen von
Betonstützen und Sockeln. Auf diesen schließen im Abstand von 6,70 m
13 BS-Holz-Rahmen an.
Bedenkt man, dass das Dach des
Gebäudes in Längsrichtung kontinuierlich ansteigt und in Querrichtung
von Kante zu Kante gleichmäßig ausgerundet ist, bzw. die Außenwandflächen nicht nur nach außen ausgestellt sind, sondern sich über die
Länge auch unterschiedlich neigen,
sodass verwundene Fassadenflächen
entstehen, wird deutlich, wie komplex die Geometrie des formgebenden
www.mikado-online.de
Skeletts darunter, nämlich die der BSHolz-Rahmen, sein muss.
Um das Ganze trotz geneigter, verwundener und gekrümmter Hüllflächen systematisiert bauen zu können,
generierten die Planer die Rahmenteile aus vereinfachten Grundelementen: Alle Riegel erhielten den
gleichen Krümmungsradius (R = 12,5
m) und wurden durchgehend mit einer Breite von 32 cm und einer Höhe
von 128 cm dimensioniert. Die konisch geformten Stiele sind am Kopf
ebenfalls 128 cm breit. Dieses Maß
reduziert sich über die Stielhöhe bis
zu den unterschiedlich hohen Auflagerpunkten auf minimal 60 cm.
CNC-Bearbeitung für den
Feinschliff der Holzquerschnitte
Natürlich hat auch die Dachneigung
in Gebäudelängsrichtung Einfluss
auf die Neigung der Oberseiten der
gekrümmten Riegel, sodass die Grundelemente mit CNC-Abbund jeweils
entsprechend abgefräst wurden.
Ähnliches gilt für die Rahmenstiele: Jeder Stiel wurde der Reihe
nach über die gelenkigen Fußpunkte,
die alle in einer Flucht liegen, kontinuierlich um einen kleinen Winkel weiter nach innen geneigt als
der vorhergehende. So liegen ihre
Kopfpunkte bzw. die Rahmenecken
▸▸Blick auf das
neue Werkstättengebäude:
Entlang der
Längsfassade sind
die feinen
Abweichungen
von der Lotrechten
und die
Krümmung des
Daches zu
erkennen
Andrew Phelps
gestreckten Baukörpers durch geneigte Außenwände und eine nach
innen gekrümmte Dachfläche „organisch“ abwandelte.
Für die Umsetzung des Entwurfs
fanden die Tragwerksplaner gemeinsam mit dem Architekten eine im
Prinzip einfache Konstruktion: ein
Holzskelett aus aneinandergereihten, variablen Zweigelenkrahmen mit
nach unten gekrümmten Riegeln und
ausgestellten sowie konisch geformten Stielen.
▴▴Stück für Stück
wurden die
Rahmenstiele
über die
Gebäudelänge
hinweg
weiter nach innen
geneigt
33
Ingenieurholzbau
auf einer schrägen Linie in Bezug
auf die Linie der Auflagerpunkte. Um
die daraus entstandene verwundene
Wandebene mit Brettsperrholzplatten beplanken zu können, mussten
die Außenseiten der Rahmenstiele
ebenfalls entsprechend verwunden
abgefräst werden.
Für den Anschluss der Stiele an
die Riegel waren außerdem die unterschiedlich geneigten Stirnflächen der Stützenköpfe durch Abfräsen herzustellen. Und zu guter Letzt
spannten die Riegel wegen der unterschiedlich weit nach innen geneigten Stiele auch unterschiedlich weit
und mussten in 13 Längen hergestellt werden.
Detailschnitt mit Fassaden-, Decken- und Dachaufbau
Aufbau Außenwand:
Leistenfassade kantig
sägerau
ca. 3 cm
Hinterlüftung/Lattung
3,5 cm
Diffusionsoffene Fassadenbahn
Mineralfaserplatte
6 cm
Mineralfaserplatte
10 cm
Dampfbremse
Brettsperrholz liegend
12 cm
Außendecke Flachdach:
Rundkiesschüttung
Kunstfaserschutzvlies
bit. Feuchtigkeitsisolierung
Mineralfaserplatte
Mineralfaserplatte
bit. Dampfsperre mit Alufolie
OSB-Platte REI 60
Rippendecke
Mineralfaserplatte/Vlies
Akustikplatte
6 cm
10 cm
10 cm
4 cm
32 cm
4 cm
2,5 cm
Zug und Druck im Rahmeneck
Ein immer gleiches, an die verschiedenen Winkel anpassbares Stahlteil
verbindet Stiele und Riegel zu einem
Zweigelenkrahmen mit nachgiebig
verbundenem Rahmeneck.
Das statische Modell geht bei der
Rahmenecke aufgrund des gekrümmten Rahmenriegels davon aus, dass
im inneren Eckbereich Druck- und
im äußeren Zugkräfte auftreten. So
nimmt innen eine horizontal eingelegte Stahlplatte über Pressung
die Kräfte in Faserrichtung auf bzw.
zwei eingeschlitze Bleche und Stabdübel die Kräfte quer zur Faser. Außen sorgt ein Zugband ebenfalls in
Form von zwei eingeschlitze Bleche
mit Stabdübeln für die Aufnahme der
Zugkräfte. Der Knotenbereich wurde zusätzlich durch eingeklebte Gewindestangen armiert, um Querdruck
und Querzug abzudecken.
Akustikverkleidung
lt. Bauphysik nach Erfordernis
Brettschichtholz-Rahmen lt. Statik
Anschluss schallentkoppelt
Fußbodenaufbau:
OSB-Boden
PAE Folie 0,2 mm verklebt
Splittschüttung/Lagerhölzer
PAE Folie 0,2 mm verklebt
Trittschalldämmplatte
Rieselschutzvlies
Brettsperrholz BSP REI 60
Rippendecke
Mineralfplatte/Vlies
Akustikplatte
3 cm
6 cm
3 cm
11 cm
32 cm
4 cm
2,5 cm
Kraftgröße bestimmt Dimension
Architekturbüro Paul Schweizer
Dichtband Dampfbremse/Hochzug
z.B. Butyl gemäß Bauphysik
34
mikado 11.2010
Die Werkhalle erhielt in Teilbereichen
eine Zwischendecke mit darunter stehender Mittelwand. Die Decke spannt
quer zur Gebäudelängsachse und lagert auf den Außenwänden und der
tragenden Zwischenwand, mit der
sie verkämmt ist. Sie muss erhöhte Anforderungen hinsichtlich der
Nutzlast (6 KN/m²) erfüllen und ist
als Zweifeldträger mit einer Spannweite von 9,8 m und 9 m ausgebildet. Die für eine solche Belastung
Ingenieurholzbau
Weich und
nicht hautreizend
Formaldehydfrei
Weniger staubend
Hochwärmedämmend
▸▸Die Zwischendecke
überspannt zwei
Felder. Die
rechte Fassadenseite wird
durch angesetzte
Zwickel für die
vertikale
Fassadenansicht
vorbereitet
Sehr gut
schalldämmend
Kurt Pock
relativ großen Spannweiten werden mit verklebten Rippendecken
(Schraubpressklebung) in Form eines
Verbundträgers bewältigt. Er besteht
aus einer 11,2 cm dicken, dreischichtigen Brettsperrholz-(BSP-)Platte und
BS-Holz-Rippen (b/h = 20/32 cm, e =
75 cm). Dimensionsgebend waren der
Schwingungsnachweis im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit und
der Nachweis im Brandfall.
Bei der Dimensionierung der Rahmen mussten die horizontalen Lastanteile aus den Abtriebskräften, die
durch die Last des Fassadenaufbaus
bzw. der Zwischendecke auf die geneigten Stiele wirken, berücksichtigt werden.
Für die Queraussteifung des lang
gestreckten Gebäudes sorgen die
Rahmen. Die Längsaussteifung bewerkstelligen die 13,5 cm dicken
BSP-Platten der Außenhaut, die an
den Rahmenstielen statisch wirksam
angeschlossen sind und die gebäudehohe, tragende BSP-Mittelwand im
Bereich der großen Sägehalle.
Kraftableitung durch Scheibe
Die Bodenplatte bzw. Decke über Kellergeschoss leitet als Scheibe zudem
die Horizontalkräfte über den Ringbalkenüberzug sowie über die Sockel und Stützenansätze direkt in die
Nicht brennbar
Fundierung ab. Der zentrale Treppenhaus- und Aufzugskern besteht aus
Brandschutzgründen aus Stahlbeton
und liefert keinen Beitrag zur Aussteifung. Er teilt aber das Gebäude in
zwei Brandabschnitte.
Eine besondere Herausforderung
lag darin, dass das Gebäude nicht nur
Werkstatthalle, sondern auch Schulgebäude ist. Dem war im Brandschutzkonzept ebenso Rechnung zu
Sensationell einzigartig!
PureOne von URSA, die erste weiße, nichtbrennbare Mineralwolle in Europa,
die mit allen Sinnen entwickelt wurde. Unverwechselbar weich, kaum staubend und
völlig geruchsfrei. Entstanden aus den beiden natürlichsten Elementen der Welt:
Wasser und Sand. Unverfälscht und rein setzt PureOne einen neuen Maßstab für die
Zukunft des Dämmens. Denn PureOne besteht aus natürlichen Ressourcen,
umweltschonendem Recyclingglas und einem wasserbasierten Bindemittel.
Pure Dämmung für Wärme und Schall in nur einem reinen Produkt:
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35
Die reine Dämmleistung
Ingenieurholzbau
tragen wie bei der Fluchtwegeplanung. Die gesamte Holzkonstruktion erfüllt die Feuerwiderstandsklasse F60.
Erhöhte Anforderungen an
Schallemission und -immission
In puncto Schallschutz galt es zu berücksichtigen, dass das Hallengebäude in einem Wohngebiet liegt. Es sollte daher möglichst wenig von dem
Werkstattlärm nach außen dringen
(Schallemission).
Diese Vorgaben zogen dann natürlich erhöhte Anforderungen bei den
Toren und beim Aufbau der gesamten Fassade nach sich.
Selbstverständlich muss in den
Säalen und Räumen der Unterricht ungestört stattfinden können,
auch wenn in einem anderen Raum
Noch mehr Freude am Lernen
und Lehren
lautstark gearbeitet wird. Um diese
Zielsetzung sicher zu gewährleisten,
gelten innerhalb des gesamten Lehrgebäudes erhöhte Anforderungen bezüglich Schallschutz und Akustik
(Schallimmission).
Der natürlichen und der künstlichen Belichtung wurde ebenfalls
ein ganz besonders hoher Stellenwert
beigemessen. Dabei ging es nicht um
möglichst große Belichtungsflächen,
sondern um ein diffus kontrolliertes und gleichbleibendes Licht. Der
Hintergrund für diese Vorgabe war
die Sicherheit aller Teilnehmer an
den Lehrveranstaltungen. Denn nur
so lassen sich plötzliche Reflexionen
auf den Werkzeugen (wie beispielsweise den Sägen) effektiv vermeiden.
Das ist wichtig, da solche Reflexionen schnell irritieren können und so
die Unfallgefahr erhöhen.
Das fertige Gebäude zeigt die gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten des Materials Holz. So
dient es bei der Ausbildung gleichzeitig als Anschauungsbeispiel des
modernen Holzbaus. Am 8. Oktober
2010 hat die feierliche Eröffnung der
neuen Werkstättenhalle stattgefunden. Seither macht Lernen und Lehren in Kuchl noch mehr Spaß.
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,
Karlsruhe ▪
Steckbrief
Bauvorhaben:
Werkstättengebäude
Holztechnikum Kuchl,
Campus Kuchl, Österreich
Bauweise:
Ingenieurholzbau aus
symmetrisch variierten BS-HolzZweigelenkrahmen, ausgesteift
mit Brettsperrholz-Platten
Grundriss Erdgeschoss mit Sägehalle, Hobelwerk, Werkzeuginstandsetzung, Lehrer-Büro,
Metallwerkstätte, CNC-Werkstätte/Holzbau und EDV-Raum
Energiestandard:
Niedrigenergie
Bauzeit:
April 2009 bis September 2010
Baukosten: 5,5 Mio. Euro (netto)
Nutzfläche: 3610 m²
Umbauter Raum: 23 500 m³
Bauherr:
Verein Holztechnikum Kuchl
A-5431 Kuchl
www.holztechnikum.at
Grundriss Obergeschoss mit Handwerkstätten, Maschinenräumen, Furnierraum, Werkstättenleitung,
Arbeitsvorbereitung, Besprechungsraum und Sanitärräumen
Architekt:
Paul Schweizer
Architekt FH/REG A/SIA
A-5020 Salzburg
www.bautaenzer.eu
Statik:
Dipl.-Ing. Kurt Pock
A-9800 Spittal a.d. Drau
www.holz-tragwerk.at
und
Dipl.-Ing. Dimitris Stefanoudakis
A-1030-Wien
Architekturbüro Paul Schweizer
Längsschnitt
36
mikado 11.2010
Holzbauer:
ARGE Buchacher-Lienbacher
A-9620 Hermagor ı A-5431 Kuchl
www.buchacher.at
Verbaute Holzmenge:
1200 m³
Details im Griff November 2010
Dachstuhl
Feuchtes Holz lässt Schimmel wachsen
Beim Dachstuhl eines Mehrfamlienhauses bildete sich nach
kurzer Zeit starker Schimmelbewuchs: auf den freiliegenden
Kehlbalken und in der Konstruktion. Das hatte verschiedene Ursachen.
Objekt
Auf einem zweieinhalbgeschossigen
Mehrfamilienhaus in Massivbauweise errichtete eine Zimmerei in
den Herbstmonaten einen Dachstuhl.
Laut Lieferschein baute sie technisch
getrocknetes Nadelholz der Sortierklasse S10 ein.
Auf der Außenseite verlegte die
Zimmerei eine Unterdachplatte, genauer gesagt: eine 40 mm dicke Holzweichfaserplatte. Die Sparrenfelder
dämmte sie in voller Höhe mit Mineralwolle und brachte unterseitig
einer PE-Folie als Luftdichtung und
Dampfbremse auf. Der Blower-DoorTest lieferte einen n50-Wert von 1,1.
Im November wurde dann der Innenputz eingebracht und im Januar der
Estrich.
