Liebe Sexualität Gesundheit Eine Broschüre für Frauen zu HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Für viele junge Frauen gehört HIV/AIDS zu den ganz „normalen“ Risiken ungeschützter Sexualität. Sie wissen gut über Verhütung bescheid und können nur schwer die Angst nachvollziehen, die AIDS noch vor zwanzig Jahren bei vielen Menschen hervorgerufen hat. Wer selbst die ersten Berichte über AIDS bewusst miterlebt hat, fragt sich hingegen, wieso es mittlerweile so ruhig um diese Krankheit geworden ist. Weltweit sterben auch heute noch Millionen Menschen an den Folgen von HIV-Infektion und AIDS-Erkrankung, aber in Deutschland ist das nur noch selten ein Thema. Diese Broschüre möchte den aktuellen Stand zu HIV und AIDS vermitteln, ohne zu verharmlosen und ohne zu übertreiben. Auch andere sexuell übertragbare Krankheiten werden ein Thema sein. Die Informationen richten sich in erster Linie an Frauen. Und zwar an alle Frauen, unabhängig von Alter, Lebenslage und sexueller Orientierung. Darüber hinaus möchte die Broschüre in einem zweiten Abschnitt aber auch spezielle Fragen behandeln, die vielleicht nicht für alle Frauen gleichermaßen von Interesse sind. Lesen Sie sich einfach die Textstellen durch, die für Sie persönlich wichtig sind. 1 In einem dritten Abschnitt sind medizinische Hintergründe zu einzelnen sexuell übertragbaren Krankheiten zusammengestellt. Wenn Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über eine dieser Krankheiten reden oder sich darauf untersuchen lassen möchten, erhalten Sie hier kompakt alle wichtigen Informationen. Legen Sie die Broschüre doch einfach beim Arztbesuch vor und gehen mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin gemeinsam die einzelnen Punkte zur betreffenden Erkrankung durch. Zur leichteren Übersicht sind die einzelnen Abschnitten farblich voneinander getrennt: Der hellorange Abschnitt gibt einen allgemeinen Überblick zu HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten aus der Sicht der Frau. Es wird beschrieben, welche Krankheiten es gibt, welche Folgen sie haben können, wie sie erkannt und behandelt werden. Durch ein paar „Sicherheitsregeln“ lässt sich das Ansteckungsrisiko für die meisten dieser Krankheiten deutlich senken. Auch dies ist natürlich ein wichtiges Thema in diesem ersten Teil der Broschüre. 2 Der orange Abschnitt richtet sich an Frauen, die noch etwas mehr zu sexuell übertragbaren Krankheiten wissen möchten. Hier werden auch spezielle Fragen behandelt, z.B.: Was kann ich tun, wenn ich mich mit einer solchen Krankheit angesteckt habe? Was ist zu beachten, wenn ich schwanger bin oder schwanger werden möchte? Welche Risiken haben Frauen, die sich (auch) zu Frauen hingezogen fühlen? Was ist im Falle einer Vergewaltigung zu beachten? Der graue Abschnitt gibt einen ausführlichen medizinischen Überblick über sexuell übertragbare Krankheiten bei Frauen. Er richtet sich auch an Mediziner und ist daher in einer Sprache gehalten, wie Ärzte sie oft verwenden. Damit aber auch Frauen ohne Medizinstudium wissen, was genau mit den einzelnen Fachbegriffen gemeint ist, gibt es noch einen Anhang. Dort können Sie allgemeinverständliche Erklärungen jener Begriffe finden, die durch eine Unterstreichung gekennzeichnet sind. Das Einlegeblatt dieser Broschüre benennt die wichtigsten Ansprechpartner zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten in Ihrer Region. Sollte dieses Blatt fehlen, wenden Sie sich einfach an ein Gesundheitsamt oder eine AIDS-Hilfe in Ihrer Nähe. 3 Inhaltsverzeichnis Allgemeine Informationen 6 HIV und AIDS 6 Risiken sexuell übertragbarer Krankheiten für Frauen mit Lust Andere durch Viren hervorgerufene Krankheiten Frauen mit Lust auf Frauen 40 9 auf Frauen 40 Hepatitis 9 43 Herpes 11 HPV: Feigwarzen und Gebärmutterhalskrebs 13 15 Durch Bakterien hervorgerufene Krankheiten Vergewaltigung und HIV Tripper 17 Sexuell übertragbare Krankheiten im Überblick 44 Chlamydien 18 AIDS 45 Syphilis 20 Candida – Mykose 47 Durch PIlze hervorgerufene Krankheiten 22 Chlamydieninfektion 48 Durch Parasiten hervorgerufene Krankheiten 23 Feigwarzen 49 Trichomonaden 23 Filzläuse 51 Milben und Filzläuse 24 Gonorrhö 52 Hepatitis A 53 Hepatitis B 54 Hepatitis C 56 Spezielle Fragen zu sexuell übertragbaren Krankheiten 25 Herpes 58 27 Skabies 60 Rahmenbedingungen 27 Syphilis 61 Medizinischer Hintergrund 28 Trichomonaden 63 Was tun, wenn der Test positiv ist? 29 32 Begriffserklärungen 64 Wissenswertes zur Testung auf sexuell übertragbare Krankheiten Schwangerschaft und Geburt Übertragbarkeit von HIV von der Mutter auf das Kind 34 Übertragbarkeit anderer sexuell übertragbarer Krankheiten von der Mutter auf das Kind Krankheiten, die durch Viren hervorgerufen werden 34 35 Krankheiten, die durch Bakterien hervorgerufen werden 36 Krankheiten, die durch Parasiten hervorgerufen werden 37 Schwangerschaft trotz HIV? 4 38 5 Allgemeine Informationen HIV und AIDS Wenn von sexuell übertragbaren Krankheiten die Rede ist, denken die meisten Menschen zuerst an HIV/AIDS. Das ist verständlich, denn nach wie vor ist AIDS eine unheilbare und letztlich tödlich verlaufende Erkrankung. Allerdings konnten in den letzten zehn Jahren viele Medikamente gefunden werden, die den Krankheitsverlauf verzögern und damit die Lebenserwartung der Betroffenen deutlich erhöhen. Aber diese Medikamente haben Nebenwirkungen, und bei unregelmäßiger Einnahme verlieren sie im Laufe der Jahre auch ihre Wirksamkeit. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Resistenzbildung“. Aus diesem Grunde empfiehlt sich nach wie vor der Schutz vor einer HIV-Ansteckung etwa durch die Anwendung von Kondomen („Safer Sex“). Wer einen HIV-Test durchführen lassen möchte, kann dies im Gesundheitsamt machen, wo der Test anonym und kostenlos ist. Frauen, die sich und ihren Partner vor einer Ansteckung mit HIV schützen wollen, zeigen Verantwortung. Kondome verwenden oder einen gemeinsamen HIV-Test machen zu wollen, ist kein Zeichen von Misstrauen. Erst recht ist es kein Zeichen für ständig wechselnde Sexualpartner. 6 Vielmehr zeigen Frauen mit ihrem Wunsch nach HIV-Schutz, dass sie sich um die eigene Gesundheit wie um die des Partners sorgen, dass sie Verantwortung übernehmen und Verhütung praktizieren, dass sie selbstbestimmt über ihre Sexualität und Gesundheit entscheiden. „Safer Sex“ heißt zu verhindern, dass eine infektiöse Körperflüssigkeit (Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit) mit Schleimhäuten (z.B. in der Scheide, im Mund oder im Darm/Afterbereich) oder offenen Wunden in Kontakt kommt. Konkret ergibt sich bei Sexualkontakten folgendes Risiko: Bei Küssen, Streicheln oder Petting besteht kein Ansteckungsrisiko, solange keine der genannten infektiösen Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden. In Speichel (Spucke), Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten sind nicht genügend Viren enthalten, eine Ansteckung mit HIV ist auf diesem Wege also nicht möglich. Beim Sex schützen Kondome, richtig angewendet !, vor einer Ansteckung mit HIV. Bei Oralsex („Blasen“, „Lecken“ etc.) ohne Kondom oder einen vergleichbaren Schutz besteht ein gewisses Ansteckungsrisiko, das allerdings nicht besonders hoch ist. Das Risiko lässt sich am besten dadurch senken, dass möglichst kein Sperma und keine Scheidenflüssigkeit in den Mund des Partners/der Partnerin aufgenommen wird. 7 Beim „klassischen“ Geschlechtsverkehr (Vaginalsex) und auch bei Analsex („von hinten“) besteht ein relativ hohes Ansteckungsrisiko, es sei denn, es werden Kondome und gegebenenfalls genügend fettfreies Gleitmittel verwendet. Wer es etwas härter mag („SM“), sollte auf alle Fälle vermeiden, dass infektiöse Körperflüssigkeiten (z.B. Blut) mit offenen Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Wenn Sie befürchten, sich bereits mit HIV angesteckt zu haben, können Sie durch einen HIV-Test Gewissheit erhalten. Für viele Frauen und Männer, die ein positives Testergebnis bekommen, bricht zunächst die Welt zusammen. Aber wer um seine Erkrankung weiß, kann sich auch frühzeitig behandeln lassen und dadurch seine Lebenserwartung deutlich erhöhen. Im Falle einer Schwangerschaft kann das Wissen um eine HIV-Erkrankung zudem das Risiko verringern, dass auch das Baby mit HIV angesteckt wird. Hierauf wird im zweiten Teil der Broschüre auch noch einmal eingegangen. Fragen zu AIDS (etwa zum HIV-Test, zu den Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten) beantworten Ihnen die Mitarbeiter/innen von Gesundheitsamt oder AIDS-Hilfe. Hier erhalten Sie auch Hilfe und Unterstützung im Falle eines positiven Testergebnisses. 