Qualitative Analyse Theoretische Grundlagen

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Institut für
Anorganische Chemie - Materialchemie
der Universität Wien
F. Gehringer, H. Mikler, H. Schicketanz
Chemisches Grundpraktikum
Theoretische Grundlagen / 2005
Qualitative Analyse
Theoretische Grundlagen
1. Einleitung
Die qualitative Analyse behandelt die Trennung von Ionengemischen, sowie die Nachweise von Ionen und
Elementen. Trennoperationen beruhen im allgemeinen auf einer Verteilung der einzelnen Stoffe in
verschiedenen Phasen.
Bei der qualitativen Analyse handelt es sich meistens darum, dass bestimmte Stoffe als Niederschläge
abgeschieden werden, während andere in Lösung bleiben. Durch Nachweis-reaktionen soll das
Vorhandensein eines Stoffes (Elements, Ions) angezeigt werden. Es geht dabei insbesondere um das
Ausfallen eines Niederschlages, um eine Gasentwicklung oder um eine Farbänderung durch
Komplexbildung.
Die als Trennoperationen und Nachweise verwendeten chemischen Reaktionen kann man aufvier
Grundtypen zurückführen:
1. Niederschlagsbildung
2. Säure-Basenreaktionen
3. Komplexbildung
4. Redoxreaktionen
Die meisten in der qualitativen Analyse verwendeten Reaktionen gehören zu diesen Grundtypen oder
können als Kombinationen mehrerer Grundtypen beschrieben werden. Für jeden Reaktionstyp werden im
Text einige, für die qualitative Analyse wichtige Beispiele behandelt, wobei die Diskussion der zugrunde
liegenden Gleichgewichte und deren Beschreibung durch das Massenwirkungsgesetz im Vordergrund
steht.
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2. Das Massenwirkungsgesetz
-45-
Theoretische Grundlagen / 2005
(MWG)
Mit dem Massenwirkungsgesetz (empirisch gefunden von Guldberg und Waage im Jahr 1867) wird die
Lage des chemischen Gleichgewichts beschrieben.
Für eine einfache Reaktion:
A+B~C+D
sei zunächst die Bildung der Endstoffe C und D aus den Ausgangsstoffen A und B betrachtet:
v
d[A]
---------+---+-~ili -
Die Reaktionsgeschwindigkeit
d[B]
ili
d[C]
-
ili
d[D]
-
ili
v ~ der Hin- oder Bildungsreaktion
drückt die Abnahme der
Konzentrationen [A] und [B] der Ausgangsstoffe A und B bzw. die Zunahme der Konzentrationen
[D] der Endstoffe C und D je Zeiteinheit aus.
[C] und
Da im homogenen Medium (Gase oder gelöste Stoffe) A mit B reagieren muss, um C und D zu bilden, ist
v ~ der Konzentration der Reaktanden (Edukte) proportional:
v , = k~.[A]·[B]
k., wird als Geschwindigkeitskonstante
der Hinreakton bezeichnet.
Sind bei einer reversiblen (umkehrbaren) Reaktion C und D in einer für die Reaktion ausreichenden
Menge entstanden, so setzt die Rück- oder Zerfallsreaktion ein:
v
d[A]
d[B]
=+--=+--=---=--•...
dt
dt
Die Reaktionsgeschwindigkeit
d[C]
dt
d[D]
dt
v •... der Rück- oder Zerfallsreaktion drückt daher die Abnahme der
Konzentrationen [C] und [D] bzw. die Zunahme der Konzentrationen
gilt auch
v •...= k •.... [C] . [D]
[A] und [B] aus. Dementsprechend
Für die Gesamtreaktion gilt daher allgemein: Die Geschwindigkeit r der Gesamtreaktion
Differenz der Geschwindigkeiten der Teilreaktionen zusammen.
setzt sich aus der
Nach Beginn einer chemischen Umsetzung nimmt v ~ dauernd ab, v •...dagegen zu.
Mit v ~
=
v •...ist das chemische Gleichgewicht erreicht.
v~
=
v •...und r
=0
Dabei handelt es sich um ein dynamisches Gleichgewicht, bei dem Hin- und Rückreaktion gleichzeitig
stattfindet, sich aber der gegenseitige Umsatz gerade aufhebt, sodass nach außen hin keine Veränderung
des Systems zu beobachten ist; daher gilt:
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Theoretische Grundlagen / 2005
k , .[A] ·[B] = k.- .[C]. [D]
= _k---> = _[C_] ·_[D_]
K
k.-
[A]·[B]
Eine chemische Reaktion befindet sich dann im Gleichgewichtszustand, wenn der Quotient aus dem
Produkt der Konzentrationen der Endstoffe (Produkte) und dem Produkt der Konzentrationen der
Ausgangsstoffe (Edukte) einen charakteristischen Zahlenwert K,
die Gleichgewichtskonstante oder Massenwirkungskonstante, erreicht hat.
K ist konzentrationsunabhängig, ändert sich jedoch im allgemeinen mit Temperatur und Druck
(Gasreaktionen).
Urnkehrreaktion
(C + D) ~ (A + B)
Wird eine Reaktionsgleichung
mit -1 multipliziert, so muss sie in umgekehrter Richtung gelesen werden:
A +B ~ C +D
.(-1) ergibt
C+D
~ A+B
K
_ ~
Umkehr
-
_
.=.-[
daraus folgt
A...;:...]•...;:...[B-:;.]
K - [C]. [D]
Die Gleichgewichtskonstante der Urnkehrreaktion entspricht daher dem reziproken Wert
der Gleichgewichtskonstante der ursprünglichen Reaktion.
Beteiligen sich an einer Einzelreaktion mehrere Moleküle derselben Art, so ist im Massenwirkungsgesetz
die Konzentration der Moleküle zur Potenz zu erheben.
Für eine allgemeine Reaktion
nA+mB
~ pC+qD
gilt daher:
Hinweis:
Bei Anwendung des MWG auf homogene Lösungen ist die Aktivität oder "wirksame Konzentration"
einzusetzen, die aufgrund der interionischen Wechselwirkungen
c(i) ist. Für die Aktivität eines gelösten Stoffes gilt daher:
kleiner als die wirkliche Konzentration
1
c(i)mol.I. f(i) = c(i) . f(i)
O
1
c mol.ICO
f(i) ist der Aktivitätskoeffizient, durch den die Wechselwirkungskräfte
a(i)
a(i)
=
berücksichtigt werden. Für "ideale
Lösungen", d.h. bei großer Verdünnung, nähert sich der Aktivitätskoeffizient dem Wert 1; d.h. f(i) ,:::;1.
CO bedeutet die Standardkonzentration,
man versteht darunter eine Lösung der Konzentration CO = 1 moll'
bei 25°C (1 I = 1 dm'),
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Zur Vereinfachung wird in vielen Texten auf das Anschreiben von
CO
verzichtet und [(i)
=
1
angenommen. Bei Gleichungen, die aus dem MWG abgeleitet sind, tritt dann die Schreibweise [Reaktand]
an die Stelle von:
c(i)
a(i) = = [i] = [Reaktand]
mit
CO
CO
= lmol-T"
[Reaktand] bedeutet aber dann nur den Zahlenwert.
In diesem Text wird für alle Betrachtungen die Schreibweise [Reaktand] verwendet.
3. Niederschlagsbildung
Die Trennung eines Systems in Niederschlag und Lösung ist die wichtigste Trennmethode
der klassischen Analyse. Wir beschränken uns auf ionische Verbindungen: Dabei wird angenommen, dass
die Ionen des gelösten Salzes lediglich unter Hydratisierung reagieren (diese tritt prinzipiell bei allen
Ionen ein, wird aber in den Formeln nicht mit angegeben), nicht aber unter Hydrolyse (Protolyse).
Komplexbildung oder Redoxreaktionen mit etwa vorhandenen Fremdionen sollen auch ausgeschlossen
sein. Es wird angenommen, dass der aus der Lösung ausfallende Niederschlag eine reine Phase ist.
3.1 Das Löslichkeitsprodukt
(Lp)
Das Löslichkeitsprodukt ist der Ausdruck des MWG für heterogene Lösungsgleichgewichte. Die hier
betrachteten Systeme bestehen aus Lösungen und festen Stoffen; ist ein Bodenkörper vorhanden, so steht
dieser mit der gesättigten Lösung bei gegebener Temperatur im Gleichgewicht.