Schadensbild
Anfang Februar zeigte sich an einigen freiliegenden Kehlbalken starker
Schimmelpilzbefall. Zehn Tage spä-
www.mikado-online.de
▴▴Scheinbar eine
einfache
Routineaufgabe:
ein Dachstuhl
auf einem
Mehrfamilienhaus
▸▸Schon nach
wenigen Monaten
wiesen alle
Bauteile starkes
Schimmelwachstum auf
ter wurde Feuchtigkeit innerhalb der
Luftdichtungsfolie festgestellt. Nach
dem Öffnen der Dachkonstruktion
zeigte sich folgendes Schadensbild:
Die Unterseite der Unterdachplatten
ist massiv von Schimmel befallen.
Die Sparren zeigen teilweise auf den
Seiten ebenfalls Schimmelbefall.
Schadensursache bei
den Kehlbalken
Die Kehlbalken liegen frei und waren dem im Innenraum herrschenden
Klima ausgesetzt. Die Holzfeuchte
einzelner Vollholzquerschnitte liegt
bis in Tiefen von 5 cm im Fasersättigungsbereich: über 30 %. Das heißt,
Auf einen Blick
Objekt
Dachstuhl auf einem mehrgeschossigen Wohngebäude
Schadensbild
Starker Schimmelbefall an Kehlbalken, Sparren und
Unterdachplatten
Schadens­
ursachen
▸▸ Kehlbalken: Einbau mit zu hoher Holzfeuchte
Schadens­
behebung
Kompletter Rückbau und Neuerrichtung der Dachstuhlkonstruktion
Schadens­
vermeidung
▸▸ Verwendung von trockenem Holz
▸▸ Sparren und Unterdachplatten: Eindringen feuchter
Raumluft in die Konstruktion
▸▸ Luftdichtheit der Dachkonstruktion zum Innenraum
37
Thomas Kies
Details im Griff November 2010
dass sich Wasser in den Zellräumen
befindet, was nur durch kapillare
Aufnahme möglich ist. Bei einer hygroskopischen Wasseraufnahme aus
der Raumluft wäre das Wasser in den
Zellwänden gebunden und die Holzfeuchten lägen unter 30 %.
Die Messwerte der Brettschichtholz-Querschnitte lagen zuerst bei 21
bis 22 %, nach fünf Tagen bei 19 bis
21 %. Eine Einbaufeuchte von 18 %
unterstellt, liegt hier eine Aufsättigung von 2 bis 4 % vor. Das könnte
am Innenputz und Estrich gelegen
haben. Der entscheidende Punkt ist:
Da sich Brettschichtholz-Lamellen
hygroskopisch wie die benachbarten Vollholzbalken verhalten, müssen
die Einbaufeuchten der untersuchten
Vollholzbalken-Querschnitte deutlich
über 25 % gelegen haben.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass technisch getrocknetes Holz mit einer Einbaufeuchte
zwischen 15 und 18 % sehr gut in der
Lage ist, Feuchtigkeitserhöhungen an
seiner Oberfläche so zu kompensieren, dass dort die für ein Schimmelpilzwachstum erforderliche Feuchtigkeit nicht entsteht.
◂◂Der Schimmel
wuchs
sowohl an den
von einer
Dampfbremse
geschützten
Unterdachplatten
und Sparren …
▴▴… als auch an
den freiliegenden Kehlbalken, die
der Raumluft
ausgesetzt waren
Downloadtipp:
Die Langfassung dieses Schadensfalls können mikado-Abonnenten
kostenlos downloaden:
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38
mikado 11.2010
Schadensursache bei
Unterdachplatten und Sparren
Der Schimmelbefall an den Unterdachplatten und Sparren hat jedoch
andere Ursachen. Innerhalb der
Dämmebene befindet sich flüssiges
Wasser. Das bedeutet: hohe Luftfeuchtigkeit und kalte Kondensationsflächen. Ein Eindringen von Regenwasser lässt sich ausschließen, da
sich der Schimmelbewuchs fast über
die gesamte Dachfläche verteilt und
auf den Plattenaußenseiten keinerlei
Spuren zu finden sind.
Das unmittelbare Eindecken der
Dachflächen schließt eine Auffeuchtung der Unterdachplatten aus. Der
Blower-Door-Test ergab eine Luftwechselrate n50 von 1,1 h-1: die Forderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind erfüllt. Messungen
an Sparren ergaben Feuchtigkeitswerte um 20 %. Von einer erheblichen Rücktrocknung nach Öffnung
der Konstruktion ist auszugehen.
An den Unterdachplatten nimmt
die Befallskonzentration zur Feldmitte hin zu. Dieses Bild deckt sich
mit der Einbausituation der Dämmung: Oft schneiden Handwerker die
Dämmmatte etwas breiter zu, damit
sie zwischen den Sparren klemmt. Die
Folge ist, dass die Dämmmatte sich
leicht durchbeult. Gelangt nun am
unteren Wandanschluss oder an Bauteildurchdringungen feuchte Innenraumluft in die Konstruktion, strömt
sie innerhalb des Luftspaltes durch
thermisch bedingte Luftströmungen
nach oben und kondensiert an der
kälteren Innenfläche der Weichfaserplatte. Steigen die Temperaturen,
kommt es hier zu kreisförmigem
Schimmelwachstum und zur Sporenbildung. Das abtropfende Wasser
durchfeuchtet die darunter liegende
Dämmung und es bilden sich Tröpfchen auf der Innenseite der Dampfbremse. Dieses führt am Sparren zu
einer deutlichen Erhöhung der Oberflächenfeuchte – ideal für Schimmelwachstum.
Schadensbehebung
In Anlehnung an das Schimmelpilzurteil des Bundesgerichtshofs (BGH)
ist eine vollständige und nachhaltige Beseitigung des Schimmelpilzbefalls nur durch den kompletten Rückbau und Neuaufbau der Konstruktion
einschließlich der Unterdachplatten
sicherzustellen.
Schadensvermeidung
Für das Wachstum von Schimmelpilzen ist Feuchtigkeit eine essentielle Voraussetzung. Steht diese wesentliche Wachstumsgrundlage nicht
zur Verfügung, ist ihre Entstehung
nicht möglich.
Erste Voraussetzung für die Schimmelvermeidung ist die Verwendung
von trockenem Holz: mit einer mittleren Holzfeuchte von unter 18 %.
Hätte der Zimmermann bei der Lieferung des Holzes stichprobenartig
nachgemessen, hätte ihm auffallen
müssen, dass es eine deutlich höherer Holzfeuchte hatte.
Zweite Voraussetzung, die auch
beim Einbau von trockenem Holz
zwingend zu beachten ist: Feuchte
Luft darf nicht in die Konstruktion
eindringen, denn sie kondensiert
dort. Zu beachten sind dabei auch die
klimatischen Bedingungen während
der Bauzeit. Oft werden auch Fehler
bei der Wahl und Verarbeitung der
Klebebänder an Anschlüssen, Durchdringungen und den Stößen der Folienbahnen gemacht. „Systemkonformität“ heißt hier das Zauberwort:
Luftdichtungsfolie und Klebesysteme
müssen zusammenpassen.
Dipl.-Ing. Thomas Kies,
ö.b.u.v. Sachverständiger, Karlsbad ▪
Management Ihr gutes Recht
Mutterschutzgesetz (MuSchG)
Schwangere genießen besonderen Schutz
Schwangeren Frauen garantiert der Gesetzgeber einen umfassenden Schutz, der
im Mutterschutzgesetz (MuSchG) exakt formuliert ist. Das sollte ein Arbeitgeber
kennen und auch strikt einhalten, denn sonst drohen ihm Geldbußen bis zu 15 000 Euro.
E
in Arbeitgeber muss die gesetzlichen Bestimmungen für werdende Mütter genau einhalten, kann das
aber natürlich erst, wenn er von der
Schwangerschaft erfährt. Dafür genügt eine mündliche Mitteilung seiner Mitarbeiterin. Über die genauen
Termine erhält er zuverlässig durch
ein Attest von Arzt oder Hebamme
Bescheid. Die zuständige Aufsichtsbehörde für Mutterschutz und Kündigungsschutz muss er umgehend informieren, sonst droht ein Bußgeld
von bis zu 2500 Euro.
Termine und Fristen
Während der gesamten Schwangerschaft gibt es eine Reihe von Tätigkeiten, die werdende Mütter nicht
verrichten dürfen: z. B. das Heben
von Lasten und das Arbeiten mit
gesundheitsschädlichen Stoffen, in
Staub, Hitze oder Lärm. Mit Kenntnis der Schwangerschaft beginnen
deshalb für Arbeitgeber die Planungen für die künftige Verteilung der
Arbeit.
Während ihrer Schwangerschaft
muss die zukünftige Mutter regelmäßig zu verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen. Wenn die Termine mit den Arbeitszeiten kollidieren,
ist der Betrieb verpflichtet, sie dafür
freizustellen. Die verlorene Arbeitszeit muss nicht nachgeholt werden –
außer es herrscht Gleitzeit.
Ab sechs Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin ist
die Mitarbeiterin von der Arbeitspflicht befreit, nach der Entbindung
acht Wochen, bei Früh- und Mehrlingsgeburten zwölf Wochen. Kommt
das Kind vorzeitig zur Welt, verlängert sich die Schutzfrist. Auch der
www.mikado-online.de
Urlaubsanspruch besteht weiter – für
die gesamte Zeit von Schwangerschaft und Mutterschutz – und gilt
bis ins nächste Jahr.
Bei einer Krankschreibung muss er
wie üblich den Lohn bis zu sechs
Wochen weiterzahlen, ehe die Krankenkasse einspringt. Liegt ein Beschäftigungsverbot vor, erhält die
Mitarbeiterin unbefristet sog. „Mutterschutzlohn“. Den muss der Unternehmer vorstrecken, kann ihn aber
bei der Krankenkasse nach dem Aufwendungsausgleichgesetz (AAG) in
vollem Umfang geltend machen.
Kündigungsschutz
Von Beginn der Schwangerschaft und
bis vier Monaten nach der Entbindung ist jede Kündigung unzulässig.
Voraussetzung ist allerdings, dass der
„Alle Regelungen gelten auch in kleinen Betrieben
und sind dort oft eine große Herausforderung.“
Mutterschaftsgeld
Arbeitgeber bis spätestens zwei Wochen nach der Kündigung davon erfährt. Auch während der bis zu drei
Jahre dauernden Elternzeit ist eine
Kündigung unwirksam. Auszubildende haben dabei dieselben Rechte
wie Festangestellte. Nur für Mitarbeiterinnen mit befristetem Arbeitsvertrag endet das Arbeitsverhältnis wie
vorgesehen, auch wenn sie schwanger sind. All diese Regelungen gelten auch in kleinen Betrieben mit
weniger als sechs Mitarbeitern und
stellen dort oft eine große Herausforderung dar. Denn neben dem Arbeitskraftausfall bedeutet das auch
Kosten für Ersatzkräfte und Lohnfortzahlung.
Sechs Wochen vor und bis acht Wochen nach der Geburt erhält die Mitarbeiterin von ihrer Krankenkasse
das sog. „Mutterschaftsgeld“. Das berechnet sich nach dem letzten Nettolohn, beträgt aber maximal 13 Euro/
Tag, also 390 Euro/Monat. Der Arbeitgeber muss die Differenz zunächst begleichen, erhält sie aber im Umlageverfahren zurückerstattet. Geht die
Mutter dann in Elternzeit, muss der
Arbeitgeber nur seiner Auskunftund Nachweispflicht nachkommen,
denn das sog. „Elterngeld“ zahlt der
▪
Staat direkt aus.
Beschäftigungsverbot
Kommt es während der Schwangerschaft zu Komplikationen, kann der
Arzt die werdende Mutter krankschreiben oder ein sog. „individuelles
Beschäftigungsverbot“ aussprechen.
Die Unterscheidung hat für den Arbeitgeber finanzielle Konsequenzen:
Autorin
Anne Kronzucker ist Rechtsanwältin und seit 2003 für die
D.A.S. Rechtsschutzversicherung
im Marketing tätig.
www.das-rechtsportal.de
39
Architektur
Der Blick auf die Berge war der Bauherrenfamilie sehr wichtig und sollte aus
allen Wohn- und Schlafräumen möglich sein. Der Bebauungsplan erschien
zunächst als Hindernis, doch ein ungewöhnlicher Baukörper meisterte es elegant.
40
mikado 11.2010
Architektur
Architektur
m Anfang waren eine
fünfköpfige Familie, ein Stadtgrundstück in leichter Hanglage mit Blick
auf die Alpen und der Traum vom
Eigenheim auf diesem Grundstück.
Und der Wunsch, den fantastischen
Ausblick von möglichst jedem Zimmer aus genießen zu können.
Dagegen stand ein stringenter Bebauungsplan. Er legte fest, dass das
Gebäude nur ein Vollgeschoss haben darf, also ein Erdgeschoss mit
Dach. Das Satteldach sollte eine
Neigung von mindestens 35 Grad
und eine Kniestockhöhe von maximal 90 cm aufweisen. Zudem gab er
die Firstrichtung vor und bestimmte, dass die Südseite – die mit dem
Blick auf die Berge – die Traufseite
zu sein hatte. Eine große Dachfläche
sollte also die attraktivste Gebäudeseite dominieren und allenfalls ein
paar schmale Gauben besitzen.
Loggia kombiniert Bergblick
mit Bebauungsplan
Es gab bereits den Entwurf eines anderen Architekten für das neue Heim
der Familie Hauck aus Kempten, als
das Ehepaar das Büro „architektur
+ raum“ in Kempten aufsuchte. Sie
wollten die Innenräume des Neubaus
so gestalten lassen, dass sowohl sie
selbst als auch ihre drei Kinder möglichst viel vom Bergblick haben. Die
Architekten erkannten sofort, dass
das bei dem mitgebrachten Entwurf
nicht möglich war. Ein Pultdach
wäre die ideale Lösung gewesen,
doch das war nicht genehmigungsfähig. So entwickelten sie ein völlig neues Konzept, das die planungsrechtlichen Vorgaben und den
Wunsch der Bauherrenfamilie unter
einen Hut brachte.
Der neue Entwurf respektierte den
Bebauungsplan: das Satteldach, die
Kniestockhöhe und die Firstrichtung.
