Untitled - Universität Innsbruck

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 Der Lehrkoffer und dieses Begleitheft wurden von Katharina Lechner im Rahmen ihrer Bachelorarbeit am Institut für Geologie und Paläontologie erstellt. Betreuung und redaktionelle Überarbeitung: Christoph Spötl 2012 2 Einleitung Im Zuge meines Studiums der Erdwissenschaften in Innsbruck war es im Rahmen der Bachelorarbeit meine Aufgabe, einen geologischen Lehrkoffer des Bezirkes Schwaz zu erstellen. Das Ziel dieses Projekts war es, eine Sammlung der wichtigsten Gesteine der Bezirke Tirols anzufertigen und diese als Unterrichtsmaterial für Lehrerinnen und Lehrern aufzubereiten. Begonnen habe ich meine Arbeit mit einer intensiven Recherche um herauszufinden, welche Gesteine im Bezirk Schwaz auftreten und welche davon die am weitesten verbreiteten und bedeutungsvollsten sind. Als Nächstes erfolgte die Geländearbeit. Während mehrerer Exkursionen durchstreifte ich den Bezirk, um die Gesteine in den verschiedenen Gebieten zu begutachten und Proben zu nehmen. Die Handstücke wurden später am Geologischen Institut der Universität Innsbruck geschnitten und anschließend in stundenlanger Arbeit poliert. Die Proben sollen dazu dienen, Schülerinnen und Schülern die unterschiedlichen Gesteine in ihrer Umgebung näherzubringen, sodass sie möglicherweise auf Wanderungen und Ausflügen das Material unter ihren Füßen wiedererkennen. Im beiliegenden Begleitheft finden Lehrerinnen und Lehrer Wissenswertes zu allen Gesteinen der Sammlung sowie allgemeine geologische Informationen. Die Fundorte der Handstücke sind in Karten eingezeichnet. Neugierige können sich mit deren Hilfe auch selbst auf die Suche nach dem begehrten Gestein begeben. Außerdem sind die bedeutsamsten Bergbaue, die im Bezirk Schwaz betrieben wurden bzw. noch immer aktiv sind, behandelt. Ich hoffe, mit dieser Arbeit einen Beitrag zu leisten, Schülerinnen und Schülern die Schönheit und Vielfalt unserer Natur bewusst zu machen. Zudem soll dieses Lehrmittel die Bedeutung des Gesteinsmaterials für unser Leben, sei es als Rohstoff oder als Baugrund, aufzeigen und das Interesse der Schülerinnen und Schüler an den Naturwissenschaften wecken. 3 Gesteine und Gesteinsklassen Ein Gestein ist ein durch geodynamische, d.h. natürliche Prozesse gebildetes, lockeres oder festes Material, welches aus ein oder mehreren Mineralen, Gesteinsglas oder Fragmenten von Organismenschalen zusammengesetzt sein kann. Die Bausteine der Gesteine sind die Minerale. Dabei handelt es sich um natürlich auftretende Feststoffe mit einheitlicher chemischer Zusammensetzung. Nach ihrer Entstehung lassen sich Gesteine in folgende drei Klassen unterteilen: Magmatische Gesteine (Magmatite) Diese Erstarrungsgesteine, wie Magmatite auch genannt werden, entstehen durch das Abkühlen und Auskristallisieren von Magma. Findet dieser Prozess tief in der Erdkruste statt, so werden die entstandenen Gesteine Plutonite (Intrusivgesteine) genannt. Magma kann jedoch auch im geschmolzenen Zustand an die Erdoberfläche gelangen und erst dort abkühlen und erstarren. Auf diese Weise entstehen die Vulkanite (Extrusivgesteine). Dadurch dass die Abkühlung an der Erdoberfläche viel rascher vonstattengeht und die Kristalle infolgedessen weniger Zeit zum Wachsen haben, sind Vulkanite viel feinkörniger als Plutonite. Das heißt, die Mineralkörner sind bei Plutoniten größer und deutlicher ausgebildet als bei Vulkaniten. Sedimentgesteine Das deutschsprachige Wort für diese Gesteinsklasse lautet Ablagerungsgestein. Diese Gesteine bilden sich, wie dieser Name schon sagt, dadurch, dass sich Material ablagert und verfestigt. Gesteine werden durch Einwirkungen von Wind, Wasser oder Eis verwittert und erodiert. Es entsteht dabei loses Material, welches wiederum von Wind, Wasser, Eis oder gravitativen Kräften weitertransportiert wird. Schließlich lagern sich diese Sedimente ab. Kommen weitere Schichten an Material darüber zu liegen, so erhöhen sich der Druck sowie auch die Temperatur und zwischen den Partikeln bilden sich langsam winzige Kristalle. Unter diesen Bedingungen verfestigen sich die Sedimente zu Sedimentgesteinen. Metamorphe Gesteine (Metamorphite, Kristallingesteine) Diese Klasse umfasst Gesteine, die einen Umwandlungsprozess durchlaufen haben. Kommen Gesteine (dabei kann es sich um Magmatite, Sedimentgesteine sowie auch Metamorphite handeln) in Bereiche, wo hohe Drucke beziehungsweise hohe Temperaturen herrschen, so werden sie metamorph überprägt. Bei dieser Metamorphose ändert sich meist die Mineralzusammensetzung, da bei den veränderten Bedingungen andere Minerale stabil sind. Der Gesteinschemismus bleibt jedoch meist derselbe. Daneben ändert sich auch das Gefüge, das heißt die Anordnung der Gesteinsbestandteile, z.B. bildet sich eine Schieferung aus. 4 Auf erdgeschichtlichen Zeitskalen betrachtet sind Gesteine somit einem Kreislauf unterworfen, dem längsten Kreislauf, den die Erde kennt (Abbildung 1). Abbildung 1: Kreislauf der Gesteine 5 Allgemeines zur Bestimmung von Gesteinen Generell sollte die Beobachtung immer am anstehenden Gestein passieren. Damit meint der Geologe den „gewachsenen Felsen“ (er nennt es auch Aufschluss), und nicht etwa loses herumliegendes Gesteinsmaterial, das mitunter weit transportiert (also ortsfremd) sein kann. Bei der Arbeit im Gelände trägt der Geologe einen Geologenhammer bei sich. Dieses mit einem spitzen Ende ausgestattete Gerät dient dazu, ein Stück Gestein aus einem größeren Verband herauszuschlagen. Denn durch die Verwitterung ist die Oberfläche von Gesteinen oft verändert und Bewuchs z.B. durch Flechten kann die eigentliche Farbe und Struktur