Vanitas - Festtage Alte Musik Basel

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Vanitas
Musik und Text zum Thema «Vergänglichkeit»
Konzert in der Peterskirche Basel
am Sonntag, 22. November 2015, 17 Uhr
Werke von Cazzati, Cima, Klaus (Uraufführung), Merula,
Schop, Scarani, Schütz, Turini, Uccellini und van Eyck
Ensemble MATÍS*:
Mira Gloor, Blockflöte
Hyeonho Jeon, Blockflöte
Hyngun Cho, Violoncello
Tiago Leal, Theorbe
Helga Váradi, Cembalo/Orgel
Markus Jans, Sprecher
*MATÍS – katalanisch für Nuance, Farbton, Schattierung
Verein zur Förderung von Basler Absolventen
auf dem Gebiet der Alten Musik
Z U D I E S E M PROGRA MM
Der Gedanke der Vergänglichkeit ist im Barock, vor allem im
17. Jahrhundert, allgegenwärtig.
Das wiederkehrende Motiv
ist in Literatur, Bildender Kunst,
Theater und Musik zu finden
und soll den Menschen daran
erinnern, dass am Ende all seines
Strebens doch nur der Tod steht:
Nichts auf dieser Welt kann dem
Vergessen und Vergehen entrinnen.
Auf Vanitas-Stillleben von
Künstlern wie Evert Collier
(1640–1707), Evaristo Baschenis
(1617–1677) und Cornelis Gijsbrechts (1630–1683) findet man
neben den typischen Symbolen
wie Totenkopf, Sanduhr, Spiegel, Schmuck und Blumen auch
sehr viele Musikinstrumente
und Noten: Musik ist, anders
als Werke der Bildenden Kunst,
verschwunden und «ver»-klungen, sobald sie «er»-klungen ist.
So sind auf zwei Gemälden von
Evert Collier Kompositionen
von Jacob van Eyck abgebildet.
Einmal «Questa dolce sirena»
und einmal «Onan of Tanneken», beides Stücke aus dem
Fluyten Lust-Hof, Variationen
für Blockflöte solo über bekannte Lieder der Zeit. Diese zwei
Stücke sollen im Laufe des Programmes zum Leben erweckt
werden. Die Melodien sind
beide von fröhlicher Natur, und
die ursprünglichen Texte dazu
erzählen von Schönheit, Anmut
und Liebe. Dieses Spiel mit
den Gegensätzen – einerseits
das Angenehme, Vergnügliche,
andererseits die Erkenntnis der
Vergänglichkeit – ist ein wiederkehrender Bestandteil des ganzen Programms und wird in der
Stückwahl widerspiegelt.
Eine schöne Möglichkeit zu
solchen Kontrasten findet man
in den Sonaten im «Stylus Phantasticus» (Francesco Turini und
Giuseppe Scarani), in denen
sich klagende, chromatische
Sequenzen und virtuose, übersprudelnde Passagen gegenüberstehen.
Ein wichtiger Aspekt des
Programms ist ausserdem das
Spiel mit Alt und Neu. Neben
den barocken Kompositionen
sollen auch zeitgenössische
Klänge zu Worte kommen:
Der «Verein zur Förderung von
Basler Absolventen» hat an die
junge Komponistin Isabel Klaus
einen Kompositionsauftrag zum
Thema «Vanitas» erteilt. Die
Uraufführung wird in die Mitte
des Programmes platziert. Wir
sind dem Fachausschuss Musik
BS/BL zu grossem Dank verpflichtet für die Ermöglichung
dieses Kompositionsauftrags.
Um den Vanitas-Gedanken
noch von einer anderen Seite
zu beleuchten, werden in unserem Programm neben der
Musik auch Texte erklingen.
Gedichte von Andreas Gryphius, Johann Peter Hebel und
Theodor Fontane, welche in
eindrücklichen Formulierungen
die Nichtigkeit der Welt zum
Ausdruck bringen. Erwähnenswert ist der Umstand, dass
Hebels Gedicht von der Vergänglichkeit («Gespräch auf der
Strasse nach Basel zwischen
Steinen und Brombach, in der
Nacht» von 1803) eine Bleibe
im Kreuzgang des Basler Münsters gefunden hat.
