Auswirkungen des Klimawandels auf Schutzgebiete Georg Grabherr Klimawandel ist Realität - und war es immer. Neu ist nur der Zusammenhang zwischen anthropogenen Veränderungen der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre und den klimatischen Veränderungen der Jetztzeit. Unter anderem übersteigt das Treibhausgas Kohlendioxid heute den „Ewigkeitswert“ von 280ppm in der Luft bei weitem. Der derzeitige Wert von 360ppm, der auch nach wie vor ansteigt, wurde in den letzten 450.000 Jahren nie erreicht und ist zweifelsfrei mit der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und dem Abbau von Kohlenstoff-Senken wie den großen Waldgebieten der Erde verbunden. Es besteht kein Zweifel, dass die durchschnittliche, globale Erwärmung der Atmosphäre in den letzten 150 Jahren um ca. 0,6 °C, durch diese Veränderungen zumindest mitbedingt ist. Diese neue „Fähigkeit“ der Menschheit, die Umwelt global zu verändern, hat Wissenschaftler wie Nobelpreisträger Paul Crutzen veranlasst, von einem neuen Zeitalter, dem „Anthropozän“ zu sprechen. Welche Folgen sind durch den prognostizierten Klimawandel, der unter anderem eine Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur (höher im Norden und in der Höhe) um ca. 25°C bis 2100 voraussagt, zu erwarten ? Beobachtungen in mehreren Gebirgsregionen der Erde zeigen deutlich, dass die noch relativ geringe Erwärmung genügte, um ökologisch wirksam zu sein. Pflanzenarten haben sich erwartungsgemäß nach oben bewegt, Wälder an Waldgrenzen (z.B. Ural) haben sich signifikant verdichtet, Schmetterlinge haben ihr Areal nach Norden verlagert. Zu beachten ist, dass diese Prozesse in Abhängigkeit von der Ausbreitungsfähigkeit von Arten und dem Widerstand, den bestehende Vegetation oder Tierwelt der ausbreitenden Art entgegensetzt, sehr unterschiedlich lange dauern können, wie etwa Modellrechnungen vom Hochschwab zeigen. Wichtig ist, dass sich immer ganze Lebensgemeinschaften verändern und die Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Arten und Gilden letztendlich die Reaktion der einzelnen Biota bestimmt. In natürlichen und naturnahen Lebensräumen gilt dies ganz besonders. Was ist zu tun? Der Gehalt an Treibhausgasen nimmt weiter zu und damit wird sich der Klimatrend fortsetzen? NGO’s wie der WWF, oder Naturschutzmanager müssen sich die Frage stellen, ob ihre Schutzgüter, für die sie sich einsetzen bzw. die sie zu betreuen haben, nicht unter ihren Augen verschwinden. Schutzgebiete, aber auch natur- und naturnahe Gebiete außerhalb, deren es noch weit mehr als Schutzgebiete gibt, sind Komplexe aus unterschiedlichsten Lebensgemeinschaft, die als dynamische, komplexe Systeme schlichtweg nicht zu beherrschen sind. Es lassen sich allenfalls folgende Regeln aufstellen: 1. Managementmaßnahmen setzen, wenn Schutzgüter eindeutig gefährdet sind – und nur dann ! Vorsorgepflanzungen (z.B. Edelweiß nach Neuseeland) oder Vergleichbares sind schlichtweg „Pfusch“. 2. Schutzgebiete sollten groß und reich an Schutzgütern sein (leichter gesagt als getan); wichtiger ist noch die Beachtung von Fluchtnischen; Monitoringsysteme aufbauen. 3. Ex situ –Schutz als ultima ratio verstehen. 4. Keine allzu großen Hoffnungen machen - letztlich hilft nur Ursachenbekämpfung, d.h. Reduktion der Treibhausgase.