Doch statt das Dach durchlaufen zu
lassen und mit ein paar Minigauben
zu belichten, schneidet eine Loggia,
die sich in zwei Abschnitten über
die gesamte Hauslänge erstreckt,
ein großes Stück aus der Dachfläche
aus. Der 90 cm hohe Kniestock dient
als Brüstung der 2,5 m tiefen Zone.
Die dahinter angeordneten Schlafräume besitzen eine bis zum Boden
reichende Glasfassade.
Die setzt sich optisch im Erdgeschoss fort. Die Südfassade ist also
komplett zurückversetzt – oder anders ausgedrückt: das Dach steht
weit über. Das hat den Vorteil, dass
die Innenräume vor der im Sommer
hochstehenden Sonne geschützt und
die Terrasse auch bei Regen nutzbar ist. „Zudem können die Bewohner nun von allen Schlafräumen und
auch vom großen Wohnraum aus in
▸▸Auf den ersten
Blick wirkt
das Gebäude so,
wie es sich
die Verfasser des
Bebauungsplans wünschten
◂◂Auf den zweiten
Blick zeigt
sich aber: Die
Südfassade
ist zurückversetzt,
was im
Dachgeschoss
eine Loggia
möglich machte
41
Architektur
◂◂Das Bad hat wie
alle Zimmer
im Dachgeschoss
eine raumhohe Verglasung
mit direktem
Zugang zur Loggia
die Berge sehen“, freut sich Architekt Thorsten Leekes über seine gelungene Lösung.
Das Haus ist von hinten und von
vorn zugänglich. Wie eine Schneise
durchschneidet die Erschließungszone als zweigeschossiger Luftraum
den Baukörper von Norden nach Süden und teilt ihn in zwei Hälften. In
der Osthälfte befinden sich Speiseund Hauswirtschaftsraum, Garderobe, Gäste-WC und ein Arbeits-/Gästezimmer. In der Westhälfte liegen
die Küche, der Wohn-Ess-Bereich
und ein Musikzimmer.
Eine einläufige Treppe führt vom
Mitteltrakt ins Obergeschoss mit drei
Kinderzimmern und einem Kinderbad auf der einen Seite und dem Elternschlafzimmer mit Bad und Ankleide auf der anderen. Jedes Schlafzimmer verfügt über einen eigenen
Zugang zur Loggia. Auf der Nordseite schiebt sich eine große Schrankfront in die tiefe Nische, die die Dachschräge mit dem Kniestock bildet.
12 cm dicke Holzdübelwände aus
senkrecht angeordneten Bohlen dienen als Außenwände. „Die Holzdübel
weisen eine geringere Feuchtigkeit
auf als die Bohlen, die sie verbinden
sollen“, erklärt Leekes das Konstruktionsprinzip. „Einmal eingeschlagen,
quellen sie auf und halten die Wände
fest zusammen.“
Außen ist die Fassade mit 20 mm
Diagonalschalung ausgesteift. Als
äußere Dämmschicht dienen 18 cm
dicke Holzweichfasermatten. Im
Erdgeschoss sind sie mit Mineralputz versehen, im Obergeschoss mit
einer Rhombusschalung aus Lärchenholz. Innen ist das neue Zuhause mit Gipskartonplatten beplankt.
Die Glasfassade ist als tragende
Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt.
▾▾Das von
der Nord- und
von der
Südseite zugängliche
Treppenhaus
teilt das
Haus in eine
West- und
eine Osthälfte
Alle Zwischenwände sind Holzständerwände, mit Zellulose ausgeblasen und ebenfalls mit Gipskartonplatten beplankt.
Für die Decken kam 14 cm dickes
Massivholz zum Einsatz. Die darauf verlegte Kreuzbalkenlage wurde mit Zellulose ausgeflockt und in
den Wohnräumen mit 20 mm dicken
Eichenholzdielen belegt. Weil die
Bauherren nicht auf eine Fußbodenheizung verzichten wollten, entschieden sie sich für ein System,
bei dem Kupferleitungen mit daran
montierten Wärmeleitblechen zwischen Lagerhölzern eingelegt werden. Das System gibt Wärme gleichmäßig an die Dielen ab, sodass die
Fußbodenoberflächen angenehm
temperiert sind.
Im Dachgeschoss sind die Sparren überall sichtbar. Drüber liegen
Schalungsbretter, gefolgt von 20 cm
Holzweichfaserdämmung, Lattung,
Konterlattung und Dachziegeln.
Auf dem Dach sind die für die
Montage einer Solaranlage notwendigen Anschlüsse und Leitungen schon einmal vorbereitet, auch
wenn ihre Anschaffung erst einmal
verschoben wurde. Geheizt wird
mit einer Wärmepumpe. Die konnte schon unter Beweis stellen, dass
sie das großzügige Eigenheim bullig
warm machen kann.
Christine Ryll, München ▪
Ökologische Konstruktion
und Haustechnik
42
Hermann Rupp
Von Anfang an hatten Bauherren
und Planer ein weiteres Ziel vor Augen: Sie wollten ein energieeffizientes Gebäude, das umweltfreundlich beheizt wird. Auch auf Metall
wollten sie möglichst verzichten.
Deshalb: Massivholzbauweise. Das
Wandsystem von „M&M Holzhaus“
erschien ihnen am besten geeignet.
Das Unternehmen, das vor allem
Holzfertighäuser produziert, wurde
hier als Zimmerei für ein individuell
geplantes Gebäude tätig.
mikado 11.2010
Architektur November 2010
Grundriss Dachgeschoss
Steckbrief
Loggia Eltern
Bad
Eltern
Außen­
lager
Schlafen,
Ankleiden
Galerie
Bauprojekt:
Loggia Kinder
Einfamilienhaus
D-87435 Kempten
Kind 3
Kind 2
Kind 1
Bauherren:
Familie Hauck
Bauweise:
Massivholz
Sauna
Bauzeit:
Flur, Schrank
Bad
Mai 2008 bis Januar 2009
Baukosten:
380 000 Euro (KG 300 + 400)
Kubatur:
1300 m3 (plus 180 m3 für Garage)
Grundriss Erdgeschoss
Wohnfläche:
265 m2
Planung:
architektur + raum
D-87435 Kempten
www.architekturplusraum.de
Statik:
Arbeiten/
Gäste
Flur
Garderobe
Wohnen/
Essen
WC
HWR
Flur
Speise
Diele
Küche
Arbeiten
Ing.-Büro Friedrich
D-87435 Kempten
www.friedrich-baustatik.de
Holzbau:
M&M Holzhaus
D-87484 Nesselwang
www.mm-holzhaus.de
Garage
Schnitt
Flur/
Schrank
Küche
Kinderzimmer
Loggia
Wohnen/Essen
Terrasse
www.mikado-online.de
43
Architektur November 2010
Nordfassade: Traufe und Innenausbau
Holzständer 12/12
Zellulosefaser eingeblasen
Gipskarton
indirekte
Beleuchtung der
Sparrenfelder
Einbauschrank
Tanne Riftschnitt
im Sparrenraster
Fußbodenaufbau:
22 mm Eiche Dielenboden
40/40 Lagerholz
Fußbodenheizung mit Wärmeleitblechen
Holzweichfaserplatte
Perlite-Schüttung
Rieselschutz
Ortgang
Dachaufbau:
Ziegeleindeckung
Lattung
Konterlattung
20 mm Holzweichfaserplatte, N+F, regensicher
2 x 100 mm Holzweichfaserplatte, stoßversetzt
Dampfbremse
20 mm Sichtschalung
180 mm Sichtsparren
Fassadenaufbau:
Rhombusschalung Lärche
Lattung
20 mm Holzweichfaser regensicher
140 mm Holzweichfaserdämmung
Dampfbremse
20 mm Diagonalschalung
120 mm Massiv-Dübelholzwand
Gipskarton
44
mikado 11.2010
Fortbildung
Tipps und Termine
Leipzig
Wien
Fachmesse denkmal
Holzschutztage
Für Handwerker, Architekten und Ingenieure, die in den Bereichen Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung tätig
sind, ist die europäische Fachmesse mit ihren zahlreichen Veranstaltungen und Vorführungen ein wichtiger Termin. Partnerland
ist dieses Jahr Polen.
Veranstaltungsort: Leipzig
Termin: 18. bis 20. November 2010
Teilnahmegebühr: 15 Euro (Tageskarte), 25 Euro (Dauerkarte)
Informationen: www.denkmal-leipzig.de
Die ersten „Wiener Holzschutztage“ widmen sich Schutzkonzepten
für Holz im Außenbereich in Praxis und Forschung. Schwerpunkte
sind der konstruktive Holzschutz,
chemische Holzschutzmaßnahmen,
die natürliche Dauerhaftigkeit von
Holz und von modifizierten Hölzern sowie der Oberflächenschutz
durch Beschichtungen. Darüber hinaus präsentieren Partner aus dem europäischen Forschungsprojekt „WoodExter“ aktuelle Forschungsergebnisse.
Veranstaltungsort: Wien ı Termin: 25. und 26. November 2010
Teilnahmegebühr: 399 Euro ı Informationen: www.holzforschung.at
Deutschland-Tournee
Praxisschau Knauf Werktage
Mit einem zweitägigen Informations- und Vorführungsprogramm
für Handwerker und Planer tingelt
Knauf durch Deutschland und
macht dabei in acht Städten Station. Themenschwerpunkte: Holzbau und energetische Sanierung,
Gesundheit, Schulen, Wohnbau,
Außenwände.
Veranstaltungsort: Mainz
Termin: 23. bis 24. November 2010
Veranstaltungsort: München
Termin: 8. bis 9. Dezember 2010
Veranstaltungsort: Bochum ı Termin: 25. bis 26. Januar 2011
Veranstaltungsort: Berlin ı Termin: 2. bis 3. Februar 2011
Veranstaltungsort: Kassel ı Termin: 9. bis 10. Februar 2011
Veranstaltungsort: Hamburg ı Termin: 16. bis 17. Februar 2011
Veranstaltungsort: Stuttgart ı Termin: 23. bis 24. Februar 2011
Veranstaltungsort: Dresden ı Termin: 2. bis 3. März 2011
Teilnahmegebühr: kostenfrei, aber Anmeldung notwendig
Informationen: www.knauf-werktage.de
Fulda
Restaurator im Zimmererhandwerk
Meister und Gesellen können sich in dem vierwöchigen
Vollzeitseminar zum Restaurator im Zimmerhandwerk fortbilden.
Die Lehrinhalte richten sich nach den vorgeschriebenen
Prüfungsfächern. Das im Januar 2011 anschließende
Praxisseminar vertieft die fachpraktischen Fähigkeiten im
Zimmerhandwerk.
Veranstaltungsort: Fulda
Termin: 22. November bis 17. Dezember 2010
Teilnahmegebühr: 1230 Euro
Informationen: www.propstei-johannesberg.de
www.mikado-online.de
Leinfelden-Echterdingen
Fachtagung Holzbau
Bauen mit Brettsperrholz ist das Schwerpunktthema der
diesjährigen Fachtagung Holzbau. Neu ist, dass es nun für
Architekten und Bauingenieure gibt es nun gemeinsame
Seminare, keine getrennten mehr. Die Veranstaltungen finden
in einer mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg ausgezeichneten Sporthalle statt.
Veranstaltungsort: Leinfelden-Echterdingen
Termin: 26. November 2010 ı Teilnahmegebühr: kostenfrei
Informationen: www.hochschule-biberach.de/ifh
Salzburg
Passivhaus Holzbau Forum
Das Internationale Passivhaus
Holzbau Forum (IPHF) findet im
Rahmen der Renexpo Austria
statt. Themen sind: Potenziale und
Markterschließung, integrale und
kostenbewusste Planung, Holzbausysteme, Fenster und Fassaden, Tragwerke, Haustechnik sowie
Werkberichte. mikado-Leser erhalten bei einer Online-Registrierung
Rabatt. Der Code dafür lautet:
SA10Han
Veranstaltungsort: Salzburg
Termin Messe: 25. und 27. November 2010
Termin IPHF: 27. November 2010
Teilnahmegebühr IPHF: 160 Euro (mikado-Leser: 130 Euro)
Informationen: www.renexpo-austria.at
45
Fortbildung
16. Internationales Holzbauforum (IHF)
Holzbau punktet – auch mit Ökologie
Reichlich Denkanstöße und praxisbezogene Anleitungen will das 16. Internationale
Holzbau-Forum (IHF) liefern, das vom 1. bis 3. Dezember 2010 in Garmisch-Partenkirchen
(Congress-Centrum) stattfindet.
christoph M. Dauner
◂◂Das winterliche
GarmischPartenkirchen
wird vom
1. bis 3. Dezember
2010 wieder
Treffpunkt der
internationalen
Holzbaubranche
E
Eröffnet wird die Plattform für den
Wissens- und Innovationstransfer
am 1. Dezember 2010 mit der Auftaktveranstaltung „Bauen für kommunale und institutionelle Bauherren“. Ab 13.50 Uhr laufen zeitgleich
vier sog. „Prolog-Blöcke“:
▸▸ Architektur-Forum
„Holzarchitektur aktuell“
▸▸ Fertighaus-Forum „Nachhaltigkeit aus der Verbrauchersicht“
▸▸ Holzhausbau-Forum der Europäischen Vereinigung des Holzbaus
(EVH) „Holzbau in Europa – ein
Blick über die Grenzen“
▸▸ Forum Verbindungstechnik
„Schrauben und Kleben im
Holzbau“
Gerade die Verwendung des Baustoffes Holz liefert einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit und
zur Energieeffizienz. Und damit auch
zur Stabilisierung des klimatischen
Gleichgewichts. Dazu braucht es
fundierte Lösungsansätze. Für das
zweitägige „Kernforum“ hat das international zusammengesetzte Veranstaltergremium unter der Federführung der Berner Fachhochschule
(Biel) und der Hochschule Rosenheim
ein Programm zusammengestellt, das
den Holzbau in einer breiten Themenvielfalt präsentiert. Sowohl in
der Breite als auch in der Tiefe dürfen die Forums-TeilnehmerInnen ein
Update ihres Wissenstandes mit Beiträgen zu folgenden Schwerpunktthemen erwarten:
46
mikado 11.2010
nergetische, ökologische und
nachhaltige Prinzipien bei Projektierung, Ausführung, Bautechnik
und Architektur rücken die IHF-Veranstalter dieses Jahr in den Fokus der
dreitägigen Veranstaltung. Denn wer
baut, sollte nicht nur Neues schaffen,
sondern gleichzeitig ein Zeichen für
verantwortliches Handeln setzen.