Eine dritte Ebene der Vanitas-Darstellungen sind die vielen wunderschönen Bilder des
17. Jahrhunderts mit Symbolen
der Vergänglichkeit. Eine kleine
Auswahl dieser «nature morte»Erinnerungen an die Zwecklosigkeit allen Jagens nach
Äusserlichkeiten, Ruhm und
Reichtum dieser Welt findet
sich in diesem Programmheft.
Evaristo Baschenis (1617–1677)
3
PR O G R A M M
Thomas à Kempis (ca. 1380–1471) «Vanitas est divitas perituras
querere»
Tullio Cima (1595–1678)
«Vanitas est divitas perituras
querere»
aus: Sacrarum Modulationum …
liber quartus, Rom 1648
Francesco Turini (1595–1656)
Sonata a tre, secondo tuono
aus: Madrigali a una, due... con
alcune sonate a due e tre, libro
primo, Venedig 1621/24
Theodor Fontane (1819–1898) «O trübe diese Tage nicht»
Johann Schop (ca. 1590–1667)
«Nasce la pena mia»
aus: T’uitnemend Kabinet,
Amsterdam 1646
Jacob van Eyck (1590–1657)
«Onan of Tanneken»
aus: Der Fluyten Lust-Hof,
Amsterdam 1644
aus: Apollos soete lier, Amsterdam
1642
Nicolas Vallet (1583–1642)
Johann Peter Hebel (1760–1826) «Die Vergänglichkeit»
Isabel Klaus (*1979)
VANITAS
Jacob van Eyck (1590–1657)
«Questa dolce Sirena»
aus: Der Fluyten Lust-Hof,
Amsterdam 1644
Marco Uccellini (1603–1680)
Aria decimaterza a doi Violini,
sopra Questa,Bella Sirena
aus: Sonate, correnti et arie, op. 4,
Venedig 1645
Andreas Gryphius (1616–1664) «Ebenbild unseres Lebens»
4
Tarquinio Merula (1595–1665)
Canzonetta spirituale sopra
la nanna
aus: Curtio precipitato et altri
capricii, Venedig 1638
Giuseppe Scarani (fl. 1628–1642)
Sonata XV a tre
aus: Sonate concertate in Stil
moderno, libro primo, Venedig
1630
Andreas Gryphius «Abend»
Heinrich Schütz (1585–1672)
«So fahr ich hin zu Jesu Christ»,
SWV 379
aus: Geistliche Chor-Music,
op. 11, Dresden 1648
Theodor Matham, Vanitas (1622)
5
Z UR M US I K
Zu Beginn des heutigen Programms bringt das Werk « Vanitas est divitas perituras querere»
von Tullio Cima mit seinem
Titel und Text den Vanitas-Gedanken charakteristisch zum
Ausdruck. Dieses Stück ist ursprünglich für drei Gesangstimmen, zwei Soprane und einen
Bass, und Basso continuo geschrieben. Der Text stammt aus
dem DE IMITATIONE CHRISTI, Liber primus von Thomas
à Kempis (c. 1380–1471). Die
Stimmen stellen zuerst abwechselnd die ersten Strophen des in
Gedichtform verfassten Textes
vor, bevor sie im Laufe des Stückes zusammenfinden.
Die «Sonata a tre, secondo
tuono» von Francesco Turini
ist eine der ersten Triosonaten
in dieser Form. Turini markiert
neben Giovanni Paolo Cima
den Anfang einer neuen Gattung, welche in den folgenden
Jahren einen wichtigen Platz
in der Instrumentalmusik einnimmt. Strenge kontrapunktische Passagen wechseln sich
ab mit freien, chromatischen
Linien und bizarren rhythmischen Elementen. Im Gegensatz
dazu basiert die Diminution
über «Nasce la pena mia» von
Johann Schop auf einem sechsstimmigen Madrigal von Alessandro Striggio (ca. 1536–1592).
Gemäss dem «stilo moderno»
beschränkt sich Schops Komposition nicht auf ein einfaches
Verzieren der Oberstimme.
Für Violine konzipiert, enthält
die Diminution alla bastardaElemente (also quer durch alle
Stimmen) sowie einige Abweichungen von der originalen
Oberstimme von Striggio, vor
allem in Bezug auf Vorzeichen
und Kadenzformen.
