Sch on gew uss t? Gab es den Urknall wirklich? Was war vor dem Urknall? Die Astronomen sind davon überzeugt, dass das Universum in einer Art kosmischer Explosion entstanden ist. Sie schlie­ ßen das aus der Tatsache, dass sich praktisch alle Galaxien, die sie heute beobachten, voneinander wegbewegen. Lässt man diese Entwicklung in Gedanken rückwärtslaufen, so müssen alle Galaxien vor etwa 13,7 Milliarden Jahren von einem Punkt ausgegangen sein. Das weiß niemand. Selbst mit den größten Teleskopen können die Astronomen nicht bis an den Anfang der Welt schauen. Auch die Physik gibt uns leider keine Antwort auf diese Frage, denn nach der heutigen Vorstellung sind Raum und Zeit erst im Urknall entstanden. Es gibt aber keine ­physikalische Theorie, die diesen Zustand beschreiben kann. Deswegen wissen wir auch nicht, ob bereits vor unserem Univer­ sum ein anderes Universum existierte, in dem vielleicht auch menschenähnliche Wesen lebten, die sich dieselben Fragen stellten wie wir. Kann man den Ort, an dem der Urknall stattgefunden hat, am Himmel sehen? Nein, einen bestimmten Ort gibt es gar nicht. Denn der Urknall fand nicht in einem bereits vorhandenen Universum statt. Vielmehr ist unser Universum erst zusammen mit Zeit und Raum, Materie und Licht im »Big Bang« entstanden. Seitdem dehnt es sich unablässig aus. Man kann sich das vorstellen wie einen Luftballon, den man aufbläst. Auch im Inneren des Ballons oder auf seiner Oberfläche gibt es ja keinen Punkt, in dem er entstanden ist. Was ist eine Supernova? Nichts im Universum währt ewig. Selbst Sterne hören irgendwann auf zu leuchten. Das geschieht dann, wenn sie den Brennstoff in ihrem Inneren verbraucht haben. Sterne verbrennen allerdings nicht Benzin, sondern sie verschmelzen Atom­ kerne miteinander. Dabei wird Energie frei. Bei­ spielsweise wandeln sie Wasserstoff in Helium um. Physiker nennen diesen Vorgang Fusion (von lateinisch: fusio = das Schmelzen). Sehr große Sterne, die viel schwerer sind als die Sonne, haben ihren Brennstoff nach einigen Millionen Jahren aufgebraucht. Dann brechen sie innerhalb eines Augenblicks in sich zusammen. Dabei wird die Materie so dicht zusammengedrückt, dass viele kleine Elementarteilchen entstehen, die Neu­ trinos. Wie Bienen in einem Schwarm rasen sie aus dem zusammenbrechenden Stern heraus und reißen dessen äußere Gashülle mit sich. Die erhitzt sich dabei und leuchtet kurzzeitig extrem hell auf. Dieses letzte Aufleuchten des einstigen Sterns nennt man Supernova. 38 NASA / CXC / MIT / University of Massachusetts / M. D. Stage et al. Kosmische Fragen, irdische Antworten Warum gibt es den Mond? NASA Wahrscheinlich ist der Mond das Ergebnis eines kosmischen Zusammen­ stoßes. Als sich die Erde gerade gebildet hatte, war sie noch sehr heiß. Teile der Oberfläche bestanden aus flüssiger Lava, während die schweren Metalle wie Eisen und Nickel großteils zum Erdmittelpunkt hin abgesunken waren. Zu dieser Zeit stieß unser Planet mit einem unbekannten anderen Körper zusammen. Er muss in etwa so groß wie der Mars gewesen sein, also kleiner als die Erde. Bei dem Aufprall wurden die äußeren, steinigen Bereiche der beiden Himmelskörper weggesprengt. Ein Teil des Materials blieb aber in einer Umlaufbahn um die Erde und verdichtete sich zu dem, was heute unser Mond ist. Wie viel Mondgestein gibt es auf der Erde? Von 1969 bis 1972 sind