Alle für einen! Wie Teamarbeit gelingen kann. Maga. Brigitta Gruber Vortrag gehalten auf der Tagung Team Gesundheit „Das Ineinandergreifen der Gesundheitsberufe als Vorteil für PatientInnen und Patienten“ am 28.1.2017 in Wien Inhalt 1. Erwartungen an Teamarbeit im Gesundheitswesen 2. Was ist Teamarbeit? 3. Rahmenmodell der Effektivität von Teamarbeit 4. Wie Teamarbeit gelingen kann! Erwartungen an Teamarbeit im Gesundheitswesen PatientInnen und ihre Angehörigen Alle Beteiligten stimmen medizinische, therapeutische, pflegerische und sonstige Interventionen zum Patientenwohl aufeinander ab. ganzheitliche Versorgung hohe Versorgungsqualität Berufsangehörige des Gesundheitswesens Kostenträger Gesundheitswesen Gesundheitsberufe erkennen die fachlichen Kompetenzen anderer an und binden diese sinnvoll und aktiv ein. Hohe Versorgungsqualität, die dazu führt, dass das Gesundheitswesen weniger häufig von Patienten wegen (Wieder-)Erkrankung aufgesucht werden muss. behinderungsarme Arbeitsabläufe Reduktion von Stressoren Arbeitszufriedenheit Hohe Versorgungsqualität Effizienz Eindämmung von Krankheitskosten Wirksamkeitsnachweise interprofessioneller Teamarbeit Zusammengestellt von Körner Miriam für Vortrag 17.1.2014 ABER: „Interprofessionalität ist zufällig und/oder wird praktisch wenig bereichernd erlebt“ (Lützenkirchen, 2005) Strukturelle Hemmnisse: – Noch nicht überwundene Statusunterschiede zwischen Gesundheitsberufen – Selten institutionell festgelegt und vorgegeben – Teammitglieder gehören zu unterschiedlichen Aufbauorganisationen und Führungen Personale H.: – Zu geringe Kooperationsbereitschaft und zu wenig Kooperationskompetenzen – Hohe Abhängigkeit von Persönlichkeiten und/oder vom Selbstbewusstsein der Berufsgruppe Kulturelle H.: – Jeder Gesundheitsberuf hat eigenes Verständnis von Professionalität und Interprofessionalität und weiß wenig von dem der anderen Berufsgruppen – Geschlechter-, Weisungs- und Einkommensverhältnisse – Verbreiteter Zugang/Meinung: „Wer nicht will, muss nicht“ Häufigste Fehler in der Teampraxis (nach Fengler, 1997) Verweigerung von Führung Ablehnung klarer Strukturen der Weisung und Zuständigkeit Unklare Ermessensspielräume Entscheidungslosigkeit Schweigen über Qualität und Kontrolle Team-Mythen und -Stolpersteine „Nun fassen wir uns an den Händen und …“ (Spontane) Selbstorganisation Null-InvestionenAnnahme Gleichrangigkeit / Abschaffung von Hierarchie Zusammenarbeits-Levels Auftragsarbeit / Konsile • Menschen arbeiten in einer Organisation ohne unmittelbar von anderen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben abhängig zu sein; sie bearbeiten Aufträge und liefern zu (Labor, …). Multiprofessionalität Interprofessionalität Transprofessionalität • meint weniger verbindliche Form der Zusammenarbeit: Mehrere Berufsgruppen sind an der Versorgung beteiligt und erbringen eher nebeneinander ihre Leistungen. • sieht regelmäßig und (auch) direkt Informationsaustausch und Koordination zur Zielerreichung und Aufgabenerfüllung vor, z.B. Fallbesprechungen im interprofessionellen Team. • meint die komplexeste Form. Die einzelnen Berufsgruppen integrieren ihre Kompetenzen so weit, dass daraus ein neues Versorgungssystem gemeinsam mit PatientIn entsteht (z.B. Arbeiten nach Bobath-Prinzip) Was ist Teamarbeit? • „Mehrere Menschen müssen ihre Kompetenzen verbinden, um eine Aufgabe zu bewältigen. Die Rollenverteilung ist von außen klar erkennbar.“ (Gellert & Nowak, 2007) • Interprofessionelle Teamarbeit im Gesundheitswesen heißt, „Verantwortung für gemeinsam abgesprochene Entscheidungen sowie für die daraus folgende Behandlung und Betreuung übernehmen und Informationen austauschen sowie Arbeit koordinieren.“ (Zwarenstein & Bryant, Cochran Review 2000) Rahmenmodell für Effektivität interprofessioneller Teamarbeit TEAMPROZESSE KONTEXT • • • • Qualifikationen Berufsordnungen Gratifikationen Ressourcen • • • KOOPERATIONSFÄHIGKEITEN • MANAGEMENT • Vertrag TEAMARBEIT-GESTALTUNG • • • • • • Ziele – Aufgaben Aufgabenverteilung Team-Rollen Teamzusammensetzung Entscheidungsprozesse Rückmeldungssystem in Anlehnung an Conny H. Antoni, 2010 Kommunikation Interaktionen Handlungen • • Gesprächs- und Kooperationsverhalten Arbeitsstile Persönlichkeitsmerkmale KOOPERATIONSBEDINGUNGEN • • • • Geklärte Beziehungen Übereinstimmung der Interessen Konkurrenzausschluss Vertrauen in Kompetenz der PartnerInnen