NABU aktiv FRÖSCHE, KRÖTEN UND MOLCHE Verwandlungskünstler on Tour Inhalt INTRO KOMPAKT Andreas Krone: Amphibien – Verwandlungskünstler on Tour Hilfe für Amphibien auf einen Blick INFO LESEN UND SURFEN Lebensweise und Metamorphose Artenportraits Literaturtipps und Links im Internet KONFLIKTE EXPERTiNNEN Lebensraumverlust Autoverkehr Teichwirtschaft und Angler Schächte und Gruben Wassersport Froschquaken Ansprechpartner zum Thema AKTIV Gartenteich anlegen Probleme mit dem Gartenteich beheben Teichpflege Heimische Bäume und Sträucher Trockenmauer Wilde Ecken Biologisch gärtnern Amphibienschutzzäune Feste Leiteinrichtungen Tipps für Autofahrer Verletzte Amphibien Amphibien beobachten KAUFEN UND BESTELLEN Amphibienzäune, Teichabdichtung, Pflanzen und Literatur INTRO Amphibien – Verwandlungskünstler on Tour Frösche, Unken, Salamander und Molche, sie alle gehören zur Klasse der Amphibien, die auch Lurche genannt werden. Amphibien sind im Bewusstsein der Menschen tief verwurzelt. Das Märchen vom Froschkönig oder der wenig schmeichelhafte Titel „hässliche Kröte“ machen aber deutlich, dass Kröten und Frösche früher eher negativ wahrgenommen wurden. Kermit, der Frosch aus der Sesamstraße oder die umweltfreundlichen Reinigungsmittel der Marke „Frosch“ zeigen, dass sich mittlerweile das Image der Amphibien gewandelt hat. Dennoch haben auch heute noch viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes Berührungsängste. Wer sich näher mit unseren einheimischen Amphibien beschäftigt, dem öffnet sich eine faszinierende Welt. Wer am Gartenteich die Entwicklung von Froschlaich zur Kaulquappe und schließlich die Metamorphose zum Frosch beobachtet, erlebt ein Stück Evolution. Heute sind rund ein Drittel der in Deutschland beheimateten Amphibienarten vom Aussterben bedroht oder in ihrem Bestand gefährdet. Die intensiven Bemühungen der letzten Jahrzehnte zum Schutz der Amphibien konnten diese Tendenz nicht umkehren. Denn es ist nicht nur der Straßenverkehr, der vielen wandernden Amphibienarten zum Verhängnis wird, sondern vor allem der Mangel an geeigneten Lebensräumen und Fortpflanzungsgewässern. Wir möchten Sie einladen, die spannende Lebensweise der Amphibien kennen zu lernen. Sie erfahren, wie Sie in Ihrem Garten für den Schutz der Lurche aktiv werden können. Auch viele NABU-Gruppen engagieren sich vor Ort und legen Laichgewässer an oder stellen Amphibienzäune auf. Bei der NABU-Hotline 02 28.40 36 40 oder unter www.Amphibienschutz.de erfahren Sie, wie Sie in Ihrer Region aktiv werden können. Bei all Ihren Entdeckungen in der Natur und Ihren Aktionen zum Schutz von Kermit & Co. wünschen wir viel Spaß und Erfolg. Andreas Krone NABU-Amphibien-Experte NO DRINK,PLEASE Amphibien decken ihren Wasserbedarf hauptsächlich durch Wasseraufnahme über die Haut und zusätzlich über die in der Nahrung enthaltene Feuchtigkeit. Nur Frösche in Trockengebieten sind bislang beim Trinken beobachtet worden. 