1 Vanitas Musik und Text zum Thema «Vergänglichkeit» Konzert in der Peterskirche Basel am Sonntag, 22. November 2015, 17 Uhr Werke von Cazzati, Cima, Klaus (Uraufführung), Merula, Schop, Scarani, Schütz, Turini, Uccellini und van Eyck Ensemble MATÍS*: Mira Gloor, Blockflöte Hyeonho Jeon, Blockflöte Hyngun Cho, Violoncello Tiago Leal, Theorbe Helga Váradi, Cembalo/Orgel Markus Jans, Sprecher *MATÍS – katalanisch für Nuance, Farbton, Schattierung Verein zur Förderung von Basler Absolventen auf dem Gebiet der Alten Musik Z U D I E S E M PROGRA MM Der Gedanke der Vergänglichkeit ist im Barock, vor allem im 17. Jahrhundert, allgegenwärtig. Das wiederkehrende Motiv ist in Literatur, Bildender Kunst, Theater und Musik zu finden und soll den Menschen daran erinnern, dass am Ende all seines Strebens doch nur der Tod steht: Nichts auf dieser Welt kann dem Vergessen und Vergehen entrinnen. Auf Vanitas-Stillleben von Künstlern wie Evert Collier (1640–1707), Evaristo Baschenis (1617–1677) und Cornelis Gijsbrechts (1630–1683) findet man neben den typischen Symbolen wie Totenkopf, Sanduhr, Spiegel, Schmuck und Blumen auch sehr viele Musikinstrumente und Noten: Musik ist, anders als Werke der Bildenden Kunst, verschwunden und «ver»-klungen, sobald sie «er»-klungen ist. So sind auf zwei Gemälden von Evert Collier Kompositionen von Jacob van Eyck abgebildet. Einmal «Questa dolce sirena» und einmal «Onan of Tanneken», beides Stücke aus dem Fluyten Lust-Hof, Variationen für Blockflöte solo über bekannte Lieder der Zeit. Diese zwei Stücke sollen im Laufe des Programmes zum Leben erweckt werden. Die Melodien sind beide von fröhlicher Natur, und die ursprünglichen Texte dazu erzählen von Schönheit, Anmut und Liebe. Dieses Spiel mit den Gegensätzen – einerseits das Angenehme, Vergnügliche, andererseits die Erkenntnis der Vergänglichkeit – ist ein wiederkehrender Bestandteil des ganzen Programms und wird in der Stückwahl widerspiegelt. Eine schöne Möglichkeit zu solchen Kontrasten findet man in den Sonaten im «Stylus Phantasticus» (Francesco Turini und Giuseppe Scarani), in denen sich klagende, chromatische Sequenzen und virtuose, übersprudelnde Passagen gegenüberstehen. Ein wichtiger Aspekt des Programms ist ausserdem das Spiel mit Alt und Neu. Neben den barocken Kompositionen sollen auch zeitgenössische Klänge zu Worte kommen: Der «Verein zur Förderung von Basler Absolventen» hat an die junge Komponistin Isabel Klaus einen Kompositionsauftrag zum Thema «Vanitas» erteilt. Die Uraufführung wird in die Mitte des Programmes platziert. Wir sind dem Fachausschuss Musik BS/BL zu grossem Dank verpflichtet für die Ermöglichung dieses Kompositionsauftrags. Um den Vanitas-Gedanken noch von einer anderen Seite zu beleuchten, werden in unserem Programm neben der Musik auch Texte erklingen. Gedichte von Andreas Gryphius, Johann Peter Hebel und Theodor Fontane, welche in eindrücklichen Formulierungen die Nichtigkeit der Welt zum Ausdruck bringen. Erwähnenswert ist der Umstand, dass Hebels Gedicht von der Vergänglichkeit («Gespräch auf der Strasse nach Basel zwischen Steinen und Brombach, in der Nacht» von 1803) eine Bleibe im Kreuzgang des Basler Münsters gefunden hat. Eine dritte Ebene der Vanitas-Darstellungen sind die vielen wunderschönen Bilder des 17. Jahrhunderts mit Symbolen der Vergänglichkeit. Eine kleine Auswahl dieser «nature morte»Erinnerungen an die Zwecklosigkeit allen Jagens nach