Prof. Dr.- Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 1

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1etv3-2
3.4
3.4.1
Grundstromkreis
Definition des Grundstromkreises
Der Lernende kann
den Grundstromkreis definieren und die Schaltung des Grundstromkreises skizzieren
Beispiele für Grundstromkreise nennen
den Grundstromkreis in einen aktiven und einen passiven Zweipol aufteilen
Der Grundstromkreis ist die einfachste Stromkreisrealisierung und besteht aus der
Zusammenschaltung einer Quelle mit einem Verbraucher. Im allgemeinen Fall wird der
Zweipol Quelle mit dem Zweipol Verbraucher zusammen geschaltet (Abb. 3.4.1 a). Zum
Beispiel kann als Quelle eine Batterie als Verbraucher eine Glühlampe verwendet werden.
Die Schaltung wird in ein Netzwerk idealer Bauelemente überführt (Abb 3.4.1 b), um sie
der Berechnung zugänglich zu machen.
I
I
Quelle
Verbraucher
RBa
Uq
U
aktiver Zweipol
Abb. 3.4.1 a) Grundstromkreis mit Quelle
und Verbraucher
RB
passiver Zweipol
b) Netzwerk des Grundstromkreises
Die Eigenschaften der realen Batterie, eine Spannung an den Klemmen bereit zu stellen
und Erwärmung bei Belastung werden durch eine ideale Spannungsquelle und durch
einen in Reihe geschalteten Widerstand, an dem die Verlustleistung entstehen kann,
modelliert. Dieser Teil des Stromkreises wird als aktiver Zweipol bezeichnet. Die
Glühlampe lässt sich durch einen Verluste erzeugendende Widerstand modellieren. Es
entsteht ein passiver Zweipol
3.4.2
Quellen, Quellenersatzschaltungen
Der Lernende kann
den Grundstromkreis mit Spannungs- und Stromzählpfeilen versehen
die Begriffe Leerlauf und Kurzschluss als extreme Betriebszustände definieren
Quellen durch eine Spannungsquellen- oder Stromquellen-Ersatzschaltung beschreiben
die Kenngrößen der Quellenersatzschaltungen bestimmen
Reihen und Parallelschaltungen von Quellen realisieren
Im Netzwerk der Abb. 3.4.1 b) werden für den aktiven Zweipol Erzeugerzählpfeile
verwendet. Das hat in der Zusammenschaltung mit dem passiven Zweipol den Vorteil,
dass nur ein Stromzählpfeil und ein Spannungszählpfeil zwischen den Klemmen für beide
Zweipole verwendet werden muss. Im allgemeinen Fall kann der aktive Zweipol aus
mehreren Quellen und Widerständen bestehen. Das wird in Abb. 3.4.2 symbolisch
angedeutet. Der passive Zweipol soll als verstellbarer Widerstand mit dem Stellbereich
0 ≤ RB < ∞ ausgeführt sein.
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1etv3-2
a) Betriebsfälle
Bei der Zusammenschaltung der zwei Zweipole treten in Abhängigkeit vom Widerstand RB
zwei extreme Betriebsfälle auf:
2. Kurzschluss:
Belastungswiderstand RB = 0
Es fließt der Kurzschlussstrom I = IK.
Wegen U = I ⋅ RB ist bei RB = 0 und I = IK
U = 0. . Dieser Betriebsfall ist durch das
Wertepaar: U = 0; I = IK gekennzeichnet.
In Abb. 3.4.3 ist der aktive Zweipol im
Kurzschlussbetrieb dargestellt.
I=0
U0 Ra=
8
1. Leerlauf:
Belastungswiderstand RB = ∞
Der Strom ist I = 0. An den Klemmen tritt
die Leerlaufspannung U0 auf. Dieser
Betriebsfall ist durch das Wertepaar: U =
U0 ; I = 0 gekennzeichnet. In Abb. 3.4.2 ist
der aktive Zweipol im Leerlaufbetrieb
dargestellt.