3 INFO Die Amphibien oder Lurche bilden mit weltweit etwa 4600 Arten eine eigene Wirbeltierklasse: Bei den Amphibien werden Schwanzlurche, zu denen die Molche und Salamander gehören, und Froschlurche, zu denen die Unken, Frösche und Kröten gerechnet werden, unterschieden. Die dritte Amphibienordnung der Blindwühlen ist nur in tropischen Gebieten beheimatet. Die Erforschung der Amphibien ist noch lange nicht abgeschlossen: Allein ein Drittel der heute bekannten Amphibienarten wurde erst im Zeitraum zwischen 1985 und 1992 entdeckt. Leben in zwei Welten 4 Der Begriff Amphibien stammt vom griechischen amphibios, was soviel wie „doppellebig“ bedeutet. Diese Bezeichnung bezieht sich darauf, dass die Tiere sich in bestimmten Lebenszyklen bzw. Jahreszeiten an Land oder eben im Wasser aufhalten. Landlebensräume für Amphibien müssen ausreichend Nahrung, Versteckmöglichkeiten und Winterquartiere bieten ,w ä h rend im Laichgewässer optimale Entwicklungsmöglichkeiten für die Jungtiere herrschen sollen. Die einzelnen Arten haben sich in ihrer Lebensweise und Fortpflanzung an die unterschiedlichen Lebensräume angepasst und bevorzugen je nach Art spezifische Gewässertypen. So reicht zum Beispiel das Spektrum der Laichgewässer von der wassergefüllten Wagenspur bis zum See. Viele einheimische Amphibienarten wie die Erdkröte oder der Grasfrosch waren ursprünglich Waldbewohner. Amphibienlaichplätze befanden sich oft im Bereich der Flussauen, wo sich aufgrund der regelmäßigen Überflutungen ständig neue Gewässer bildeten. Im Zuge der Kultivierung der Landschaft durch den Menschen wurden zahlreiche neue Gewässer geschaffen, wie zum Beispiel Viehtränken, Dorfweiher, Fischteiche und Kiesgruben. Auf der anderen Seite verschwanden viele natürliche Gewässer durch die Begradigung und Eindeichung der Flüsse und Bäche. Neben den natürlichen Lebensräumen besiedeln Amphibien heute auch Kleingärten, Gärten und Parks. Vom Ei zum Lurch Obwohl Amphibien eng an das Wasser gebunden sind, haben sie Strategien entwickelt, um beinahe alle Lebensräume vom Polarkreis bis in Wüsten zu besiedeln. Von den in Mitteleuropa beheimateten Amphibien benötigt nur der Alpensalamander kein Wasser für die Fortpflanzung. Er bringt voll entwickelte Jungtiere zur Welt. Bei den anderen heimischen Amphibienarten entwickeln sich die Kaulquappen oder Larven in Gewässern. Im Sommer sind vielerorts die Konzerte der Wasserfrösche zu hören. Aber auch andere heimische Frösche, Unken und Kröten machen sich während der Laichzeit durch Rufe bemerkbar, mit denen die Männchen ihr Revier abgrenzen und die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich lenken wollen. Dabei variiert die Lautstärke von Art zu Art deutlich. So kann man die Knoblauchkröte und den Springfrosch nur direkt am Gewässerufer vernehmen, während die Rufe der Kreuzkröte und des Laubfrosches noch über mehrere Kilometer hör- Die Rotbauchunke nutzt beim Rufen ihren gesamten Körper als Resonanz körper Metamorphose der Grasfrösche Zellteilung, Embryoentwicklung, gerade geschlüpfte Kaulquappe (Forts. S. 6) bar sind. Mit Ausnahme der Rotbauchunke werden die Laute ausschließlich durch äußere oder innere Schallblasen erzeugt. Molch-Männchen werben im Laichgewässer durch intensive Körperfärbung und das Aufstellen des Rückenkamms um Weibchen. Einige Krötenarten setzen ihre Eier, den sogenannten Laich, in meterlangen Schnüren im Gewässer ab. Frösche dagegen legen ihren Laich in Form von Ballen ab. Molche heften ihre Eier einzeln an Wasserpflanzen, wobei der Laich zum Schutz vor Fressfeinden in Blätter eingewickelt wird. Aus den Eiern schlüpfen bei den Schwanzlurchen Larven, die bereits die Gestalt von Molchen beziehungsweise Salamandern besitzen. Sie atmen jedoch bis zur Metamorphose über am Hinterkopf befindliche, sogenannte Kiemenbüschel. Bei Fröschen, Unken und Kröten, also den Froschlurchen, verläuft die Entwicklung über das Kaulquappenstadium. Bei den aus dem Laich geschlüpften Kaulquappen entwickeln sich zunächst die Vorderbeine und dann die Hinterbeine. Mit der Rückbildung des Schwanzes ist die Metamorphose der Froschlurche abgeschlossen. Die Jungtiere gehen dann an Land und kehren in der Regel erst nach zwei bis drei Jahren zur Fortpflanzung wieder an die Laichgewässer zurück. 