Lernpaket für Lehrer und Schüler Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddha Sammler öffnen ihre Schatzkammern – 232 Meisterwerke buddhistischer Kunst aus 2.000 Jahren 25. Juni 2016 bis 19. Februar 2017, täglich ab 10 Uhr Lernpaket für Lehrer und Schüler Inhalt Seite Ausstellungsdaten und Service für Schulen 3 Vorwort 4 Einführung: Der historischer Buddha 5 Der Buddhismus 10 1. Buddha – Sammler öffnen ihre Schatzkammern 12 Südasien | Indien Ostasien | China, Japan 18 Südostasien | Kambodscha, Thailand, Indonesien, Burma 24 Himalaya | Nepal, Tibet 35 2. Der Pfad der Erkenntnis 48 3. Steve McCurry – Buddhismus 61 Buddhismus von A bis Z 66 Unterrichtsvorschläge 74 Quellentexte 93 Katalogbuch zur Ausstellung 101 Literaturauswahl 102 Impressum Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 2 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ausstellungsdaten und Service für Schulen Öffnungszeiten ab 20. März 2016 Gebläsehalle, täglich von 10-19 Uhr Öffnungszeiten ab 1. November 2016 Gebläsehalle, täglich von 10-18 Uhr Eintritt Kinder, Jugendliche, Schüler bis 18 Jahre, Studenten mit Ausweis Eintritt frei Ermäßigt 13,00 Euro Normal 15,00 Euro Gebuchte Führung 100,00 Euro (plus ermäßigten Eintritt) (max. 30 Personen, Dauer der Führung ca. 1,5 Stunden) Jahreskarte Erwachsene 32,00 Euro Sonderkonditionen für Schulen Schulklassenführung im Bonuspaket zum Preis von 100 Euro inkl. Führung (max. 30 Personen einschließlich Lehrkraft) in der Zeit von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr. Bucht eine Schule zum gleichen Termin drei Führungen, zahlt sie nur zwei! Die Ausstellungen Buddha mit dem Pfad der Erkenntnis und Steve McCurry sind für Schulklassen besonders zu empfehlen. Kontakt / Besucherservice Telefon +49 (0)6898 - 9 100 100 +49 (0)6898 - 9 100 104 Fax +49 (0)6898 - 9 100 111 Service zur Ausstellung Sonderpublikation zur Ausstellung Buddha Sammler öffnen ihre Schatzkammern 232 Meisterwerke buddhistischer Kunst aus 2.000 Jahren Edition Völklinger Hütte, Köln 2016, 528 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 29,90 € Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 3 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Vorwort Sehr geehrte Frau Fachleiterin, sehr geehrter Herr Fachleiter, liebe Freunde des Weltkulturerbe Völklinger Hütte, die Ausstellung versammelt 232 hochkarätige Exponate aus zwei Jahrtausenden und lässt die Welt des Buddha und die damit verbundene Weltsicht lebendig werden. Meisterwerke buddhistischer Kunst aus der antiken Region Gandhāra, aus Indien, China, Korea, Japan, Kambodscha, Thailand und vom Dach der Welt Nepal/Tibet entwerfen die Kultursicht einer der ältesten Weltreligionen und das sie bestimmende Bildnis des Buddha. Für die Ausstellung "Buddha" öffnen die bedeutendsten Sammler rund um den Globus ihre Schatzkammern. Viele dieser Exponate werden zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Die Objekte stammen ausschließlich aus Privatsammlungen und waren in diesem Umfang noch nie zu sehen. Die Buddha-Ausstellung bedeutet für das Weltkulturerbe Völklinger Hütte einen Quantensprung in den kulturhistorischen Ausstellungen. Zum ersten Mal zeigen wir nicht nur außergewöhnliche Meisterwerke, sondern thematisieren eine Weltanschauung, die noch heute globale Bedeutung hat und Ziel vieler westlicher Menschen ist. In der Ausstellung "Buddha" im Weltkulturerbe Völklinger Hütte werden die Besucher die Aura des Buddha spüren. Wir möchten westlichen Besuchern eine Begegnung mit den tiefen Weisheiten und Einsichten des Buddha ermöglichen. Im Zentrum der Buddha-Ausstellung stehen drei große epochale Ausstellungsthemen: die Entstehung der ersten Bilder des Buddha in der GandhāraZeit, die Entwicklung des Buddha-Bildnis von der Antike bis in die Neuzeit in Asien und die Weltanschauung des Buddhismus. Meditationsbilder laden die Besucher ein, sich in die mannigfache Bildwelt zu vertiefen Kooperationspartner des Weltkulturerbes Völklinger Hütte ist das Tibethaus Deutschland in Frankfurt, das unter der offiziellen Schirmherrschaft des XIV. Dalai Lama steht. Zentrales Faszinosum der buddhistischen Kultur und Zentrum der Ausstellung ist die Gestalt des Buddha, des Erwachten. Das Bildnis des friedlichen Menschen ist eine der großen Ikonen. Es zieht Gläubige und selbst Atheisten in seinen Bann. Dabei wurde Siddhārtha Gautama jahrhundertelang nur symbolisch ins Bild gesetzt. Erst in der Gandhāra-Kultur wurde der Buddha in menschlicher Gestalt abgebildet. Heute versinnbildlicht die Figur des Buddha die Lehre von der Loslösung. Die Ausstellung "Buddha" zeigt diese buddhistische Kunst und diskutiert damit auch die Weltanschauung, die sich mit Buddha verbindet. Begleitend zur Buddha-Ausstellung präsentiert das Weltkulturerbe Völklinger die Ausstellung "Steve McCurry. Buddhismus – Fotografien 1985 bis 2013". Zu sehen sind 40 großformatige Fotos des Magnum-Fotografen Steve McCurry, die er auf seinen zahlreichen Reisen nach Asien aufgenommen hat. Zusätzlich zu den beiden Ausstellungen präsentiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte den "Pfad der Erkenntnis". Acht Meditationsstationen auf 7.000 Metern Besucherweg bieten die Möglichkeit, Meditation und die Industriekultur der Völklinger Hütte miteinander zu verbinden. Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig CEO | Generaldirektor des Weltkulturerbe Völklinger Hütte Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 4 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Einführung Der historische Buddha. Eine biografische Skizze Volker Zotz Keinem Zweiten sind in Asien so viele und derart hohe Denkmaler errichtet worden wie Siddhārtha Gautama. Auch wenn dem indischen Weisheitslehrer erheblich weniger Anhänger als Jesus und Mohammed folgen, so gehört er doch zu den bekanntesten Personen der Weltgeschichte. In Europa dekorieren Statuen, die ihn als Buddha zeigen, in tausend Varianten die Wohnzimmer. Was aber weiß man tatsachlich über den in zahllosen Figuren Dargestellten? Über viele Jahrhunderte galten in Asien Biografien wie Nidānakathā und Lalitavistara als verlässliche Quellen. Man glaubte ihre Berichte über den Buddha wie man im Abendland lange an Jesu Leben nach den Evangelien festhielt. Als die buddhistischen Texte im Europa des 19. Jahrhunderts n. Chr. bekannt wurden, herrschten vonseiten der Gelehrten allerdings längst Zweifel an der historischen Korrektheit der Bibel. Mit entsprechender Skepsis nahmen sie auch die Erzählungen über den Buddha auf. Bedeutende Forscher wie Hendrik Kern und Emile Senart hielten Gautama gar für eine rein literarische Figur ohne faktische Basis. Dass man es eher mit fantasievollen Sagen als überlieferten Tatsachen zu tun hatte, legten die indischen Texte nahe. Sie präsentieren einen Mann, der ganz selbstverständlich mit Göttern und Geistern verkehrt, über seine und anderer Menschen frühere Existenzen Auskunft gibt und über das Wasser wandelt. Vieles sprach deshalb dafür, dass ein historischer Buddha nie gelebt hatte. Dann aber siebte der Indologe Hermann Oldenberg 1881 im Buch Buddha nüchterne Fakten aus der bunten Wunderwelt alter Schriften und rekonstruierte jenseits aller Übernatürlichkeit den glaubhaften Werdegang eines Menschen. Dazu traten archäologische Belege, nachdem 1898 William Claxton Peppe eine mehr als zweitausend Jahre alte Urne ausgegraben hatte, die laut Inschrift Asche des Buddha enthielt. Obwohl seither als erwiesen gelten kann, dass der "Buddha" Genannte tatsachlich existiert hat, wissen wir doch kaum Sicheres bezüglich seines Lebens. In den Sprachen Sanskrit und Pāli aufgezeichnete Texte über sein Wirken entstanden Jahrhunderte nach seiner Epoche. Authentische Erinnerung und spätere Zutat sind kaum unterscheidbar. Schon seine Lebensdaten bleiben unklar, denn zwischen den verschiedenen und gleichermaßen plausiblen Annahmen klaffen mehr als hundert Jahre. Neben den häufigen Angaben 563 bis 483 und 466 bis 382 v. Chr. hat die Forschung weitere denkbare Möglichkeiten ermittelt. Der Überlieferung zufolge gehörte Gautama zu den Shākya, einer Sippe der Kriegerkaste, die ein überschaubares Gebiet mit kleinen Städten und einigen Dörfern im heutigen indisch-nepalesischen Grenzland regierte. Familien des Clans übten eine gemeinsame Herrschaft (ganarājya) unter Führung des Stammesaltesten aus. Dieses Amt nahm Gautamas Vater Shuddhodana wahr, den buddhistische Autoren später zum mächtigen König stilisierten. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 5 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Als Geburtsort gilt Lumbinī im heutigen Nepal. Unweit dieses Dorfs brachte Shuddhodanas Frau Māyā bei der Rast auf einer Reise ihren Sohn unter freiem Himmel zur Welt. Dass Gautamas Leben während einer Ausfahrt begann, mag Fakt oder Metapher sein: Ein Buddha, der keine Bindung an Haus und Familie kennt, wird demgemäß passenderweise fern von allem geboren, was Menschen begehren. Auf ähnliche Weise lässt sich fast jedes Detail aus Gautamas Biografie als Gleichnis für ihm zugeschriebene Lehren lesen, weshalb die Frage nach Dichtung oder Wahrheit in den meisten Fällen offenbleibt. Mit sechzehn Jahren wurde Gautama verheiratet. Er hatte einen Sohn, unterstützte den Vater und genoss das Leben. Die buddhistische Literatur und Kunst schildern seine Jugend in üppigem Luxus. Viele Frauen erfüllten ihm in prunkvollen Schlossern jeden Wunsch. Doch hinter den fiktiven Palästen frommer Maler und Autoren steht in Wahrheit ein Haus in der Heimatstadt Kapilavastu, das sich beim regionalen Anführer der Kriegerkaste allenfalls durch die Hohe sowie den Gebrauch gebrannter Ziegeln von den Schilf- und Lehmhütten der anderen abgehoben haben dürfte. Irgendwann überschattete Unzufriedenheit Gautamas Freuden: "Die vier Monate der Regenzeit umgaben mich Musikantinnen, und ich verließ den Palast nicht. Dann erkannte ich zuverlässig, wie sinnliche Freuden entstehen und vergehen" (Majjhimanikaja 75). Dass die Nichtdauer alles Schönen zum Problem für Gautama wurde, mag auch an politischen Umwälzungen gelegen haben. Expandierende Reiche in der Ebene des Ganges bedrohten kleine Gemeinwesen wie das der Shākya, die an Autonomie verloren und ihre Zerschlagung befürchten mussten. Gautama wollte sich an nichts mehr hängen, das dem Gesetz des Vergehens folgt: "Warum begehre ich, was diesem Gesetz gehorcht? Sollte ich, der das Missliche daran sah, nicht besser erstreben, was ihm nicht unterliegt?" (Majjhimanikaja 26). Als etwas, das nicht dem Gesetz der Nichtdauer folgt, betrachteten Denker und Mystiker damals das Vermögen der Wahrnehmung. Jene Instanz, die an allen Dingen und am eigenen Körper Veränderungen registriert, schien als Beobachter selbst unveränderlich zu sein. Manche deuteten das Wahrnehmen als die mit einer beständigen Gottheit verbundene Substanz (ātman) des Menschen. Andere erkannten darin die Eigenschaft einer in jedem einzigartigen ewigen Individualität (jīva). Gautama wollte dieses in ihm verborgene Ewige aus der Verflechtung mit der flüchtigen Welt losen, ließ im Alter von 29 Jahren gegen den Willen der "weinenden Eltern Haar und Bart scheren, zog ein gelbes Gewand an und ging in die Hauslosigkeit" (Majjhimanikaja 26). Er wanderte zu Asketen, die versuchten, das Dauerhafte durch Meditation zu befreien. Indem sie sinnliches Wahrnehmen und Denkprozesse auf ein Minimum herabsetzten, um das dauerhafte wahrnehmende Subjekt von vergänglichen Objekten zu trennen, erfuhren sie einen Rest von Bewusstsein, der ihnen als ewiger Kern im Menschen galt. Gautama, der solche Erlebnisse als Erreichen der "Sphäre des Nichts" und der "Grenzsphäre von Wahrnehmen und Nichtwahrnehmen" bezeichnete, glaubte nicht, dass dadurch das Ewige in ihm befreit war. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 6 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Darum wandte er sich radikalen Praktiken zu: "Ich ging in Ställe, wenn die Hirten fort waren, aß von der Ausscheidung junger, saugender Kälber. Auch was in meinem Kot unverdaut war, aß ich" (Majjhimanikaja 12). Er hielt den Atem an, bis der Leib schmerzte, als schmore er "in einer Grube kühlender Kohlen". Die im Missachten des Körpers gezeigte Abscheu vor dem Endlichen sollte das Dauerhafte erlösen. So magerte Gautama durch striktes Fasten ab: "Beim Berühren der Bauchdecke spürte ich das Rückgrat; beim Befühlen des Rückgrats traf ich die Bauchdecke." Ihm "fielen die Körperhaare aus, denen durch extrem weniges Essen die Wurzel faulte" (Majjhimanikaja 36). Dem Tod nahe fühlte er sich auf dem falschen Weg und aß wieder. Fünf Männer, die wegen seiner Kompromisslosigkeit Gautamas Anhänger geworden waren, wandten sich enttäuscht ab, als er sich davon lossagte. Statt die Wahrnehmung des Nichtdauernden zu unterdrücken und sich vom vergänglichen Leib zu lösen, wollte er diesen fortan mit ganzem Bewusstsein erfahren. So hielt er den Atem nicht mehr gewaltsam an, sondern ergründete dessen natürliches Strömen. Dabei entdeckte er "vier Stufen der Vertiefung", aus denen später das Grundmodell buddhistischen Meditierens abgeleitet wurde: (1) Sein Denken begleitete konzentriert das Erlebnis des Atmens, was ein körperliches Wohlsein und freudige Gefühle auslöste. (2) Allmählich gab das Denken einem Empfinden tiefer Beruhigung Raum. (3) Dieses ging in Gleichmut über, wodurch freudige Gefühle abklangen und körperliches Wohlsein anhielt. (4) Das Wohlsein ging schließlich in einem gleichmutigen Bewusstsein auf, das ihn ungetrübt durch Wünsche und Wertungen sich und anderes erkennen ließ, wie es war. Gautama war 35 Jahre alt, als er derart meditierend zu einem "Erwachten" wurde, was Buddha wörtlich bedeutet. Nachdem er nicht länger versuchte, sich vom Vergänglichen abzusondern, durchschaute er dessen Gesetze. Zunächst zeigte ihm eine Vision, dass er das momentane Ergebnis hunderttausend früherer Leben war: "Dort lebte ich in dieser Familie, das waren mein Stand, Beruf, Glück und Leid. Das war mein Tod. Dort gestorben, trat ich hier wieder ins Dasein" (Majjhimanikaja 36). Anschließend sah er das Entstehen und Vergehen hunderttausend vorangegangener Kosmen. Beim Wandern durch diese Welten und Lebensformen verändern sich die Wesen ihrem Wirken (karman) entsprechend. Im unaufhörlichen Wandel findet sich kein Dauerhaftes, wonach er sechs Jahre vergeblich suchte, denn der Mensch ist "ohne Substanz" (anātman). Die Befreiung vom Leid an der Vergänglichkeit besteht im Aufgeben des Durstes nach Dasein und Besitz, im "Erlöschen" (nirvāna) von Gier, Hass und jener Verblendung, die einen nach Beharrendem suchen lasst. Dieses Erkennen oder "Erwachen" (bodhi) erlangte Gautama bei Gayā im heutigen indischen Staat Bihar während einer Vollmondnacht im Mai. Damit schwanden ihm alle Wünsche, weshalb er auch keinen Drang spürte, seine Erfahrung mit anderen zu teilen. Ein Gott stieg vom Himmel herab und bat ihn, seine Einsichten nicht für sich zu behalten. Gautama willigte ein, was ihn zum "Lehrer der Götter und Menschen" werden ließ. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 7 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Die folgenden 45 Jahre, in denen er Nordindien durchwanderte, beschreiben die Texte als eindrucksvollen Triumphzug. In Benares legte er den fünf vormaligen Anhängern seine Lehre dar und gewann sie zurück. Damit war der buddhistische Orden gegründet. Einen reichen Mann, der ihm begegnete, befreite Gautama von seiner Depression, was dessen Familie und Freunde zu seinen Förderern machte. Anschließend suchte er Kāshyapa auf, den angesehenen Führer einer Gemeinschaft von Asketen. Diesem hielt er vor, bei Weitem nicht so "verwirklicht" zu sein, wie andere glaubten. Der perplexe Kāshyapa gestand das unmittelbar ein und akzeptierte mit zahlreichen Schülern Gautama als Lehrer. In kurzer Zeit folgten diesem tausend Anhänger, mit denen er zur Hauptstadt des Landes Magadha zog. Der alarmierte Konig Bimbisāra kam der Schar entgegen, um nach einem Gespräch Gautamas Gönner zu werden. Das Berichtete wiederholte sich in anderen Regionen: Herrscher, einflussreiche Persönlichkeiten und ganze spirituelle Gemeinschaften fühlten sich von Gautama und seiner Lehre angesprochen. Ein Grund für diesen Erfolg war zweifellos, dass sich verschiedene Zielgruppen seine Einsichten zunutze machen konnten. Dass es nichts Dauerndes gibt und wahres Glück darin besteht, innerlich loszulassen, um an nichts zu hängen, ließ sich schließlich auf so gut wie jede Lebenssituation anwenden. Wer vollkommene Freiheit vom Leiden an der Vergänglichkeit suchte, dem empfahl Gautama, sich als wandernder Asket der Meditation zu widmen. Ohne Besitz und Bindungen sollte er von gespendeter Nahrung leben und jeweils nur kurz an einem Ort verweilen. Die später für den Buddhismus typischen Klöster waren Gautama unerwünscht. Jenen, die Eigentum und Familienbande nicht aufgaben, empfahl er, klug zu wirtschaften: "So werden die Einkünfte meine Ausgaben übertreffen und nicht meine Ausgaben die Einkünfte" (Anguttaranikāya IV, 61). Ein Leben in Liebe, Mitgefühl und Gleichmut, das Gier, Hass und Verblendung überwindet, hielt er auch vor dem Hintergrund von Besitz und Beziehungen für möglich. So erwies sich seine Lehre als attraktiv für wohlhabende Händler, deren Förderung wesentlich dazu beitrug, dem Buddhismus in Indien über Gautamas Zeit hinaus bedeutenden Einfluss zu sichern. Im Alter war Gautamas Gesundheit stark angegriffen, und er konnte sich offenbar nur mit Stützverbänden bewegen. "Wie Stricke einen alten Karren zusammenhalten, wird auch mein Körper von Stricken zusammengehalten", kommentierte er seinen Zustand, den er im Sinn seiner Lehre gefasst nahm: "Wie konnte es sein, dass Entstandenes, Gewordenes nicht zerfiele?" (Dīghanikāya 16). Gautama starb mit achtzig Jahren an einer Lebensmittelvergiftung bei Kushīnagar im heutigen indischen Staat Uttar Pradesh. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche geteilt und von den Herrschern mehrerer Länder Nordindiens beigesetzt. Als seine letzten Worte überlieferte man: "Strebet ohne Unterlass." Weitere Aufsätze finden Sie im Katalogbuch zur Ausstellung. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 8 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Gonkar Gyatso (*1961) Untamed Encounter ("Ungezähmte Begegnung") 2012 Kunstharz, Collage mit applizierten farbigen Stickern Höhe 122 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 232 Gonkar Gyatso ist der bekannteste zeitgenössische Künstler Tibets. Die weiße Oberfläche der Statue ist mit hunderten von individuell gefertigten Plastikstickern beklebt worden. Zum Kopf hin nimmt die Anzahl der Sticker ab. Dies ist ein genialer Kunstgriff, der die "Essenz" des Buddhismus zum Ausdruck bringt: der Buddha entfernt sich geistig sukzessive von der „Materie“, die seinen Körper noch so reichlich umgibt. Er löst seine Anhaftung an die sinnlich wahrnehmbare, flüchtige Welt und hat das Prinzip der "Leerheit aller Phänomene" erkannt. Somit setzt diese Skulptur den „Weg zur Erleuchtung“ auf sehr eindrucksvolle Weise ins Bild. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 9 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Der Buddhismus Anfänge 563 bis 382 v. Chr. Gautama Siddhārtha, den man Buddha nennt, und seine Schüler wirken im Norden Indiens. um 260 v. Chr. Unter dem indischen Kaiser Ashoka findet die Lehre des Buddha auch in benachbarten Regionen wie Sri Lanka Anhänger. 228 v. Chr. Der Tradition zufolge gelangt der Buddhismus in das Gebiet des heutigen Myanmar. Ausbreitung 148 n. Chr. Der parthische Prinz An Shigao übersetzt buddhistische Texte ins Chinesische. um 150 Der indische Philosoph Nāgārjuna formuliert Positionen des MahāyānaBuddhismus, der in China, Korea, Japan, Vietnam und Tibet von Bedeutung wird. 551 Der Mönch Hyeryang wird erstes buddhistisches Oberhaupt des koreanischen Köngreichs Silla. 552 In Japan, wohin der Buddhismus über Korea gelangte, beginnt er seine Entwicklung zur staatstragenden Religion. 629 Der chinesische Gelehrte Xuanzang bricht zu einer langjährigen Reise nach Indien auf. Seine Studien und mitgebrachten Texte prägen den Buddhismus Ostasiens. 755 König Trisong Detsen besteigt den Thron Tibets und fördert den dortigen Einfluss des Buddhismus. 968 In Vietnam beginnt die Herrschaft der Đinh-Dynastie, die dem Buddhismus eine offizielle Stellung im Staat verleiht. 1006 Mit Beginn der Herrschaft des Königs Suryavarman I erfährt der Buddhismus in Kambodscha starke Unterstützung. 1215 Der Zen-Mönch Myōan Eisai, der die Kultur des Tees in den Buddhismus Japans einführte, stirbt. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 10 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1238 Mit der Gründung des Königreichs Sukhothai im heutigen Thailand bis zu dessen Ende 1583 erfährt der Buddhismus starke staatliche Förderung. 1252 Die berühmte große Buddha-Statue von Kamakura in Japan wird geschaffen. 1279 Mit der Herrschaft der Yuan-Dynastie wird der tantrische Buddhismus Tibets am Hof und im ganzen chinesischen Reich bedeutend. 1353 Mit seiner Krönung gibt König Fa Ngum von Laos dem Buddhismus eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft. 1362 König Binnya U lässt die goldene Shwedagon-Pagode restaurieren, den wichtigsten buddhistischen Kultbau Myanmars. 1578 Altan Khan festigt die Bedeutung des Buddhismus als Religion der Mongolei. 1642 Die drei Jahrhunderte andauernde politische Herrschaft der Dalai Lamas über Tibet beginnt. 1788 Arthur Schopenhauer wird geboren, der sich später als "Buddhaist" bezeichnet und starkes Interesses an der Lehre des Buddha unter europäischen Intellektuellen auslöste. 1868 Die staatlich unterstützte antibuddhistische Bewegung Haibutsu kishaku drängt den Einfluss des Buddhismus in Japan stark zurück und führt zur Enteignung und Zerstörung tausender Tempel. 1880 Der amerikanische Offizier Henry Steel Olcott konvertiert im heutigen Sri Lanka zum Buddhismus und trägt in Zusammenarbeit mit dem Singhalesen Anagarika Dharmapala zur Renaissance des Buddhismus bei. 1950 In Colombo gründen Buddhisten mehrerer Länder die World Fellowship of Buddhists, nach zweieinhalb Jahrtausenden ein erstes gemeinsame Organ des Buddhismus. 