sechs bemannte Apollo-Fähren auf dem Mond gelandet. Die Astronauten brachten in Tresoren insgesamt etwa 382 Kilogramm Mondgestein mit zur Erde zurück. Heute lagert das Meiste davon on, der amerikanischen Weltraumbehörde NASA. Aber auch die zweite damalige Weltmacht, die Sowjetuni den auf gelangte in den Besitz von Staub und Gestein vom Mond. Sie schickte dazu unbemannte Sonden . Ihr Erdtrabanten. Außerdem wurden auf der Erde rund 180 Meteoriten gefunden, die vom Mond stammen Mond dem auf Gesamt­gewicht beträgt etwa 70 Kilogramm. Sie gelangten zur Erde, als andere Meteoriten ld einschlugen. Dabei schleuderten sie Gestein aus dem Boden. Einige dieser Brocken konnten das Schwerefe des Monds verlassen und fielen irgendwann auf unseren Heimatplaneten. Wie schnell fliegen wir durchs All? Wie entstand die Erde? Am Anfang der Erde stand ein winziges Staubteil­ chen. Es befand sich in einer riesigen, scheiben­ förmigen Wolke aus Gas und Staub, die sich wie ein Frisbee drehte. Die Schwerkraft sorgte dafür, dass sich im Zentrum dieses Gebildes die Materie zusam­ menzog. Sie verdichtete sich so stark, bis daraus die Sonne entstand. In den Außenbereichen der sich immer noch drehenden Scheibe stießen immer wieder Staubteilchen zusammen, blieben aneinan­ der hängen und wuchsen dabei zunächst bis zur Größe von Kieselsteinen heran. Dann ­lagerten sich die Steine aneinander und wurden so immer größer. Nach einigen Millionen Jahren hatten sich auf diese Weise an mehreren Stellen in der Staubscheibe die Planeten des Sonnensystems gebildet – auch unsere Erde. Das war nach den Berechnungen der Wissen­ schaftler vor 4,56 Milliarden Jahren. Die Planeten umkreisen die Sonne heute auf verschiedenen Bahnen, wobei die Erde von der Sonne aus gesehen der dritte Planet ist. Wenn wir zu Hause auf dem Sofa sitzen, wirkt alles ganz ruhig. Doch in Wirklichkeit rasen wir auf dem »Raumschiff Erde« mit unglaub­ lich hoher Geschwindigkeit durchs All. Dabei vollführen wir gleich drei Bewegungen auf einmal: Erstens rotiert die Erde um die eigene Achse. Weil der Abstand zur Drehachse am Äquator am größten ist und an den Polen am kleinsten – nämlich null –, ist die Drehge­ schwindigkeit von Menschen am Äquator am höchsten: Sie fahren mit 1666 Kilometern pro Stunde Karussell, in Berlin sind es immerhin noch 1020. Zweitens kreist die Erde als Ganzes mit 107 000 Kilometern in der Stunde um die Sonne, und drittens rast das Sonnen­system mit 800 000 Kilometern pro ­Stunde um das Zentrum der Milchstraße – und wir düsen mit. 39 Das auffälligste Merkmal des Planeten Saturn sind seine Ringe. Ihr könnt sie bereits in einem kleinen Fernrohr erkennen. Tatsächlich handelt es sich um Tausende von Einzelringen. Sie beste­ hen aus Eis- und Staubteilchen, die den Planeten wie eine Schar winziger Monde umkreisen. Als Ganzes betrachtet, bildet das Ringsystem das flachste bekannte Objekt im Universum. Der Durchmesser der Hauptringe beträgt 280 000 Kilometer, das ist mehr als 20-mal so groß wie der Erddurchmesser. Aber sie sind nur etwa 30 Meter dick. Würde man die Ringscheibe mit einer Verkleinerungsmaschine auf die Größe eines Fußballstadions schrumpfen lassen, dann betrüge ihre Höhe nur einen halben hunderts­tel Millimeter – sie wäre dünner als ein Blatt Papier! Woher stammen die Atome, aus denen mein Körper besteht? Jedes Wasserstoffatom in einem Wasser­molekül, das