In wässriger Lösung spalten viele Stoffe in Ionen auf. Daher gilt für den Gleichgewichtszustand
einfachen Reaktion:
+
AB(s) ~
A
einer
+B
Aus der Oberfläche des Niederschlages werden in der Zeiteinheit je Fläche jene Zahl von Kationen A+ und
Anionen B- in Lösung gehen, die eine zum Verlassen der Oberfläche notwendige Energie besitzen. Die
Zunahme der Konzentrationen [A+] und [B-] in der Lösung ist daher der Oberfläche S proportional:
d[A+]
d[B-]
--=--=k
dt
dt
·S
1
k.: Proportionalitätskonstante
der Auflösungsreaktion
Gleichzeitig werden aus der Lösung (aus Elektroneutralitätsgründen paarweise) Ionen an die Oberfläche
des Niederschlages angelagert. Die Abnahme der Konzentrationen [A+] und [B-] ist daher dem Produkt
der Konzentrationen der beiden Ionen und der Oberfläche S proportional:
d[A +]
d[B - ]
---=---=k2
dt
dt
+_
·S·[A ].[B ]
k, : Proportionalitätskonstante der Abscheidungsreaktion
Im Gleichgewichtsfall sind die Geschwindigkeiten für Auflösung und Abscheidung gleich groß:
k1 ·S= k2 ·S·[A
+].[B-]
k1
Lp = - = [A
k2
+
_
l [B ]
Daher ist in der gesättigten Lösung eines Salzes AB das Produkt der Ionenkonzentrationen
Temperatur konstant.
bei gegebener
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Für den allgemeinen Fall eines Salzes AmBngilt die Gleichung:
Wenn AmBnin m Kationen Aa+ und n Anionen Bb- aufspaltet, so ist
m-a==n-b
und für das Löslichkeitsprodukt
erhält man:
3.1.1 Ausfällen von Salzen
Die Fällungsreaktion: Mischt man zwei leicht lösliche Salze A+B- mit C+D-, so fallt aus dem
Lösungsgemisch A+D- bzw. C+B- aus, wenn die Löslichkeit von A+D- bzw. C+B- in Wasser (oder einem
Lösungsmittel) kleiner ist, als die von A+B- bzw. C+D-.
Beispiel:
Die Gleichgewichtskonstante
für die Fällungsreaktion
ist daher gegeben mit:
1
K Fällung =-Lp
3.2 Zusammenhang
zwischen Löslichkeit
und Löslichkeitsprodukt
3.2.1 Löslichkeit in reinem Lösungsmittel
a) Für ein Salz AB, das in wässriger Lösung in A+ und B- dissoziiert, gilt in der gesättigten Lösung: Lp =
[A+l[Bl Nun ist in der Lösung des Salzes in Wasser (Lösungsmittel) aus stöchiometrischen Gründen die
Konzentration von A+ gleich der von B- und diese gleich der Konzentration des gelösten Salzes, c:
[A+] = [B-] = c (c: Stoffmengenkonzentration
von AB (mol-l'j).
b) Für ein Salz AzB erhalten wir:
[A +]
2
= [B
2-]
Lp=[A+]2·[B2-]=(2c)2·C=4c3
=C
L
bzw. c=V :
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c) Allgemein gilt für ein Salz AmBo:
[Aa+]
[Bb-]
--=--=c
m
n
3.2.2 Löslichkeit bei gleichionigem Zusatz
Setzt man der Lösung von AB, die sich im Gleichgewicht mit dem Niederschlag befindet, ein Salz mit
einem gemeinsamen Ion, z.B. XB zu, so wird durch die Zugabe der B--Ionen das Gleichgewicht gestört.
Es erfolgt die Reaktion A+ + B- ~ AB(s) und festes AB fällt aus; die Löslichkeit, c = [A+], wird daher
durch gleichionigen Zusatz verringert.
Für das Gleichgewicht gilt:
Lp
= [A+] . [B-];
jetzt ist aber [B-] größer als [A+], daher ergibt sich:
+
Lp
c=[A ]= [B-]
Die Löslichkeit eines Salzes in reinem Wasser ist ein Maximum gegenüber der Löslichkeit
in Salzlösungen mit einem gemeinsamen Kation oder Anion.
In manchen Fäl1en tritt bei sehr hoher Konzentration eines gleichionigen Zusatzes Komplexbildung
sodass eine Löslichkeitserhöhung erfolgt.
3.2.3 Löslichkeitsberechnungen
ein,
- Zahlenbeispiele
Beipiel A: Kaliumperchlorat, KCI04, hat in Wasser bei O°C eine Löslichkeit von 7,5 gTI (Molmasse
138,56 g-mol'). Wie groß ist das Löslichkeitsprodukt?
c=
7,5 =0054mol.I-1
138,56
'
Da es sich um ein Salz AB handelt, gilt:
Lp
=
c2
= (0,054i = 2,9'10-3
Beispiel B: Wie groß ist die Löslichkeit c von KCI04 in 0,20 M CI04-, d.h. wenn man festes KCI04 in
einer Lösung 0,20 M an CI04- (Anfangskonzentration) suspendiert?
Als erste Näherung setzen wir [CI04-] = 0,20 M; d.h. wir vernachlässigen die aus dem schwerlöslichen
Salz stammende Konzentration an CI04-, und erhalten:
Cl =
2,9·10
-3
-1
2,0 ·10
= 1,45 ·10
-2-1
mol-J
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Für die zweite Näherung berücksichtigt man die aus dem gelösten KCI04 stammende Konzentration an
CI04-, sie beträgt Cl = 1,45.10-2 mol-l" und ist zur Anfangskonzentration [CI04-] = 0,20 mol-l"
hinzuzurechnen:
3
2,9.10= 2145.10-1
c2
-2-1
= 1,35·10
,
mol.l
In analoger Weise kann in dritter Näherung berechnet werden:
c3
=
-3
2,9·10
-1
2,135 ·10
=
-2-1
1,36 ·10
mol I
Die exakte Berechnung (ohne Näherung) wird folgendermaßen durchgeführt:
c = [K
c2
]
Lp
=
0,20 + c
+ 0,20c - 0,0029
Cl,(2)
CI
+
= -0,1
=
°
± ~1,29 .10-2
= -0,1 + 0,11358 = 1,358.10-2 mol-I"
Die hier angegebene Zahl signifikanter Stellen ist ohne praktische Bedeutung, insbesondere, da
Zahlenwerte der Löslichkeitsprodukte nicht so genau bekannt sind. Aus diesem Grunde wird für viele
Zwecke bereits mit der ersten Näherung ein ausreichend genaues Ergebnis erhalten.
3.3 Niederschlagsbildung
bei Zugabe eines Fällungsmittels
3.3.1 Bildung eines Niederschlages
Wir wollen nun den Vorgang der Niederschlagsbildung betrachten, also das Ausfällen eines
schwerlöslichen Salzes AB aus einer Lösung eines seiner Ionen. Bei Zugabe von B'<Ionen (in Form eines
gelösten, in Ionen dissoziierten Salzes XB) zu einer Lösung von A'<Ionen (in Form eines gelösten, in
Ionen dissoziierten Salzes AY) läuft folgende Reaktion ab:
Es genügt, die an der Niederschlagsbildung beteiligten Ionen anzuschreiben.
Die Gleichgewichtskonstante des in umgekehrter Richtung verlaufenden Vorganges ist das
Löslichkeitsprodukt. Die Ausgangskonzentration von A+, [A+]0' ist vorgegeben.