Abb. 3.4.2 Aktiver Zweipol im Leerlauf
I=IK
U=0
Ra=0
Abb. 3.4.3 Aktiver Zweipol im Kurzschluss
Die beiden Wertepaare U; I sind für
U
Leerlauf und Kurzschluss in Abb. 3.4.4 in
U0
das u-I-Diagramm eingetragen. Unter der
Voraussetzung, dass der aktive Zweipol
nur ideale Quellen und lineare
Widerstände enthält, ergibt sich zwischen
den zwei Punkten Leerlauf und
Kurzschluss für alle anderen
Belastungsfälle, die mit variablem RB
I
IK
einstellbar sind, im U-I- Diagramm eine
Abb. 3.4.4 U-I-Kennlinie des aktiven Zweipols
Gerade mit der Gleichung:
U=−
U0
⋅ I + U0
IK
(3.4.01)
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b)
Ersatzschaltungen:
Die Ersatzschaltung einer realen Anordnung weist bezüglich einer bestimmten
Problemstellung das gleiche Verhalten auf wie die zugehörige reale Anordnung. In
unserem Fall soll die Ersatzschaltung das gleich U-I-Verhalten wie die reale Quelle haben.
Das Verhalten der realen Quelle lässt sich unter Verwendung einer idealen
Spannungsquelle oder einer idealen Stromquelle nachbilden.
Die Verwendung einer idealen Spannungsquelle führt zur
Spannungsquellenersatzschaltung (Abb. 3.4.5).
Die Spannungsquellenersatzschaltung
weist eine ideale Spannungsquelle Uq
I
in Reihenschaltung mit einem
Widerstand R auf. Aus Leerlauf und
R=Ri
Kurzschluss ergibt sich:
Ra
Uq=U0
U
U
U
Uq = U0
R = Ri = q = 0
IK
IK
Ri ist der Innenwiderstand der Quelle.
Der Innenwiderstand der Quelle gibt die
Beziehung zwischen Leerlaufspannung
und Kurzschlussstrom an. Das
Abb. 3.4.5 Spannungsquellen-Ersatzschaltung
Klemmenverhalten der
Spannungsquellen-Ersatzschaltung
wird durch di e Gleichung beschrieben:
U = U0 − I ⋅ Ri
(3.4.02)
Die Verwendung einer idealen Stromquelle führt zur Stromquellenersatzschaltung:
Die Ersatzschaltung ist in Abb. 3.4.6
I
dargestellt. Aus Kurzschluss
Iq = IK
und Leerlauf
IK
U RB
Ri
U0
IK
1 IK
Gi =
=
Ri U0
erhält man die Werte der Elemente der
Ersatzschaltung. Das Klemmenverhalten Abb. 3.4.6 Stromquellen-Ersatzschaltung
der Ersatzschaltung wird durch die
folgende Gleichung beschrieben:
I
(3.4.03)
I = − K ⋅ U + IK
Uo
U0 = Iq ⋅ Ri
Ri =
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c)
Kenngrößenbestimmung
Die U-I-Kennlinie einer realen Quelle
kann durch die Schaltung nach Abb.3.4.7
aufgenommen werden. Leerlaufspannung
A
U0 und Kurzschlussstrom IK werden durch
Messungen im Leerlauf bei RB = ∞ und
V
Kurzschluss bei RB = 0 bestimmt. Aus
RB
den beiden Messungen kann Ri errechnet
werden.
U
I
(3.4.04)
Gi = K
Ri = 0
U0
IK
Abb. 3.4.7 Schaltung zur Aufnahme der U-IDie U-I-Kennlinie des aktiven Zweipols
Kennlinie eines aktiven Zweipols
lässt sich dann folgendermaßen
formulieren:
U
I
U = − 0 ⋅ I + U0
I = − K ⋅ U + IK
IK
Uo
U0
ideale Spannungsquelle
e
al
re
lle
ue
Q
Die ideale Spannungsquelle hat Ri = 0
und damit
U
U = U0
Die ideale Stromquelle mit Gi = 0; Ri = ∞
ideale Stromquelle
In Abb. 3.4.8 sind neben der U-IKennlinie einer realen Quelle die
Kennlinien der idealen Spannungsquelle
und der idealen Stromquelle mit
eingetragen
IK
I = IK
Abb. 3.4.8 U-I-Kennlinien von Quellen
Beispiel 3.4.01
Die Messungen an einer realen Quelle ergaben mit der Messschaltung nach Abb. 3.4.7
folgende Werte: U0 = 12.5V; IK = 15.5A. Zu bestimmen ist Innenwiderstand Ri und
Innenleitwert der Quelle:
Ri =
U0 12.5 V
=
= 0.806Ω
IK
15.5 A
Gi =
IK
15.5 A
=
= 1.24S
U0 12.5 V
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d)
Quellenschaltungen
Da das U-I-Verhalten einer Quelle durch die Spannungsquellenersatzschaltung oder die
Stromquellenersatzschaltung modelliert werden kann, sind beide Ersatzschaltungen
gleichwertig und ineinander überführbar. In Abb. 3.4.9 sind beide Ersatzschaltungen
gegenübergestellt.
