Elektrotechnik und Maschinenbau

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Elektrotechnik undMaschinenbau
Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien
Schriftleitung: Ing. A. Grünhut
Nachdruck nur mit Bewilligung der Schriftleitung, auszugsweise Wiedergabe nur mit Angabe der Quelle ,,E. u. M. W ien“ gestattet.
Heft 49
Wien, 3. Dezember 1933
51. Jahrgang
Eine neue Regelschaltung für Drehstrom-Kranmotoren.
Von L. Dreyfus, Västeras, Schweden.
1. Schaltungsprinzip.
Die vorliegende Arbeit behandelt eine neue
Schaltung für Tourenregelung von Drehstromasynchronmotoren ohne Zuhilfenahme von Kommutatormaschinen. Sie ist der normalen W iderstands­
regelung insofern überlegen, als sie gestattet, die
Leerlaufdrehzahl zwischen zwei entgegengesetzt
gleichen (synchronen) Tourengrenzen
beliebig
einzustellen. Aber da auch die neue Schaltung
mit Widerstand im Rotorkreis arbeitet, ist ihr
Wirkungsgrad gering und die Tourenänderung bei
Belastung groll Infolge dieser Eigenschaften ist
die Schaltung nur dort anwendbar, wo entweder
der Wirkungsgrad eine untergeordnete Rolle
spielt oder wo die Drehzahl nur während eines
O rehzjh/
verhältnismäßig kurzen Abschnittes der ganzen
Arbeitsperiode geregelt wird. Ein wichtiges Bei­
spiel hiefür sind gewisse Kranbetriebe. In der Tat
wurde
die neue Schaltung ursprünglich
als
Senkbremsschaltung
für
Krane
in
Gießereien
und
M o n t a g e h a l l e n ent­
wickelt, wo abwechselnd schwere und leichte
Lasten zu manövrieren sind, und wo sowohl beim
Heben wie beim Senken mit großer Vorsicht ver­
fahren werden muß.
Das neue Schaltungsprinzip besteht darin,
daß ein symmetrischer Drehstromasynchronmotor
an ein unsymmetrisches dreiphasiges Spannungs­
system angeschlossen wird. Durch Einstellen
dieser Unsymmetrie, eventuell verbunden mit
Widerstandsregelung im Rotorkreis, wird die
Leerlaufdrehzahl verändert. Ein unsymmetrisches
dreiphasiges Spannungssystem kann nämlich stets
als Überlagerung zweier symmetrischer Drehstromsysteme gleicher Frequenz aber entgegen­
gesetzten Umlaufsinnes und verschiedener Span­
nung aufgefaßt werden. Für sich allein würde das
stärkere Spannungssystem E' eine Drehmomentencharakteristik D '= f ( n ) , das schwächere Spannungssystem E" eine Drehmomentcharakteristik
erzeugen. Die resultierende Drehmoment­
charakteristik D = D ' + D " besitzt gemäß Abb. 1
eine untersynchrone Leerlaufdrehzahl nn. Ihre
D =f(n)
Lage
wird
einerseits
durch
E"
das Verhältnis —
L
andererseits durch die Größe des Sekundärwider­
standes bestimmt.
2. Erzeugung und Regelung des unsymmetrischen
dreiphasigen Spannungssystems.
Zur Herstellung des unsymmetrischen Span­
nungssystems bedient man sich am einfachsten
einer Schaltung nach Abb. 2, in welcher der
Einphasentransformator T an eine Phase YZ des
Drehstromnetzes und zwei Ständerphasen V und
W an beliebige Anzapfungen B und C dieses
Transformators gelegt werden. Auf diese Weise
entsteht aus dem symmetrischen Spannungs­
system „ f ‘ ein
unsymmetrisches Spannungs­
system Ei, En, Em. Um dieses in zwei symmetrische
Spannungssysteme E' und E" entgegengesetzter
Phasenfolge aufzulösen, macht man folgenden
Ansatz:
Durch Subtraktion der beiden letzten Gleichungen
erhält man
und berechnet aus Gl. (1 a) und (2)
Diese Gleichungen führen auf die in Abb. 3 dar­
gestellte Konstruktion: Man schlägt um die Punkte
B und C zwei Kreisbögen mit dem Radius Ei,
die sich in den Punkten S' und S" schneiden
*) ln dieser Schreibweise bedeutet E eJ lp einen Vektor
von der Größe E, der gegen die Phase von E um <pGrade
nacheilt.
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Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49
Dann ist
Für die algebraische Berechnung empfehlen
sich folgende Abkürzungen (vgl. Abb. 3):
3. Dezember 1933
an das Ende C der Transformatorwicklung ange­
schlossen wird, während die Motorklemme V mit
dem Punkte B zwischen C und Y wandert, so er­
geben sich für
die in Tabelle I, S. 641 d. H., dar­
gestellten Spannungsverhältnisse.
Mit diesen Bezeichnungen ergibt sich
Den Spannungen E und E" entsprechen im
Asynchronmotor zwei synchrone Drehfelder, die
relativ zum Ständer in entgegengesetzter Rich­
tung umlaufen, und deren Amplituden sich zu­
einander wie obige Spannungen verhalten. Die
Amplitude der Grundwelle des resultierenden
Luftspaltfeldes
und damit
die Eisensättigung
pulsiert daher zwischen zwei Grenzwerten. Be­
zeichnet B die normale Luftspaltinduktion beim
Anschluß an das symmetrische Drehstromnetz
so beträgt bei unsymmetrischer Speisung
P '
I
J?"
der obere Grenzwert der Luftspaltinduktion B — ^ — ’
der untere Grenzwert B -- -—
E
und der Mittelwert
E'
ß-£-. Die Rücksicht auf die Eisensättigung bestimmt
wie groß man in Abb. 3 das Spannungsverhältnis
CZ
—
E
wähl en darf. Je nachdem die normale Eisen-
Im folgenden wird angenommen, daß der
Motor im Sinne des stärkeren der beiden Dreh­
felder (Spannungssystem E') rotiert, wobei u das
Verhältnis seiner Drehzahl zur synchronen Dreh­
zahl bezeichnet. Dann beträgt die Rotorschlüpfung
gegen das stärkere Drehfeld s — 1— u, gegen das
schwächere Drehfeld s" — 1 + «. Jedem der beiden
Spannungssysteme E' bzw. E" entspricht ein
Stromdiagramm (Ossanna-Kreis) für die Ständer­
ströme J ' bzw. J". Beide Diagramme haben die­
selbe Periodenzahl, dieselbe Phasenverschiebung
und dasselbe Größenverhältnis wie die Spannungs­
vektoren E' und E" in Abb. 3 bzw. 5. Aus diesem
Grunde setzt sich auch der resultierende Ständer­
strom der einzelnen Phasen aus den Komponenten
J und J" in gleicher Weise zusammen wie die
entsprechenden Phasenspannungen, also gemäß
Gl. (1):
Wie hiernach die Ströme der drei Ständerphasen
auf die einfachste Weise erhalten werden, zeigt
Abb. 5 a. Der Mittelwert der Kupferverluste der
drei Phasen entspricht einem Effektivwert
Im Läufer bedingen die beiden Drehfelder
Ströme verschiedener Frequenz, so daß hier eine
Strommessung — im Gegensatz zum Ständer —
eine gleichmäßige Belastung aller Phasen anzeigt.
3. Die Drehmomentcharakteristik D = / ( u ) .
Es bezeichne beim Anschluß
metrisches Drehstromnetz:
Et
S ättigung des Motors größer oder kleiner ist, dürften
E1 1 En
für -— ----Werte von 115 bis 1'35 zulässig sein.
Wendet man beispielsweise die Regelschaltung nach
Abb. 4 an, bei der die Motorklemme W dauernd
ru x,
r«, xt
an
ein sym­
die
Ständerspannung
pro
Phase,
den Ständerwiderstand und
dieStänderreaktanzpro Phase,
den Läuferwiderstand und die
Läuferreaktanz pro Phase,
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Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49
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die Gegenreaktanz zwischen
Ständer und Läufer pro Phase,
Benützt man für die Widerstandsverhältnisse die
Abkürzungen:
den Koeffizenten der Gesamt­
streuung,
die Läuferschlüpfung gegen
das synchrone Drehfeld von
der elektrischen Winkelge­
schwindigkeit (O,
und setzt das (fü r s = (>t auftretende) Kippmoment:
die Polpaarzahl,
die Läuferphasenspannung bei
Stillstand und offenem Läufer­
kreis,
den auf die Rotorwicklung
bezogenen Ständerwiderstand
5.
Abb. 5 a.
die auf die Rotorwicklung
bezogene totale Streureaktanz
bei der Netzfrequenz,
den der
tionalen
auf die
zogenen
Mit diesen Bezeichnungen
Läuferstrom
und für das Drehmoment
Schlüpfung propor­
Anteil der totalen,
Rotorwicklung be­
Impedanz.
erhält
man
für
den
so ergibt sich für das Drehmoment des symme­
trisch gespeisten Asynchronmotors
Bei unsymmetrischer Ständerspannung er­
gaben sich zwei Drehmomente
D' bzw. D"
entsprechend den Spannungssystemen E (Schlüp­
fung s = 1— u) bzw. E ’ (Schlüpfung s " = 1 + “ )•
Indem man die letzte Gleichung auf diese ge­
änderten Verhältnisse sinngemäß überträgt, erhält
man als resultierendes Moment, bezoeen auf das
Kippmoment Dmax bei
symmetrischer Ständer­
spannung E
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Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49
3. Dezember 1933
Mit Rücksicht hierauf werden im folgenden die
Funktionen <jp, tp und N innerhalb des vornehmlich
interessierenden Intervalles u = 1 bis 1‘4 für
q, = 1, 1‘5, 2, 3 und 4
berechnet (Tab. II. S. 641 ) und in Abb. 6 aufgezeichnet.
f-'ür q <= 1‘5 bis 4 ist der Neuner N(u) nicht
viel von 1 verschieden und also auch wenig ver-
(iemäß Abb. 1 muß der Läuferwiderstand
bei s t a r k u n t e r s y n c h r o n e n Leerlaufdreh­
zahlen so groß gemacht werden, daß das Maxi­
mum der Drehmomentenkurve D = / ( s ) für s > - l
erreicht wird. Da nun dieses Maximum gemäß
Gl. (11) bei s = g< auftritt, so muß offenbar ps > 1
zum Beispiel zwischen 1 und 4 gewählt werden.