Es lassen sich verschiedene Bereiche unterscheiden:
a) Bei der Zugabe von B- zur Lösung tritt solange kein Niederschlag auf, "bis das Löslichkeitsprodukt
AB erreicht ist". Die hierzu nötige Konzentration [B-] ergibt sich zu
von
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Theoretische Grundlagen I 2005
d.h. sie ist umso kleiner, je kleiner Lp und je größer die Ausgangskonzentration [A+]oist. Wird der
schwerlösliche Niederschlag zum Nachweis des Ions A+ erzeugt, so ist die Fällung also am empfindlichsten in konzentrierteren Lösungen und für möglichst schwerlösliche Salze.
b) Bei fortgesetzter Zugabe von B- fallt weiter festes AB aus, wodurch die Konzentration [A+] sinkt und
die im Gleichgewicht befindliche Konzentration [B-] ansteigt.
c) Am Äquivalenzpunkt sind beide Ionen in chemisch äquivalenten Mengen vorhanden, für ein Salz AB
ist [A+] = [Bl Daraus folgt, dass auch die in Lösung befindlichen Konzentrationen von A+ und Beinander gleich sind:
d) Bei weiterem Zusatz von XB wird die Gleichgewichtskonzentration
[B-] erhöht, die Konzentration
[A+], deren Zahlenwert gleich ist dem Zahlenwert der Löslichkeit c, nimmt weiter ab:
+
Lp
[A ] = c = [B-]
Die im Gleichgewicht vorliegende Konzentration [A+] wird umso kleiner, je größer die über den
Äquivalenzpunkt hinaus zugesetzte Menge an B- ist. Dieser Löslichkeitsemiedrigung, die ja im
allgemeinen gewünscht wird, sind jedoch aus praktischen Gründen Grenzen gesetzt, weil
Ionenkonzentrationen wegen eintretender Sättigung grundsätzlich nicht beliebig gesteigert werden
können. Bei sehr hoher Konzentration [B-] kann Komplexbildung mit entsprechender
Löslichkeitserhöhung eintreten.
Da Gleichgewichte von beiden Seiten her erreicht werden können, gilt das oben Gesagte sinngemäß auch
für die Auflösung eines Niederschlages. Wird die Konzentration [A+] oder [B-], die mit dem
schwerlöslichen Niederschlag AB im Gleichgewicht ist, unterschritten, so tritt Auflösung des Niederschlages ein, bis diese Gleichgewichtskonzentrationen
wiederhergestellt sind. Können sie nicht erreicht
werden, so löst sich der gesamte Niederschlag auf. Das kann zum Beispiel geschehen, wenn reines
Lösungsmittel zugesetzt wird, ist aber bei schwerlöslichen Salzen wenig wirksam (für ein Salz mit
Lp = 10-'0 erhält man c = 10-5 moll', d.h. man braucht 105 Liter Wasser, um 1 Mol Niederschlag in
Lösung zu bringen). Viel effektiver können die Konzentrationen vermindert werden, wenn Stoffe
zugesetzt werden, die mit A+ oder B- unter Bildung wenig dissoziierter Verbindungen zusammentreten
können, z.B. H+ oder Komplexbildner, oder die Konzentration wird durch eine Redoxreaktion
herabgesetzt.
Daraus ergeben sich für die Ausführung einer möglichst quantitativen Fällung folgende Gesichtspunkte:
Die zu fällende Lösung soll, wenn möglich, nicht allzu verdünnt, aber auch nicht zu konzentriert sein, um
Mitreißen oder Einschließen von Fremdionen (bei Trennungen) zu vermeiden. Die Fällungslösung wird
tropfenweise in der Wärme und unter gutem Rühren zugesetzt, bis der Niederschlag auszufallen beginnt.
Sodann wird langsam weiter Fällungsmittel zugesetzt bis die Fällung offenbar beendet ist und ein kleiner
Überschuss des Fällungsmittels zugegeben, um die Löslichkeit weiter zu erniedrigen.
3.3.2 Niederschlagsbildung
bei der Fällung zweier schwerlöslicher
Salze nebeneinander
Das Ion A+ möge mit dem Ion B- ein Salz mit dem Löslichkeitsprodukt Lp(AB) und mit
dem Ion C eines mit dem Löslichkeitsprodukt Lp(AC) bilden, wobei Mischkristallbildung
AB + AC nicht auftreten darf.
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A+ + B- ~ AB(s)
A+ + C ~ ACCs)
Lp(AB) sei kleiner als Lp(AC). Vorgelegt sei eine gemischte Lösung vergleichbarer Konzentration von Bund C. Wie verhalten sich deren Konzentrationen bei allmählichem Zusatz von A+?
Bei der Konzentration
=
[A +]
I
Lp(AB)
beginnt AB auszufallen.
[B"],
Diese Konzentration ist aber zu klein, als dass auch AC ausfallen könnte, denn hierzu wäre eine
Konzentration von
erforderlich.
Da nun nach obiger Annahme Lp(AC) größer ist als Lp(AB), fällt zunächst nur AB aus. Bei fortdauernder
Fällung von AB wird die Konzentration von B- kleiner, während die im Gleichgewicht befindliche von A+
langsam anwächst.
Wenn diese Konzentration [A+h erreicht, beginnt schließlich auch AC, das leichter lösliche der beiden Salze,
mitzufallen. Wie groß ist der Anteil von B-, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgefallen ist? Da die
jeweilige Konzentration von A+ mit beiden Niederschlägen im Gleichgewicht steht, gilt für diesen Fall:
+
Lp(AB)
[A ]2 = [B-]
=
Lp(AC)
[C-]
[B-]
Lp(AB)
[C-]
Lp(AC)
---
; daraus folgt:
Die Fällung von C beginnt aber erst, daher ist seine Konzentration noch gleich der Anfangskonzentration
[C]o; mit [C] = [C]o erhalten wir:
Das Verhältnis der noch in Lösung vorhandenen Konzentration
[B-]
Lp(AB)
[B-]o
Lp(AC)
---
[B-] zur ursprünglich vorhandenen [B'], ist also
[C-]o
.--
[B-]o
Für den in Lösung verbliebenen Teil von B- ist also das Verhältnis der beiden Lp bestimmend; für eine
praktisch quantitative Fällung des schwerer löslichen der beiden Salze (99,9%, [B-]/[B-]o = 10-3) ist daher
bei gleichen Anfangskonzentrationen von B- und C ein Verhältnis Lp(AC)/Lp(AB) von mindestens 103
erforderlich. Salze, deren Lp sich um mindestens drei Zehnerpotenzen unterscheiden, werden also aus
einer gemeinsamen Lösung praktisch nacheinander gefällt. (Zur analytischen Verwertung muss jedoch
eine Möglichkeit vorhanden sein, den Endpunkt der ersten bzw. den Beginn der zweiten Fällung genau
festzustellen, Z.B. durch andere Färbung von AC).
Anm.: Bei der obigen Diskussion wurden die Mitfällungen außer acht gelassen. Sie bewirken, dass in der
Praxis zur quantitativen Trennung meist ein größeres Verhältnis der Löslichkeitsprodukte nötig ist als 103.
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Zusammenfassung:
Ein schwerlöslicher Niederschlag fallt bei allmählichem Zusatz der Fällungslösung
aus, sobald das Löslichkeitsprodukt überschritten wird. Ein Salz ist daher umso schwerer löslich, je
kleiner sein Lp ist. Sind mehrere Ionenarten vorhanden, die mit dem zugesetzten Ion schwerlösliche
Niederschläge bilden können, so fällt zunächst derjenige Niederschlag aus, dessen Lp zuerst überschritten
wird, also bei gleichen Ausgangskonzentrationen und gleichen Salztypen der Niederschläge Cl:I, 2: I,
usw.) der mit dem kleineren Lp. Es gilt auch die Umkehrung, dass sich ein Niederschlag auflöst, sobald in
der darüber befindlichen Lösung das Lp unterschritten wird, z.B. durch Verdünnung, Komplexbildung
oder Redoxreaktion.
3.4 Niederschlagsbildung,
gekoppelt mit anderen Reaktionen
Ist ein Reaktand gleichzeitig an verschiedenen Reaktionen beteiligt, so sind diese Reaktionen gekoppelt
und ihre durch das MWG beschriebenen Gleichgewichte sind über die Konzentration des gemeinsamen
Reaktanden verknüpft.
Lässt sich eine chemische Reaktion durch Addition anderer Reaktionsgleichungen erhalten, so berechnet
man die Gleichgewichtskonstante der Gesamtreaktion durch Multiplikation der Konstanten der einzelnen
Teilgleichungen. Wurden die Teilgleichungen vor der Addition mit einem Faktor multipliziert, so sind
ihre Konstanten vor der Multiplikation mit demselben Faktor zu potenzieren.