Blick über die Grenzen
▸▸ Vision 2020 – Ausblicke für den
Holzbau
▸▸ Instrumente für das nachhaltige Bauen
▸▸ Brettsperrholz: Markt, Entwicklung und Bauanwendung
▸▸ Präsentation internationaler
Holzbau-Objekte
▸▸ Der Klimawandel und die Auswirkungen auf das Bauen von
morgen
▸▸ Holzbau bei den Nachbarn: Die
Benelux-Staaten zu Gast
▸▸ Brücken und Türme: Objektpräsentationen
▸▸ Nachhaltigkeit:
Zertifizierungssysteme, Perspektiven, Investoren
▸▸ Epilog: Wie hoch gehts noch im
Holzbau?
Who’s who der Holzbaubranche
Inzwischen ist es in Garmisch gute
Tradition, im Rahmen des jeweiligen
IHF Persönlichkeiten zu ehren, die
sich beispielhaft für das Holz im Bauwesen eingesetzt haben. Dieses Jahr
werden in einer Feierstunde Kommerzienrat Alfred Rubner (Brixen)
und Prof. Dr. Arno Frühwald (Universität Hamburg) eine Würdigung
erfahren.
Das für die Auftaktveranstaltung,
die vier Prologe und das zweitägige Kernforum geschnürte IHF-Themenpaket verspricht einen intensiven
Wissens- und Informationstransfer,
der vom gegenseitigen Erfahrungsaustausch der Fachleute aus der europäischen und globalen HolzbauSzene bereichert wird.
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Alle Programmdetails und Anmeldemöglichkeiten stehen im Internet
unter www.forum-holzbau.ch
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Die Idee, fensterlose Räume über einen Lichttunnel mit Tageslicht zu versorgen, verband
Velux nun mit einer eleganten Lampe, die der
Designer Ross Lovegrove kreierte. Ein weißer
Kegel aus hochglanzlackiertem ABS-Kunststoff
versorgt den Bereich unter ihm mit vom Dach
nach unten transportiertem Sonnenlicht. Über
die variabel einstellbare Kegelhöhe lässt es sich
individuell ausrichten. Selbst an trüben Tagen
erzeugt der Tageslicht-Spot so viel Licht wie
eine traditionelle 60-W-Glühbirne. Das Produkt
erhielt den Red Dot Award „Best of the Best 2010“.
▴▴Tagsüber ist mit dem Velux Tageslicht-Spot des
Designers Ross Lovegrove die Nutzung von elektrischem
Licht nicht mehr notwendig
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Lüftungsgerät
Tief durchatmen
Das dezentrale System „Thermo-Lüfter“ des Herstellers LTM ist vor
allem für die Altbausanierung interessant, da seine Installation einen geringeren Aufwand bedeutet, als das bei zentralen Systemen
der Fall ist. Eine Wärmetauscher reduziert die Heizkosten. Der Einbau einer solchen Anlage ist als Einzelmaßnahme im KfW-Programm „Energieeffizientes Sanieren“ förderfähig und bei Wandstärken von 24 bis 46 cm möglich. Ein Gerät reicht jeweils für 25
bis 30 m2 Wohnfläche aus, wobei die Gesamtzahl natürlich auch
von der Grundrissorganisation abhängt. In den Sommermonaten
lässt sich der Wärmetauscher durch einen Pollenfilter der Filterklasse F6 ersetzen.
▴▴Spezialröhren
leiten Tageslicht vom Dach zu
fensterlosen Raumzonen
Handbuch
Wiki der Holzverbindungen
„Holzbauverbindung leicht bemessen“ heißt das 200 Seiten
starke, kostenfreie Handbuch für standardisierte Holzverbindungen. Entwickelt wurde es vom Hersteller Sherpa zusammen mit dem Kompetenzzentrum „holz.bau forschung“
der TU Graz. Der Inhalt spannt sich vom semi-probabilistischen Sicherheitskonzept über die Erläuterung des mechanischen Modells und der baustatischen Modellierung bis hin
zu anschaulichen Rechenbeispielen bei Anschlüssen mit der
hauseigenen Verbindungstechnologie. Ein Vorbemessungstool im Excel-Format steht zum Download bereit.
Vinzenz Harrer GmbH ı A-8130 Frohnleiten
Telefon +43/31 27/2 09 45 ı www.sherpa-verbinder.com
LTM GmbH ı D-89075 Ulm
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Fensteranschlüsse
Dicht bis in den letzten Winkel
Damit Holzfaser-Wärmedämmverbund-Systeme auch bei Schlagregen dicht bleiben, bietet Inthermo eine Lösung: HFD-Dichtecken sind speziell für die Eckbereiche unterhalb von Fensterbänken entwickelt. Der Einsatz vorgeformter Zubehörprodukte
ermöglicht flächenbündiges dreiseitiges Abdichten von Innenecken ohne überlappende Dichtungsbänder und Falten.
Auf der Hersteller-Website stehen Detailzeichnungen und die
Broschüre „Fensterbankanschlüsse richtig dichten“ zum Download bereit.
INTHERMO GmbH ı D-64372 Ober-Ramstadt
Telefon 0 61 54/71-16 69 ı www.inthermo.de
www.mikado-online.de
49
Produkte
Brettsperrholz
Sichere Krümmung
Als einziges Brettsperrholz-Produkt erhielt im August
2010 Finnforest Merks „Leno“ vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) die „Europäische Technische
Zulassung“. Die Massivholz-Elemente sind in Abmessungen von bis 4,80 x 30 m lieferbar und lassen sich auch
einachsig gekrümmt herstellen und einsetzen. Die Europäische Zulassung regelt unter anderem die Bemessung von Verbindungsmitteln in den Schmalflächen.
Die Broschüre mit allen relevanten Informationen steht
auf der Hersteller-Website zum Download.
Wir geben Holz eine neue Dimension
Finnforest Merk GmbH ı D-86551 Aichach
Telefon 0 82 51/9 08-0 ı www.finnforest.de
Sicherheitsstiefel
Winter ohne kalte Füße
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Gerade und gekrümmte Träger bis 60 m Länge
Bögen, keilgezinkte Rahmen und Sonderformen, CNC-Abbund
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Alle Querschnitte bis 1 m Höhe und 18 m Länge
Just-in-time-Lieferung frei Haus
Auf Wunsch abgebunden als montagefertiger Bausatz
Der Sicherheitsstiefel „Iceberg“ von Lemaitre genügt den
Anforderungen der Sicherheitsstufe S3 und hält dennoch
warm, da der Stiefel ganz ohne Metall auskommt. Er
verfügt über einen kälteisolierenden Unterbau und eine
durchtrittsichere Brandsohle aus Fibre-LS. Ein weiteres
Plus ist das patentierte ParaBolic-Dämpfungssystem mit
nach innen gebogener Sohle: Bei Belastung trifft sie zuerst mit den weichen
Rändern auf und erreicht erst allmählich die volle Auflage. So wirkt sie
ähnlich wie ein Stoßdämpfer.
LEMAITRE Arbeitsschutz-Produkte GmbH
D-33415 Verl
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Die ganze Bandbreite des Holzleimbaus
50
mikado 11.2010
Produkte
Schweißgerät
Heißer Offroader
Das Schweißgerät „Laron“ bezeichnet sein Hersteller als
„Geländewagen für das Verschweißen von Dachkunststoffbahnen“. Mit bis zu 600 °C verbindet es die Bahnen
auf 40 mm Arbeitsbreite homogen. Es bildet mit Chassis, Bereifung, Kontrolldisplay und Führungsstange eine
robuste, ergonomische Einheit für präzises Arbeiten. Geschwindigkeit, Anpressdruck und Schweißtemperatur
sind so aufeinander abgestimmt, dass sich immer gute
Schweißergebnisse erzielen lassen.
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▴▴Er rollt und rollt: Laron, der „Geländewagen“ unter den
Schweißgeräten für Dachbahnen
Der Einkaufsführer für die Holzbaubranche
Reinigungsgerät
Nicht nur sauber, sondern rein
Beim Sägen und ähnlichen Zimmerer-Tätigkeiten entsteht Staub in großen Mengen. Zur Säuberung von Haut
und Kleidung bietet Hersteller ACI ein Gebläsesystem
an, das leiser und vor allem ungefährlicher ist als bisher übliche Drucklufttechniken. Die diesbezüglichen
Warnungen der Berufsgenossenschaften gelten für diese Geräte nicht, beteuert der Hersteller. Die wandmontierten Einheiten sind mit einem 1400 W starken Gebläse ausgestattet, das gefilterte Luft über einen 1,5 m
langen Schlauch mit weniger als 170 mbar über eine
Handpistole auf Körper und Kleidung leitet und vom
Staub befreit. Die Maschinen sind mit 78 db(A) relativ
leise und mit einem Gewicht von 7 kg auch leicht.
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Anton Greinwald
Produkt & Praxis
▴▴Mit um 90°
gekipptem Bohrkopf meistert
der Schlagbohrschrauber
PDC 18-4 auch
10 cm enge
Zwischenräume
Akku-Schrauber
Eierlegende Wollmilchsäue
Die drei Gewinner des mikado-Gewinnspiels vom Sommer 2010 freuten sich nicht
nur über ihre Akku-Schrauber der Serie QuaDrive von Protool, sondern prüften
die Geräte nach Erhalt vier Wochen lang auf ihre Tauglichkeit im harten Berufsalltag.
D
ie QuaDrive geht mit einem
maximalen Drehmoment von
60 Nm im 1. Gang ins Rennen und
treibt selbst dickste Schrauben kraftvoll ins Holz. Mit 3800 U/min im
4. Gang überrundet sie jeden herkömmlichen Akku-Bohrschrauber.
Mit dem FastFix-Ssytem wird sie im
Handumdrehen von der Bohrmaschine zum Winkelschrauber oder
Kraftschrauber. So wirbt Hersteller
Protool auf seiner Website für seine Handmaschinenserie QuaDrive,
die mit neuartigen Lithium-IonenAkkus ausgestattet ist und damit in
Leistungsbereiche vorstößt, die vorher nur Geräte mit Netzkabeln erreichen konnten. mikado wollte es aber
genau wissen und forderte die drei
Gewinner der QuaDrive-Geräte auf,
nach einer vierwöchigen Testphase
über ihre konkreten Erfahrungen im
Berufsalltag zu berichten.
52
Schlagbohrschrauber PDC 18-4
Anton Greinwald, Inhaber einer alteingesessenen Zimmerei im oberbayerischen Bad Bayersoien, ist mit
seinem Schlagbohrschrauber Qua
Drive PDC 18-4 „sehr zufrieden“. Die
drei Geräteeigenschaften, die ihn am
meisten überzeugten, sind der Winkelkopf, die Zahl der mit einer Akkuladung ausbringbaren Schrauben
und der schnelle Werkzeugwechsel.
Begeistert ist er über „die super Möglichkeit, auch in beengten Verhältnissen Schrauben einzubringen“. Getestet hat er die Handmaschine nämlich bei einer Pergola mit nur 10 cm
auseinanderliegenden Lamellen. Mit
dem um 90 Grad gekippten Bohrkopf ließen sich die Arbeiten einfach
und zügig durchführen. Aber auch
bei konstruktiven Verbindungen mit
8 x 160 mm großen Holzschrauben
mikado 11.2010
zeigte die PDC 18-4 keine Schwäche. Auf die Frage, was denn noch
verbesserbar sei, schlägt Greinwald
vor, dass man das Bohrfutter auf den
Bohrkopf aufsetzen können sollte,
ohne dafür das Bit abziehen zu müssen. Trotzdem lautet sein Gesamturteil: „So eine eierlegende Wollmilchsau geb‘ ich nicht mehr her!“
Bohrschrauber DRC 18-4
Benno Sand ist Zimmermeister und
Restaurator. Seit 13 Jahren leitet
er seinen eigenen Fachbetrieb im
schleswig-holsteinischen Breitenburg. Mit seinem Bohrschrauber
QuaDrive DRC 18-4 ist er laut eigener Aussage „zufrieden“. Überzeugt
haben ihn vor allem das Getriebe –
„kraftvoll, vor allem beim Einbringen großer Schrauben“ – und die
Schraubenmengen, die er mit einer
Produkt & Praxis
◂◂Anton
Greinwald ist vom
Winkelkopf
seines PDC 18-4
angetan
Akkuladung ausbringen konnte.
Sand testete seine DRC 18-4 bei verschiedenen Bohr- und Schraubaufgaben – und ist vor allem von ihrer
Leistung angetan. Ob er etwas vermisst? „Ja, Angaben zu den Getriebe- und Drehmomenteinstellungen,
damit man das nicht selber herausfinden muss.“ Dennoch, sein Fazit
fällt positiv aus: „Das ist ein gutes
Gerät zum kraftvollen Schrauben und
Bohren auf der Baustelle.“
Protool
Protool
▸▸ Jörg Klockmann ist von
der Handlichkeit
des IWC 18-2
positiv überrascht
Protool
▸▸Benno Sand
schätzt die
Leistungsfähigkeit des DRC 18-4
Schlagschrauber IWC 18-2
Jörg Klockmann ist Inhaber des über
100 Jahre alten Familienbetriebs
Holzbau Westermann im niedersächsischen Toppenstedt. „Sehr zufrieden“
ist er mit seinem Schlagschrauber
QuaDrive IWC 18-2. Die Ergonomie,
das Gewicht und die pro Akkuladung
ausbringbare Schraubenzahl nennt
er als die drei Eigenschaften, die ihn
am meisten überzeugten. „Handlich,
vielseitig und leistungsstark“, fasst
er seine Erfahrungen der letzten
Wochen in einem Satz zusammen.
