Nummer: 05 05/2011 Schwerpunkt Weitere Themen Konjunktur Bundeshaushalt Haushaltsdefizit sinkt mehr Zeitarbeit Sprungbrett statt Abstellgleis mehr Arbeitsmarkt Die Bundesregierung erwartet in ihrer Frühjahrsprojektion einen Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts von 2,6 Prozent in diesem Jahr. Die Arbeitslosigkeit wird im Jahresdurchschnitt unter drei Millionen liegen. Die Beschäftigung ist auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Dieser Aufschwung gehört den vielen fleißigen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in unserem Land. Es ist ein Aufschwung wie im Lehrbuch. Der Export gab den Zündfunken. Und jetzt ist der Funke auf die Binnennachfrage übergesprungen. Lesen Sie dazu in diesem Magazin: Wachstumstreiber: Investitionen und privater Konsum Arbeitsmarkt aufnahmefähig wie lange nicht Lesetipps Arbeitnehmerfreizügigkeit - Chance für Deutschland Konsumklima weiterhin auf hohem Niveau Monatsbericht April 2011 des Bundesministeriums der Finanzen Offshore-Windpark Baltic 1 in Betrieb: "Wichtige Wegmarke auf unserem Kurs ins regenerative Zeitalter" Volle Freizügigkeit für Arbeitnehmer mehr Nachwachsende Rohstoffe Neue Felder für stoffliche und energetische Nutzung mehr Energie Speichern für die Flauten mehr Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, April 2011 Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im April 2011 Impressum © 2017 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Impressum Abonnieren Sie auch den Informationsdienst "Fakten zur Regierungspolitik" und den Newsletter der Bundesregierung. Schwerpunkt Wachstumstreiber: Investitionen und privater Konsum Die deutsche Wirtschaft wächst 2011 um 2,6 Prozent. Die stärksten Impulse kommen von der Binnennachfrage. Darauf weist die aktuelle Frühjahrsprojektion der Bundesregierung hin. Eine weitere positive Entwicklung: die Zahl der Arbeitslosen sinkt im Jahresdurchschnitt unter drei Millionen. "Frühlingszeit ist Aufschwungszeit. Die Wirtschaft in Deutschland wächst kräftig weiter. Der Aufschwung ist gefestigt. Das konjunkturelle Hoch über Deutschland ist stabil." So fasste Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle die Wirtschaftsentwicklung Mitte April zusammen. Aufschwung auf breitem Fundament Die Bundesregierung erwartet in ihrer Frühjahrsprojektion einen Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,6 Prozent in diesem Jahr und um 1,8 Prozent im nächsten Jahr. Dabei kommen die stärksten Impulse von der Binnennachfrage. Ihr Beitrag zum Wachstum wird auf über 80 Prozent steigen. Deutsche Konsumschwäche überwunden Investitionen und Konsum tragen die deutsche Binnenwirtschaft gleichermaßen. Der private Konsum dürfte in diesem Jahr real um 1,3 Prozent steigen. Im nächsten Jahr rechnet die Bundesregierung real mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent. Die Inlandsnachfrage gewinnt zunehmend an Kraft. Das macht die deutsche Wirtschaft insgesamt widerstandsfähiger. Und dies wird sich, angesichts der aktuellen Preisentwicklung bei Rohstoffen, der Katastrophen in Japan und der noch nicht ausgestanden Schuldenkrise im Euroraum auszahlen. Die Menschen haben ihr Zukunftsvertrauen wiedergewonnen. Einkommen der privaten Haushalte steigen Besonders erfreulich: Die Bürgerinnen und Bürger nehmen am Aufschwung teil, durch höhere Einkommen und neue Arbeitsplätze. So steigen die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte spürbar, 2011 und 2012 um jeweils 3,3 Prozent, so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Erfolge am Arbeitsmarkt machen sich bei der Binnennachfrage bemerkbar. Der Binnenmarkt trägt den Aufschwung. Die Bundesregierung hat mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz Familien, Unternehmen und den Mittelstand entlastet. Das Gesetz hatte ein Entlastungsvolumen von 24 Milliarden Euro und trat zum 1. Januar 2010 in Kraft. Die Entlastungsmaßnahmen wirken. Deutliches Kaufkraft-Plus "Leistung lohnt sich wieder. Die Menschen haben wieder mehr Geld in der Tasche", so der Bundeswirtschaftsminister. Das Vertrauen der Menschen in die Zukunft nimmt ebenfalls zu. Zwar werden die Verbraucherpreise im Jahr 2011 mit 2,4 Prozent hauptsächlich aufgrund höherer Rohstoffpreise merklich steigen. Im nächsten Jahr dürfte die Teuerung aber wieder unter die Marke von zwei Prozent sinken. Selbst angesichts der höheren Teuerung verbleibt per Saldo in diesem und im nächsten Jahr ein deutliches Kaufkraft-Plus. Weniger Arbeitslose, mehr Beschäftigte Der Aufschwung wirkt auch positiv auf den Arbeitsmarkt. Die registrierte Arbeitslosigkeit fällt im Jahresdurchschnitt auf 2,9 Millionen. 