verschleiern. Deshalb sollte man immer ein frisch abgeschlagenes Stück Gestein verwenden. Da jedes Gestein aus Mineralen besteht und diese Zusammensetzung ausschlaggebend für die Benennung ist, gilt es, den Mineralbestand zu untersuchen. Dies ist mit freiem Auge oft nur schwer möglich, weshalb ein Geologe eine Lupe bei sich trägt. Anhand von Farbe, Form, Struktur, Bruchflächen und Glanz werden damit die Minerale bestimmt. Für genauere Analysen werden Gesteinsstücke ins Labor mitgenommen und diese dort so dünn geschnitten, dass sie durchsichtig werden. Anschließend werden weitere Untersuchungen unter dem Mikroskop durchgeführt. Neben dem Mineralbestand sind auch Struktur und Textur entscheidend für die Bestimmung von Gesteinen. Struktureigenschaften beziehen sich immer auf die Ausbildung der Einzelkörner, das heißt auf die Größe und Form der einzelnen Mineralaggregate in einem Gestein. Die Textur beschreibt hingegen die Verteilung und Orientierung der Komponenten, also die räumliche Anordnung der Gemengteile, die häufig in einem Gestein einheitlich ist. Beispielsweise bezeichnen die drei Begriffe Phyllit, Schiefer und Gneis unterschiedliche Gefüge von metamorphen Gesteinen. Ein Phyllit ist dadurch gekennzeichnet, dass die einzelnen Lagen so dünn sind, dass sie mit freiem Auge nicht mehr erkennbar sind. Schiefer hingegen weisen einen deutlich sichtbaren Lagenbau auf, wobei die Schichtdicke weniger als 1 cm beträgt. Das weitständigste Gefüge zeigt ein Gneis. Seine Lagen können mehrere Zentimeter breit sein. Neben Hammer und Lupe gehört zur Ausrüstung eines Geologen auch Salzsäure (10%ige Konzentration). Mit Hilfe des Salzsäuretests können Karbonatgesteine bestimmt werden. Tropft man etwas Säure auf eine frische Bruchfläche eines Kalksteins so braust es, da Kohlendioxid freigesetzt wird. Dolomit hingegen, der rein äußerlich Kalkstein oft sehr ähnelt, reagiert kaum und kann so rasch und eindeutig erkannt werden. Ein weiteres Hilfsmittel ist der Magnet. Damit kann geprüft werden, ob ein Gestein magnetisch ist, was dann der Fall sein kann, wenn das Gestein Eisen enthält. 6 Außerdem ist ein Messer häufig ein praktisches Instrument, um anhand eines Ritztestes die Härte eines Minerals ungefähr abschätzen zu können. Dies ist ein alt bekannter Parameter, um Minerale anhand ihrer Härte zu unterscheiden. Z.B. kann man mit einem Messer Quarz nicht ritzen, Karbonate jedoch leicht. 7 Geologischer Überblick Gliederung der Alpen Die Alpen erstrecken sich in Bogenform von Nizza bis Wien. Sie werden geographisch in West-­‐ und Ostalpen gegliedert. Die Grenze verläuft entlang des Rheintales. Zusätzlich kann man die Alpen durch die großen Längstäler in Nordalpen, Zentralalpen und Südalpen unterteilen. Geologisch gesehen zerfallen die Alpen in mehrere große Baueinheiten von Norden nach Süden: Helvetikum, Penninikum, Ostalpin und Südalpin. Es handelt sich dabei um Gürtel von Gesteinseinheiten, welche während der Alpenauffaltung übereinander geschoben wurden. Generell liegen das Ostalpin und Südalpin auf dem Penninikum und dieses wiederum auf dem Helvetikum. In den Ostalpen befinden sich aufgrund dieser Abfolge an der Oberfläche hauptsächlich Gesteine, die zum Ostalpin zählen. Das sogenannte Tauernfenster (in den Hohen Tauern gelegen) ist jedoch einer jener Bereiche, in dem dieser ostalpine Deckel wegerodiert wurde und daher die tieferen penninischen und helvetischen Einheiten aufgeschlossen sind, gewissermaßen wie durch ein gigantisches Fenster. Eingliederung des Bezirks Schwaz Der Bezirk Schwaz fällt geographisch gesehen in den Bereich der Nordalpen und Zentralalpen, wobei der Inn die Grenze zwischen diesen beiden Gebieten markiert. Innerhalb der Zentralalpen befindet sich das Tauernfenster. Südlich von Zell am Ziller liegen also die tiefen penninischen und helvetischen Einheiten vor, während man nördlich davon Gesteine des Ostalpins antrifft. Eine etwas genauere Gliederung nach den Gesteinsgruppen führt zu folgender Unterteilung des Bezirkes in 4 Bereiche: •
Nördliche Kalkalpen Diese befinden sich größtenteils nördlich des Inns, also in den Nordalpen. Im Bereich von Schwaz gibt es jedoch auch südlich des Flusses Gesteinseinheiten, die geologisch gesehen zu den Nördlichen Kalkalpen zählen. •
Grauwackenzone Die Grauwackenzone grenzt an die Nördlichen Kalkalpen und zieht von Schwaz Richtung Osten. •
Quarzphyllitzone 8 Westlich von Schwaz und im Osten südlich der Grauwackenzone befindet sich die Quarzphyllitzone. Diese beinhaltet auch die kristallinen Kellerjochgneise, wobei ihre tektonische Stellung unsicher ist. •
Tauernfenster Das Tauernfenster befindet sich südlich von Zell und kann in zwei Bereiche unterteilt werden: o
Schieferhülle o
Zentralgneis Abbildung 2: Geologische Übersichtskarte Bezirk Schwaz. Grundlage: Geologische Übersichtskarte von Tirol (Brandner, 1980). Die tektonischen Hauptgrenzen sind mit blau hervorgehoben, die Bezirksgrenze in rot. 9 Abbildung 3: Legende zu Abbildung 2. Gelb markiert sind die im Bezirk Schwaz auftretenden Gesteinseinheiten. 