Die Geschichte der Freimaurer

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Die Geschichte der Freimaurer
von Alexander Hoster
Ihre Ursprünge hat die Freimaurerei bei Mönchen (vor allem Benediktinern), die sich zu
Bauhandwerker-Bruderschaften zusammenschlossen. Bereits im 10. Jahrhundert entstehen
erste weltliche Steinmetz-Bruderschaften und 1277 taucht das Wort „Loge“ (engl. „lodge“,
Bauschuppen) auf, um den Arbeitsplatz der Maurer und Steinmetze zu bezeichnen. 1376 wird
für einen qualifizierten Maurer und Steinmetz zum ersten Mal das Wort Freimaurer
verwendet. Ab dem 16. Jahrhundert werden die Bauhütten durchwegs weltlich; sie sind weder
dem Zunftzwang noch der Gewerbeordnung unterworfen, sondern haben ihre eigene, von den
Obrigkeiten tolerierte Ordnung. Damit sich keine Aussenstehenden in ihre Reihen
einschleichen können, gibt es besondere, geheime Erkennungszeichen und Rituale. Diese sind
teilweise heute noch im Gebrauch.
Als im 17. Jahrhundert in England zusehends mehr Adlige und Gentlemen (Gelehrte,
Politiker) aufgenommen werden, wandeln sich die Bauhütten zu Freimaurerlogen.
Gleichzeitig wird damit der Schritt vom operativen (Bau-) Handwerk zum spekulativen
freimaurerischen Bruderbund vollzogen. 1717 wird in London die erste Grossloge als
Zusammenschluss von vier Freimaurerlogen gegründet. 1723 gibt sie sich eine Verfassung,
die heute noch als „Alte Pflichten“ weltweit verbindlich ist.
Zwischen 1736 und 1744 kommt es auch in der Schweiz zu verschiedenen Logengründungen,
die sich jedoch alle nicht etablieren können. Erst die 1768 in Basel gegründete Loge „Zur
Freiheit“ und die 1771 in Zürich gegründete Loge „La Discrétion“ – später in „Modestia cum
libertate“ umbenannt - sollten bis heute Bestand haben. Mitglieder der letzteren gründen
schliesslich 1820 in Winterthur die Loge Akazia. Die Schweizerischen Freimaurerlogen sind
seit 1844 in der Grossloge Alpina zusammengeschlossen.
Die Philosophie der Freimaurer
Die Freimaurerei stellt sich auf den Standpunkt, dass es eine bessere Welt nur geben kann,
wenn der Einzelne ein besserer Mensch wird – und mit diesem Unterfangen bei sich selbst
beginnt. In die freimaurerische Symbolsprache übertragen heisst das: jedes Mitglied ist ein
„rauer Stein“, der durch lebenslange Arbeit an sich selber zu einem glatten werden kann – um
sich am Ende seines Lebens lückenlos in den grossen (symbolischen) Tempelbau der
Humanität einzufügen. Diesen Vorgang der Arbeit an sich selbst, zu dem sich jeder
Freimaurer verpflichtet und dem auch die rituellen Handlungen gewidmet sind, bezeichnet
man auch als „freimaurerische Arbeit“.
Die Freimaurerei versteht sich also als Schule des Menschseins. Ihre Ideale sind: Freiheit im
selbstverantwortlichen, rechten Denken und Handeln, Toleranz gegenüber Andersdenkenden,
Sinn für Gerechtigkeit, gelebte Brüderlichkeit. Die Freimaurer sind überzeugt, dass es die
Freiheit eines jeden Einzelnen ist, die zur Selbstverantwortung führt und dass jeder Mensch
seine äusseren Lebensumstände selber in die Hand nehmen und beeinflussen kann. Deshalb
ist umgekehrt ohne Selbstverantwortung auch keine Menschenwürde möglich. Aus diesem
Grundgedanken folgt zwingend Toleranz gegen jede andere Weltanschauung. Jeder
Freimaurer ist verpflichtet, seinen Teil zur Erreichung dieses Ziels beizutragen. Dazu dienen
regelmässige Treffen, die in einem ersten Teil der stark von Ritualen und Symbolen geprägten
freimaurerischen Arbeit im Tempel gewidmet sind – und in einem zweiten Teil der
Geselligkeit und Brüderlichkeit. Die Freimaurer betreiben keine Vetterliwirtschaft
(geschäftliche Themen sind im Haus Akazia sogar absolut tabu); hingegen engagieren sich in
aller Verschwiegenheit für Bedürftige und andere wohltätige Zwecke.
Prominente Freimaurer
Der politische Einfluss der Freimaurer war gerade zwischen Ende des achtzehnten und Mitte
des neunzehnten Jahrhunderts besonders gross – was wohl damit zusammen hängt, dass die
von den Freimaurern postulierten und von revolutionären Bewegungen („Liberté, Egalité,
Fraternité“) übernommenen Tugenden nun in modernen, demokratischen Staaten umgesetzt
wurden. So war nicht nur der erste Schweizerische Bundespräsident, der Winterthurer Jonas
Furrer, ein Freimaurer, sondern nach ihm weitere sechs Bundesräte. Zeitgleich war auch der
erste amerikanische Präsident, George Washington, Mitglied der Bruderschaft. Nicht
verwunderlich, dass weitere Staatsmänner (Allende, Atatürk, Benes, Cavour, Franklin,
Rhodes, Roosevelt) aber auch nicht wenige Revolutionäre, die sich für Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit einsetzten, Freimaurer waren, darunter Simon Bolivar, Giuseppe
Garibaldi, Georges Jacques Danton. Bekannte Literaten wie Goethe, Heine und Lessing –
aber auch Tucholsky und Wilde - gehörten ebenso der Bruderschaft an, wie Listz, Lortzing,
Mozart, Meyerbeer, Sibelius. Schlussendlich gibt’s aber auch überraschende Entdeckungen:
Namen wie Louis Armstrong, Count Basie, Duke Ellington, Charlie Chaplin, Peter Sellers,
oder – John Wayne sind doch eher unerwartet. Offenbar auch sie suchende, nach Höherem
strebende Menschen…
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