Getestet hat er es bei verschiedenen
Schraubarbeiten mit Schraubengrößen von 5 x 60 mm bis 8 x 300
mm. Verbesserungsvorschläge fallen
ihm spontan gar keine ein. Auch sein
Fazit ist postiv: „Das Gerät beeindruckte mich mit seiner Leistungsstärke, seinem geringen Gewicht und
seiner guten Handlichkeit.“
▪
Produkt in Kürze
DRC 18-4 Tec Li
Bohrschrauber
PDC 18-4 Tec Li
Schlagbohrschrauber
IWC 18-2 Tec Li
Schlagschrauber
Akku Spannung/Kapazität
18V Li-Ion 2,6 Ah
18V Li-Ion 2,6 Ah
18V Li-Ion 2,6 Ah
Drehzahl (Leerlauf) 1. Gang
1. Gang: 0 – 400 min-1
1. Gang: 0 – 400 min-1
1. Gang: 0 – 400 min-1
Drehzahl (Leerlauf) 2. Gang
2. Gang: 0 – 850 min-1
2. Gang: 0 – 850 min-1
2. Gang: 0 – 2000 min-1
Drehzahl (Leerlauf) 3. Gang
3. Gang: 0 – 1850 min-1
3. Gang: 0 – 1850 min-1
Drehzahl (Leerlauf) 4. Gang
4. Gang: 0 – 3800 min-1
4. Gang: 0 – 3800 min-1
Schlagzahl
–
im 4. Gang: 0 – 76 000 min-1
0 – 3400 min-1
Drehmoment hart/weich
60/40 Nm
60/40 Nm
60/40 Nm
Gewicht inkl. Centrotec
1,8 kg
1,9 kg
2,3 kg
Lieferumfang
2 Akkupacks, Centrotec-Futter und -Bithalter,
Bit, Ladegerät, Schnellspannbohrfutter, im Systainer,
mit Zusatzhandgriff
2 Akkupacks, Centrotec-Futter und
-Bithalter, Bit, Ladegerät, Schnellspannbohrfutter, im Systainer
Preis zzgl. MwSt
465 Euro
485 Euro
www.mikado-online.de
475 Euro
53
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(3'03ODQHQ
ZZZMXUDKRO]EDXGH
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',1
%DXGLFKWXQJHQ
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mikado 11.2010
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E-Mail:
www.mikado-online.de
55
Unternehmen
.RQVWUXNWLRQVYROOKRO]
LPPHUQDFK/LVWH
Fritz Egger
Knapp
Ausbau Ost
Stabile Basis
berechenbar
Kriterien mit „Holzbau Deutschland“
(BDZ) vereinbart
ohne Keilzinkenverbindungen,
daher universell einsetzbar
GLH|NRORJLVFKH$OWHUQDWLYHYRQ
ZZZ
0+0DVVLY+RO]GH
7HO
Inserenten
A
Auwärter Waldershof
59
B
Bruckamp, Lübecke
Brügmann, Büchen
58
59
D
Dieckmann, Melle
Dölker Horb
59
58
H
Hundegger, Hawangen
50
I
Isocell, A-Neumarkt
5
L
Lachner, Bad Feilnbach
Layher Ulm
Limbach, Solingen
LTM, Ulm
51
58
51
58
M
MH Massivholz Altenstadt
Monier, Oberursel
Moser, Salach
56
4
58
O
Ossenberg, Altena
Pavatex Leutkirch
Poppensieker+Derix,
Westerkappeln – Velpe
R
Rigips, Düsseldorf
Egger erweitert den rumänischen SpanplattenStandort Radauti um eine OSB-Anlage mit einer Kapazität von 300 000 m³. Der Bau beginnt
noch im laufenden Kalenderjahr. Von Rumänien
aus beliefert das Unternehmen Mittel-, Ost- und
Südeuropa. „Wir stärken mit dieser Investition
unsere Kompetenz als Anbieter konstruktiver
Holzwerkstoffe und schaffen die Voraussetzungen, die Marktpräsenz in Osteuropa weiter auszubauen“, fasst Ulrich Bühler, Leitung Vertrieb
und Marketing, zusammen. Aktuell entstehen in
Radauti eine Leimanlage und ein Verwaltungsgebäude, das nahezu komplett aus Produkten
des Holzwerkstoffherstellers besteht.
FRITZ EGGER GmbH & Co. OG Holzwerkstoffe
A-6380 St. Johann in Tirol
www.egger.com
9
V
Velux, Hamburg
21
W
Weihele, Görisried
Weinmanhn, St. Johann
Wienerberger, Hannover
Wiese, Meschede
58
59
13
63
▴▴Hier sind stabile Verbinder-Systeme gefragt: das
Projekt der FH Rosenheim für den Solar Decathlon
Doppelsieg
50
35
Knapp GmbH
D-85609 Aschheim ı www.knapp-verbinder.com
Opitz
11
35
U
Ursa, Liepzig
56
▴▴Das EGGER-Werk in Radauti (Rumänien) wurde 2008
gebaut und hat eine Spanplattenkapazität von
600 000 m³. Jetzt kommt eine OSB-Anlage mit einer
Kapazität von 300 000 m³ hinzu
Beim „Solar Decathlon“-Wettbewerb in Madrid
erzielte das „Haus der Zukunft“ der Rosenheimer Studenten den zweiten Platz. Die Knapp
GmbH unterstützte das Team Ikaros Bavaria:
Für das Tragsystem kam das Ricon-System für
Pfosten-Riegel-Konstruktionen zum Einsatz. Das
Walco-V-System machte es möglich, die einzelnen Module des Hauses mittels Kran und Hydraulikstempeln gleichzeitig an vier Ecken zu
montieren und zu demontieren, ohne dass sie
sich verkanteten. Auf der 240 m2 großen Terrassenlandschaft verbindet das Quatro-System
die Holzdielen.
▴▴Als einziges Unternehmen seiner Branche und
einzige Firma in Brandenburg erhielt Opitz bereits
zum zweiten Mal in Folge die Top-100-Auszeichnung
mikado 11.2010
Opitz erhielt 2010 zum zweiten Mal in Folge die
Top-100-Auszeichnung aus den Händen von Lothar
Späth. Das Unternehmen führt seinen Erfolg auf die
neuen Ideen der Mitarbeiter zurück: Aus einem der
Vorschläge entstand das Zukunftshaus, aus einem anderen der Power Port. Die Zukunftsfabrik verbindet
Holzbau- und Solarsysteme. Sie erzeugt ein Vielfaches der Energie, die sie selber verbraucht. „Gute Ideen, z.B. die Kombination von CO2-sparsamen Holzbauten mit innovativen Solarsystemen, entstehen
nicht von selbst. Dass unser Engagement belohnt
wird, zeigt, dass wir mit den hochwertigen umweltschonenden Bauten die Zeichen der Zukunft erkannt
haben“, sagt Firmenchef Martin Opitz.
Opitz Holzbau/Opitz Solar
D-16816 Neuruppin ı www.opitz-holzbau.de
Unternehmen
Eternit
Posten wechsle dich
Zum 1. Januar 2011 steht bei Eternit und der Etex-Gruppe das
große Stühlerücken an: Neuer Vorstand von Eternit Deutschland
wird Johan Deburchgrave. Der momentane Vorstand Udo Sommerer wechselt in den Vorstand der Etex-Gruppe nach Belgien.
Die Division „European Building Materials” (EBM) wird ab 2011
in zwei Divisionen geteil. Sommerer wird dem Bereich Ost vorstehen, für den Westen wird André Hoste verantwortlich sein. Fons
Peeters übernimmt den Posten als Vorsitzender des Vorstands der
Etex-Gruppe.
Eternit Aktiengesellschaft ı D-69126 Heidelberg ı www.eternit.de
▴▴Die Kommunikationsprofis des Arbeitskreis Baufachpresse informierten
sich bei der Rubner Haus AG über individuelle Architektur im Holzfertigbau
Rubner Haus
Journalisten machen sich schlau
▴▴Johan Deburchgrave wird neuer
Vorstand von Eternit Deutschland
▴▴Vom Eternit-Vorstand
zum Vorstand der Etex-Gruppe:
Udo Sommerer
Roto
Während ihrer Jahrestagung in Bozen besuchte am 1. Oktober
2010 eine Fachgruppe des Arbeitskreises Baufachpresse den Südtiroler Hauptsitz von Rubner Haus. Nach einem Überblick über die
international tätigen Rubner-Unternehmen und dem Erläutern des
schlüsselfertigen Holzfertigbau-Angebots zeigte Marketingleiter
Dr. Andreas Webhofer den Gästen die moderne Holzhaus-Fertigung. Das Unternehmen möchte ab 2011 verstärkt mit Architekten in Deutschland und Österreich zusammenzuarbeiten.
Rubner Haus AG
I-39030 Kiens ı www.haus.rubner.com
Mit gutem Beispiel voran
Auf der 7. Wirtschaftswoche-Konferenz in Düsseldorf erhielt das
Roto-Stammwerk offiziell eine Auszeichnung als „Beste Fabrik
Deutschlands“. Vorstand Erich Rosenkranz präsentierte unter dem
Titel „Durch Wettbewerbsdifferenzierung zur Leistungsführerschaft“ die
Strategie und das
Produktmanagement des Herstellers
von Wohndachfenstern und Solarsystemen. Zum ersten
Mal in der 15-jährigen Geschichte des
Wettbewerbs stellte
▴▴Roto ist die „Beste Fabrik Deutschlands“
damit die Baubranche den Preisträger. Laudator Christoph Loch hob besonders die
konsequent umgesetzte Strategie der Leistungsführerschaft, die
Dynamik und Identifikation der Mitarbeiter sowie den Aspekt des
nachhaltigen Wirtschaftens hervor.
Roto Dach- und Solartechnologie
D-97980 Bad Mergentheim ı www.roto-frank.com
www.mikado-online.de
Hammer Abbundtechnik
In Ulm und um Ulm …
◂◂Zimmerermeister Stefan
Schniertshauer im Ulmer Büro
von Hammer Abbundtechnik
Hammer Abbundtechnik
hat in Hüttisheim-Humlangen bei Ulm ein neues
Planungs- und Verkaufsbüro eröffnet. Mit Stefan
Schniertshauer konnte das
Unternehmen für Abbundtechnik einen kompetenten
und erfahrenen Zimmerermeister verpflichten, der mit
der Region Ulm eng verwurzelt ist. Der Ansprechpartner im Großraum Ulm kommt bei Bedarf auch persönlich bei den Kunden vorbei.
Hammer Abbundtechnik GmbH
D-74427 Fichtenberg ı www.abbund.de
57
Holzwelten Pfadfinderhaus
Pfadfinderhaus
Frei schwebender Monolith
In einem Wald bei Ottobrunn erhielten die örtlichen Pfadfinder einen
neuen Treffpunkt. Das Bauwerk besitzt eine ganz außergewöhnliche
Gestalt, deren konstruktive Umsetzung eine große Herausforderung darstellte.
58
mikado 11.2010
Holzwelten Pfadfinderhaus
a.k.a. Ingenieure
3D-Visualisierungen der Tragstruktur
A
ls silbrig glänzender,
semitransparenter, größtenteils frei über dem
Waldboden schwebender Monolith bricht das Pfadfinderhaus in Ottobrunn mit konventionellen Vorstellungen. So sehr, dass
Passanten es wohl eher für ein modernes Ausstellungsgebäude halten
als für das, was es wirklich ist. Und
doch deckt sich die ungewöhnliche
Erscheinung mit einem Ziel der Pfadfinderbewegung: Kindern die Natur
nahezubringen.
Drinnen und draußen
Im Pfadfinderhaus Ottobrunn braucht
man nur die Tür zu öffnen, um den
Waldboden zu betreten. Er läuft unter dem Gebäude durch und der Wald
ist auch im Inneren stark präsent.
Dank der transluzenten Fassade werden seine wechselnden Farben und
die Lichtstimmungen der Jahreszeiten zu prägenden Elementen.
Es verwundert nicht, dass das Gebäude in enger Zusammenarbeit mit
seinen Nutzern entstand. Und dass er
von einem Architekturbüro geplant
wurde, das über Freunde eng mit ihnen verbunden ist.
Patrick von Ridder, Planer im Architekturbüro „Palais Mai“, beschreibt
die wichtigsten Planungsziele: „Zum
einen wollten wir in dem Waldgrundstück möglichst wenig in den Boden
www.mikado-online.de
eingreifen. Deshalb schwebt das Gebäude großenteils über der Erde. Zum
anderen wollten wir die Schwelle
zwischen innen und außen aufheben
und Räume schaffen, in denen man
drinnen und zugleich draußen ist.
Diese Ziele haben wir nicht nur beim
Gemeinschaftsraum erreicht, sondern
auch bei dem Raum unterm Haus. Der
befindet sich ganz im Freien, wird
aber durch das Gebäude vor der Witterung geschützt. Beide Räume sind
über zwei Treppen miteinander verzahnt, sodass die Pfadfinder spielerisch von einem zum anderen wechseln können.“
erinnert sich Michael Köhldorfner,
Inhaber der ausführenden ZimmerMeisterHaus-Manufaktur „Köhldorfner Holzbau“. Gelöst wurde es mit einer Holzskelettkonstruktion, die die
Lasten der frei schwebenden Gebäude­
ecke über Stahlzüge und über die mit
Schlitz- und Dübelverbindungen in
den Fundamenten verankerten Brettschichtholz-Träger ableitet. Das erforderte stattliche Querschnitte von
40 x 60 cm und Stahlknoten aus
20 bis 25 mm starken Blechen. Der
schwerste wiegt rund 500 kg.
Aufwendiges Tragwerk
Das Tragsystem ist hochkomplex
und lässt sich hier nur sehr grob beschreiben: Die Treppen fungieren als
Schrägstützen, leiten aber an ihrem
Auflager auch Horizontalkräfte ein.
Die weit auskragenden Außenecken
wiederum mussten über Zugdiagonalen zurückverankert werden, was
bei dem asymmetrischen Gebäudegrundriss nicht einfach war. „Durch
die schrägen Winkel entstehen zusätzliche Umlenkkräfte in der Horizontalen, die wir über Boden- und
Dachdiagonalen zurückhängen und
kurzschließen mussten“, erläutert
Thomas Beck von „a.k.a. Ingenieure“, die für die Statik verantwortlich waren. „Zusätzlich muss man
berücksichtigen, dass sich das räumliche Tragwerk unter Windlast völlig
Die Gemeinde Ottobrunn, deren Verantwortliche von Ridder als „sehr
offen und experimentierfreudig“ in
Erinnerung hat, nahm die Pläne des
Architekturbüros sehr positiv auf.