10 Die Hauptgesteine im Bezirk Schwaz 1. Nördliche Kalkalpen 1.1. Wettersteindolomit Ein fast im ganzen Bereich der Nordtiroler Kalkalpen vorkommendes Gestein ist der Wettersteinkalk und –dolomit. Dies sind Karbonatgesteine, die Großteils als Kalkstein (CaCO3) auftreten. Wo ein erhöhter Anteil an Magnesiumkarbonat vorherrscht, kommt Dolomit (CaMg(CO3)2) vor. Der Name Wettersteinkalk bzw. –dolomit kommt daher, dass vor allem die Berge des Wettersteingebirges daraus aufgebaut sind. Abbildung 4: Wettersteindolomit Wettersteinkalk und -­‐dolomit ist sehr hell bis fast weiß. Das Gestein ist feinkörnig und dicht. Die Unterscheidung von Kalk und Dolomit ist anhand des Salzsäuretests eindeutig möglich. Im Handstück weist der Dolomit einen stärkeren Glanz auf als der Kalk. Wettersteinkalk ist sehr resistent gegen Erosion und bildet daher steile Felswände. Diese sind von den raueren, brüchigeren Hauptdolomit-­‐Felsen gut zu unterscheiden. Außerdem typisch für den Wettersteinkalk ist die Verkarstung, was sich durch das Vorkommen von Höhlen, Karren und weiteren Landschaftsformen, wie Dolinen, zeigt. Auftreten Im Bezirk Schwaz tritt der Wettersteinkalk und –dolomit hauptsächlich nördlich des Inns auf. Er baut den Gebirgszug der Unnutze am Achensee auf. Außerdem ist er das Hauptgestein im Karwendelgebirge. Auch südlich des Inns zwischen Buch und Jenbach kommt Wettersteinkalk-­‐ und dolomit vor. Fundort Der Fundort der Wettersteindolomit-­‐Probe liegt an der Tratzbergstraße zwischen Stans und Jenbach. 11 Abbildung 5: Fundort der Wettersteindolomit-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Der Wettersteinkalk führt mancherorts Erz. Vor allem silberhaltiger Bleiglanz und Zinkblende treten innerhalb dieser Gesteine auf. An manchen Stellen im Karwendel wurden Erze gefunden und geschürft, heute sind allerdings all diese Bergbaue aufgelassen. Wettersteinkalk wird in Jenbach in einem Steinbruch abgebaut (siehe Steinbruch Fa. Gubert Jenbach und Ginzling). 12 1.2. Hauptdolomit Der zweite Hauptfelsbildner neben dem Wettersteinkalk und –dolomit in den Kalkalpen ist der Hauptdolomit. Dieses Sedimentgestein ist meist hellgrau, seltener bräunlich-­‐grau. Die Schichtung, die durch die Sedimentation entsteht, ist beim Hauptdolomit häufig deutlich erkennbar, wobei die Lagen mehrere Meter mächtig sein können. Abbildung 6: Hauptdolomit Auftreten Der Hauptdolomit tritt vor allem an beiden Seiten, also westlich und östlich des Achensees auf. Stellenweise ist er auch im Karwendel zu finden. Fundort Die Herkunft des Hauptdolomit-­‐Handstückes ist nahe der Pletzachalm im Gerntal westlich von Pertisau. Abbildung 7: Fundort der Hauptdolomit-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Der Hauptdolomit ist härter als Kalk und aufgrund seiner großen Verbreitung billig. Daher wird er als Baumaterial vor allem im Straßenbau oder auch als Streusplitt im Winter verwendet. Als Zwischenlagen treten im Hauptdolomit häufig bituminöse Schichten auf. Bitumen ist ein Gemisch aus organischen Stoffen. Am Seeberg bei Pertisau und im Bächental wird seit langer Zeit Bitumenmergel abgebaut und daraus das Tirol Steinöl gewonnen (siehe Tiroler Steinöl Pertisau). 13 1.3. Kössener Schichten Die Kössener Schichten sind benannt nach ihrem Vorkommen bei Kössen im Bezirk Kitzbühel. Aber auch im Bezirk Schwaz sind die Kössener Schichten vertreten. Es handelt sich dabei um Kalke und Mergel (Sedimentgesteine, die aus Kalk und Ton bestehen). Die Gesteine sind meist bläulich-­‐grau gefärbt. Die Kössener Schichten sind sehr fossilreich. Auch an der Probe sind kleine Fossilien erkennbar. Abbildung 8: Handstück aus den Kössener Schichten Auftreten Die Kalke und Mergel der Kössener Schichten sind weniger häufig als Wettersteinkalk und Hauptdolomit. Sie treten jedoch stellenweise im Achenseegebiet auf. Fundort Die Stelle, wo die Probe gefunden wurde, liegt am Weg vom Gerntal auf den Schleimssattel. Abbildung 9: Fundort der Kössener Schichten-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Aufgrund ihres Reichtums an Fossilien sind die Kössener Schichten für paläontologische Untersuchungen sehr interessant. Als Rohstoffe sind sie jedoch von geringer Bedeutung. Durch ihren hohen Tongehalt fungieren sie als Wasserspeicher und speisen Quellen. Sie bilden den Untergrund fruchtbarer Böden und sind daher gut für die Almwirtschaft. 14 1.4. Oberrhätischer Riffkalk Das Obere Rhät ist ein geologischer Zeitabschnitt vor etwa 200 Millionen Jahren (das Ende der Trias-­‐Zeit). Zu dieser Zeit befand sich im Gebiet des heutigen Tirols ein Meer und es kam so mancherorts zur Entstehung von Riffen. Diese bilden sich an Küsten und in flachen Meeren aus Korallen, Schwämmen und anderen kalkabscheidenden Organismen. Die Kalke sind sehr hell und häufig verkarstet. Die roten Linien, die dieses Gestein durchziehen, Abbildung 10: Oberrhätischer Riffkalk entstanden durch Risse im Oberrhätkalk, in die Material des darüber liegenden roten Jura-­‐Kalkes eingedrungen ist. Auftreten Der Oberrhätkalk tritt im Bezirk Schwaz vor allem am Rofan auf. Fundort Das Handstück stammt aus dem Rofangebiet. Nahe der Mauritzalm, etwa 500 m von der Erfurter Hütte entfernt, liegt der Fundort. Abbildung 11: Fundort der Oberrhätischer Riffkalk-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung In Maurach am Achensee befindet sich ein Steinbruch, wo sowohl Oberrhätische Riffkalke als auch Jura-­‐Kalke abgebaut wurden. Eröffnet wurde dieser Abbau in den Kriegsjahren 1938/39. Das Material diente zum Bau der Achenseebundesstraße sowie auch als Split. Die letzte Sprengung erfolgte im Jahr 2004, seither dient das Areal nur noch als Lager und Deponie. Die Kalke werden heute vor allem für Böschungssicherungen und Frostkoffer verwendet. 