Äusserlichkeiten, Ruhm und Reichtum dieser Welt findet sich in diesem Programmheft. Evaristo Baschenis (1617–1677) 3 PR O G R A M M Thomas à Kempis (ca. 1380–1471) «Vanitas est divitas perituras querere» Tullio Cima (1595–1678) «Vanitas est divitas perituras querere» aus: Sacrarum Modulationum … liber quartus, Rom 1648 Francesco Turini (1595–1656) Sonata a tre, secondo tuono aus: Madrigali a una, due... con alcune sonate a due e tre, libro primo, Venedig 1621/24 Theodor Fontane (1819–1898) «O trübe diese Tage nicht» Johann Schop (ca. 1590–1667) «Nasce la pena mia» aus: T’uitnemend Kabinet, Amsterdam 1646 Jacob van Eyck (1590–1657) «Onan of Tanneken» aus: Der Fluyten Lust-Hof, Amsterdam 1644 aus: Apollos soete lier, Amsterdam 1642 Nicolas Vallet (1583–1642) Johann Peter Hebel (1760–1826) «Die Vergänglichkeit» Isabel Klaus (*1979) VANITAS Jacob van Eyck (1590–1657) «Questa dolce Sirena» aus: Der Fluyten Lust-Hof, Amsterdam 1644 Marco Uccellini (1603–1680) Aria decimaterza a doi Violini, sopra Questa,Bella Sirena aus: Sonate, correnti et arie, op. 4, Venedig 1645 Andreas Gryphius (1616–1664) «Ebenbild unseres Lebens» 4 Tarquinio Merula (1595–1665) Canzonetta spirituale sopra la nanna aus: Curtio precipitato et altri capricii, Venedig 1638 Giuseppe Scarani (fl. 1628–1642) Sonata XV a tre aus: Sonate concertate in Stil moderno, libro primo, Venedig 1630 Andreas Gryphius «Abend» Heinrich Schütz (1585–1672) «So fahr ich hin zu Jesu Christ», SWV 379 aus: Geistliche Chor-Music, op. 11, Dresden 1648 Theodor Matham, Vanitas (1622) 5 Z UR M US I K Zu Beginn des heutigen Programms bringt das Werk « Vanitas est divitas perituras querere» von Tullio Cima mit seinem Titel und Text den Vanitas-Gedanken charakteristisch zum Ausdruck. Dieses Stück ist ursprünglich für drei Gesangstimmen, zwei Soprane und einen Bass, und Basso continuo geschrieben. Der Text stammt aus dem DE IMITATIONE CHRISTI, Liber primus von Thomas à Kempis (c. 1380–1471). Die Stimmen stellen zuerst abwechselnd die ersten Strophen des in Gedichtform verfassten Textes vor, bevor sie im Laufe des Stückes zusammenfinden. Die «Sonata a tre, secondo tuono» von Francesco Turini ist eine der ersten Triosonaten in dieser Form. Turini markiert neben Giovanni Paolo Cima den Anfang einer neuen Gattung, welche in den folgenden Jahren einen wichtigen Platz in der Instrumentalmusik einnimmt. Strenge kontrapunktische Passagen wechseln sich ab mit freien, chromatischen Linien und bizarren rhythmischen Elementen. Im Gegensatz dazu basiert die Diminution über «Nasce la pena mia» von Johann Schop auf einem sechsstimmigen Madrigal von Alessandro Striggio (ca. 1536–1592). Gemäss dem «stilo moderno» beschränkt sich Schops Komposition nicht auf ein einfaches Verzieren der Oberstimme. Für Violine konzipiert, enthält die Diminution alla bastardaElemente (also quer durch alle Stimmen) sowie einige Abweichungen von der originalen Oberstimme von Striggio, vor allem in Bezug auf Vorzeichen und Kadenzformen. Jacob van Eyck’s «Onan of Tanneken» ist eines der Stücke, welches auf einem VanitasStillleben von Evert Collier zu finden sind. Die Variationen für Blockflöte solo basieren auf einem bekannten Lied der Zeit, welches die Schönheit des Mädchens Tanneken (kleines Annelein) preist. Nicolas Vallet hat dasselbe Lied in der Sammlung «Apollos soete lier» (1642) für Violine und Bass festgehalten. Es ist gut möglich, dass van Eyck diese Version