8 Andere durch Viren hervorgerufene Krankheiten So wie die Krankheit AIDS durch das HI-Virus (Humanes Immundefizienz-Virus, kurz: HIV) verursacht wird, gibt es auch noch andere sexuell übertragbare Krankheiten, die durch Viren übertragen werden. Zu ihnen gehören Hepatitis, Herpes und die so genannten Feigwarzen (Kondylome) sowie Gebärmutterhalskrebs. Hepatitis Hepatitis ist eine Lebererkrankung, die in unterschiedlichen Formen auftreten kann. Am verbreitetsten sind die Formen Hepatitis A, B und C. Hepatitis A und B wurden früher oft auch als „Gelbsucht“ bezeichnet. Gegen beide Formen ist eine Impfung möglich. Seit Oktober 1995 gehört die Impfung gegen Hepatitis B zu den empfohlenen Impfungen für Kinder und Jugendliche (bis zum vollendeten 18. Lebensjahr werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen). Erwachsene Frauen können sich natürlich auch bei ihrem Arzt oder ihrer Ärztin gegen Hepatitis A und B impfen lassen, müssen dies dann aber aus eigener Tasche bezahlen. (Die Kosten liegen bei ca. 70 €, 3 Impfungen sind erforderlich.) Eine Impfung empfiehlt sich unter anderem für Menschen, die häufiger wechseln9 de Sexualpartner/innen haben. Gegen Hepatitis C ist eine Impfung leider noch nicht möglich. Hepatitis A wird durch Kot übertragen und durch entsprechend verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser. Eine sexuelle Übertragung kann bei Kontakt von Mund und Darmausgang (Anus) erfolgen. se und Leberkrebs und damit bis zum Tod führen. Daher sollte auf alle Fälle bei Hepatitis medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Um zu erfahren, ob man sich mit Hepatitis angesteckt hat, kann man beim Arzt oder im Gesundheitsamt einen entsprechenden Test durchführen lassen (Antikörpertest oder Virusnachweis). Um sich gut vor Hepatitis zu schützen, empfehlen sich daher folgende Verhaltensweisen: Hepatitis B wird wesentlich leichter übertragen, da sich dieses Virus in allen Körperflüssigkeiten befinden kann. Somit besteht eine Ansteckungsgefahr vor allem bei ungeschütztem Sex (Vaginal-Geschlechtsverkehr, Analsex), bei Kontakt mit Blut (etwa bei Drogenbenutzer/innen, aber auch beim Piercen oder Tätowieren, sofern die entsprechenden Hygienevorschriften nicht eingehalten werden), aber auch schon beim Küssen (über den Speichel). Eine Übertragung von Hepatitis B während Schwangerschaft und Geburt ist ebenso möglich. Hepatitis C wird vor allem über Blutkontakt übertragen. Eine Ansteckung bei ungeschütztem Sex ist möglich, aber eher selten. Eine Übertragung während Schwangerschaft und Geburt ist möglich. Wer sich mit Hepatitis ansteckt, merkt das oft zunächst nicht, denn die Symptome dieser Erkrankung gleichen denen einer leichten Grippe (Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gliederschmerzen, Übelkeit etc.). Bei Hepatitis A und B kann nach einiger Zeit eine Gelbsucht auftreten, muss aber nicht. Während in vielen Fällen Hepatitis von selbst ausheilt, kommt es in anderen Fällen zu chronischen Krankheitsverläufen mit fortbestehender Leberentzündung. Dies kann bis hin zu Leberfibrose, Leberzirrho10 Safer Sex (vor allem Kondomanwendung) Vermeidung direkter Blutkontakte (z.B. über Nadeln) Einhaltung von Hygienemaßnahmen (z.B. Händewaschen nach Toilettengang etc.) Impfung gegen Hepatitis A und B Herpes Herpes gehört zu den am weitesten verbreiteten Krankheitserregern, und für viele Menschen sind die kleinen Herpesbläschen an den Lippen zwar unangenehm, aber ein Stück Lebensnormalität. Wussten Sie aber, dass durch Kontakt mit diesen Bläschen Herpes auch im Genitalbereich (z.B. an der Scheide) auftreten kann (etwa durch Praktizieren von Oralsex mit einem Partner/einer Partnerin mit Herpes)? (Genital-) Herpes kann wiederum über Geschlechtsverkehr an den Partner/die Partnerin weitergegeben werden. 11 Herpesbläschen und -geschwüre sind nicht nur unangenehm und schmerzhaft, sondern können sich bei Menschen mit geschwächten Abwehrkräften im ganzen Körper ausbreiten und dort entsprechende Schäden hervorrufen. In der Schwangerschaft kann Herpes Komplikationen hervorrufen, die bis zum Verlust des ungeborenen Kindes oder auch zu schweren Erkrankungen des Neugeborenen (wie z.B. Hirnhautentzündung) führen können. Daher sollten schwangere Frauen, die mit Herpes zu tun haben, hierüber auf alle Fälle den Arzt informieren. Zur Verhinderung einer Herpes-Ausbreitung etwa im Genitalbereich empfehlen sich folgende Maßnahmen: Der Kontakt mit der Flüssigkeit aus den Herpesbläschen sollte vermieden werden, da in dieser Flüssigkeit sehr viele ansteckende Viren enthalten sind. Entsprechend sollte bei Oralverkehr ein Kondom oder eine vergleichbare Schutzmaßnahme (z.B. ein Dental Dam) verwendet werden. Ist Herpes im Genitalbereich aufgetreten, sollten Kondome benutzt werden. HPV: Feigwarzen (Kondylome) und Gebärmutterhalskrebs Feigwarzen sind schmerzlose Warzen an den Geschlechtsteilen (z.B. an oder in der Scheide), die sehr unterschiedlich aussehen können und durch eine Virengruppe namens HPV (Humane Papilloma-Viren) hervorgerufen werden. Diese Viren sind ähnlich weit verbreitet wie das Herpes-Virus (s.o.), aber nur in wenigen Fällen führt es tatsächlich zur Entstehung dieser Feigwarzen. Somit kann ein Mensch also HPV-Viren in sich tragen und seinen Partner/seine Partnerin damit anstecken, ohne dass er selbst jemals Feigwarzen gehabt hätte. Feigwarzen sind vor allem ein kosmetisches Problem (d.h. sie sehen nicht gerade schön aus), können aber auch jucken und nässen und je nach Position zu Schmerzen beim Stuhlgang führen. Große Warzen im Geburtskanal können den Geburtsverlauf beeinträchtigen. Eine Behandlung erfolgt chemisch oder durch operative Entfernung. Aber auch wenn keine Warzen auftreten, können HPV-Viren bei der Frau zu Gebärmutterhalskrebs und wahrscheinlich auch zu Scheiden- und/oder Analkarzinomen (Krebs), beim Mann zu Penis- und Analkarzinomen führen. Daher ist jährliche Krebsvorsorge besonders wichtig. Für Mädchen und junge Frauen steht mittlerweile aber auch ein Impfstoff zur Verfügung, der gegen die meisten Formen von HPV schützen kann. Für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren ist es eine Standardimpfung, die Kosten werden von der 12 13 Krankenkasse übernommen (3 Impfungen sind erforderlich, Kosten ca. 160 € je Impfung). Die Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. Die Gefahr einer Ansteckung mit HPVViren lässt sich durch folgende Maßnahmen senken: Safer Sex, vor allem Kondomanwendung Vermeidung eines direkten Kontakts mit sichtbaren Warzen Durch Bakterien hervorgerufene Krankheiten Außer Viren können auch Bakterien sexuell übertragbare Krankheiten hervorrufen, nämlich Tripper (Gonorrhö), Chlamydien oder die Syphilis (Lues). Diesen Krankheiten ist gemeinsam, dass sie relativ leicht übertragen werden, durch rechtzeitige Behandlung aber auch relativ leicht und unkompliziert wieder geheilt werden können. Allgemein werden Bakterien mit Antibiotika bekämpft, die somit auch bei Tripper, Syphilis und Chlamydien eingesetzt werden. Bei diesen Krankheiten ist es außerdem wichtig, dass immer auch der (Sexual-)Partner/die (Sexual-)Partnerin mitbehandelt wird, da sich die Partner/innen ansonsten immer wieder gegenseitig anstecken können. Wer eine dieser Erkrankungen hat, kann außerdem bei ungeschütztem Sex leichter mit HIV angesteckt werden. In manchen Fällen ist es nicht gerade leicht, eine Ansteckung mit einer bakteriellen sexuell übertragbaren Krankheit zu erkennen. Es gibt nämlich nicht „das eine“ typische Krankheitszeichen (Symptom), das zu 100% auf die jeweilige Erkrankung schließen lässt. Nur durch entsprechende Tests beim Arzt oder im Gesundheitsamt kann man wirklich Gewissheit erhalten. 14 15 Wer eines oder mehrere der folgenden Symptome bei sich beobachtet, sollte dies zur Sicherheit mit seinem Arzt/seiner Ärztin besprechen: Ausfluss aus der Scheide (bzw. dem Darmausgang), der unangenehm riecht, ungewöhnlich viel ist und/oder eine ungewöhnliche Farbe (grün, gelb, bräunlich) oder Form (schleimig, eitrig oder schaumig) hat Eine Ansteckung mit Syphilis, Tripper oder Chlamydien lässt sich bei Sex mit wechselnden Partnern manchmal nicht verhindern. Um das Ansteckungsrisiko dennoch deutlich zu senken, lassen sich folgende Verhaltensweisen empfehlen: Safer Sex (Kondomanwendung) Kontakt zu offenen Wunden und vor allem zu Geschwüren meiden Schmerzen beim Wasserlassen Jucken und Brennen an den Geschlechtsteilen Schmerzen im Unterleib oder beim Sex Störung der Monatsblutung (z.B. rot-bräunlicher Ausfluss, Ausbleiben oder unregelmäßiges Auftreten der Menstruation, Blutungen außerhalb der Regel) Hautveränderungen (Geschwüre oder Hautausschlag) Kontakt mit Ausfluss aus Penis, Scheide oder Anus vermeiden keine Weitergabe von Sexspielzeugen an andere Personen bei Erkrankung unbedingt den Partner/die Partnerin mitbehandeln lassen! Tripper (Gonorrhö) Tripper wird durch Bakterien namens Gonokokken hervorgerufen und kann durch Vaginal-Geschlechtsverkehr, Anal- und/oder Oralsex übertragen werden. Vom konkreten Übertragungsweg hängt es ab, ob sich die Erkrankung durch Ausfluss aus der Scheide, Brennen beim Wasserlassen und Störung der Monatsblutung (bei Übertragung durch Vaginalverkehr), Ausfluss aus dem Darmausgang (bei Übertragung durch Analverkehr) oder Halsschmerzen 16 17 (bei Übertragung durch Oralverkehr) bemerkbar macht. Der Ausfluss tritt zwei bis fünf Tage nach der Ansteckung auf und ist grün-gelblich und oft eitrig. Wird ein Tripper nicht behandelt, kann dies für die Frau ernste Folgen haben. Hierzu gehören Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, der Eileiter und der Eierstöcke, was zu Unfruchtbarkeit führen oder eine Eileiterschwangerschaft begünstigen kann. Außerdem kann ein Tripper Hautausschläge, Fieber und Gelenkschmerzen nach sich ziehen. Bei der Geburt können die Gonokokken, die Tripper auslösen, auch auf das Kind übertragen werden. Es besteht die Gefahr, dass das Neugeborene erblindet. Je frühzeitiger ein Tripper behandelt wird, desto höher ist die Chance, wieder vollkommen gesund zu werden. Die Behandlung erfolgt durch