5 6 Wanderung Winterruhe Nur in seltenen Fällen sind im direkten Umfeld der Laichgewässer geeignete Landlebensräume und Winterquartiere vorhanden. Die Amphibien müssen deshalb regelmäßig auf Tour gehen. Der Beginn der Wanderung wird durch die innere Uhr der Tiere sowie die Außentemperatur gesteuert und beginnt in der Regel, wenn die Nachttemperaturen fünf Grad Celsius übersteigen. Regen verstärkt die Wanderbereitschaft. Während die Wanderung zum Laichgewässer innerhalb weniger Wochen im zeitigen Frühjahr erfolgt, kann die Rückwanderung bis in den Sommer andauern. Auch die Jungtiere begeben sich nach Verlassen der Gewässer auf Futtersuche und entfernen sich dabei vom Laichgewässer. Die Abwanderung der Jungtiere reicht bis in den Herbst. Die Tiere orientieren sich am Erdmagnetfeld, an markanten Geländepunkten wie zum Beispiel Waldrändern sowie im Nahbereich auch mit dem Geruchssinn. Die Wanderleistung der einheimischen Amphibien ist enorm. So legt die Erdkröte auf ihrer Wanderung zum Laichgewässer bis zu drei Kilometer zurück. Und selbst beim Kammmolch konnten Wanderungen über eine Entfernung von bis zu einem Kilometer beobachtet werden. Amphibien sind wechselwarme Tiere, das heißt, die Körpertemperatur entspricht weitgehend der Außentemperatur. In der warmen Jahreszeit regulieren sie ihren Wärmehaushalt, indem sie zwischen sonnigen und feuchten, kühlen Plätzen wechseln. Im Winter verstecken sich die Tiere an frostfreien Plätzen wie Laub- und Komposthaufen, Baumstubben und Erdbauen von Kleinsäugern. Ihr Stoffwechsel verlangsamt sich und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fallen die Lurche in eine Winterstarre. Die Knoblauchkröte hat eine andere Strategie entwickelt und gräbt sich bis zu einem halben Meter tief in die Erde ein. Teich- und Grasfrosch überwintern im Schlamm am Grund von Gewässern. Je nach Witterung dauert die Winterruhe von November bis März. Im Frühjahr werden die Amphibien wieder aktiv, wenn der Boden frostfrei ist und die Nachttemperaturen fünf Grad Celsius übersteigen. FRÖSCHE BRINGEN GLÜCK Nahrung Amphibien sind bei der Nahrungssuche nicht sehr wählerisch. Gefressen wird meist alles, was nicht zu groß zum Herunterschlucken ist. Den Hauptteil der Nahrung machen Insekten, Spinnen, Schnecken und Regenwürmer aus. Es kommt aber auch vor, dass die eigenen Jungtiere gefressen werden. Kaulquappen ernähren sich von Algen- und Bakterienrasen, die sie mit kleinen Zahnreihen von der Oberfläche von Pflanzen und Steinen abschaben. Molche fressen dagegen bereits im Larvenstadium kleine Wassertiere wie zum Beispiel Wasserflöhe und Larven von Wasserinsekten. Auch große Insekten wie diesen Hundertfüßer (Gürtelskolopender) verspeisen Erdkröten mühelos. Amphibien besitzen keine Schluckmuskulatur, sondern befördern ihre Nahrung durch das nach innen Pressen der Augen (Bild) und unter Zuhilfenahme der Vorderbeine in Richtung Magen. In Spanien gelten Frösche als Glücksbringer. Besonders Studenten wählen die grünen