als Vorlage für seine Variationen im Kopf hatte. Seine Variationen passen perfekt über den Bass von Vallet. Spannend dabei ist, dass er die zwei Einleitungstakte des Basses in die Melodiestimme übernahm. Eine bewusste musikalische Entscheidung oder eine Folge seiner Blindheit, durch welche er die Einleitungstakte als Teil der Melodie interpretierte? Das Stück VANITAS von Isabel Klaus wurde speziell für dieses Programm in Auftrag gegeben. Verklingende einzelne Töne und der durchgehende 6 Evert Collier (1642 – 1708), Vanitas Stillleben um 1662 Die aufgeschlagene Notenseite zeigt das Stück von van Eyck, das im ­Programm erklingt. «Motor» des Atems, des Lebens, sind die Grundbausteine dieses Stückes. Das resultierende Klangerlebnis ergibt in seiner elementaren Art einen wunderbaren Kontrast zu den vollen, lebendigen barocken Harmoni- en, Melodien und Bewegungen. Auch das zweite Stück von Jacob van Eyck ist auf einem Vanitas-Stillleben von Evert Collier abgebildet. «Questa dolce Sirena» ist ursprünglich ein fünfstimmiges Balletto von 7 ist jedoch nicht nur lieblich, sondern spielt auf das Schicksal und die Schmerzen an, welche Jesus im Leben noch bevorstehen. Die Gesangsstimme, welche einen improvisatorischen Charakter aufweist, baut sich auf dem Bass auf, welcher nur aus zwei Tönen besteht. Ein Halbtonschritt, der sich über das ganze Stück hinweg wiederholt. Erst am Ende, in den letzten beiden Strophen, wird diese meditative Stimmung aufgehoben, und ein Schluss in Rezitativform löst die aufgebaute Spannung auf. Der Text der ursprünglich vokalen Version dieser Canzonetta Spirituale sopra alla nanna lautet in deutscher Übersetzung: Giovanni Giacomo Gastoldi (1596). Auch hier sind die Melodie und der Text von fröhlicher Natur. Das Lied erzählt von der Schönheit, dem Gesang und der Liebe der süssen Sirene. Marco Uccellini nimmt für seine Aria decimaterza genau dieses Lied zur Grundlage. Jetzt für zwei Oberstimmen, ist die Melodie von Gastoldi unverkennbar herauszuhören und erklingt in unterschiedlichen Taktarten und Variationen. Tarquinio Merula’s «Canzonetta Spirituale sopra alla nanna» ist ein Wiegenlied, in welchem Maria das Jesuskind in den Schlaf singt. Der Text Nun, da es Zeit zu Schlafen ist, schlaf, mein Sohn, und weine nicht, denn die Zeit der Tränen wird noch kommen. Ach, mein Liebster, ach, mein Herz, eia, eia, schlaf ein. Schliesse deine göttlichen Augen, wie es die anderen Kinder tun, denn schon bald wird ein dunkler Schleier des Himmels Licht verfinstern. Oder nimm diese Milch aus meiner reinen Brust, denn ein grausamer Diener bereitet dir Essig und Galle. 8 Mein Liebster, dieser Busen sei dir heute ein weiches Bett, eh du laut klagend deine Seele am Kreuz dem Vater empfiehlst. Ruh deine schönen Glieder aus, die anmutigen und zarten, denn einst werden ihnen Eisen und Ketten herbe Schmerzen bereiten. Diese Hände und Füsse, die du heute mit Staunen und Freuden siehst, weh, sie werden einst vielfach von spitzen Nägeln durchbohrt. Dies holde Antlitz, das heute gesund und rosig strahlt, werden Speichel und Schläge qualvoll und schmerzlich beschmutzen. Ach, wie schmerzvoll, du einzige Hoffnung meines Herzens, werden die spitzen Dornen dein Haupt und deine Stirn durchbohren. Ach, deiner göttlichen Brust, mein süsser, teurer Liebster, wird die grausame Lanze des Verräters eine tödliche Wunde bereiten. Darum schlafe, mein Sohn, schlafe nur, du mein Erlöser, denn einst werden wir uns selig im Paradies wiedersehen. Nun, da mein Leben schläft, die ganze Freude meines Herzens, möge ein jeder ergeben schweigen, auch Erde und Himmel mögen schweigen. Und was werde ich indessen tun? Ich werde meinen Liebsten betrachten, ihm mit gesenktem Haupt beistehen, so lange mein Sohn schläft. 