15 1.5. Jura-­‐Kalk Die roten Kalke aus der Zeit des Jura (vor ca. 200 – 145 Millionen Jahren) sind vor allem deshalb erwähnenswert, da sie sehr reich an Fossilien sind. Sie führen Ammoniten, wie auch im Handstück ersichtlich. Ammoniten sind ausgestorbene Verwandte der heutigen Tintenfische, die vor über 66 Millionen Jahren ausstarben. Während die meisten Kalke weiße bis graue Farbtöne aufweisen, ist der Jura-­‐Kalk intensiv rot. Diese Abbildung 12: Jura-­‐Kalk-­‐Probe mit Versteinerung Färbung ist auf das Vorhandensein von Eisen zurückzuführen. Auftreten Eine bekannte Lokalität im Bezirk Schwaz ist die Rote Wand oberhalb der Überschussalm westlich von Pertisau. Fossilienliebhaber kommen häufig dort hin, um Ammoniten zu sammeln. Leider ist aufgrund dessen die Anzahl der aufzufindenden Exemplare erheblich gesunken. Auch auf der anderen Seite des Achensees, im Gebiet des aufgelassenen Steinbruches bei Maurach, tritt der rote Jura-­‐Kalk auf. Fundort Der Ammonitenfund gelang an der Roten Wand nahe der Überschussalm nach längerer Suche. Abbildung 13: Fundort Jura-­‐Kalk-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Siehe 1.4 Oberrhätischer Riffkalk 16 1.6. Rofanbrekzie Brekzie nennt man ein Gestein, das aus vielen eckigen Gesteinstrümmern besteht, die durch eine feinkörnige Grundmasse verbunden sind. Ähnlich ist ein Konglomerat, jedoch sind bei dieser Gesteinsart die Komponenten gerundet. Die Rofanbrekzie ist eine Besonderheit im Rofangebirge östlich des Achensees. Sie besteht hauptsächlich aus Oberrhätkalken, bunten Jurakalken, Kössener Kalken und teilweise Hornstein, weshalb sie auch den Beinamen „Hornsteinbrekzie“ Abbildung 14: Rofanbrekzie trägt. Die Bildung dieser Brekzie ist sowohl auf tektonische Bewegungen als auch auf Sedimentationsprozesse zurückzuführen, wobei die Sedimentationsbrekzie wesentlich mächtiger entwickelt ist. Vor allem durch gravitative Schuttströme lagerte sich Material in Rinnen ab und verfestigte sich in weiterer Folge zur Rofanbrekzie. Auftreten Die Rofanbrekzie bildet die oberste Schicht der Gesteinsabfolge im Rofan und baut daher die Gipfelregionen, besonders der Rofanspitze und Roßköpfe, auf. Fundort Das Anschauungsstück der Rofanbrekzie in der Sammlung ist aus dem Bereich der Grubascharte am Weg Richtung Rofanspitze. 17 Abbildung 15: Fundort der Rofanbrekzie-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Der Rofan mit seinen Gesteinsabfolgen ist ein begehrtes Untersuchungsgebiet, um die geodynamischen Prozesse im Zeitabschnitt des Jura zu untersuchen. Die Entstehung der Rofanbrekzie stellte die Wissenschaftler lange Zeit vor ein Rätsel und noch heute werden Untersuchungen und Exkursionen in diesem Gebiet durchgeführt. Aufgrund des hochgelegenen Auftretens und der Instabilität einer Brekzie ist dieses Gestein für die Wirtschaft nicht von Bedeutung. 18 1.7. Alpiner Buntsandstein Der Begriff „Buntsandstein“ beschreibt eine Gesteinseinheit, die hauptsächlich aus Sandstein besteht. Der Buntsandstein fällt durch seine oft rote Farbe auf. Außerdem ist das Gestein leicht brüchig. Auftreten Der Alpine Buntsandstein tritt bei Schwaz und weiter in den Osten ziehend in relativ geringer Größe auf. Fundort Die Buntsandstein-­‐Probe stammt aus dem Gebiet Abbildung 16: Alpiner Buntsandstein oberhalb von Hochgallzein. Abbildung 17: Fundort der Probe aus dem Alpinen Buntsandstein Wirtschaftliche Bedeutung Im Buntsandstein befinden sich Spuren von Pyrit und Hämatit. Außerdem tritt vereinzelt Gips auf. Unter den zahlreichen Erzvorkommen im Bereich von Schwaz spielen jedoch jene im Buntsandstein eine untergeordnete Rolle. 19 1.8. Reichenhaller Schichten Die Reichenhaller Schichten bilden eine Formation, die überwiegend aus Karbonatgesteinen besteht. Hauptsächlich sind dies gelbe, feinkörnige Kalke. Daneben treten auch charakteristische löchrige Gesteine (Rauhwacken) auf. Auftreten Die Gesteine der Reichenhaller Schichten überlagern den Alpinen Buntsandstein und treten vor allem im Bereich der Rottenburg bei Rotholz, nahe Koglmoos Abbildung 18: Handstück d er Reichenhaller Schichten und an einigen weiteren Orten im Bereich von Schwaz und östlich davon auf. Fundort Ein schöner Aufschluss der Reichenhaller Schichten befindet sich am Rande der Asphaltstraße Richtung Koglmoos. Abbildung 19: Fundort der Probe aus den Reichenhaller Schichten Wirtschaftliche Bedeutung Die Gesteine der Reichenhaller Schichten sind von geringer wirtschaftlicher Bedeutung. Die löchrigen Rauhwachen wurden mancherorts als Baustein verwendet. 20 1.9. Partnach–Schichten Die Gesteine der Partnach–Schichten sind abhängig vom Tongehalt Tone, Mergel und Kalke. Sie weisen im Vergleich zu anderen Karbonatgesteinen, v.a. dem darüber liegenden Wettersteinkalk, eine dunklere Farbe auf. Auftreten Die Partnach Schichten kommen an mehreren Plätzen im Raum Schwaz vor, beispielsweise in den Gebieten von Gattern, Hochgallzein und St. Abbildung 20: Handstück aus den Partnach-­‐
Schichten Margarethen. Fundort An der Straße von Schwaz nach Gallzein sind Gesteine der Partnach Schichten anstehend. Abbildung 21: Fundort der Probe aus den Partnach-­‐Schichten Wirtschaftliche Bedeutung In den Steinbrüchen Märzenkeller (nordöstlich von Schwaz) und St. Margarethen wurden Partnach-­‐
Kalke abgebaut und als Baumaterial verwendet. Heute sind jedoch beide Steinbrüche stillgelegt. 21 2. Grauwackenzone 2.1. Wildschönauer Schiefer Die Wildschönauer Schiefer sind grün, teilweise gräulich und sehr dünnblättrig geschiefert. Sie ähneln dem Innsbrucker Quarzphyllit, jedoch fehlt ihnen im Gegensatz dazu das häufige Auftreten von Quarzknauern und –linsen. Auftreten Der Wildschönauer Schiefer tritt im Bezirk Schwaz sowohl westlich als auch östlich des Zillertales auf. Abbildung 22: Wildschönauer Schiefer Fundort Der Platz, von dem das Handstück des Wildschönauer Schiefers kommt, befindet sich im Trebachwald oberhalb von Gallzein. Abbildung 23: Fundort der Probe aus den Wilschönauer Schiefer Wirtschaftliche Bedeutung Der Wildschönauer Schiefer führt häufig Erz, vor allem Spateisenstein (Siderit Fe[CO3]) und Kupfererze. Heute sind die Bergbaue alle aufgelassen, in früherer Zeit gab es allerdings im Raum Schwaz viele Gruben und Stollen im Wildschönauer Schiefer. Dort wurde vor allem Kupfer abgebaut, aber auch viele weitere wertvolle Mineralien, wie zum Beispiel Azurit, Bleiglanz und Baryt wurden gewonnen. 