Datum: 10.05.2014 Hauptausgabe St. Galler Tagblatt AG 9001 St. Gallen 071 227 69 00 www.tagblatt.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 26'366 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 054.001 Abo-Nr.: 1085440 Seite: 10 Fläche: 23'060 mm² Anne, nachdenklicher Teenager Uraufführung in Amsterdam: Erstmals werden alle Tagebücher von Anne Frank auf die Bühne gebracht. Die aufwendige Produktion lebt von intimen Szenen in grossartiger Kulisse. Im Vorfeld gab es Kritik. Anne träumt: Sie ist in Paris, der lang lebten die acht Personen auf Anne und das einzige noch Krieg ist vorbei, sie lacht. Anne engstem Raum miteinander, lebende Mitglied der Familie. Frank lebt. Dann erzählt sie ihre ständig in der Angst, entdeckt zu Bewegt umarmte er die junge Geschichte. Es ist die Geschich- werden. te, die weltweit Millionen MenDie Autoren, das niederländischen berührt hat. sche Schriftstellerpaar Leon de Mit dieser fiktiven Szene be- Winter und Jessica Durlacher, ginnt die vieldiskutierte Büh- schildern in sehr intimen Szenen nenfassung des Tagebuchs von den Alltag im Hinterhaus - mit Anne Frank, die am Donnerstag den Worten Annes. Ihnen stanin Amsterdam uraufgeführt wur- den erstmals alle Tagebücher de. «Anne» zeichnet das Leben von Anne und auch das Archiv des jüdischen Mädchens nach, ihres Vaters Otto zur Verfügung. das kurz vor seinem 16. GeburtsDer Streit ums Kartoffelschä- Schauspielerin. Das Mädchen und sein Buch Das schreckliche Ende der Familie Frank schwebt ständig wie bauten Theater liess Regisseur sichtbar werden. Während in Theu Boermans die Welt von einem Zimmer gestritten wird, Anne errichten. Spektakuläre liest Annes Schwester in einem Kulissen auf einer gigantischen anderen, und huscht Anne zum Bühne ziehen den Zuschauer in Dachboden oder sitzt an ihrem diese Welt hinein - Amsterdam kleinen Tischchen und schreibt. einer Multimediaschau fassen? Kritiker hatten im Vorfeld die «Vermarktung» von Anne Frank beklagt. Doch die Inszenierung kommt ohne billige Effekte aus. eine drohende Wolke über der Bühne. Der Krieg wird mit histo- rischen Fotos und Filmen auf grosse Leinwände projektiert: Ein hasserfüllter Adolf Hitler, Judenpogrome, marschierende Soldaten. Dazwischen Aufnahtag und der Befreiung im Kon- len oder einen Pelzmantel - es men von Annes Handschrift im zentrationslager Bergen-Belsen sind Miniaturen, in denen die Tagebuch. starb. Im extra für das Stück er- grosse Angst und Verzweiflung Kann man diese Geschichte in Das Mädchen und sein Buch steHistorische Filme und Fotos hen im Zentrum. Am Ende steht Puppenhaus auf Drehbühne Die 27jährige Schauspielerin Anne allein auf der Bühne vor Das Hinterhaus an der Prin- Rosa da Silva zeigt Anne nicht als der Kulisse des Konzentrationssengracht, wo die Familie Frank das Opfer des Holocausts, son- lagers. «Ich wollte.., ich wünschmit vier weiteren Juden im Ver- dern als ein lebhaftes, nach- te... ich träumte ...» Sie beendet steck lebte, wurde originalgetreu denkliches Mädchen und bis- die Sätze nicht mehr. Sie wäre von 1940 bis 1944. nachgebaut. Wie im Puppen- weilen auch als nervigen Teen- gerne berühmt geworden. Nun haus sieht man Szenen auf den ager. Rosa ist Anne. So erschien weiss sie noch nicht einmal, sagt verschiedenen Ebenen. Immer es auch beim Schlussapplaus, als sie, ob sich überhaupt jemand wieder dreht sich das Haus, ver- der Schweizer Schauspieler Bud- an sie erinnern wird. Sie legt ihr schafft neue Blickwinkel und dy Elias die Bühne betrat. Der Buch ab und geht. (sda) macht die Ausweglosigkeit fühl- 88-Jährige ist der Cousin von www.theateramsterdam.n bar. Zwei Jahre und zwei Monate Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 53810123 Ausschnitt Seite: 1/1