9 zu übereilen und in Verwunderung zu setzen.» Als Schlussstück ist die fünfstimmige Motette «So fahr ich hin zu Jesu Christ» von Heinrich Schütz in einer Instrumentalfassung zu hören. Am Ende des 30-jährigen Krieges verfasste er die Sammlung «Geistliche Chormusik», in welcher er Texte zum Kirchenjahr in die Musik übersetzte. Er selbst schreibt dazu auf dem Titelblatt: «Mit 5, 6 und 7 Stimmen/ beydes Vocaliter und Instrumentaliter zu gebrauchen.» In dieser Motette verwendet er einen Teil des Begräbnisliedes «Wenn mein Stündlein vorhanden ist» von Nikolaus Herman. Er malt den Text, das Sterben und den Aufstieg in den Himmel, wunderbar mit seiner Musik, und lässt zuerst alle fünf Stimmen ins Grab hinabsteigen, bevor sie nacheinander den Weg in den Himmel finden. Die Triosonate von Giuseppe Scarani erinnert mit ihren starken Kontrasten und ungewohnten Wendungen an die Sonate von Turini. Beide sind im «Stylus Phantasticus» komponiert und sprudeln vor Ideen. Johann Mattheson schreibt später zum Stylus Phantasticus in seinem Vollkommenen Capellmeister, 1739, Kapitel 10: «Der Stylus Phantasticus ist die allerfreieste und ungebundenste Setz-Sing- und Spiel-Art, die man nur erdencken kan, da man bald auf diese bald auf jene Einfälle geräth, da allerhand sonst ungewöhnliche Gänge, versteckte Zierrathen, sinnreiche Drehungen und Verbrämungen hervorgebracht werden, ohne eigentliche Beobachtung des Tacts und Tons; bald hurtig bald zögernd; bald ein- bald vielstimmig; bald auch auf eine kurze Zeit nach dem Tact: ohne Klang-Maasse; doch nicht ohne Absicht zu gefallen, So fahr ich hin zu Jesu Christ, mein Arm tu ich ausstrecken, so schlaf ich ein und ruhe fein, kein Mensch kann mich aufwecken, denn Jesus Christus, Gottes Sohn, der wird die Himmelstür auftun, mich führen zum ewigen Leben. Nach so vielen Gedanken an die Vergänglichkeit, ermöglicht dies doch einen unbeschwerten Ausklang voller Hoffnung und Zuversicht. Mira Gloor 10 Evert Collier (1642 – 1708), Selbstporträt mit Vanitas-Stillleben Auch dieses Stück auf der Notenseite erklingt im Programm. Vanitas – lat. Leere, leerer Schein; eitles Vorgeben, nichtiges Treiben, zu: vanus = leer, eitel, nichtig. 11 D I E A US FÜ H REND E N Mira Gloor – Blockflöte Mira Gloor wurde 1990 in Basel geboren und erhielt mit vier Jahren ihren ersten Blockflötenunterricht. Im Jahre 2008 schloss sie das Gymnasium mit Schwerpunktfach Musik ab und begann ihr Blockflötenstudium bei Conrad Steinmann an der Schola Cantorum Basiliensis. Sie führte ihr Studium bei Pedro Memelsdorff in Barcelona an der Escola Superior de Música de Catalunya fort, wo sie im Sommer 2013, ebenfalls mit Auszeichnung, abschloss. Für einen Master in Musikpädagogik kam sie zurück an die Schola Cantorum Basiliensis und beendete dort ihr Studium bei Conrad Steinmann und Katharina Bopp im Sommer 2015 erneut mit Auszeichnung. Ihr Repertoire reicht von mittelalterlicher bis hin zu zeitgenössischer Musik. In zahlreichen Meisterkursen u.a. bei Marie-Thérèse Yan, Nikolaj Ronimus, Han Tol und Dan Laurin sowie bei verschiedenen Soloauftritten mit Orchester konnte sie ihre