Lediglich Details mussten noch abgestimmt werden – darunter der Kostenrahmen, der sich bei 300 000 Euro reinen Baukosten einpendelte. Das war
ein Grund, warum man sich für eine
Holzkonstruktion entschied. Doch die
passt ohnehin besser zum Bauplatz
und zur künftigen Nutzung.
Dass das Gebäude nur auf zwei
relativ kleinen Einzelfundamenten
stehen sollte, war eine große konstruktive Herausforderung. „Die Statik war unser größtes Problem“,
Komplexes Kräftespiel
59
Holzwelten Pfadfinderhaus
◂◂Großzügige
Treppen führen
von den
beiden Eingängen
zu den
Aufenthaltsräumen hinauf
Obergeschoss
Küche
Leiterbüro
▴▴Der Koch- und
Essraum
bietet Platz für
rund zwölf
Personen und
vom Tisch
einen schönen
Blick in den Wald
Treppe
Aula
Lager
Gruppenraum
Gruppenraum
Erdgeschoss
anders verhält. Und dann ist das Ganze wegen der weit auskragenden
Ecken auch noch vorgespannt.“
Den Aufbau der Skelettkonstruktion hat von Ridder noch genau in
Erinnerung: „Die ganze Konstruktion wurde so montiert, dass die frei
schwebende Außenecke anfangs von
einer Montagestütze getragen wurde.
Dann ging der Statiker daran, die
Zugdiagonalen nach einem exakt
festgelegten System auf Spannung
zu bringen. Dabei wusste er ganz
genau, um wie viele Umdrehungen
er welches Spannschloss in welcher
Reihenfolge anziehen musste. Zum
vorausgesagten Zeitpunkt hat sich
dann die auskragende Ecke plangemäß um 20 mm gehoben.“ Was man
daran erkannte, dass die provisorische Stütze umfiel.
Kompetenter Zimmerer
Lager /
Haustechnik
WC
WC
Palais Mai
Teestube
60
mikado 11.2010
Martin Wagner, Bauleiter bei „Köhldorfner Holzbau“, hatte während der
Werkplanung notwendige konstruktive Änderungen mit dem Statiker
abgestimmt: „Teilweise mussten wir
z. B. Stahlknoten überarbeiten und
anschließend neu rechnen lassen.
Außerdem stellte sich heraus, dass
die Belastung im Gebäude für konventionelle Zugstangen zu hoch war.
Wir mussten deshalb auf ein System
mit Spezialstahl ausweichen.“
Für Köhldorfner war die Kommunikation unter den Beteiligten eine
der großen Herausforderungen: „Alle
Köhldorfner Holzbau/Joachim Mohr
Holzwelten Pfadfinderhaus
in die Werkplanung involvierten Büros – also der Statiker, der Architekt,
der Zimmerer und der Prüfstatiker –
mussten sich regelmäßig kurzschließen, um Probleme oder Änderungen
miteinander abzuklären.“
Für den Zimmerer, der sich mit
seinen rund 30 Mitarbeitern auf anspruchsvolle Wohnhäuser, Sanierungen und Objektbauten spezialisiert
hat, kein Problem. Entsprechend glatt
lief die Abstimmung mit den Partnern – auch dann noch, als es um
Fragen der Materialauswahl ging und
noch weitere Partner hinzukamen.
Hier fiel der ZimmerMeisterHausManufaktur und den Architekten die
Aufgabe zu, zwischen den Parteien
zu vermitteln. Das sah dann z. B. so
aus, dass man technisch gleichwertige, aber kostengünstigere Materialien vorschlug, um bei gleichem Erscheinungsbild den Kostenrahmen
einzuhalten.
So setzten die Zimmerer bei Unterkonstruktionen preiswerten Rauspund ein. Und auch im Inneren kamen kostengünstige Lösungen wie
gekalkte OSB-Platten für die Wände oder unbehandelte Dielen für den
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▴▴Der große
Versammlungsraum mit seinen
im Halbkreis
aufgestellten
Hockern erinnert
an einen
Lagerfeuerplatz
▸▸Von ihm
führt eine breite
Treppe hinunter ins Freie
und eine
eher schmale
Tür zu den
anderen Räumen
Fußboden zum Einsatz. Die transluzente Fassade gehört mit 110 Euro/
m2 zu den kostendämpfenden Faktoren. Die Polycarbonat-Paneele sind
durch Membranen in zehn hintereinander liegende Luftkammern getrennt, sodass sie einen erstaunlich
guten U-Wert von 0,86 W/(m2K) erreichen. Als luftdichte Außenhülle
auf die Holzkonstruktion montiert,
werden sie innen durch eine Doppelstegplatte aus Acrylglas ergänzt.
So entsteht ein Klimapuffer, der die
Dämmwirkung nochmals erhöht. Für
ein Wohnhaus sicher keine praktikable Lösung, hier aber durchaus ausreichend. Zur Einhaltung des Kostenrahmens trug auch bei, dass man
schon beim Entwurf mit handelsüblichen Paneelgrößen geplant hatte.
So mussten nur wenige Fassadenteile
nach Maß gefertigt werden.
Im September 2009 konnten die
Pfadfinder ihr neues Heim übernehmen. Seither erfüllt es die Architekten „mit großer Freude, wie selbstverständlich die Kinder das Gebäude
nutzen. Die beiden Treppen z. B. haben sich in der Tat als ideale Voraussetzung für rundum laufende Bewegungsspiele herausgestellt.“ Und wer
den großzügigen Gemeinschaftsraum
betritt, fühlt sich angesichts der im
Halbkreis aufgestellten Sitzbänke an
ein Lagerfeuer mitten im Wald erinnert – das grüne Blätterdach bildet
dank der transluzenten Fassade die
passende Kulisse.
Steckbrief
Bauprojekt:
Neubau eines Heims für die
Pfadfinderschaft St. Georg
D-85521 Ottobrunn
www.dpsgottobrunn.de
Bauherr:
Gemeinde Ottobrunn
D-85521 Ottobrunn
www.ottobrunn.de
Planungsbeginn:
März 2003
Bauzeit:
März 2009 bis September 2009
Bauweise:
Holzskelettkonstruktion mit
Fassade aus Polycarbonat
Wärmeenergiebedarf:
20 kWh/m²a
Baukosten ohne Innenausbau:
300 000 Euro
Nutzfläche:
220 m²
Umbauter Raum:
770 m³
Architektur:
Palais Mai
D-80336 München
www.palaismai.de
Statik:
a.k.a. Ingenieure
D-80336 München
www.aka-ingenieure.de
Holzbau/Generalunternehmer:
Köhldorfner Holzbau GmbH
D-83530 Schnaitsee
www.koehldorfner.de
Dr. Joachim Mohr, Tübingen ▪
61
Vorschau mikado 12.2010 erscheint am 3. Dezember 2010
Architektur
Schulgebäude in Luxemburg
Der Erweiterungsbau der St. George’s International School
in Luxemburg sollte in kurzer Zeit und mit knappem Budget realisiert werden. Der Architekt überzeugte deshalb die
Bauherrin davon, auf Massivholzelemente zu setzen. Nach
fünf Monaten Bauzeit war das elegante Gebäude fertig.
Holzwelten
Holzkirchen in den Karpaten
Rund 2500 außergewöhnliche Holzkirchen stehen in den waldreichen Karpatenregionen, wobei die ältesten aus
dem Mittelalter stammen. Diese Vielfalt
sakraler Holzarchitektur ist in Europa
einmalig – und dennoch bisher wenig
beachtet. Viele Bauwerke sind heute
sogar einsturz- und abrissgefährdet.
Dabei handelt es sich um architektonische und handwerkliche Meisterwerke,
die eines Tages durchaus zum Weltkulturerbe zählen könnten.
prefalux
Außerdem
Ihr gutes Recht: Die Beweislast bei der Abrechnung
von Stundenlohnarbeiten
Impressum
Offizielles Organ von Holzbau Deutschland
Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen
Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, Offizielles Organ der
Europäischen Vereinigung des Holzbaus (E.V.H.), Luxemburg
Verlag:
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG
Römerstraße 4
86438 Kissing
Telefon +49 82 33.23-0
www.weka.de ı www.mikado-online.de
Diese Anschrift gilt auch für folgende Personen und
Gesellschaften, sofern nicht anderslautend:
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WEKA MEDIA GmbH & Co. KG
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Christoph Maria Dauner
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Dipl.-Betriebsw. (FH) Christoph M. Dauner (cm) (verantw.)
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Redaktion:
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[email protected]
Dipl.-Ing. Günther Hartmann (gh)
[email protected]
62
Redaktionsbeirat:
Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı
RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı
RA Alexander Habla ı Dipl.-Ing. Rainer Kabelitz-Ciré ı
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Dipl.-Designer Jochen Wenzel
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Römerstraße 4 ı 86438 Kissing
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11 Ausgaben Studenten/
Meisterschüler:
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75,00 €
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mikado 11.2010
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high end dtp-service ı Lothar Hellmuth
Druck:
Firmengruppe APPL ı sellier druck GmbH
Angerstraße 54 ı 85354 Freising
ISSN
0944-5749
Erscheinungsweise:
11 Ausgaben jährlich
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übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Namentlich
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und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher
schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe
gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine
Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.
Redaktionelle Änderungen vorbehalten.
Andrij Kutnyi/TU München
David Grandorge
Thema des Monats
Internationaler Holzbau
Aufgrund des Klimawandels und der Verknappung von Rohstoffen
gewinnt der Holzbau auch im Ausland immer mehr an Bedeutung. Für
deutsche Holzbauunternehmen ist das ein interessanter Markt, denn
aufgrund ihres Vorsprungs greifen ausländische Architekten gerne auf
ihre Wertarbeit zurück. Aus Brettsperrholz oder in Holzrahmenbauweise präzise vorgefertigte Großelemente fahren weite Strecken, um
sich dann vor Ort in kurzer Zeit montieren zu lassen.
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Verband aktuell Verbände & Vereinigungen
Europäische Vereinigung des Holzbaus (EVH)
EVH fordert praxisgerechte Normen
Bei der Generalversammlung in Bruneck (I) am 1. Oktober 2010 verabschiedete die
Europäische Vereinigung des Holzbaus (EVH) ein Positionspapier zum Eurocode 5.
Diskutiert wurde auch eine neue Strategie, deren Ziel „Holzbau Europa“ heißen soll.
◂◂EVH-Ehrenmedaille in Gold: Josef
Schötzer (links) erhielt
diese Auszeichnung von Erwin
Außerhofer (Mitte) und
EVH-Präsident Georg König (rechts)
G
eorg König, Präsident der
EVH, sagte in Bruneck:
„Die zweite Generation der europäischen Normen muss sich
wieder stärker an den Belangen der Praxis und dem Bedarf
in der Wirtschaft orientieren.“
In einigen Ländern der Europäischen Gemeinschaft sind die
Eurocodes bereits Grundlage für
die Bemessung, andere Länder
werden nach dem Fahrplan der
Europäischen Kommission in
den nächsten Monaten folgen.
Dabei wird bereits heute schon
eine große Unzufriedenheit geäußert, da die Eurocodes, aber
auch andere Normen, es an einer praxisgerechten Anwendbarkeit fehlen lassen.
„Mit unserem Positionspapier
nennen wir konkrete Ansätze,
die bei einer Fortschreibung der
Eurocodes aufgegriffen werden
sollten. Nur so kann bei der
Normung künftig wieder der
Praxisbezug erreicht werden“,
so Hans Rupli, Vorsitzender der
Technischen Kommission und
EVH-Vizepräsident. Das Positionspapier kann auf der Internetseite der EVH, www.evh.eu,
heruntergeladen werden.
Wirtschaftlich und
rechtssicher
„Die Normen allein müssen
verständlich und anwendbar
sein“, forderte Dieter Kuhlenkamp, Sekretär der Technischen
Kommission, „und zwar ohne
dass zusätzliche Erläuterungen
und Handbücher erstellt werden müssen, denn damit würde
die Wirtschaft die Normung ein
drittes Mal bezahlen!“ Praxisgerechte Normen sollten für 90 %
der typischen Bauaufgaben die
anerkannten Regeln der Technik
widerspiegeln, wirtschaftlich
sein und eine rechtssichere
Grundlage darstellen.
EDV-Programme wie beispielsweise das für den Holzbau
von der EVH geförderte Programm „dc-statik“ sind für die
Erstellung der Statik sehr gut
geeignet, aber für die Vorbemessung, für Plausibilitätskontrollen oder bei Fragestellungen auf
der Baustelle bedarf es einfacher
Bemessungsformeln für den Taschenrechner, die gesicherte Ergebnisse liefern. Dies jedenfalls
sind Forderungen, die nicht nur
ausführende Betriebe stellen,
sondern auch Tragwerksplaner
und Prüfingenieure.
Strategie für mehr Einfluss
Wie kann die EVH noch effektiver die Interessen des Holzbaus
in Europa vertreten? Die Antwort darauf könnte eine neue
strategische Aufstellung der
EVH sein.
Das in Bruneck vorgestellte Strategiepapier machte den
Landesvertretern deutlich, welche Maßnahmen künftig nötig sind. Fünf Punkte stehen im
Zentrum des europäischen Zusammenschlusses der Verbände mit dem Namen „Holzbau
Europa“:
▸▸ Ein länderübergreifender
Wissens- und
Informationsaustausch
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
▸▸ Interessenwahrung
(z. B. Gesetze, Normung,
Energiepolitik)
▸▸ Netzwerkarbeit (z. B.
Informationsbeschaffung,
Partnerschaften,
politisches Lobbying)
▸▸ Koordination/Kooperation
(z. B. Technik,
Bildung, Forschung)
▸▸ Umsetzung länderübergreifender Branchenprojekte
Holzbau Europa soll der Mantel für alle europäischen Länder sein, die an der Zukunftssicherung des Holzbauhandwerks
interessiert sind. Frankreich hat
beim Treffen in Bruneck bereits
wieder Interesse signalisiert.