2011 geht sie noch weiter runter auf rund 2,7 Millionen Personen. Parallel dazu steigt die Erwerbstätigkeit 2012 auf ein neues Rekordniveau von über 41 Millionen Personen. In manchen Regionen gibt es bereits heute Vollbeschäftigung: In Bayern und BadenWürttemberg lag die Arbeitslosigkeit im März bei etwa vier Prozent. Fehlende qualifizierte Arbeitskräfte werden zunehmend zu einer Bremse für Wohlstand und Wachstum. Deutschland muss seine Potentiale ausschöpfen. Beschäftigungshemmnisse beseitigen Die Bundesregierung räumt deshalb Beschäftigungshemmnisse für Ältere aus dem Weg und verbessert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie erhöht die Ausgaben für Bildung und Forschung erheblich. Gleichzeitig sind hochqualifizierte Zuwanderer in Deutschland willkommen. Ab dem 1. Mai gilt die Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus mittel- und osteuropäischen EULändern. Deutschland braucht Zuwanderung in Qualität. Frühjahrs- und Herbstprojektionen Grundlage für Steuerschätzung Unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) prognostiziert die Bundesregierung dreimal im Jahr die gesamtwirtschaftliche Entwicklung für Deutschland. Die Daten sind die Grundlage für die Schätzungen des Steueraufkommens im Arbeitskreis "Steuerschätzungen". Die nächste Steuerschätzung erfolgt in der Zeit vom 10. bis 12. Mai 2011. Die Frühjahrsprojektion im Überblick: Verwendung des Bruttoinlandspro dukts 2009 (preisbereinigt) [1] 2010 2011 2012 Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent Bruttoinlandspro -4,7 dukt 3,6 2,6 1,8 Konsumausgaben privater Haushalte -0,2 [2] 0,4 1,3 1,5 Konsumausgaben 2,9 des Staates 2,3 1,3 0,6 Bruttoanlageinves -10,1 titionen 6,0 5,5 4,5 darunter: Ausrüstungen -22,6 10,9 10,7 8,8 darunter: Bauten -1,5 2,8 1,8 1,3 Inlandsnachfrage -1,9 2,5 2,3 1,6 Exporte -14,3 14,1 7,5 6,5 Importe -9,4 12,6 7,5 6,5 Konsumausgaben privater Haushalte 0,1 [2] 2,0 2,1 1,8 Bruttoinlandsprod 1,4 ukt 0,6 0,9 1,6 Erwerbstätige (Inland) 0,0 0,5 1,0 0,6 nachrichtlich: Verbraucherpreisi 0,4 ndex 1,1 2,4 1,9 Preisentwicklung : absolute Werte in Mio. Erwerbstätige (Inland) 40,3 40,5 40,9 41,1 Arbeitslose (BA) 3,4 3,2 2,9 2,7 [1] Bis 2010 vorläufige Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes; Stand: 24. Februar 2011; [2] Einschließlich aller Organisationen ohne Erwerbszweck. Weitere Informationen Die Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute Wirtschaftsminister Rainer Brüderle: "Dynamisches Wachstum stärkt Kaufkraft und Arbeitsmarkt" Rede Wachstum und Widerstandskraft - Frühjahrsprojektion 2011 der Bundesregierung Foto: picture-alliance/dpa Sehr gute Beschäftigungs-perspektiven für Arbeit-suchende, vor allem auch für junge Menschen Schwerpunkt Arbeitsmarkt aufnahmefähig wie lange nicht Das stabile Wirtschaftswachstum wirkt: Die Zahl der Menschen ohne Arbeit ist im April auf 3.078.000 gesunken. Damit liegt die Arbeitslosenquote bei 7,3 Prozent. Die Erwerbstätigkeit ist auf 40,5 Millionen Beschäftigte gestiegen. Gut 27,9 Millionen Menschen davon waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. "Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im April ist unspektakulär aber solide", befand Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zur Veröffentlichung der aktuellen Zahlen. Im Vergleich zum März waren im April 132.000 weniger Arbeitslose gemeldet, im Vergleich zum Vorjahr sogar 321.000 weniger. Die Gründe sind offensichtlich: Mit dem konjunkturellen Aufschwung haben mehr Menschen eine Beschäftigung gefunden, die teilweise vorher arbeitsuchend waren. Entlastend wirkt außerdem der Umstand, dass immer weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten. Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung deutlich gestiegen Im April 2011 gab es in Deutschland eine knappe halbe Millionen mehr Erwerbstätige als im April 2010. Und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat im Vergleichszeitraum sogar um knapp 700.000 zugenommen. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten ist dabei um 460.000 gestiegen, die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 240.000. "Der Arbeitsmarkt ist aufnahmefähig wie ein Schwamm. Die Zahl der offenen Stellen steigt, und viele Unternehmen suchen immer intensiver nach passenden Fachkräften", so von der Leyen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle stellte Ende April in Berlin ebenfalls fest: „Schon heute haben viele Branchen mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen, Stellen für qualifizierte Mitarbeiter bleiben unbesetzt.