Stromquellenersatzschaltung
Spannungsquellenersatzschaltung
I
I
Ri
U0
U
Ra
IK
U
Ri
Gi
Ra
Abb. 3.4.9 Überführung der Ersatzschaltungen
Der Innenwiderstand oder der Innenleitwert beider Darstellungen ist der gleiche. Wird die
Spannungsquellenersatzschaltung in eine Stromquellenersatzschaltung umgewandelt,
berechnet sich der Quellenstrom nach:
U0
= U0 ⋅ Gi
(3.4.05)
Ri
Bei der Überführung muss die Polarität der Spannung U an den Klemmen beibehalten
werden. Bei der Stromquellenersatzschaltung entsteht die Leerlaufspannung als
Spannungsabfall an Ri. Wird eine Stromquellenersatzschaltung in eine
Spannungsquellenersatzschaltung überführt, wird die Leerlaufspannung berechnet mit:
IK =
U0 = IK ⋅ Ri
(3.4.06)
Reihenschaltungen
U01
Ri1
U02
Ri2
U0
Ri
Abb. 3.4.10 Reihenschaltung zweier Spannungsquellen
Die Parameter der Spannungsquellenersatzschaltung zweier in Reihe geschalteter
Spannungsquellen nach Abb. 3.4.10 berechnen sich mit folgenden Gleichungen, die sich
aus der Anwendung des Maschensatzes und der Reihenschaltung von Widerständen
ergeben:
U0 = U01 + U02
Ri = Ri1 + Ri2
(3.4.07)
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1etv3-2
IK1
IK
IK2
Ri2
Ri1
Ri
Abb. 3.4.11 Reihenschaltung zweier Stromquellen
Bei der Reihenschaltung zweier Stromquellen nach Abb. 3.4.11 werden zunächst beide
Stromquellen in Spannungsquellen umgewandelt:
U01 = IK1 Ri1
U02 = IK2 Ri2
U0 = U01 + U02
Ri = Ri1 + Ri2
Anschließend wird entsprechend Abb. 3.4.10 die Reihenschaltung der Spannungsquellen
berechnet und schließlich die Spannungsquellenersatzschaltung in die
Stromquellenersatzschaltung umgerechnet:
IK =
U0 U01 + U02 IK1 ⋅ R i1 + IK 2 ⋅ R i2
=
=
Ri
R i1 + R i2
R i1 + R i2
(3.4.08)
Parallelschaltungen
a)
b)
U01
U02
c)
IK1
Ri1
IK
Ri1
Ri2
Ri
IK2
Ri2
Gi1 =
1
Ri1
IK1 = U01 ⋅ Gi1
Gi2 =
1
Ri 2
d)
U0
Ri
Abb. 3.4.12 Parallelschaltung von Quellen
a)
Parallelschaltung zweier Spannungsquellen
c)
Stromquellenersatzschaltung
IK 2 = U02 ⋅ Gi2 Gi1 = 1/Ri1
IK = IK1 + IK2 Gi = Gi1 + Gi2
(3.4.09)
I
1
Ri =
U0 = K
Gi
Gi
U ⋅ G + U02 ⋅ Gi2 U01 ⋅ R i2 + U02 ⋅ R i1
=
U0 = 01 i1
Gi1 + Gi2
R i1 + R i2
(3.4.10)
b)
d)
Parallelschaltung zweier Stromquellen
Spannungsquellenersatzschaltung
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Bei Parallelschaltungen von Quellen wird nach Abb. 3.4.12 verfahren. Die
Ersatzquellenschaltung paralleler Quellen wird mit der Stromquellenersatzschaltung
durchgeführt. Der Quellenstrom ergibt sich nach dem Knotensatz, der Innenwiderstand
aus der Parallelschaltung von Widerständen.