1959 Der XIV. Dalai Lama verlässt nach zunehmenden Spannungen mit der chinesischen Regierung Tibet 2001 Die monumentalen Buddha-Statuen des Weltkulturerbes von Bamiyan in Afghanistan werden von den Taliban zerstört. 2016 Das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte zeigt die Welt des Buddhismus: Die Ausstellungen "Steve McCurry. Buddhismus – Fotografien von 1985 bis 2013" und "Buddha – Sammler öffnen ihre Schatzkammern – Meisterwerke buddhistischer Kunst aus 2000 Jahren" geben einen Einblick in die reiche Kultur des Buddhismus. Zusammengestellt von Volker Zotz Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 11 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1. Buddha – Sammler öffnen ihre Schatzkammern Südasien | Indien Für etwa 600 Jahre war die Entwicklung der buddhistischen Kunst ausschließlich auf das antike Indien beschränkt. Dazu gehörte auch die antike Region Gandhāra im damaligen Nordwestindien, deren künstlerisches Vermächtnis sich heute auf Nordwestpakistan und Teile Afghanistans verteilt. Die Phase vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis ca. 50 n. Chr. gilt als die "anikonische Phase" der buddhistischen Kunst, weil Buddha selbst nicht anthropomorph dargestellt wurde. Das Relief mit einem Männerkopf aus der Sunga-Periode (185-73 v. Chr.)repräsentiert diese Phase (Kat. Nr. 1). Die Schaffung von BuddhaDarstellungen in menschlicher Gestalt - wohl etwa zeitgleich in den kushan-zeitlichen Kunstschulen von Mathurā und Gandhāra im 1. Jahrhundert n. Chr. - stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der buddhistischen Kunst und Religion dar, der in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Erst durch sinnlich erfahrbare Bildnisse des Buddha bekam die buddhistische Kunst jenen anschaulichen Charakter, durch den sich der Buddhismus wie ein Lauffeuer in ganz Asien verbreiten konnte. Insofern kommt dieser "Bildwerdung des Buddha" eine fundamentale Bedeutung zu. Ohne die Entstehung dieses anthropomorphen BuddhaBildes wäre der Buddhismus wahrscheinlich ein lokales Phänomen geblieben. Die Kunst Gandhāras (1. - 5. Jahrhundert n. Chr.) ist durch eine große und exquisite Gruppe in der Ausstellung vertreten. Ein Kapitell mit Sphinxen veranschaulicht das Kunstschaffen der Schule von Mathurā (Kat. Nr. 2). Neben Meisterwerken wie z.B. dem feinsten ostindischen Gupta-Buddha oder einer großartigen Orissa-Skulptur wird eine in dieser Qualität und Vielgestaltigkeit kaum je gezeigte Gruppe von Werken der ostindischen Pāla-Kunst vorgestellt. Ausstellung Buddha | Südasien Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 12 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Kapitell mit Sphinxen und Reitern Nordindien, Uttar Pradesh, Mathurā 1. – 2. Jahrhundert n. Chr. Roter Sandstein mit hellen Einschlüssen Höhe 39,5 cm Sammlung Kathrin und Andreas Lindner Siehe Katalognummer 2 Geflügelte Fabeltiere und Mischwesen wie Sphinxen oder Kentauren waren ab spätestens dem 2. Jahrhundert v. Chr. in der indischen Kunst weit verbreitet. Sie gehören zum festen Bestandteil des Dekors sakraler buddhistischer Architektur. Auf Steinzäunen umschreiten sie im Uhrzeigersinn das Bauwerk. Ansonsten schmücken sie oft Kapitelle von Eingangstoren, Pfeilern oder Pilastern. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 13 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Stūpa Nordwestpakistan, Gandhāra-Region 1.-2. Jahrhundert n. Chr. Schiefer mit Resten von Vergoldung Höhe 88 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 4 Aus mehreren Teilen bestehende Stūpas sind nur in Ausnahmefällen so vollständig erhalten. Stūpas sind nicht begehbare Kultbauten, die üblicherweise Reliquien des Buddha oder seiner Schüler beherbergen. Man verehrt sie durch rituelles Umschreiten im Uhrzeigersinn sowie durch das Darbringen von Girlanden, Lampen, Bannern und Ähnlichem. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 14 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddha Nordwestpakistan, Gandhāra-Region 6. Jahrhundert n. Chr. Bronze Höhe 31,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 8 Der frontal dargestellte Buddha steht auf einem sich nach oben verjüngenden Sockel, hat seine rechte Hand Schutz und Zuversicht verheißend (abhaya-mudrā) erhoben und hält einen Gewandzipfel mit seiner Linken. Dieser Darstellungstyp war schon in der KushanKunst sehr verbreitet und wurde, wie diese Figur zeigt, noch lange nach dem Ende der Kushan-Dynastie beibehalten. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 15 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Meditierender Buddha Nordwestpakistan, Gandhāra-Region 2. – 3. Jahrhundert n. Chr. Grauer Schiefer mit Resten von Vergoldung Höhe 92,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 11 Diese meisterhaft gestaltete, große Skulptur zeigt den aufrecht sitzenden Buddha, dessen Hände im Schoß zur Meditation ineinandergelegt sind (dhyāna-mudrā). Sein fein geschnittenes Gesicht, entsprechend dem Gandhāra-Stil mit großen Augen und kräftiger Nase, strahlt Ruhe und Konzentration aus. An der Vorderseite des Throns zeigt ein Relief eine Gruppe von Adoranten vor einem Vorhang. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 16 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Vierarmiger Avalokiteshvara Ostindien, Bihar, Pāla-Periode 8. Jahrhundert n. Chr. Dunkelgrauer Stein Höhe 120 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 22 Die Stele des Avalokiteshvara, der für sein großes Mitgefühl mit allen Lebewesen gerühmt wird, ist eines der Hauptwerke der frühen Pāla-Kunst. Das tief versenkte, fein lächelnde Gesicht ist dem klassischen Ideal der Gupta-Zeit noch sehr nahe. Der unbekannte PalaKünstler hat die Herausforderung, eine solche „universelle Schutzengelgestalt“ ergreifend ins Bild zu setzen, unnachahmlich gemeistert. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 17 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ostasien | China, Japan Der Buddhismus erreichte China bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. Allerdings bildete sich dort erst ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. eine eigenständige buddhistische Kunst heraus. Der pan-asiatisch wirkende Gupta-Stil hatte ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. auch in China eine stilbeeinflussende Wirkung, wie ein Buddha-Kopf aus der Nördlichen Qi-Periode (550-577) zeigt (Kat. Nr. 53). Im Verlauf der Tang-Dynastie (618-907) wurde dieser Einfluss nach und nach wieder stärker von chinesischen Formen überlagert. Auch unter der Liao-Dynastie (9071125 n. Chr.) und in der Sung-Periode (960-1279) wurde die buddhistische Religion und Kunst königlich gefördert. Die Yuan-Zeit (1271-1368) bedeutete für China ein Jahrhundert der Fremdherrschaft. Kublai Khan, der Enkel Ghenghis Khans, machte China zu einem Teil des Mongolenreichs. Die Yuan-Herrscher waren religiös tolerant und förderten die Künste. Die Ausstellung präsentiert eine herausragende Gruppe von fünf vergoldeten Yuan-Bronzen. Auch unter der aus China selbst stammenden Ming-Dynastie (1368-1644) und der von den Manchu gegründeten Qing-Dynastie (1644-1911) entstanden wichtige buddhistische Werke. Kaiser Qianlong (1735-1796) war der