Abb. 9.
änderlich. weshalb man ohne großen Fehler
folgende Näherungsgleichungen verwenden kann
Abb. 8.
Führt mau diese Ansätze in die Drehmoment­
gleichung ( 12) ein, so ergibt sich näherungsweise
3. Dezember 1933
«41
Elektrotechnik und M aschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49
rü r die durch Abb. 4 und Tabelle I gekenn­
zeichnete Regelschaltung zeigt Abb. 7 die Ab­
hängigkeit der Leerlaufdrehzahl von dem Span-
Ei
nungsverhältnis
Außerdem sind in Abb. 8
bis 10 die Drehmomentcharakteristiken für e —
,= 0, 0'2, 0-4, 0-6, 0 8, 10 und für drei W erte des
Widerstandsverhältnisses
= 1*5, 2, 3 aufgetra■gen. Darnach ist q2 — 2 ein günstiger W e rt für
Senkbremsschaltungen und stark untersynchrone
Drehzahlen. Je mehr man sich der synchronen
Drehzahl nähert, desto geringer kann der Läufer­
widerstand und die Unsymmetrie der StänderSpannungen gewählt werden.
W a r der Motor beim Heben voll belastet, so
kann das zur Senkbremsung erforderliche Moment
auf 70 vH des Vollastmotormomentes geschätzt
werden. Betrug dieses nun 40 vH des Kipp­
momentes, so wird als Bremsmoment 28 vH des
Kippmomentes benötigt. Die Abb. 8 bis 10 zeigen,
daß die neue Schaltung zur Erzeugung von
Bremsmomenten dieser Größenordnung bei vari­
ierender Drehzahl gut geeignet ist.
T a b e lle I.
BC
YZ
*■
E
E
E“
E
E‘ + E“
E
a
(t )
( £ ’f
£ '• + £ " 2
E‘* — E " •
P
* '+ -
0
01
02
0-3
0-4
0-5
0-6
0-7
0-8
0-9
1-0
0-68
0-70
0724
0-75
0-781
0815
0-85
0-89
0-928
0-97
1-015
0-68
0625
0-568
0-513
0459
0-404
0-351
0-30
0-252
0-208
1-36
1-325
1-292
1-263
1-24
1-219
1-201
1-19
1-18
1178
0-173
.i
1*188
0463
049
0523
0-563
0-610
0-663
0-723
0-79
0863
0-943
1-03
0-463
039
0-323
0-263
0-210
0163
0123
009
0063
0043
0-03
0-926
0-880
0 846
0-826
0-820
0-826
0-846
0-880
0 926
0986
1-06
0
01
02
0-3
04
0-5
0*6 v
07
0-8
09
1-0
T a b e l l e II (p ,,- 0 1 ) .
N(u)
u
0
Pi = 1
1-5
00
1-461
2
3
4
e. — i
1-5
l»(«ÖI
2
3
4
Pi = 1
1-5
*.(«)
-'
2
3
4
\
0-4
0-6
0-8
27-41
1-425
1-006
0 900
0943
681
1-328
0-989
0-901
0946
3-035
1 2U4
0-964
0902
0950
1-765
1-086
0-938
0905
0-956
0
0
0
0
0
0003
0161
0 082
0-085
0076
0-027
0131
0168
0-171
0-151
0090
0-217
0 259
0-256
0-225
0 909
0-845
0-891
0827
0-728
0-560
0-837
0776
0-691
0-542
0-437
1012
09' »0
0943
0 741
0-567
0:450
0-2
0-447
1*2
1-4
.1-227 .
0 993 r
0916
0-910
0964
0-991
0-931
0-902
0-918
0-974
0-906
0-903
0-900
0 930
0-986
0206
0-321
0355
0-346
0-299
0 371
0438
0 455 ,
0-423
0-371
0550
0-561
0-554
0502
0440
0735
0-692
0-576
0576
0-630
0-556
0 371 s
0 438
0-455
0 423
0-151
0-291
0 332
0-368
fl-339
0-512
0-420
0 471
0-397
1-0
. 0-371-.; l:>
0-702
0-674
0-648
0-579
0-507
— 0039,
0151
0-248
‘i
0-311
0-304
Elektrotechnik und M aschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49
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3. Dezember 1933
Die 7. Tagung der Hochspannungskonferenz in Paris.
(Fortsetzung aus Heft 48, S.'ite 626.)
Sektion 2. Berechnung. Bau und Betrieb von Freileitun­
gen und Kabeln.
(Vorsitzender: Ch. D u v a I, 49 Berichte.)
W. R o s e n t h a l
(Polen): „Z u s t a n d s g I e ic h u n g des frei a u f g e h ä n g t e n L e i t e r s in
d e r a l l g e m e i n s t e n F o r m.“ Bei der Untersuchung
von Seilkurven mit symmetrischer und unsymmetri­
scher Aufhängung wird u. a. gezeigt, daß sich der
pythagoräische Lehrsatz nicht nur auf die Beziehungen
der Bogenlängen und der Durchhänge” ), sondern auch
auf die Ordinaten der Seilbefestigungspunkte bei glei­
cher, bzw. verschiedener Höhenlage derselben anwenden
läßt. Es wird eine Zustandsgleichung unter Beibehal­
tung der Hypcrbelfunktioncn abgeleitet. In dör allge­
meinsten Form für eine Kettenlinie mit zwei verschie­
den hohen Aufhängepunkten lautet diese Gleichung;
Darin bedeuten
(a waagrechter Abstand der Auihängcpunkte, hi und hi
Parameter der Kettenlinien, xCt und xct waagrechte Ab­
stände des tiefsten Seilpunktes (Scheitel) von der
Lotrechten in der Spannfeldmitte, a Wärmedehnungs­
zahl, ß Maßzahl der mechanischen Dehnung, gi und g*
Leitergewichte, ti und fs Temperaturen. Die Indizes
„1, 2“ bezeichnen die beiden betrachteten, in bezuji
auf mechanische Betastung und Temperatur verschie­
denen Zustände des Leiters.) Für die durch Hyperbel­
funktionen bestimmten Größen werden Zahlentafeln auf­
gestellt, die sich auf den ganzen Bereich der bei Frei­
leitungen praktisch benötigten Werte erstrecken und
für eine Einheitsspannweite (300 m) gelten; sie können
nach Einführung eines Umrechnungsbeiwertes in die
Zustandsgleichung für beliebige Spannweiten unmittel­
bar benützt werden.
B. J o b in (Schweiz): „ S e i f b e a n s p r u c h u n g
bei H o c h s p a n n u n g s l e i t u n g e n
in u n e b e ­
n e m G e l ä n d e . “ Bei der Montage einer Freileitung
wird der Leiter im allgemeinen an den Stützpunkten
vorerst auf Rollen verlegt, auf welchen er auch beim
Einregulieren des Durchhanges verbleibt. Nach dem
Festklemmen am Endpunkt der Abspannstrecke wer­
den die Leiterstützpunkte — soferne es sich um Hängekettenleitungen handelt — von der Montagerolle auf
die an der Isolatorenkette befestigte Hängeklemme ver­
legt- Dieser Montagevorgang führt bei Leitungen in
iiMebenem Gelände nicht m der vom Projektanten ge­
wünschten Gleichheit der Seilspannungen in den ein­
zelnen Feldern einer Abspawstrecke. Schon eiae ein­
fache statische Überlegung zeigt, daß in diesem Falle
die Seilzüge bei ansteigender Leitungstrasse in den
aufeinanderfolgenden Spajmfeldern anwachsen müssen,
wenn sich die Hängeketten in jener Lage befinden, in
welche sich die Gehänge der Montagerollen bei der
Seilverlegung eingestellt hatten, nämlich ungefähr senk­
recht zum Terrain. Der Berichterstatter weist nach, daß
die Seillinien aller Felder einer Abspannstrecke dann
die gleiche x-Achse haben, daß also die Parameter der
Ketteniinien (and damit die Seilzüge) in den höher
gelegenen Feldern größer sind. Die Differenz der
iiweh«i*i£chen Beanspruchung zweier beliebiger Punkte
" ) E. u. M. 60 (1932) S. 63.
einer Abspannstrecke ist durch das Gewicht eines Seil­
stückes vom Material und Querschnitt des betreffendem
Leiters gegeben, dessen Länge gleich dem Höhen­
unterschied der beiden betrachteten Punkte ist. Soll in
unebenem Terrain eine gleichmäßige Seilbeanspruchung
erreicht werden, so dürfen bei der Montage die Hänge­
klemmen nicht an den Auflagerpunkten des Seiles auf
der Rolle angebracht sein, sondern müssen in einem
entsprechenden Abstand davon talabwärts befestigt
werden, und zwar derart, daß die Isolatorenketten nach
Beendigung der Seilklemmarbeit iu der betreffenden
Abspannstrecke lotrecht stehen. Die Lage der Kletnrostelle wird gewöhnlich versuchsweise bestimmt; nach
Befestigung aller Hängeklemmen in einer Abspannstrecke werden die notwendigen Korrekturen der
Klemmstellen durchgeführt.
M. T h o m a s (Schweiz); „B e t r i e b s e r f a hr u n g e n m j t A l d r e y - L e i t u n g e n.“ Die Alurniniumlegierung „Aldrey"*') wird besonders häufig für
Seile von Höchstspannungslcitungen verwendet. Von den
in der Schweiz bis Ende 1932 gebauten Leitungen mit
mehr als 125 kV Spannung sind 372 vH (635 km)
mit Aldrey-, 28 vH mit Stahlaluminium-, 24 vH mit
Reinaluminium- und nur 108 vH mit Kupferseil aus­
geführt. Die Leitfähigkeit des Aldrey ist nur etwas
geringer als die des Aluminiums, seine mechanische
Festigkeit jedoch um 75 vH größer. Die Zugfestigkeit
entspricht ungefähr der eines Stahlaluminiumseiles der
gleichen Leitfähigkeit (nach VDE-Nortn), wobei aber
das Gewicht des Aldreyseiles um 35 vH geringer ist.
