Die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen zieht Bilanz und stellt die Konsumentenagenda 2013 vor Beachtliche Erfolge und anspruchsvolle Projekte Kurz vor Jahresende blicken die SKS, FRC und ACSI auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und ebenso erfolgreiche Projekte zurück. Verschiedene Themen werden auch 2013 weitergeführt: Die Schwerpunkte werden dabei auf den Massnahmen gegen die Hochpreisinsel Schweiz und der Umsetzung des revidierten Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb liegen. Kein «Zuschlag Schweiz»: gegen überteuerte Importprodukte Ein sehr wichtiges Thema für die Allianz ist der Kampf gegen die Hochpreisinsel Schweiz. Ende Oktober 2012 wurde die Preisvergleichsplattform www.preisbarometer.ch erfolgreich lanciert. Auf diesem Portal lassen sich die Schweizer Preise von über 700 Produkten mit denen im angrenzenden Ausland vergleichen. Mit dieser Preistransparenz sollen die Marktmechanismen gestärkt und die Weitergabe von Wechselkursgewinnen gefördert werden. Preisbarometer.ch wurde von der Allianz in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Büro für Konsumentenfragen (BfK) und dem Konsumentenforum erstellt. Im Jahr 2012 wurden die Preise für Produkte aus den Sektoren Nahrungsmittel, Kosmetik, Kleider, Schuhe, Zeitschriften und Spielzeuge erhoben. 2013 wird zusätzlich ein Preisvergleich für Elektronikprodukte und Sportartikel folgen. Die Preise für diese acht Sektoren werden alle sechs Monate neu erhoben, um die Preisentwicklung zu beobachten. Die Webseite wird bis mindestens Ende 2014 weiterbetrieben. Die Allianz wird sich auch im 2013 dafür einsetzen, dass Schweizer Konsumenten nicht mehr überhöhte Preise für Importprodukte («Zuschlag Schweiz») bezahlen müssen und so wieder vermehrt in der Schweiz einkaufen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist zudem die laufende Revision des Kartellgesetzes. Stopp! Unlauteres Handeln unterbinden Bis heute haben die Mitglieder der Allianz rund 5000 Beschwerden von Konsumenten erhalten: Dank einem Online-Beschwerde-Formular konnten Konsumentinnen und Konsumenten darauf hinweisen, wenn die Bestimmungen des überarbeiteten Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb nicht eingehalten werden. Verschiedene unlautere Geschäftspraktiken sind seit dem 1. April 2012 verboten: Der grösste Teil der Beschwerden betrifft die Missachtung des Sterneintrags im Telefonbuch (4000 Beschwerden). Dutzende Strafanzeigen wurden von der Allianz im Juli in der ganzen Schweiz eingereicht. Trotz Gesetzesrevision bestehen bestimmte Geschäftspraktiken weiterhin und machen den Konsumenten das Leben schwer. Deshalb wird die Allianz auch im 2013 Strafanzeigen einreichen und aufmerksam verfolgen, welche Sanktionen die bereits laufenden Verfahren auslösen. Die Revision des UWGs erlaubt zudem ab dem 1. Juli 2012 die Prüfung des Kleingedruckten (Allgemeine Geschäftsbedingungen AGB) auf ihre Missbräuchlichkeit hin. Die Allianz hat zusammen mit der Zeitschrift Beobachter die AGB-Bestimmungen von 70 Firmen untersucht und zahlreiche Klauseln gerügt. Leider haben bislang nur wenige Firmen ihre AGB freiwillig geändert. Daher schliesst die Allianz für die kommenden Monate gerichtliche Schritte nicht aus, sollten weiterhin keine Einigungen zustande kommen. Doppelt gespart: Lebensmittelabfälle vermeiden Im Jahr 2012 ist die Allianz das Problem der Lebensmittelabfälle angegangen. Dabei lag der Fokus auf einem Test der Haltbarkeitsdaten, welcher gezeigt hat, dass viele Nahrungsmittel auch lange nach Ablauf des angegebenen Datums noch geniessbar sind. Die Allianz hat sich deshalb für ein besseres Verständnis des Verfallsdatum bei den Konsumenten eingesetzt und diesbezüglich politisch interveniert. Die Allianz-Mitglieder haben damit prägend zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema Lebensmittelabfälle beigetragen. Ende 2012 wurde die Problematik in mehreren Bundesämtern thematisiert. 