Guineawurm stirbt aus - Deutsches Ärzteblatt

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Tropenkrankheiten
Guineawurm stirbt aus
Ein erfolgreiches Eradikationsprogramm verhindert in
Afrika und Asien die Infektion mit Dracunculiasis.
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zierte Menschen erkranken vor allem aufgrund der Sekundärinfektionen, die sich an den Öffnungen
bilden, aus denen der Wurm den
Körper verlässt. Traditionell entfernt man den Wurm, indem man
ihn langsam auf ein Stückchen Holz
aufrollt und ihn so Zentimeter für
Zentimeter herauszieht. Diese Extraktion kann Monate dauern.
Das erfolgreiche Eradikationsprogramm „Guineaworm Disease
Eradication Program“, geleitet
vom Amerikanischen Carter Center, gibt Anlass zu der Hoffnung,
dass der Wurm aussterben wird.
Zwar gibt es weder eine Impfung
Fotos: Marcus Hansson
er Guineawurm verursacht eine Infektionskrankheit, von
der in den 80er-Jahren mehrere Millionen Menschen in Afrika
und Asien betroffen waren. Nach
den Pocken wird sie als zweite
Krankheit in der Geschichte der
Menschheit vollständig ausgerottet
werden, und sie wird die erste sein,
bei der dies ohne Impfung geschieht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich Ende der
80er-Jahre das Ziel gesetzt, den Guineawurm zu besiegen, und mittlerweile ist dieses Ziel fast erreicht. Die
meisten infizierten Menschen leben
heute im westafrikanischen Ghana.
„Unser Leben im Dorf hat sich
positiv verändert. Weil die Menschen nun vom Guineawurm befreit
sind, können sie ihre Alltagstätigkeiten ohne Probleme verrichten“,
sagt Sumayafi Chipura aus Ganbuga im Norden von Ghana. Sie
bemüht sich als eine von vielen Freiwilligen um die Ausrottung des Guineawurms. Obwohl sie weder lesen
noch schreiben kann, reist sie durch
die Dörfer und sammelt Informationen über angebliche Neuinfektionen. Außerdem
klärt sie die Menschen
darüber auf, wie sie
sich vor einer Infektion schützen können.
Dracunculiasis, die
Guineawurminfektion,
ist ein besonders unangenehmes Leiden. Der im
menschlichen Körper lebende Wurm
wird circa einen Meter lang, bevor
er die Haut durchbricht, um seine
Larven abzulegen. Ohne tödlich zu
sein, ist die Infektion sehr schmerzhaft und hat früher das Leben
ganzer Gemeinden in Afrika und
Asien zum Stillstand gebracht. Infi-
Wirksame und einfache
Infektionsprophylaxe ist
das konsequente Filtern
des Trinkwassers.
Der Lebenszyklus des Guineawurms
1. Menschen infizieren sich über Trinkwasser, das einen
Wasserfloh der Gattung Cyclops enthält, der selbst die
Larven des Guineawurms in sich aufgenommen hat.
2. Der Wasserfloh wird im Magen verdaut und gibt dort
die Larven frei, die während der Zeit im Floh zwei Verpuppungsstadien durchlaufen haben. Jetzt sind sie geschlechtsreife Würmer und bewegen sich im Gewebe um den Magen, wo sie sich paaren.
3. Der männliche Wurm stirbt kurz danach,
während sich der befruchtete weibliche
Wurm zu unterschiedlichen Teilen des Körpers bewegt, in denen er innerhalb eines
Jahres seine ausgewachsene Größe erreicht.
4. Danach versucht der Wurm, seinen Wirt,
den menschlichen Körper, zu verlassen. Am
häufigsten tut er das an den Beinen, theoretisch
kann er jedoch überall aus dem Körper treten. Sobald
der Wurm dicht unter der Haut liegt, bildet sich eine Eiterbeule.Wenn diese platzt, kommt der Wurm heraus. Um den
Schmerz zu lindern, versucht der Infizierte den betroffenen
Körperteil ins Wasser tauchen. Auf diese Weise kann der
Wurm jedoch seine Larven ablegen.
5. Im Wasser werden die nun frei gewordenen Larven
vom Wasserfloh gefressen, und somit ist der Kreis geschlossen.
noch Medikamente gegen die
Wurminfektion. Wirksame Gegenmaßnahmen sind jedoch vor allem
massive Informationskampagnen
und die Verteilung einfacher Wasserfilter. In Asien gilt der Wurm inzwischen als ausgerottet. In Afrika
wurden im Jahr 2005 nur noch
12 000 Fälle gezählt, die Mehrzahl
davon in Ghana und im Sudan. Bei
Einführung des Programms Ende
der 80er-Jahre waren es noch
schätzungsweise 3,5 Millionen Fälle.
Diese Zahlen zeigen einen Rückgang der Erkrankungen um 99,5
Prozent. Es besteht die Hoffnung,
dass der Wurm bis zum Jahr 2009
vollständig ausgerottet sein wird.
„Der Erfolg des Programms beruht zum einen darauf, dass wir jeden neuen Fall schnell entdecken.