Beim neuen Kurs spielt der einzelne Zimmereibetrieb eine zentrale Rolle, denn: „Was in Europa entschieden wird, geht dich
als Holzbauunternehmer etwas
an“, betonte Hans Rupli, Sprecher der Strategie-Arbeitsgruppe. Im Februar 2011 werden sich
die EVH-Vertreter in Salzburg
(A) treffen, um der Strategie den
letzten Schliff zu geben. Ende
Mai 2011 soll im Rahmen eines
„Europäischen Holzbauparlaments“ diese Strategie den Vertretern aller Bundeslandesverbände vorgestellt werden.
Mehr Infos
▸▸ www.evh.eu (Europäische
Vereinigung des Holzbaus)
▸▸ www.eftc.eu (European
Federation of
Timber Construction)
▸▸ www.fecb.eu (Fédération
Européenne de la
Construction en Bois)
▪
I
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen
9. Europäischer Berufswettbewerb
Deutsche bleiben Vize-Europameister
Mit einem großen Erfolg für das deutsche Team ging der Europäische Berufswettbewerb der Zimmerer 2010 am 2. Oktober im italienischen Bruneck zu Ende.
Die Zimmerer-Nationalmannschaft verteidigte den Titel des Vize-Europameisters.
Schwitzen. Zum Glück hatten
aber auch alle anderen Teilnehmer ähnliche Probleme. Da blieb
es nicht aus, dass fast überall
Fehler gemacht wurden, Holz
nachgeordert werden musste
und wertvolle Punkte auf der
Strecke blieben.
Ohne Worte zum Vize
▴▴Das deutsche Team (v.l.n.r.): Roland Schumacher, Andreas Großhardt, Jens
Volkmann, Roland Bernardi, Sören Schierbaum, Paul Dobler, Philip Stich
L
etztlich fehlten dem deutschen Team nur 1,31 Punkte
zur Goldmedaille, die sich überraschenderweise Frankreich sicherte. Die erfolgsverwöhnten
Schweizer, die seit 1996 durchgehend den Europameister stellten, mussten sich diesmal mit
dem dritten Platz begnügen.
„Unser Ziel war die Verteidigung des Vize-Europameisters.
Das ist uns aufgrund der hervorragenden Leistungen unserer
Gesellen erfolgreich gelungen.
Der zweite Platz in Folge spricht
für eine kontinuierliche Leistung des Teams und zeigt, dass
sich unser Trainingskonzept mit
Trainingseinheiten in der Öffentlichkeit und in unseren Ausbildungszentren bewährt hat“,
II
sagte Ullrich Huth, Vorsitzender
von Holzbau Deutschland.
Für das deutsche Team war
der zweite Platz dennoch eine
Überraschung. Es hatte zwar
eine intensive Vorbereitung auf
die EM gegeben und die Aufgabe erschien im ersten Moment „als nicht so schwierig“.
Aber mit 29 Hölzern war es
„ein bisschen viel Holz“, wie
Mannschaftsmitglied Philipp
Stich kommentierte. Das brachte die drei deutschen EM-Teilnehmer am zweiten und dritten Wettbewerbstag gewaltig ins
▸▸Schnell und konzentriert ging die
Deutsche Nationalmannschaft
an die Wettbewerbaufgabe heran
mikado 11.2010
Der deutsche Teamleiter Roland
Bernardi, zugleich auch Mitglied
der internationalen Jury, durfte natürlich keinerlei Hinweise
an die Mannschaft geben, aber
Blicke und Gesichtszüge können bereits viel sagen. Auch das
Trainer- und Betreuerteam aus
Deutschland mit Roland Schumacher, Ausbildungsmeister
aus dem Zimmerer Ausbildungs
Zentrum Biberach, Jens Volkmann, Ausbildungsmeister im
Bundesbildungszentrum für das
Zimmerer- und Ausbaugewerbe
in Kassel, und Andreas Großhardt, Holzbauunternehmer aus
Uhldingen-Mühlhofen, zeigte
sich eher zurückhaltend. Bleibt
die Frage, was „die Jungs“ zum
Abschluss meinten. Paul Dobler
war einfach nur „platt“, Sören
Schierbaum war froh, dass sein
Modell komplett stand und Philipp Stich sagte: „Ich hatte mit
dem Wettbewerb aufgrund meiner Fehler abgeschlossen“.
Beim 9. Europäischen Berufswettbewerb der Zimmerer, der
alle zwei Jahre von der Europäischen Vereinigung des Holzbaus veranstaltet wird, traten
acht Nationen an. 21 junge Gesellen erstellten in 22 Arbeitsstunden an drei Wettbewerbstagen ein anspruchsvolles
Dachstuhlmodell. Das Interesse der Öffentlichkeit aus Bruneck am Wettbewerb war groß.
Durchweg wurden die Gesellen
beim Arbeiten beobachtet, was
zweifelsohne eine zusätzliche
Belastung war, aber zum Wettbewerb dazugehört. Holzbau
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen
▴▴Die Gewinner auf einen Blick (v.l.n.r.): Bronze für Jonathan Kissling (CH),
Silbermedaille für Philip Stich (D) und Gold für Flavier Parent (F)
▴▴Von Zimmerern für Zimmerer: Die Preise für die Teilnehmer an der
EM 2010 wurden individuell von Südtiroler Zimmerleuten gefertigt
Deutschland hatte zudem den
Arbeitskreis Baufachjournalisten zur EM nach Bruneck eingeladen. Schnell waren auch die
deutschen Journalisten von der
Zimmerer-Nationalmannschaft
begeistert und versprachen eine
intensive Berichterstattung.
gefolgt von Sören Schierbaum,
der mit seinem vierten Platz der
Zimmerer-Nationalmannschaft
in der Mannschaftswertung den
zweiten Platz sicherte. Paul Dobler folgte auf Platz 8.
Es gibt kaum schönere Momente bei einem solchen Wettbewerb, als wenn die Teilnehmer
nach vorne aufs Siegerpodest
eilen – mit müden Augen aufgrund des anstrengenden Wettbewerbs und einer langen Abschlussfeier bis in den frühen
Morgen, aber auch mit fröhlichen und überraschten Gesichtern. Die Freude war groß – bei
den Teilnehmern, bei den Trainern, bei Holzbau Deutschland
und bei den Sponsoren. Ullrich
Leistungspartner helfen mit
Unterstützt wird die ZimmererNationalmannschaft im dritten
Jahr von den Leistungspartnern
von Holzbau Deutschland. Die
15 Unternehmen der Zulieferindustrie gehören inzwischen
auch zum „Fan-Kreis der Mannschaft“. Einige Leistungspartner
ließen es sich daher nicht nehmen, die jungen Gesellen vor
Ort anzufeuern. Dazu gehörte
die Firma Pavatex, die eine Vertriebstagung nach Bruneck legte. So hatte das Pavatex-Team
immer wieder Gelegenheit, den
Wettbewerb zu beobachten. „Es
ist immer wieder beeindruckend,
wie die Gesellen im Wettbewerb
unter der starken Anspannung
über sich hinauswachsen“, so
Pavatex-Geschäftsführer Stefan Müller.
Auch Vertreter der Firma cws
boco, die die Zimmerer-Nationalmannschaft mit Kleidung
ausstattet, waren in Bruneck dabei. Ingeborg Mell glaubte bis
zum Schluss fest daran, dass
„wir den zweiten Platz“ machen.
Sie sollte am Ende recht behalten. Bei der Siegerehrung der
bislang größten Europameisterschaft würdigte der Präsident
der Europäischen Vereinigung
des Holzbaus, Georg König, den
Einsatz aller acht Mannschaften. „Alle Mannschaft haben
um den Sieg gekämpft. Damit
hat sich der Berufswettbewerb
wieder als ein hervorragendes
Werkzeug erwiesen, um das Interesse der Öffentlichkeit auf
das Zimmererhandwerk zu lenken.“ Dann leitete König auf „die
Stunde der Wahrheit“ über.
Sieger 1994 ehrt Sieger 2010
Der Chefexperte der EM 2010,
Alexander Schötzer aus Südtirol, der beim ersten europäischen Wettbewerb vor 16 Jahren
Europameister in der Einzelund Mannschaftswertung wurde, hatte die Ehre, auf Deutsch,
Englisch und Französisch die
Platzierungen zu verkünden.
Zunächst erfolgte die Bekanntgabe der Einzelwertung. Philipp
Stich, der selbst nicht mehr an
einen Erfolg geglaubt hatte, hat
den zweiten Platz belegt. Dicht
Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, gratulierte der
Zimmerer-Nationalmannschaft
vor Ort.
Am Ende war es eine spannende und mitunter nervenaufreibende EM. Wer das einmal
selbst erleben möchte, hat dazu
im Jahr 2012 die Gelegenheit.
Die nächste EM wird parallel
zur Messe „DACH+HOLZ International 2012“ vom 31. Januar bis 3. Februar 2012 in Stuttgart von Holzbau Deutschland
organisiert. Natürlich wird die
Zimmerer-Nationalmannschaft
mit großen Zielen an den Start
▪
gehen …
Mehr Infos: www.zimmerernationalmannschaft.de
▸▸Die Zimmerer-EM kam in Bruneck
glänzend in Fahrt –
das war nicht zu übersehen
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
III
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen
10 Jahre Gütesicherung im Holzhausbau
Sicherheit auf einen Blick
Seit zehn Jahren sorgt die in Berlin ansässige Gütegemeinschaft Holzbau-AusbauDachbau (GHAD) für Sicherheit – bei Planern, Bauherren und Unternehmen. Sie
verleiht Holzhausbau-Betrieben ein anerkanntes Gütezeichen, das für Qualität steht.
D
er Markt bietet heute eine
Unzahl hochentwickelter
Bauprodukte und Halbfertigteile für äußerst differenzierte Anwendungen. Technische Regeln
wie Normen, Richtlinien, Fachregeln, Zulassungen und Verarbeitungshinweise ändern sich
schnell. Daneben sind Betriebe
einem harten Preiskampf ausgesetzt, der zu Lasten der Ausführungsqualität geht. Dies alles verunsichert das Handwerk
wie auch den Architekten, da
viele Verantwortlichkeiten auf
der planenden und ausführenden Seite liegen.
Anerkanntes Gütezeichen
Bereits seit zehn Jahren stellt
sich dieser Situation die in Berlin ansässige Gütegemeinschaft
Holzbau-Ausbau-Dachbau
(GHAD). Sie verleiht Betrieben
ein anerkanntes Güte­zeichen,
das einen einheitlichen Qualitätsstandard und eine weit über
dem Üblichen liegende Bauleistung gewährleistet.
Das „RAL-Güte­zei­­­chen RALGZ 422 Holzhausbau“ bezieht
sich auf die komplette Herstellung eines Holzhauses – von den
verwendeten Produkten und der
Fertigung der Bauteile bis zur
Montage und Endkontrolle des
vollständigen Gebäudes auf der
Baustelle.
IV
Die GHAD ist eine vom Deutschen Institut für Gütesicherung
und Kennzeichnung (RAL) anerkannte Organisation. RAL-Gütezeichen erhalten nur solche
Produkte oder Dienstleistungen,
die immer über den gesetz­lichen
Vorgaben oder gültigen Normen
liegen. Besonderer Wert wird auf
die Eigenüberwachung im Betrieb sowie die regelmäßige neutrale Fremdüber­wachung durch
Sachverständige und Prüfinstitute gelegt.
Jedem Holzbaubetrieb steht
es frei, mit diesem Gütezeichen
die Qualität des vom ihm hergestellten Gebäudes als Ganzes
darzustellen und zu garantieren, dass es den aktuellen bauaufsichtlichen und technischen
mikado 11.2010
Regelwerken entspricht. Damit
verfügt der Holzbau seit zehn
Jahren über eine einzigartige
flächendeckende Qualitätssicherung, die im deutschen Baugewerbe Ihresgleichen sucht.
4108-Teil 7 ist Teil der Gütesicherung. Dank guter Erfahrungen mit dem Gütezeichen setzt
sich ein ernsthaftes Qualitätsbewusstsein durch.
Klarer Forderungskatalog
Banken machen zunehmend das
RAL-Gütezeichen zur Voraussetzung für die Finanzierung
und Beleihung eines Gebäudes.
Auch die Versicherungen räumen bei Verhandlungen günstigere Konditionen ein. Und nicht
zuletzt sind der private Bauherr
und die öffentliche Hand kritisch. Sie verlangen immer öfter bei der Auftragsvergabe einen Befähigungsnachweis, dem
Holzbaubetriebe mit Gütezeichen gerne nachkommen. ▪
Die Bauprodukte unterliegen
klaren Anforderungen. So wird
beispielsweise nur trockenes
Bauholz oder Konstruktionsvollholz verwendet. Der Wärmeschutz gemäß der aktuellen Energieeinsparverordnung
(EnEV) wie auch Standsicherheit, Brandschutz, Schallschutz
und Feuchteschutz sind nach
den geltenden technischen Regeln garantiert. Ein Nachweis
der Luftdichtheit gemäß DIN
Qualität hilft sparen
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks
Offensive Aufstiegsqualifizierung
Bayerisches Zimmererhandwerk
Was verbirgt sich hinter der „Offensive Ausbildung“, die im März 2010 von der
Fachversammlung Holzbau Deutschland verabschiedet wurde? Die Antwort
gab der Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks in Mühlbach.
▴▴Vize-Präsident Hermann Lang bei
seiner Eröffnungsrede
A
m 22. September 2010
fand im Aus- und Fortbildungszentrum des Kaminkehrerhandwerks in Mühlbach hierzu
eine eintägige Informationsveranstaltung statt. Der Landesinnungsverband des Bayerischen
Zimmererhandwerks stellte die
von Holzbau Deutschland –
Bund Deutscher Zimmermeister
mit Unterstützung der Landesverbände erarbeitete und von
der BDZ-Fachversammlung im
März 2010 verabschiedete „Offensive Aufstiegsqualifizierung“
vor. Eingeladen waren Lehrer
und Dozenten an Meisterschulen, Meisterprüfungsvorsitzende und die bayerischen Handwerkskammern.
In seiner Eröffnungsrede appellierte Hermann Lang, Vizepräsident des Bayerischen
Zimmererhandwerks, an die
insgesamt 25 Teilnehmer, gemeinsam Verantwortung für die
berufliche Zukunft junger Menschen zu übernehmen. Er bezeichnete die „Offensive Aufstiegsqualifizierung“ als ein
Angebot für alle an der Zimmermeisterfortbildung beteiligten Personen, sie darin zu unterstützen, Zimmermeister auf ein
erfolgreiches, qualifiziertes Berufsleben vorzubereiten.