Untersuchungen an Probestücken eines Seiles, das
sieben Jahre lang in Betrieb gestanden war, ergaben
keinerlei Veränderungen durch Korrosion.
Ähnliches berichtet auch E. P o i r s o n (Frank­
reich) von einer im Jahre 1926 fertiggestellten AldreyIcitung, der 20 kV-Leitung von Bar nach Brach. Die
anfangs 1933 vorgenommene Überprüfung des Seiles
zeigte, daß auch Festigkeit, Bruchdehnung und Leit­
fähigkeit unverändert geblieben war.
T h o m a s stellt überdies fest, daß die in den
ersten Jahren der Verwendung in Deutschland durch
Vibrationen aufgetretenen Drahtbrüche nur der Ver­
wendung nicht geeigneter Klemmen und Mängeln in
der Montage zuzuschreiben sind. Es wird die Wahl von
Armaturen empfohlen, welche die Schwingungen wenig
hemmen; im übrigen hat sich eine einfache Umwicklung
des Seile« an den Hängeklemmen mit einem geglühten
Reinaluminiumband von einer Breite gleich '/» bis */j
des Seildurchmessers und einer Stärke von 1 bis 2 mm
als ausreichender Schutz erwiesen. Besonders ausge­
prägt ist bei Aldrey die Eigenschaft, die mechanische
Widerstandsfähigkeit mit der Temperatur zu ändern.
Bei Temperaturabnahme von +20° C bis — 60“ C
steigt die Festigkeit verhältnisgleich um 10 vH. Mit
Rücksicht darauf, daß im Betrieb die größten Inanspruch­
nahmen bei tiefen Temperaturen auftreten, ist auch
diese Eigenschaft von Bedeutung für die Sicherheit der
Leitung. Andererseits ist die Verminderung der mechani­
schen Festigkeit bei Erwärmung, welche bei allen
Leiterbaustoffen auftritt, bei Aldrey viel geringer als
bei Kupfer. Die waagrechten Abstände der Phasen
voneinander können bei Aldreyleitungen kleiner gehal­
ten werden als bei Kupfer: denn obwohl zufolge des
geringen spezifischen Gewichtes und der großen Wind­
angriffsfläche der Ausschlagwinkel der Seilebene gegen
die Lotrechte wesentlich größer ist als bei Kupferseil,
fällt die absolute waagrechte Auslenkung des tiefsten
Seilpunktes beim entsprechenden Aldrey-Leiter dennoch
kleiner aus, da dieser mit weitaus geringerem Durch­
hang verlegt wird.
J. N e f z g e r (Deutschland): „ V i b r a t i o n e n a n
L e i t e r s e i I e n.“ Drahtbrüehe zufolge Ermüdung desLeitermaterials wurden am häufigsten an den Austritt*») E. u. M. 46 (1928) S. 405, 617.
3. Dezember 1933
Elektrotechnik und Maschinenbau 51. Jahrg., 1933, Heft 49
643
Goliath-Type (Hescho) mit einer größten Gliederzahl von
20, entsprechend einer Kettenlänge von rund 5 in. Durch
eine besondere Vorrichtung kann auch die Gliederzahl
der Isolatorenkette während der Versuche variiert
werden. Die an den Enden der Ketten vorgesehenen
Schutzringe haben 1000 mm Durchmesser. Die Spann­
weiten der Versuchsleitung betragen 300 m.
F.
M a a g (Schweiz): „ S c h ä d e n a n H o c h ­
s p a n n u n g s l e i t u n g e n d u r c h R a u h r e i f.“ Die
35 kV-Leitung Puento Nuevo—Segovia (Spanien) wurde
noch
vor
der Inbetriebsetzung
in
einem rund
6 km langen Abschnitt durch Rauhreif und Wind teil­
weise zerstört. Auf der Leitung sind drei Aldrey-Seile
von 70 mm’ Querschnitt in einer waagrechten Ebene
an Isolatorketten verlegt, außerdem zwei Drähte einer
Fernsprechleitung aus Stahl von 80 kg/mm2 Bruchfestig­
keit mit einem Querschnitt von je 20 mm’. Als Leitungs­
\A /*+ j»TI*
träger dienen Stahlgittermaste, deren Abstände von­
wobei a die Amplitude, I die halbe Wellenlänge, c die
einander durchschnittlich 170 m betragen. Bei der Über­
ganze Lauge der Seilbßfestigung in der Klemme ist.
querung der Sierra de Guadarrama wird in einem nahezu
N e f z g e r hat an einer Versuchstrecke festgestellt, daß
vegetationslosen Gelände eine Meereshöhe von 1600 in
die Größen dieser Winkeländerungen in einem großen
erreicht, ln diesem Teil der Strecke kam es im Dezem­
Frequenzbereich nahezu gleichbleiben” ). Aus den statisti­
ber 1930 bei einer Temperatur von — 25“ C und dich­
schen Aufzeichnungen geht hervor, daß bei Aluminiumtem Nebel zu einer Rauhreifbedeckung der Seile und
leitungen die Zerstörungen durch Ermüdungsbräche
Drähte, welche Eiswalzen bis zu 28 cm Durchmesser
früher beginnen: beim Kupferseil treten die ersten Draht­
bildete und ein Gewicht von 15 kg je I. m. erreichte.
brüche erst nach längerem Betrieb auf. doch nimmt
Das Gitterwerk der Maste war so stark mit Eis über­
deren Zahl dann rascher zu. Leitungen mit großen Spann­
zogen, daß dadurch die Windangriffsfläche auf das Drei­
weiten neiden mehr zu Vibrationen als solche mit kleinen
fache erhöht wurde. Bei einem gleichzeitig einsetzenden
Mastabständen. — Die Abhängigkeit der zum Seilbruch
Sturm (während welchem die Temperatur auf — 10° C
führenden Schwingungszahl von der mechanischen
stieg) wurden 22 Tragmaste umgebrochen; die AbspannSpannung des Leiters wurde von lr. C. van S t a v e r e n
maste in diesem Abschnitt (deren Bauart aus dem Be­
(Holland) für Stahlaluminium- und Kupferseil an einer
richt leider nicht ersichtlich ist) wurden jedoch nicht
Versuchsstrecke eingehend untersucht, worüber ein Be­
beschädigt. Der Bruch der Tragmaste erfolgte an der
richt vorliegt. Bei Stahlaluminiumleitern wurde festge­
Stelle der unteren Stoßverbindung der Eckwinkel. Die
stellt, daß die Lebensdauer bei einem Seilzug zwischen
Aldrey-Seile und Stahldrähte sowie die Isolatoren haben
55 und 75 vH der höchstzulässigen Beanspruchung nahezu
den Belastungen standgehalten, ebenso die Betonfunda­
unverändert bleibt: bei stärker gespanntem Seil ver­
mente, bei denen nur an wenigen Masten Risse in der
mindert sich die Zahl der Schwingungen, die den
Umgebung der Befestigungsbolzen festgestellt werden
Ermüdungsbruch hervorrufen. Kupferseile mit 50 mm*
konnten. Da aus betriebstechnischen Gründen ein Heizen
Ouerschnitt hatten die geringste Lebensdauer bei einer
der Leitung zum Zwecke des Abschmelzens von Rauh­
Beanspruchung von 12 bis 15 kg/mm’ : sowohl bei Erhöhung
reif nicht in Frage kam, wurden in dem gefährdeten
als auch bei Verringerung der mechanischen Spannung
Abschnitt Maßnahmen zur Erhöhung der mechanischen
zeigte sich ein Ansteigen der Widerstandsfähigkeit gegen
Widerstandsfähigkeit getroffen. Die Spannweiten wur­
Vibrationen. — P. I. R y 1e gibt in seinem Berichte eine
den auf 80 m herabgesetzt: es wurde eine neue Mast­
Erklärung dafür, daß die Punkte der Seilaufhängung weit
type mit wesentlich größerer Fachwerksbreite in der
mehr durch Vibrationen gefährdet sind als die Abspann­
Ebene senkrecht zur Leitungsrichtung entwickelt, welche
punkte: Die Abspannklenimen haben nur den Schwingun­
bei einem Eiszylinder von 15 cm Durchmesser (ent­
gen von einem anschließenden Spannfeld zu folgen, wäh­
sprechend 9 kg I, m.) und gleichzeitigem Winddruck
rend sich die Hängeklemmen den Schwingungen an de«i
von 50 kg/m* noch eine 2'5fache Sicherheit gegen Bruch
Ende« von zwei Spannweiten anzupassen haben: da diese
bietet. Die Aldrey-Seile wurden vorsichtshalber durch
beiden Schwingungen in Amplitude, Phase und Frequenz
Bronzeseile von gleichem Querschnitt ersetzt. Überdies
verschieden sein können, Ist eine starre Klemme nicht
wurde in diesem Streckenteil die Fernsprechleitung
imstande, diesen zu folgen. In dieser Hinsicht viel günsti­
verstärkt und unabhängig vom Gestänge der Hochspan­
ger verhalten sich die seit einigen Jahren verwendeten
nungsleitung auf Holzmasten bei 35 m Spannweite ver­
Hängeklemmen mit drehbeweglicher Seilfassung. Derart
legt. Nach diesem Umbau traten wohl derartige Mast­
geklemmte Leiter konnten — wie N e f z g e r mitteilt —
umbrüche nicht mehr auf, doch kamen auch späterhin
einer doppelt so hohen Zahl von Vibrationen ausgesetzt
noch Betriebstörungen durch Rauhreif vor. Es traten
werden wie bei festen Klemmen, ohne daß ein Seilbruch
Brüche der Kettenarmaturen und Bügel auf; durch die
auftrat.
stoßartige Entlastung beim Herabfallen der Leitung
G.