Hoffnungsträger aus Ton, Plüsch oder Plastik gerne als Begleiter zu schwierigen Prüfungen. Frösche, Kröten, Molche und Salamander In Deutschland kommen insgesamt 21 Amphibienarten vor, von denen einige sehr selten beziehungsweise nur regional verbreitet sind. Zur umfassenderen Information lohnt sich in jedem Fall der Blick in ein Bestimmungsbuch (siehe Kapitel „Lesen und Surfen“). Teichmolch (Triturus vulgaris) Merkmale: Größe bis 11 cm. Bei den Männchen ist die Oberseite gelb- bis olivbraun gefärbt, mit dunklen runden Flecken. Der Bauch ist gelb bis orange mit großen dunklen Flecken. Die Männchen besitzen, während sie sich zur Paarungszeit im Wasser aufhalten, einen durchgehenden Rückenkamm. Bei den Weibchen ist die Oberseite gelblich bis einfarbig sandbraun, während die Unterseite gelb bis olivbraun mit kleinen dunklen Punkten gefärbt ist. Die Weibchen besitzen keinen Rückenkamm. Die Weibchen des Teichmolches sind leicht mit dem Fadenmolch zu verwechseln. Lebensraum: Der Teichmolch ist die häufigste einheimische Molchart. Er besiedelt im Umkreis von 400 Metern vom Laichgewässer verschiedenartige Lebensräume an Land. Als Laichgewässer werden stehende Kleingewässer sowie langsam fließende Gräben genutzt, die besonnt und reich an Wasserpflanzen sind. Die Überwinterung erfolgt meist in Gewässernähe. Fortpflanzung: Sobald der Boden frostfrei ist, wandern die Molche in die Laichgewässer ein. Die Laichzeit reicht von März bis Juni. Die 100 bis 300 Eier werden von den Weibchen einzeln an Wasserpflanzen angeheftet. Gefährdung: Gewässerzerstörung, Straßenverkehr. 8 Fadenmolch (Triturus helveticus) Merkmale: Größe 8 bis 9 cm. Oberseite braun bis gelbbraun, Unterseite hell mit wenigen Flecken, Kehle ungefleckt, Männchen von Februar bis Juli mit bis zu 8 mm langem Faden am Schwanzende. Fadenmolch-Weibchen können mit dem Teichmolch verwechselt werden. Lebensraum: Waldgebiete der Mittelgebirge, fehlt in Ost- und Südostdeutschland. Laicht in stehenden und schwach fließenden Gewässern, auch in wassergefüllten Fahrspuren. Fortpflanzung: Alttiere bleiben von Februar bis Juli im Gewässer. Laichzeit März bis Juni. Gefährdung: Gewässerzerstörung, Straßenverkehr. Kamm-Molch (Triturus cristatus) Merkmale: Größe 12 bis 20 cm, größter heimischer Molch. Oberseite dunkelbraun bis schwärzlich gefärbt, Unterseite gelb bis orangegelb mit schwarzen Flecken, Rückenkamm der Männchen gezackt und über den Hinterbeinen unterbrochen. Lebensraum: Er besiedelt im Umkreis von 1000 Metern vom Laichgewässer offene Landschaften und lichte Wälder. Zum Laichen sind dem Kamm-Molch alle Arten stehender Kleingewässer willkommen. Fortpflanzung: Alttiere von Februar/März bis August im Gewässer. Laichzeit von März bis Juni. Gefährdung: Fischbesatz in Laichgewässern, Straßenverkehr. Bergmolch (Triturus alpestris) Merkmale: Größe 8 bis 12 cm. Oberseite dunkel von schieferbraun bis schwarz, Unterseite gelborange bis rot und ungefleckt, Männchen mit niedrigem, ungezackten Rückenkamm. Lebensraum: Waldgebiete der Mittelgebirge, aber auch punktuelle Vorkommen in Norddeutschland. Zum Laichen werden alle Arten stehender Gewässer genutzt. Fortpflanzung: Alttiere von März bis Juni im Gewässer. Laichzeit von März bis Juni. In kalten Gewässern überwintern die Larven. Kleines Bild: Bauchfärbung Gefährdung: Straßenverkehr. Gefährdung nicht gefährdet gefährdet stark gefährdet vom Aussterben bedroht 9