22 2.2. Schwazer Dolomit Der Schwazer Dolomit ist ein helles, weiß-­‐, grau-­‐ oder rotgefärbtes Gestein, dessen Schichtung nur undeutlich erkennbar ist. Charakteristisch für den Schwazer Dolomit ist seine reiche Erzführung. Das auffallend blaue Mineral in dem Gestein ist Azurit, das grüne Malachit (beide sind kupferhaltig). Die beiden Komponenten stellen Begleitminerale des silberhaltigen Fahlerzes dar und waren daher wichtige Hinweise bei der Erzfindung. Abbildung 24: Schwazer Dolomit Auftreten Der Schwazer Dolomit tritt von Schwaz weiter in den Osten ziehend bis in den Bereich des Alpbachtales auf. Fundort Die Schwazer Dolomit-­‐Probe befand sich oberhalb von Gallzein in der Nähe des ehemaligen Bergbaureviers Ringenwechsel. Abbildung 25: Fundort der Probe aus dem Schwazer Dolomit Wirtschaftliche Bedeutung Der Schwazer Dolomit führt große Fahlerzlagerstätten. Diese Erze sind in ihrer Zusammensetzung sehr variabel. Ist ein großer Gehalt an Quecksilber (bis zu 17%) vorhanden, so spricht man von Quecksilberfahlerz, welches aufgrund der Lokalität auch den Namen Schwazit trägt. Die Metallgehalte im Schwazit liegen je nach Varietät im Mittel bei 38% Kupfer, 18% Antimon, 6% Arsen, 5,5% Zink, 2% Eisen, 0,5% Silber und in geringeren Mengen Mangan, Wismut, Blei, Nickel und Cadmium. 23 Durch den Abbau dieser Erze entstand in den Gesteinen des Schwazer Dolomits eines der ergiebigsten Bergwerke des Mittelalters in Mitteleuropa. Hauptsächlich wurde Silber und Kupfer gewonnen. Die Minerale Azurit und Malachit wurden für die Farbherstellung genützt. Von 1957 bis 1999 wurde das Dolomitgestein abgebaut und als Straßensplit und Ähnliches verwendet. 24 3. Quarzphyllitzone 3.1. Innsbrucker Quarzphyllit Ein Phyllit ist, wie oben beschrieben, ein metamorphes Gestein mit ausgeprägtem Parallelgefüge. Diese Schieferung ist sehr dünnplattig, vergleichbar Papierblättern. Dieses Gefüge führt dazu, dass das Gestein brüchig und häufig sogar mit den Fingernägeln zerlegbar ist. Das Hauptmineral dieses Gesteins ist Glimmer, insbesondere Muskovit, im Volksmund auch Katzensilber genannt. Dabei handelt es sich um eine Mineralgruppe Schichtsilikate, deren lagiger Abbildung 26: Quarzknauer im Innsbrucker Quarzphyillit Kristallaufbau die Dünnblättrigkeit bedingt. Daneben kommt im Innsbrucker Quarzphyllit, wie schon der Name sagt, viel Quarz vor, allerdings nicht schön auskristallisiert als Bergkristall, sondern als milchig-­‐weiße Knauern und Linsen. Auftreten Die Innsbrucker Quarzphyllitzone reicht entlang des Inns von Innsbruck bis Schwaz. Sie verläuft im Osten weiter bis knapp vor Mittersill. Im Süden grenzt sie an das Tauernfenster. Die Trennlinie dieser beiden Einheiten liegt im Zillertal etwa auf der Höhe von Ramsau. Fundort Der Ort, von dem dieses Anschauungsstück stammt, liegt oberhalb von Kaltenbach in der Nähe des Skigebietes Hochzillertal. 25 Abbildung 27: Fundort der Quarzphyllit-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Der Quarzphyllit ist an sich ein relativ unbedeutendes Gestein. Es gibt jedoch innerhalb dieser Zone auch Vererzungen, die u.a. die Minerale Antimonit, Fahlerz, Zinkblende, Kupferkies, Arsenkies, Pyrit, Bleiglanz, Scheelit (siehe 3.2 26 Magnesit & Scheelit), sowie auch Gold (siehe Goldbergbau Zell am Ziller) enthalten. Bezüglich seiner geringen Stabilität neigen Berghänge, die aus Quarzphyllit bestehen, zu Rutschungen, und Böschungen und Felswände müssen oft aufwändig gesichert werden. 27 3.2. Magnesit & Scheelit Magnesit ist nicht aufgrund seines häufigen Auftretens im Bezirk Schwaz in dieser Sammlung. Es handelt sich dabei nicht um ein gebirgsbildendes Gestein, sondern um ein wirtschaftlich bedeutendes Industriemineral. Es wurde früher oberhalb von Lanersbach im Berg-­‐ und Tagebau gewonnen. Magnesit ist ein Karbonatmineral mit der chemischen Zusammensetzung MgCO3. Es ist meist farblos oder weiß, teilweise gelblich oder gräulich. Abbildung 28: Magnesit verwachsen mit Scheelit Neben Magnesit kommt in der Lagerstätte auch Scheelit vor. Bei diesem Mineral handelt es sich um ein Erz des seltenen Metalls Wolfram mit der chemischen Formel Ca[WO4]. Mit freiem Auge ist Scheelit nicht von Magnesit unterscheidbar; bestrahlt man jedoch den Stein mit UV-­‐Licht, leuchten die Scheelit-­‐Bereiche hell-­‐weiß, während der Magnesit dunkel erscheint. Mit dieser Technik wurde auch früher im Bergwerk Scheelit erkannt und gewonnen. Auftreten Die Magnesit-­‐Scheelit-­‐Lagerstätte befindet sich am Südrand der Innsbrucker Quarzphyllitzone. In den Phylliten finden sich dort Schollen aus Magnesit und Dolomit. Scheelit kommt dort in den Schiefern, und seltener auch zusammen mit Dolomit und Magnesit vor. Fundort Die Gesteinsprobe stammt aus dem ehemaligen Bergbaugebiet nordöstlich von Vorderlanersbach. Circa 300 m von der Schrofenalm entfernt befindet sich eine etwa 50 m hohe Schutthalde, auf der reichlich Magnesit zu finden ist. 28 Abbildung 29: Fundort der Magnesit/Scheelit-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Die Bedeutung des Magnesits als Rohstoff ist vor allem auf seine Temperaturbeständigkeit zurückzuführen. Er wird vor allem zur Herstellung feuerfester Ziegel verwendet, die unter anderem zur Auskleidung von Hochöfen eingesetzt werden. Außerdem wird Magnesit zur Herstellung von Heraklithplatten gebraucht, welche zur Wärmedämmung und Schalldämpfung dienen. Scheelit wird zur Gewinnung von Wolfram genützt. Dies ist ein wichtiges Schwermetall, das in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommt. Wolfram wird auf Grund seiner Härte und seinen extrem hohen Schmelzpunktes (3410°C) z.B. in der Werkzeugindustrie, zur Härtung von Stahl oder in Glühlampen eingesetzt. 