Kann ein freundlicheres Pillendesign Schwangerschaftsabbrüche reduzieren? „Was läuft in der Psyche einer Jugendlichen oder jungen Frau ab, die soeben ungeschützten Sex hatte?“, fragt sich der Wiener Werbeexperte Toman Rom. „Sie ist in Panik, weil sie das Eintreten einer Schwangerschaft befürchtet. Nehmen wir an, sie hat die organisatorischen Hürden bewältigt und hält nun zum ersten Mal eine ‚Pille danach’ in der Hand.“ Es zählt zum verhaltenspsychologischen Grundwissen, dass jedes neue unbekannte Produkt erst einmal Misstrauen erzeugt. Verstärkt werden diese negativen Gefühle im konkreten Fall durch die Warnungen und Verteufelungen von kirchlichen und anderen konservativen Kreisen, die das Produkt - wider besseres Wissen - als ‚Abtreibungspille’ bezeichnen. Wie lassen sich diese negativen Strömungen umkehren? Was im Markenartikelbereich gilt, ist im Gesundheitsbereich nicht anders, sagt Toman Rom. „Wichtig sind drei Dinge: ein Produktname, der positive Assoziationen hervorruft, intensive Werbung und Information, durch die das Produkt vertraut wird, sowie ein Packungsdesign, das die Gefühle der Anwenderin positiv anspricht. Denn im Marketing wissen wir, dass AnwenderInnen ein Produkt ‚lieben’ müssen, um es zu verwenden.“ Gerade beim Packungsdesign ‚hapere’ es im Gesundheitsbereich am meisten, sagt der Werbeexperte, denn man habe bei der Gestaltung weniger die AnwenderInnen im Blick als die Ärzteschaft und die Apotheken. „Aber in Zeiten des elektronischen Scanners ist ein übergroßer Namensaufdruck nicht mehr so wichtig wie früher. Auch ein dominantes Herstellerlogo ist für die AnwenderInnen nicht so relevant, wie die Firmen es sich wünschen.“ Stattdessen komme es darauf an, das Produkt ‚optisch angenehm’ und vertrauensfördernd zu gestalten. Es fehlen Zahlen, wie oft eine Frau die ‚Pille danach’ dann doch nicht einnimmt[i] sondern hofft, dass sie trotzdem nicht schwanger wird. Aber der aktuelle Österreichische Verhütungsreport zeigt, wie eine gefährliche Mischung von Konservativismus und Unwissenheit zur großen Zahl von Abbrüchen ungewollter Schwangerschaften in Österreich führt: 28 % der Menschen in Österreich verlassen sich hinsichtlich ihrer Verhütung auf wenig wirksame Methoden wie ‚Aufpassen/Coitus interruptus’, ‚Tage zählen/Kalendermethode’ oder andere Formen der ‚Selbstbeobachtung’. Bei Befragungen in Deutschland werden diese Methoden hingegen nur von sehr wenigen Menschen als geeignete Methoden genannt. Toman Rom abschliessend: „Werbung und Information der AnwenderInnen plus ‚positivem’ Packungsdesign für Verhütungsmittel – wie eben der ‚Pille danach’ könnten mithelfen, die Akzeptanz der Heilmittel zu verbessern und so die große Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen in Österreich zu reduzieren.“ [i] Weil es mühsam ist, sie zu bekommen / weil sie zu wenig darüber weiß / weil sie ihr zu teuer ist / weil sie Ängste hat. Verein Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch | [email protected] | vienna 2017 | powered by fox.co.at