Jacob van Eyck’s «Onan of
Tanneken» ist eines der Stücke,
welches auf einem VanitasStillleben von Evert Collier zu
finden sind. Die Variationen
für Blockflöte solo basieren
auf einem bekannten Lied der
Zeit, welches die Schönheit des
Mädchens Tanneken (kleines
Annelein) preist. Nicolas Vallet
hat dasselbe Lied in der Sammlung «Apollos soete lier» (1642)
für Violine und Bass festgehalten. Es ist gut möglich, dass van
Eyck diese Version als Vorlage
für seine Variationen im Kopf
hatte. Seine Variationen passen
perfekt über den Bass von Vallet. Spannend dabei ist, dass er
die zwei Einleitungstakte des
Basses in die Melodiestimme
übernahm. Eine bewusste musikalische Entscheidung oder eine
Folge seiner Blindheit, durch
welche er die Einleitungstakte
als Teil der Melodie interpretierte?
Das Stück VANITAS von
Isabel Klaus wurde speziell für
dieses Programm in Auftrag
gegeben. Verklingende einzelne
Töne und der durchgehende
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Evert Collier (1642 – 1708), Vanitas Stillleben um 1662
Die aufgeschlagene Notenseite zeigt das Stück von van Eyck, das im
­Programm erklingt.
«Motor» des Atems, des Lebens,
sind die Grundbausteine dieses Stückes. Das resultierende
Klangerlebnis ergibt in seiner
elementaren Art einen wunderbaren Kontrast zu den vollen,
lebendigen barocken Harmoni-
en, Melodien und Bewegungen.
Auch das zweite Stück von
Jacob van Eyck ist auf einem
Vanitas-Stillleben von Evert
Collier abgebildet. «Questa
dolce Sirena» ist ursprünglich
ein fünfstimmiges Balletto von
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ist jedoch nicht nur lieblich,
sondern spielt auf das Schicksal
und die Schmerzen an, welche
Jesus im Leben noch bevorstehen. Die Gesangsstimme, welche einen improvisatorischen
Charakter aufweist, baut sich
auf dem Bass auf, welcher nur
aus zwei Tönen besteht. Ein
Halbtonschritt, der sich über
das ganze Stück hinweg wiederholt. Erst am Ende, in den
letzten beiden Strophen, wird
diese meditative Stimmung
aufgehoben, und ein Schluss in
Rezitativform löst die aufgebaute Spannung auf. Der Text
der ursprünglich vokalen Version dieser Canzonetta Spirituale
sopra alla nanna lautet in deutscher Übersetzung:
Giovanni Giacomo Gastoldi
(1596). Auch hier sind die Melodie und der Text von fröhlicher Natur. Das Lied erzählt
von der Schönheit, dem Gesang und der Liebe der süssen
Sirene.
Marco Uccellini nimmt für
seine Aria decimaterza genau
dieses Lied zur Grundlage.
Jetzt für zwei Oberstimmen,
ist die Melodie von Gastoldi
unverkennbar herauszuhören
und erklingt in unterschiedlichen Taktarten und Variationen.
Tarquinio Merula’s «Canzonetta Spirituale sopra alla
nanna» ist ein Wiegenlied, in
welchem Maria das Jesuskind
in den Schlaf singt. Der Text
Nun, da es Zeit zu Schlafen ist,
schlaf, mein Sohn, und weine nicht,
denn die Zeit der Tränen
wird noch kommen.
Ach, mein Liebster, ach, mein Herz,
eia, eia, schlaf ein.
Schliesse deine göttlichen Augen,
wie es die anderen Kinder tun,
denn schon bald wird ein dunkler Schleier
des Himmels Licht verfinstern.
Oder nimm diese Milch
aus meiner reinen Brust,
denn ein grausamer Diener
bereitet dir Essig und Galle.
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Mein Liebster, dieser Busen
sei dir heute ein weiches Bett,
eh du laut klagend deine Seele
am Kreuz dem Vater empfiehlst.
Ruh deine schönen Glieder aus,
die anmutigen und zarten,
denn einst werden ihnen Eisen und Ketten
herbe Schmerzen bereiten.
Diese Hände und Füsse,
die du heute mit Staunen und Freuden siehst,
weh, sie werden einst vielfach
von spitzen Nägeln durchbohrt.
Dies holde Antlitz,
das heute gesund und rosig strahlt,
werden Speichel und Schläge
qualvoll und schmerzlich beschmutzen.
Ach, wie schmerzvoll,
du einzige Hoffnung meines Herzens,
werden die spitzen Dornen
dein Haupt und deine Stirn durchbohren.
Ach, deiner göttlichen Brust,
mein süsser, teurer Liebster,
wird die grausame Lanze des Verräters
eine tödliche Wunde bereiten.