“ Auch deswegen eröffne die volle Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt ab dem 1. Mai für Deutschland große Chancen, so die Minister weiter. Weitere Informationen Stabil positive Entwicklung am Arbeitsmarkt "Fragen und Antworten zur Freizügigkeit" Foto: BilderBox Die Preisstabilität muss gestärkt werden Bundeshaushalt Haushaltsdefizit sinkt 2011 beträgt Deutschlands Haushaltsdefizit 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit unterschreitet Deutschland bereits in diesem Jahr den europäischen Grenzwert von drei Prozent wieder klar. Zwei Jahre früher als im Rahmen des EU-Defizitverfahrens gefordert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft. Das BIP bezeichnet den Geldwert aller im Inland produzierten Waren (Güter ist der Oberbegriff für Waren und Dienstleistungen) und Dienstleistungen. Nicht berücksichtigt werden somit Waren und Dienstleistungen, die als Vorleistungen in die Produktion anderer Waren oder Dienstleistungen eingehen. Stabilitätsprogramm 2011 Zu diesem Ergebnis kommt die Aktualisierung des deutschen Stabilitätsprogramms 2011, die das Bundeskabinett Mitte April gebilligt hat. Es beschreibt die mittelfristige Strategie, mit der Deutschland die europäischen und nationalen Vorgaben erfüllen wird. Mit der in diesem Stabilitätsprogramm dargelegten finanzpolitischen Ausrichtung erfüllt Deutschland die europäischen und nationalen finanzpolitischen Vorgaben. Deutschland leistet damit auch durch seine nationale Finanzpolitik einen wesentlichen Beitrag zum Funktionieren der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Wirtschafts- und Währungsunion Mit der Unterzeichnung des EG-Vertrags ("Maastricht-Vertrag") am 7. Februar 1992 verpflichteten sich die damals 12 EU-Partner, bis spätestens Anfang 1999 schrittweise eine Wirtschafts- und Währungsunion zu verwirklichen.Die WWU trat mit der dritten Stufe und der Einführung des Euro als gemeinsame Währung (zunächst als Buchgeld) am 1. Januar 1999 in Kraft.Bereits in der ersten Stufe der WWU 1990 vereinbarten die EU-Mitgliedstaaten, sich stärker auf die Erfordernisse der Preisstabilität und Haushaltsdisziplin auszurichten. Die Fachleute sprechen von besserer wirtschaftlicher Konvergenz.Der am 1. Dezember 2009 in Kraft getretene Vertrag von Lissabon erklärt die Errichtung der WWU mit dem Euro als Währung zum expliziten Ziel (Artikel 3) der EU.Er stärkt das Ziel der Preisstabilität und betont den Vorrang der Preisstabilität im Rahmen der Währungspolitik.Die 17 Euroländer: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien (1999), Griechenland (2001), Slowenien ( 2007), Malta, Zypern (2008), Slowakei (2009), Estland (2011). Die Bundesregierung übermittelt das Stabilitätsprogramm zusammen mit dem Nationalen Reformprogramm an die Europäische Kommission. Der Stabilitäts- und Wachstumspakts verpflichtet die Euro-Teilnehmerstaaten, dem Rat "Wirtschaft und Finanzen" (ECOFIN) jährlich verpflichtet die Euro-Teilnehmerstaaten, dem Rat "Wirtschaft und Finanzen" (ECOFIN) jährlich aktualisierte Stabilitätsprogramme vorzulegen. Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) Der Stabilitäts- und Wachstumspakt ist die Klammer für die nationalen Wirtschaftspraktiken der EU-Mitgliedstaaten. Er soll sicherstellen, dass sie auch nach Einführung des Euro ihre Bemühungen um Haushaltsdisziplin fortsetzen. Den SWP müssen alle 27 Mitgliedstaaten und nicht nur die Euro-Staaten einhalten.Referenzwerte für Haushaltsdefizit und Schuldenstand Die zentralen Anker der haushaltspolitischen Überwachung sind die Referenzwerte von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Haushaltsdefizit und von 60 Prozent des BIP für den Schuldenstand.Daraus folgen Verpflichtungen für die Mitgliedstaaten, um die Ziele - Haushaltsdisziplin sowie Vermeidung übermäßiger Defizite - umzusetzen:So genannter "präventiver Arm"- Jährlich legen sie in ihren Stabilitätsprogrammen (Euroländer) oder Konvergenzprogrammen (Mitgliedstaaten, deren Währung bislang nicht der Euro ist) ihre Politik zur Erreichung dieser Ziele dar. Das deutsche Stabilitätsprogramm erstellt das Bundesfinanzministerium. Die Analyse dieser Programme soll möglichst frühzeitig verhindern, dass übermäßige öffentliche Haushaltsdefizite entstehen. Sie soll außerdem die Überwachung und Koordinierung der Wirtschaftspolitik fördern.- Jeweils vor dem 1. April und dem 1. Oktober übermitteln die Mitgliedstaaten die erwarteten Defizit- und Schuldenstände des laufenden Jahres an die EU (so genannte "Maastricht-Meldung").So genannter "korrektiver Arm"Hält ein Mitgliedstaat die Haushaltsdisziplin nicht ein und liegt ein übermäßiges Defizit vor, greift der „korrektive Arm“. Von konkreten Politikempfehlungen bis hin zu Geldbußen steht ein differenziertes Instrumentarium zum Abbau des übermäßigen Defizits zur Verfügung. Schuldengrenze in Verfassung verankert Deutschland hat die Schuldengrenze in seiner Verfassung verankert. Sie begrenzt die Kreditaufnahme von Bund und Ländern. Die Bundesregierung hat bereits 2010 mit ihrem Zukunftspaket die Grundlagen für eine nachhaltige, wachstumsorientierte Konsolidierung gelegt. Dieser Konsolidierungskurs wird dazu beitragen, dass Deutschland bis 2015 einen ausgeglichenen Staatshaushalt erreichen kann. Schuldenstand sinkt Auch der gesamtstaatliche Schuldenstand wird ab 2011 wieder sinken: von 83,2 Prozent in 2010 auf 82 Prozent in 2011 und bis 2015 auf rund 75,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Krise belastet öffentliche Finanzen Die Finanz- und Wirtschaftskrise und die staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen haben die öffentlichen Finanzen in Deutschland erheblich strapaziert. So hatte der Rat der europäischen Finanzminister im Dezember 2009 ein erhöhtes Defizit für Deutschland festgestellt und einen Abbau bis 2013 vorgegeben. Zwar bliebt es 2009 noch bei einem Staatsdefizit von drei Prozent des BIP. Die notwendigen finanzpolitischen Maßnahmen zu Stabilisierung des Bankensektors und zur Überbrückung der Wirtschaftskrise ließen dann aber 2010 das Defizit mit 3,3 Prozent über den EU-Grenzwert steigen. Staatliche Maßnahmen laufen aus Mit dem kräftigen Wirtschaftswachstum konnte Deutschland bereits im vergangenen Jahr die Folgen der Krise besser überwinden als zuvor angenommen. Die expansiven finanzpolitischen Maßnahmen beendet Deutschland nun schrittweise. Die Kreditversorgung der Unternehmen hat sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung verbessert. So sind die Kredit- und Bürgschaftsprogramme Ende 2010 wie vorgesehen ausgelaufen. Die Bundesregierung darf zusätzliche Ausgaben für Investitionsvorhaben in den Ländern und Kommunen noch bis Ende 2011 finanzieren. Die krisenbedingten Beteiligungen des Staates an Finanzinstituten wird die Bundesregierung zeitlich so eng wie möglich begrenzen und nach und nach beenden. Staatshaushalte nachhaltig konsolidieren Das neue Europäische Semester und der "Euro-Plus-Pakt" verpflichten die EU-Länder zu einem nachhaltigen und wachstumsorientierten Konsolidierungskurs. Dies ist aktuell die wesentliche wirtschafts- und finanzpolitische Aufgabe aller EU-Mitgliedstaaten. Dazu führt die EU die haushaltspolitische Koordinierung (Stabilitäts- und Wachstumspakt) und die Strukturreformen (EU-Wachstumsstrategie "Europa 2020") zusammen. Die Mitgliedstaaten müssen zudem ihre jährliche Haushaltsplanung stärker mit Brüssel abstimmen. Denn die Haushalte und Schuldenstände der einzelnen Länder wirken sich auf die gesamte Union aus. •Schutzschirm für den Euro •Zukunftspaket Weitere Informationen Einzelheiten zum Bruttoinlandsprodukt Informationen zur Wirtschafts- und Währungsunion Stabilitäts- und Konvergenzprogramm Stabilitäts- und Wachstumspakt Der Euro-Plus-Pakt Nationales Reformprogramm Zeitarbeit Sprungbrett statt Abstellgleis von Ina Franke Bild vergrößern Orientieren über ZeitarbeitFoto: picture-alliance/ dpa Eine 28-Jährige Kauffrau ist seit einem Jahr bei einem Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt. Sie arbeitet nach ihrer Ausbildung zunächst in ihrem Beruf. Dann beschließt sie, berufsbegleitend Medienwirtschaft zu studieren. Um das zu finanzieren, nimmt sie eine Stelle als Zeitarbeitende an. Eine schlechtere Behandlung als die Stammbelegschaft, kann sie nicht bestätigen: “Hier ist das Klima gut und alle arbeiten im Team, egal ob man von einer Zeitarbeitsfirma kommt oder festangestellt ist.“ Sie bezieht ihr Gehalt nach dem Tarifvertrag für die Zeitarbeit. Das ist weniger als die im Entleihunternehmen festangestellten Beschäftigten. Dafür bietet ihr die Arbeit in der Arbeitnehmerüberlassung wichtige Vorteile: “Bei meinem Zeitarbeitsunternehmen funktionierte es bisher immer sehr gut, mein Studium mit meiner Arbeit zu vereinbaren. Während ich an meiner Diplomarbeit schreibe, kann ich meine Arbeitsstunden reduzieren.“ Zeitarbeit - Was ist das? Arbeitnehmerüberlassung wird oft als Zeit- oder Leiharbeit bezeichnet. Zeitarbeitende in dieser Beschäftigungsform sind bei einem Zeitarbeitsunternehmen in der Regel fest angestellt. Für einen befristeten Zeitraum überlässt das Zeitarbeitsunternehmen den Beschäftigten einer zweiten Firma. Den Lohn zahlt jedoch das Zeitarbeitsunternehmen, auch dann wenn der oder die Beschäftigte gerade nicht an einen "Entleiher" vermittelt werden konnte. Bei der Zeitarbeit handelt es sich übrigens nicht, wie manchmal irrtümlicherweise angenommen, um "Arbeit auf Zeit". Zeitarbeitnehmende werden auf Zeit an andere Firmen "verliehen", sind jedoch in der Regel unbefristet bei ihrem Zeitarbeitsunternehmen angestellt. Mit der Zeitarbeit sollen Firmen Auftragsspitzen bewältigen oder Personalengpässe überwinden können. Negatives Image unbegründet Jede dritte bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Januar 2011 gemeldete freie Stelle kam aus der Zeitarbeit. Zwischen 2003 und 2008 entstand mehr als jede neunte neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Arbeitnehmerüberlassung. Auch hat sich kaum ein anderer Wirtschaftszweig so schnell von der Finanz- und Wirtschaftskrise erholt wie die Zeitarbeit. Dennoch hat die Arbeitnehmerüberlassung mit einem negativen Image zu kämpfen: Nicht immer finden die vermittelten Zeitarbeitenden im Anschluss einen festen Arbeitsplatz. Zeitarbeit als Übergang und Weiterbildung Für junge Menschen kann Zeitarbeit eine Orientierungshilfe sein. Petra Reinholz, Geschäftsführerin von Adecco, einem der drei größten Zeitarbeitsfirmen in Deutschland, erklärt: “Berufseinsteiger können selbst feststellen, was ihnen gut gefällt und wo sie ihre Stärken sehen. Sie können sich beispielsweise überlegen, ob sie in einem großen Unternehmen arbeiten möchten oder ob sie besser in eine mittelständische Firma passen.