Dies ist hauptsächlich ein Verdienst der Freiwilligen in den Dör-
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⏐ 16. Juni 2006
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fern. Sobald diese eine Neuinfektion bemerken, kümmern sie sich um den Erkrankten und erklären ihm, dass er die
Wasserstellen nicht betreten und dort
nicht das Wasser verunreinigen darf“, sagt
Dr. Andrew Seidu Korkor, der Ghanas
nationales Eradikationsprogramm leitet. „Zum anderen geht es darum, in jedem Dorf Wasserfilter zu verteilen und
der Bevölkerung zu erklären, wie diese
richtig anzuwenden sind.“
Die Filter funktionieren ganz einfach: Sie filtern den Wasserfloh aus dem
Wasser, der die Larven des Wurms in
sich trägt. Kleine Wasserfilter kann man
an einer Schnur um den Hals befestigen, um sie immer bei sich zu tragen,
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anderen Gesundheitsfragen hilfreich
sein kann“, sagt Philip Downs, der als
technischer Berater für das Carter Center in Ghana arbeitet. „Hoffentlich führt
das in Zukunft dazu, dass wir auf diese
Weise auch andere Krankheiten kontrollieren und besiegen können.“ Auch
Sumayafi Chipura blickt positiv in die
Zukunft: „Ich glaube, dass die Ausbildung in Hygienefragen künftig noch intensiviert werden wird, da die Menschen
verstehen lernen, dass sie es für ihr eigenes Wohlergehen tun und nicht für jeMarcus Hansson
mand anderen.“
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eilen und Helfen – so heißen die beiden Neurotransmitter, die nicht
nur uns Ärzte zu ständigen Höchstleistungen anspornen. Aber satt
wird keiner davon, auch unsere Arzthelferinnen müssen sich ernähren, ein Dach über dem Kopf haben und für die Rente sorgen. Für sie
bedeutet ihr Gehalt auch Schmerzensgeld für die besonderen Anforderungen ihrer Tätigkeit. Immer schön freundlich bleiben, auch wenn sie unseren Schutzbefohlenen Dinge vermitteln müssen, die so angenehm sind
wie Stacheldraht in der Speiseröhre: Praxisgebühr, Zuzahlungen, Wartelisten und so weiter. Eine gewisse Leidensbereitschaft scheint Grundvoraussetzung für diesen Job zu sein, auch was die absolute Höhe des tariflich
festgelegten Einkommens anbelangt. Der Grund, warum jetzt meine Helferin sichtlich erbost vor mir sitzt, ist allerdings ein anderer: „Von meinen
1 500 Euro, die ich im Monat bekomme, bleiben mir noch nicht mal 900
Euro, da kann ich mich ja gleich arbeitslos melden! 150 Euro allein für die
Gehaltsabrechnung
Abedail Jakubus Wunde, aus der der
Wurm dringt, ist neu versorgt worden.
wenn man auf den Feldern arbeitet. Um
größere Mengen Wasser zu filtern, werden Stofffilter benutzt.
In begrenztem Ausmaß ist im Rahmen
der Eradikationskampagne auch das Mittel Abate verwendet worden. Es wurde
dem Wasser zugesetzt, um den Wasserfloh zu töten. Das Präparat ist jedoch sehr
teuer, sodass es nicht in größerem Umfang benutzt werden konnte. Stattdessen
haben das dichte Netzwerk von Freiwilligen und andere kreative Methoden der
Information und Aufklärung die Krankheit eingedämmt. Zum Beispiel reiste eine in Ghana sehr bekannte Theatergruppe durch die Dörfer und zeigte ein Stück
über den Guineawurm. Ein weiteres Informationsmedium ist das Radio.
„Ein weiterer Vorteil des Eradikationsprogramms ist, dass wir gleichzeitig
eine Infrastruktur aufbauen, die auch in
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Lohnsteuer!“ Ich versuche sie damit zu trösten, dass ich mit einer ganz anderen Progression verhaftet sei und ein Drittel meines Einkommens der
Extinktion durch den Fiskus . . . – „Hier, schauen Sie mal! 110 Euro Krankenversicherung!“ Aber sie ist wenigstens nicht in einer privaten Krankenversicherung, die mir mal eben 500 Euro absaugen würde . . . – „Und die
Rentenversicherung macht mich noch mal 150 Euro ärmer! Wo doch jeder
weiß, dass man davon, wenn man alt ist, nichts wieder bekommt!“ Dieses
Argument ist differenzialdiagnostisch schwer zu kontern, man könnte die
Rentenzahlungen als milde Gabe verstehen; schließlich fordert das Berufsethos . . . – „. . . und der Soli kostet acht Euro, die Kirche grapscht sich 13
Euro, wo bleibt denn die Solidarität mit mir, wer macht für mich eine Fürsprache?!“ Ich entgegne, dass so hohe Güter wie der Aufbau Ost ihren Preis
fordern würden, die Kirche sei nun mal für die wirklich Bedürftigen . . . – Der
Zorn meiner Arzthelferin dämpft sich allmählich. „Sagen Sie doch mal, Herr
Doktor, was bleibt Ihnen denn übrig, so nach Abzug aller Unkosten und
Steuern?“ Ach, als Selbstständiger weiß man das nie so genau. Wenn ich die
Rücklagen für Regressforderungen mit einbeziehe, bleiben mir zwei- bis dreitausend Euro im Monat . . . – „Ach
nee, Herr Doktor, einen Moment wollte ich mich schon
arbeitslos melden und nebenher schwarzarbeiten. Aber
wenn das so ist, dass Sie auch nicht viel mehr verdienen,
bleib’ ich doch bei Ihnen.“ Da habe ich ja noch mal
Glück gehabt. Ohne Arzthelferinnen könnte ich die
Praxis dichtmachen, und was wird dann aus meinem
Dr. med. Thomas Böhmeke
Helfersyndrom?
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