Darum schlafe, mein Sohn,
schlafe nur, du mein Erlöser,
denn einst werden wir uns selig
im Paradies wiedersehen.
Nun, da mein Leben schläft,
die ganze Freude meines Herzens,
möge ein jeder ergeben schweigen,
auch Erde und Himmel mögen schweigen.
Und was werde ich indessen tun?
Ich werde meinen Liebsten betrachten,
ihm mit gesenktem Haupt beistehen,
so lange mein Sohn schläft.
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zu übereilen und in Verwunderung zu setzen.»
Als Schlussstück ist die fünfstimmige Motette «So fahr ich
hin zu Jesu Christ» von Heinrich Schütz in einer Instrumentalfassung zu hören. Am Ende
des 30-jährigen Krieges verfasste er die Sammlung «Geistliche
Chormusik», in welcher er
Texte zum Kirchenjahr in die
Musik übersetzte.
Er selbst schreibt dazu auf
dem Titelblatt: «Mit 5, 6 und
7 Stimmen/ beydes Vocaliter
und Instrumentaliter zu gebrauchen.»
In dieser Motette verwendet
er einen Teil des Begräbnisliedes «Wenn mein Stündlein
vorhanden ist» von Nikolaus
Herman. Er malt den Text, das
Sterben und den Aufstieg in den
Himmel, wunderbar mit seiner
Musik, und lässt zuerst alle fünf
Stimmen ins Grab hinabsteigen,
bevor sie nacheinander den
Weg in den Himmel finden.
Die Triosonate von Giuseppe Scarani erinnert mit ihren
starken Kontrasten und ungewohnten Wendungen an die
Sonate von Turini. Beide sind
im «Stylus Phantasticus» komponiert und sprudeln vor Ideen.
Johann Mattheson schreibt später zum Stylus Phantasticus in
seinem Vollkommenen Capellmeister, 1739, Kapitel 10:
«Der Stylus Phantasticus ist
die allerfreieste und ungebundenste Setz-Sing- und Spiel-Art,
die man nur erdencken kan,
da man bald auf diese bald
auf jene Einfälle geräth, da allerhand sonst ungewöhnliche
Gänge, versteckte Zierrathen,
sinnreiche Drehungen und
Verbrämungen hervorgebracht
werden, ohne eigentliche Beobachtung des Tacts und Tons;
bald hurtig bald zögernd; bald
ein- bald vielstimmig; bald auch
auf eine kurze Zeit nach dem
Tact: ohne Klang-Maasse; doch
nicht ohne Absicht zu gefallen,
So fahr ich hin zu Jesu Christ,
mein Arm tu ich ausstrecken,
so schlaf ich ein und ruhe fein,
kein Mensch kann mich aufwecken,
denn Jesus Christus, Gottes Sohn,
der wird die Himmelstür auftun,
mich führen zum ewigen Leben.
Nach so vielen Gedanken an die Vergänglichkeit, ermöglicht dies
doch einen unbeschwerten Ausklang voller Hoffnung und Zuversicht.
Mira Gloor
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Evert Collier (1642 – 1708), Selbstporträt mit Vanitas-Stillleben
Auch dieses Stück auf der Notenseite erklingt im Programm.
Vanitas – lat. Leere, leerer Schein; eitles Vorgeben,
nichtiges Treiben, zu: vanus = leer, eitel, nichtig.
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D I E A US FÜ H REND E N
Mira Gloor – Blockflöte
Mira Gloor wurde 1990 in Basel
geboren und erhielt mit vier
Jahren ihren ersten Blockflötenunterricht. Im Jahre 2008
schloss sie das Gymnasium mit
Schwerpunktfach Musik ab und
begann ihr Blockflötenstudium
bei Conrad Steinmann an der
Schola Cantorum Basiliensis.
Sie führte ihr Studium bei Pedro
Memelsdorff in Barcelona an
der Escola Superior de Música
de Catalunya fort, wo sie im
Sommer 2013, ebenfalls mit
Auszeichnung, abschloss. Für
einen Master in Musikpädagogik kam sie zurück an die
Schola Cantorum Basiliensis
und beendete dort ihr Studium
bei Conrad Steinmann und
Katharina Bopp im Sommer
2015 erneut mit Auszeichnung. Ihr Repertoire reicht
von mittelalterlicher bis hin
zu zeitgenössischer Musik. In
zahlreichen Meisterkursen u.a.
bei Marie-Thérèse Yan, Nikolaj
Ronimus, Han Tol und Dan
Laurin sowie bei verschiedenen
Soloauftritten mit Orchester
konnte sie ihre Kenntnisse stets
erweitern. Als Finalistin am
Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb hat sie zweimal
einen ersten Preis erspielt. Mit
dem Ensemble «Matís», hat sie
im März 2013 beim internationalen Telemann-Wettbewerb
in Magdeburg den 2. Preis gewonnen.