2013 plant die Allianz eine Informationskampagne für Konsumenten. Denn die Privathaushalte spielen eine wichtige Rolle in der Verhinderung der Lebensmittelabfälle. Der Akzent wird dabei auf eine positive und konstruktive Kommunikation gesetzt, um die Bemühungen der Konsumenten zu unterstützen. Die Hauptbotschaft soll sein, dass das Vermeiden von Lebensmittelabfällen einfach ist und sich auch positiv auf das Budget auswirkt. Die Allianz wird ausserdem mit der 2012 begonnenen Arbeit betreffend den Haltbarkeitsdaten weiterfahren. Dickes Werbegeschäft: Lebensmittelwerbung Das Problem des Übergewichts von Kindern in der Schweiz ist besorgniserregend. Studien haben gezeigt, dass Fernsehwerbung dabei eine wichtige Rolle spielt. Im Herbst 2011 hat die Allianz untersucht, welche Lebensmittel in den Fernsehwerbungen auf sechs Schweizer Fernsehkanälen präsentiert wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass es vor allem ungesunde Lebensmittel wie Fast-Food oder Süssigkeiten sind. Die Allianz hat deshalb wichtige Player im Schweizer Lebensmittelmarkt - Mc Donald’s, Ferrero, Migros oder Coop - aufgefordert, dem Swiss Pledge beizutreten. Diese freiwillige Selbstverpflichtung von Schweizer Nahrungsmittelproduzenten schränkt die Werbung für ungesunde Lebensmittel während Kindersendungen ein. Einige Anbieter wie Kellogs oder Nestlé haben den Swiss Pledge bereits unterzeichnet, was sich positiv ausgewirkt hat. Die Allianz fordert ausserdem strengere Kriterien und die Durchführung einer unabhängigen Überwachung des Swiss Pledges. Die Allianz ist der Meinung, dass eine allfällige gesetzliche Regelung diskutiert werden muss, falls die freiwilligen Massnahmen nicht zu einer noch ausgeprägteren Verbesserung führen. Leere Versprechungen? Politikerrating bringt Klarheit Die Konsumentencharta wurde im vergangenen Wahljahr von über 60 Mitgliedern der Bundesversammlung unterzeichnet. Die Allianz wird während der laufenden Legislatur die Verbindung zu den Gewählten aufrechterhalten und sie mit fundierten Informationen unterstützen, damit sie im politischen Geschäft die Interessen der Konsumenten wahrnehmen können. Die Allianz wird zudem evaluieren, ob das Abstimmungsverhalten der Unterzeichnenden tatsächlich mit der Konsumentencharta übereinstimmt. Aus diesem Grund wird 2013 eine Website entstehen, die die interessierten Konsumenten und Wähler über die Stimmabgaben der Parlamentarier während den einzelnen Sessionen informiert. Dabei werden dieselben acht Themenbereiche wie in der Konsumentencharta verwendet: Konsumverträge, Finanzdienstleistungen, Produkte- und Lebensmittelsicherheit, Ernährung, Digitale Welt und Telekommunikation, Gesundheit, Energie und Nachhaltigkeit und Sammelklagen. Unnötig und gefährlich: Antibiotika in Lebensmitteln Die Verwendung von Antibiotika als Leistungsförderer ist in der Schweizer Landwirtschaft zwar verboten, in der Tiermedizin werden sie jedoch regelmässig und in grossen Mengen eingesetzt. Das führt zur Bildung von antibiotikaresistenten Bakterien, die auch in Nahrungsmitteln festgestellt werden: Der Konsum solcher Nahrungsmittel kann auch zu einer Antibiotikaresistenz beim Menschen führen. Eine sehr bedenkliche Entwicklung. Für das Jahr 2013 hat sich die Allianz in diesem Zusammenhang mehrere Ziele gesetzt. Dazu gehört die Durchführung eines Testes, der die eventuelle Existenz von antibiotikaresistenten Bakterien in Nahrungsmitteln aufzeigen soll. Den Testergebnissen entsprechend werden mögliche Forderungen an die Verteiler, Produzenten und Tierärzte ausgearbeitet. Zudem wird die Allianz die Konsumenten über die gesundheitlichen Konsequenzen einer Antibiotikaresistenz informieren, praktische Einkaufstipps veröffentlichen und die Kosten einer landwirtschaftlichen Produktion ohne den Einsatz von Antibiotika aufzeigen. Bern, Lausanne, Lugano, 17.12.2012