S a v i t z k y und N. V i n o g r a d o v (USSR.):
wurden auch Gitterstreben der Maste geknickt. Bei der
. . V e r s u c h s l e i t u n g ffir B e t r i e b s p a n n u n g e n
Fernsprechleitung wurden Isolatorenstützen von 25 mm
b i s zu 50 0 kV .“ Zum Studium der bei Betriebspan­
Durchmesser abgebogen.
nungen über 220 kV zu lösenden Probleme wurde vom
S,
Hammel
(Deutschland):
„Entfernen
elektro-physikalischen Institut in Leningrad eine 1500 m
d e r E i s a b l a g e r u n g b e i F r e i l e i t u n g e n.“ Es
lange Versuchsfreileitung errichtet. Es wurden acht
bestehen verschiedene Möglichkeiten des Auüauens
verschiedene Bauarten von Leiterseilen untersucht,
eines Eisbehanges auf den Leitern durch Elektro­
und zwar Vollsefle aus Aluminium und Stahlaluminium
wärme” ): Heizung bei unterbrochener Stromlieferung
sowie Hohlseile aus Kupfer und Stahlaluminium mit
und bei »u einem Ende kurzgeschlossener Leitung.
einem Außendurchmesser von 42 bis 43 mm. Die drei
Erhöhung der Stromstärke im Betrieb bei unver­
Phasen der Versuchsleitung sind in einer waagrechten
änderter Übertragungsleistung und verminderter Span­
Ebene angeordnet. Die verwendeten Portalmaste (aus
nung, Anordnung eines isolierten Heizdrabtes im
Stahlgitterkonstruktion) haben Querträger von 24 m
Innern des Leiters, in allen Fällen macht die VorausLänge. Die Befestigungspunkte der Leiter befinden sich
berechnung der erforderlichen Heizleistung Schwierig­
auf Rollwagen und können zur Änderung des Phasen­
keiten, da diese nicht nur von der Streckenlänge,
abstandes längs des Querträgers verschoben werden.
dem Durchmesser des Leiters und der Tempera­
Auch die Lage des Klennnpunktes für die Erdsette kann
tur der Umgebung abhängig ist, sondern auch in hohem
in einfacher Weise geändert werden. Die verwendeten
Maße durch die Windgeschwindigkeit während der
Isolatorenketten bestehen aus Kappenlsotatorea der
” ) S. a. E. u. M. 49 (193!) S. 653.
E. u. M. 46 0928) S. 634 : 47 (1929) S. 144.
stellen des Seiles aus der Hängeklemme festgestellt.
Verursacht sind diese Zerstörungen fast ausschließlich
durch die Seilschwingungen von hoher Frequenz, den
eigentlichen Vibrationen: niederfrequente mechanische
Schwingungen (Tanzen der Leiter) gefährden den Be­
trieb im allgemeinen erst dann, wenn dadurch unzu­
lässige Annäherungen der Phasen auftreten. Bei den
beobachteten Vibrationen schwankten die Frequenzen
zwischen 20 und 100 Hz, die Längen der Halbwellen
zwischen 8 und 0'5 m, die Amplituden erreichten Werte
.Ai» zu 20 mm. Maßgebend für die Gefahr der Seilzer­
störung ist der Größtwert des Winkels, den die Achse
der Hängeklemme mit der Tangente an den schwingen­
den Leiter einschließt. — P. 1. R y I e (England) be­
stimmt diesen Winkel nach der Gleichung
B = 2 a (ji* ■c!l 4- 4 l/c)
644
Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49
Heizung beeinflußt wird. Der Bemessung des Heiz­
transformators soll die tiefste zu erwartende Tempera­
tur und die größte vorkommende Windstärke zugrunde
gelegt werden. Annähernd kann als ausreichend für
das Auftauen des Eisansatzes und das Freihalten des
Leiters bei einem Kupferseil von 16 bis 150 mm1 ein
erforderlicher Strom von 12 bis 5 A/mm’ angenommen
werden. Das Einschalten der Heizung geschieht entweder
auf Grund von Meldungen über Eisansatz, welche von in
der Nähe der Leitungsstrecke wohnenden Überwachungs­
organen erstattet werden, odef auch selbsttätig, zum
Beispiel mit Hilfe von geeichten Federn, welohe in die
Aufhängekonstruktion eingebaut werden; bei Vergröße­
rung des Leitergewichtes verlängert sich die Feder und
schließt einen Kontakt, wodurch ein Signal oder auch die
Einschaltung der Heizung betätigt wird. Bei der Unter­
suchung über die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung einer
Elektroheizung wird an Hand einer Zusammenstellung
der Baukosten von 60 kV- und 100 kV-Leitungen für
verschieden hohe Zusatzbelastungen der Leiter gezeigt,
daß bei Leitungen mit kleinen Seihiuerschnitten die
Herstellungskosten sehr rasch -ansteigen, wenn der Be­
messung eine höhere Zusatzlast zugrunde gelegt wird.
Bei solchen Anlagen wird in erster Linie ein Auf tauen
des Eisbehanges in Frage kommen. Überdies spielt beim
Kostenvergleich auch die Länge des rauhreifgefährdeten
Streckenabschnittes eine große Rolle, da die Kosten
einer mechanischen Verstärkung verhältnisgleich mit
der Leitungslänge anwachsen: bei der Einrichtung einer
Heizung ist es vor allem der Transformator, dessen
Preis einen bedeutenden Einfluß auf die Gesamtkosten hat.
B.
K. C h e m b e i (USSR.): „E^i ii G e r ä t
A u f f i n d e n s c h a d h a f t e r I s o l a t o r e n in L e i ­
t u n g e n . " Das Gerät, das sich durch besondere Emp­
findlichkeit auszeichnet, besteht aus einer 15 m langen
Stange von sehr hohem Widerstande (100... 20 0.10'ß),
die im unteren Drittel durch einen Metalltrichter gegen
kapazitiven Einfluß abgeschirmt ist. An die Stange ist
ein Röhrenvoltmeter angeschlossen. Mit der Stange
berührt man die Masttraverse: dann zeigt das Anzeige­
instrument des Röhrenvoltmeters einen Ausschlag, der
unter anderem von den Streukapazitäten zwischen der
Stange und der Isolatorenkette abhängt. Regelt man
durch Einstellen der Gittervorspannung der Röhre den
Ausschlag auf einen sehr kleinen Wert, und setzt dann
den Stab vor den ersten Isolator der Kette, so schlägt das
Instrument aus. der Ausschlag wird wieder auf fast Null
geregelt, die Stange an den zweiten Isolator gelegt usw.
Trägt man die Ausschläge in einem beliebigen Maßstab
(als Funktion der Nummer des Isolators in der Kette)
auf, so ergibt sich eine Kurve, und Punkte, die deut­
lich außerhalb des regelmäßigen Verlaufes der Kurve
fallen, zeigen einen schadhaften Isolator an. Dieses Ver­
fahren arbeitet sehr gut bei Isolatoren mit Metall­
armaturen. versagt aber bei Hewlett-Isolatoren.
Isolatoren.
Das zur Beratung der die Isolatoren betreffenden
Fragen eingesetzte S t ü d i e n k o m i t e e hat seine
Arbeiten abgeschlossen. In seinem Namen überantwortet
Prof. R. van C a u w e n b e r g h e (Brüssel) der Con­
ference eine Reihe von noch nicht geklärten Fragen zur
Diskussion. Diese betreffen Arbeiten des Berichters und
seiner Mitarbeiter an der Universität Brüssel und bei
Vickers. Manchester. Sämtliche Ergebnisse weisen darauf
hin, daß die bisher übliche Reduktion der Uberschlagspannungen nach der Luftdichte (Überführung Ver­
schiedener Temperaturen und Luftdrücke) zulässig ist.
Was die Abhängigkeit der Überschlagspannung von der
Luftfeuchtigkeit anlangt, so ist die absolute Luftfeuch­
tigkeit maßgebend und nicht die relative. Die Art der
Abhängigkeit ist für verschiedene Isolatortypen ver­
schieden, keinesfalls besteht die gleiche Abhängigkeit Wie
-die der Durchschlagsnannung einer Nadelfunkenstrecke
von der Luftfeuchtigkeit, was bisher teilweise ange­
nommen worden war. Die Überschlagfestigkeit eines
Isolators oder einer Isolatorenkette bei* Beregnung hängt
Ycmi .spezifischen Widerstand des RegehwasseTS alx Die
für diese Abhängigkeit gegebenen Korrekturkurven des
3. Dezember 1933
Schweizer Elektrotechnischen Vereines stimmen bei den
geprüften Isolatoren mit den Tatsachen nicht überein.
Bei Regenwasser von 1700 fl cm ist auch eine Abhän­
gigkeit der Übersohlagspannung von der Dauer des
Regens vorhanden (zum Beispiel nach 2 -min 72 kV,
nach 17 min 55 kV),'bei einem Regen von 10 000 fl cm
jedoch nicht. Durch photographische Aufnahmen mit
rotierender Kamera wurde festgestellt, daß jede Licht­
bogenentladung durch Knallfunken cingeleitet wird. Die
Spannung, bei der der erste Knallfunken eintritt, ist viel
besser reproduzierbar als die Lichtbogenspannung, daher
wird vorgeschlagen, daß jene und nicht diese Spannung
allgemein als Charakteristikuni eines Isolators dienen
möge. Umfangreiche Untersuchungen zeigen, daß eine
Befeuchtung eines Isolators In einwandfreier Weise da­
durch bewerkstelligt werden kann, daß man eine
Atmosphäre von fast 100 vH Luftfeuchtigkeit schafft
und den stark abgekühlten Isolator in diese bringt. Es
zeigte sich, daß der anfängliche zufällige Reinheits­
zustand eines Isolators auf seine Überschlagspannung in
befeuchtetem Zustand einen starken unkontrollierbaren
Einfluß hat, so daß empfohlen wird, zum Vergleich
zweier Isolatoren dieselben durch lange Zeit den glei­
chen, am besten natürlichen atmosphärischen Bedingun­
gen auszusetzen und erst dann nach obiger Methode
zu befeuchten und hierauf zu prüfen.
