LESERBRIEFEAbschnittname »In der Mähne des Pegasus«, AH 5/2003, S. 44 Angeregt durch Ihren Artikel versuchte ich mich Ende Oktober am Galaxientrio NGC 7463, 7464 und 7465, mit einem 32-ZentimeterDobson bei Vergrößerungen von 144fach und 240fach. Der Himmel über der Dübener Heide war etwas diesig, die Grenzgröße lag bei 5,7ter Größe. Alle drei Galaxien waren sicher zu sehen. Die auffälligste, wenn auch nicht die hellste, war NGC 7463. Für NGC 7464 war indirektes Sehen notwendig, doch ihre Form war nicht so deutlich erkennbar. Meine Mitbeobachterin Angelika Gruner nahm mit ihrem Acht-ZollInstrument nur die beiden helleren Objekte wahr. Uwe Pilz, Leipzig ten-Videos, in dem Mars wie ein verrückter Gummiball durchs Blickfeld sprang, wählte ich dieses aus und bearbeitete es nach. Das Teleskop war übrigens ein Skylux für 59,99 Euro aus dem Supermarkt mit einem 4-Millimeter-Plössl-Okular für 19 Euro. Harald Paetzel, per E-Mail Verbrennung ist keine Kernfusion »Anatomie einer Supernova«, AH 4/2003, S. 28 Zum Leserbrief von Karsten Strey, AH 5/2003, S. 6 Als Chemie- und Physiklehrer ärgere ich mich über die wiederholte Formulierung »Verbrennung von Sternmaterie« und »alles verbrennen, was entzündlich ist«. Dass eine Verbrennung eine Reaktion mit Sauerstoff und keine Kernfusion ist, wird schon im Anfängerunterricht für Chemie gelehrt! Ich wünsche mir Artikel, mit deren Hilfe meine Schüler wissenschaftliches Arbeiten erlernen können. Utz Waldmann, per E-Mail Man kann mit dem Camcorder nicht nur direkt beobachten, sondern ihn auch ans Okular halten. Von 7200 Einzelbildern eines Fünf-Minu- Antwort der Redaktion: Die zugegeben sehr saloppen Formulierungen haben ihren Hintergrund in der Fachsprache der Astronomen: Diese bezeichnen Energie freisetzende Stoffumwandlungen wie die Kernfusion als »Brennen«, so etwa das Wasserstoff- und das Heliumbrennen. Verrückter Gummiball Briefe an die Redaktion … … sind willkommen! Schreiben Sie an: ASTRONOMIE HEUTE Postfach 10 48 40 D - 69038 Heidelberg Fax: (06221) 9126 -769 E-Mail: [email protected] Wir behalten uns vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. 6 Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag … Es zählt zu den menschlichen Wünschen, erfahren zu wollen, wo eigentlich der Ursprung bekannter Sprüche oder oft genutzter Merkhilfen liegt. Hierzu kann ich etwas beitragen: Das gängige Planeten-Akrostichon »Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten« NASA Anregendes AH Die Sonne brennt nicht, denn sie verfügt kaum über Sauerstoff (Anteil: 0,061%). Eine Verbrennung im chemischen Sinne setzt zudem Moleküle voraus, die es in den Energie erzeugenden Sonnenregionen ebenso wenig gibt. (die jeweils ersten Buchstaben bezeichnen die Planeten: Merkur, Venus, …) stammt von meinem Vater, Günther Schröder (1920 – 1999), der als Realschuldirektor in Bielefeld-Sennestadt wirkte und auch erdkundliche Unterrichtswerke verfasste. Für eines davon erfand er seinerzeit diesen Merkspruch. Wolfgang Schröder, Bielefeld Weiter träumen vom Sonnensegel »Der Traum vom Sonnensegel«, AH 4/2003, S. 18 Thomas Gold übersieht, dass bei einem Sonnensegel der Doppler-Effekt wirkt. Bei einem bewegten Spiegel – der Regelfall bei einem mit Sonnensegeln ausgestatteten Raumschiff – erfahren die reflektierten Photonen eine leichte Rotverschiebung, sodass netto sehr wohl eine Energiedifferenz verbleibt, die das Segel beschleunigt. Michael Khan, per E-Mail Wer irrt sich nun? »Ebbe und Flut«, AH 5/2003, S. 64 Aus dem »Kosmos Himmelsjahr 2002« von Hans-Ulrich Keller lernte ich, dass der Fliehkrafteffekt des ErdeMond-Systems nicht für den zweiten Flutberg auf der mondabgewandten Seite verantwortlich ist, weil diese Kraft einfach zu klein ist. Irrt nun Herr Kippenhahn oder verstehe ich etwas falsch? Klaus-Günter Piep, Wolfenbüttel Antwort des Autors: Die Kräfte, die Flut und die Gegenflut hervorrufen (also Mondanziehung plus Fliehkraft) unterscheiden sich nur um einen Bruchteil, der etwa dem Verhältnis von Erdradius zu Mondbahnradius entspricht. Deshalb sind Flut und Gegenflut gleich stark. Mein Kollege Keller und ich haben das spätestens in den ersten Uni-Semestern so gelernt. Der vermeintliche Widerspruch zwischen seiner Darstellung und der meinen liegt darin, dass er beschreibt, wie sich das Wasser einer (kugelförmigen) Wasseroberfläche auf einer ungestörten Erde bewegt, wenn plötzlich die Kräfte des Erde-MondSystems auf sie wirken. Ich habe die Situation der bereits