Gelebte Demokratie - über 70 Lokmitglieder bei der Diskussionsrunde zur Ausgliederung des Aufgabenbereichs Spielbetrieb 1. Mannschaft +++ Probeabstimmung bringt klares Votum für die Ausgliederung +++ Am vergangenen Montag folgten 70 Mitglieder des Aufrufs des Vereinspräsidiums sich über die Pläne der geplanten Ausgliederung des Aufgabenbereichs Spielbetrieb 1. Mannschaft und allen in diesem Zusammenhang stehenden Dienstleistungen für diesen Bereich zum 1. Juli 2015 in die bereits bestehende 1. FC Lokomotive Leipzig Marketing & Merchandising GmbH zu informieren. Diese lauschten dabei ab 19:00 Uhr den Ausführungen von Vizepräsident Jens Kesseler sowie Sascha Günther, dem Geschäftsführer der 1. FC Lokomotive Leipzig Marketing & Merchandising GmbH. In ihrer Präsentation erläuterten beide die Beweggründe, die Vor- und Nachteile sowie die inhaltliche Ausgestaltung der Ausgliederung. Sascha Günther führte insbesondere aus, dass die Ausgangslage für den Verein nicht gut ist. Er nannte als Nachteile: • • • • • Generell sinkende öffentliche Zuschüsse Allgemein rückläufige Spendenbereitschaft Steigende Ausgaben für z.B. Infrastruktur (u.a. Energiekosten, Erhalt Bauzustand Bruno-Plache-Stadion) und Personal (u.a. Mindestlohn) Bereitschaft Tätigkeiten in Vereinsämtern sehr gering Mangelnde Attraktivität für Sponsoren und strategischer Partner, aufgrund Image und erfolgreicherer Sportteams in der Stadt Leipzig (SC DHfK Leipzig, HC Leipzig, Icefighters Leipzig) Diese stellen einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil für den 1. FC Lokomotive Leipzig dar! Als Lösungsansätze zählen hier • • Nicht-monetär, u.a. – Verbesserung Vereinsimage – Konsequente strategische Ausrichtung Monetär, u.a. – Erschließung neuer Einnahmequellen, z.B. Catering in Eigenregie/Erhöhung Sponsoring Drittveranstaltungen/Strategische Partner Dazu ist es notwendig, den Verein für Partner noch attraktiver zu machen. Durch die Erschließung neuer Einnahmequellen kommt es automatisch zu einem weiter erhöhten wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Dies kann u.a. über kurz oder lang zu Problemen mit Gemeinnützigkeit führen (wie u.a. beim BSV Kickers Emden sowie Kickers Offenbach). Die Folge wäre neben einem weiteren Imageschaden, der Fakt, dass keine Fördermittel mehr beantragt und Spendenbescheinigungen ausgestellt werden könnten. Deshalb ist es erforderlich den 1. FC Lokomotive Leipzig umzustrukturieren. Die bedeutende Frage ist dabei: "Wie kann der 1. FC Lokomotive Leipzig e.V. im Spannungsfeld der Kommerzialisierung eine nachhaltige finanzielle Stabilität erreichen und damit den Fortbestand sowie die sportliche Perspektive langfristig sichern?". Nach monatelangen Recherchen, Gesprächen und den bisherigen Erfahrungen der Vereinstätigkeit: "Nur durch die Ausgliederung des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs". Daraus ergeben sich folgende Vorteile: 1. Erhalt der Mitbestimmung: - Mitgliederversammlung bleibt oberstes und wichtigstes Organ - Mitglieder bestimmen weiterhin alles Wichtige und haben Einfluss auf die Tochtergesellschaft 2. Erhalt der Gemeinnützigkeit: - Abwehr rückwirkender Versteuerung (Ertrags-, Umsatzsteuer) 3. Haftungsschranke: – Verein haftet begrenzt mit seiner Einlage für Tochtergesellschaft --> Risiko einer möglichen Insolvenz des Spielbetriebes liegt allein bei der Tochtergesellschaft und Verein unterhalb der 1. Mannschaft bliebe trotzdem bestehen – Vereinsämter haften somit auch nur begrenzt --> Steigerung Attraktivität für Ämter beim 1. FC Lok 4. Klare Trennung von Aufgaben und Ressourcen: - Erlöse und Aufwendungen der wirtschaftlichen & ideellen Geschäftsbereiche werden klar getrennt 4. Optimierte Prozesse: – Schnellere Handlungsprozesse – Kurze Kommunikationswege – Bedarfsgerechte Organisationsstruktur 5. Kapitalbeschaffung – Verschiedene Erlösmöglichkeiten am Kapitalmarkt leichtere Beschaffung von Eigenund Fremdkapital – Größere Transparenz