29 3.3. Kellerjochgneis Die Kellerjochgneise werden auch als „Schwazer Augengneise“ bezeichnet. Dies hängt mit den auffälligen weißen „Augen“ zusammen, die aus dem Mineral Feldspat bestehen. Ansonsten sind diese Gesteine hauptsächlich grau bis leicht grünlich, rötlich gefärbt. Auftreten Wie schon der Name sagt, liegen die größten Vorkommnisse am Kellerjoch bei Schwaz. Sie reichen Abbildung 30: Kellerjochgneis bis ins Tal herab. Auch im Zillertal findet man dieses Gestein beiderseits von Uderns. Fundort Der Kellerjochgneis ist im Raum Schwaz vielfach zu finden, vor allem auch im Bachbett des Lahnbaches, welcher Wasser und auch Gestein vom Bereich des Kellerjoches talwärts transportiert. Abbildung 31: Fundort der Kellerjochgneis-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung In den Kellerjochgneisen befinden sich Lagerstätten mit mehreren unterschiedlichen Erzen. So wurde aus diesem Gestein Silber, Kupfer, Blei, Eisen und Zink gewonnen. Selten fand man extrem reiche Silbererze, sogenannte Rotgültigerze, die bis zu 70% Silber enthielten. 30 4. Tauernfenster à Schieferhülle Die Schieferhülle schließt nord-­‐ und südseitig an das Tauernfenster an. Dieser Bereich setzt sich aus verschiedenen, vorwiegend schiefrigen Gesteinen zusammen, welche zur penninischen Einheit gehören. Drei der bedeutendsten Gesteinsarten der Schieferhülle sind nachfolgend behandelt. 4.1. Hochstegenmarmor Hochstegenmarmor ist nach der Lokalität in Hochstegen bei Mayrhofen benannt. Dieses Karbonatgestein ist von grauer Farbe und weist häufig eine dünne Bankung auf. Auftreten Der Hochstegenkalk schließt nördlich an die Zentralgneiszone an. Er tritt im Bereich von Hochstegen auf sowie westlich und östlich davon. Abbildung 32: Hochstegenmarmor Fundort Das Handstück stammt aus der sogenannten Franzosenwand an der Straße von Mayrhofen nach Hochstegen. Der Name dieser Felswand kommt daher, dass die Franzosen während der Besatzungszeit an dieser Wand klettern übten. Abbildung 33: Fundort der Hochstegenmarmor-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Der Hochstegenmarmor wurde in den 1960er-­‐Jahren im Bereich der Zemmklamm bei Hochstegen abgebaut. Verwendung fand das Material vor allem als Bodenplatten, aber auch als Grabstein und im Straßenbau. 31 4.2. Hornblendegarbenschiefer Auffällig an diesem deutlich geschieferten Gestein sind die länglichen schwarzen Komponenten. Diese bestehen aus dem Mineral Hornblende, weshalb das Gestein Hornblendegarbenschiefer genannt wird. Neben diesen Bestandteilen setzt sich der Schiefer hauptsächlich aus Glimmermineralen, die den Glanz verursachen, zusammen. Weiter sind kleine rote Punkte sichtbar, die aus Granat bestehen. Granat ist ein sehr hartes Mineral, weshalb die Körner an der Oberfläche herausstehen. Teilweise sind sie schwarz Abbildung 34: Hornblendegarbenschiefer verwittert. Auftreten Der Hornblendegarbenschiefer ist einer von vielen Schieferarten, die in der Schieferhülle am Rande des Tauernfensters auftreten. Fundort Der Fundort des Hornblendegarbenschiefer-­‐Stückes befindet sich südlich des Schlegeisspeichers. Abbildung 35: Fundort der Hornblendegarbenschiefer-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Innerhalb der Glimmerschiefer der Schieferhülle liegt auf der östlichen Seite des Zillertales der aufgelassene Asbestbergbau von Hollenzen. Asbest ist ein äußerst hitze-­‐ und säurebeständiges, gut isolierendes Material, das aufgrund dieser Eigenschaften vielerlei Anwendungen findet. Es wirkt allerdings auf den Menschen gesundheitsschädigend. 32 4.3. Bündner Schiefer Die Bündner Schiefer tragen diesen Namen aufgrund ihrer großen Verbreitung im Schweizer Kanton Graubünden. Die grün gefärbten Gesteine bestehen vorwiegend aus Glimmern. Dazwischen befinden sich Kalklagen. Diese brausen beim Test mit Salzsäure, woran sie von den anderen ausgewählten Gesteinen der Schieferhülle unterscheidbar sind. Auftreten Die Bündner Schiefer bilden einen breiten Rand um das Tauernfenster. Sie kommen aber auch an vielen Abbildung 36: Bündner Schiefer anderen Orten in den Alpen vor. Fundort Das Anschauungsstück der Bündner Schiefer stammt von nahe Hollenzen nördlich von Mayrhofen. Abbildung 37: Fundort der Bündner Schiefer-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Die Bündner Schiefer weisen keine besondere wirtschaftliche Bedeutung auf. 33 à Zentralgneis 4.4. Orthogneis Die Zentralgneiszone ist jener Bereich des Tauernfensters, wo Gesteine des Helvetikums, also der untersten geologischen Einheit aufgeschlossen sind. Gneis ist ein Gestein, das durch Metamorphose umgewandelt wurde. Die Vorsilbe „Ortho“ besagt, dass es sich bei dem Ausgangsgestein vor der Umwandlung um ein magmatisches Gestein handelte („Para“ bedeutet, dass ein Sedimentgestein Abbildung 38: Orthogneis metamorph überprägt wurde). Je nach Druck-­‐ und Temperaturbedingungen während der Metamorphose können unterschiedliche Gneis-­‐Varietäten entstehen. Es befinden sich daher im Zentralgneiskern des Tauernfensters verschiedene Typen. Die Hauptbestandteile von Orthogneis bilden die Minerale Feldspat, Quarz und Glimmer. Darauf lassen sich auch die Farben Weiß (Quarz & Feldspat) und grau bis schwarz (Glimmer) zurückführen. Auftreten Die Zentralgneiszone reicht vom Brenner bis in den Osten des Landes Salzburg. Im Bezirk Schwaz umfasst sie den Bereich südlich von Hochstegen. Fundort Die Herkunft der Orthogneis-­‐Probe liegt an der Schlegeisalpenstraße etwas unterhalb des Schlegeisspeichers in den südlichen Zillertaler Alpen. 