Zu Beginn der Tagung stellte Martin Paul Gorchs, Referent
beim bayerischen Zimmererverband, die „Offensive Aufstiegsqualifizierung“ in seiner ganzen
Bandbreite vor. Die anschließende lebhafte Diskussion machte
deutlich, dass die Handwerkskammern eine Zweiklassengesellschaft befürchten: einerseits
der Zimmermeister – anerkannt
von Holzbau Deutschland, andererseits Zimmermeister, die
diesen Weg nicht beschreiten
werden.
Martin P. Gorchs bestätigte, dass dies vonseiten der Arbeitgeberverbände zwar so gesehen, jedoch bewusst in Kauf
genommen werde. „Inzwischen
ist lange genug über Missstände in der Zimmermeisterfortbildung lamentiert worden“, sagte er. Als Beispiele dafür nannte
Gorchs
▸▸ den Wegfall einer einschlägigen mehrjährigen Berufspraxis vor Ablegung der
Meisterprüfung
▸▸ die Aufweichung der
Bestehensregelung bei den
Prüfungen
Holzbau Deutschland
handelt
Trotz aller Gespräche – auch mit
der Politik – konnten keine Verbesserungen erreicht werden.
Nun handelt Holzbau Deutschland und übernimmt damit Verantwortung gegenüber seinen
Mitgliedsbetrieben, den Meisterschülern, aber auch gegenüber
den Kunden, deren Ansprüche
ohne qualifiziertes Fachpersonal nicht zu erfüllen sind.
Nach der Mittagspause stellte Helmhard Neuenhagen, Geschäftsführer des hessischen
Zimmererverbandes und des
Bundesbildungszentrums des
Zimmerer- und Ausbaugewerbes in Kassel, den unter seiner Leitung erarbeiteten neuen
bundeseinheitlichen Rahmenlehrplan zur Vorbereitung auf
die Zimmermeisterprüfung in
den Teilen I und II vor. Neuenhagen erläuterte den Aufbau
des Rahmenlehrplans, der mit
der Definition von Qualifikationen und Kompetenzen die
damit verbundenen Lernfelder
und Lerninhalte detailliert beschreibt. Anhand dieses Lehrplanes ließen sich zukünftig
auch Lehrgangsunterlagen für
die Vorarbeiter-, Werkpolierund Polierprüfung ableiten,
deren Verordnungen derzeit
überarbeitet werden.
Teilnehmer loben Ergebnis
Alle Teilnehmer, insbesondere Vertreter der Meisterschulen,
sprachen Holzbau Deutschland
für diese Arbeit ihr Lob aus.
Die Meisterschulen haben nun
konkrete Inhalte, um ihren Unterricht entlang des von Holzbau Deutschland vorgegebenen
Qualitätsniveaus zu planen. Andere Berufe böten so etwas nicht
an. Prof. Dr. Holger Schopbach,
hessischer Meisterprüfungsvorsitzender, stellte die neuen Meisterprüfungsaufgaben an einem
Beispiel vor. Diese Aufgaben
wird Holzbau Deutschland ab
Mitte 2011 zur Verfügung stellen. Abschließend appellierte
Dipl.-Ing. Dieter Kuhlenkamp
von Holzbau Deutschland, die
„Offensive Aufstiegsqualifizierung“ anzunehmen und mit den
darin enthaltenen insgesamt
vier Maßnahmen die Qualität
in der Meisterausbildung nach▪
haltig zu verbessern.
Offensive Aufstiegsqualifizierung - Kernpunkte
▸▸ Verbandseigene Qualifikationen, anerkannt von Holzbau
Deutschland
▸▸ Anerkennung von Bildungseinrichtungen im Zimmererhandwerk durch Holzbau Deutschland
▸▸ Aufgabensammlung für die Meisterprüfung im Zimmererhandwerk
▸▸ Unterstützung von Meisterschülern und Meisterschulen
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
V
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks
Zwischen Zahlen und Gefühlen
Die Ästhetik und Ästhetisierung des Holzbaus stand neben konstruktiven und
betriebswirtschaftlichen Themen im Mittelpunkt des 64. Bayerischen Zimmererund Holzbaugewerbetags, der am 7. und 8. November 2010 in Würzburg stattfand.
◂◂Peter Aicher,
Präsident des Landesinnungsverbands des
Bayerischen Zimmererhandwerks,
konnte rund
400 Teilnehmer begrüßen
R
und 400 Teilnehmer und
47 Aussteller kamen ins
Würzburger Kongresszentrum
und erlebten beim 64. Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbetag lebhafte Diskussionen und 14 Fachvorträge. Mit
der wirtschaftlichen Lage ist
Verbandspräsident Peter Aicher
zufrieden: „Im Landesdurchschnitt liegt momentan ein
Auftragspolster von acht bis elf
Wochen vor. Das ist für diese
Jahreszeit sehr gut.“ Die Branche
profitiert von der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV).
„Fakt ist: der klassische Dachstuhl ist vorüber“, betonte Aicher in seiner Rede. „Das lange
VI
unterschätzte Geschäftsfeld der
Komplettleistungen wird von
immer mehr Betrieben aktiv genutzt.“ Die Notwendigkeit für
Klimaschutz und Nachhaltigkeit
lässt ihn optimistisch in die Zukunft blicken.
Zahlen dominieren das
Bauen
Baukosten, Umweltbelastung
und Gesundheit heißen die Eckpunkte im „Nachhaltigkeitsdreieck“ von Holger König, Architekt und Softwarekonzeptioner.
Dass sich die Diskussionen bei
Entscheidungsträgern meist zu
95 Prozent um die Baukosten
drehen, führt er auf die Zahlen-
mikado 11.2010
gläubigkeit der Protagonisten
aus Wirtschaft und Technik zurück. Deshalb begann er schon
früh, sich mit Kostenrechnungen zu beschäftigen und wurde
ein Pionier auf dem Gebiet der
„Lebenszykluskosten“.
Das von ihm konzipierte Softwareprogramm „Legep“ berechnet auch den künftigen Aufwand für Beheizung, Kühlung,
Reinigung, Instandhaltung, Abriss und Entsorgung. Diese Folgekosten können nach einigen
Jahrzehnten die Herstellungskosten übertreffen. Wenn sie
präzise sichtbar sind, lassen sie
sich nicht mehr verdrängen und
können bei Bauherren zu ande-
ren Entscheidungen führen.
„Qualität hat ihren Preis“, resümierte König. Das spricht für
hochwertiges Handwerk. Holz ist
natürlich vor allem bei den Entsorgungskosten unschlagbar,
denn es ist kein Sondermüll –
im Gegensatz zu vielen heute
gängigen Bauweisen.
Die Energieeffizienz war
Frank Junker, Geschäftsführer
des Großinvestors ABG Frankfurt Holding, sehr wichtig. Das
Unternehmen verkauft Wohnungen mit Passivhausstandard
bis zu fünfmal schneller als konventionelle. Die Baukosten waren dabei jeweils um 5 bis 7
Prozent höher, dafür reduzierten
Thomas Riess
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
▴▴Ullrich Huth (1.v.l.), Vorsitzender von Holzbau Deutschland, hatte ein
offenes Ohr für die Redner, Referenten und Zimmererkollegen
▴▴Martin Zeil, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur,
Verkehr und Technologie, war Ehrengast bei der großen Festveranstaltung
sich die Heizkosten auf einen
Bruchteil des Üblichen. Hinzu
kam ein Imagevorteil: die Lokalpresse berichtete über die Bauprojekte ausführlich und machte
damit kostenlos Werbung.
13 neue und zwei modernisierte Wohnanlagen mit Passivhausstandard besitzt die ABG
inzwischen. Allerdings war es
immer ihr erklärtes Ziel, dass
man den Gebäuden den Passivhausstandard nicht ansieht.
Sie sollten sich der baulichen
Veranstaltungstag die Fachtagung „Mit Holz gestalten“. Die
ging auf die Initiative der Unternehmerfrauen zurück, war
aber weit mehr als ein unterhaltsames „Damenprogramm“.
Im Gegenteil: Frauen besitzen
bekanntlich nicht nur ein Talent
für Marketing, sondern haben
auch bei den Bauherrenfamilien
beim Thema „Wohnen“ das Sagen. Verkauf und Kauf sind also
weiblich dominiert. Nicht zum
Nachteil für den Holzbau.
Umgebung anpassen – vor allem
aber wohl an die vermutete Erwartungshaltung potenzieller
Käufer. Der Mut zur Holzbauweise oder gar zu einer innovativen Holzbauästhetik fehlte.
Beim Wohnen dominieren
Gefühle
Dass die Ästhetik des Holzes jedoch durchaus viele Liebhaber
hat und eine gekonnte Inszenierung des Baustoffs den Umsatz
steigen lässt, zeigte am zweiten
▴▴Holger König, Architekt und Softwarekonzeptioner, berichtete über
Lebenszykluskosten von Gebäuden und die Wettbewerbsvorteile von Holz
„Holz spricht eine Sprache,
die jeder sofort versteht: Es
spricht direkt unsere Gefühle
an“, brachte es Erwin Ausserhofer, erfolgreicher Bauunternehmer und Präsident der Südtiroler Zimmerleute, auf den
Punkt. „Bei Holz denken Menschen sofort an Wohlbefinden
und Wärme.“ In seinem Vortrag stellte er seine großen Hotelprojekte vor. Das Geschäft
boomt. Die Hoteliers sind dabei gar nicht so sehr Idealisten,
▴▴Andrea Haupt vom Bayerischen Verband stellte das Konzept und die
Vorteile der neue aufgestellten Endverbauchermarke „DachKomplett“ vor
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
VII
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
auf deren emotionale Befindlichkeit ausgerichtet, stehen jedem Mitgliedsbetrieb zur Verfügung und lassen sich einfach
individualisieren.
Mitglieder stellen wichtige
Weichen
▴▴Erwin Ausserhofer, Bauunternehmer und Präsident der Südtiroler
Zimmerer, berichtete vom Erfolg seiner zahlreichen Hotelbauten in Holz
VIII
Untersuchungen der Kundenstruktur zeigten: Das wohlhabendste Viertel besitzt drei Viertel der Kaufkraft. Und es legt
großen Wert auf Qualität und
ist bereit, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen. Deshalb
konzentriert sich „Dach komplett“ ausschließlich auf sie. Die
Werbematerialien sind genau
Fotos der Veranstaltung stehen
auf www.mikado-online.de in
der Bildergalerie.
Goldene Ehrennadeln für drei große Persönlichkeiten
Thomas Riess
sondern reagieren auf die Nachfrage. Holz-Zimmer sind bei den
Gästen am stärksten gefragt und
bis zu 2000 Euro/Nacht zahlen
Betuchte für eine Suite. „Das
mögen die Leut’ halt“, kommentierte Ausserhofer trocken.
Mögen täten es viele, aber leisten können es sich nur wenige.
Und um genau die als Kunden zu
gewinnen, muss ein Unternehmer bei seinen Marketingaktivitäten maßgeschneiderte Signale
aussenden. „Die Möbelmacher“,
deren Konzept Mitinhaber Herwig Danzer vorstellte, setzen auf
Nachhaltigkeit und hochwertiges Handwerk. Die Schönheit
des Holzes bleibt sichtbar und
wird Bestandteil des Lifestyle.
Der Erfolg beruht auf stilvoller Präsentation im Firmenladen
und massiver Internetpräsenz:
mit Homepage, Blog, Facebook,
Twitter und Videos.
Ein professionelles Marketing
kostet viel Geld – für kleine Betriebe bisher unerschwinglich,
doch nun auch für sie machbar:
mit der neu aufgestellten Endverbrauchermarke „DachKomplett“. Die stellten Andrea Haupt
und Marcus Körner vor. „Hohe
Qualität für zahlungskräftige
Kunden statt Preisdumping“
lautet ihr Ziel.
Zur Mitgliederversammlung erschienen 48 von insgesamt 59
Mitgliedsinnungen bzw. -fachgruppen. Seit zwei Jahre diskutieren sie die Fragen „Wie viel Verband brauchen wir?“ und „Was
ist uns das wert?“. „Dabei kamen
Dinge zur Sprache, die früher
nur im kleinen Kreis hinter vorgehaltener Hand ausgetauscht
wurden“, berichtete der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer
Alexander Kirst und zieht ein positives Fazit: „Unsere Verbandskultur ist offener und lösungsorientierter geworden.“
Ein Ergebnis ist die „Satzung
light“: eine Alternative zur Mustersatzung, die seit Jahrzehnten
von den Handwerkskammern
quasi vorgeschrieben wird. Ziel
der Entschlackungsmaßnahme
war, Mitgliedschaft und Ehrenamt attraktiver zu machen.
Eine Arbeitsgruppe reduzierte
die bisherigen 80 Paragrafen auf
35 und gestaltete den Text verständlicher. Die Neufassung ist
„von oben“ abgesegnet, d.h. die
Innungen können sie ab sofort
beschließen und umsetzen.
Auch die Stabilisierung des
Beitragswesens stand auf der
Tagesordnung. Die Mitglieder
beschlossen eine Dynamisierung der Mitgliedsbeiträge. Die
richten sich künftig nach dem
Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts. Die Innungen müssen das nun umsetzen und jedes Jahr per Beschluss
bestätigen. Damit keine Beitragsschere entseht, sollten der
Innungs- an den Verbandsbeitrag gekoppelt werden.
Nun kann sich der Verband
wieder verstärkt dem Markt
und Wettbewerb widmen. 2011
wird seine Öffentlichkeitsarbeit
im Fokus des von der UN ausgerufenen „Internationalen Jahrs
gh ▪
der Wälder“ stehen.
Drei große Persönlichkeiten der Holzbaubranche erhielten für ihre zahlreichen Verdienste die
Goldene Ehrennadel: Prof. Dr. Dr. Gerd Wegener von der TU München (links), Zimmermeister
Johann Albert Holzner aus Amberg (2.v.l.) und Wolfgang Mattes, stellv. Leiter der Berufschule
Nürnberg (rechts). Zu ihnen gesellte sich der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (2.v.r.)
mikado 11.2010
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