Als Spezialfall ist hier auch die Umkehrreaktion enthalten: Man erhält die Gleichung der Umkehrreaktion
durch Multiplikation mit -1; die Gleichgewichtskonstante der Umkehrreaktion ist gleich dem reziproken
Wert der Gleichgewichtskonstante der ursprünglichen Reaktion.
4. Niederschlagsbildung,
gekoppelt mit Säure-Base-Reaktion
4.1 Fällung von Sulfiden in Lösungen verschiedener
Ir-Konzentration
Die Sulfide der meisten Elemente unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Löslichkeitsprodukte in
charakteristischer Weise voneinander, sodass durch zweckmäßige Wahl des pH-Wertes (siehe unten)
zahlreiche Trennungen ausgefiihrt werden können. In der qualitativen Analyse benutzt man die Fällung
mit H2S zur Trennung der Metalle in Gruppen:
1. In 1 bis 2 M HCI fallen mit H2S die Sulfide von As, Sb, Sn, Hg, Bi, Pb, Cu und Cd aus (kleines
Löslichkeitsprodukt) .
2. Aus ammoniakalischer
Löslichkeitsprodukt).
Lösung fallen die Sulfide von Fe, Zn, Mn, Co und Ni aus (größeres
Die Sulfide von Cr und AI haben eine größere Löslichkeit als die Hydroxide dieser Elemente, sodass bei
der eintretenden Konkurrenz der Ionen OK und S2-um das Kation zuerst die Hydroxide ausfallen.
Eine interessante Besonderheit tritt bei den Sulfiden von Co und Ni auf: Obwohl sie in saurer Lösung
wegen ihres verhältnismäßig hohen Löslichkeitsproduktes nicht ausfallen und daher erst in
ammoniakalischer Lösung durch H2S gefällt werden, lösen sie sich, im Gegensatz zu den Sulfiden von Fe,
Mn und Zn, bei nachfolgender Behandlung mit 2 M HCI nicht mehr auf. Dieses Verhalten wird bei
einigen Analysengängen zu ihrer Abtrennung benützt. Der Grund für dieses Verhalten liegt in einer
irreversiblen Veränderung dieser Sulfide beim Stehen an Luft.
3. Die Sulfide der Alkali- und Erdalkalimetalle sind wasserlöslich.
Die Fällung von Sulfiden erfolgt sowohl aus saurer (Punkt 1) als auch aus alkalischer Lösung (punkt 2)
mitH2S.
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Theoretische Grundlagen / 2005
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H2S reagiert als zweiprotonige Säure:
10-7
10-13-
H2S ~ H+ + HSHS- ~ H+ + S2-
KI
=
K2
=
H2S ~ 2 H+ + S2-
K, = K1-K2 = 10-20
K
s
=
[H+]2 [S2-]
.
[Hß]
=K
= 10-
.K
I
20
2
Drückt man aus dieser Beziehung die Sulfidionenkonzentration
[S2-]aus, so erhält man
Wenn bei Sättigung mit H2S (P(H2S) = 1,013 bar) die H2S-Konzentration
c(H2S, 25°C) = 0,1 mol-l' beträgt, so erhält man für [S2-]:
Diese Beziehung drückt die Abhängigkeit der Sulfidionenkonzentration
Hl-Ionenkonzentration bzw. vom pH-Wert aus.
von der
Die hier beschriebene Überlegung beruht ausschließlich auf dieser einfachen Beziehung. Unsicherheiten
hinsichtlich des Zahlenwertes von K2 sowie Protolyse-Gleichgewichte des
S2--Ions, vor allem in alkalischen Lösungen, werden nicht berücksichtigt.
4.1.1 Fällung von Sulfiden aus saurer Lösung
BeipH=
0 ([H+J-= 1 mol-l') beträgt,
-21
[S2-]
10
= __
12
= 10-21mol I-I
Ein Sulfid AS
kann nur dann ausfallen, wenn bei einer Ausgangskonzentration
Lp< 10-21ist.
von [A2+] = 1 mol-l"
- Für K2 werden in der Literatur unterschiedliche Zahlenwerte angegeben. Die am häufigsten verwendeten
Werte liegen bei 10-13bis 10-14. Nur von Rollie J. Myers [J. ehern. Education, 63 (8) 687 (1986)] werden
Zahlenwerte von 10-17bis 10-23 angenommen.
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4.1.2 Fällung von Sulfiden aus alkalischer Lösung
Wird der pH-Wert der Lösung durch Zugabe von NH3 aufpH = 8
die Sulfidionenkonzentration:
([H+] = 10-8 mol-l") gebracht, so steigt
sodass auch Sulfide mit Lp > 10-21bei einer Ausgangskonzentration
können.
von [A2+] = 1 mol-l" ausfallen
4.2 Löslichkeit von Sulfiden in Lösungen verschiedener Ir-Konzentration
Für die Löslichkeit eines Sulfids AS in H2S-gesättigter saurer Lösung werden folgende Gleichgewichte
herangezogen:
AS(s)
Lp
Lp
Lp
K----20
- K - 10S
mit [H2S] = 0,1 mol·rl (siehe oben), Lp = [A2+] . [S2-]und c = [A2+]
erhält man daher für die Löslichkeit (= Stoffmengenkonzentration des Metallkations):
Lp .1020
c·1O-1
= ---,:-
[H+f
Für saure Lösungen, z.B. pH = 0 ([H+] = 1 mol-l'), ist c für Lp < 10-21klein; das Gleichgewicht der oben
genannten Reaktion liegt auf der linken Seite, d.h. das Sulfid ist schwer löslich. Sulfide mit Lp > 10-21sind
dagegen bei diesen Bedingungen löslich. In alkalischen Lösungen, z.B. pH = 8 ([H+] = 10-8 mol-l'), sind
auch Sulfide mit Lp > 10-21schwer löslich.
Ein Beispiel aus dem Analysengang soll aufgrund der unterschiedlichen
von Sulfiden aus saurer bzw. alkalischer Lösung zeigen:
in saurer Lösung fallen aus
HgS: Lp = 10-52
CuS: Lp = 10-36
CdS: Lp
=
in alkalischer Lösung fallen aus
FeS: Lp
MnS: Lp
10-26
Löslichkeitsprodukte
ZnS: Lp
=
= 10-17
= 10-14
10-24
-
10-22
die Fällung
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Die saure Lösung der Cu-Gruppe muss daher nach dem Einleiten von H2S auf ca. das vierfache ihres
Volumens mit H20 verdünnt werden (um den pH-Wert zu erhöhen), damit CdS ausfällt. Würde man auf
ein größeres Volumen verdünnen, so könnte auch ZnS ausfallen.
Für die Löslichkeit eines Sulfids A2S3 in HzS gesättigter saurer Lösung werden folgende Gleichgewichte
herangezogen:
Lp
1
--3
KS
60
= 10
K=~=Lp.1060
K 3
S
erhält man:
60
Lp+ l O
(2c)
=
Z
·[HzS]
3
+ 6
[H ]
Die Löslichkeit des Sulfids ist klein, wenn das Löslichkeitsprodukt
H'<Ionenkonzentration klein sind.
und die
4.3 Löslichkeit von Sulfiden in reinem Wasser
Hierbei spielt Hydrolyse der Sulfidionen
S2- + HzO ~
HS-+H20
~
HS-+OK
HzS+OK
eine wesentliche Rolle. Manche Sulfide mit größerem Lp sind bereits in Wasser etwas löslich. Daher ist es
allgemeine Praxis, Sulfidniederschläge nicht mit reinem Wasser, sondern mit H2S- oder (NH4)2Sxhältigem Wasser zu waschen.
4.4 Fällung zweier schwerlöslicher
Sulfide nebeneinander
Gegeben seien zwei Kationen A2+ und B2+, wobei Lp(AS) kleiner als Lp(BS) sein soll. Wir betrachten nun
eine mit H2S gesättigte saure Lösung und denken uns die W -Ionen-konzentration allmählich erniedrigt.
Bei welcher H+-Konzentration beginnt AS auszufallen?
