Frühjahrskonzert 27. April 2013 Programm: Edward Elgar: (1857 – 1934) Pomp & Circumstance: Militärmarsch op. 39/1 Max Bruch: (1838 – 1920) Violinkonzert g-moll op. 26 Vorspiel: Allegro moderato Adagio Finale: Allegro energico - - - Pause - - - Richard Wagner: (1813 – 1883) aus „Lohengrin“: Vorspiel zum 3. Akt und Brautchor aus „Tannhäuser“: Arie der Elisabeth aus dem 2. Akt: „Dich, teure Halle, grüß ich wieder“ Pilgerchor und Szene Wolfram-Elisabeth („Allmächt’ge Jungfrau“ – „O du mein holder Abendstern“) aus dem 3. Akt Giuseppe Verdi: (1813 – 1901) aus „Der Troubadour“: Szene Ferrando - Chor aus dem 3. Akt: „Freudig ertönen die Kriegesgesänge“ aus „Aida“: Chorszene und Triumphmarsch aus dem 2. Akt Ausführende: Solisten: Johannes Meissl, Violine Meredith Hoffmann-Thomson, Sopran Matthias Helm, Bariton Chöre: Andorfer Chöre (Einstudierung: Gerhard Penzinger) Chor des BORG Ried (Einstudierung: Elisabeth Bögl) Kirchenchor Lohnsburg (Einstudierung: Rudolf Posch) Kirchenchor Schildorn (Einstudierung: Josef Burgstaller) Brucknerbund-Orchester Ried Dirigent: Gunter Waldek Das heutige Festkonzert beginnt mit einem der populärsten Werke der Orchesterliteratur, dem ersten von 5 Festmärschen aus der Reihe „Pomp and Circumstance“ des englischen Komponisten Edward Elgar. Zu Unrecht wird sein vielseitiges Schaffen oft fast ausschließlich mit dieser patriotischen Hymne gleichgesetzt, die mit dem Text „Land of Hope and Glory“ zur identitätsstiftenden Kennmelodie des gesamten Commonwealth wurde und zum ersten Mal im August 1902 bei der Krönung von Edward VII. erklang. Auch die Bekanntheit von Max Bruch gründet sich vorwiegend auf ein einziges Werk, sein erstes Violinkonzert in g-moll, das 1868 uraufgeführt wurde. Widmungsträger und Solist war der wohl bedeutendste Geiger des 19. Jahrhunderts, Joseph Joachim, der schon mit Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann und Johannes Brahms zusammengearbeitet hatte. Dem aus Köln stammenden Max Bruch gelang hier eine wunderbare Mischung aus virtuosen Elementen und emotionaler Melodik in zauberhaft hochromantischem Klanggewand. Obwohl der Komponist Zeit seines Lebens im Schatten von Brahms stand, hat sein Violinkonzert rasch die Konzertbühnen erobert. Der erste, eher düster anmutende und mit „Vorspiel“ überschriebene Satz mündet direkt in ein meditatives und berührendes Adagio, auf das schließlich ein übersprudelnd virtuoses und mitreißendes Finale folgt. Die konzertante Aufführung von Werken, die für die Opernbühne geschrieben wurden, verlangt meist kleine Änderungen und Anpassungen. So musste ich auch für die heutige Aufführung von Ausschnitten aus Opern der großen Jubilare Wagner und Verdi (beide vor 200 Jahren geboren) einige Adaptierungen vornehmen, die der veränderten Aufführungssituation entsprechen: Manches wurde im Ablauf gestrafft oder umgereiht, auch kleinere Eingriffe in die Besetzung von Chor und Solisten wurden vorgenommen, ohne jedoch wesentlich in die Substanz der Musik einzugreifen. Richard Wagner und Giuseppe Verdi gelten als die großen Antipoden des romantischen Musiktheaters; tatsächlich kommen sie aus ganz unterschiedlichen Musiktraditionen, haben sich aber im Lauf ihres Lebens deutlich angenähert. Gerade in den für das heutige Festkonzert gewählten Ausschnitten präsentiert sich Wagner nicht als durchgeistigter Vertreter eines langatmig-spröden Gesamtkunstwerks, sondern als Erfinder sprühender Melodien und weich dahinfließender Linien. Allerdings unterscheidet er sich von Verdi vor allem durch seinen intensiveren Bezug zu den Texten, die er bei all seinen Werken auch selbst verfasste. Sowohl „Lohengrin“ als auch „Tannhäuser“ basieren – wie fast alle seine Opern – auf Sagen des keltisch-germanischen Kulturkreises. Der fremde Ritter Lohengrin rettet die junge Elsa von Brabant vor missgesinnten Verleumdern; der Heirat stimmt er nur unter der Bedingung zu, dass Elsa sich nie nach seiner Herkunft erkundigt. Aber schon kurz nach der Hochzeit stellt sie die verhängnisvolle Frage, und er muss sie – von einem Schwan gezogen – wieder verlassen. Tannhäuser und Wolfram von Eschenbach sind historisch belegte Minnesänger, die in der Festhalle der Wartburg mit ihrem Gesang um die Hand der jungen Elisabeth von Thüringen werben. Als dabei die Rede auf die frevelhafte Vergangenheit Tannhäusers kommt, ist die Empörung groß; doch Elisabeth gelingt es, Reue in ihm zu erwecken und ihn zu einer Pilgerfahrt nach Rom zu bewegen. Als jedoch im Herbst die Pilger zurückkehren, ist er nicht unter ihnen – der Papst hat ihm seine Sünden nicht vergeben. Elisabeth stirbt vor Gram und erlöst ihn durch ihren Tod von seiner Schuld. Verdis Opernstoffe sind meist etwas näher am realen Leben und damit zeitgemäßer. Der „Troubadour“ handelt jedoch – ähnlich wie Tannhäuser – von einem fahrenden Sänger, der mit einer Gruppe von Zigeunern unterwegs ist. Eine Reihe von Verwicklungen führt zum blutigen Kampf mit dem vom Hauptmann Ferrando geführten Heer des Grafen Luna, in dessen Verlauf der Titelheld festgenommen und zum Tode verurteilt wird. Erst später stellt sich heraus, dass er der verschollene Bruder des Grafen war. „Aida“ entstand 1870, ein Jahr nach der Eröffnung des Suezkanals, für das neue Opernhaus in Kairo. Verdis Librettist setzte die vom Khediven gewünschte typisch ägyptische Handlung zur Zeit der Pharaonen an: Die äthiopische Prinzessin Aida wird in Ägypten als Sklavin gehalten. Der von ihr geliebte ägyptische Feldherr Radames besiegt das zu ihrer Befreiung ausgerückte äthiopische Heer und bringt ihren Vater als Gefangenen mit. In einem glorreichen Triumphzug wird der Sieg gefeiert. Als offenbar wird, dass Radames die Liebe zur Tochter des Erzfeindes erwidert, wird er geächtet und schließlich gemeinsam mit Aida bei lebendigem Leib eingemauert. Mit diesem Großaufgebot an Mitwirkenden und einem Reigen bekannter Melodien entbietet das Orchester den drei Jubilaren des Jahres Respekt und Dankbarkeit: Richard Wagner, Giuseppe Verdi und – vor allem – dem Brucknerbund Ried.