Antibiotika, die der Arzt (z.B. Hausarzt, Hautarzt oder Gynäkologe) verschreibt. Wichtig ist, den (Sexual-)Partner/die (Sexual-)Partnerin mitzubehandeln. Bis zum Abschluss der Behandlung sollten Sie unbedingt auf Sex verzichten bzw. diesen Punkt mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin besprechen. Chlamydien Außerdem sind Schmerzen im Unterleib und/oder Schmerzen beim Sex möglich. Bei Übertragung durch Analverkehr tritt der Ausfluss aus dem Darmausgang (Anus) aus, bei Übertragung durch Oralverkehr treten hingegen Halsschmerzen auf. Die Symptome einer Infektion (Ansteckung) mit Chlamydien zeigen sich meistens 7 bis 21 Tage nach der Übertragung. Oft gibt es jedoch nur leichte oder sogar gar keine Krankheitszeichen. Das heißt allerdings leider nicht, dass es zu keiner Ansteckung gekommen ist! Neu eingeführt ist ein kostenfreies Chlamydien-Screening für alle Frauen bis 25 Jahren (1x jährlich). Auch eine Infektion mit Chlamydien kann ernste Folgen für die Frau haben, denn es kann zu einer bleibenden Entzündung, Verklebung oder Vernarbung der Eileiter kommen. Wie der Tripper kann die Chlamydien-Infektion daher auch Unfruchtbarkeit bewirken oder das Risiko von Eileiterschwangerschaften erhöhen. Um all dies zu verhindern, muss eine Chlamydien-Infektion möglichst schnell durch den Arzt oder die Ärztin mit Antibiotika behandelt werden. Wichtig ist, den (Sexual-) Partner/die (Sexual-)Partnerin mitzubehandeln. Bis zum Abschluss der Behandlung sollten Sie unbedingt auf Sex verzichten bzw. diesen Punkt mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin besprechen. Auch Chlamydien (sprich: Klamüdien) sind Bakterien, die beim Sex übertragen werden können. Ähnlich wie der Tripper können sie bei Übertragung durch Vaginalverkehr zu (schleimig-eitrigem) Ausfluss aus der Scheide, Brennen beim Wasserlassen und Störung der Monatsblutung führen. 18 19 Syphilis (Lues) Die Syphilis gehört zu den gefährlichsten sexuell übertragbaren Krankheiten und verläuft in drei Stadien (Lues I, II und III): Das Stadium Lues I setzt etwa drei Wochen nach Ansteckung ein. An der Übertragungsstelle (z.B. Schamlippen, Scheide, Darmausgang oder Mund) bildet sich ein schmerzloses Geschwür oder ein Knoten. Geschieht dies in der Scheide oder im Mund, kann dieses Geschwür/dieser Knoten auch schnell übersehen werden. Syphilis-Geschwüre oder -Knoten sind höchst ansteckend, daher sollten sie auf keinen Fall von anderen berührt werden. Nach ein paar Wochen verschwindet das Geschwür/der Knoten wieder von selbst. Achtung: Dies bedeutet keine Heilung der Syphilis! Stadium Lues II tritt etwa acht Wochen bis zu zwei Jahren (!) nach der Ansteckung auf. Hierbei bilden sich nicht juckende Hautausschläge, die leicht mit Neurodermitis, Schuppenflechte oder anderen Hauterkrankungen verwechselt werden können. Die Ausschläge werden oft begleitet von Fieber und Lymphknotenschwellungen. Je nach Art der Ausschläge/Pusteln kann hierüber eine Ansteckung erfolgen. Die Symptome klingen nach einer Zeit von selbst wieder ab, aber auch dies bedeutet keine Heilung. Manchmal können Symptome der Lues II zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftreten. 20 Stadium Lues III tritt mehrere Jahre nach der Ansteckung auf, wenn zuvor keine Behandlung erfolgt ist. Es kommt zu einer schweren Schädigung innerer Organe und des Nervensystems, die bis hin zum Tod führen kann. Bei Schwangerschaft kann Lues III zu schweren Schäden des Kindes führen wie etwa einer Verformung der Knochen und/oder geistiger Behinderung. Syphilis wird durch Blutkontakt oder über direkten Kontakt mit den Syphilisbakterien aus dem Geschwür bei Lues I bzw. den Hautpusteln bei Lues II übertragen. Dies kann bei jeglicher Art von Sex, aber auch schon beim Küssen (falls sich das Geschwür im Mund befindet) geschehen. Zum Glück ist eine Syphilis relativ leicht heilbar, und bis zum Eintritt in das Stadium Lues III kann sie keine bleibenden Schäden hervorrufen. Organschäden, die im Stadium Lues III auftreten, können jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Daher sollten Sie, wenn Sie bei sich Symptome aus den ersten beiden Syphilis-Stadien beobachtet haben, Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin aufsuchen und sich auf Syphilis testen lassen. Die Behandlung erfolgt über die Gabe von Penicillin oder Antibiotika durch den Arzt/ die Ärztin. Wichtig ist, den (Sexual-)Partner/die (Sexual-)Partnerin mitzubehandeln. Bis zum Abschluss der Behandlung (d.h. mindestens zwei Wochen) sollten Sie unbedingt auf Sex verzichten bzw. diesen Punkt mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin besprechen. 21 Durch Pilze hervorgerufene Krankheiten Durch Parasiten hervorgerufene Krankheiten Hefepilze können die so genannte Candidose (oder Mykose) hervorrufen. Pilzerkrankungen können sexuell übertragen werden oder bei geschwächten Abwehrkräften von selbst entstehen. Auch die Einnahme von Antibiotika kann die normale Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen und eine Pilzerkrankung begünstigen. Candidose führt zu einem weißen, bröckeligen Ausfluss aus der Scheide, geröteten und geschwollenen Schamlippen, starkem Juckreiz und Brennen in der Scheide sowie zu Schmerzen beim Sex. Bei geschwächter Körperabwehr können die Pilze auch den gesamten Körper befallen. Zwar ungefährlich, dafür aber sehr unangenehm können Parasiten wie Milben („Krätze“) oder Filzläuse sein. Die einzelligen Trichomonaden hingegen können sogar zu Unfruchtbarkeit führen. Pilzerkrankungen lassen sich durch so genannte „Antimykotika“ in Form von Salben, Zäpfchen oder Tabletten relativ leicht behandeln. Auf jeden Fall sollte der (Sexual-) Partner bzw. die (Sexual-)Partnerin mitbehandelt werden. Um die Pilzausbreitung von Anfang an zu verhindern, empfiehlt sich das Praktizieren von Safer Sex sowie die Vermeidung von Störungen der Scheidenflora etwa durch übertriebene Intimhygiene. Z.B. sollten Sie beim Waschen der Scheide soweit wie möglich auf Seife verzichten, keine Intimsprays anwenden etc. 22 Trichomonaden Hierbei handelt es sich um einzellige, also extrem kleine Parasiten, die bei Sex ohne Kondom übertragen werden können. Beim Mann rufen sie oft gar keine Beschwerden hervor, bei der Frau hingegen oft einen schaumigen, übel riechenden, grau-gelblichen Ausfluss aus der Scheide, sowie Jucken und Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen. Außerdem erhöht eine Ansteckung mit Trichomonaden das Risiko, sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken. Unbehandelt können Trichomonaden zu Unfruchtbarkeit führen. Die Behandlung erfolgt durch den Arzt/die Ärztin mittels Tabletten oder Scheidenzäpfchen. Auf jeden Fall sollte der (Sexual-)Partner bzw. die (Sexual-)Partnerin mitbehandelt werden. 23 Milben („Krätze“, Skabies) und Filzläuse Milben und Filzläuse werden durch engen Körperkontakt, also etwa beim Sex, aber auch schon beim Petting übertragen. Auch eine Übertragung durch gemeinsam benutzte Bettwäsche, Handtücher etc. ist möglich, wenn auch seltener. Die Tiere machen sich durch heftigen Juckreiz (vor allem nachts) bemerkbar, Filzläuse darüber hinaus durch kleine Blutungen und bläuliche Hautflecken, die durch die Lausbisse entstehen. Die Behandlung erfolgt durch chemische Mittel (z.B. Jacutin®). Wichtig ist, dass nicht nur die lebenden Milben/Läuse, sondern auch deren Eier (Nissen) abgetötet werden. Auf jeden Fall sollte der (Sexual-)Partner bzw. die (Sexual-)Partnerin sowie sämtliche (Familien-)Angehörige, die mit Kleidung, Handtüchern etc. in Berührung kommen können, mitbehandelt werden. Um deren Ansteckung nach Möglichkeit zu verhindern, ist auf ein sorgfältiges Einhalten von Körperhygiene sowie auf regelmäßigen Wechsel der Wäsche zu achten. 24 Spezielle Fragen zu sexuell übertragbaren Krankheiten In diesem zweiten Teil der Broschüre sollen spezielle Fragen zu sexuell übertragbaren Krankheiten angesprochen werden. Zunächst geht es um die Testung auf die verschiedenen Krankheiten: Welche Tests gibt es? Wie laufen sie ab? Wann und wo kann man sich testen lassen? Und was kann man tun, wenn man tatsächlich ein positives Testergebnis erhält? Anschließend soll noch einmal das Thema „Schwangerschaft und Geburt“ aufgegriffen werden. Welche sexuell übertragbaren Krankheiten können von der Mutter auf das Kind übertragen werden? Welche Gefahren bestehen und welche Schutzmaßnahmen lassen sich treffen? Ist es im Falle einer HIV- oder Hepatitis-Erkrankung überhaupt zu verantworten, ein Kind zu bekommen? 1 Liebe und Sexualität sind äußerst vielseitig und nicht jede Frau fühlt sich sexuell und/ oder emotional zu Männern hingezogen. Was müssen Frauen, die Sex mit Frauen haben (möchten), im Hinblick auf sexuell übertragbare Krankheiten beachten? Welche Risiken und welche Schutzmöglichkeiten gibt es? Wer sind Ansprechpartner/innen für Frauen mit Lust auf Frauen? Abschließend wird die Gefahr einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten bei einer Vergewaltigung angesprochen. Was ist aus medizinischer, was aus psychologischer Sicht hierzu zu sagen? Wie sieht die rechtliche Situation aus? Wissenswertes zur Testung auf sexuell übertragbare Krankheiten Rahmenbedingungen Beim Gesundheitsamt kann der HIV-Antikörpertest kostenfrei (das Land Rheinland-Pfalz trägt die Kosten) und anonym durchgeführt werden, ebenso der Nachweis von Antikörpern bei Syphilis und Hepatitis. Wenn eine Frau davon ausgeht, sich erst vor kurzem mit dem HI-Virus angesteckt zu haben und den langen Zeitraum der möglichen Antikörperbildung (bis zu etwa 3 Monaten) nicht abwarten kann, besteht die Möglichkeit, den Virusnachweistest (PCR-Bestimmung) in einem medizinischen Labor (s. Einlegeblatt) durchführen zu lassen. Die Kosten von etwa 185 € müssen von der Ratsuchenden getragen werden. Wenn ein Arzt/eine Ärztin den Verdacht auf eine sexuell übertragbare Krankheit hat,veranlaßt er/sie Untersuchungen zur Abklärung. Diese Untersuchungen werden von der Krankenkasse übernommen. 