Hyeonho Jeon – Blockflöte
HyeonHo Jeon wurde 1990
in Seoul geboren und erhielt
mit vier Jahren seine erste
musikalische Ausbildung auf
dem Klavier. Später erhielt er
Querflötenunterricht und hatte
schliesslich im Alter von 11 Jahren seine erste Begegnung mit
der Blockflöte. Er war Jungstudent an der Korean National
University of Arts und besuchte zahlreiche Meisterkurse,
unter anderem bei Han Tol,
Barthold Kuijken, Peter Holtslag, Jeremias Schwarzer und
dem Flanders Recorder Quartett. Mit 16 Jahren zog er nach
Berlin, wo er bei Prof. Gerd
Lünenbürger an der Universität
der Künste Berlin studierte. Er
gründete das Ensemble La Prosperina, mit welchem er Preise
am Ensemblewettbewerb
Förderpreis Alte Musik Saarbrücken, bei der Hofkapelle
am Schloss Rheinsberg und bei
der Live Music Now gewann.
2010/2011 war er Stipendiat
der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im
Jahr 2011 schloss er sein Studium in Berlin mit Auszeichnung
ab und ging nach Barcelona,
um sein Studium mit Prof. Dr.
Pedro Memelsdorff fortzusetzen. Dort gründete er auch das
Ensemble Matís. Momentan
studiert er in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis in der
Klasse von Prof. Conrad Steinmann.
12
Tiago Leal – Theorbe
Tiago Teixeira Leal wurde 1989
in Porto, Portugal, geboren. Er
erhielt seinen ersten Musikunterricht auf der elektrischen
Gitarre und später auf der
klassischen Gitarre am «Conservatório de Musica do Porto»
in der Klasse von Mário Carreira, welcher ihn auch auf den
Geschmack der Alten Musik
brachte. Aus Interesse am früheren Repertoire begann er mit
dem Studium der Laute, Theorbe und Barockgitarre an der
ESMAE (Escola superior de Musica e Artes do Espetáculo) bei
den Professoren Ronaldo Lopes
und Hugo Sanches. Er hatte
ausserdem die Möglichkeit,
mit erstklassigen Musikern wie
Amandine Beyer, Ana Mafalda Castro, Pedro Sousa Silva
und Xurxo Varela zu arbeiten.
Daneben nahm er an verschiedenen Meisterkursen bei weltbekannten Lautenisten teil. Er
ist regelmässig in Konzerten mit
unterschiedlichen Ensembles in
der Schweiz, Portugal, Spanien,
Frankreich und Polen zu hören.
Seit 2010 ist er ausserdem als
Lehrer tätig.
kus Möllenbeck Barockcello
studierte und Kammermusikunterricht bei Prof. Mitzi
Meyerson erhielt. Von 2011 bis
2013 setzte er sein Studium an
der Escola Superior de Música
de Catalunya in Barcelona mit
Prof. Bruno Cocset fort und
vertiefte seine Kenntnisse im
Ensemblespiel mit Prof. Pedro
Memelsdorff. Neben der Solomusik engagierte sich Hyngun
Cho für verschiedene Ensembles und spielte unter anderem
im Ensemble «La Prosperina»,
mit dem er im Jahr 2010 den
Förderpreis für Alte Musik
sowie den Publikumspreis in
Saarbrücken gewann. Das Ensemble «La Prosperina» wurde
im folgenden Jahr zur «Rheinsberger Hofkapelle» gewählt. Im
September 2013 wurde Hyngun
Cho mit seinem Ensemble
«Nexus Baroque» Preisträger
beim «Internationalen Berliner
Bach Wettbewerb». Ausserdem
erhielt er den 3. Preis beim
International Competition Musica Antiqua Brügge 2014. Das
Ensemble «Nexus Baroque» war
auch Preisträger am International Early Music Competition in
York 2015
.