34 Abbildung 39: Fundort der Orthogneis-­‐Probe Wirtschaftliche Bedeutung Im Bereich der Zentralgneise gibt es Vorkommen bedeutender Mineralien. So treten beispielsweise Bergkristall, Granat, Bleiglanz, Zinkblende, Amethyst, Kalzit, Chlorit, Epidot, Granat und Turmalin auf. Bergkristall wurde bereits vor über 9000 Jahren am Olperer abgebaut. An der Ahornspitze gibt es alte Schürfe nach Bleiglanz und Zinkblende. Ein ergiebiger Granatabbau fand von Mitte des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts am Rossrücken im Zemmgrund und an der Ahornspitze statt. In Ginzling wird heute Gneis abgebaut, welcher sowohl als Bau-­‐ als auch als Zierstein Verwendung findet (siehe Steinbruch Fa. Gubert Jenbach und Ginzling). 35 Bergbaue im Bezirk Schwaz Silberbergwerk Schwaz Das Silberbergwerk Schwaz galt als eines der ertragreichsten Bergwerke des Spätmittelalters in Europa. Vor allem in den Gesteinen des Schwazer Dolomits (siehe 2.2 Schwazer Dolomit) befinden sich reiche Erzlagerstätten. Insgesamt wurden von 1420 bis 1827 in den drei Hauptrevieren Falkenstein, Ringenwechsel und Alte Zeche 2.571 t Silber und 190.999 t Kupfer gewonnen. Das Silber wurde in Hall in Tirol zu Münzen geprägt. Der Haller Taler war über mehrere Jahrhunderte fast in ganz Europa als Zahlungsmittel anerkannt. Das Kupfer fand mehrere Verwendungen. Es wurde mit Zink zu Messing und mit Zinn zu Bronze weiterverarbeitet. Das Dach der Schwazer Pfarrkirche ist mit 15.000 Kupferplatten gedeckt, was von dem Kupferreichtum der damaligen Zeit zeugt. Einer Sage nach wurde das silberhaltige Fahlerz 1409 durch einen Stier entdeckt. Wie sehr man dieser Geschichte Glauben schenken sollte, ist fraglich. Es existieren auch Spuren früherer Erzschürfe, sogar aus vorchristlicher Zeit. Die Blütezeit erlebte der Schwazer Bergbau im 15. und 16. Jahrhundert. Zahlreiche Bergmänner zogen nach Schwaz, und die Ortschaft wurde mit rund 20.000 Einwohnern nach Wien zur zweitgrößten im habsburgischen Reich. Die Bergbaue erstreckten sich über mehrere Reviere. Das bedeutendste war jenes am Falkenstein, wo Stollen mit einer Gesamtlänge von über 500 km vorgetrieben wurden. Die Abbaue reichten nicht nur hoch hinauf, sondern auch bis 200 m unter die Talsohle hinab. Im 16. Jahrhundert wurden zwei Schächte in die Tiefe gebaut, wobei man gegen große Probleme mit dem Grundwasser anzukämpfen hatte. Um die Abbaue in der Tiefe trocken zu halten, wurden anfangs Wasserschöpfer eingestellt, die das Wasser händisch nach oben heben mussten. Erst 1556 errichtete man untertage ein Wasserrad, welches Pumpen antrieb und die Wasserförderung erheblich erleichterte. Diese Maschinerie galt als eine neue technische Errungenschaft und wurde als „Schwazer Wasserkunst“ bezeichnet. Obwohl sie immer wieder verbessert wurde, reichte es nicht aus, um die immer größer werdenden Tiefbaue trocken zu halten. Ende des 18. Jahrhunderts musste das Schachtrevier aufgegeben werden. Die Wirtschaftlichkeit des Schwazer Bergwerkes ging mit der Entdeckung Amerikas und den dortigen reichhaltigeren Erzlagerstätten stark zurück. Durch die Einführung des Schwarzpulvers im Jahre 1666 konnte die Ausbeute zwar nochmals gehoben werden, dennoch war der Niedergang Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr aufzuhalten. Die Bergleute verließen den Ort nach und nach, bis schließlich 36 1827 der Betrieb von der österreichischen Regierung eingestellt wurde. In den darauffolgenden Jahrzehnten begaben sich immer wieder Bergmänner auf die Suche nach weiteren Erzlagern. 1856 wurde der Schwazer Bergwerksverein gegründet und einige Reviere wieder in Betrieb genommen. Diese Abbaue erreichten jedoch keine große Bedeutung. Während des Zweiten Weltkrieges wurde einer der größten Räume untertage zu einer Fertigungshalle der Messerschmitt GmbH umgebaut. Der Plan war, das erste doppelstrahlige Düsenflugzeug der Welt vor Luftangriffen geschützt zu konstruieren. Bis es dazu kam, war allerdings der Krieg zu Ende, und die Produktionsstätte in der Messerschmitthalle wurde von den französischen Besatzern gesprengt. Ab 1957 wurde im Schwazer Bergwerk Dolomitgestein (siehe 2.2 Schwazer Dolomit) durch die Montanwerke Brixlegg zur Verwendung für die Herstellung abriebfester Asphaltdecken abgebaut. Nach dem Felssturz am Eiblschrofen oberhalb des Bergbaureviers im Jahr 1999 wurde das Schwazer Bergwerk stillgelegt und seither findet keine bergmännische Tätigkeit mehr statt. 1991 wurde das Schwazer Schaubergwerk eröffnet in dem jährlich über 120.000 Besucher Einblick in die Welt unter Tage erhalten. Magnesitbergwerk in Tux 1910 entdeckte der Innsbrucker Mineraloge Bruno Sander ein Magnesitvorkommen oberhalb des Ortes Vorderlanersbach in der Gemeinde Tux. Nach längeren Planungsarbeiten wurde 1927 das Bergwerk eröffnet. Es war seinerzeit das höchstgelegene Magnesitabbaugebiet Europas auf über 1700 m. Mehrere Seilbahnen wurden für den Betrieb errichtet. So gab es eine Personalseilbahn, die von Vorderlanersbach zum Werksgelände hinaufführte. Eine 9 km lange Materialseilbahn transportierte das gewonnene Gestein über den Hoarberg nach Bühel im Zillertal (ca. 2 km nördlich von Mayrhofen), von wo aus das Material mit der Zillertalbahn weiter verfrachtet wurde. In den ersten beiden Jahrzehnten des Bergbaubetriebes wurde der Magnesit ausschließlich obertage abgebaut. Mit der Zeit ging die Ergiebigkeit dieses Bergbaues jedoch zurück und so begann man nach dem 2. Weltkrieg 1946/1947 die unterirdischen Magnesitvorkommen zu erkunden. Es stellte sich heraus, dass der untertägige Abbau wirtschaftlich rentabel war und so wurde 1948 bereits im Barbarastollen abgebaut. In den folgenden Jahren wurden mehrere Stollen vorgetrieben. Nach 1955 wurde neben dem Magnesit auch Scheelit abgebaut. 