Kenntnisse stets erweitern. Als Finalistin am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb hat sie zweimal einen ersten Preis erspielt. Mit dem Ensemble «Matís», hat sie im März 2013 beim internationalen Telemann-Wettbewerb in Magdeburg den 2. Preis gewonnen. Hyeonho Jeon – Blockflöte HyeonHo Jeon wurde 1990 in Seoul geboren und erhielt mit vier Jahren seine erste musikalische Ausbildung auf dem Klavier. Später erhielt er Querflötenunterricht und hatte schliesslich im Alter von 11 Jahren seine erste Begegnung mit der Blockflöte. Er war Jungstudent an der Korean National University of Arts und besuchte zahlreiche Meisterkurse, unter anderem bei Han Tol, Barthold Kuijken, Peter Holtslag, Jeremias Schwarzer und dem Flanders Recorder Quartett. Mit 16 Jahren zog er nach Berlin, wo er bei Prof. Gerd Lünenbürger an der Universität der Künste Berlin studierte. Er gründete das Ensemble La Prosperina, mit welchem er Preise am Ensemblewettbewerb Förderpreis Alte Musik Saarbrücken, bei der Hofkapelle am Schloss Rheinsberg und bei der Live Music Now gewann. 2010/2011 war er Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im Jahr 2011 schloss er sein Studium in Berlin mit Auszeichnung ab und ging nach Barcelona, um sein Studium mit Prof. Dr. Pedro Memelsdorff fortzusetzen. Dort gründete er auch das Ensemble Matís. Momentan studiert er in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis in der Klasse von Prof. Conrad Steinmann. 12 Tiago Leal – Theorbe Tiago Teixeira Leal wurde 1989 in Porto, Portugal, geboren. Er erhielt seinen ersten Musikunterricht auf der elektrischen Gitarre und später auf der klassischen Gitarre am «Conservatório de Musica do Porto» in der Klasse von Mário Carreira, welcher ihn auch auf den Geschmack der Alten Musik brachte. Aus Interesse am früheren Repertoire begann er mit dem Studium der Laute, Theorbe und Barockgitarre an der ESMAE (Escola superior de Musica e Artes do Espetáculo) bei den Professoren Ronaldo Lopes und Hugo Sanches. Er hatte ausserdem die Möglichkeit, mit erstklassigen Musikern wie Amandine Beyer, Ana Mafalda Castro, Pedro Sousa Silva und Xurxo Varela zu arbeiten. Daneben nahm er an verschiedenen Meisterkursen bei weltbekannten Lautenisten teil. Er ist regelmässig in Konzerten mit unterschiedlichen Ensembles in der Schweiz, Portugal, Spanien, Frankreich und Polen zu hören. Seit 2010 ist er ausserdem als Lehrer tätig. kus Möllenbeck Barockcello studierte und Kammermusikunterricht bei Prof. Mitzi Meyerson erhielt. Von 2011 bis 2013 setzte er sein Studium an der Escola Superior de Música de Catalunya in Barcelona mit Prof. Bruno Cocset fort und vertiefte seine Kenntnisse im Ensemblespiel mit Prof. Pedro Memelsdorff. Neben der Solomusik engagierte sich Hyngun Cho für verschiedene Ensembles und spielte unter anderem im Ensemble «La Prosperina», mit dem er im Jahr 2010 den Förderpreis für Alte Musik sowie den Publikumspreis in Saarbrücken gewann. Das Ensemble «La Prosperina» wurde im folgenden Jahr zur «Rheinsberger Hofkapelle» gewählt. Im September 2013 wurde Hyngun Cho mit seinem Ensemble «Nexus Baroque» Preisträger beim «Internationalen Berliner Bach Wettbewerb». Ausserdem erhielt er den 3. Preis beim International Competition Musica Antiqua Brügge 2014. Das Ensemble «Nexus Baroque» war auch Preisträger am International Early Music Competition in York 2015 . Helga Váradi – Cembalo Helga Váradi (1986) erhielt ihre erste