2 3 Medizinischer Hintergrund Sexuell übertragbare Krankheiten, die durch Krankheitszeichen an den Geschlechtsorganen sichtbar werden, werden diagnostiziert, indem Erreger durch einen Abstrich, (z.B. Syphilis) oder aus dem Blut (Kultur) nachgewiesen werden, d.h. auf einem Nährmedium werden Erreger angezüchtet (z.B. Gonorrhö). Einige Krankheitserreger sind mittels einer Färbung unter dem Mikroskop darstellbar: z.B. Tripper (Gonorrhö). Sexuell übertragbare Krankheiten, die nicht an den Geschlechtsorganen sichtbar werden, werden durch Antikörpernachweis diagnostiziert. Antikörper bilden sich z.B. bei einer HIV-Infektion in der Regel drei bis sechs, spätestens etwa zwölf Wochen nach der Ansteckung. Daher ist eine Beratung vor einem HIV-Antikörpertest immer erforderlich, um über die Anamnese zu klären, ob und wann ein Infektionsrisiko bestanden hat. Das diagnostische Fenster ist bei der HIV-Infektion quälend lang. Um sich schon früher Klarheit zu verschaffen, könnte man auf eigene Kosten eine PCR (Polymerase Chain Reaction) durchführen lassen (Nachweis von Erbsubstanz (RNA) des HI-Virus). Bei Chlamydien kommt heute der Gensonden-Nachweis zum Einsatz: kurze einsträngige DNA-Abschnitte heften sich an dazu passende (komplementäre) Abschnitte des gesuchten Gens (Chlamydien). 4 Was tun, wenn der Test positiv ist? Wenn eine Frau erfährt, dass sie sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit angesteckt hat, löst dies bei ihr verständlicherweise Ängste und Verunsicherung aus. Hinzu kommen oft Schamgefühle, es wird als peinlich empfunden sich „so etwas“ eingefangen zu haben. Oft ist es der Frauenarzt, der eine sexuell übertragbare Krankheit feststellt. Da diese Erkrankungen aber recht häufig auftreten, sind sie für Ärzte nichts Ungewöhnliches. Wer also wegen einer sexuell übertragbaren Krankheit zum Arzt geht und sich behandeln lässt, braucht sich deswegen nicht zu schämen. Vielmehr zeugt ein solches Verhalten von großem Verantwortungsbewusstsein gegenüber sich selbst und auch gegenüber seinem Partner/ seiner Partnerin. Die meisten sexuell übertragbaren Krankheit sind gut behandelbar und auch heilbar. Sie werden erst dann gefährlich, wenn die Ansteckung nicht erkannt wurde, wenn sie verschwiegen und nicht behandelt wird. Es gibt aber auch andere, weniger „harmlose“ Krankheiten, die chronisch verlaufen und oft auch tödlich enden. Dazu gehört vor allem die HIV-Erkrankung. Sie ist nach wie vor nicht heilbar und bedarf einer lebenslangen, engmaschigen medizinischen Behandlung. Aber auch Hepatitis B und C können chronisch verlaufen und schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen verursachen. Daher hat die Diagnose einer solchen Erkrankung stets eine andere Bedeutung für die betroffenen Frauen als die Feststellung einer anderen, gut behandelbaren und letztlich heilbaren sexuell übertragbaren Krankheit. 5 Im Erkrankungsfalle ist daher die Feststellung, um welchen Krankheitserreger es sich genau handelt, ein wichtiger erster Schritt für die richtige Behandlung und den richtigen Umgang mit der Erkrankung. Ein guter erster Ansprechpartner ist der Frauenarzt. Er ist in der Lage, wichtige Fragen zum Umgang mit der Krankheit und zu deren Therapie zu beantworten. Gleichzeitig kann er die richtigen Medikamente zur Behandlung verschreiben. Damit die betroffenen Frauen eine sexuell übertragbare Krankheit schnell wieder los werden bzw. damit sich keine Verschlimmerung einstellen kann, ist es wichtig, dass sie sich ganz genau an die Anweisungen ihres Arztes halten. Wenn Sie Fragen zu Erkrankungen haben, sprechen Sie Ihren Arzt an. Er kann Ihnen genaue Informationen zu Übertragungswegen, Schutz- und Behandlungsmöglichkeiten geben. Manchmal ist es etwas schwierig alles zu verstehen, was der Arzt erklärt, und oft ergeben sich Fragen auch erst im Nachhinein. Einigen Frauen ist es auch zu unangenehm, mit dem Frauen- oder sogar dem Hausarzt über Sexualität und sexuelles Verhalten zu sprechen. Für diese Fälle besteht zusätzlich die Möglichkeit, sich an das örtliche Gesundheitsamt oder an eine AIDS-Hilfe zu wenden, etwa im Rahmen einer anonymen Telefonberatung. Eine weitere Möglichkeit ist das anonyme Beratungstelefon der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) sowie die E-Mail-Beratung der Deutschen AIDSHilfe (www.aidshilfe-beratung.de). Die entsprechenden Telefonnummern sowie sonstige Kontaktdaten finden Sie auch im Anhang. 6 Wenn Sie sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit angesteckt haben, ist es wichtig, dass Sie Ihren Partner/ ihre Partnerin schützen. Gegebenenfalls müssen Sie aber auch frühere Sexualpartner/innen ebenfalls informieren. Auch zum eigenen Schutz vor einer erneuten Ansteckung ist es wichtig, mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin über Ihre Erkrankung zu reden. In aller Regel ist nämlich eine Mitbehandlung Ihrer (Sexual-)Partner/innen ebenfalls notwendig und unabdingbar. Nur so können auch Sie sich vor dem so genannten „Ping-Pong-Effekt“ schützen, bei dem sich die Sexualpartner/innen immer wieder gegenseitig anstecken. Innerhalb einer Partnerschaft wird die Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit oft als Untreue bewertet – zu Unrecht, denn einige dieser Krankheiten können auch auf nichtsexuellem Wege übertragen werden (z.B. Pilzerkrankungen, Trichomonaden). Auch zu Ihren Fragen, wie Sie eine sexuell übertragbare Erkrankung gegenüber Ihrem Partner/Ihrer Partnerin ansprechen können, helfen Ihnen die Berater/innen des Gesundheitsamtes oder der AIDS-Hilfe gerne weiter. 7 Schwangerschaft und Geburt Vorkehrungen getroffen werden, die eine Ansteckung des Kindes durch die Mutter verhindern können. Ein HIVTest in der Schwangerschaft stellt keine IGEL-Leistung dar, das heißt: die Schwangere muss nicht für die Kosten des Tests aufkommen. Für schwangere Frauen ist die Diagnose einer HIV- oder AIDS-Erkrankung ein doppelter Schock. Zur Sorge um die eigene Person und die eigene Gesundheit tritt rasch die Sorge um das ungeborene Kind und dessen Wohl hinzu. In erster Linie befürchten schwangere Frauen nach der HIV-Diagnose, dass sie ihr Kind während Schwangerschaft, Geburt oder Wochenbett ebenfalls mit HIV anstecken könnten. Wenn bei einer schwangeren Frau eine HIV-Erkrankung festgestellt wird, sollte sie Kontakt zu einer Entbindungsklinik aufnehmen, die in Hinblick auf Personal und apparativer Ausstattung auch Risikogeburten und/oder Risikokinder betreuen kann. Dadurch ist gewährleistet, dass das Neugeborene sofort medizinisch gut versorgt werden kann. Durch einen Kaiserschnitt wird das Risiko einer HIVÜbertragung von der Mutter auf das Kind drastisch verringert. All diese Ängste – oft verbunden mit einem emotionalen Rückzug von Freunden und Angehörigen – belasten die schwangere HIV-Patientin. Viele Frauen stellen sich in dieser Situation die Frage, ob sie ihrem Kind ein lebenswertes Leben bieten können und ob sie daher überhaupt das Kind zur Welt bringen sollen (Schwangerschaftskonflikt). Soziale Einrichtungen für Frauen und Mütter sowie AIDSHilfen können in diesen Fällen neben benötigten Informationen auch Zuwendung und sonstige Hilfestellungen geben. Wichtig ist, dass sich die betroffenen Frauen ausreichend Zeit nehmen, um nicht eine voreilige Entscheidung zu treffen. Mit einem positiven Testergebnis umzugehen, ist für schwangere Frauen daher alles andere als leicht. Dennoch sprechen viele gute Gründe für einen HIV-Test im Falle einer Schwangerschaft. Wenn eine werdende Mutter über ihre HIV-Erkrankung informiert ist, können rechtzeitig 8 Um die Sicherheit von Mutter und Kind zu gewährleisten, ist es wichtig, dass beide während der ganzen Schwangerschaft ausreichend medizinisch sowie durch geeignete Beratungsangebote betreut werden. Schwangerschaftsberatungsstellen und AIDS-Hilfen können den betroffenen Müttern helfen, indem sie Kontakte zu so einem medizinisch-beraterischen Netzwerk vermitteln. Nur eine eng koordinierte Zusammenarbeit in den Bereichen HIVBehandlung, Gynäkologie und Pädiatrie, von Ärzten, Hebammen und psychosozialen Beratungssystemen kann eine optimale Versorgung von Mutter und Kind sicherstellen. Gerade eine Schwangere mit HIV bedarf regelmäßiger medizinischer Kontrollen, die über die üblichen Vorsorgeuntersuchungen hinausgehen. 9 Übertragbarkeit von HIV von der Mutter auf das Kind Wenn eine schwangere Frau HIV hat, kann dieses Virus während der Schwangerschaft, vor allem aber während des Geburtsvorganges auf das Kind übertragen werden. Auch eine HIV-Übertragung beim Stillen (über die Muttermilch) ist möglich. Ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen liegt die Übertragungsrate bei etwa 20-30% (d.h. 20 – 30 von 100 Fällen!). Zum Glück gibt es mittlerweile aber auch Wege, dieses Risiko deutlich zu verringern – völlig ausgeschlossen ist es dadurch aber immer noch nicht! Die meisten HIV-Übertragungen erfolgen wohl während oder in den letzten Wochen vor der Geburt. Erhält die Mutter jedoch bereits während der Schwangerschaft eine geeignete Behandlung, kann die Übertragungsrate auf etwa 2% (d.h. auf 2 von 100 Fällen!) gesenkt werden – vorausgesetzt, das Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt und die Mutter verzichtet auf das Stillen. Übertragbarkeit anderer sexuell übertragbarer Krankheiten von der Mutter auf das Kind Nicht nur HIV, sondern auch andere sexuell übertragbare Krankheiten können für ein ungeborenes Kind eine mehr oder weniger starke gesundheitliche Bedrohung darstellen. Grundsätzlich ist jede dieser Erkrankungen während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit von der Mutter auf das Kind übertragbar. 10 Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden im Folgenden wieder die einzelnen Krankheiten getrennt nach den jeweiligen Krankheitserregern aufgeführt. Krankheiten, die durch Viren hervorgerufen werden Hepatitis A, B und C (auch bekannt als „Gelbsucht“) können im Verlauf der Schwangerschaft, vor allem aber während der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Auch beim Stillen ist eine Ansteckung des Neugeborenen möglich. Die Untersuchung auf Hepatitis gehört zur Mutterschaftsvorsorge. Ist die Mutter mit Hepatitis B angesteckt, muss das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt geimpft werden, um das sehr hohe Risiko einer chronischen Erkrankung zu vermindern. Herpes kann – wie schon erwähnt – auch im Genitalbereich auftreten. Ist dies bei einer schwangeren Frau der Fall, kann das zu großen Problemen für das Kind führen, und im schlimmsten Fall kann das ungeborene Kind sogar sterben. Aber auch der „normale“ Lippenherpes kann von der Mutter auf das Kind übertragen werden, wenn die Mutter gerade zum Geburtstermin einen akuten Krankheitsschub hat, und kann ebenso für das ungeborene Kind lebensgefährlich sein. Daher sollten schwangere Frauen, die mit Herpes zu tun haben, auf jeden Fall ihren Arzt darüber informieren. Humane Papilloma-Viren (HPV) können neben Gebärmutterhalskrebs auch so genannte „Feigwarzen“ hervorrufen. Diese Warzen können sich auch im Geburtskanal 11 ausbreiten und dadurch die Geburt des Kindes beeinträchtigen. Eine Entfernung der Warzen ist auf chemischem Wege oder durch eine Operation möglich. Besser ist aber noch der Schutz vor einer Ansteckung mit HPV, und mittlerweile steht für junge Mädchen und Frauen ein geeigneter Impfstoff zur Verfügung. Krankheiten, die durch Bakterien hervorgerufen werden Tripper oder Gonorrhö ist eine Erkrankung, die durch so genannte Gonokokken verursacht wird. Es handelt sich hierbei um Bakterien, die fast ausschließlich über sexuelle Kontakte übertragen werden. Aber auch bei der Geburt ist eine Übertragung der Gonokokken von der Mutter auf das Kind möglich. In diesem Fall besteht für das Neugeborene die Gefahr einer Erblindung. Ist eine Ansteckung des Kindes nicht sicher auszuschließen, muss ihm daher gleich nach der Geburt ein Antibiotikum in die Augen getropft werden. Bei Chlamydien handelt es sich um weit verbreitete und vor allem in Hinblick auf Schwangerschaft nicht ungefährliche Erreger. Da sie oft unerkannt bleiben, können sie etwa zu Unfruchtbarkeit bei der Frau bzw. zu Zeugungsunfähigkeit beim Mann führen. Wird eine Frau mit Chlamydien trotzdem schwanger, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Eileiterschwangerschaft. Frauen, die sich während der Schwangerschaft anstecken, haben häufiger eine Frühgeburt. Bei der Geburt können die Bakterien von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Chlamydien können bei Neugeborenen zu gefährlichen Augen- und 12 Lungenentzündungen führen. Daher wird im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge auch auf eine Ansteckung mit Chlamydien untersucht. Auch Syphilis-(Lues-)Bakterien können bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden. Außerdem ist bereits während der Schwangerschaft eine Ansteckung des ungeborenen Kindes möglich. Folgen können eine Fehloder Totgeburt sowie die Geburt eines schwerkranken Kindes sein. Daher wird im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge auch eine Untersuchung auf Syphilis durchgeführt, denn durch die rechtzeitige Behandlung der Mutter kann eine Ansteckung und damit auch eine Schädigung des Kindes verhindert werden. Krankheiten, die durch Pilze oder Parasiten hervorgerufen werden Auch Pilzerkrankungen während einer Schwangerschaft müssen ärztlich kontrolliert und behandelt werden, da das Neugeborene sich während der Geburt bei der Mutter anstecken könnte. Das Gleiche gilt für eine Infektion mit Parasiten wie Milben (Krätze), Filzläusen oder Trichomonaden. Trichomonaden können außerdem zu Unfruchtbarkeit führen sowie zu Komplikationen vor und während der Geburt (z.B. zu Frühgeburten). 13 Schwangerschaft trotz HIV? Ein eigenes Kind zu haben, ist für viele Menschen Ausdruck einer erfüllten Partnerschaft und fester Bestandteil ihrer Lebensplanung. Für Frauen mit HIV schien diese Lebensperspektive oftmals schon verloren, was heute aber dank verbesserter Therapiemöglichkeiten nicht mehr so sein muss. Die heutige antiretrovirale Therapie führt zu verlängerter Lebensperspektive sowie zu Verbesserung der Lebensqualität für Menschen mit HIV. Auch dies lässt oft den Wunsch nach eigener Familie mit Kind wieder wachsen. Möglichkeiten, dass eine Frau ohne HIV von ihrem HIVinfizierten Partner ein Kind bekommen kann, ohne sich selbst und das ungeborene Kind einem HIV-Ansteckungsrisiko auszusetzen. Als erste Anlaufstelle bei einem Kinderwunsch ist auf jeden Fall die betreuende HIV-Schwerpunktpraxis oder eine AIDS-Beratungsstelle (etwa von Gesundheitsamt oder AIDS-Hilfe) zu nennen, die das nötige Hilfsnetz aus Ärzten und psychosozialen Fachberatern aufbauen und koordinieren können. Trotzdem müssen Menschen mit HIV oft erleben, dass ihr Wunsch nach einem eigenen Kind von anderen ignoriert, abgelehnt, kritisiert oder gar verurteilt wird. Um Auswege aus dem Dilemma zwischen ungewollter Kinderlosigkeit und dem Risiko einer HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind aufzuzeigen, ist eine intensive Beratung über die medizinischen Möglichkeiten und Grenzen erforderlich. Eine HIV-infizierte Frau mit Kinderwunsch sollte sich daher von ihrem Arzt, von einer Schwangerschaftsberatungsstelle oder einer AIDS-Hilfe umfassend beraten und betreuen lassen. Nur so lassen sich die heutigen Möglichkeiten der Medizin nutzen, den Kinderwunsch einer HIV-infizierten Frau umzusetzen, ohne dass sie bei einem ungeschützten Sexualkontakt ihren Partner einer HIV-Ansteckungsgefahr auszusetzen braucht. Ebenso existieren mittlerweile auch 14 15 Frauen mit Lust auf Frauen Risiken sexuell übertragbarer Krankheiten für Frauen mit Lust auf Frauen Wenn von HIV und AIDS gesprochen wird, geht die Diskussion in den meisten Fällen an Frauen, die Sex mit Frauen haben, gänzlich vorbei (Beispiel: „Kondome schützen!“). Nach wie vor ist die Auffassung weit verbreitet, HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten stellten für diese Frauen kein größeres Problem dar. Auf den ersten Blick scheint diese Argumentation zu stimmen, denn Frauen, die Sex mit Frauen haben, sind eher seltener als heterosexuelle Frauen von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten betroffen. Auf den zweiten Blick wird jedoch deutlich, dass selbst Frauen, die ausschließlich Sex mit Frauen haben, über HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten informiert sein sollten. In Statistiken geht die einzelne Betroffene nur allzu schnell unter und eine sexuelle Übertragung von Krankheiten ist selbstverständlich auch zwischen zwei Frauen möglich. Ob „frau“ sich mit einer solchen Krankheit ansteckt, ist keine Frage der Identität, sondern ausschließlich eine Frage der sexuellen Handlungen, die praktiziert werden. Bedenkenlosigkeit ist daher genauso wenig angebracht wie eine übertriebene Angst und „Latexfixierung“, die das andere Extrem des Umgangs mit sexuell übertragbaren Krankheiten markiert. 