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-57-
Theoretische Grundlagen / 2005
Entsprechend Abschnitt 4.2., gilt folgende Gleichung:
[A2+]
= 1021. Lp(AS) . [Wf und damit
Setzen wir nun für [A2+]die Ausgangskonzentration ein, so erhalten wir den pH-Wert knapp vor Beginn
der Fällung. Der entsprechende pH -Wert für den Fällungsbeginn von B2+muss größer sein, d.h. die H+Ionenkonzentration muss kleiner sein, da sich die für die Fällung notwendige Hl-Ionenkonzentrationen
nach dem Obigen umgekehrt verhalten wie die Wurzeln der Löslichkeitsprodukte. Wie groß ist der Anteil
an A2+, der noch nicht ausgefällt wurde, wenn B2+auszufallen beginnt? Es gilt (siehe 4.2):
[A2+]
= 1021. Lp(AS) . [H+f
[B2+] = 1021 . Lp(BS) . [W]2
Für [B2+]können wir [B2+]osetzen, da die Fällung von B2+gerade erst begonnen hat. Division der
Gleichungen ergibt
[A2+]
Lp(AS)
[B2+ ]0
Lp(BS)
Der gesuchte nicht ausgefällte Anteil von A2+ist daher:
Lp(AS) [B2+ ]0
Lp(BS) . [A 2+]0
Diese Formel entspricht also der in Abschnitt 3.3.2. für zwei schwerlösliche, gegen H+-Ionen nicht
empfindliche Salze hergeleiteten. Dort ist aber die Durchführung nur in Form einer allmählichen Zugabe
des gemeinsamen Ions bis zum Beginn der Ausfällurig-des leichter löslichen der beiden Salze möglich,
also in Form einer Titration. Hier können wir dagegen durch Einstellung eines defmierten pH-Wertes
erreichen, dass die S2--Ionenkonzentration praktisch nur für die Fällung von A2+ ausreicht, ohne dass B2+
mitfällt (vorausgesetzt wird Sättigung mit H2S).
Nach der obigen Formel ist bei gleicher Ausgangskonzentration von A2+ und B2+für
99,9 % Fällung, also [A2+]/[A2+]o= 1'10-3, ein Unterschied zwischen den beiden Lp-Werten von
mindestens drei Zehnerpotenzen nötig (in der Praxis meist wesentlich mehr, da Einschließen von
Fremdionen in Niederschläge mit großer Oberfläche oder Alterung der Niederschläge erfolgen kann).
Daraufberuht die Trennung der Arsen- (As(ill,V), Sb(ill,V), Sn (II,IV» und Kupfergruppe (Hg2+, Cu2+,
Be+, Cd2+) von der Eisengruppe.
4.5 Hydroxidfällung
Die Ausfällung von Hydroxiden durch Zusatz von Olf-haltigen oder H'-aufnehmenden Stoffen wird in
der qualitativen Analyse häufig durchgefuhrt; so fallen Z.B. in der Eisengruppe Cr(OH)3 und AI(OH)3
durch das zugesetzte NH3 trotz der Gegenwart von (NH4)2S aus, da die Hydroxide dieser Elemente
schwerer löslich sind als ihre Sulfide und daher zuerst ausfallen (siehe Seite 4.1). Weiters gehört hierher
das Ausbleiben der Fällung von Mg(OH)2 durch NH3 in Gegenwart von NH/. NH/ kann hier den pHWert der Lösung durch Puffetwirkung so einstellen, dass die Olf-Ionenkonzentration
für die Ausfällung
nicht ausreicht, d.h. das Löslichkeitsprodukt nicht erreicht wird.
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Die Fällung von Hydroxiden unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der anderer schwerlöslicher Salze.
Für die Löslichkeitsprodukte gilt z.B.:
Lp(A(OH)2)
= [A2+] . [OK]2
Lp(A(OH)3)
= [A3+] . [OK]3
Die Niederschlagsbildung wird aber hier mit dem Gleichgewicht für die Eigendissoziation des Wassers
sowie mit anderen in der Lösung ablaufenden Protonierungs- und Deprotonierungs-reaktionen
gekoppelt
sein.
Es wird meistens vorteilhaft sein, eine Hydroxidfällung unter Einbeziehung der Protonierungs- bzw. Deprotonierungsreaktion eines eingesetzten Puffergemisches zu formulieren.
Als Beispiel sei die Auflösung von Mg(OH)2 in einem Puffergemisch NH4CI-NH3 diskutiert.
Mg(OH)z(s)
Lp
2NH/+20K
1
K 2
(Lp
= 1 . 10-11)
B
Mg(OHMs) + 2 NH/
~
Mg2+ + 2 NH3 + 2 H20
Lp
K=-=25·10K 2
2
,
B
K=
L
[M 2+] [NH]2
g
.
3
=~=25.10-2
[NH/]2
KB2'
Die Löslichkeit von Mg(OH)2' d.h. die im Gleichgewicht vorliegende Konzentration an Mg2+, wird hier
durch das Verhältnis [NH4+]/[NH3] bestimmt:
C
4.6 Löslichkeitsgleichgewichte,
= [Mg2+] = K.
[NH +]2
4
[NHJ2
gekoppelt mit Komplexbildung
Komplexbildung besteht in der aufeinanderfolgenden Anlagerung von Liganden an ein Zentral atom (bei
Kationen in wässrigen Lösungen handelt es sich meist um Ersatz von H20-Molekülen der ersten
Hydratationssphäre durch Liganden-Ionen oder -Moleküle). Es gilt z.B. für drei Neutralliganden (siehe
Beispiel 3: Komplexbildungsreaktionen):
~
~
~
[ALr+L
[AL2t+ + L ~
All++L
All++ 3 L
ß3 =
~
[AL]ll+
[AL2]
[AL3r
r
[AL3
[[AL3t+]
[All+]·[L]3
n+
K1
K2
K3
ß3 = K1 • K2' K3
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(Entsprechendes gilt für mehr Liganden). K\, K2, K3 sind die Bildungskonstanten
ß3 wird als Bruttobildungskonstante bezeichnet.
der einzelnen Komplexe,
Reaktionen, bei denen die Komplexbildung mit Löslichkeitsgleichgewichten gekoppelt ist, sind für die
Analyse sehr wichtig; es kann durch Zusatz eines Komplexbildners ein in Wasser sehr schwerlöslicher
Niederschlag in Lösung gebracht werden, bzw. es wird die Bildung eines solchen Niederschlages durch
den Komplexbildner verhindert.
4.6.1 Auflösung von AgCI in NB3
~
~
AgCl(s)
Ag++2NH3
Ag++Cr
[Ag(NH3)zf
Lp
ßz
(Lp = 1'10-10)
(ßz = 1,6 '107)
K = Lp . ßz = 1,6 '10-3
Man kann nun die Löslichkeit c von AgCl in einer NH3-Lösung der Ausgangskonzentration
wobei folgende Gleichgewichtskonzentrationen
eingehen:
Co
berechnen,
K=----,(c, -2c)z
Nimmt man z.B. an
Co
= 2,0 mol-l" , so ergibt sich c = 0,074 mol-l"
4.6.2 Auflösung von Sulfiden durch Komplexbildung
mit Sulfidionen
Einige Metalle, die schwerlösliche Sulfide bilden, geben mit einem Überschuss von Sulfidionen lösliche
Komplexe (Thiokomplexe, Thiosalze). Im folgenden soll die Auflösung von Sulfiden durch solche
Komplexbildungsprozesse in einfacher Weise betrachtet werden, d.h. es wird angenommen, dass nur die
in den Reaktionsgleichungen angeführten Spezies eine Rolle spielen.
AzSs(s)
~
2 AS+ + 8 Sz- ~
2 AS+ + 5 Sz2 [AS4]3-
A2SS(s) + 3 S2- ~
2 [AS4
t
Lp (A = As, Sb)
ß/
K=Lp'
ß/
Aus dieser Gleichgewichtskonstante folgt daher für die Auflösung eines Sulfids unter Thiosalzbildung,
dass die Reaktion bei genügend großer Sulfidionenkonzentration von links nach rechts ablaufen muss.