“ Junge und qualifizierte Erwerbstätige arbeiten nicht selten für eine gewisse Zeit als Zeitarbeitnehmende. Zu diesem Ergebnis kommt der Forschungsbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales “Was ist gute Arbeit?“. Unter den Berufseinsteigern mit abgeschlossener Ausbildung haben zehn Prozent schon einmal bei einem Zeitarbeitsunternehmen gearbeitet, heißt es dort. Dynamische Entwicklung der Zeitarbeit In Deutschland waren nach Angaben der BA im Herbst 2010 etwa drei Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Zeitarbeit tätig. Verglichen mit allen Beschäftigungsverhältnissen ist das wenig. Dennoch nahm die Zeitarbeit in den vergangenen Jahren enorm zu: Im Juni 2010 waren bundesweit 806.100 Zeitarbeitende unter Vertrag – 138 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Zeitarbeit reagiert besonders frühzeitig auf konjunkturelle Entwicklungen: Petra Reinholz erklärt die schnelle Erholung in der Zeitarbeit: “Alle waren überrascht, wie schnell sich die Wirtschaft nach der Krise erholt hat. Deswegen sind die Unternehmen bei Festeinstellungen noch vorsichtig und greifen auf die Zeitarbeit zurück. Daher auch die große Nachfrage.“ Den Anschluss wiederfinden Laut BA haben Arbeitsuchende zwei Drittel der im ersten Halbjahr 2010 neuen Zeitarbeitsverhältnisse abgeschlossen. Das zeigt, dass Zeitarbeit für Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit Bedrohte eine Perspektive ist. Zeitarbeit ist für viele auch eine Möglichkeit, in geregelte Beschäftigung zu kommen. Laut Reinholz ist die Zeitarbeit oftmals ein Übergang zu einer festen Anstellung: “In der Regel sind die Zeitarbeitenden nicht viel länger als ein Jahr bei uns beschäftigt.“ Danach übernimmt sie die Firma oder sie finden etwas anderes. Dieser “Klebeeffekt“, also die dauerhafte Übernahme durch die entleihende Firma, ist das, was sich viele Zeitarbeitenden erhoffen. Dieser Effekt schwankt allerdings von Branche zu Branche und hängt auch von den Tätigkeitsprofilen ab. Im Durchschnitt errechnen Wissenschaftler einen Klebeeffekt von etwa zehn Prozent. Christiane Koplin, Teamleiterin in der BA Berlin Süd erklärt, warum Zeitarbeit immer eine Chance ist: “Durch die Arbeit in einem Unternehmen kann man an Selbstbewusstsein gewinnen, Erfahrungen sammeln und dazulernen. Auch wenn das Arbeitsverhältnis befristet ist.“ Außerdem sei es immer leichter, sich aus einer bestehenden Beschäftigung heraus auf eine neue Stelle zu bewerben, als aus der Arbeitslosigkeit, so Koplin weiter. Mindestlöhne in der Zeitarbeit Gegen Lohndrückerei haben die Tarifparteien in der Zeitarbeit ab 1. Mai 2011 für ihre Beschäftigten Mindestlöhne vereinbart: 7,79 Euro in Westdeutschland und 6,89 Euro in Ostdeutschland. Es gibt aber ein paar Haustarifverträge, die hiervon abweichen. Auch ausländische Tarifverträge, die seit Anfang Mai aufgrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit in Deutschland zur Anwendung kommen können, dürften abweichen. Deutschland zur Anwendung kommen können, dürften abweichen. Deswegen hat die Bundesregierung das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz entsprechend geändert: Es ermächtigt das Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, die von den Tarifparteien vorgeschlagenen Mindeststundenentgelte allgemeinverbindlich zu erklären. Sowohl für die Einsatzzeit als auch für die verleihfreie Zeit. Damit will die Bundesregierung erreichen, dass auch für in Deutschland zeitarbeitende EU-Bürger die vereinbarten Mindestlöhne gelten. Allerdings wird der allgemeinverbindliche Mindestlohn für die Zeitarbeit in Deutschland voraussichtlich erst im Sommer kommen. Denn das vorgeschriebene Verfahren sieht vor, dass die vorschlagenden Tarifvertragsparteien repräsentativ für die Zeitarbeit sein müssen. Auch müssen alle Vereinigungen von Arbeitgebern in der Zeitarbeit und betroffene Gewerkschaften die Möglichkeit erhalten, dazu Stellung zu nehmen. Das steht zurzeit noch aus. Weitere Informationen “Was ist gute Arbeit?