16 In den letzten Jahren ist es immer normaler geworden, dass auch Frauen, die mit Frauen zusammenleben, gemeinsam Kinder bekommen möchten. Auch hier kommt wieder die Frage sexuell übertragbarer Krankheiten ins Spiel. Zum einen können etwa Chlamydien oder Trichomonaden zu Unfruchtbarkeit führen. Zum anderen müssen sich viele lesbische Frauen aufgrund der vorherrschenden Gesetzeslage ihren Kinderwunsch durch Selbstinsemination (Selbstbefruchtung) mit Hilfe „privat“ gespendeten Samens (etwa von einem befreundeten schwulen Mann) erfüllen. Da dieser Samen nicht von einer offiziellen Samenbank kommt, die das Sperma auf Krankheitserreger wie HIV untersucht, müssen sich die Frauen darauf verlassen, dass der jeweilige Samenspender verantwortungsbewusst sich und die Frauen vor einer sexuell übertragbaren Krankheit geschützt hat. Sinnvoll kann in diesem Fall etwa ein frühzeitiger Test des Samenspenders auf HIV und andere Krankheiten sein. An dieser Stelle soll aber noch einmal auf das Thema „Safer Sex“ zwischen Frauen zurückgekommen werden. Die Einhaltung folgender „Regeln“ senkt das Übertragungsrisiko von sexuell übertragbaren Krankheiten bei Sexualkontakten zwischen Frauen deutlich: Bei Cunnilingus („Lecken“, Oralverkehr) besteht ein relativ geringes Ansteckungsrisiko für HIV, sofern kein Menstruationsblut an die Mundschleimhaut der Partnerin gelangt. Für andere Krankheiten wie etwa Syphilis oder Hepatitis B bestünde schon ein größeres Ansteckungsrisiko, sofern die Partnerin eine solche Krankheit hat. 17 Wer dieses Risiko ausschließen möchte, kann ein Dental Dam oder ein aufgeschnittenes Kondom verwenden. Sexspielsachen wie Vibratoren und Dildos sollten nur von einer Frau benutzt und nicht mit der Partnerin geteilt werden. Alternativ kann aber auch jede Partnerin ein neues Kondom darüber streifen. Aber auch wenn nur eine einzige Frau ein Sexspielzeug verwendet, sollte immer dann ein neues Kondom zum Einsatz kommen, wenn das Spielzeug für verschiedene Körperöffnungen verwendet wird. Generell ist darauf zu achten, dass es zu keinem Kontakt zwischen offenen Wunden, Schleimhäuten und infektiösen Körperflüssigkeiten wie Blut oder Scheidenflüssigkeit kommt. Wer Gleitmittel zusammen mit Latexprodukten verwenden möchte, sollte darauf achten, ein wasserlösliches Mittel zu verwenden. Produkte auf Fett- oder Ölbasis greifen nämlich das Latex an und beschädigen es, so dass dann kein ausreichender Krankheitsschutz mehr besteht. Latexprodukte dürfen grundsätzlich nur einmal verwendet werden, d.h. nach Gebrauch werden sie entsorgt. Bei den ersten Zeichen der sexuell übertragbaren Krankheiten, die in dieser Broschüre beschrieben wurden, sollte der Arzt/die Ärztin des Vertrauens aufgesucht werden. 18 Vergewaltigung und HIV Wer bewusst riskiert, einen anderen Menschen mit HIV anzustecken, begeht im Sinne der deutschen Rechtsprechung (§223a StGB) eine schwere Körperverletzung. Dies gilt natürlich auch bei einer Vergewaltigung durch einen Täter mit HIV. Selbst wenn das Vergewaltigungsopfer sich nicht mit HIV ansteckt, liegt immer noch eine versuchte schwere Körperverletzung vor. Kommt es zu einer Ansteckung mit einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit, kann dies im Einzelfall vom Gericht als eine einfache Körperverletzung gewertet werden. Eine betroffene Frau sollte mindestens zwei Untersuchungen auf HIV (HIV-Antikörpertests) durchführen lassen: Der erste Test sollte möglichst unmittelbar nach der Vergewaltigung durchgeführt werden. Nur dadurch kann ausgeschlossen werden, dass bereits vorher eine HIV-Infektion vorgelegen hat. Erst, wenn bei einem weiteren Test nach zwölf Wochen keine HIV-Infektion nachgewiesen wurde, ist davon auszugehen, dass es zu keiner Ansteckung der Frau gekommen ist. HIV-Antikörpertests können bei jeder Ärztin des Vertrauens sowie kostenlos beim Gesundheitsamt durchgeführt werden. 19 Sexuell übertragbare Krankheiten im Überblick Der folgende graue Abschnitt möchte einen ausführlichen medizinischen Überblick über sexuell übertragbare Krankheiten bei Frauen bieten. Dieser soll die vorangehenden Abschnitte ergänzen und sowohl interessierte (Laien-) Frauen als auch medizinisches Fachpersonal ansprechen. Er eignet sich daher einerseits als Nachschlagewerk für spezifische medizinische Fragestellungen zu einer bestimmten sexuell übertragbaren Krankheit als auch als kurze medizinische Zusammenfassung der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Um die Verständlichkeit dieses medizinischen Abschnittes auch fachfremden Frauen zu ermöglichen, sind im Anhang alle Fachbegriffe, die durch eine Unterstreichung hervorgehoben worden sind, nochmals in allgemeinverständlicher Sprache erklärt. 20 AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) Erreger: Humanes Immundefizienz Virus HIV1 weltweit häufiger als HIV2 Übertragung: • Geschlechtsverkehr, besonders riskant ist Analsex (Darmverkehr), sehr riskant ist Vaginalsex (Scheidenverkehr), auch möglich beim Oralsex (Mundverkehr), wenn Samenflüssigkeit in den Mund gelangt, noch etwas weniger möglich, wenn Scheidenflüssigkeit in den Mund gelangt. • gemeinsame Nutzung einer gerade benutzten Spritze bei Drogengebrauchern • eine HIV-infizierte Frau kann ihr Kind während der Schwangerschaft, Geburt oder beim Stillen anstecken. Frauen haben im Vergleich zu Männern ein höheres Ansteckungsrisiko: • Spermienflüssigkeit enthält mehr Viren als Scheidenflüssigkeit • die Schleimhaut der Scheide ist leichter verletzlich (Entzündung, Verletzung – Eintrittspforte für das Virus) als die Schleimhaut der Eichel Inkubationszeit: jahrelang ohne Beschwerden (HIV-Infektion); Folgeerkrankungen durch das HI-Virus verursachte Schwächung des Immunsystems (AIDS) 21 Symptome: bei Ansteckung eventuell Beschwerden vorübergehend wie bei Virusgrippe; nach Jahren Folgeerkrankungen wie Lungenentzündung, Durchfälle, Mundsoor und v. m.; bei Frauen: Gebärmutterhalskrebs Candida – Mykose Diagnostik: HIV-Antikörpertest, Bestätigung mit Westernblot-Test PCR-Virusnachweistest Übertragung: • nur bei Störung der normalen Bakterienflora in der Scheide • sexuelle Übertragung durch explosionsartige Zunahme der Hefepilze Therapie: Lebenslange antiretrovirale Kombinationstherapie – Virushemmung und Symptomlinderung, vollständige Virusentfernung nicht möglich; Unterschiede bei Nebenwirkungen und Stoffwechsel der Frauen. Impfstoff nicht verfügbar! Epidemiologie: Ende 2007 lebten ca. 59.000 Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland, davon etwa 10.000 Frauen, 9.500 Menschen lebten mit dem Vollbild AIDS. Ca. 3.000 Menschen infizierten sich 2007 mit dem HI-Virus, davon etwa 600 Frauen. Prävention: Kondome, Femidome, Latextücher, sterile Injektionsnadeln Antiretrovirale Therapie und Kaiserschnittentbindung bei HIV-infizierten Frauen Erreger: Candida-Pilze (Hefepilze) Inkubationszeit: einige Tage Symptome: gerötete und geschwollene Schamlippen, starker Juckreiz und Brennen in der Scheide, Ausfluss (weiß und bröcklig) Schmerzen beim Sex bei Immunschwäche: Pilzinfektion im ganzen Körper Diagnostik: Abstrich, Kultur Therapie: lokale Behandlung, mit Antimykotika, bei schweren Verläufen mit Tabletten, z.B: Fluconazol Epidemiologie: sehr häufig Prävention: • Kondome, Femidome, Dental Dams • Vorsicht bei Antibiotikaeinnahme • bei Intimhygiene nicht zu häufiges Waschen mit Seifen – Störung des Scheidenmilieus, • Unterstützung mit Milchsäurebakterien 22 23 Chlamydieninfektion Feigwarzen (Kondylome) (bakterielle Scheideninfektion) Erreger: Humane Papilloma - Viren (HPV) (verschiedene Typen) Erreger: Chlamydia trachomatis, Serotypen D-K Übertragung: sexuell Übertragung: Geschlechtsverkehr (sexuell) Inkubationszeit: ein bis mehrere Monate Inkubationszeit: 7-21 Tage Symptome: • zerklüftete Warzen („Hahnenkamm“) teilweise nässend, juckend im Genitalbereich • bei Immunschwäche: unkontrolliertes Wachstum • Schmerzen bei Stuhlgang • Beeinträchtigung des Geburtsverlaufes • HPV-Typen, die zu Gebärmutterhalskrebs führen, sind seltener in Feigwarzen nachweisbar Symptome: • Ausfluss • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen • bei 75% der Frauen keine Beschwerden; • bei Nichtbehandlung: chronische Entzündung der Eileiter,Gefahr der Eileiterschwangerschaft; Unfruchtbarkeit; Entzündung im kleinen Becken (pelvic inflammatory disease) Diagnostik: Abstrich, PCR, Gensonde Therapie: Antibiotika Epidemiologie: häufigste bakterielle STD Prävention: Kondome, Femidome vermindern das Risiko einer Ansteckung deutlich. 24 Diagnostik: meist klinische Diagnose, Essigsäuretest • Virusnachweistest im Blut nur bei wissenschaftlichen Fragestellungen • bei Feigwarzen und Veränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses – spezieller Nachweis von HPV – Krebsvorsorge wichtig! Therapie: • Selbsttherapie: Lokale Behandlung z. B. mit Condylox® oder Aldara®, Interferon beta • ärztliche Therapie: Trichloressigsäure, Vereisen, chirurgische Verfahren, bei Laser häufig Rückfälle! 25 Epidemiologie: neben Chlamydien und genitalen Herpessimplex-Viren häufigste sexuell übertragbare Infektion. Jede fünfte Frau im sexuell aktiven Alter ist mit genitalen Papillomviren infiziert, davon etwa jede dritte mit Papillomvirus-Typen, die Gebärmutterhalskrebs- oder Scheidenkrebs auslösen können. Prävention: • Kondome, Femidome, Dental Dams • Direkten Kontakt mit sichtbaren Warzen vermeiden! • Impfempfehlung für 12-17jährige Mädchen Filzläuse Erreger:Pediculus (Phthirus) pubis (flügelloses Insekt) Übertragung: meist in Schamhaaren, durch direkten Körperkontakt, sexuell Inkubationszeit: 3-6 Tage Symptome: Bisse der Läuse verursachen Juckreiz, bläuliche Hautflecken und kleine Blutungen Diagnostik: Läuse und Eier sind sichtbar Therapie: • äußerliche Behandlung mit chemischen Mitteln, z. B. • Goldgeist forte® • Jacutin® • Desinfektion der Wäsche Epidemiologie: weltweit verbreitet und häufig Prävention: • Körperhygiene • Vorsicht bei ungepflegter Kleidung und unsauberen Matratzen 26 27 Gonorrhö (Tripper) Hepatitis A Erreger:Neisseria gonorrhoeae Erreger: Hepatitis A Virus (HAV) Übertragung: Geschlechtsverkehr, Sexspielzeug, Hände Übertragung: • fäkal-oral (durch Kot (Fäkalien) verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser) • sexuelle Übertragung bei oral-analen Kontakten (Mund – After) Inkubationszeit: 2-7 Tage Symptome: • grün-gelber (eitriger) Ausfluss • Brennen beim Wasserlassen • bei analem Sex: Ausfluss aus dem Darm • bei oralem Sex: Halsschmerzen • Frauen zeigen oft weniger Symptome und haben