letzte große Mäzen der buddhistischen Kunst in China. Im 6. Jahrhundert n. Chr. gelangte der Buddhismus schließlich nach Japan und war dort im 7. Jahrhundert n. Chr. bereits weit verbreitet. Während der Nara-Periode (710-794) besuchten viele japanische Mönche und Künstler China und Korea. Dadurch gelangte der dort verbreitete Gupta-Einfluss auch nach Japan. In der Folge erwies sich die japanische Kunst, durch die Insellage begünstigt, als extrem konservativ. In der Kamakura-Zeit (1185-1333) kam es zu einem letzten Höhepunkt der japanischen Plastik. Ausstellung Buddha | Ostasien Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 18 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddha-Kopf China, Nördliche Qi-Dynastie 6. Jahrhundert n. Chr. Sandstein Höhe 33 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 53 Der lebensgroße Buddha-Kopf ist ein herausragendes Beispiel für den Einfluss indischer Formen in der chinesisch-buddhistischen Kunst während der Nördlichen Qi-Dynastie: eine naturalistische Modellierung des Gesichts ersetzt die überspitzte Stilisierung des Wei-Stils. Auch die eng beieinander liegenden, spiralförmigen Locken gehen unmittelbar auf die Gupta-Vorbilder zurück. Sandstein wurde in dieser Periode recht selten verwendet. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 19 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Avalokiteshvara China, Sung-Dynastie 12. – 13. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze Höhe 61 cm Sammlung A & J Speelman, London Siehe Katalognummer 57 Die Skulptur ist ein Hauptwerk der Sung-Kunst und eine der wichtigsten chinesischbuddhistischen Bronzen überhaupt. Das einzige Vergleichsstück, welches wohl im gleichen Atelier und für denselben Tempel entstand, befindet sich im Asian Art Museum in San Francisco. In seinem Haarknoten befinden sich die Gesichter von 3 weiteren Bodhisattvas. Auf der Stirn und beiden Handflächen hat er je ein zusätzliches Auge. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 20 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Siddhārtha Gautama als Asket China, Yuan-Dynastie 14. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze Höhe 28,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 63 Im indischen Kulturkreis wurde der fastende Siddhartha Gautama als bis auf die Knochen abgemagerter Mann im Meditationssitz dargestellt. Wie diese meisterhafte Bronzefigur zeigt, wurde das Thema in China anders ins Bild gesetzt. Obwohl er beide Hände und den Kopf auf seinem linken Knie aufstützt, strahlt seine Pose eine Anmut aus, die darauf hinzuweisen scheint, dass er als künftiger Buddha trotz der körperlichen Schwächung noch ganz Herr der Lage ist. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 21 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Arhat China, Ming-Dynastie, Hongzhi-Periode 1496 Bronze mit partieller Vergoldung Höhe 31,6 cm Sammlung A & J Speelman, London Siehe Katalognummer 64 Im Unterschied zu einem Buddha, der aus eigenem Karma Erleuchtung erfährt, ist ein Arhat (chin. Luohan) ein Buddhaschüler, der durch Anleitung Erleuchtung erlangt. Zeugnisse im Pāli-Kanon des frühen Buddhismus weisen darauf hin, dass während der Lebenszeit des Buddha Shākyamuni viele seiner Schüler die Arhatschaft erlangten. Aufgrund des Federfächers könnte es sich bei diesem Meisterwerk um den nach chinesischer Zählung ersten Arhat namens Pindola Bharadvaja handeln. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 22 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Amitābha-Trias Japan, Frühe Edo-Periode, 17. Jahrhundert n. Chr. Vergoldetes Holz Höhe 60,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 69 Im Zentrum dieser sogenannten „Amida-Trias“ (jap. Amida-sanzon) steht Buddha Amitābha (jap. Amida Nyorai). Er führt mit seiner Rechten eine Geste aus, mit der er die Gläubigen in Sukhavati willkommen heißt. Er wird von zwei Bodhisattvas flankiert, die ihrer geringeren Bedeutung entsprechend kleiner dargestellt sind: zu seiner Linken von Avalokiteshvara (jap. Kannon Bosatsu) und zu seiner Rechten von Mahāsthāmaprāpta (jap. Seishi). Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 23 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Südostasien | Kambodscha, Thailand, Indonesien, Burma Ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. nahm eine beispiellose kulturelle "Indisierung" Südostasiens ihren Lauf. Nicht im Rahmen einer "Kolonialisierung", sondern durch eine freiwillige, erst punktuelle und dann immer flächendeckendere Übernahme indischer Kultur. Portable Kunstwerke, die Mönche oder Kaufleute aus Indien mitbrachten, dienten als Modelle oder Inspiration für regionale Kunstschöpfungen. Zur frühesten königlichen Förderung der buddhistischen Kunst in Südostasien und Etablierung des Buddhismus als eine Art "Staatsreligion" kam es im späten 5. oder frühen 6. Jahrhundert n. Chr. im Pyu-Reich in Zentral-Burma. Unter den MonHerrschern im Königreich Dvāravatī (im heutigen Thailand) kam es vom 7. bis 9. Jahrhundert n. Chr. zu einer bis dahin beispiellosen königlichen Förderung der buddhistischen Kunst, wovon in der Ausstellung drei Bronzebuddhas und eine Goldfigur zeugen. Die frühen Stile in der "formativen Phase" der buddhistischen Kunst Südostasiens - vom 5.-8. Jahrhundert n. Chr. - ähneln sich sehr. Dies wird deutlich, wenn man den Buddha im Angkor Borei-Stil (Kat. Nr. 72) mit den erwähnten Mon-Buddhas vergleicht. Durch die Gründung des Khmer-Reiches unter König Jayavarman II zu Beginn des 9. Jahrhundert n. Chr. entstand ein neues Machtzentrum in Festland-Südostasien, welches in den nächsten 400 Jahren fast ständig expandierte und die absolute Vorherrschaft in der Region behielt. Obwohl der Hinduismus im Khmer-Reich bis zum Ende der Angkor Wat-Periode (1181) dominierte, kam es ab dem Ende des 9. Jahrhunderts n. Chr. auch zur Förderung des Buddhismus. Das Khmer-Reich erstreckte sich im 12.-13. Jahrhundert n. Chr. auch auf weite Teile des heutigen Thailands. Unter König Jayavarman VII (regierte 1181 – ca. 1220 n. Chr.) hatte das Khmer-Reich seine größte territoriale Ausdehnung. Es kam zu einer letzten Blütezeit der Khmer-Kunst und das einzige Mal in der Angkor-Periode zu einer königlichen Förderung des Buddhismus als eine Art "Staatsreligion", da sich Jayavarman VII zum Mahayana-Buddhismus bekannte. Ausstellung Buddha | Südostasien Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 24 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Elefant Kambodscha, Prä-Khmer-Periode 7. – 8. Jahrhundert Bronze Höhe 6,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 70 Obwohl diese Figur eines kauernden Elefanten-Babys stilisiert ist, drückt sie das Wesen des Elefanten gleichwohl perfekt aus. Die Vermutung, dass die Figur der Aufbewahrung von Kalkpaste zur Betelzubereitung oder von Farbpulver zur Beopferung buddhistischer Kultbildnisse diente, wird durch die kleine Öse verstärkt, die im Nacken des Elefanten angebracht ist. Allerdings schließt dies eine religiöse Verwendung der Figur nicht aus. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 25 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Tanzender Hevajra Kambodscha, Khmer Baphuon-Stil 11. Jahrhundert n. Chr. Bronze Höhe 44 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 78 Dieser Hevajra ist eine der feinsten Khmer-Bronzen auf der Welt. Kaum jemals wurde in der Weltkunst eine Tanzbewegung so vollendet ins Bild gesetzt. Die Baphuon-Kunst erschuf die elegantesten Körperformen der gesamten Khmer-Kunst. Im 11. Jahrhundert n. Chr. setzte sich die sechzehnarmige tanzende Form als bevorzugte Darstellungsweise durch. Die Attribute symbolisieren Hevajras übermenschliche Fähigkeiten: so beherrscht er z.B. Krankheit und Tod und kann Wohlstand gewähren. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 26 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 84 Portrait des Jayavarman VII Kambodscha, Khmer, Bayon-Stil Spätes 12. Jahrhundert n. Chr. Sandstein Höhe 6,5 cm Sammlung Kathrin und Andreas Lindner Siehe Katalognummer 84 Die Portraits des Jayavarman VII sind die einzigen nachweisbaren Portraits in der Khmerkunst. Bisher sind außer diesem einmaligen kleinen Portraitkopf mindestens fünf lebensgroße Portraits bekannt. Sie sind die feinsten und bemerkenswertesten SteinSkulpturen der Bayon-Zeit und gehören zu den größten Errungenschaften der Khmer-Kunst überhaupt. Jayavarman VII war der einzige Khmer-Herrscher, der den Buddhismus als eine Art "Staatsreligion" königlich förderte. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 27 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Prajnāpāramitā-Mandala Kambodscha, Khmer, Bayon-Stil Spätes 12. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze Höhe 27,2 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 87 Im Zentrum des Mandalas erscheint die elfköpfige Prajnāpāramitā mit 22 Armen. Um ihre Füße herum sitzen auf einem stilisierten Lotossockel sechs von ursprünglich acht Emanationen der Gottheit in Meditation versunken. Eine weitere gleichartige Figur sitzt vorne auf einem separaten Lotospodest. Das dritte Auge auf der Stirn der Hauptfigur symbolisiert ihre spirituelle Vollkommenheit und die Erlangung der Buddhaschaft. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 28 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Maitreya Thailand, Prakhon Chai-Stil 8. Jahrhundert n. Chr. Bronze Höhe 16,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 96 Dieser Stil ist nach dem wichtigsten Fundort in der heutigen thailändischen Provinz Buriram benannt. In Prakhon Chai wurden Mitte der 1960-er Jahre fast 300 buddhistische Bronzen unterschiedlicher Größe aus dem 7.-9. Jahrhundert n. Chr. entdeckt, die zu den bedeutendsten Zeugnissen der frühen buddhistischen Kunst Südostasiens gehören. Der Bodhisattva kann aufgrund des Stūpa-Emblems in seinem Haar als Maitreya identifiziert werden. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 29 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Stehender Buddha Thailand, U Thong-Stil 14. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze Höhe 175 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 106 Die lebensgroße Figur ist ein Hauptwerk des U Thong-Stils. Innerhalb dieses Stils werden drei Untergruppen gebildet: U Thong A, U Thong B und U-Thong C. Der Buddha ist im frühen U Thong C-Stil ausgeführt, der zusammen mit dem späten U Thong B-Stil - diese beiden Stile überschneiden sich zeitlich teilweise - die früheste Phase des Kunstschaffens während der Ayutthaya-Periode (1351-1767) repräsentiert. Die Skulptur zeigt Einflüsse der Khmerund Mon-Kunst. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 30 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Achtarmige Cundā Indonesien, Zentraljava 9. Jahrhundert n. Chr. Bronze Höhe 19,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 118 Die achtarmige Göttin sitzt in eleganter Pose auf einem Doppellotos. In ihren rechten Händen hält sie einen Vajra, eine Axt, ein abgebrochenes Schwert und eine Fangschlinge (pāsha); in den linken Händen ein Manuskript (pustaka), einen Dreizack (trishūla), einen Spiegel (darpana) und schließlich in der unteren, neben dem Bein liegenden Hand den Stengel einer hoch aufragenden Lotosblüte (padma). Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 31 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Vajrasattva Indonesien oder Thailand Srīvijaya-Stil 8. Jahrhundert n. Chr. Bronze Höhe 18,7 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 120 Die überaus elegant geformte Skulptur entstand im Einflussbereich Srīvijaya. Das SrīvijayaReich beherrschte seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. von seinem Zentrum auf Sumatra aus Handel und Häfen zwischen der malaiischen Halbinsel (heutiges Thailand) und West-Java. Vajrasattva, das "Diamantwesen", wird in vielen Schulen des Mahāyāna-Buddhismus als Verkörperung des höchsten Buddhaprinzips betrachtet. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 32 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Yaksha Burma Pyu-Periode 6. – 7. Jahrhundert n. Chr. Sandstein Höhe 89 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 121 Diese einmalige Skulptur hat ein besonders ausdrucksstarkes Gesicht. Yakshas gelten bereits in den frühesten Texten als impulsive, unberechenbare Personifizierungen einer ungezähmten Natur. Sie können gleichermaßen wohlwollend wie bedrohlich sein und sind Herren über Fruchtbarkeit und materiellen Wohlstand. Oft wurden sie vor buddhistischen Heiligtümern aufgestellt, um diese vor störenden Kräften zu schützen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 33 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddha Burma, Pagan-Periode 12. Jahrhundert n. Chr. Sandstein Höhe 87 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 123 Charakteristisch für die Stein-Figuren aus Pagan sind neben dem hellen grauen Sandstein Details wie der kegelförmige Aufsatz auf dem Schädelauswuchs, der spitz zulaufende Nimbus, die Gestaltung der Thronlehne, der sehr expressive Lotossockel aus stark gegeneinander versetzten Lotosblättern und der zu einem schmalen Streifen gefaltete Überwurf (sanghāti), der über die linke Schulter des Buddha gelegt ist. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 34 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Himalaya | Nepal, Tibet Nepal Die Meisterwerke in der Ausstellung zeigen die Entwicklung der nepalesischen Skulptur über einen Zeitraum von 1000 Jahren (7. - 17. Jahrhundert n. Chr.). Die ersten buddhistischen Skulpturen in Nepal entstanden während der LicchaviPeriode (ca. 400-879 bzw. nach anderer Meinung ca. 450 bis 750). Obwohl die Licchavi-Könige Hindus waren, ließen sie auch der buddhistischen Kunst königliche Förderung angedeihen. Es kam in dieser Phase, von der in der Ausstellung eine sensationelle Holzfigur des Avalokiteshvara und eine einmalige Kupferfigur des Siddhaikavira Manjushri zeugen (Kat. Nr. 126, 129), zu einer beispiellosen kulturellen Blüte und einem "Goldenen Zeitalter" der nepalesischen Kunst. Die Licchavi-Kunst entwickelte sich unter dem prägenden Einfluss des indischen Gupta-Stils. Dennoch waren die nepalesischen Künstler schon in der Licchavi-Zeit fähig, ihren Werken einen ganz eigenständigen und unverwechselbar nepalesischen Charakter zu verleihen. In der anschließenden "Übergangsperiode" (ca. 879 - 1200) herrschte zunächst weitgehend stilistische und qualitative Kontinuität. Erst im weiteren Verlauf der Übergangsperiode entwickelte sich der prachtvolle Stil mit reichem Schmuck- und Steindekor, der zu Beginn der langen und künstlerisch fruchtbaren Malla-Periode (12011769) bereits etabliert war. Allerdings wird die Sinnlichkeit und Schönheit, durch welche sich die nepalesische Skulptur von Anbeginn auszeichnet, durch den reichen Dekor nicht beeinträchtigt. Auch in der Malla-Zeit blieb die nepalesische Kunst sehr konservativ. Fremde stilistische Einflüsse waren in dieser Periode niemals dominant, sondern blieben in die nepalesische Formensprache eingebettet. Tibet Tibetische Werke bilden die größte Gruppe der Ausstellung. Das künstlerische Vermächtnis Tibets ist von einzigartiger Vielgestaltigkeit und Komplexität. Die Offenheit gegenüber Neuem führte zur Übernahme vieler "fremder" Elemente, die unter anderem aus Indien, Nepal, China oder Kashmir kamen und zu Recht als Bereicherung angesehen wurden. Die ersten buddhistischen Skulpturen Tibets stammen aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. Schon in dieser frühen Phase und dann fast durchgehend bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. war der nepalesische Einfluss auf die tibetische Kunst am deutlichsten. Besonders dominant war dieser Einfluss vom 13.