Beispiel 3.4.02
Es sind die Parameter der Ersatzspannungsquelle und der Ersatzstromquelle zu ermitteln!
b)
1Ω
0.9 Ω
IK1 =
+
Ri1
IK1
Ri2
IK2
1.5 V
1.4 V
1.5 V
Ri3
IK3
IK 2 =
IK 3 =
-
1.4 Ω
Uq1
R i1
U q2
R i2
U q3
R i3
=
1 .5 V
= 1. 5 A
1Ω
=
1 .4 V
= 1.56 A
0 .9 Ω
=
1 .5 V
= 1.07 A
1 .4 Ω
IK = IK1 + IK 2 + IK 3
+
IK
-
IK = 1.5 A + 1.56 A + 1.07 A = 4.13 A
+
Uq
Ri
-
Ri
1
= 0.354Ω
1/ 1Ω + 1/ 0.9Ω + 1/ 1.4Ω
Uq = IK ⋅ R i = 4.13 A ⋅ 0.354Ω = 1.46 V
RI =
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1etv3-2
3.4.3
Verbraucher
Der Lernende kann
den Verbraucherzweipol definieren
die U-I-Kennlinien des linearen Verbraucherzweipols gleichungsmäßig angeben und skizzieren
die U-I-Kennlinien des nichtlinearen Verbraucherzweipols beispielhaft skizzieren
Ist der Verbraucher ein Widerstandsnetzwerk linearer Widerstände, so können die
Widerstände zu einem Ersatzwiderstand zusammengefasst werden.
Der Verbraucherzweipol hat
mit den
Verbraucherzählpfeilen der
Abb. 3.4.14 die Gleichung
U
U=RI
(3.4.11)
I
I
R1
Rn
R2
U
RB
Abb. 3.4.14 linearer Verbraucherzweipol
Im U-I-Diagramm ergeben sich für den Verbraucherzweipol Ursprungsgeraden, deren
Anstieg durch den Widerstand bestimmt wird. In Abb. 3.1.15 sind die Kennlinien für die
drei Widerstände RB3 > RB2 > RB1 dargestellt. Ist der Verbraucher ein nichtlinearer
Widerstand, liegt dessen U-I-Kennlinie im allgemeinen grafisch vor oder wird durch eine
mathematische Beziehung angenähert. Für die in Abb. 3.4.16 dargestellte Diodenkennlinie
gilt die Näherung: U = UT ln (I/Is + 1) mit dem Sättigungsstrom Is = (10-15 ....10-4) A und der
Temperaturspannung UT = 25.9mV
für T = 300K.
I
U
RB3
I
U
50mA
RB2
25mA
UZ
RB1
−50
−0.5
−0.1µA
I
Abb. 3.4.15 Kennlinien des linearen
Verbraucherzweipols
−0.2µA
Abb. 3.4.16 Diodenkennlinie
0.5 UF U/ V
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1etv3-2
3.4.4
Gleichungen
Der Lernende kann
die Maschengleichungen im Grundstromkreis aufstellen
die Spannungsgleichung und die Stromgleichung als normierte Gleichungen ableiten
die normierten Gleichungen im Diagramm darstellen und diskutieren
Für den in Abb. 3.4.17 dargestellten
Grundstromkreis ergeben sich die
Maschengleichungen
I
I
Ri
U0
Ma: −U0 + I ⋅ Ri + U = 0
Mb: .. −U + I ⋅ Ra = 0
Mc: −U0 + I ⋅ Ri + I ⋅ Ra = 0
Ma
Mc
U
Mb
Ra
Abb. 3.4.17 Grundstromkreis
Aus Ma erhält man die Gleichung des aktiven Zweipols:
und aus Mb die Gleichung des passiven Zweipols:
Aus Mc kann der Strom I berechnet werden:
Leerlauf:
Ra = ∞
U = Uo
I=0
Ra = 0
U=0
I = IK =
U = U0 − I ⋅ Ri
U = I ⋅ Ra
U0
I=
Ri + R a
(3.4.12)
(3.4.13)
(3.4.14)
U0
Ri
Für allgemeine Aussagen ist es zweckmäßig, genormte Gleichungen zu verwenden. Für
die Normierung werden folgende Beziehungen verwendet:
U
U
I Ra
U0 = IK ⋅ Ri IK = o
Ri
U0 IK Ri
Ra
I ⋅ Ra
Ra
U
Ri
=
=
=
(3.4.15)
Uo I ⋅ (Ra + Ri ) Ra + Ri Ra + 1
Ri
Uo
I
R
Ri
1
(3.4.16)
=
⋅ i =
=
IK Ra + Ri Uo Ra + Ri Ra + 1
Ri
In Tabelle 3.4.1 sind für einige ausgewählte bezogene Belastungen Ra/Ri die bezogenen
U
Spannungen und Ströme angegeben, in Abb. 3.4.18 sind die Funktionen
= f ( R a / Ri )
U0
I
= f (Ra / Ri ) dargestellt.