Aug. C. R a e s (Belgien): „ B e i t r a g z u m S t u ­
d i u m dos e l e k t r o s t a t i s c h e n F el des von
K e t t e n i s o l a t o r e n.“ Mit Hilfe einer elektrostati­
schen Sonde wurden die Äquipotentiallinien in der Um­
gebung einer zehngliedrigen Kette von Kappenisolatoren
z u für
m 150 kV Betriebspannung bestimmt, und zwar einmal
ohne lind einmal mit Schutzring auf der Mastseite: auf
der Leiterseite befand sich in beiden Fällen ein Schutz­
ring. Es zeigte sich, daß die Äquipotentiallinien, insbe­
sondere in der Nähe der dem Leiter näher liegender
stärker beanspruchten Elemente zur Kappenoberfläche
des Isolators ziemlich parallel laufen. Daraus und aus
dem übrigen Verlauf der Äquipotentiallinien folgt: Beim
Entwurf von Isolatoren kommt es nicht auf die Länge
der Elemente, sondern auf das Verhältnis der Länge
zum Kappendurchmesser derselben an. Rillen an der
Unterseite des Porzellans sind günstig. Ob ein auf der
Mastseite befindlicher Schutzring Vorteile bietet, ist
fraglich. Die Potentialverteilung auf die einzelnen
Elemente ergab sich als recht gleichmäßig, das dem
Leiter zunächstliegende Element übernahm die maximale
Teilspannung, etwa 12 vH der gesamten Spannung,
das detn Mast zunächstliegende Element die geringste
Teilspannung, etwa 7. . . 8 vH der gesamten Spannung.
->
H. M ü l l e r (Deutschland): „ D e r W i d e r s t a n d
gegen die E n t l a d u n g der I s o l a t o r e n von
Freileitungen
in
Abhängigkeit
vom
E r d u n g s w i d e r s t a n d d e r M a s t e . “ Durch Ver­
suche mit Stoßgeneratoren’4) an entsprechenden Anord­
nungen wird gezeigt; daß die Gefahr des Rücküber­
schlages eines Isolators vom Maste aus bei Blitzschlägen
in den Mast um so größer wird, je größer der Erdungs>widerstand des Mastes ist. Bei direkten Blitzschlägen
in die Leitung tritt hingegen ein Isolator-Überschlag für
einen hohen Erdungswiderstand des Mastes weniger
leicht ein. Beides spricht dafür, den Erdungswiderstand
der Maste möglichst niedrig zu wählen, denn die Ver­
meidung eines 'Rücküberschlages ist auf jeden Fall
erwünscht, hingegen ist ein Überschlag von Isolatoren
.in der Nähe von Stationen manchmal sehr vorteilhaft,
um Überschläge oder Beschädigungen in den Stationen
selbst' zu vermeiden. Bei unzureichend großer Ober­
fläche der Erdungsplatte ist der Erdungswiderstand für
Wanderwellen erheblich größer als sich bei der üblichen
Brückenmessung mit Tonfreauenz ergibt. Der Grund
hiefür dürfte in der Verdampfung von an der Erdolatte
anliegender Feuchtigkeit zu suchen sein. Eine Methode,
mit der die Bestimmung des Erdungswiderstandes für
'Wanderwellen leicht möglich ist, beruht auf der Mes-subr--der Höhe der reflektierten Spannung an einer
A" '
'! ,V'E?
ii.
M.. 48 &930) S. 267,. 701, 755.
-
3. Dezember 1933
Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft
Hiltsleitung, welche durch den zu messenden Erdungs­
widerstand abgeschlossen wird.
A. (). A u s t i n (V. St. A.): „ M a s s e n f a b r i k a ­
tion von I s o l a t o r e n und l a u f e n d e P r ü ­
f u n g v o n H o c h s p a n n u n g s i s o l a t o r e n.“ Der
Berichter weist darauf hin, daß es viel wichtiger ist,
alle schlechten Stücke zu eliminieren als darauf hinzu­
arbeiten, daß die guten Stücke möglichst hohe elektri­
sche Werte besitzen und beschreibt die besonderen
Vorsichtsmaßnahmen, die bei der Erzeugung angewendet
werden sollen. Jedes Stück muß einer laufenden Prüfung
unterworfen werden, die so auszuwählen ist, daß der
Prozentsatz des Ausschusses überhaupt nicht oder nur
mehr unwesentlich steigen würde, wenn man die Zeit­
dauer der Prüfung erhöhte. Als besonders empfehlens­
werte laufende Prüfung hat sich die Prüfung mit Stoß­
spannung ergeben, da bei den hiebei auftretenden Hoch­
frequenzschwingungen die dielektrische Wärmeentwick­
lung viel höher ist als bei Prüfungen mit technischer
Frequenz und dadurch Fehlerstellen im Innern des
Isolators viel eher aufgedeckt werden. Was die Be­
festigung des Stiels von Hängeisolatoren mit Kappe
anbelangt, so empfiehlt sich die elastische Verbindung.
Bei dieser besitzt der Stiel fünf schmale nebeneinander
befindliche Flanschen, welche infolge ihrer Schmalheit
etwas federn. Die Flanschen werden in der Kappe ein­
zementiert.
49
645
entsprechende Ziffer bei den bisher üblichen Typen etwa
70 vH beträgt. Die Autoren untersuchen weiters die
Abhängigkeit der Uberschlagspannung von der Feuchtig­
keit der umgebenden Atmosphäre und finden, daß dieselbe
mit steigender Feuchtigkeit steigt, und zwar bei kur­
zen, fiir niedrige Spannungen bestimmten Isolatoren fast
unmerklich, bei langen für hohe Spannungen bestimmten
Isolatoren aber ganz erheblich. Zum Beispiel beträgt
die TrockenÜberschlagspannung eines 46 kV-Isolators
bei einer absoluten Luftfeuchtigkeit von etwa 45 g/m3
185 kV und einer absoluten Luftfeuchtigkeit von etwa
18 g/m3 235 kV. Die RegenÜberschlagfestigkeit des
Isolators beträgt etwa 163 kV. Die Autoren erklären sich
diese Erscheinung so, daß die in der Luft befindlichen
Wassertröpfchen Kondensatoren bilden, welche das elek­
trische Feld mehr oder weniger vergleichmäßigen. Bei
Erreichung des Sättigungspunktes fällt die Uberschlag­
festigkeit infolge der beginnenden Kondensation rapid.
K. D r a e g e r u. H o s c h (Deutschland): „S t a u ba b l a g e r u n g e n a u f I s o l a t o r e n.“ Maßgebend
für die Gestaltung und Bauweise von Isolatoren, an
welchen auch bei Verschmutzung Betriebstörungen
Überschläge vermieden werden sollen, ist in erster
Linie die Art der zu erwartenden Staubablagerungen.
In dieser Hinsicht werden drei Gruppen von derart
gefährdeten Leitungen unterschieden: 1. Anlagen, bei
denen die Verschmutzung der Isolatoren durch einen
geschieht, aus welchem sich keine anhaftende
H.
W. Y o u n g und J. C. R a h (V. St. A.): ..D Staub
ie
Kruste bildet. Hiezu gehören vor allein Leitungen in
K a p a z i t ä t s t y p e von H o c h s p a n n u n g s p o r Landgebieten, in denen sich Staub, gemischt mit Kunst­
z c 11a n d u r c h f ü h r u n g e n.“ Bekanntlich ist die
dünger auf den Isolatoren ablagert, wodurch deren
Spannungsverteilung längs eines Durchführungsisolators
Überschlagspannung bei Regen wesentlich herabgesetzt
nicht gleichmäßig, da nicht bloß die Kapazität der ein­
wird. Die in solchen Gegenden verwendeten Isolatoren
zelnen Punkte der Oberfläche des Isolators gegeneinan­
sollen vollkommen glatte Flächen haben: scharfe
der, sondern auch gegen den Leiter in Erscheinung
Kanten und Rillen sind zu vermeiden (Abb. 8). Werden
tritt: der Entwurf eines
Hängeisolatoren mit Doppelmantel vorgesehen, so dürfen
guten Durchführungsisolators
die Abstände der beiden Schirme nicht zu klein sein.
ist daher nicht einfach. Die
Bei entsprechender Formgebung erfolgt die Reinigung
Delta-Star-Electric Co. hat
der Isolatoren durch Regen und Wind. 2. Anlagen, bei
in mehrjähriger Versuchs­
denen der abgelagerte Staub einen Überzug auf den
arbeit eine Isolatorentype
Isolatoren bildet,
der festklebt, von Wind
und
für Kabelendverschlüsse ent­
worfen, welche in jeder Hin­
sicht vorteilhaft sein soll.
Die Type (s. Abb. 7. welche
den Trockenüberschlag eines
161 kV-Isolators bei 490 kV
zeigt) besitzt eine größere
Zahl von kleinen Glocken,
deren gegenseitige Entfer­
nung am oberen Ende der
Durchführung (beim Leiter)
geringer ist, gegen die Mitte
Abb. 8.