oft weniger Beschwerden; bei Nichtbehandlung: Eierstock-Eileiterentzündungen, Unfruchtbarkeit und Bauchfellentzündung (pelvic inflammatory disease/PID) Komplikationen: Gelenk-, Herz-, Augenentzündung, Ausschläge Diagnostik: Abstrich, Kultur, Antikörpernachweis Therapie: Antibiotika; Vorsicht: Resistenzen möglich! Epidemiologie: in letzter Zeit Anstieg in den USA, Kanada und westeuropäischen Nachbarländern , 25.000 bis 35.000 Neuinfektionen pro Jahr Prävention: Kondome, Femidome vermindern das Risiko einer Ansteckung deutlich 28 Inkubationszeit: etwa 2-6 Wochen Symptome: • Müdigkeit, • Appetitlosigkeit • Übelkeit • Erbrechen • Fieber • in etwa der Hälfte der Erkrankungsfälle „Gelbsucht“ Krankheitsdauer 4-6 Wochen, heilt in der Regel aus, lebenslange Immunität Diagnostik: • Hepatitis A – Virusausscheidung im Stuhl ca. 2 Wochen vor bis 2 Wochen nach Krankheitsbeginn (Infektiosität) • Anti-HAV-IgM (Antikörpertest) im Blut: frische Infektion • Anti-HAV-IgG (Antikörpertest) im Blut: frühere Infektion Therapie: Schonung keine spezifische Behandlung erforderlich 29 Epidemiologie: • weltweit häufigste virusbedingte Leberentzündung • in Deutschland: 1.500 Neuinfektionen pro Jahr 5% der Bevölkerung Antikörperträger Prävention: • konsequent befolgte Hygiene • Kondome bei Oral- / Anal-Praktiken • Impfung! Hepatitis B Erreger:Hepatitis B Virus (HBV) Übertragung: • Geschlechtsverkehr bei 60-70% der Fälle • Blut (Spritzentausch beim Fixen – i. v. Drogenmissbrauch) • Gefahr bei Bluttransfusion in Deutschland so gut wie ausgeschlossen • beim Küssen nicht ausgeschlossen Inkubationszeit: 1-6 Monate Symptome: • Beschwerden wie bei einer Grippe, meist keine „Gelbsucht“ • nach 3-5 Monaten heilt bei rund 90% der Erkrankten die Krankheit aus, 10% werden chronisch • Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs 30 Diagnostik: • akute HBV-Infektion: HBs-Ag (Virusnachweis) und erhöhte Lebertransaminasen (Leberwerte) • abgelaufene Infektion: anti-HBc (Antikörpernachweis) Therapie: Bei chronischem Verlauf: Interferon und virushemmende Medikamente, auch dann noch Ausheilung möglich! Zusätzlich wird gesunde Ernährung und der Verzicht auf leberschädigende Substanzen (Alkohol und nicht erforderliche Medikamente) empfohlen. Epidemiologie: • Weltweit haben etwa 2 Milliarden Menschen eine HBV-Infektion durchgemacht, 5 bis 7% der Weltbevölkerung (300 bis 420 Mill. Menschen) sind chronisch mit HBV infiziert. • Europa: bis zu 8% der Bevölkerung in Ost- bzw. Südeuropa chronisch infiziert. • Deutschland: 7% der Bevölkerung anti-HBc (Antikörpertest) als Merkmal einer durchgemachten HBVInfektion, 0,6% chronische HbsAg-Träger (300 bis 650.000 Personen) • mehrere Tausend Neuinfektionen pro Jahr Prävention: Kondome, Femidome, Dental Dams, Impfung! 31 Hepatitis C Erreger:Hepatitis C Virus (HCV) Übertragung: • vor allem Blut, (Spritzentausch beim Drogenmissbrauch), • Blutprodukte heute sicher, • selten sexuell (Vaginal- und Analsex), • bei der Geburt unter 5% Inkubationszeit: nach 1-6 Monaten HCV-Antikörperbildung Epidemiologie: • weltweit sind etwa 130 Millionen Menschen (3% der Weltbevölkerung) chronisch mit HCV infiziert. (Ägypten bis 20%, in Afrika, Westpazifik höher als Nordamerika und Europa) • Europa: 3-5 Millionen HCV-positive Personen (von Norden nach Süden zunehmend) • Deutschland: Anti-HCV (Antikörpertest) in der deutschen Bevölkerung 0,4% - 0,7% (Virusträger 400.000 – 500.000) • mehrere Tausend Neuinfektionen pro Jahr Prävention: • keine Impfung möglich! • Kondome Symptome: bei 90% aller Fälle Symptome einer leichten Grippe Diagnostik: Virusnachweis mit HCV-RNA-Polymerase, Antikörperbildung bis 6 Monate nach Ansteckung Therapie: • 20-40% Ausheilung ohne Therapie • 60-80% chronischer Verlauf bis hin zur Leberzirrhose und Leberkrebs • bei früher Behandlung gute Erfolge mit Interferon und virushemmenden Medikamenten (Nebenwirkungen) 32 33 Herpes (genitalis) Erreger: • Herpes simplex-Virus (HSV) 2 genitalis (im Genitalbereich) • Herpes simplex-Virus (HSV) 1 labialis (an den Lippen) Übertragung: durch Kontakt mit der sehr infektiösen Flüssigkeit aus den Bläschen aber auch über Speichel, Vaginal-, Prostatasekret und Sperma Inkubationszeit: 5-10 Tage Diagnostik: klinisch Erregernachweis in Kultur; Virusnachweistest nur bei Verdacht auf Gehirnhautentzündung Therapie: virushemmende Medikamente (Aciclovir u. ä.) bei leichten Rezidiven äußerlich – lokal als Creme, bei schweren innerlich Epidemiologie: häufigste STD: in den Industriestaaten haben 70-80% der Erw. Antikörper gegen HSV1 und 20-30% gegen HSV2. Prävention: Kondome, Femidome, Dental Dams Vermeidung des Kontaktes mit der Flüssigkeit aus Herpesbläschen Symptome: • Jucken, Rötung, Bläschenbildung, manchmal mit Fieber und Lymphknotenschwellung • Abheilen kleiner Geschwüre nach 2-4 Wochen • Lebenslang: Virusträger; bei Absinken der HSV – Antikörper Rezidiv, Wiederauftreten möglich Komplikation: • bei Immunschwäche: lebensbedrohliche Erkrankung • während der Schwangerschaft: Verlust des Ungeborenen möglich • während der Geburt schwere Krankheiten des Neugeborenen wie Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung 34 35 Skabies (Krätze) Syphilis (Lues) Erreger:Sarcoptes scabiei (Milbe) Erreger: Treponema pallidum Übertragung: enger Kontakt von Mensch zu Mensch, selten durch gemeinsam benutzte Bettwäsche, Handtücher Übertragung: • Geschlechtsverkehr, aber auch durch Körperkontakt, Küssen (wenn Geschwür im Mund), Sexspielzeug; • gemeinsam benutzte Spritzen beim Drogenmissbrauch; • Schwangerschaft Inkubationszeit: rund 4 Wochen Symptome: • Milben bohren Gänge in die oberste Hautschicht, legen Eier ab, vor allem zwischen Fingern, an Handgelenken, unter den Achseln, an den äußeren Genitalien • heftiger Juckreiz, vor allem nachts Diagnostik: Nachweis der Milbe am Ende der Milbengänge Therapie: z. B. Jacutin® Epidemiologie: weltweit verbreitet und häufig Prävention: • Körperhygiene, regelmäßiger Wäschewechsel • Mitbehandlung von Sexualpartner und Familienangehörigen Inkubationszeit: 10-90 Tage (durchschnittlich 21 Tage) Symptome: • Bis 3 Wochen nach der Infektion Lues I: Primäraffekt: Knoten, schmerzloses Geschwür, Lymphknotenschwellung bei Frauen in der Vagina, Gefahr des Übersehens! • Lues II: 8 Wochen bis 2 Jahre nach Ansteckung: Fieber, Schwellungen der Lymphknoten und Hautausschläge, die nicht jucken! • Lues III: mehrere Jahre nach Ansteckung bei Nichtbehandlung: schwere Schädigung innerer Organe • Lues IV: Neurosyphilis • Schädigung des Kindes in der Schwangerschaft, u. a. Verformung der Knochen, geistige Behinderung Diagnostik: Erregernachweis im Abstrich Antikörpernachweis im Blut 36 37 Therapie: • Penicillin oder Antibiotika über mindestens zwei Wochen • in Stadium I und II heilbar, • Organschäden in Stadium III nicht rückgängig zu machen Epidemiologie: • ca. 3.000-3.500 Neuinfektionen/Jahr in Deutschland • Syphilis-Ausbrüche in Osteuropa und auf dem Balkan • Eine Syphilis-Infektion erhöht das Risiko, sich mit HIV anzustecken! • 30% der neu diagnostizierten Syphilisfälle sind HIVinfiziert! Prävention: • Kondome/Femidome/Dental Dams vermindern das Risiko einer Ansteckung. • Kein Kontakt zu offenen Wunden. • Kein Sexspielzeug weitergeben. Trichomonaden Erreger:Trichomonas vaginalis (Geißeltierchen), einzellige Parasiten Übertragung: • sexuell, vor allem Vaginalverkehr • gemeinsam benutzte Handtücher, Sexspielzeug • Trichomonaden überleben in feuchter Umgebung stundenlang Inkubationszeit: 4-30 Tage Symptome: bei der Frau: schaumiger übelriechender graugelblicher Ausfluss aus der Scheide, Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr Diagnostik: Nachweis mittels Kulturen Therapie: Antibiotika Epidemiologie: häufigste sexuell übertragbare Krankheit! Prävention: • Partnerbehandlung • Kondome! Infektion mit Trichomonaden ist der Wegbereiter für andere STD‘s! 38 39 Begriffserklärungen (Glossar) Abstrich: zu diagnostischen Zwecken wird Untersuchungsmaterial gewonnen mittels Abstrichnadel, -öse, -spatel, -tupfer (auf Watteträger oder Holzstäbchen) und in einem Glasröhrchen steril aufbewahrt akut: „Akut“ ist das Gegenteil von chronisch und bedeutet das plötzliche Auftreten einer Krankheit mit raschem und heftigem Verlauf. Anamnese: Vorgeschichte einer Krankheit Antibiotikum: Medikament zur Bekämpfung von Bakterien Antikörper: Die körpereigenen Abwehrkräfte (Immunsystem) bilden „Antikörper“ zur Abwehr der Erreger. Antikörpertest: Der „Antikörpertest“ ist das Gegenteil eines Virusnachweises. Beim Antikörpertest können die Krankheitserreger nicht direkt nachgewiesen werden. Vielmehr wird getestet, ob die körpereigenen Abwehrkräfte (Immunsystem) bereits auf den Krankheiterreger reagiert und so genannte „Antikörper“ zur Abwehr der Erreger gebildet haben. Bis das Immunsystem Antikörper gebildet hat, vergeht einige Zeit. Daher kann etwa der HIV-Antikörpertest erst zwölf Wochen (d.h. drei Monate) nach der letzten Risiko-situation ein zuverlässiges Ergebnis zeigen. 