musikalische Ausbildung in Ungarn gemäss der Kodály-Methode in Gesang und Gehörbildung. Nach anfängli- Hyngun Cho – Violoncello Hyngun Cho wurde 1986 in Südkorea geboren und begann im Alter von 15 Jahren Cello zu spielen. Sein Weg führte ihn nach Berlin an die Universität der Künste, wo er mit Mar13 Markus Jans Markus Jans hat als Prof. emerit. der Schola Cantorum Basiliensis von 1972 bis 2009 das Fach Historische Satzlehre mitentwickelt und Generationen von Schola-Absolventen unterrichtet. An der Hochschule für Musik Basel lehrte er Geschichte der Musiktheorie (1979–2010). Viele Jahre lang war er Chorleiter an der Antoniuskirche Basel. In seinen zahlreichen Publikationen in verschiedenen Perio­dika spielen Fragestellungen von Komposition, Theorie und Analyse im historischen Kontext eine wichtige Rolle. chem Klavierunterricht begann sie im Alter von 12 Jahren mit dem Cembalo. Ihrem Bachelor Degree an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien (2008) folgte ein Studienjahr in Lyon mit wertvollen Anregungen von Béatrice Martin, Françoise Lengellé und Dirk Börner. Danach kam sie in die Schweiz, um an der Schola Cantorum Basiliensis ihre Master-Ausbildung bei Jörg-Andreas Bötticher und Wolfgang Zerer abzuschliessen. In dieser inspirierenden Umgebung hatte sie zahlreiche Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten als Kammermusikerin und Solistin zu vervollkommnen. In zahlreichen Meisterkursen und Workshops lernte sie die führenden Persönlichkeiten der heutigen Alte Musik-Szene kennen. Diverse Wettbewerbserfolge bestätigten ihr musikalisches Talent: 2002 gewann sie den 1. Preis beim Nationalen Cembalowettbewerb in Budapest, 2014 erhielt sie den dritten Preis am internationalen Cembalowettbewerb Gianno Bergamo Classic Music Award in Lugano. Als Solistin tritt sie regelmässig in Ländern wie Ungarn, die Slowakei, Frankreich, Italien, der Schweiz und Deutschland auf. Sie ist Hauptorganistin an der reformierten Kirche Zollikon und hat eine Teilstelle an der reformierten Kirche Dietikon. 14 Isabel Klaus Isabel Klaus, geboren in Valencia (Spanien), erhielt bei Hansjürgen Wäldele Klavier-, Theorie-, Kompositions- und Oboenunterricht. Von 1996 bis 2001 studierte sie Oboe bei Omar Zoboli an der Musik­ hochschule Basel. Den seit 1998 begonnenen Kompositionsunterricht intensivierte sie von 2001 bis 2006 ebenfalls an der Musikhochschule Basel mit einem Kompositions- und Theoriestudium bei Roland Moser, Detlev Müller-Siemens und Balz Trümpy. Nach einem Werkjahr in London ist sie seit 2007 wieder zurück in Basel und arbeitet als Komponistin und als Oboistin. Zu ihren bisherigen Aufträgen zählen jener für die Musikschule Basel anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Kolpinghauses und ein Kompositionsauftrag für die 1. Kompositionswerkstatt im Gare du Nord Basel (Espace sonore – wenn Räume sprechen könnten). Für die «Lange Nacht» in Bern 2007 komponierte sie ein Werk für das Mondrian Ensemble. Sie schrieb u.a. auch für das innov‘ensemble, für Hark!, für Red poles und für Viviane Chassot (Akkordeon). Cornelis Gijsbrechts, Vanitas-Stillleben um 1662 16 Andreas Gryphius Vanitas! Vanitatum Vanitas! Die Herrlikeit der Erden Muss Rauch und Aschen werden, Kein Fels, kein Aertz kann stehn. Dies was uns kann ergetzen, Was wir für ewig schätzen, Wird als ein leichter Traum vergehn. Was sind doch alle Sachen, Die uns ein Hertze machen, Als schlechte