Abb. 9.
der Durchführung größer
wird, um gegen das untere
Regen nur zuin Teil entfernt wird und sich mit der
Ende (beim Flansch) wieder
Zeit in eine anhaftende Kruste verwandelt. Diese Er­
kleiner zu werden. Die in
scheinungen treten am 'häufigsten in Industriegebieten'")
der Nähe des oberen Endes
und in der Nähe von Kohlengruben auf. Bei der Form ­
der Durchführung befind­
gebung der dort verwendeten Isolatoren wird in erster
lichen Glocken haben an
Linie darauf bedacht genommen, einen möglichst großen
ihrer Innenseite eine Partie,
Kriechweg längs der Oberfläche zu schaffen. Es werden
welche
die
ungefähre
Rich­
mehrere Mäntel vorgesehen, wobei man zur Erzielung
Abb. r.
tung der Äquipotentialfläche
einer möglichst guten natürlichen Reinigung die Durch­
des elektrischen Feldes be­
messer der Schirme nach unten
besitzt und durch den Umstand, daß längs derselben kein
zu größer werden läßt. Um
elektrisches Feld herrscht, sehr günstig wirkt. Daß die
eine Verstärkung des elektri­
Glocken klein sind, bringt den Vorteil mit sich, daß ihre
schen Feldes an den Kanten
Wand bloß eine relativ kleine Spannung auszuhalten hat
der Armaturen zu vermeiden,
und daher die Gefahr eines Durchschlages einer Glocke
kann der Rand der Kappe in
sehr gering ist. Der Isolator ist so entworfen, daß keine
den Porzellankörper versenkt
großen Variationen in der Wandstärke Vorkommen, wo­
werden (Abb. 9). Diese Kon­
durch die Möglichkeit des Auftretens von Rissen in der
struktion hat überdies den Vor­
Glasur während der Fabrikation herabgesetzt wird.
teil, daß dadurch d ’e Bauhöhe
Interessant ist, daß bedeutend mehr Entladungen aufdes Isolators verringert wird:
treten und daß die Uberschlagfestigkeit erheblich
es kann auf diese Weise trotz
Abb. 10.
herabgesetzt wird, wenn man den durch den Isolator
des vorhandenen großen
durchgeführten Leiter entfernt, ein Zeichen dafür, wie
Kriechweges mit der Bauhöhe eines normalen Isolator­
glücklich die Konstruktion des Isolators getroffen ist.
gliedes das Auslangen gefunden werden. Eine periodiDie RegenÜberschlagfestigkeit des Isolators beträgt etwa
85 vH der TrockenÜberschlagfestigkeit, während die
” ) S. a. E. u. M. 49 (1931) S. 393.
646
Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heit 49
sehe Reinigung der Isolatoren ist in solchen Gegenden
wohl immer erforderlich; doch kann bei Verwendung
von Sondertypen der Zeitraum zwischen dazu nötigen
Betriebsunterbrechungen wesentlich weiter erstreckt
werden. 3. Anlagen in der Nähe des Meeres, bei denen
Salzablagerungen auf den Isolatoren Vorkommen. Hier
werden Hängeisolatoren mit tiefen Rillen an der Innen­
seite angewendet. Die äußerste der konzentrisch ange­
ordneten Rippen ragt am weitesten nach unten vor und
bildet eine Schutzglocke mit glatter Außenfläche
(Abb. 10).
Kabel.
Das vorbereitende K o m i t e e zur Prüfung der
Vorschriften für Hochspannungskabel war durch Zu­
ziehung einiger namhafter Kabelfachleute ergänzt wor­
den und es waren durch eine Rundfrage die wichtig­
sten europäischen Kabelfabriken um ihre Meinung be­
fragt worden. Darüber berichtet G. J. Th. B a k k e r
(Holland).
Der der Konferenz vorgelegte Vorschriftenentwurf
soll für Ein- und Mehrleiterkabel von 10 bis 66 kV
Betriebspannung Geltung haben. Vorgesehen sind für
die Lieferlängen: Eine Spannungsprüfung in der Fabrik
von 15 min Dauer mit der 2'5fachen, nach der Ver­
legung mit der zweifachen Nennspannung (bei Anwen­
dung von Gleichstrom sind die 2'5fachen Werte zu
nehmen), die Messung der dielektrischen Verluste bei
Raumtemperatur, bei 40° C und erfolgter Abkühlung auf
Raumtemperatur, wobei nach Art der holländischen
Vorschriften für Absolutwert und Neigung der Verlustwinkelcharakteristiken
maximale
Werte
vorge­
schrieben sind, für ein Muster eine Biegeprüfung,
durch die die Papiere keine Risse und Falten
bekommen dürfen, mit darauffolgender zweiminutiger Spannungsprüfung mit der vierfachen Nenn­
spannung und für ein anderes Muster eine vier­
stündige Spannungsprüfung mit der vierfachen Nenn­
spannung. Der maximal zulässige Leiterwiderstand der
Kabel soll der Ziffer von 17*95 G mm/m bei 20° C ent­
sprechen, Isolationswiderstand und Kapazität der ein­
zelnen Adern eines Kabels sollen voneinander um nicht
mehr als 10 vH differieren. Der für die Asphaltierung
des Panzers benutzte Compound darf sich bei 0° C
weder ablösen noch spalten, darf bei 40° C nicht abtropfen. Er darf weiters weder Phenol noch wasser­
lösliche Säuren enthalten. Für die Einhaltung der Dimen­
sionen werden maximal zulässige Toleranzen angegeben.
K. K o n s t a n t i n o w s k y und L. T s c h i a s s n y
(Tschechoslowakei); „ V e r s u c h e ü b e r d i e e l e k ­
trische Beanspruchung
von H o c h s p a n ­
n u n g s k a b e 1n.“ Die Verfasser trachten der Frage,
ob die maximale, mittlere, oder minimale dielektrische
Beanspruchung im Querschnitt eines Kabels für seine
Durchschlagspannung maßgebend ist, auf experimen­
tellem Wege näherzukommen. Die Beziehung zwischen
Durchschlagspannung E und den Radien eines Kabels R
und r (oberhalb bzw. innerhalb der Isolation) läßt sich
ganz allgemein durch die Formel E/r — F(R/r) dar­
stellen. Dabei ist die einzige, experimentell wohl be­
gründete Annahme getroffen, daß die Durchschlagspan­
nung von Kabeln geometrisch ähnlichen Aufbaues den
linearen Dimensionen der Kübel proportional ist. Die
Form der Kurve F(Rlr) hangt nun davon ab, welche
Beanspruchung für den Durchschlag eines Kabels maß­
gebendist. Ist der Mittelgradient maßgebend, sois iF (R if)
eine Gerade, ist es der Maximalgradient, dann ist F(R/r)
in bestimmter W*ise zur Abszissenachse hin gekrümmt,
ist es Jedoch der Minimalgradient, dann ist F(/?/r)in be­
stimmter Welse von der Abszissenachse w*g gekrümmt.
Durch die Bestimmung der Lebens 'auerkurven von
Kabeln verschiedener Konstruktion, die aus demselben
lsnliermateria< aufgebaut sind, läßt sich die Beziehung
zwischen F (Rlt) und R/r experimentell ermitteln. Man
dividiert zu diesem Zwecke die einer bestimmten Lebens­
dauer entsorechende Durchschlagspannung E durch den
Leiterradius r des Kabels und trägt die Größe Elr über
die dem geprüften Kabel entsprechende Abszisse R/r in
ein Diagramm ein. Führt man diesen Vorgang für ver­
schiedene Kabel, aber immer für dieselbe Lebensdauer
3. Dezember 1933
durch, so erhält man die dem verwendeten Isoliermaterial
und der in Betracht kommenden Lebensdauer entsprechende
Funktion F (R/r). Von den Verfassern vorgenommene
Versuchsreihen zeigen, daß F (R r) zwischen der durch
die Mittelbeanspruchungstheorie gegebenen Geraden und
der durch die Maximalbeanspruchungstheorie gegebenen
Kurve liegt und sich für kurze Beanspruchungsdauern
mehr der durch die Theorie der Mittelbeanspruchung,
für lange Beanspruchungsdauern mehr der durch die
Maximalbeanspruchung gegebenen Linie nähert. Die Ver­
fasser untersuchen dann noch experimentell, wie weit
die durch das Silbermann-Prinzip (Anbringung eines
Hilfsleiters im Innern des hohl ausgeführten Haupt­
leiters sowie eines Hilfsleiters zwischen Hauptleiter
und Bleimantel und Verbindung der beiden Hilfsleiter
außerhalb des Kabels)5*) hervorgerufene Vergleich­
mäßigung der dielektrischen Beanspruchung im Einleiter­
kabelquerschnitt vorteilhaft ist. Es ergibt sich, daß
der durch die Vergleichmäßigung jedenfalls entstehende
Vorteil dadurch verringert wird, daß das Vorhandensein
einer leitenden Zwischenschicht im Dielektrikum die
Durchschlagfestigkeit desselben gegenüber dem Falle,
daß sie nicht vorhanden ist, herabsetzt. Jedenfalls
wurde im untersuchten Falle durch das SilbermannPrinzip die Durchschlagfestigkeit um etwa 12 vH erhöht.
Es ist aber wahrscheinlich, daß diese Erhöhung der
Durchschlagfestigkeit durch eine Erhöhung der Isolations­
stärke in wirtschaftlicherer Weise erreicht werden kann
als durch das Silbermann-Prinzip.
E. S o l e r i (Italien); „ S c h u t z v o n u n t e r ­
irdischen
Kabeln
gegen
K o r r o s i o n e n.“
Der Verfasser gibt als Berichterstatter der „Commission
mixte internationale nour la protection des canalisations
souterraines“ einen Überblick über den heutigen Stand
dieser Frage. Der außerhalb des Bleimantels in Anwen­
dung gebrachte Compound hat den Zweck, den Zutritt
von Wasser zum Bleimantel zu verhindern. Er muß
deshalb genügend dickflüssig sein, andererseits darf
aber diese Eigenschaft nicht übertrieben werden, damit
bei Biegung des Kabels keine Spaltung des Compounds
auftritt. Der Tropfounkt nach U b b e l o h d e dient als
gutes Charakteristikum eines Compounds. Anthrazenöl
und Teer, aus welchem die flüchtigen Bestandteile nicht
entfernt sind, enthalten Phenol, welches sehr schädlich
ist, da es, wie man heute annimmt, als Katalysator die
chemischen Angriffe auf das Blei unterstützt. Deshalb
wird der Teer häufig durch Asphalte und Bitumen
ersetzt. Vorschriften für geeignete Compounds werden
angegeben. Als Schutz kommen verschiedene Bedeckun­
gen des Bleimantels in Betracht, darunter die Anbringung
einer Lage von Schwefelblei, welches unlöslich ist,
ferner verschiedene Packungen, wobei auch unvulkani­
sierter Gummi verwendet wird. Zur rechtzeitigen Auf­
deckung einer beginnenden Korrosion wurden verschie­
denartige Signalvorrichtungen vorgeschlagen, welche
insgesamt darauf beruhen, daß eindringende Feuchtig­
keit den Isolationswiderstand eines außerhalb der Bleimantels befindlichen Hilfsdrahtes oder Hilfsbelages
herabsetzt. Besonders geeignet scheinen für diesen
Zweck Kabel mit doppeltem Bleimantel zu sein, wobei
das Sitfnalisierungselement zwisohen den Bleimänteln
liegt. Eine andere für Telenhonkabel geeignete in
Amerika angewandte Methode besteht darin, das
Innere des Kabels mit komnrimiertem Stickstoff zu
füllen und längs des Kabels Fernmanometer anzubrin­
gen. Bei Durchfressung des Bleimantels zeigt der größte
Druckabfall die Schadenstelle an. Als Schutz gegen
elektrolytische Korrosion durch von Bahnen herriVhrenden Fremdstrom ist d'e elektrische Drainage (künst­
liche Erzwingung von Potentialen mit Hilfe von Bat­
terien oder Widerständen) sehr geeignet. Hiebei wer­
den Isoliermuffen angcv’cndet. die Drainage erfolgt an
den Muffen. Bei Einleiterkabeln mit doppeltem Bleitnanfel werden die inneren Bielmäntel durchverbunden.
die äußeren nicht.