40 antiretrovirale Therapie: HIV, also der Krankheitserreger, der die Krankheit AIDS hervorruft, ist ein so genanntes „Retro-Virus“. Medikamente gegen HIV bezeichnet man daher als „antiretroviral“. Bei der antiretroviralen HIV-Therapie werden gleich mehrere dieser Medikamente miteinander kombiniert. Der Patient muss also gleich mehrere verschiedene Medikamente einnehmen, da ein einzelner Wirkstoff alleine nicht ausreichend wirkt (siehe auch Resistenzbildung). Entsprechend wird die antiretovirale HIV-Therapie oft auch als „Kombinationstherapie“ bezeichnet . Chlamydien-Screening: für Frauen bis 25 Jahre werden die Kosten für eine einmal jährliche Untersuchung auf Chlamidien von der Krankenkasse übernommen. Der Test wird mit einer Urinprobe durchgeführt. chronisch: „Chronisch“ ist das Gegenteil von akut und bezeichnet Krankheiten, die bereits über einen längeren Zeitraum fortbestehen, dabei aber meistens weniger starke Beschwerden als in der akuten Phase auslösen. Einige chronische Krankheiten können von selbst oder aber durch Medikamenteneinnahme wieder weggehen (z.B. Hepatitis-B und -C), während andere Krankheiten unheilbar sind und für den Rest des Lebens bestehen bleiben (z.B. HIV/AIDS). Dental Dam: „Dental Dam“ heißt auf deutsch „Lecktuch“ und meint ein kleines Tuch aus dünnem Latex, das beim Oralsex über die Scheide (bzw. den Anus) gelegt werden kann, um den Kontakt mit infek41 tiösen Körperflüssigkeiten und Krankheitserregern zu vermeiden. Bei Verwendung von Dental Dams beim Oralsex kann die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von sexuell übertragbaren Krankheiten gesenkt werden. Diagnostisches Fenster: unter diagnostischem Fenster versteht man die Zeitspanne zwischen Infektion (Ansteckung) und Auftreten von Antikörpern im Blut. In dieser Zeit kann die Infektion durch den Antikörpertest nicht diagnostiziert werden. Diagnostik: Maßnahmen zur Erkennung einer Krankheit Eileiterschwangerschaft: Bei einer normalen Schwangerschaft nistet sich das befruchtete Ei in der Gebärmutter ein. In wenigen Fällen kommt es aber dazu, dass sich das befruchtete Ei außerhalb der Gebärmutter einnistet, etwa im Eileiter. Dies kann etwa durch eine Chlamydien- oder eine Trichomonaden-Erkrankung der Frau begünstigt werden. Wird eine Eileiterschwangerschaft nicht rechtzeitig behandelt, kann es zum Platzen des Eileiters kommen. Das ist für die Frau lebensgefährlich. Epidemiologie: Lehre von der Häufigkeit einer Krankheit, sowie deren Ursachen und Risikofaktoren in Bevölkerungsgruppen, deren Verlauf und deren sozialen und volkswirtschaftlichen Folgen. 42 Gelbsucht: „Gelbsucht“ meint die Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten (etwa im Auge) im Zusammenhang mit einer Leberentzündung. Der Fachbegriff für die Gelbsucht lautet Ikterus. Da eine Gelbsucht oft im Zusammenhang mit einer Hepatitis-Erkrankung auftritt, wird in der Umgangssprache häufig Gelbsucht mit Hepatitis gleichgesetzt. Gensonde: Gensonden bestehen aus kürzeren einsträngigen DNA- oder RNA-Abschnitten und können sich an dazu passende Abschnitte eines gesuchten Gens (z.B. eines Krankheitserregers) anlagern. HIV-Test: Der HIV-Test wird in der Regel als HIV-Antikörpertest durchgeführt. Es handelt sich hierbei um einen Bluttest, der über eine Ansteckung mit HIV Auskunft gibt. Er kann bei jedem Arzt durchgeführt werden, kostet dann aber in der Regel etwas. Kostenlos und anonym (also ohne dass eine Nennung des eigenen Namens verlangt wird) ist der HIV-Test im Gesundheitsamt. Humane Papilloma-Viren: Humane Papilloma-Viren (kurz: HPV) sind eine Familie verschiedener Viren, die auf deutsch auch als „Warzenviren des Menschen“ bezeichnet werden. Einige dieser Viren können Feigwarzen hervorrufen, also Warzen im Intim- bzw. Analbereich, andere verursachen Karzinome, also Krebs. Vor allem der Gebärmutterhalskrebs bei Frauen wird durch Humane Papilloma-Viren ausgelöst. Mittlerweile gibt es aber eine Impfung für 43 Mädchen und junge Frauen. Diese Impfung kann aber nur wirken, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegeben worden ist. Sie wirkt zwar gegen die meisten Viren dieser Familie, aber leider nicht gegen alle. Deshalb ist auch trotz Impfung ein jährlicher Besuch der Krebsvorsorge für Frauen ab 20 Jahren wichtig. IGEL-Leistung: „IGEL-Leistung“ ist die Abkürzung für „Individuelle Gesundheitsleistungen“. Gemeint sind alle die Leistungen, die ein Arzt seinen gesetzlich versicherten Patienten nur gegen Selbstzahlung verordnen darf. Ein HIV-Test während der Schwangerschaft ist hingegen keine IGEL-Leistung, das heißt die Krankenkasse muss die Kosten für diesen Test übernehmen. Ikterus: anderes Wort für Gelbsucht infektiöse Körperflüssigkeiten: Gemeint sind alle Körperflüssigkeiten, in denen ein bestimmter Krankheitserreger enthalten ist und über die sich eine andere Person mit der jeweiligen Krankheit anstecken kann. Welche Körperflüssigkeit infektiös und welche nichtinfektiös ist, hängt vom konkreten Erreger ab. So sind für HIV/ AIDS nur vier Körperflüssigkeiten infektiös: Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und Muttermilch. Speichel ist hingegen für HIV nicht infektiös, wohl aber für Hepatitis-B. Inkubationszeit: Zeitspanne zwischen Ansteckung und Auftreten von Krankheitszeichen. 44 Kultur: Aus dem Blut oder einem Abstrich werden Erreger gewonnen und auf einem Nährmedium angezüchtet. Leberfibrose: Eine Leberfibrose kann die Folge einer Hepatitis-B oder -C Erkrankung sein. Es handelt sich um einen krankhaften Umbau der Leber, bei dem diese ihre Funktionsfähigkeit verliert. Leberzirrhose: Eine Leberzirrhose kann die Folge einer Hepatitis-B oder -C Erkrankung sein. Es handelt sich um eine krankhafte Schrumpfung der Leber, bei der diese ihre Funktionsfähigkeit verliert. Mutterschaftsvorsorge: medizinische Untersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Risikoschwangerschaften und Risikogeburten, bei denen ein Risiko für die Mutter, für das Kind oder für beide besteht. Mundsoor: Befall der Mundschleimhaut mit Candida-Pilzen Neurosyphilis: Syphilis des Nervensystems Pädiatrie: Kinderheilkunde Polymerase Chain Reaction (PCR): Polymerase-Kettenreaktion zum Nachweis von Erbsubstanz (DNA/RNA) aus Viren, Bakterien oder auch komplexeren Lebewesen. 45 positives Testergebnis: Bei einem positiven Testergebnis konnte der jeweilige Krankheitserreger nachgewiesen werden, d.h. leider, dass die untersuchte Person infiziert ist. Um falsch positive Testergebnisse möglichst auszuschließen, wird etwa bei HIV im Falle eines positiven Testergebnisses noch ein anschließender Bestätigungstest (Western Blot) durchgeführt. Prävention: Vorkehrungen zur Verhinderung von Krankheiten Primäraffekt: erstes sichtbares Krankheitszeichen einer Infektionskrankheit am Ansteckungsort. Resistenzbildung: Wer bei einer Erkrankung die verschriebenen Medikamente nicht ganz genau nach Verordnung einnimmt, riskiert, dass sich so genannte „Resistenzen“ bilden, d.h. die Krankheitserreger werden gegen das verordnete Medikament unempfindlich (sie können sich wieder vermehren). Die Folge ist, dass die Krankheitsbeschwerden bleiben oder sogar noch zunehmen. Man kann sich auch direkt mit Krankheitserregern anstecken, die unempfindlich gegenüber bestimmten Medikamenten sind, also bereits Resistenzen aufweisen. Dadurch sind die Behandlungsmöglichkeiten gegen die Krankheit bereits von vorne herein eingeschränkt. Rezidiv: Erneutes Auftreten einer Krankheit 46 Safer Sex: „Safer Sex“ meint sichererer Sex, bei dem eine Ansteckung mit HIV unwahrscheinlich ist. Es ist jedoch kein absolut „sicherer“ Sex, bei dem eine Ansteckung völlig ausgeschlossen wäre. So etwas gibt es nämlich nicht. Aber zum Glück ist das Restrisiko, sich trotz Safer Sex mit HIV anzustecken, relativ gering. Andere sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis oder Hepatitis-B hingegen können trotz Safer Sex wesentlich leichter übertragen werden. Es gilt, dass Kondome das Risiko einer Ansteckung mit diesen Krankheiten vermindern, nicht aber ausschließen können. Was aber genau ist nun Safer Sex? Gemeint ist Sex ohne Austausch der infektiösen Körperflüssigkeiten Blut, Sperma und Scheidenflüssigkeit. Zu Safer Sex gehört die Anwendung von Kondomen bei Vaginal- und Analsex genauso wie zu verhindern, dass beim Oralsex Sperma auf die Schleimhäute von Mund- und Rachenbereich gelangt. Standardimpfungen: Als „Standardimpfungen“ bezeichnet man alle die Impfungen, die jedem Kind und jedem Erwachsenen in Deutschland empfohlen werden. Neben den Impfungen zum Schutz vor Krankheiten wie Keuchhusten, Masern, Kinderlähmung, Tetanus und Diphterie gehören hierzu auch Impfungen vor den sexuell übertragbaren Krankheiten Hepatitis-B und HPV (Humane Papilloma-Viren). 47 Symptome: Krankheitszeichen Therapie: Behandlung einer Krankheit Virusnachweis: Anders als der Antikörpertest können beim Virusnachweis die Krankheitserreger (in diesem Fall also Viren) direkt nachgewiesen werden. Virusnachweise sind sehr viel teurer als Antikörpertests und werden in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen. Sie können außerdem meist nur in Speziallabors durchgeführt werden. Vollbild AIDS: Folgeerkrankungen, die durch die HI-Virus verursachte Schwächung des Immunsystems auftreten. Grafische Gestaltung: Graphik Design Birgit Bach, Trier STD: Sexual Transmitted Diseases = sexuell übertragbare Krankheiten Diese Broschüre wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst (Stand: Ende 2007) von: Barbara Detering-Hübner Bernd Geller Helga Kudjer-Lauer Nina Schroeder Alrun Schleiff Gudrun Zimmermann und finanziell ermöglicht durch: Aidshilfe Rheinland-Pfalz Kreisverwaltung Trier-Saarburg Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen 48