und
IK
Die Beschreibung des Grundstromkreises mit bezogenen Größen hat den Vorteil, dass
man unabhängig von der konkreten Dimensionierung das Verhalten der Schaltung
darstellen kann.
Kurzschluss:
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1etv3-2
1
Ra/Ri
0
1
2
4
∞
U/Uo
0.00
0.500
0.667
0.800
1.00
I/IK
1.00
0.5
0.333
0.200
0.00
0,9
0,8
0,7
U/U0
I/IK
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
Tab 3.4.1. Wertetabelle der normierten
Kennlinien des Grundstromkreises
0,1
0
0
2
4
6
8
Ra/Ri
10
Abb. 3.4.18 Normierte Kennlinien des Grundstromkreises
Beispiel 3.4.03
Der Innenwiderstand eines Gleichstromgenerators beträgt Ri = 3.5Ω und seine
Leerlaufspannung U0 = 125V. Der Gesamtwiderstand des äußeren Stromkreises ist
Ra = 65Ω . Zu berechnen sind Strom und Spannung an den Klemmen des Generators.
U
125V
U0 = IK⋅ Ri IK = 0 =
= 35.7 A
Ri 3.5Ω
Ra 65Ω
R a / Ri
18.6
=
= 18.6
U = U0 ⋅
= 125V ⋅
= 118.6V
Ri 3.5Ω
R a / Ri + 1
18.6 + 1
1
1
I = IK ⋅
= 35.7A ⋅
= 1.82A
R a / Ri + 1
18.6 + 1
3.4.5
Kennlinien
Der Lernende kann
die U-I-Kennlinien des aktiven und des passiven Zweipols in einem Diagramm darstellen
den Schnittpunkt der Kennlinien als Arbeitspunkt definieren
die grafische und die analytische Lösung im Grundstromkreis ermitteln
Für den aktiven Zweipol des
Grundstromkreises hatten wir die U-IBeziehung durch die Gleichungen
beschrieben:
U
I
U = − 0 ⋅ I + U0
I = − K ⋅ U + IK
IK
Uo
(3.4.17)
Für den passiven Zweipol gelten für die
U-I-Beziehung die Gleichungen
U = I Ra oder I = Ga U
(3.4.18)
I
aktiver
Zweipol
U
passiver
Zweipol
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1etv3-2
Schaltet man aktiven und passiven
Zweipol zusammen, so wird Gleichheit
Ga1 > Ga2 > Ga3
der Spannungen und Ströme erzwungen. Ra3 > Ra2 >Ra1
In Abb. 3.4.19 sind die U-I-Kennlinien in
U
einem Diagramm dargestellt. Gleichheit
Ra3
U0
der Spannungen und Ströme ist nur in
Ga3
den Schnittpunkten der Kennlinien
Ra2
A3
gegeben. Diese Schnittpunkte werden
Ga2
Arbeitspunkt (A) genannt. Mit dieser
Ra1
A2
Ga1
grafische Lösung sind die Parameter der
A
1
Arbeitspunkte bestimmbar.
IK
I
Abb. 3.4.19 Grafische Bestimmung des
Arbeitspunktes im Grundstromkreis
Beispiel 3.4.04
Gegeben ist eine Spannungsquelle mit Uo = 12V und Ri = 1.0Ω, sowie zwei Verbraucher
mit den Widerständen Ra1 = 10Ω
Ra2 = 20Ω.
Zu zeichnen sind die U-I-Kennlinien der Quelle und der Verbraucher. Es sind grafisch die
Arbeitspunkte zu ermitteln.