“ Foto: picture-alliance/dpa Ein weiterer Schritt zur Voll-endung des Binnenmarkts Arbeitsmarkt Volle Freizügigkeit für Arbeitnehmer Arbeitnehmende aus den acht neuen EU-Mitgliedstaaten erhalten in Deutschland ab dem 1. Mai die volle Freizügigkeit. Das bedeutet für sie umfassenden Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Insbesondere benötigen sie bei einem inländischen Arbeitgeber in Deutschland keine Arbeitserlaubnis mehr. Freizügigkeit in der EU ist die Möglichkeit für ihre Bürgerinnen und Bürger, sich in allen Mitgliedstaaten frei bewegen zu können, dort leben und arbeiten zu können. Für Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn, die 2004 der EU beigetreten sind, laufen mit der Freizügigkeit die sieben Jahre dauernden Übergangsbestimmungen aus. Für Bulgarien und Rumänien, die 2007 beigetreten sind, gelten die Übergangsbestimmungen noch. Die Übergangsbestimmungen konnten alte Mitgliedsstaaten einführen, um den Arbeitsmarktzugang aus den Beitrittsländern zu beschränken. Deutschland hat hiervon Gebrauch gemacht. Denn Arbeitsuchende, die ein viel niedrigeres Lohnniveau gewohnt sind, wären geneigt, ihre Arbeit auch zu niedrigeren Löhnen, als in Deutschland üblich, anzubieten. Das hätte einen nicht unerheblichen Preisdruck auf die Arbeitskraft, zumal in Niedriglohnsektoren in Deutschland zur Folge haben können. Dabei konnte die Wirtschaft schon kaum das inländische geringqualifizierte Arbeitskräfteangebot aufnehmen. So galt es, mögliche Störungen auf dem Arbeitsmarkt abzuwenden. Eine Chance für den deutschen Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt heute ist ein anderer, auch weil die Wirtschaft kräftig wächst. Das Bundesarbeitsministerium stellt somit folgende Rechnung auf: Viele Beschäftigte scheiden aus Altersgründen aus dem Erwerbsleben aus. In den kommenden Jahren etwa 200.000 Beschäftigte jährlich. Junge Menschen kommen wegen des demografischen Wandels aber nicht in der gleichen Größenordnung nach. Das Potential an gut qualifizierten, arbeitsuchenden Alleinerziehenden könnte 70.000 Stellen bedienen. Zudem wanderten in den letzten Jahren mehr Fachkräfte aus als ein. Die boomende Wirtschaft in Deutschland sucht aber händeringend Fachkräfte. Die Freizügigkeit schätzt Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen deswegen auch eher als Die Freizügigkeit schätzt Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen deswegen auch eher als Chance für den deutschen Arbeitsmarkt ein. Zumal Deutschland schon in der Vergangenheit erfolgreich Arbeitskräfte aus den 8 neuen Mitgliedsstaaten aufgenommen hat. Denn Deutschland hat im Zuge der wirtschaftlichen Anpassung dieser Staaten an die alten EU-Mitgliedstaaten schrittweise den Zugang zum Arbeitsmarkt gelockert: Sofern sich auf eine angebotene Stelle kein Inländer bewarb, konnte eine qualifizierte Arbeitskraft aus diesen Staaten die Stelle bekommen. Und seit 2009 fiel für Akademiker diese Vorrangprüfung bereits ganz weg. Branchenmindestlöhne gegen den Preisdruck So arbeiten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes heute schon 425.000 Bürger und Bürgerinnen aus den neuen Mitgliedstaaten in Deutschland. Die größte Gruppe darunter bilden 315.000 Polen. Die polnischen Nachbarn stellen damit nach den rund 365.000 Italienern bereits heute die zweitgrößte Gruppe unter den in Deutschland wohnenden Erwerbstätigen mit EUStaatsbürgerschaft. Die größte Gruppe überhaupt kommen allerdings mit knapp 484.000 Menschen aus dem Nicht-EU-Land Türkei. Dennoch kann es einen möglichen Preisdruck auf die Löhne in Niedriglohnsektoren geben. Denn neben der Chance auf Beschäftigung ist für Arbeitsuchende aus diesen Staaten die höhere Verdienstmöglichkeit in Deutschland attraktiv. Um nun möglichen Preisdruck in Branchen mit niedrigen Löhnen zu verhindern, hat die Bundesregierung dort größtenteils bereits Mindestlöhne eingeführt. In der Zeitarbeit, die einen großen Bedarf an weiteren Arbeitskräften auch unterschiedlichster Qualifikation hat, ist die Bundesregierung gerade dabei, dies zu tun. Weitere Informationen "Fragen und Antworten zur Freizügigkeit" Broschüre "Beschäftigung und Entsendung von Unionsbürgerinnen und -bürgern" Verdienste und Erwerbstätigkeit in der EU Nachwachsende Rohstoffe Nachwachsende Rohstoffe erobern neue Märkte Bild vergrößern Nachwachsende Rohstoffe schaffen ArbeitsplätzeFoto: Burkhard Peter Nachwachsende Rohstoffe sind von den weltweiten Märkten nicht mehr wegzudenken. Am bekanntesten ist der Einsatz von Biomasse zur energieerzeugenden Nutzung. Doch auch bei Biokunststoffen, im Gebäudebau oder als Grundstoffe für die Chemie erobern sie neue Märkte. Das macht die "Bio"-Rohstoffe für die heimische Land- und Forstwirtschaft sehr interessant. Die landwirtschaftliche Anbaufläche hierfür betrug im Jahr 2010 rund 2,15 Millionen Hektar. Das entspricht etwa 18 Prozent der deutschen Ackerfläche. Für die Erforschung und Entwicklung alter und neuer Anwendungsfelder für nachwachsende Rohstoffe stellt die Bundesregierung jährlich rund 50 Millionen Euro bereit. Dabei geht es um die stoffliche und die energetische Nutzung. Mittlerweile sind 10 Prozent der Rohstoffe, die die Industrie nutzt, nachwachsend. Stoffliche Nutzung Biokunststoffe: Anwendung finden sie zum Beispiel bei Verpackungen oder als EinwegEssgeschirr. Auch Tragetaschen und Müllbeutel oder Erzeugnisse für den Garten- und Landschaftsbau sind aus Biokunststoffen. Eine kurze Lebensdauer und Kompostierbarkeit sind bei Müllbeuteln oder Pflanzgefäßen sowie Einweg-Cateringartikeln von Vorteil. Das reduziert vor allem Abfallberge. In der Medizin spielen