Voting on Europe in Europe and Switzerland Voting on Europe in Europe and Switzerland Voting on Europe in Europe and Switzerland Claude Longchamp Political TV-Analyst, Head of the Research Institute gfs.bern, Lecturer for Political Science in the Practice at the University of St. Gallen (Switzerland) IRI-Europe, October 2nd, Aarau © gfs.bern Voting on Europe in Europe and Switzerland Irland (13. Juni 2008) Ablehnung mit 752451 : 862415 53.6 % Nein / 46,4 % Ja bei einer Beteiligung von 53,1 %. Voting on Europe in Europe and Switzerland Definitionen Direkte Demokratie bedeutet heute … • • • … dass die BürgerInnen und Bürger über Volksabstimmungen politische Sachfragen selber entscheiden („direkte Demokratie“) … nicht, dass man Amtsträger direkt Wählen kann („indirekte oder repräsentative Demokratie“) Direkte Demokratie sprengt die tendenziell oligarchische Definitionsmacht von Problemen durch Parteien, Parlament und Regierungen. Quelle: Schiller, Direkte Demokratie, 2002 Volksentscheidungen Wahlen Plebiszit Abstimmungen Volksrecht Initiative Referendum obligatorisch fakultativ Voting on Europe in Europe and Switzerland Volksabstimmung im Trend Zahl der weltweiten Volksabstimmung seit dem 20. Jahrhundert auf nationalstaatlicher Ebene 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Europa Asien America Ozeanien Africa Total 19001910 19111920 Quelle: IRI-Europe 19211930 19311940 19411950 19511960 19611970 19711980 19811990 1991- 2001-… 2000 Voting on Europe in Europe and Switzerland Typologie der zentralen direktdemokratischen Institutionen Verfassung Gesetz Verträge/Finanzen Plebiszit Frankreich Referendum (obligatorisch Schweiz, Oesterreich, Liechtenstein, Dänemark, Australien, 49 USBundesstaaten, Bayern, Hessen Referendum (fakultativ) Italien Schweiz, Liechtenstein, Italien, 25 US- Bundesstaaten Schweiz, Liechtenstein Initiative Schweiz, Liechtenstein, 17 US-Bundesstaaten, div. Bundesländer Liechtenstein Schweizer Kanton 21 US-Bundesstaaten Deutsche Bundesländer Schweizer Kanton Anregung Quelle: Schiller, Direkte Demokratie, 2002 Schweiz Oesterreich, div. Deutsche Bundesländer Voting on Europe in Europe and Switzerland Index der Demokratiefreundlichkeit in Europa Quelle: IRI-Europe Voting on Europe in Europe and Switzerland Volksabstimmungen in EU-Fragen Seit 1972 in Europa 49 Volksabstimmung zu Beitritten/Erweiterung resp. zu Verfassungen und Verträgen und Politiken in Mitgliedstaaten und ausserhalb. • Mitgliedschaften: 15 Zustimmungen, 2 Ablehnungen (Norwegen) und eine NichtBestätigung (Grönland) • Vorbereitungen Mitgliedschaft: 1 Zustimmung (Rumänien), 2 Ablehnungen (Schweiz) • Assoziierungen: 5 Zustimmungen, 1 Ablehnung (alle Schweiz) • Verträge/Programme: 17 Zustimmungen, 7 Ablehnungen • Wiederkehrende Probleme in der Schweiz, in Dänemark/Grönland, in Norwegen und in Irland • Einmalige Probleme in Frankreich und in Schweden. Quelle: IRI-Europe, eigene Klassierung Voting on Europe in Europe and Switzerland Was tun? Möglichkeit 1: Mangelnde Information beheben Möglichkeit 2: Zweiter Anlauf mit gleichem Inhalt Möglichkeit 3: Zweiter Anlauf mit verändertem Inhalt Möglichkeit 4: Transformation der Institutionen Was kann die Schweiz bei der Erarbeitung von Antworten beitragen? Voting on Europe in Europe and Switzerland Schweizer Volksabstimmungen zu EU-Fragen Referenden • Freihandelsabkommen (1972): 72,5 % Ja (22:0 Standesstimmen) • Mitgliedschaft EWR (1992): 49,7 % Ja (7:16 Standesstimmen dagegen) • Bilaterale Abkommen (2000): 67,2 % • Schengen-Abkommen (2005): 54,6 % Ja • Freizügigkeits-Abkommen (2005): 56,5 % Ja • Kohäsionsfonds Osthilfe (2006): 53,4 % Volksinitiativen • Mitgliedschaft EU (2001): 23,2 % Ja (0:23 Standesstimmen dagegen) • EU-Beitrittsverhandlung vor Volk (1997): 25,9 % Ja (0:23) Quelle: www.admin.ch Voting on Europe in Europe and Switzerland Stimmverhalten der Parteianhängerschaften bei Referenzabstimmungen Vorlage SP CVP FDP SVP Keine Osthilfe 86 65 71 10 52 Personenfreizügigkeit 89 81 74 13 52 Schengen/ Dublin 86 72 77 8 51 Bilaterale 93 69 83 24 64 EWR 69 53 62 32 49 © gfs.bern, VOX-Analysen Voting on Europe in Europe and Switzerland Analyse der aktuellen Stimmabsichten zum Osthilfegesetz aufgrund ausgewählter Werte Pro Ja-Stimmabsicht Kontra offene Schweiz Traditionen schützt bessere Chancen für SchweizerInnen Kantone mehr macht Ruhe und Ordnung stark betont © gfs.bern, Vox92, (N = 1013) Die 3 Wertmuster auf der Dimension "Moderne vs. Tradition" Aussenorientierung Schweizerischer Modernismus Modernismus Intern. Kooperation Supra-Nationalismus Pazifismus Modernismus Intern. Beteiligung Schweizertum Staats-/Armeereform © gfs.bern, "Präsenz Schweiz", Februar 2002 Schweizerischer Konservatismus Traditionalismus Isolationismus Schweizertum Wehrhaftigkeit Voting on Europe in Europe and Switzerland Stimmabgabe Osthilfe nach Wertetypologisierung "Wie haben Sie abgestimmt, welches war Ihre Stellungnahme zu Osthilfe?" in % Stimmberechtigter 30 36 abgelehnt 79 70 angenommen 64 21 Aussenorientiert Schweiz. Modernismus © gfs.bern, Osteuropa im Trend, November 2006 (N = ca. 1000), (sign.) Binnenorientiert Voting on Europe in Europe and Switzerland Analytisches Schema des Dispositionsansatzes Klima Vorlage Konfliktmuster meinungsbildende Eliten Dispositionen Konfliktmuster Stimmwillige Prädispositionen Zeitachse Quelle: gfs.bern Abstimmungskampf Entscheidung Voting on Europe in Europe and Switzerland Bundesverfassung 1848 Bundesverfassung 1871/74 • 12.9.1848 in Kraft gesetzt • • 15 ½ Kantonen dafür, 6 ½ Kantone dagegen (zirka 55 % Beteiligung der 440000 stimmberechtigten Männer) In der ersten Volksabstimmung (1871) verworfen, 1874 in modifizierter Form jedoch angenommen. • 340199 Ja zu 198‘013 Nein • 14 ½ Kantone dafür, 7 ½ Kanton dagegen • Keine Angabe über die Stimmberechtigten und damit über die Stimmbeteiligung • Klare Definition von Mehr- und Minderheit, zweimalige Abstimmung aufgrund einer modifizierten Vorlage (Berücksichtigung eines Teils der Einwände aus den verschiedenen Nein-Lagern) • 6 ½ Kantone dagegen, wurde all in den vorerst unverändert Bund aufgenommen, 3 ½ fügten sich Mehrheitsentscheidung, 3 widersetzten sich ihr vorerst. • Schwach geregelte Entscheidung • Offene Definition, welche Mehrheit es für die Annahme braucht • Legitimation eines revolutionären Aktes • Unterlegene Kantone, Kulturen, Interessen Parteien bleiben in der (System)Opposition bis 1891, seither Berücksichtigung in Regierung und allen relevanten Institutionen mit Übergang zur politischen Konkordanz, enge Verknüpfung der direkten Demokratie und der Konkordanz Voting on Europe in Europe and Switzerland Direkte Demokratie als politisches System • Integration des oppositionellen katholisch-konservativen Milieus durch Referendum und Initiative • Erweiterung der bürgerlichen Regierung zur Konkordanzregierung • Enge Sichtweise zwischen Volksrechten und Willensbildung als System ohne Alternative Instrumente der Direkten Demokratie als Erweiterung der repräsentativen Demokratie • Erweiterung der Artikulationskanäle und Entscheidungsinstrumente • Volksrechte, einmal eingeführt, können nicht widerrufen werden und können zur Instabilität des Regierungssystems führen. Voting on Europe in Europe and Switzerland Guten Tag Ich bin Claude Longchamp, Politikwissenschafter, Institutsleiter gfs.bern. Ich war heute Ihr Referent. Voting on Europe in Europe and Switzerland www.gfsbern.ch www.polittrends.ch www.zoonpoliticon.ch www.kommunikationstrends.ch www.stadtwanderer.net