Helga Váradi – Cembalo
Helga Váradi (1986) erhielt ihre
erste musikalische Ausbildung
in Ungarn gemäss der Kodály-Methode in Gesang und
Gehörbildung. Nach anfängli-
Hyngun Cho – Violoncello
Hyngun Cho wurde 1986 in
Südkorea geboren und begann
im Alter von 15 Jahren Cello
zu spielen. Sein Weg führte ihn
nach Berlin an die Universität
der Künste, wo er mit Mar13
Markus Jans
Markus Jans hat als Prof.
emerit. der Schola Cantorum
Basiliensis von 1972 bis 2009
das Fach Historische Satzlehre
mitentwickelt und Generationen von Schola-Absolventen
unterrichtet. An der Hochschule für Musik Basel lehrte er
Geschichte der Musiktheorie
(1979–2010).
Viele Jahre lang war er Chorleiter an der Antoniuskirche
Basel. In seinen zahlreichen
Publikationen in verschiedenen
Perio­dika spielen Fragestellungen von Komposition, Theorie
und Analyse im historischen
Kontext eine wichtige Rolle.
chem Klavierunterricht begann
sie im Alter von 12 Jahren mit
dem Cembalo. Ihrem Bachelor Degree an der Universität
für Musik und Darstellende
Kunst Wien (2008) folgte ein
Studienjahr in Lyon mit wertvollen Anregungen von Béatrice
Martin, Françoise Lengellé und
Dirk Börner. Danach kam sie in
die Schweiz, um an der Schola
Cantorum Basiliensis ihre Master-Ausbildung bei Jörg-Andreas
Bötticher und Wolfgang Zerer
abzuschliessen. In dieser inspirierenden Umgebung hatte
sie zahlreiche Möglichkeiten,
ihre Fähigkeiten als Kammermusikerin und Solistin zu vervollkommnen. In zahlreichen
Meisterkursen und Workshops
lernte sie die führenden Persönlichkeiten der heutigen Alte
Musik-Szene kennen. Diverse
Wettbewerbserfolge bestätigten
ihr musikalisches Talent: 2002
gewann sie den 1. Preis beim
Nationalen Cembalowettbewerb in Budapest, 2014 erhielt
sie den dritten Preis am internationalen Cembalowettbewerb
Gianno Bergamo Classic Music
Award in Lugano. Als Solistin
tritt sie regelmässig in Ländern
wie Ungarn, die Slowakei,
Frankreich, Italien, der Schweiz
und Deutschland auf. Sie ist
Hauptorganistin an der reformierten Kirche Zollikon und
hat eine Teilstelle an der reformierten Kirche Dietikon.
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Isabel Klaus
Isabel Klaus, geboren in Valencia (Spanien), erhielt bei
Hansjürgen Wäldele Klavier-,
Theorie-, Kompositions- und
Oboenunterricht. Von 1996
bis 2001 studierte sie Oboe bei
Omar Zoboli an der Musik­
hochschule Basel. Den seit
1998 begonnenen Kompositionsunterricht intensivierte sie
von 2001 bis 2006 ebenfalls
an der Musikhochschule Basel
mit einem Kompositions- und
Theoriestudium bei Roland
Moser, Detlev Müller-Siemens
und Balz Trümpy. Nach einem
Werkjahr in London ist sie seit
2007 wieder zurück in Basel
und arbeitet als Komponistin
und als Oboistin. Zu ihren
bisherigen Aufträgen zählen
jener für die Musikschule Basel
anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Kolpinghauses und
ein Kompositionsauftrag für
die 1. Kompositionswerkstatt
im Gare du Nord Basel (Espace
sonore – wenn Räume sprechen
könnten). Für die «Lange Nacht»
in Bern 2007 komponierte sie
ein Werk für das Mondrian Ensemble. Sie schrieb u.a. auch für
das innov‘ensemble, für Hark!,
für Red poles und für Viviane
Chassot (Akkordeon).
Cornelis Gijsbrechts, Vanitas-Stillleben um 1662
16
Andreas Gryphius
Vanitas! Vanitatum Vanitas!
Die Herrlikeit der Erden
Muss Rauch und Aschen werden,
Kein Fels, kein Aertz kann stehn.
Dies was uns kann ergetzen,
Was wir für ewig schätzen,
Wird als ein leichter Traum vergehn.
Was sind doch alle Sachen,
Die uns ein Hertze machen,
Als schlechte Nichtikeit?