zu Hause aus dem Wasserhahn kommt, im Regen zur Erde fällt oder im Meer vor sich hin treibt, entstand beim Urknall. Die schwereren Elemente hingegen, wie Kohlen­ stoff, Stickstoff und Sauerstoff, sind erst viel später ent­ standen – im Inneren der Sterne. Denn immer wenn ein Stern als Supernova explodiert, ­schleudert er neue Sub­ stanzen ins All. Irgendwann landen sie in großen Staub­ wolken und werden so auch in neu ­entstehende P ­ lane­ten eingebaut. Auf unserer Erde gelangt das Material schließ­ lich in Pflanzen, Tiere – und uns Menschen. Da der menschliche Körper zu rund 70 Prozent aus Wasser be­ steht, schleppt jeder von uns sogar zeitlebens ein gutes Stück Urknall mit sich herum! Weißt du, wie viel Sternlein stehen? In einer völlig klaren Nacht erkennen wir fernab von störenden Straßenlampen mit bloßem Auge etwa 3400 Sterne. Schon mit einem guten Feld­stecher wächst die Zahl auf über eine Million an! 40 NASA, JPL / SSI Woraus bestehen die Ringe des Saturns? Was verstehen Astronomen unter einem »Elefantenrüssel« wie dem im Foto unten? Elefantenrüssel sind kühle, längliche Staubwolken, die in heiße, leuchtende Gasnebel hineinragen. Wissenschaftler vermuten, dass im Inneren der Gebilde neue Sterne entstehen. NASA / ESA, Hubble Wie fühlt sich Schwerelosigkeit an? NASA / ESA, STScI / AURA In der Internationalen Raumstation (ISS) schweben Astronauten stets schwerelos umher. Aber warum eigentlich? Auf der Erde wirkt – wie auf jedem ande­ ren Himmelskörper auch – die Schwerkraft. Sie zieht uns in Richtung Erdmittelpunkt. Wenn wir auf einer Waage stehen, zeigt sie daher unser Gewicht an. Genauer gesagt zeigt sie die Kraft an, mit der die Schwerkraft uns gegen die Waage zieht. Wenn aber eine solche Unter­lage fehlt, sind wir schwerelos. Das kann jeder für einen kurzen Augenblick spüren, der im Schwimmbad von einem Fünfmeterturm springt. Während dieses freien Falls sind wir auch auf der Erde schwerelos! Die Schwerkraft nimmt mit zuneh­ mender Entfernung von der Erde ab. In einer Höhe von 400 Kilometern, wo die ISS kreist, würden wir nur noch knapp 90 Prozent unseres normalen Kör­ pergewichts besitzen. Die Astronauten sind aber komplett schwerelos, sie wiegen gar nichts. Warum ist das so? Weil ihre Station samt Inhalt um die Erde kreist. Physiker sagen, sie befindet sich ständig im freien Fall. Die Situation ist ähnlich wie beim Hüpfen vom Sprungturm, nur dass die ISS nicht in gerader Linie vom Himmel fällt, sondern auf einer Kreisbahn bleibt. Was passiert, wenn zwei Galaxien zusammenstoßen? Der Crash von zwei Galaxien ist der schwerst­ mögliche Unfall im Universum. Den einzelnen Sternen innerhalb der Galaxien geschieht aber im Allgemeinen nichts, weil sie außerordentlich spärlich verteilt sind: Hätten sie die Größe von Tennisbällen, so würden nur drei bis vier auf der Fläche Deutschlands Platz finden. Beim Zusam­ menstoß zweier Galaxien ist deshalb die Wahr­ scheinlichkeit, dass hierbei auch zwei Sterne aufeinanderprallen, extrem gering. Dennoch bleiben solche kosmischen Crashs nicht folgenlos: Denn die Gas- und Staubwolken der beiden ­Galaxien rasen ineinander. Dabei kommt es zu Verwirbelungen, die in Form langer Arme aus den Galaxien herausgezogen werden. Vor allem aber verdichten sich die Wolken an vielen Stellen. Durch diese Verklumpungen können dann Tausende oder Millionen neuer Sterne entstehen. 41