E. W e d m o r e und E. F a w s s e t t (England):
„ Der z u l ä s s i g e B e l a s t u n g s t r o m v o n 6 m
n n t e r h a Ib d e r E r d o b e r f l ä c h e v e r l e g t e n
’*) E. u. M. 44 (1926) S. 877.
3. Dezember 1933
Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49
K a b e l n.“ Ein 30 in langes Kabel wurde inehr als
zwei Jahre hindurch
mit konstantem Strom be­
lastet und erst nach dieser Zeit war ein Dauer­
zustand eingetreten. Es ergaben sich entgegen der
Theorie wesentlich bessere Wärmeableitungsverhält­
nisse als bei normaler Verlegung (für gleiche Über­
temperatur dürfte die Strombelastung größenordnungs­
gemäß um etwa 10 vH höher sein); der Grund hiefür
liegt darin, daß die Wärmeleitfähigkeit des Erdbodens
in größerer Tiefe erheblich besser ist, da er durch den
statischen Druck der über ihm liegenden Schichten kom­
pakter wird. Die Messungen der Erdtemperaturen an
vom Kabel weit entfernten Stellen in 6 ni Tiefe, ergaben
im Mittel eine mittlere jährliche Temperatur von etwa
9 5° C, eine jährliche Temperatursohwankung von 1'6° C
und eine fast halbjährige Verschiebung der maximalen
Temperatur auf Anfang Dezember und der minimalen
Temperatur auf Anfang Juni.
R. A p t, in Mitarbeit mit A. L u d i n, W . P f a n n k u c h und W. V o g e l (Deutschland): „ K r i t i s c h e
Prüfung
und U n t e r s u c h u n g
von Hoch­
s p a n n u n g s k a b e l n.“ Es wird besprochen, welche
Prüfungen (außer den im Berichte von B a k k e r für
Kabel für niedrigere Spannungen angegebenen) bei
Höchstspannungskabeln, das sind Kabel über 66 kV Be­
triebspannung anzuwenden sind, und welche weniger
wichtig sind. Besonders hervorzuheben sind für ölzirkulationskabel die Füllungsprüfung, bei der das Volumen
der in der Isolation verbliebenen Gasbläschen dadurch
bestimmt wird, daß man die Menge des zu- bzw. abge­
wanderten Öles bei Druckänderungen mißt, weiters für
Druckrohrkabel (nach Verlegung) die Messung des Isolationswiderstandes des Rohres gegen die Erde in Abhän­
gigkeit von der Zeit, wodurch die Güte des Korrosions­
schutzes kontrolliert wird. Für Gleichstromhochspannungskabel kann man nach den bisherigen Kentnissen
keine anderen Prüfungen empfehlen als die für Wechselstromkabel angewandten.
L. E m a n u e l i (Italien) berichtet über eine Ver­
suchslinie von ölgefüllten Kabeln für 220 kV. Eine 200 m
lange
aus
drei
Einleiterkabeln
bestehende
mit
normalen Spleißungen, Haltespleißungen und Endverschliissen ausgerüstete Versuchslinie ist in der Unter­
station Cislago zwischen die von der Zentrale Cardano
führende Freileitung’7) und die Transformatoren ge­
schaltet. Die Kabel haben einen Leiterquerschnitt von
130 mm’, der Hohlleiter hat einen Innendurchmesser
von 10'9 und einen Außendurchmesser von 18'3 mm. die
Isolationsstärke beträgt 24 mm. Die Kabel sind seit dem
18. September 1932 mit einer Belastung von ungefähr
60 000 bis 70 000 kVA in Betrieb. Bei Versuchen an
Kabelmustern konnte man bei 565 000 V Phasenspannung
durch einige Minuten hindurch keinen Durchschlag
erzielen.
Zwischen dem Kraftwerk Dock-Süd in der Pro­
vinz Buenos Aires und der Stadt La Plata wurde eine
50 km lange Energieübertragung von 48 000 kVA von
der „Sofina“ errichtet. Die vier mit Hohlleiter ver­
sehenen ölgefüllten Kabel, System Pirelli, von denen
eines als Reserve dient, haben einen Querschnitt von je
130 mm’ und eine Isolationsstärke von 8'3 mm. Die Ver­
legung der Kabel wurde im Feber 1932 beendet: die
Linie ist schon in Betrieb.
W. V o g e l (Deutschland): „ U b e r d i e Ar t ,
wi e s i c h K a b e l , i n s b e s o n d e r e G a s d r u c k ­
kabel in M e t a l l r o h r e n v o m t h e r m i s c h e n
G e s i c h t s p u n k t a u s v e r h a l t e n.“ Aus den ange­
gebenen Resultaten von Versuchen an Kabeln erhellt,
daß der thermische Widerstand zwischen Bleimantel und
Druckrohr bei mit Stickstoff gefüllten Druckkabeln’")
geringer oder mindest ungefähr gleich ist dem thermi­
schen Widerstand zwischen Bleimantel und Oberfläche
des Panzers von in Erde verlegten Kabeln. Die Ver­
legung in Druckrohren bedeutet danach gegenüber der
Verlegung in Erde eine Verbesserung der Wärmeablei­
tungsverhältnisse. Die Versuche zeigten weiters, daß
diese mit zunehmendem Gasdruck zunimmt.
____________
Einige Berichte beschäftigen sich mit ö I g e f ü 11t c n Kabeln.
Patentbericht.
Elektrische Regulierung.
(Fortsetzung » u i Heft 45, Seite 600.)
Regelung von Ein- und Mehrphasenanlagen.
E i n r i c h t u n g e n z ur L a s t v e r t e i l u n g in
K r a f t w e r k e n und Net zen.
Auf eine Anordnung zur Regelung parallel arbei­
tender Wechselstrommaschinen, von denen eine oder
mehrere mit Frequenzregelung arbeiten, bezieht sich eine
Erfindung der S S W , Berlin (K. Ot t ) . Erfindungsgemäß
arbeitet bei den übrigen lastgeregelten Maschinen die
Leistungsregelung mit einer Frequenzregelung zusam­
men, deren Regelgeschwindigkeit beträchtlich höher ist
als die der Leistungsregelung. Zur Regelung der last­
fahrenden Maschinen dient ein Differential, das einer­
seits von einer Leistungswaage, andererseits von einem
Frequenzregler beeinflußt wird.
(ö. P. Nr. 132 656.)
Das anstandslose Zusammenarbeiten frequenzge­
regelter und lastgeregelter Maschinen in einem Netz
wird nach einer Erfindung der gleichen Firma dadurch
gewährleistet, daß Leistungen und Regelgeschwindigkeit
derart festgelegt sind, daß das Produkt aus Nennlei­
stungssumme und Regelgeschwindigkeit der frequenz­
geregelten Maschinen gleich oder größer ist als das
Produkt aus Leistung und Regelgeschwindigkeit der
lastgeregelten Maschinen.
(ö. P. Nr. 133 828.)
Bei einer Regeleinrichtung für Kraftmaschinen zum
Antriebe von Synchrongeneratoren für Parallelbetrieb,
bei der eine Umschaltung von Frequenz- auf Leistungs­
regelung leicht möglich ist, dient nach einer Erfindung
derselben Firma (R. H e I b i n g) zur Abgabe des Regel­
istwertes, der mit dem Sollwert verglichen und zur
647
(Schluß folgt.)
” ) E. u. M. 48 (1930) S. 661.
” ) E. u. M. 51 (1933) S. 218 ff.
Beeinflussung der Kraftmittelzufuhr verwendet wird,
ein läufer- und ständergespeister Asynchronmotor. Der
Ständer liegt an dem von der zu regelnden Maschine
gespeisten Netz, der Läufer kann wahlweise an Gleich­
spannung oder an vom Strom der zu regelnden Ma­
schine gespeisten Wandlern liegen.
(D. R. P. Nr. 566 045.)
Zur Fernregelung der an einer Netzkupplungstelle
gemessenen
Austauschleistung
zwischen
mehreren
parallel arbeitenden Kraftwerken werden nach Vorschlag
der ö s t e r r . B r o w n B o v e r i W e r k e , Wien (O.
P I e c h 1), nicht ein Werk, sondern mindestens zwei
möglichst gleichzeitig reguliert, und zwar so, daß die
Netzfrequenz vor und nach dem Regelvorgang ange­
nähert gleich ist. Bei jedem Regelvorgang wird der Be­
trag der gesamten Reglerverstellung auf die beiden durch
die Kuppelstelle getrennten Maschinen oder Kraftwerke
so aufgeteilt, daß die beiden Anteile den auf gleiche
Leistung bezogenen Reglerstatiken der beiden Werke
proportional sind. Dann bleibt die Frequenz und Summen­
leistung der beiden Netze sowie die in weiteren noch
mitgekuppelten Netzen fließende Austauschleistung von
diesem Regelvorgang unberührt,
(ö . P. Nr. 132 536.)