Was ist des Menschen Leben,
Der immer umb muss schweben;
Als eine Phantasie der Zeit?
Der Ruhm nach dem wir trachten,
Den wir unsterblich achten,
Ist nur ein falscher Wahn.
So bald der Geist gewichen:
Und dieser Mund erblichen:
Fragt keiner was man hier getan.
Es hilft kein weises Wissen,
Wir werden hingerissen,
Ohn einen Unterscheid.
Was nützt der Schlösser Menge?
Dem hie die Welt zu enge,
Dem wird ein enges Grab zu weit.
Dies alles wird zerrinnen,
Was Müh‘ und Fleiss gewinnen
Und saurer Schweiss erwirbt:
Was Menschen hier besitzen,
Kann für dem Tod nicht nützen,
Dies alles stirbt uns, wenn man stirbt.
Ist eine Lust, ein Schertzen
Dass nicht ein heimlich Schmertzen
Mit Hertzens-Angst vergällt!
Was ists womit wir prangen?
Wo wirst du Ehr‘ erlangen
Die nicht in Hohn und Schmach verfällt?
17
Was pocht man auf die Throne?
Da keine Macht noch Krone
Kann unvergänglich sein.
Es mag vom Todten Reien,
Kein Zepter dich befreien.
Kein Purpur, Gold, noch edler Stein.
Wie eine Rose blühet,
Wenn man die Sonne siehet,
Begrüssen diese Welt:
Die eh der Tag sich neiget,
Eh sich der Abend zeiget,
Verwelkt, und unversehns abfällt:
So wachsen wir auf Erden
Und hoffen gross zu werden,
Und Schmertz- und Sorgen frei:
Doch eh wir zugenommen,
Und recht zur Blüte kommen,
Bricht uns des Todes Sturm entzwei.
Wir rechnen Jahr auf Jahre,
In dessen wird die Bahre
Uns für die Thür gebracht:
Drauf müssen wir von hinnen,
Und eh wir uns besinnen
Der Erden sagen gute Nacht.
Weil uns die Lust ergetzet
Und Stärke freie schätzet,
Und Jugend sicher macht;
Hat uns der Tod bestricket
Die Wollust fortgeschicket
Und Jugend, Stärk und Mut verlacht.
Wie viel sind itzt vergangen!
Wie viel liebreicher Wangen,
Sind diesen Tag erblasst?
Die lange Räitung machten,
Und nicht einmal bedachten,
Dass ihn ihr Recht so kurz verfast.
18
Auf Hertz! wach‘ und bedenke
Dass dieser Zeit Geschenke,
Den Augenblick nur dein.
Was du zuvor genossen?
Ist als ein Strom verschossen,
Was künftig: wessen wird es sein!
Verlache Welt und Ehre,
Furcht, Hoffen, Gunst und Lehre,
Und fleuch den HErren an.
Der immer König bleibet:
Den keine Zeit vertreibet:
Der einig ewig machen kann.
Wohl dem der auf ihn trauet!
Er hat recht fest gebauet,
Und ob er hier gleich fällt:
Wird er doch dort bestehen,
Und nimmermehr vergehen
Weil ihn die Stärke selbst erhält.
Der «Verein zur Förderung von Basler Absolventen auf dem Gebiet der
Alten Musik» hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Musikerinnen
und Musiker auf ihrem Weg «vom Studium aufs Podium» zu begleiten
und sie durch Konzert-Engagements, Projekt-Aufträge und andere
sinnvolle Massnahmen zu unterstützen. Damit können sie, nach
Abschluss ihrer Ausbildung, ihre beruflichen Erfahrungen und ihre
Chancen im Musikleben erweitern, was heute notwendiger ist als je
zuvor.
Auch bei den «Festtagen Alte Musik in Basel», die der Verein alle zwei
Jahre durchführt, tragen diese Nachwuchs-Begabungen wesentlich
zur Farbigkeit und Frische des Programms bei. Oft müssen sie den
Vergleich mit den namhaften internationalen Alte Musik-Ensembles
keineswegs scheuen.
So lautet das Motto des Vereins und all seiner Aktivitäten:
«Alte Musik in jungen Händen»!
Verein zur Förderung von
Basler Absolventen
auf dem Gebiet der Alten Musik
Dornacherstrasse 161 A, 4053 Basel
Telefon +41 61 361 03 54
oder [email protected]
www.festtage-basel.ch
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Titel
Jacob Marrel, (1614–1681),
Vanitas
20
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