D IE B IO M E M B R A N A UFBAU & F UNKTION Die Zellen aller Lebewesen können nur existieren, weil sie ihr Inneres von der Umgebung durch eine Zellmembran abgrenzen können (Abb. 1). Dadurch sind die Zellen in der Lage zu bestimmen, welche chemischen Stoffe diese Zellmembran wo und zu welcher Zeit durchqueren können. Komplexer gebaute Zellen haben zudem auch innerhalb der Zelle viele verschiedene Bereiche (Organellen) durch ähnlich aufgebaute Biomembranen abgegrenzt. Dadurch können in der Zelle gleichzeitig ganz unterschiedliche Arbeiten durch unterschiedliche Moleküle ausgeführt werden. 1 DAS PHOSPHOLIPID Das Phospholipid ist der Grundbaustein der Biomembran. Viele der chemischen Details von Phospholipiden sind für uns momentan nicht interessant. Eines ist aber entscheidend für das Verständnis des Zellaufbaus. Der obere, ovale Teil in der Darstellung der Phospholipide ist hydrophil (wasserliebend). Das bedeutet, dass er gut mit Wasser mischbar ist. Der untere Teil, der aus zwei langen Ketten besteht, ist lipophil (fettliebend). Er ist als gut mit Fetten und Ölen mischbar. 2 DIE ENTDECKUNG Obwohl nähere Einzelheiten zum Bau der Biomembran erst in den letzten 25 Jahren erforscht wurden, gelang bereits im Jahre 1925 ein grundlegendes Experiment, das ein wesentliches Bauprinzip von Biomembranen deutlich machte (Abb. 3). Die Biologen E. Gorter und F. Grendel extrahierten mit Hilfe von Aceton die Membranlipide aus roten Blutkörperchen (Erythrocyten) und übertrugen diesen Extrakt auf eine Wasseroberfläche. Das Aceton verdampfte, und es bildete sich ein geschlossener Film auf der Wasseroberfläche. Die beiden Biologen berechneten die Schichtdicke des Films. Dabei fanden die Forscher heraus, dass sie genau eine Lage von Phospholipidmolekülen entsprach. Dies nennt man eine mono-molekulare Schicht. Abb. 1: Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme einer Zellmembran. Die Biomembran trennt das Zelläussere (oben) vom Zellinnern (unten). Der Referenzbalken ist 7 nm lang. Diese monomolekulare Schicht bedeckte schließlich eine Fläche, die etwa der doppelten Oberfläche aller verwendeten Erythrocyten entsprach. Der Name ‚Phospholipid’ stammt im übrigen vom Phosphoratom im hydrophilen Teil und vom Lipid (Fett) im lipophilen Teil. AUFGABEN 1. Diskutieren Sie in Kleingruppen, wie eine Biomembran aufgebaut sein könnte. Stützen Sie sich dabei auf Informationen aus Abbildung 1 und 2. ! 2. Skizzieren Sie ein Modell für eine Biomembran auf eine separates Blatt Papier. 3. Erklären Sie auf einem separaten Blatt, wieso der erhaltene Lipidfilm doppelt so gross war wie die Summe der Erythrocytenoberflächen! Abb. 2: Drei verschiedene Moleküle von Phospholipiden (A-C). Jeder Strich in der Moleküldarstellung repräsentiert eine Verbindung zwischen zwei Atomen. Abb. 3: Schematische Darstellung des Experiments von Gorter und Grendel. Die Moleküle enthalten verschiedene Atome. N steht für das Element Stickstoff, O für Sauerstoff, P für Phosphor und H für Wasserstoff. Die meisten Wasserstoffatome sind jedoch nicht eingezeichnet. Ebenfalls nicht explizit beschriftet sind die Kohlenstoffatome, die das eigentliche Gerüst des Moleküls bilden. Sie sind an jedem Strichende anzutreffen, wo nicht ein anderes Element notiert ist (d.h. auch bei jedem Knick). BIO 1 – ZELLBIOLOGIE 111 - I AUFGABEN 1. Erklären Sie die Bedeutung der präsentierten Stichworte zum Fliessmosaikmodell! (Stichworte auf Dia) 2. KNIFFLIG Damit biochemische Reaktionen in einer Zelle ablaufen können, müssen sich meistens zwei oder mehr Moleküle treffen. Häufig ist eine Zelle so eingerichtet, dass solche biochemische Reaktionen in oder an einer Biomembran stattfinden. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit für die biochemische Reaktion erhöht. Wieso? 3. Lesen Sie im LINDER23 auf S. 47 den Abschnitt 1.11 „Bau und Funktion von Membranen“! Beschreiben Sie... ...den Proteingehalt in Biomembranen. ...die Kompartimentierungsregel. ... freie Membranenden. 4. Nebenan sehen Sie in Abbildung 4 einen Ausschnitt aus einer Zellmembran. Erläutern Sie, auf welcher Seite der Membran das Zellinnere zu finden ist. 5. KNIFFLIG In Abbildung 5 sehen Sie dargestellt, wie gut verschiedene Moleküle durch eine biologische Membran und durch eine künstliche Lipiddoppelschicht hindurch treten können. Dargestellt ist die Permeabilität (=Durchlässigkeit); je grösser die Werte sind, desto leichter kann das Molekül durch die Membran. Versuchen Sie, die Aussage der Grafik in Worten zu fassen. Haben Sie eine Erklärung für die Aussage der Grafik? Abb. 4: Ausschnitt aus einer Zellmembran Abb. 5: Permeabilität von biologischen und künstlichen Membranen BIO 1 – ZELLBIOLOGIE 111 - II