Vorneweg gesagt: Oh mein Gott, ist der Anfang

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Schulaufenthalt in Thailand - Fabio Zeiser
Anmerkung von Fabio, einige Zeit nach Verfassen des untenstehenden Berichts:
Vorneweg gesagt: Oh mein Gott, ist der Anfang meines Berichts vorurteilsbeladen! Meinen Bericht
würde ich jetzt, im Nachhinein, garantiert anders schreiben, auch das ist eine Lernerfahrung!
Reflektion und Erfahrung gehen weit über das Austauschjahr hinaus.
Damals habe ich den Anfang meines Berichts bewusst so klischeehaft gewählt, weil ich dachte,
vielleicht weckt es größeres Interesse:
Bekanntes bestätigt zu bekommen ist immer einfach und angenehm.
Mittlerweile sehe ich es als verpasste Chance, denn es gibt eindeutig spannendere, weniger
abgedroschene Einblicke, die ich aus meinem Austauschjahr hätte beschreiben können. Schließlich
bietet gerade der längere Aufenthalt die Möglichkeit mehr zu sehen als im Standardreiseführer
geboten wird!
Da der Rest des Berichtes weniger stark von den Vorurteilen lebt sondern einen etwas persönlicheren
Einblick gibt, will ich ihn nicht zurücknehmen. Ich hoffe und glaube aber, ihr werdet tiefergehende
Erfahrungen machen und später davon berichten können.
Was soll man sich mehr wünschen?
Traumhafte Stände, sagenhaftes Essen und die schönsten Mädchen der Welt – was sollte man sich mehr
von seinem Austauschjahr wünschen? Viele meiner Erfahrungen stecken schon in dem ersten Satz, doch
das Land des Lächelns hat noch mehr zu bieten.
Ankunft
Der Anfang dieses wunderbaren Jahres war im Mai 2006 im „Orientation Camp“ in Bangkok. Dort
sprachen wir, die zehn deutschen Schüler, die sich entschieden hatten ein Austauschjahr in einer
Gastfamilie in Thailand zu leben, über die Sitten und die Kultur des Landes.
Gastfamilie
Das erste Mal, dass ich meine Gastfamilie sah, war auf dem Weg von Bangkok nach Kanchanaburi,
einer kleinen Stadt in der Nähe Myanmars. Mit dem Auto braucht man etwa eineinhalb Stunden, aber
damals kam es mir vor, als hätte es Jahre gedauert.
Thai
Ich konnte keinerlei Thai und meine neue Familie war auch nicht gerade gut bewandert in Englisch.
Meine Gasteltern sind um die 40 Jahre alt und meine Gastschwester ist auch 16, also nur ein paar
Monate älter als ich. Wie auch immer, nach kurzer Zeit verbesserte sich das Englisch meiner Schwester,
so dass ich zu ihr gehen konnte, wenn ich irgendwelche Probleme hatte. Meine Gasteltern sprechen kein
Englisch, was später aber auch kein Problem mehr war, da ich Thai gelernt habe. Thai zu sprechen oder
zu schreiben ist mittlerweile kein Problem mehr für mich, aber am Anfang war das schon eine ganz schön
harte Nuss. Das Thai Alphabet hat 44 Konsonanten und mehr als 18 Vokale, man macht auch keine
Lücke zwischen den einzelnen Worten, sondern nur am Satzende. Außerdem kann mal jedes Wort in bis
zu fünf verschienen Betonungen, die alle eine andere Bedeutung haben, aussprechen. Aber Thai hat
einen riesigen Vorteil gegenüber anderen Sprachen: es gibt fast keine grammatikalischen Regeln.
Schule
Hier, auf meiner Schule in Deutschland, die allgemein schon als groß gilt, sind in etwa 1.000
Schülerinnen und Schüler, aber an meinem ersten Schultag in der Kanchananukroh Highschool erwartete
mich eine Überraschung. Ich hätte nicht mir der dreifachen Schülerzahl gerechnet – richtig erstaunlich war
jedoch, dass nur 20 von ihnen Jungs waren.Außer in den Touristengebieten, gibt es sehr wenig
„Farangs“ (lit.: Westler) in Thailand. Also stellt euch mal meine ersten Wochen in der Schule vor, fast als
einziger Junge, der zusätzlich noch total anders aussieht als der Rest…
In meinem Leben dort war die Schule die wichtigste Aktivität. Das hatte viele Gründe, zum Beispiel ist
der Schultag ziemlich lang. Er beginnt mit dem Morgenappell, bei dem das Schullied und die
Nationalhymne gespielt werden. Es ist ziemlich bewegend jeden Morgen zwischen 3000 Schülern zu
stehen, welche aus vollem Herzen diese Lieder singen. An den meisten Tagen hielt dann ein Lehrer nach
dem Gebet dann noch eine Ansprache.
Zur Mittagzeit hatten wir dann eine Stunde Zeit um uns etwas zu Essen in der Kantine zu holen. Es
schmeckte dort wirklich überraschend gut und dabei ist es auch noch billig. Wenn ich mich recht erinnere
hat man die freie Wahl zwischen ungefähr 20 verschiedenen „Läden“, die jeweils 4 verschiedene
Gerichte anbieten. Außerdem gibt es noch leckere Früchte und Süßigkeiten zu kaufen.
Um vier Uhr nachmittags endet der Schultag, aber viele der Schüler bleiben noch länger, da sie entweder
„special classes“ haben, oder in eine der zahlreichen und gut besuchten AGs gehen.
Ich hatte die Chance viele Fächer zu belegen, die ich in Deutschland nie lernen könnte, wie zum Beispiel
„Thai Cooking“, „Thai Music“ und „Fruit Carving“. Aber ich hatte auch Stunden die nicht so „exotisch“
waren, wie Englisch, Gemeinschaftskunde und Chemie.
Freizeit
Ich denke es ist ziemlich einfach Freunde in Thailand zu finden, weil wirklich jeder freundlich und offen ist,
immer ein Lächeln für einen parat hat und alle Interesse an „Farangs“ zeigen. Wir haben uns in den
Schule getroffen, wo ich jeden Tag bis ungefähr um sechs oder halb sieben war, da ich in der „Ponglang“
Band unserer Schule spielte. „Ponglang“ ist ein Musikinstrument aus dem „Isan“, dem Nordosten
Thailands. Man kann es am mit einem Xylophon vergleichen, aber die Musik ist viel lebendiger – und
beliebter. Ich verbrachte ziemlich viel meiner Freizeit damit in der Band zu proben und oft bin ich
deswegen auch samstags oder Sonntags in die Schule gegangen. Im zweiten Halbjahr konnte ich durch
einen glücklichen Zufall am Wochenende sogar in einer Bar spielen
Schluss
Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden um all diese Erlebnisse aufzuschreiben und um YFU für
diese einmalige Chance zu danken.
Ich habe innerhalb eines Jahres nicht nur eine andere Sprache gelernt, viele Freunde gefunden und mich
für eine komplett andere Kultur geöffnet, welche ich zu lieben gelernt habe; ein Teil meines Herzens ist
Thailand geblieben und all die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, werden mein Leben für immer
bereichern.
Weitere Informationen
Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, wie ihr selbst als Austauschschüler ins Ausland gehen könnte, dann
schaut euch die Infos "Schulaufenthalt im Ausland" an.
editiert am: 5.3.2013
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