Fügt man H+-Ionen zu (starke Säure) so sinkt [S2-]:
1021
[S2-]= [H+]2
(Siehe 4.1)
Dadurch wird die Reaktion rückläufig; die Thiosalze zersetzen sich beim Ansäuern, d.h. Sulfid fällt aus
und H2S wird freigesetzt. Die Bruttogleichung lautet:
t
2 [AS4
+ 6 [W] ~ 3 HzS + A2SJ
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Wegen der Löslichkeit ihrer Sulfide in S2--Lösungen hoher Konzentration können die zur Thiosalzbildung
befähigten Elemente As, Sb und Sn(N) von Hg, Pb, Bi, Cu und Cd getrennt werden. Da auch das HgS
eine gewisse Tendenz zur Thiosalzbildung zeigt, darf zum Abtrennen nur die weniger basische
Ammoniumsulfidlösung verwendet werden; eine Natriumsulfidlösung würde eine zu hohe OH-Konzentration und damit auch eine zu hohe S2-Konzentration besitzen. Um die Oxidation von Sn(II), das
keine Thiosalze bildet, zum Sn(N) zu sichern, wird gelbes Ammoniumpolysulfid, CN1iI)2Sx,verwendet.
Hierdurch werden gleichzeitig As(III) zu As(V) und Sb(III) zu Sb(V) oxidiert, wobei Schwefel der
Oxidationszahl 0 in solchen der Oxidationszahl -II übergeht.
4.6.3 Hydroxokomplexe
Eine Anzahl von Hydroxiden bildet mit überschüssigen Olf-Ionen
wasserlösliche Hydroxokomplexe:
A(OH)n + m OR ~ [A(OH)n+m]mZn(OH)2 + 2 OR ~ [Zn(OH)4t
(Es treten auch Zwischenstufen
wie [Zn(OH)3r auf.)
Für die Auflösung von Zn(OH)2 in starker Lauge (NaOH) kann man - bei Nichtberücksichtigung
[Zn(OH)3r - formulieren:
Zn(OH)z(s)
Zn2+ +4 OH-
~
~
Zn(OHMs) + 2 OR ~
Zn2++20R
[Zn(OH)4f
Lp (Lp = 10-17)
ß4 (ß4 = 1016)
[Zn(OH)4t
K
von
= Lp-ß, = 10-1
Derartige Hydroxide vermögen daher sowohl mit Säuren als auch mit Basen zu reagieren, sie sind
amphoter.
Zu diesen gehören die Hydroxide von Al, Zn, Sil(II), Sn(N) und Pb(II). Aus den Komplexsalzlösungen
kann durch Verschiebung des Komplexgleichgewichtes infolge Verringerung der Olf-Konzentration
wieder das Hydroxid ausgefällt werden; hierzu sind alle Stoffe imstande, die H+-Ionen abgeben können
(Säuren nach Br0nstedt), z.B. das Ion NH/.
Für die Ausfällung von AI(OH)3 aus einer Lösung von [Al(OH)4r kann man - wieder unter
Nichtberücksichtigung von Zwischenstufen - formulieren:
(Lp
NH/+OR
=
10-33)
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5. Redoxreaktionen
In diesem Absclmitt werden die Beziehung zwischen den Gleichgewichtskonstanten von Redoxreaktionen
und den elektrochemischen Potentialen sowie einige Anwendungen dieser Beziehung behandelt.
5.1 Oxidation und Reduktion
Redoxreaktionen sind Prozesse, bei denen Elektronenübertragung zwischen Ionen bzw. Atomen oder
Molekülen stattfindet. In jeder Redoxreaktion sind ein Reduktions- und ein Oxidationsprozess miteinander
gekoppelt, d.h. es nehmen zwei .Redoxpaare" an einem solchen Prozess teil. Als Redoxpaar bezeiclmet
man die reduzierte und oxidierte Form eines Stoffes, die durch Elektronenabgabe bzw. -aufnahme
ineinander überführt werden.
(Siehe Beispiel4a: Redoxreaktionen).
Daraus wird ersichtlich, dass bei einem chemischen Vorgang keine Oxidation ohne gleichzeitige
Reduktion und umgekehrt stattfmden kann.
Es sei daran erinnert, dass sich ein Zinkblech, weIches in eine CUS04- oder Cu(N03)2-Lösung taucht, mit
metallischem Kupfer überzieht.
Allgemein ist die Abscheidung von Metallen aus ihren Lösungen durch Zugabe weniger edler Metalle
möglich.
Einige Nachweise in der qualitativen Analyse können mit solchen Redoxreaktionen im Reagenzglas
durchgeführt werden. z.B. wird Antimon auf einem Eisennagel oder Quecksilber und Silber auf einem
Kupferblech abgeschieden.
5.2 Elektromotorische
Kraft (EMK), Nernstsche Gleichung
In einem galvanischen Element laufen Oxidations- und Reduktionsreaktionen räumlich getrennt an
geeigneten Elektroden ab.z.B. taucht beim Daniell-Element ein Zinkstab in eine ZnS04- und ein
Kupferstab in eine CuS04-Lösung ein. Beide Lösungen sind durch ein Diaphragma oder einen
Stromschlüssel von einander getrennt.
Werden die beiden Stäbe durch einen Schließungsdraht elektrisch leitend verbunden, so fließen die
Elektronen vom Zink zum Kupfer; Kupfer scheidet sich am Kupferstab ab, Zink geht vom Zinkstab in
Lösung. Der chemische Vorgang ist derselbe wie beim vorhin erwälmten Versuch im Reagenzglas. Wird
jedoch ein hochohmiges Messinstrument in den äußeren Leiter gebracht, so lässt sich die Spannung dieser
galvanischen Kette nahezu stromlos messen. Diese gemessene Spannung oder Potentialdifferenz zwischen
den beiden Halbelementen (Metall stäben) ist die elektrornotorische Kraft der galvanischen Kette, für die
die Nemstsche Gleichung gilt:
RT
Q
E= E --lnQ
zF
(1)
Es bedeutet:
E die EMK der Kette (V),
EQ die Standard EMK oder das Standardpotential (V),
R die Gaskonstante (J'mor1'K-1),
T die absolute Temperatur (K),
z die Zahl der umgesetzten Elektronen pro Formelumsatz,
F die Faradaykonstante (C'mol'),
Q den Reaktionsquotienten (Konzentrationsquotient) der an der Reaktion
beteiligten Stoffe.
Die Nemstsche Gleichung beschreibt für die elektromotorische Kraft (Redoxpotential) eines
Redoxsystems. Die Standardpotentiale E haben für verschiedene Redoxsysteme charakteristische
Q
Werte.
-62-
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Der Reaktionsquotient Q drückt die Konzentrationsabhängigkeit der EMK (potential) eines Redoxsystems
aus.
Aufgrund der auftretenden EMK kann die galvanische Kette elektrische Arbeit leisten. Lässt man daher
den Strom fließen, so sinkt die gemessene Spannung (elektromotorische Kraft) E auf Null ab, d.h. die
galvanische Kette erreicht den Gleichgewichtszustand. Der Reaktions-quotient (Q) geht in die Gleichgewichtskonstante (K) über.
Somit gilt für die Nemstsche Gleichung:
RT
E° =-lnK
(2)
zF
5.3 Standardpotentiale
Die Standardpotentiale von Redoxsystemen erhält man durch Messung der EMK eines galvanischen
Elements, bei dem ein Standardhalbelement (c = 1 mol : rl) gegen eine Standardwasserstoffelektrode
geschaltet ist. Für die gemessene elektromotorische Kraft (E12) gilt:
(3)
Aus der Stellung der Redoxsysteme in der Spannungsreihe kann vorausgesagt werden, welche
Redoxreaktion möglich ist.
Als Beispiel werden die zwei Redoxpaare Cu2+ICu und H+IH2 verwendet. Die beiden Teilgleichungen
werden zunächst als Reduktion angeschrieben: Reduktionsschreibweise (Elektronen links).
Cu2+ + 2 e ~ Cu
EI
2 H+ + 2 e- ~ H2
E2
In diesem Fall ist die Zahl der ausgetauschten Elektronen in beiden Redoxgleichungen gleich. Da Kupfer
edler als Wasserstoff ist (siehe Spannungsreihe), werden Cu2+-Ionen zu Cu-Metall reduziert, H2 dagegen
wird zu H+-Ionen oxidiert. Um beide Gleichungen zu addieren, multipliziert man die Gleichung des
Redoxpaares, an dem Oxidation erfolgt, mit (-1) (Umkehrreaktion: siehe Seite 3).