37 Für den Betrieb des Bergwerkes waren bis zu 400 Mitarbeiter im Einsatz. Neben den Bergmännern gab es auch zahlreiche andere Berufsgruppen, die für die Produktion benötigt wurden. Schlosser, Schmiede, Tischler, Chemiker, Elektriker u.v.m. waren in angegliederten Betrieben beschäftigt. Etwa 500 m vom Werksgelände entfernt wurde eine eigene Werkssiedlung errichtet, in der Mitarbeiter und Familienangehörige wohnten. Die Infrastruktur der Siedlung war mit Kantine, Lebensmittelläden, Arztpraxen, Volksschule sowie auch Kino, Kegelbahn etc. gut ausgebaut. Im Oktober 1949 wurde die Barbarakapelle errichtet. Die Arbeit im Bergwerk war ständig mit Gefahren verbunden und vor allem die hohe Gebirgslage erschwerte den Abbau. So kam es 1951 zu einem Lawinenabgang, wodurch ein Laboratorium zerstört und neun Arbeiter getötet wurden. Die schwierige Abbausituation führte 1972 zu dem Beschluss, das Bergwerk zu schließen. 1976 endete schließlich der Betrieb im Magnesitbergwerk Tux. Die Gebäude auf dem Bergwerksgelände sowie die Werkssiedlung (mit Ausnahme zweier Wohnhäuser) wurden nach der Schließung komplett abgetragen. Die Materialseilbahn wurde demontiert und das Gelände Großteils renaturiert. So sind heute kaum noch Spuren des ehemaligen Bergbaubetriebes zu sehen. Die Barbarakapelle wird jedoch erhalten und erinnert an die Geschichte dieses Ortes. Handstück siehe 3.2 38 Magnesit & Scheelit Goldbergbau Zell am Ziller Im Innsbrucker Quarzphyllit treten in der Umgebung von Zell am Ziller Goldquarzitlager auf. Diese Erzlagerstätten wurden um 1630 entdeckt und bald darauf begann man mit dem Abbau. Das wichtigste Bergbaurevier lag am Hainzenberg. Auch am Rohrberg wurde Erz gewonnen, ebenso wie am Tannenberg. Diese Reviere erlangten jedoch keine sehr große Bedeutung. Nach der Entdeckung der Goldlagerstätten entfaltete sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein reger Bergbaubetrieb. Das Unternehmen wurde vom Staat geführt, bis es Mitte des 19. Jahrhunderts immer weniger Gewinn einbrachte und schlussendlich verkauft wurde. In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es immer wieder Versuche, das Bergwerk zu neuer Blüte zu bringen, allerdings scheiterte man mehrmals an den dabei anfallenden Kosten. Der Abbau im Tiefbau am Hainzenberg wurde immer schwieriger, da mehr und mehr Wasser eindrang und die technischen Hilfsmittel nicht ausreichten, um diese Probleme zu bewältigen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bergbau in Zell am Ziller aufgegeben. Die Ausbeute des Zeller Bergbaues von ca. 1600—1870 betrug rund 300.000 t Roherz zu ca. 7 g Feingold je Tonne. Dies bedeutet einen Ertrag von mindestens 2,1 t Feingold. Durch die Aufbereitung und Verhüttung wurden davon jedoch nur 1,1 t gewonnen. Als Nebenprodukt erhielt man etwa 0,1 t Feinsilber. Seit 1997 gibt es das Goldschaubergwerk nahe Zell am Ziller, wo man mehr über den Bergbau in früherer Zeit erfahren kann. Steinbruch Fa. Gubert Jenbach und Ginzling Der Steinbruch in Jenbach existiert sein 1852. Seit 1890 betreibt ihn die Firma Gubert. Abgebaut wird in diesem Steinbruch Wettersteinkalk. Ursprünglich wurde der Rohstoff gewonnen, um daraus Brandkalk zu erzeugen. Dieses Material fand sowohl in der Bauindustrie Anwendung als auch beispielsweise bei der Entschwefelung von Roheisen im Zuge der Stahlerzeugung. Heute werden hauptsächlich Zuschlagstoffe hergestellt, die in der Beton-­‐ und Asphaltproduktion eingesetzt werden. 39 Neben dem Hauptbetrieb in Jenbach führt die Fa. Gubert einen Granitgneis-­‐Gesteinsabbau in Ginzling. Dieses Material wird als Mauerstein, als Wasser-­‐ oder Flussbaustein beispielsweise zur Regulierung von Bächen oder als Zierstein genützt. Tiroler Steinöl Pertisau Seit mehr als 100 Jahren existiert im Achensee-­‐Gebiet der Betrieb der Familie Albrecht zur Erzeugung des Tiroler Steinöls. 1902 entdeckte man den Ölschiefer am Seeberg, der von da an 15 Jahre lang im Mariastollen abgebaut wurde. Erst nachdem dieser Bergbau durch eine Lawine zerstört wurde, fand man im Bächental eine weitere Ölschieferlagerstätte, wo seither der Rohstoff gewonnen wird. Das Material wird gesprengt, zerkleinert und anschließend zur Schwelanlage befördert. Dort werden im Sommer drei Monate lang drei Schachtöfen betrieben, um den Ölschiefer zu brennen. Das dabei entstehende Steinöl wird zu unterschiedlichen Kosmetikprodukten weiterverarbeitet, wie zum Beispiel Salben, Badeölen, Shampoos etc. Die Inhaltsstoffe des Tiroler Steinöls haben eine wohltuende Wirkung für Mensch und Tier und gelten als altbewährtes Hausmittel gegen diverse Beschwerden. 40 Weiterführende Literatur und Informationen Allgemeine geologische Informationen PFIFFNER, O. A. (2009): Geologie der Alpen (UTB). Geologische Karten Brandner, R. (1980): Geologische Übersichtskarte von Tirol. -­‐ M 1:300.000 (Universitätsverlag Wagner).
Brandner, R. (1980): Tektonische Übersichtskarte von Tirol. -­‐ M 1:600.000 (Universitätsverlag Wagner). Informationen zu den Bergbauen Schwazer Silberbergwerk: http://www.silberbergwerk.at GSTREIN, P. (1987): Die Silberkammern von Schwaz, Tirol. (Bode Verlag). ECHOspezial Nr. 5, Ausgabe Juli 2002: Das silberne Zeitalter 1450-­‐1550 -­‐ Wie Tirol zum Mittelpunkt Europas wurde. Magnesitbergwerk in Tux: http://www.sagen.at/doku/bergbau/magnesit_tux.html Tiroler Steinöl: https://www.steinoel.at/ Goldschaubergwerk Zell: http://www.goldschaubergwerk.com/ Granatabbau Zillertal: http://www.intermineralia.at/Zillertaler%20Granat.htm 41 
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