Nach einem
Vorschlag derselben Firma (O.
P 1e c h 1 und A. F r i t z ) , kann in Kraftwerken die
Einhaltung eines bestimmten Betriebsplanes dadurch
erreicht werden, daß man eine im ganzen Netz vorhan­
dene elektrische Größe (wie Frequenz oder Spannung)
in einen funktionellen Zusammenhang mit dem zugrunde­
liegenden Belastungsplan bringt. Für ein Drehstromnetz
wird beispielsweise eine sogenannte Leerlauffrequenz
eingeführt (zum Beispiel 50 Hz). Ferner wird jedem
Stromerzeuger eine bestimmte andere Frequenz (Soll­
frequenz) zugeordnet. Der funktionelle Zusammenhang
zwischen Frequenz und Betriebsplan besteht darin, daß
648
Elektrotechnik und Maschinenbau, 51. Jahrg., 1933, Heft 49 3. Dezember 1933
die Differenz zwischen Sollfrequenz einer Maschine und
Leerlauffrequenz des Netzes den reinen Erzeugungskosten der Maschine proportional ist. Es werden dann
jene Maschinen eingeschaltet und belastet, für welche
die Sollfrequenz über der gerade herrschenden Netz­
frequenz liegt.
(ü. P. Nr. 132 641.)
Bei einem Verfahren zur Regelung mehrerer parallel
arbeitender, räumlich weit voneinander entfernter Wech­
selstrommaschinen oder -kraftwerke, bei dem die Be­
lastung auf die einzelnen Maschinen (Werke) durch Ver­
gleich der von diesen abgegebenen Leistungen mit dem
Sollwert verteilt wird, wird nach Vorschlag von
S i e m e n s & H a 1s k e, Berlin und Wien (M. S c h l e i c h e r), auf fernmeßtechnischcm Wege die Summe der
von den leistungsgeregelten Maschinen (Werken) und
der frequenzgeregelten Maschine (Werk) abgegebenen
Leistungen gebildet und den zur Regelung der Lei­
stungsabgabe
der
einzelnen
Maschinen
(Werke)
dienenden selbsttätigen Vorrichtungen ein Bruchteil der
so gebildeten Summe als Sollwert zugeführt. Der Anteil
der Gesamtbelastung, der von jedem Kraftwerk zu
liefern ist, wird so gewählt, daß die Summe der von
den in ihrer Leistungsabgabe geregelten Kraftwerken
gelieferten Leistung hinter der Gesamtbelastung um
einen Restbetrag zuriickbleibt. Dieser wird dann von
der oder den frequenzgeregelten Maschinen übernom­
men. die somit im wesentlichen konstant belastet werden.
(0. P. Nr. 130111.)
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
***' Der Internationale elektrische Energieverkehr in
Europa. Von Dr. Werner K i 111 e r. Diplom-Volkswirt.
VIII und 166 S. Text und 10 Karten. Verlag von R.
Oldenbourg, München und Berlin 1933. Preis geh.
RM. 10— ,
Nach dem Vorworte stellt das vorliegende Buch
den Versuch dar, den gesamten zwischenstaatlichen
elektrischen Energieverkehr Europas einer eingehen­
deren Betrachtung zu unterziehen, wobei die „Verbun­
denheiten. die sich heute zwischen den einzelnen elek­
trizitätswirtschaftlichen Gebieten entwickelt haben, ztisammengefaßt und ihre Bedeutung für einen späteren
europäischen energiewirtschaftlichen Zusammenschluß
untersucht werden sollen."
Das Buch zerfällt in vier Abschnitte: I. Einleitung
(Die Energie- und Brennstoffwirtschaft und ihre allge­
meine Bedeutung für das gesamte Wirtschaftsleben).
II. Allgemeiner Teil (l. Entstehung und Entwicklungs­
geschichte des zwischenstaatlichen elektrischen Energie­
verkehrs; 2. Begriff, Geschichte und Gliederung des
internationalen elektrischen Energieverkehrs). III. Spe­
zieller Teil (Der zwischenstaatliche elektrische Energie­
verkehr der europäischen Staaten unter besonderer
Berücksichtigung seines wirtschaftlichen Wertes für
das Deutsche Reich). IV. Schlußbetrachtungen.
Die oben angeführte Aufgabe erfüllt das Buch, das
eine reiche Fülle wertvollen Zahlenmaterials bietet, in
recht befriedigender Weise. Die zwischen den einzelnen
europäischen Staaten bestehenden vielfachen Beziehun­
gen und Zusammenhänge auf dem Gebiete der elek­
trischen Energiewirtschaft sind eingehend und doch
übersichtlich dargestellt. Auch nimmt der Verfasser zu
gewissen, in den letzten Jahren viel erörterten Fragen
sachlich zutreffend Stellung. Utopische Pläne auf dem
Gebiete der elektrischen Energiewirtschaft (paneuropäisches Netz, „überstaatliche Transitstromstraße“ usw.),
zuweit getriebene Zentralisierung der Energieproduk­
tion u. dgl. finden treffende Kritik. Leider muß fest­
gestellt werden, daß die Schreibweise manchmal
genügende Sorgfalt vermissen läßt und daß das Buch
mehr Druckfehler aufweist, als man das heute gewohnt
ist. Diese Mängel vermögen aber den Wert der Schrift
kaum wesentlich zu beeinträchtigen, so daß das Buch
allen, die sich für den in ihm behandelten Gegenstand
interessieren, besonders als Nachschlagewerk empfoh­
len werden kann.
D i 11 e s.
4S“> Die lichtempfindliche Zelle als technisches Steuer­
organ. Von H. G e ff k e il, H. R i c h t e r und .1.
W i n c k e l m a n n . 310 S. mit 300 Abb. und 4 Tafeln.
Verlag Deutsch-Literarisches Institut J. Schneider, Berlin­
Tempelhof. Preis brosch. RM. 21 50 Ganzleinen RM. 23'—.
Dieses Buch bietet jedem etwas, weil es gründlich
über das ganze Gebiet der lichtempfindlichen Zellen und
deren verschiedensten Anwendungen1) informiert, dem
Fachmann vielerlei Anregungen gibt und ein ideales
Nachschlagewerk darstellt.
Der erste Teil, der Inhalt ist in insgesamt drei
Teile gegliedert, befaßt sich mit der Zelle als solcher,
mit den verschiedenen Arten, ihren physikalischen
Grundlagen und Eigenschaften und bringt auch eine ganz
objektiv gehaltene Besprechung der Erzeugnisse der ver­
schiedenen Firmen. Der Vollständigkeit halber wurden
in dieses Kapitel außer den Photozellen, den Sperr­
schicht- und den Widerstandszellen auch die Thermozellen aufgenommen. Im zweiten Teil werden vorerst
die Grundlagen der Optik, der Meßtechnik, weiter
die Elektronen- und Ionenröhren behandelt, weiter
werden die Meßverfahren zur Messung des Zel­
lenstromes erörtert, wobei die aus der Radiotechnik
bekannten Verstärkerschaltungcn nochmals besprochen
werden. Sehr eingehend und an Hand von vielen Schalt­
bildern werden die verschiedenen Relaissteuerungen be­
handelt, die bis jetzt in der Fachliteratur nur ziemlich
selten aufschicncn und anscheinend das eigentliche Ar­
beitsgebiet der Autoren darstellen. Schließlich werden
die optischen Hilfsmittel wie Abtastung, Filterung usw.
geschildert, die die Aufbauelemente der in der Praxis
verwendeten Apparate zur Erreichung der verschieden­
sten Zwecke mit Hilfe der lichtempfindlichen Zellen
darstellen. Im dritten Teil wird die praktische Verwen­
dung der lichtempfindlichen Zellen beschrieben und
auf die verschiedenen gewerblichen, reklametechnischen
und nießtechnischen Anwendungen eingegangen, aber
auch die modernsten Gebiete, wie Tonfilmwiedergabe
und das Fernsehen behandelt. Den Schluß bildet eine
Maßtafel der gebräuchlichsten Zellen, ein wichtiger
Behelf für den Konstrukteur. Das Buch macht das
Studium eines schwierigen-Fachgebietes zu einem durch­
aus angenehmen.
Dr. O b u r g e r.
') Weitere Literaturangaben siche „Die Lichttech­
nik“ 9 (1932) S. 29 ff.
Vereins-Nachrichten.
VORTRAG.
Mittwoch,
den
6.
Dezember
d.
J„
u rn 18 U h r , im großen Saale des österr.
Ingenieur- und Architekten-Vereines, Wien I„
Eschenbachgasse 9, Vortrag des Herrn Dr. techn.
J. Z e l i s k o (Mödling b. W ien) über: „Die physi­
kalischen Grundgesetze der Weltwirtschaft und
ihre Bedeutung für den neuzeitlichen Staat“. (Mit
Lichtbildern.)
I n h a l t s a n g a b e : E r s t e r T e i l : Einleitung.
— Der Güterkreislauf im Inlande und die physikalische
Bedeutung seiner Teile. — Die vier Grundgesetze des
Güterkreislaufes. — Das Zinsenproblem. — Der mit dein
Auslande verkettete Güterkreislauf. — Auslandsgeld,
Inlandsgeld, Brückengeld. — Währungsgeld und Kapital.
— Die Steuereinhebung des Staates. Z w e i t e r T e i l :
Zweck und Ziel der Volkswirtschaft. — Zusammenbruch
und Aufbau einer Volkswirtschaft. — Währung und
Steuereinhebung. — Der Zusammenschluß kleiner Staa­
ten. — Die Großmächte der Erde.
Der Sekretär: Ing. A. M a r x e. h.
M etallm arkt.
R • r 1 1 n (N ach Neues W r T ag blatt) M k. je 100 kg
K opier
21. X I.
22 X I.
23. X I.
24 X I. 25. XI
27. XI.
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