Bei einer Umkehrreaktion ändert sich das Vorzeichen des Potentials (E).
Cu2+ + 2 e- ~ Cu
H2
~
2H++2e-
EI
-E2 = -EoeWIH2)
=0
Mit Gleichung (1) ergibt sich:
und mit der Bedingung c(Cu2+)
=
1 mol
·rl
(siehe oben) wird
Die gemessene EMK EI2 ist gleich dem Standardpotential EO(Cu2+ICu).
Standardpotentiale sind Relativwerte bezogen auf die Standardwasserstoffelektrode,
Standardpotential willkürlich null gesetzt wurde.
deren
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-63-
5.4. Potentiale von Halbelementen
Wird in einer galvanischen Kette ein Redoxpaar beliebiger Konzentration gegen eine Standardwasserstoffelektrode geschaltet, so gilt für die gemessene elektromotorische Kraft Gleichung (3). Die
Reaktionsgleichungen der Redoxpaare Oxlked und WIH2 werden zunächst wieder in der Reduktionsschreibweise angeschrieben:
Ox + z e' ;;= Red
2W+2 e~ H2
EI
Ez
Ox bedeutet die oxidierte und Red die reduzierte Form des Redoxpaares. Da hier die Zahl der
ausgetauschten Elektronen in bei den Gleichungen unterschiedlich ist, wird die Reaktionsgleichung für das
Redoxpaar Oxjked mit 2 und jene für das Redoxpaar H+IH2 mit z multipliziert. Die Potentiale EI und E2
bleiben bei dieser Multiplikation unverändert. Nimmt man an, dass EI positiver ist als E2, so wird Ox
durch H2 reduziert. Daher wird die Gleichung für das Redoxpaar H+IH2 in umgekehrter Richtung
angeschrieben. Die Gleichungen für die beiden Redoxpaare werden nun addiert:
·1
·z
Ox + YzzH2 ~ Red + z
EI
-E2
=
-Eo (H+IH2) = 0
W
Die gemessene EMK ist gleich dem Potential des Halbelementes.
Enthält die Reaktionsgleichung eines Redoxpaares auch andere Ionen, die für die Umwandlung der beiden
Formen ineinander notwendig sind, so sind deren Konzentrationen zu berücksichtigen. Z.B. gilt für das
Redoxpaar Mn04-IMn2+ (gemessen gegen die Standardwasserstoffelektrode)
folgende Reaktionsgleichung:
Für das Potential des Halbelementes ergibt sich daher:
5.5. Standardpotentiale
von Elementen
mit mehreren
Oxidations stufen.
Gibt es von Elementen Ionen mit mehreren unterschiedlichen Ladungen, so sind auch mehrere
Redoxpaare zu berücksichtigen. Allgemein: Für n Oxidations stufen gibt es Yz. n . (n-l) Redoxpaare. Ein
gewünschtes Standardpotential kann aus den n-l tabellierten Standard-potentialen berechnet werden.
Da die Zahlenwerte der Standardpotentiale in der Literatur etwas schwanken, werden in diesem Text nur 2
Nachkommastellen angegeben.
Als Beispiel werden die drei Oxidationsstufen des Eisens herangezogen: Fe, Fe2+, Fe3+.
EO(Fe3+IFe)bedeutet das Standardpotential der Redoxgleichung:
Fe3+ + 3e-;;= Fe (Reduktionsschreibweise!)
Will man nun das Standardpotential EO(Fe3+IFe)aus den tabellierten Standardpotentialen
EO(Fe2+IFe)berechnen, so werden die Redoxgleichungen wie folgt angeschrieben.
EO(Fe3+IFe2+)und
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EO(Fe3+jFe2+)= +0,77 V
EO(Fe2+jFe) = -0,44 V
Fe3+ + e~ Fe2+
2
Fe ++ 2 e- ~ Fe
?
EO(Fe3+IFe)
=
°
+ 77 + 2 . (-0 44)
'
3
'
= -0,037V ~ -0,04V
Treten nicht nur in den Teilgleichungen sondern auch in der Endgleichung Elektronen auf, so sind bei der
Addition der Gleichungen die Standardpotentiale der jeweiligen Gleichung mit der Zahl der Elektronen
dieser Gleichung zu multiplizieren.
Begründung:
Bei der Addition von Gleichungen können die vom Weg unabhängigen freien Enthalpien (Gibbssche
Energie) ebenfalls addiert werden und ergeben die freie Enthalpie der Endgleichung. Für die oben
angeführten Gleichungen der Oxidationsstufen des Eisens erhält man:
mit ~Go
=
-zFEo folgt
5.6. Berechnung der Gleichgewichtskonstanten
von Redoxreaktionen
Mit Gleichung (2) erhält man aus der Standard-EMK einer galvanischen Kette die
Gleichgewichtskonstante der entsprechenden Redoxreaktion. Die Standard-EMK von
Ketten (E~2) wird aus den Standardpotentialen
Standardpotentiale von Redoxpaaren
Es gilt:
der bei den Redoxpaare (E~ , E~) berechnet. Die meisten
sind tabelliert.
(5)
Die Gleichung für die Redoxreaktion (Gesamtreaktion) ergibt sich aus den Gleichungen (Teilgleichungen)
der beiden Redoxpaare, die in der Reduktionsschreibweise angegeben werden. Ox und Red bezeichnen die
oxidierten bzw. reduzierten Formen der Redoxpaare.
Ox, + z.e' ~
Red,
(6)
OX2+ Z2e- ~
Red,
(7)
Man nimmt an, dass Gleichung (6) eine Reduktion, Gleichung (7) eine Oxidation beschreibt (Umkehr von
Gleichung (7) gibt (7')). Um die Gesamtreaktion (8) zu erhalten, werden die Teilgleichungen (6) und (7')
addiert und in bezug auf die ausgetauschten Elektronen ausgeglichen. Die Gleichung für das erste
Redoxpaar (6) wird mit Z2, die für das zweite (7') mit z, multipliziert.
Von dieser Multiplikation werden die Standardpotentiale
(E ~und E~) nicht berührt.
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OXI + z, e
~
Red!
·Z2
Red2
~
OX2 + Z2e-
·Z!
~
Z20XI + z, Red, ~
Z2Red, + z, OX2
EO
!
-Eo2
(6)
(7')
E~2 = E~-E~
(8)
z, und q bedeuten die je Formelumsatz ausgetauschten Elektronen
Mit Gleichung (2) erhält man:
aus Gleichung (8) ergibt sich K:
r
K = [Red! 2 . [Ox2 ]ZI
[Ox1]Z2 . [Red2 ]ZI
Es ist darauf zu achten, dass die Zahl der ausgetauschten Elektronen in den Teilgleichungen gleich ist,
sodass die Endgleichung, aus der sich die Gleichgewichtskonstante ergibt, keine Elektronen mehr enthält.
In der Nemstschen Gleichung wird das Produkt der je Formelumsatz ausgetauschten Elektronen für die
Bereclmung von K verwendet.
Für die Differenz der Standardpotentiale
E~2= E~ - E~ gelten folgende Regeln:
E~2 > 0: Die Reaktion verläuft nach rechts, d.h. das Gleichgewicht der Redoxreaktion liegt auf der
rechten Seite.
E~2 == 0: Das Gleichgewicht ist bald erreicht, Ausgangs- und Endstoffe liegen in vergleichbarer
Konzentration vor.
E~2 < 0: Die Reaktion verläuft nach links, d.h. das Gleichgewicht der Redoxreaktion liegt auf der linken
Seite.
Je größer die Differenz der Standardpotentiale ist, desto weiter liegt das Gleichgewicht auf einer Seite.
5.7. Disproportionierung
Geht bei einer Reaktion ein Element (als Ion oder in einer Verbindung) von einer mittleren
Oxidationsstufe in eine höhere und eine niedrigere über, so nennt man diesen Vorgang
Disproportionierung (gleichzeitige Oxidation und Reduktion der mittleren Oxidationsstufe). Für eine
Disproportionierung ist daher die Existenz von mindestens drei Oxidationsstufen eines Elements
erforderlich.