Operationsfäden und Implantate, die sich nach einer bestimmten Zeit im Körper von selbst auflösen, eine zunehmende Rolle. Anders als bei herkömmlichen Materialien ist keine erneute Operation erforderlich, um sie zu entfernen. Langlebige Biokunststoffe sind herkömmliche, mit Naturfasern verstärkte Kunststoffe (NFK). In Türinnenverkleidungen von Autos kommen sie zum Einsatz. Auch Hutablagen, Kofferraumauskleidungen, Reserveradmulden und Säulenverkleidungen bis hin zum Armaturenbrett können aus Biokunststoff sein. Biobaustoffe: Holz als Baustoff ist an erster Stelle zu nennen, wenn es um nachwachsende Rohstoffe beim Bauen und Wohnen geht. Neben Zement ist Holz der bedeutendste industrielle Rohstoff. Darüber hinaus gibt es ein großes Sortiment an Dämmstoffen, Ausbaustoffen und Anstrichsystemen. Besonders die Umweltfreundlichkeit macht nachwachsende Rohstoffe für Bodenbeläge und für Reinigungs- und Pflegeprodukten immer beliebter. Das senkt den Verbrauch endlicher Rohstoffe und reduziert gleichzeitig schädliche Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. Die Forschung in der Kunststofftechnik hat in den letzten Jahren einen speziellen Werkstoff entwickelt: Wood Plastic Composites (WPC). Dabei handelt es sich um einen Verbundwerkstoff aus Holzfasern. Er besteht zum kleineren Teil aus hergebrachtem Kunststoff. Bis zu 90 Prozent dagegen sind aus Holz oder verholzten Anteilen. Die Industrie setzt diesen Werkstoff für Bauprodukte im Außenbereich ein. Dazu gehören Verandabodenbeläge, Geländer, Promenaden, Lärmschutzwände, Zäune, Fenster und Türen. Bioschmierstoffe: Wenn die Industrie Öle, wie zum Beispiel Rapsöl, oder tierische Fette zu Schmierstoffen verarbeitet, spricht man von Bioschmierstoffen. Sie sind biologisch schnell abbaubar. Mehr als 500 verschiedene Produkte sind am Markt erhältlich: Beispiel Schmierstoffe wie Hydrauliköle, Motorenöle oder Getriebeöle. Deutschland zählt weltweit bereits zu den Spitzenreitern bei der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Doch gerade Biokunststoffe kosten zur Zeit etwa zwei- bis viermal so viel wie Standardkunststoffe. Die Industrie stellt sie bisher nur in kleinen Mengen her, was ihre Produktion verhältnismäßig kostspielig macht. Um aus Stärke, Cellulose oder Zucker neue Materialien zu entwickeln, müssen Wirtschaft und Wissenschaft noch sehr viel in die Erforschung neuer Verfahren investieren. Energetische Nutzung Die größte Bedeutung haben nachwachsende Rohstoffe bei der Energieerzeugung. Bereits heute sind über 2/3 der erneuerbaren Energien Bioenergie. Dabei ist die energetische Nutzung vielfältig: •Biogas aus der Vergärung geeigneter Biomassen erzeugt Strom, Wärme und Kraftstoff . Als Reststoff entsteht dabei noch ein wertvoller Dünger. •Viele Haushalte heizen wieder mit Holz. Holz erzeugt im Kamin oder in einem zentralen Pelletofen Wärme. •Die Industrie nutzt Biodiesel, Pflanzenöl und Ethanol in größeren Mengen als Kraftstoffe oder Beimischungen. Sie erforscht verstärkt synthetische Kraftstoffe aus fester Biomasse. Insgesamt tragen nachwachsende Rohstoffe in allen Anwendungsfeldern zur Schonung der fossilen Ressourcen bei. Sie mindern den Ausstoß klimaschädlicher Gase. Zugleich schaffen sie Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen Raum. Die Bundesregierung unterstützt Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit dem Förderprogramm "Nachwachsende Rohstoffe". 2011 stehen 53 Millionen Euro zur Verfügung. Zusätzlich setzt sie in diesem Jahr neun Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds für Forschung und Entwicklung im Bioenergie-Bereich ein. Weitere Informationen Nachwachsende Rohstoffe – Förderung Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe Forschung und Entwicklung Energie Speichern für die Flauten Drei Uhr morgens im Pumpspeicherkraftwerk "Waldeck II": Aus dem Unterbecken des Pumpspeicherkraftwerks, dem Affoldener See, wird Wasser über 329 Höhenmeter in das Oberbecken gepumpt. Der Strom dazu stammt aus dem Stromnetz rund um den Landkreis Waldeck-Frankenberg. Nur vier Stunden später, um sieben Uhr, legt der gewaltige Stromspeicher den "Rückwärtsgang" ein. Die Menschen im benachbarten Hemfurth brauchen Strom – für das Badezimmerlicht, den Föhn, das Radio oder die Kaffeemaschine. Im Pumpspeicherwerk heißt das: Mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde stürzen die Wassermassen in 5,75 Meter dicken Rohren herab. Sie treiben die Turbinen an, die den Strom liefern. Waldeck II ist das leistungsstärkste und größte Kraftwerk der Gegend: Ein Knopfdruck genügt und innerhalb einer Minute liefert das Werk bis zu 480 Megawatt Energie. Wie rechnet sich das? Der billige, weil überschüssige Strom, der nachts eingelagert wird, kann in den Spitzenlastzeiten des Tages zu einem höheren Tarif verkauft werden. Allerdings kann nicht die vollständig verwendete Energie wieder gewonnen werden. Der Einsatz der Pumpen, Turbinen