Kennlinie der Spannungsquelle:
U = 12V - 1.0Ω I
14
12
Kennlinien der Verbraucher:
(1) U = 10Ω I
(2) U = 20 Ω I
10
A2
U/ V
A1
8
Arbeitspunkte
Grafische Lösung
A1: I1 = 1.1A; U1 = 10.9V
A2: I2 = 0.57A; U2 =11.4V
6
4
2
0
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
I/A
1,2
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1etv3-2
Beispiel 3.4.05
Eine Glühlampe mit dem Widerstand Ra = 12.5 Ω wird an einer Spannungsquelle
(Leerlaufspannung U0 = 7.5 V; Kurzschlussstrom Ik = 1.2 A) betrieben.
a) Zu berechnen sind Strom und Spannung an der Lampe für den sich
einstellenden
Arbeitspunkt
b) Die Kennlinien U = f(I) sind sowohl für die Quelle als auch für die Lampe in einem
Diagramm darzustellen, der Arbeitspunkt ist zu kennzeichnen
a)
−U0 + I ⋅ Ri + U = 0
I
U0 7.5V
=
= 6.25Ω
IK
1.2A
Uo
7.5V
I=
=
= 0.4A
Ri + Ra 6.25Ω + 12.5Ω
U = I ⋅ Ra = 0.4A ⋅ 12.5Ω = 5V
Ri
U0
Ri =
U
Ra
b)
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
U in V
Glühlampe
Batterie
A
I in A
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1,2
1,4
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1etv3-2
3.4.6
Leistung, Wirkungsgrad
Der Lernende kann
das Leistungsflussdiagramm des Grundstromkreises skizzieren
die Leistung am Verbraucher berechnen
den Verbraucherwiderstand angeben, bei dem die maximale Leistung auf den Verbraucher
übertragen wird
den Wirkungsgrad im Grundstromkreis definieren
die Größe des Wirkungsgrades für die Anwendung des Grundstromkreises in der
Nachrichtenund in der Energietechnik angeben
a)
Leistung im Grundstromkreis
Die Leistungsbilanz des
Grundstromkreises erhält man, wenn die
Spannungsgleichung mit dem Strom I
multipliziert wird.
Pv
I
Pzu
U0 ⋅ I = U ⋅ I + I ⋅ Ri
2
Pab
Ri
U
U0
U0 = U + I ⋅ Ri
I
Ra
(3.4.19)
Dabei ist:
Pzu = U0 ⋅ I
(3.4.20)
Leistung, die dem Grundstromkreis aus
der Quelle zugeführt wird
Pv = I 2⋅ Ri
(3.4.21)
Verluste am Innenwiderstand
Pab = U ⋅ I
(3.4.22)
Leistung des Verbrauchers
Pzu
Pv
Pab
Abb. 3.4.20 Leistungsfluss-Diagramm
Die Leistung an Pab wird über die Spannungs- und Stromgleichung in der normierten Form
berechnet.
R a / Ri
1
U
1
U = U0
= 0⋅
I = IK ⋅
(1 + Ra / Ri ) Ri (1 + Ra / Ri )
1 + R a / Ri
Pab = U I =
U02
R a / Ri
Ri (1 + Ra / Ri )2
(3.4.23)
Die Kurve Pab = f (Ra / Ri ) muss einen Extremwert haben, da Pab = 0 sowohl für Ra = 0 als
auch für Ra = ∞ gilt.
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1etv3-2
Der Extremwert kann in der üblichen mathematischen Weise bestimmt werden. Von der
Leistungsfunktion wird die 1. Ableitung gebildet und diese gleich Null gesetzt. Für die
Variable führen wir x = Ra / Ri ein.
U02
R a / Ri
U02
x
⋅
=
⋅
2
Ri (1 + Ra / Ri )
Ri (1 + x)2
P ⋅R
y = ab 2 i , so ergibt sich
Setzen wir
U0
Pab =
(3.4.24)
x
dy (1 + x)2 − 2x(1 + x)
l
y
=
=
und
dx
(1 + x)4
(1 + x)2
(1 + xE )2 − 2x(1 + xE )
l
erhalten wir xE = 1
Mit y = 0 =
(1 + xE )4
Das Maximum der Leistung und tritt also bei Ra = Ri auf.
y=
U02
4 ⋅ Ri
Bezieht man die Leistung auf die maximale Leistung ergibt sich:
Pab max =
(3.4.25)
Pab
4 ⋅ R a / Ri
(3.4.26)
=
Pab max (Ra / Ri + 1)2
Die Funktion ist in Abb. 3.4.21 dargestellt.