Als Beispiel werden die drei Oxidationsstufen des Kupfers Cu, Cu", Cu2+verwendet. Aus den
Standardpotentialen EO(Cu+ICu) und EO(Cu2+ICu) kann mit Gleichung (5) das Potential der
Disproportionierung berechnet werden:
Cu'i +e
~
Cu
Cu+
~
Cu2+ + e-
2Cu+
E~ = EO(Cu+ICu)
= +0,52V
-E~= - EO(Cu2+ICu)
= -O,16V
E~2 = E~ - E~ = O,52V - O,16V = +0,36V
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E~2 > 0; daher disproportioniert
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2
Cu+ in Cu und Cu +.
Disproportionierung erfolgt, wenn das Potential für die Reduktion zum nächst niedrigeren Oxidations zustand positiver ist als das Potential für die Oxidation zum nächst höheren Oxidationszustand.
5.8. Beispiele für die Berechnung von Gleichgewichtskonstanten
Verwenden Sie für die Berechnungen folgende Zahlenwerte:
R = 8 ,314 J. rnol": K-I ,
F = 96485 C· mol",
da die Zahlenwerte für die Standardpotentiale für 25°C tabelliert sind, gilt:
T = (273,15+25) K = 298,15 K
z wird aus der jeweiligen Redoxg1eichung bestimmt.
Beispiel A
Berechnen Sie die Gleichgewichtskonstante für die Redoxreaktion des Danielle1ementes (d.h.: wenn die
EMK auf null abgesunken ist) aus den angegebenen Standardpotentialen EO(Cu2+ICu)= +0,35V und
EO(Zn2+IZn)= -0,76V. Stellen Sie zuerst die Reaktionsgleichung auf und beachten Sie die Stellung der
bei den Elemente in der Spannungsreihe.
Cu2+
+ 2e- ~ C~
Zn
~
Zn2++ 2e-
Cu2++ Zn ~ Cu + Zn2+
mit Gleichung (2) und z
E~ = EO(Cu2+ICu)= +0,35V
-E~ = -Eo (Zn2+IZn) = +0,76V
E~2 =E~ - E~ =+0,35V+O,76V=+1,llV
= 2 erhält man:
zF
°
2·96485
1
InK= RT·EI2 = 8314.29815.
,
, ,11=86,4
K=
[Zn2+ ]
[Cu2+]
= 34.10
,
37
E ~2 > 0; K » 1; das Gleichgewicht liegt auf der rechten Seite.
Beispiel B
Berechnen Sie die Gleichgewichtskonstante
aus den Standardpotentialen
der Reaktion:
der Redoxpaare EO(Fe3+IFe2+)= +O,77V und E°(I21r) = +0,52V.
E~ = E°(Fe3+IFe2+)= +0,77V
- E~ = -Eo(I2In
= -0,52V
E~2 = E~ - E~ = 0,77 - 0,52 = +0,25V
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Mit Gleichung (2) und z
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= 1 erhält man:
In K
K
-67-
=
°
zF . E
RT
iz
=
[Fe2+]
[Fe3+] .[I-]
=
1· 96485
8314.29815'
,
,
.0 25
= 9 73
,
4
= 1,7 ·10
E~2> 0; K> 1; das Gleichgewicht liegt auf der rechten Seite, d.h. T wird durch Fe3+ weitgehend zu 12
oxidiert.
Beispiel C
Ein Silberblech wird in eine angesäuerte KMn04-Lösung (c(Mn04-) = 0,0050 mol.I";
c(H+) = 1,0 mol-l') gelegt.
1) Stellen Sie die Reaktionsgleichung auf und berechnen Sie die Gleichgewichtskonstante dieser
Redoxreaktion, wenn die folgenden Standardpotentiale gegeben sind:
EO(Mn04-IMn2+)= + 1,49V; EO(Ag+IAg)= +0,80V.
2) Berechnen Sie das Potential des Silberbleches in bezug auf die Standardwasserstoffelektrode
wenn die
Reaktion beendet ist.
3) Wie groß ist die Stoffmengenkonzentration von Mn04- nach Einstellung des Gleichgewichtes?
ad 1)
EO(Mn04-IMn2+)= E~> EOCAg+/Ag)= E~
~
Mnz++4HzO
~
Ag++e-
E~
=
+1,49V
-E~ = -0,80V
·5
E~2 = E~ - E~ =
= 1,49 - 0,80 = +0,69V
mit Gleichung (2) und z
=
5 erhält man:
zF
E~2> 0; K
°
5·96485
RT ·E,z = 8314.29815
,
,
lnK=
·0,69 = 134,3
» 1; das Gleichgewicht liegt auf der rechten Seite, d.h. Mn04- wird bei der Oxidation von
metallischem Silber zu Ag+ nahezu vollständig zu Mnz+ reduziert.
ad 2) Aufgrund der Reaktionsgleichung
gilt:
n(Mn04-) : n(Ag+)
n(Ag+)
=
5 . n(Mn04-)
=
1: 5
= 0,0250
mol-l'
Das Potential des Silberbleches erhält man aus Gleichung (4):
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EI
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-68-
RT
zF
= EO(Ag+/ Ag) +-ln[Ag+]
= 0,80+
8,314·298,15
lnO,0250 = 0,71V
1·96485
ad 3) Aus der Beziehung für die Gleichgewichtskonstante
Mn04-:
erhält man die Stoffmengenkonzentration
3).
(25.10-2)5
(50.10,
,
2,1.1058.(1,0)8
von
23 10-69
=,'
Beispiel D
Berechnen Sie aus den Standardpotentialen EO(Fe2+IFe) = -0,44V und EO(Fe3+IFe2+) = +O.77V die
Gleichgewichtskonstante für die Disproportionierung von Fe2+. Stellen Sie zuerst die Reaktionsgleichung
auf.
Fe2+ + Ze ~
Fe2+
~
~
E~= EO(Fe2+JFe) = -0,44V
- E~ = E°(Fe3+JFe2+)= -0,77V
Fe
Fe3+ + e-
·2
2 Fe3+ + Fe
E °12 = E °I - E °2 = -0 , 44 -
°
,
77 = -1 , 21 V
Mit Gleichung (2) und z = 2 erhält man:
zF °
2·96485
InK= RT·EI2 = 8314.29815·(-1,21)=-94,2
,
,
K=
[Fe3+ ]2
[Fe2+]3
= 12.10,
41
E~2 < 0; K« 1 daher liegt das Gleichgewicht der Redoxreaktion auf der linken Seite, d.h.
Fe2+ disproportioniert nicht.
Beispiel E
Berechnen Sie die Gleichgewichtskonstante für die Disproportionierung von Hg/+, wenn die
Standardpotentiale EO(Hg/+IHg) = +0,80V und EO(Hg2+1
Hg/l = +0,91 V gegeben sind. Formulieren Sie
zuerst die Reaktionsgleichung.
Y:!
Hg22++ e- ~
H g22+
~
Hg
H g2++ e -
Hgz 2+
E~ = E°(Hg/+JHg)
=+0,80V
- E~ = -Eo (Hg2+JHg/+)
= -0,91V
E~2 = E~ - E~ = 0,80 - 0,91 ='-0,11V
Mit Gleichung (2) und z = 1 erhält man:
zF
°
InK = RT . EIZ
K=
1·96485
= 8314.29815'
,
,
[Hg2+]
[Hg22+]
= 14.10-2
,
(-0,11)
= -4,28
Chemisches Grundpraktikum
-69-
Theoretische Grundlagen / 2005
Aus der Gleichgewichtskonstante ergibt sich: [Hg2+] = 1,4'10-2. [Hg22+].
Lösungen, die Hg22+-Ionen enthalten, sind, obwohl sie bis ca. 1% disproportionieren, durchaus stabil.
Weitgehende Disproportionierung wird jedoch dann erfolgen, wenn Hg2+aus der Lösung (und damit aus
dem Gleichgewicht) entfernt wird, z.B. durch Bildung eines schwer löslichen Niederschlages. Dieses
Verhalten ist auch die Erklärung für die Kalomelreaktion zum Nachweis von Hg/+:
Hg2Ch(s) + 2 NH3 = Hg..!.+ HgNH2Cl..!.+ NH4Cl
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