und Wasserleitungen verursachen einen Verlust von 15-25 Prozent. Das ist im Vergleich zu anderen Speicherverfahren allerdings ein geringer Verlust. Fest steht: Die Energiewende wird nur gelingen, wenn große Stromspeicher Reserven bereithalten. Denn Wind und Sonne sind unstete Energiequellen: Mal weht der Wind, mal scheint die Sonne, mal nicht. Zu den effektivsten Speichern gehören die Pumpspeicherwerke. Mensch und Natur profitieren Der Landkreis Waldeck-Frankenberg rund um den Edersee ist Hessens beliebteste Ferienregion, nicht zuletzt wegen der Bademöglichkeiten. Die Edertalsperre ist die drittgrößte Talsperre Deutschlands. Sie hält fast zweihundert Millionen Kubikmeter Wasser und macht den Stausee mit seinen 70 Kilometern Ufer zur Attraktion der Gegend. Erneuerbare Energien stoßen auf große Akzeptanz bei der Bevölkerung. Anders sieht es aus, wenn in der unmittelbaren Umgebung Windräder, Hochspannungsleitungen oder Speicherkraftwerke entstehen sollen. Viele Bürgerinnen und Bürger fürchten die Zerstörung der Landschaft. Für die Menschen im Landkreis Waldeck-Frankenberg sind die Stauseen Teil der Heimat geworden. Naherholung, Wassersport, Naturschutzgebiete und Kraftwerke mit einer Leistung von zusammen 620 Megawatt befinden sich hier in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Kraftwerke bieten Arbeitsplätze, als Seen locken sie Touristen. Ein Areal ist als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Fremde Tierarten wie Mufflon oder Waschbär sind in der Umgebung heimisch geworden. Unweit der Kraftwerke befindet sich der Nationalpark Kellerwald-Edersee. Erneuerbare Energie braucht Speicher Der Ausbau der erneuerbaren Energien macht nur Sinn, wenn auch die Infrastruktur zur Verfügung steht: Leitungen, um den Strom dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird, und Speicherkapazität, um die Schwankungen auszugleichen. Die Bundesregierung will plant mit ihrem Energiekonzept vom Herbst 2010 beispielsweise die Windenergie auf See bis 2030 auf 25 Gigawatt auszubauen. Das ist die Jahresleistung von rund Windenergie auf See bis 2030 auf 25 Gigawatt auszubauen. Das ist die Jahresleistung von rund 20 Atomkraftwerken oder der Strombedarf von mehr als 25 Millionen Menschen. Eine offshore-Windanlage liefert wegen der schwankenden Windstärken die volle Leistung allerdings etwa nur zur Hälfte der Zeit. Für eine kontinuierliche Versorgung mit insgesamt 25 Gigawatt Strom müssen also ausreichend Speicher zur Verfügung stehen. Diese können dann Strom ins Netz einspeisen, wenn Flaute die Windproduktion drosselt. Pumpspeicher brauchen Gefälle Gefälle und Wasser braucht man für Pumpspeicherkraftwerke. Aber gerade die Küstenregionen in Norddeutschland, wo viel Wind weht, sind flach. Wo die Höhenunterschiede von Gebirgen fehlen, könnte man unterirdische Höhenunterschiede nutzen. Das Wasser würde dann zwischen Stollen fließen. Ausbau der Netze im europäischen Maßstab Alpenländer wie die Schweiz und Österreich oder Skandinavien haben gute geographische Voraussetzungen für Stromspeicher. Sie exportieren schon heute Strom in Länder wie Deutschland. Weitere Speicher mit beträchtlichen Kapazitäten in Norwegen und Schweden könnten in Zukunft noch mehr unbeständigen Windstrom speichern. Um diese Speicher im europäischen Maßstab zu nutzen, ist allerdings ein Ausbau der Netze erforderlich. Zusätzliche Stromleitungen in Nachbarländer sind ein wichtiges Element im Energiekonzept der Bundesregierung. Die EU verbessert die Rahmenbedingungen für ein integriertes europäisches Netz sukzessive. Pumpspeicherkraftwerke Es gibt in Deutschland derzeit 30 Pumpspeicherkraftwerke mit einer Leistung von rund 6.674 Megawatt oder 6,7 Gigawatt. Der Spitzenbedarf beträgt in Deutschland rund 80 Gigawatt. Die vorhandenen Pumpspeicherkraftwerke können somit als Kurzzeitspeicher gut 8 Prozent der Grundlast abdecken. Weitere Informationen Förderinitiative Energiespeicher der Bundesregierung Informationen zu Energiespeichern beim Bundeswirtschaftsministerium Impressum Herausgeber: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Dorotheenstraße 84 10117 Berlin Telefon: 030 18 272-3224 Fax: 030 18 272-2349 [email protected] Briefanschrift: 11044 Berlin Verantwortlich: Uwe Spindeldreier Redaktionsleitung: Dr. Heinrich Neumann, Georg Tölle Redaktion: Dr. Renate Behrendt, Ina Franke, Dr. Annekatrin Gebauer, Susanne Kasten, Dr. Heinrich Neumann, Susanne Thran, Georg Tölle, Henrike Wendt Bildagentur verantwortlich Ulrich Weichert Fotoredaktion Silke Hinkelmann, Christian Stutterheim, Raik Tybussek Fotografen Guido Bergmann, Steffen Kugler, Sandra Steins Realisierung: Realisiert wird das Informationsangebot im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung von der ]init[ Aktiengesellschaft für digitale Kommunikation Hinweise: Durch die Digitalisierung von Daten können Fehler auftreten. 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