durch Publizitätspflichten umfassende Informationen für Vereinsmitglieder Neben den Vorteilen ergeben sich jedoch auch einige Nachteile: – Gezeichnetes Kapital TEUR 1.000 ab Dritte Liga erforderlich (im Rahmen der Zulassung müssen jedoch auch als Verein hohe wirtschaftliche Bedingungen erfüllt werden) – Kurzfristiger zeitlicher verwaltungstechnischer Mehraufwand – Zustimmung aller Spieler zum neuen Arbeitgeber Daran ist jedoch zu erkennen, dass die Vorteile überwiegen. Sascha Günther stellte zudem, bei einer positiven Abstimmung für die Ausgliederung, die neue Vereinsstruktur vor. Hier ist wiederum klar zu erkennen, dass die Mitglieder weiterhin Einfluss auf alle wichtigen Entscheidungen haben. Sei es direkt oder indirekt durch Anträge auf Mitgliederversammlungen. Das Präsidium nimmt dabei die Interessen der Mitglieder und des Vereins in der Gesellschafterversammlung bei der Tochtergesellschaft war und steuert damit diese. Es wird zudem ein ständiger Aufsichtsrat in der Tochtergesellschaft geschaffen (rechtlich nicht notwendig). In diesen Aufsichtsrat wird mind. ein Aufsichtsratsmitglied des Vereins und mind. ein Präsidiumsmitglied des 1. FC Lok entsendet. Außerdem ist vorgesehen, dass die Mitglieder einen Vertreter aus der Mitgliedschaft in den Aufsichtsrat der Tochtergesellschaft entsenden. Dazu wird auf der nächsten Mitgliederversammlung eine entsprechende Wahl stattfinden. Daraus resultieren für den Verein sowie die Spielbetriebs GmbH folgende Organigramme: Anhand der beiden Organigramme ist zudem folgende Aufgabenverteilung zu erkennen: • Verein: Erhalt der Gemeinnützigkeit durch: Förderung des Nachwuchsfußballs Förderung des Breitensport Betreuung und Verwaltung des Geländes und des Stadions Spielbetriebsgesellschaft mbH: Nachhaltigkeit des sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgs sichern Spielbetrieb 1. Herren Spieltagsorganisation Ticketing Merchandising Unternehmenskommunikation/ Marketing Die Mitglieder stellten im Anschluss an den Vortrag insbesondere Fragen zu NOFV-Statuten und dem Thema Investor. Diese sind hier dargestellt: • Kann ein Investor den Verein kaufen? – NEIN! – Es können nur Anteile der Spielbetriebsgesellschaft mbH verkauft werden – Die Mehrheit, jedoch mindestens 51 Prozent der Anteile besitzt immer der 1. FC Lokomotive Leipzig e.V. – Bei Verkauf von 15 Prozent oder mehr Prozent der Anteile an einen strategischen Partner Entscheidung liegt bei der MV – Sinken Anteile des Vereins auf 75 Prozent oder weniger Prozent Entscheidung liegt bei der MV – Kapitalerhöhung der Kapitalgesellschaft Entscheidung liegt bei der MV • Wer kontrolliert die Spielbetriebsgesellschaft mbH? – Gesellschafterversammlung (Verein) – Aufsichtsrat der Spielbetriebsgesellschaft mbH – Geschäftsführer berichten bei der Gesellschafterversammlung und der Mitgliederversammlung – Umfassende Publikationspflichten z.B. Bundesanzeiger • Werden die Vorgaben des NOFV erfüllt? Ja! – Verein hat Mehrheit der Anteile in der Spielbetriebsgesellschaft mbH – Jugendmannschaften des Vereins werden der ausgegliederten Kapitalgesellschaft (GmbH) als Nachwuchssoll iSd § 3 Nr. 5 NOFV-SPO zugerechnet Weiterhin stellte Sascha Günther die zukünftige Finanzstruktur dar: Verein Mitgliedsbeiträge • Spenden • Platzgebühren • Nutzungsgebühren • Spielbetriebs GmbH • Sponsoring • Spielbetrieb • Merchandising • Transfererlöse • Umlagen • Sponsoring (Nachwuchs) • Fördermittel • Fernsehgelder Der Verein ist in der Lage, den Großteil seiner Aufgaben durch eigene Einnahmen zu erfüllen. Darüber hinaus erhält der Verein Lizenz- und Nutzungsgebühren von der Spielbetriebs GmbH. Den Abschluss der Diskussion bildete eine Probeabstimmung. Dabei gab es neben 7 Enthaltungen und 10 Nein-Stimmen über 53 Ja-Stimmen für die Ausgliederung, die somit an dem Tag die erforderliche Mehrheit erhalten hätte. Der Verein dankt allen erschienen Mitgliedern und hofft, die Unklarheiten beseitigt zu haben.