REZENSION DIE (ZU) PERFEKTE FREIMAURERLOGE AUS DEM AARGAU Von Nadine Burri Anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Loge «Zur Brudertreue» in Aarau dokumentiert Dominik Sauerländer die europäische Freimaurerei anhand des Aargauer Beispiels. Die Einleitung liefert Peter Lang, Meister des Stuhls (Präsident) der Loge, gleich selbst. Sie liest sich ein bisschen wie die aalglatte Werbung für einen besonders sozialen, exklusiven Club, inklusive Verweis auf die Website der Loge. Eines wird sogleich klar: Auch heute noch wird das humanistische Gedankengut gefördert und gelebt und man ist stolz auf die Geschichte der eigenen Loge. Dominik Sauerländer, freiberuflicher Historiker, liefert mit seinem Werk grundlegende Informationen zur Freimaurerei. Angefangen bei den geistigen Wurzeln, die nur schwer eruierbar sind, erläutert er die Entstehung der Freimaurerlogen, geboren aus handwerklich geprägten, mittelalterlichen Bruderschaften. Knapp und dennoch leicht nachzuvollziehen zeigt er im ersten Teil eine «kurze Geschichte der Freimaurerei»: die Entstehung der ersten Grossloge in England 1717, die Ausbreitung der Freimaurer, die Pflichten und die Symbole. Eine wichtige Rolle spielt auch der Prozess der Aufklärung. Die Logen funktionierten nach Rousseaus Prinzipien der idealen Staatsidee, wodurch Freimaurerlogen als Vorbild für spätere republikanische Verwaltungssysteme fungierten. Sauerländer betont im einführenden Kapitel auch den Einfluss der Logen auf die Gesellschaft. Durch die vielen prominenten Mitglieder wie Johann Wolfgang von Goethe oder Wolfgang Amadeus Mozart fand das humanistisch-aufklärerische Gedankengut seinen Weg über die Literatur und Musik in die Gesellschaft. Anfangs geduldet und gefördert, wurden die Logen später von Königen und der katholischen Kirche mit Argwohn betrachtet oder gar als Sündenböcke in den Weltkriegen verurteilt. Der zweite Teil «Freimaurerei heute» richtet seinen Blick auf die Ziele, Prinzipien und die Organisation. Wie bereits im ersten Teil nüchtern und dokumentarisch schreibend, bietet Sauerländer zu den genannten Punkten einen knappen Überblick. Ein besonderes Augenmerk wird immer wieder auf die Freimaurerbewegung und deren Auswirkungen in der Schweiz gelenkt. Der dritte und letzte Teil befasst sich sodann mit der Loge «Zur Brudertreue» in Aarau. Ein interessanter Blick, der für einmal etwas tiefer geht und quasi das konkrete Beispiel zur vorhergehenden Theorie liefert. Sauerländers Werk bietet im Allgemeinen eine solide Einführung ins Thema, illustriert mit diversen Bildern und Portraits wichtiger Freimaurer. Diese Einführung ist mit knapp 100 Seiten eher breit angelegt und geht nicht wirklich in die Tiefe. Wer einen kritischen Blick oder gar kontroverse Diskussionen und Darstellungen möglicher Verschwörungstheorien erwartet, wird enttäuscht. Die Erklärungen bleiben nüchtern, knapp und fundiert. Trotz der Erläuterung von zeitweisen politischen Uneinigkeiten im Innern der Logen bleibt – wie bereits zu Beginn – ein fahler Beigeschmack einer allzu glatten und perfekten Vereinigung, deren soziale und liberale Ziele ihr höchstes Ansinnen sind. Rezension Dominik Sauerländer: Aargauer Freimaurer. 200 Jahre Loge zur Brudertreue in Aarau, Baden 2011, 96 S. ca. 28 Fr. 59