ausgebildeten Gezeitenberge beschrieben, unter denen der feste Erdkörper rotiert. Rudolf Kippenhahn ASTRONOMIE HEUTE JANUAR / FEBRUAR 2004 »Leser fragen – Experten antworten« Wie kommt es, dass elektromagnetische Strahlung je nach ihrer Wellenlänge in unterschiedlichem Ausmaß von interstellaren Gas-, Molekül- oder Staubwolken absorbiert beziehungsweise durchgelassen wird? Guillermo Tenenbaum, Mendoza, Argentinien Die Antwort gibt Wolf-Rainer Hamann, Professor für Astrophysik an der Universität Potsdam. D ie Durchsichtigkeit von interstellaren Wolken ist in den verschiedenen Spektralbereichen in der Tat extrem unterschiedlich. So bleibt beispielsweise das Zentrum unserer Milchstraße im sichtbaren Licht vollkommen hinter Molekülwolken verborgen. Die langwelligere Infrarot- und Radiostrahlung dagegen dringt von dort nahezu ungeschwächt zu uns durch. Eine Wolke aus großen Festkörpern, etwa aus schwebenden Felsbrocken, würde das Licht unabhängig von seiner Wellenlänge absorbieren. Die Teilchen des interstellaren Ist es astrophysikalisch möglich, dass ein Mond einen eigenen natürlichen Trabanten hat? Wenn ja, sind solche Objekte schon bekannt? Reinhard Förste, Wolkramshausen Die Antwort gibt Hauke Hussmann vom Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. M ondtrabanten im Sonnensystem kennen wir derzeit nicht – möglich ist ihre Existenz jedoch. Zu suchen wären sie innerhalb der so genannten Hill-Sphäre eines Monds: Innerhalb dieses Raumgebiets überwiegt der gravitative Einfluss des Monds, sodass er einen Trabanten an sich binden kann. Außerhalb dieser Sphäre wird der Trabant hingegen stärker von dem Planeten beeinflusst, um den der Mond kreist. Ebenso lassen sich die Hill-Sphären der Planeten bezüglich der Sonne berechnen. Der Erdmond mit seiner Entfernung von 62 Erdradien befindet sich innerhalb der Hill-Sphäre der Erde, deren Radius 235 Erdradien beträgt. So ist die Wirkung der Erde auf ihren Erdmond stärker als der Einfluss der Sonne. Die Hill-Sphären von Monden sind allerdings in der Regel sehr klein. Klein ist daher auch die Wahrscheinlichkeit, dass dort Mondtrabanten entstehen und über lange Zeit auf stabilen Bahnen kreisen. Am wahrscheinlichsten ist die Existenz Staubs sind jedoch sehr klein, ihre Abmessungen sind vergleichbar mit der Wellenlänge des sichtbaren Lichts. Deshalb können die Wellen die Staubteilchen gewissermaßen umfließen. Je größer die Wellenlänge im Verhältnis zur Partikelgröße ist, desto geringer sind Absorption und Streuung. Atome und Moleküle können Licht nur dann absorbieren, wenn dessen Energie genau so groß ist, dass sie es zu ihrer inneren Anregung gebrauchen können. Das ist nur bei bestimmten Wellenlängen der Fall. Diese Wellenlängen fehlen dann in einem Spektrum (das die Intensität von elektromagnetischer Strahlung für verschiedene Bereiche von Wellenlängen angibt), sie hinterlassen Lücken, so genannte Spektrallinien. Zwischen diesen aber bleiben genügend Bereiche, in denen die Strahlung durchgelassen wird. Diese Strahlung wird durch die in den Atomen und Molekülen gebundenen Elektronen lediglich gestreut. Wie schon Lord Rayleigh 1871 theoretisch erklären konnte, nimmt sie zu längeren Wellenlängen drastisch ab. Absorption und Streuung an Staub und Luftmolekülen findet auch in der Erdatmosphäre statt. Insofern hat die Rötung des Sternlichts beim Durchgang durch interstellare Wolken die gleiche Ursache wie die Färbung der untergehenden Sonne. Aus urheberrechtlichen Gründen können wir Ihnen die Bilder leider nicht online zeigen. Auch im Schwert des Orion zeigt sich, wie elektromagnetische Wellen mit interstellarer Materie wechselwirken. Die »Emissionsnebel« darin leuchten rot, weil in ihnen Wasserstoffgas von der Strahlung junger Sterne angeregt wird. Die blauen »Reflexionsnebel« erhalten ihre Farbe von Sternlicht, das von Staub gestreut wird. eines Mondtrabanten, wenn das Massenverhältnis von Mond zu Planet sowie der Abstand zwischen beiden relativ groß sind. Gegenwärtig werden diese Bedingungen im Sonnensystem am besten vom Erdmond (Hill-Radius: 9,2 Erdradien), vom Saturnmond Titan (8,2 Erdradien) und vom Jupitermond Kallisto (7,9 Erdradien) erfüllt. Dies gilt jedoch nicht unbedingt für den frühen Zustand des Sonnensystems. Stellen Sie uns Ihre Fragen zu Themen aus Astronomie und Raumfahrt! Wir bitten Experten um kompetente Antworten. Die interessantesten Beiträge werden wir auf dieser Seite abdrucken. 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