Nichtikeit? Was ist des Menschen Leben, Der immer umb muss schweben; Als eine Phantasie der Zeit? Der Ruhm nach dem wir trachten, Den wir unsterblich achten, Ist nur ein falscher Wahn. So bald der Geist gewichen: Und dieser Mund erblichen: Fragt keiner was man hier getan. Es hilft kein weises Wissen, Wir werden hingerissen, Ohn einen Unterscheid. Was nützt der Schlösser Menge? Dem hie die Welt zu enge, Dem wird ein enges Grab zu weit. Dies alles wird zerrinnen, Was Müh‘ und Fleiss gewinnen Und saurer Schweiss erwirbt: Was Menschen hier besitzen, Kann für dem Tod nicht nützen, Dies alles stirbt uns, wenn man stirbt. Ist eine Lust, ein Schertzen Dass nicht ein heimlich Schmertzen Mit Hertzens-Angst vergällt! Was ists womit wir prangen? Wo wirst du Ehr‘ erlangen Die nicht in Hohn und Schmach verfällt? 17 Was pocht man auf die Throne? Da keine Macht noch Krone Kann unvergänglich sein. Es mag vom Todten Reien, Kein Zepter dich befreien. Kein Purpur, Gold, noch edler Stein. Wie eine Rose blühet, Wenn man die Sonne siehet, Begrüssen diese Welt: Die eh der Tag sich neiget, Eh sich der Abend zeiget, Verwelkt, und unversehns abfällt: So wachsen wir auf Erden Und hoffen gross zu werden, Und Schmertz- und Sorgen frei: Doch eh wir zugenommen, Und recht zur Blüte kommen, Bricht uns des Todes Sturm entzwei. Wir rechnen Jahr auf Jahre, In dessen wird die Bahre Uns für die Thür gebracht: Drauf müssen wir von hinnen, Und eh wir uns besinnen Der Erden sagen gute Nacht. Weil uns die Lust ergetzet Und Stärke freie schätzet, Und Jugend sicher macht; Hat uns der Tod bestricket Die Wollust fortgeschicket Und Jugend, Stärk und Mut verlacht. Wie viel sind itzt vergangen! Wie viel liebreicher Wangen, Sind diesen Tag erblasst? Die lange Räitung machten, Und nicht einmal bedachten, Dass ihn ihr Recht so kurz verfast. 18 Auf Hertz! wach‘ und bedenke Dass dieser Zeit Geschenke, Den Augenblick nur dein. Was du zuvor genossen? Ist als ein Strom verschossen, Was künftig: wessen wird es sein! Verlache Welt und Ehre, Furcht, Hoffen, Gunst und Lehre, Und fleuch den HErren an. Der immer König bleibet: Den keine Zeit vertreibet: Der einig ewig machen kann. Wohl dem der auf ihn trauet! Er hat recht fest gebauet, Und ob er hier gleich fällt: Wird er doch dort bestehen, Und nimmermehr vergehen Weil ihn die Stärke selbst erhält. Der «Verein zur Förderung von Basler Absolventen auf dem Gebiet der Alten Musik» hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Musikerinnen und Musiker auf ihrem Weg «vom Studium aufs Podium» zu begleiten und sie durch Konzert-Engagements, Projekt-Aufträge und andere sinnvolle Massnahmen zu unterstützen. Damit können sie, nach Abschluss ihrer Ausbildung, ihre beruflichen Erfahrungen und ihre Chancen im Musikleben erweitern, was heute notwendiger ist als je zuvor. Auch bei den «Festtagen Alte Musik in Basel», die der Verein alle zwei Jahre durchführt, tragen diese Nachwuchs-Begabungen wesentlich zur Farbigkeit und Frische des Programms bei. Oft müssen sie den Vergleich mit den namhaften internationalen Alte Musik-Ensembles keineswegs scheuen. So lautet das Motto des Vereins und all seiner Aktivitäten: «Alte Musik in jungen Händen»! Verein zur Förderung von Basler Absolventen auf dem Gebiet der Alten Musik Dornacherstrasse 161 A, 4053 Basel Telefon +41 61 361 03 54 oder [email protected] www.festtage-basel.ch Werden Sie Mitglied! Titel Jacob Marrel, (1614–1681), Vanitas 20