TEAMEFFEKTIVITÄT • • Teamleistung Teamlebensfähigkeit Team-Vereinbarung Ein „Teamvertrag“ ist eine im Rahmen des Arbeitsverhältnisses getroffene und/oder zugestimmte Vereinbarung, in der die Beteiligten klar erkennen • woran sie arbeiten wollen/sollen, • was sie dabei tun werden und • was sie voneinander erwarten. ‼ damit jedeR seine Interessen und Verantwortung klären kann ‼ jedeR sich dafür freiwillig, im Bewusstsein keiner späteren Wahlmöglichkeit entscheiden kann ( „heimliche Verträge“) ‼ hilft roten Faden im Auge zu behalten ‼ dient zur regelmäßigen Überprüfung, zum Erkennen von Schwierigkeiten und zum Feiern von Erfolgen Teamarbeit-Gestaltung a) Ziele benennen / Aufgaben beschreiben und verteilen sowie Vorgehensweisen definieren ‼ ermöglicht behinderungsarme Arbeitsabläufe ‼ zur Vorbeugung von • Imagekonflikten • Schnittstellenkonflikten b) Team-Zusammensetzung und Team-Rollen klären ‼ optimal: 3-8 Teammitglieder; bei mehr … Unterteams, Kernteam o.a. ‼ Teamkoordination (mit oder ohne disziplinarische Funktion) ‼ Teams lassen sich nicht harmonisch führen (siehe Teamrollen und Persönlichkeiten) bei Unschärfen oder (ungewollten) Überschneidungen, dann Risiko für Zuständigkeitsprobleme, Doppelarbeiten, Rivalitäten Jede Veränderung der Teamzusammensetzung ist Neubeginn Teamarbeit-Gestaltung c) Entscheidung- und Besprechungsprozesse definieren ‼ Wissen um und Akzeptieren eines erfolgversprechenden idealtyp. Entscheidungs/Besprechungsprozesses: a) b) c) d) Informationsphase Beratungsphase Entscheidungsphase Bilanzierungsphase Absichtlich einseitige Informations-Preisgabe „BeraterInnen“-Kreis meint, dass er entscheidet d) Ganzheitliches Feedbackund Bestätigungssystem einführen ‼ Kontrolle, Review, kontinuierlicher Verbesserungsprozess ‼ Feedback-Gespräche ‼ Wissen und Geübtheit im Umgang mit Kritik ‼ Erfolge sichtbar machen und feiern Teamprozess: Teamfähigkeitzu Persönlichkeitsund Personalentwicklung undund Kooperationskompetenz Teamfähigkeit Kooperationskompetenz • Sich seiner eigenen Kompetenzen bewusst und sicher zu sein und über die Möglichkeit verfügen, dies anderen effektiv darzustellen • Auf Rivalität verzichten • Willens sein, eigene Arbeit und Ergebnisse offenzulegen • Andere Leistungen anzuerkennen • Bereit und fähig zu sein, Konflikte lösungsorientiert auszutragen • Zu Metakommunikation (eigenes Verhalten und Umgang miteinander zum Thema zu machen) fähig sein • Über Möglichkeiten verfügen, die persönlichen Interessen mit dem kollektiven Ziel des Team verbinden zu können nach Gellert & Nowak, 2007, S.90 ‼ Persönlichkeitsbildung in Aus- und Fortbildung ‼ Supervisionsangebot und –nutzung / Coaching ‼ Belohnungs- und Anerkennungssysteme für kooperatives Verhalten Teamprozess: Kommunikation und Interaktion a) Kooperationsbedingungen vorsehen ‼ ZEIT und Fertigkeiten für effektive Besprechungen und Feedbacks ‼ Fordern und fördern eines mehrseitig vernetzten, dialogischen Informationsflusses ‼ Raum für gemeinsames und Voneinander-, Kennen- und Vertrauen lernen ‼ Angebote zu Teamberatung, Teamentwicklung, Supervision bis hin zu Konfliktbearbeitung bieten und nutzen b) Optimale Infrastruktur für Arbeitsinformationen einrichten ‼ Dokumentations- und Informationssysteme – Gemeinsame elektronische Krankenakte – Gemeinsamer Teambogen mit Patientenzielen – persönlicher Austausch im Rahmen von Fallbesprechungen – Verschriftlichte Behandlungsleitfäden im Handbuch Interventionen für effektive/effiziente Teamarbeit Einführung Teamarbeit Teamentwicklung Supervision Teamberatung Anlass Optimierung Neubeginn oder zum Review / Bilanzierung Teampflege und Aktuelle Störung Professionalisie-rung durch gemein-sames Lernen an Fällen Zeitraum Vor Beginn Prozessbegleitend / wiederkehrend Prozessbegleitend / wiederkehrend anlassbezogen mit begrenzter Fragestellung AkteurInnen Leitungskräfte u. interessierte MA Ganzes Team und Teamleitung Ganzes Team Teams und Teamleitung Unterstützung intern Externe Begleitung sinnvoll Externe Beratung erforderlich Externe Beratung erforderlich in Anlehnung an Gellert & Nowak, 2007, S.15 Interprofessionalität ist es wert, in sie zu investieren. Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie hat Unterstützungsangebote für Teams und Teamarbeit Maga. Brigitta Gruber arbeitsleben gruber e.U. 4655 Vorchdorf, Lindacherstraße 19 b Email: [email protected] Internet: www.arbeitsleben.com