Sollten Sie mit Extremwertbestimmung in der angegebnen Weise noch nicht vertraut sein,
können Sie Maximumbestimmung auch mit dem Taschenrechner numerisch für die
Funktion
x
y=
(1 + x)2
durchführen. Als Taschenrechner sollten Sie ein eine Ausführung verwenden, die auch im
Sinne der Aufgaben in den weiteren Kapiteln dieser Lehrbriefreihe neben Programmen für
die Extremwertbestimmung, Nullstellenbestimmung von Gleichungen, Lösung linearer
Gleichungssysteme und komplexe Rechnungen zulässt. Rechner ab etwa 80€ weisen
diese Merkmale auf.
b)
Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad des Grundstromkreises ist definiert als das Verhältnis:
η=
Pab U ⋅ I
R a / Ri
U
=
=
=
Pzu Uo ⋅ I Uo (Ra / Ri + 1)
(3.4.27)
Der Wirkungsgrad ist damit eine Funktion des Belastungswiderstandes Ra und wird durch
die gleiche Beziehung wie die bezogene Spannung beschrieben. In der Tabelle 3.4.2 sind
Werte des Wirkungsgrades und der bezogenen Leistung für unterschiedliche Belastungen
aufgeführt. In Abb. 3.4.21 sind die Funktionen im Diagramm dargestellt.
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1etv3-2
Ra/Ri
0
1
2
4
∞
Pa/Pa,max
0.00
1.00
0.89
0.64
0.00
1,2
η
0.00
0.500
0.667
0.8
1.00
Pa/Pamax
1
0,8
0,6
η
0,4
Tab. 3.4.2 Wertetabelle der bezogenen Leistung
und des Wirkungsgrades
0,2
Ra/Ri
0
0
1
2
3
4
5
Abb. 3.4.21 Leistung und Wirkungsgrad als Funktion
der Belastung
Um größere Wertebereiche des Belastungswiderstandes zu erfassen, wird die Abszisse
oft logarithmisch geteilt. Durch diese Maßnahme wird die Darstellung der Funktion in ihrer
Aussage wesentlich erhöht. In Abb. 3.4.22 sind die normierten Strom- und
Spannungsverläufe und die normierte Leistung über dem lg (Ra/Ri) aufgetragen. Es
ergeben sich zum Wert Ra/Ri = 1 symmetrische Kurvenverläufe.
a)
b)
1,2
1,2
Pa/Pamax
1
1
U/U0
I/IK
0,8
0,8
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
0
-3
-2
-1
0
1
2
lg(Ra/Ri)
0
3
-3
-1
Abb. 3.4.22 a) Normierte Leistung und b) Normierte Spannung und normierter Strom
als Funktion von lg(Ra/Ri)
1
lg(Ra/Ri
3
Prof. Dr.- Ing. Herzig
Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 1"
104
1etv3-2
Der Grundstromkreis wird in den unterschiedlichen Bereichen der Elektrotechnik
unterschiedlich dimensioniert.
In der Energietechnik soll die Leistungsübertragung mit möglichst geringen Verluste
erfolgen. Der Wirkungsgrad muss demzufolge groß sein. Das bedeutete Ra >> Ri . Die
Widerstände der Übertragungsnetze müssen im Vergleich mit den Widerständen der
Verbraucher klein sein.
in der Nachrichtentechnik wird mit der Übertragung maximaler Leistung auf den
Verbraucher gearbeitet. Der Verbraucher wird mit Ra = Ri an die Quelle angepasst. Das
bedeutet maximale Übertragung der Information. Dabei treten sehr kleine Leistungen auf,
so dass der Wirkungsgrad η = 0.5 unerheblich ist.
Beispiel 3.4.06
Zwei Batterien (U01 = 12 V: U02 = 9 V; Ri2 = 2.7 Ω) werden parallel betrieben, wobei sich
die Klemmenspannung U = 11.7 V einstellt.
Berechnen Sie den Innenwiderstand Ri1 der ersten Batterie!
Ri1
U01
M1
I
U
M1 : −U01 + I ⋅ Ri1 + U = 0
Ri2
M2
M2 : −U + I ⋅ Ri2 + U02 = 0
U02
I=
U − Uo 2 11.7 V − 9 V
= 1.00 A
=
Ri 2
2 .7 Ω
Ri1 =
U01 − U 12V − 11.7 V
=
= 0.300Ω
I
1A
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