-15. Jahrhundert n. Chr., als viele Newar-Künstler in Tibet wirkten und tibetische Künstler häufig in nepalesischem Stil arbeiteten. Ab dem 12. Jahrhundert n. Chr. kam die indische Pāla-Kunst als weitere extrem wichtige Inspirationsquelle hinzu. Dieser Zufluss von Neuem traf auf das Talent und die Innovationskraft tibetischer Künstler. Da in Tibet prinzipiell jeder darstellungsfähig war, der sich religiös verdient gemacht hatte, gibt es dort ein viel größeres Spektrum an Darstellungen - z.B. zahlreiche Portraits - als in der buddhistischen Kunst anderer Länder. Während die nepalesische Kunst im 15. Jahrhundert n. Chr. ihren Zenit schon leicht überschritten hatte, wurden in Tibet noch bis ins 19. Jahrhundert n. Chr. äußerst bemerkenswerte Werke geschaffen. Obwohl auch vom 15. - 19. Jahrhundert n. Chr. noch phasenweise fremde Einflüsse in Tibet wirkten (z.B. aus China), erlangte die tibetische Kunst ab dem 15. Jahrhundert n. Chr. doch eine große Eigenständigkeit. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 35 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ausstellung Buddha | Nepal und Tibet Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 36 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Bodhisattva Avalokiteshvara Nepal, Licchavi-Periode 8. Jahrhundert n. Chr. Holz mit polychromer Bemalung Höhe 114 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 129 Die Skulptur zählt zu den größten Meisterwerken der asiatischen Kunst und ist die mit großem Abstand wichtigste Holzfigur aus dem Himalaya. Das Überdauern einer Holzfigur dieser Größe und Qualität aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. ist fast ein Wunder. Allzu oft fällt Holz der Zerstörung durch Feuer, Feuchtigkeit oder Insekten zum Opfer. Aus Europa ist keine Holzfigur dieser Qualität und Periode bekannt, obwohl dort die klimatischen Bedingungen viel günstiger sind. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 37 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Vajrayoginī Nepal 10. Jahrhundert n. Chr. Vergoldetes Kupfer Höhe 13,2 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 130 Vajrayoginī ist eine Anführerin der Dākinīs (Himmelstänzerinnen). Die meisterhafte Skulptur ist die früheste nepalesische Darstellung dieser Ikonographie, die bekannt ist. Sie tanzt zornvoll auf einem liegenden Leichnam, wodurch das Überwinden der Vorstellung von einem beständigen Selbst mit inhärenten Eigenschaften symbolisiert wird. Sie tanzt durch den leeren Raum, der für das Prinzip der Leerheit aller Phänomene (shūnyatā) steht. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 38 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Avalokiteshvara mit Hayagrīva Nepal, Frühe Malla-Periode 14. Jahrhundert n. Chr. Vergoldetes Kupfer mit Steinbesatz Höhe 27 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 137 Die Figur ist die mit Abstand beste ihrer Art und ein Hauptwerk der frühen Malla-Kunst. Der indischen Tradition folgend wird der zornvolle Hayagrīva als Begleiter und Beschützer des friedlichen Avalokiteshvara dargestellt. Hayagrīva ist an dem Pferdekopf in seinem Haar zu erkennen. Er hält eine Keule und scheint eine Vase mit dem Elixier des ewigen Lebens (amrita-kalasha)zu bewachen. Hayagrīva gehört, wie auch Avalokiteshvara, zur Lotos-Familie des Buddha Amitābha. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 39 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Meditierender Buddha Westtibet 11. – 12. Jahrhundert n. Chr. Bronze mit Silbereinlagen Höhe 31 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 150 Die Figur ist ein feines und seltenes Werk aus dem westtibetischen Königreich Guge und ist vom Kaschmir-Stil beeinflusst. Die Augen sind mit Silber eingelegt. Der Guss ist sehr dünnwandig. Der kräftig ausgebildete Schädelwulst (ushnīsha) ist eines der markantesten Erleuchtungsmerkmale des Buddha. Die langgezogenen Ohrläppchen weisen ihn als früheren Träger von schwerem Fürstenschmuck aus. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 40 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Manjushrī Tibet 12. – 13. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze mit Steinbesatz Höhe 46 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 157 Diese hochbedeutende Figur ist von großem kunstgeschichtlichem Interesse. Sie ist eine der ganz wenigen vergoldeten Bronzen dieses Stils und ein Musterbeispiel für den starken Einfluss der indischen Pāla-Kunst auf viele tibetische Werke dieser Periode. Manjushrī ist an dem "flammenden" Weisheitsschwert und dem in Herzhöhe gehaltenen Buch der Weisheit erkennbar. Das Buch muss man sich als Stapel von lose übereinanderliegenden Palmblättern vorstellen, die von zwei Buchdeckeln geschützt werden. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 41 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Mahāsiddha Virūpa Tibet 14. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze Höhe 11,3 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 167 Diese einmalige Figur ist eine „Ikone“ der tibetischen Kunst und ein vollendetes Meisterwerk. Virūpa, welcher der Legende zufolge im 9. Jahrhundert n. Chr. in Ostindien lebte, soll im hohen Alter von der Göttin Vajra Nairātmyā die sogenannten „LamdreLehren“ empfangen haben, deren Anwendung ihn schließlich zur Erleuchtung führten. Folglich gilt er als „Begründer“ der Lamdre-Lehren, die im 11. Jahrhundert n. Chr. nach Tibet gelangten und dort die Kernpraxis der Sakya-Schule darstellen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 42 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Maitreya Tibet 14. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze und Steinbesatz Höhe 35 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 179 Die Figur wird durch den silbernen Miniaturstūpa auf der Vorderseite des hohen Haarknotens (jatāmukuta) eindeutig als Maitreya identifiziert. Aufgrund des starken nepalesischen Einflusses ist es denkbar, dass nepalesische Künstler bei der Schaffung dieses Werks zumindest beteiligt waren. Eine große stilistische Ähnlichkeit besteht zu einigen Bronzefiguren im Kloster Shalu, die von in Tibet lebenden Newar-Künstlern geschaffen wurden. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 43 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddha Tibet 15. Jahrhundert n. Chr. Thangka, Tempera und Gold auf Baumwollgewebe 87 x 76 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 188 Buddha Shākyamuni wird von zwei seiner ersten Jünger flankiert und nimmt mit der beidhändigen Lehrgeste Bezug auf seine erste Predigt als Buddha im Gazellenhain von Sārnāth. Insgesamt 17 Arhat-Darstellungen nehmen Teile des äußeren Registers ein (im Uhrzeigersinn vom linken Rand etwa in der Mitte bis zum rechten Rand leicht oberhalb der Mitte). In der Reihe um den Thron herum sind u.a. Erscheinungsformen des Avalokiteshvara dargestellt. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 44 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Portrait des VII. Karmapa Chödrak Gyatso Tibet 15. – 16. Jahrhundert n. Chr. Vergoldete Bronze Höhe 16,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 210 Die Inschrift weist dieses einmalige Portrait als den siebten Karmapa Lama Chödrak Gyatso (1454-1506) aus. Er schrieb u.a. bedeutende wissenschaftliche Werke. Die Handhaltung ist extrem selten und die Gestaltung des Gewandes - vor allem auf der Rückseite - beispiellos fein. Der markante Hut ist die typische Kopfbedeckung der Karmapa Lamas. Der Karmapa ist das Oberhaupt der Karma Kagyü-Schule, der wichtigsten Unterschule der Kagyü-Schule. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 45 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Vajrabhairava Tibet 17. Jahrhundert n. Chr. Elfenbein mit partieller Bemalung Höhe 6,5 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 220 Dieses meisterhafte und extrem ausdrucksstarke Miniaturbildnis des Vajrabhairava ist eine von sehr wenigen tibetischen Elfenbeinskulpturen. Größe und Form der Statue weisen darauf hin, dass sie sich ursprünglich in einem "Gau" - einem tibetischen Reisealtar einer hochgestellten Persönlichkeit – befand. Reisende trugen diese reich verzierten Metallkästchen in der Nähe des Herzens, um sich vor Gefahren und Krankheiten zu schützen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 46 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Vajrabhairava Tibet 18. Jahrhundert n. Chr. Thangka, Tempera und Gold auf Baumwollgewebe 107 x 72 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 229 Vajrabhairava erscheint hier in Vereinigung mit seiner Partnerin Vajravetali. Umgeben wird das zentrale Paar von acht männlichen Gottheiten mit Partnerin sowie vier weiblichen Gottheiten mit ihrem jeweiligen Partner. Komplettiert wird das "Mandala" durch vier mit Nektar gefüllte Schädelschalen. Oberhalb der Hauptgottheiten thront Tsongkhapa, der Gründer der Gelug-Tradition. Mittig am unteren Rand steht Yama Dharmarāja, der Schützer der tantrischen Praxis des Vajrabhairava. Weitere Informationen zu den Exponaten finden Sie im Katalogbuch zur Ausstellung. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 47 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 2. Der Pfad der Erkenntnis Station 1 | Buddhistischer Meditationsraum Die Anschauung Buddhistische Meditationen Der Pfad der Erkenntnis öffnet einen "anderen" Blick auf die eigene Person und das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Die mächtigen Maschinen und die beeindruckenden Bauwerke treten in den Dialog mit den Weisheiten des Buddhas. An den acht Stationen des Pfades der Erkenntnis laden wir dich dazu ein, über dein Leben in der fantastischen Welt des Eisenwerkes, mitten in der Sinteranlage, der Hochofengruppe und der Kokerei, zu meditieren. Im Anschluss an den achtfachen Pfad der Erkenntnis empfehlen wir dir einen Besuch der Buddha-Ausstellung. Anfängern empfehlen wir, den Pfad der Erkenntnis bei regenfreiem Wetter zu begehen, weil sich ein Großteil der Stationen im Freien befindet. Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind bei der Begehung des Pfades der Erkenntnis sehr zu empfehlen. Ein besonderes Erlebnis bietet der Pfad der Erkenntnis bei Regen, Wind und Schnee – wir empfehlen ihn dann für Fortgeschrittene. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 48 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddhistische Weisheit Buddha gibt uns den Rat, die Dinge möglichst wahrheitsgetreu so zu sehen wie sie sind. Wir sollen gewohnte Denkbahnen verlassen und verschiedene Sichtweisen einüben. Dazu müssen wir unser Ego in den Hintergrund stellen. Vollkommene Anschauung ist immer voller Güte und friedvoll. Handlungsempfehlung Setze dich an der ersten Station auf eine Bank und komme zur Ruhe. Spüre die Aura des buddhistischen Meditationsraumes. Formuliere dann dein persönliches Ziel für den Pfad der Erkenntnis, z. B. Erfüllung, Liebe, Glück. Dieses Ziel kannst du bei einer der nächsten Stationen auf einen Stein schreiben und bis zum Ende des Pfades mit dir führen. Bestätige am Ende deine Meditation mit dem Stempel der goldenen Fische, des Symbols für Liebe, Fruchtbarkeit, Glück und Reichtum in deinem Meditationspass. Bitte verlasse dann den Meditationsraum und folge den Hinweisschildern zur nächsten Station. Erlebnisschleife - optional Wenn du dein persönliches Ziel gefunden hast, nimm auf den Meditationsbänken im Meditationsraum Platz und vertiefe dein persönliches Ziel. Verlasse danach den Raum, wende dich nach rechts, folge den Hinweisschildern und gehe bis zum Ende der Halle. Dort findest du eine Treppe, die hinüber zur zweiten Station auf dem Dach der Erzhalle führt: die Erkenntnis. Auf dem Weg dorthin gehst Du entlang der gigantischen Gebläsemaschinen, der riesigen Ersatzteile und Werkzeuge der Maschinisten. Der Pfad oder einzelne Stationen können auch im Klassenverband z. B. im Anschluss an eine Führung abgegangen werden. Den Plan mit dem Meditationspass wird an der Kasse ausgegeben. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 49 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Station 2 | Dach der Erzhalle Die Absicht Buddhistische Weisheit Wenn wir die vollkommene Absicht anstreben, sind wir entschlossen in der Ablehnung aller unheilsamen Handlungen, in Freiheit von Feindschaft, im Nichtverletzen. Wir verstärken unsere Offenheit anderen gegenüber, die Ausdruck bedingungsloser, konstanter Zuneigung ist, die nicht davon abhängt, was wir zurückbekommen. Wir dürfen weder uns noch anderen etwas vormachen. Handlungsempfehlung Setze dich auf die Bank vor dem Geländer der Installation und lasse deinen Blick auf den Geleisen ruhen. Über die von einem Tuch verhüllten Gleise, die vom Bahnhof in das Innere der Hütte führen, sind über fast 100 Jahre unvorstellbare Mengen an Rohstoffen für die Hochöfen in die Möllerhalle transportiert worden. Lasse deine Gedanken über diese Gleise in das Innere der Hütte gleiten und spüre den Fluss der Energie. Stempele bitte nach deiner Meditation das Rad, das Symbol des buddhistischen Weges zur Erleuchtung, in deinen Meditationspass und gehe den Weg weiter ins Innere der Anlage auf dem achtfachen Pfad der Erkenntnis. Erlebnisschleife - optional Gehe langsam und aufmerksam über das Dach der Erzhalle und nimm die Eindrücke von der Umgebung in dir auf. Blicke von der Gebläsehalle hinüber zum pulsierenden Stahlwerk und zur Stadt Völklingen. Spüre die Nähe von Stadt und Hütte. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 50 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Station 3 | Möllerhalle Das Reden Buddhistische Weisheit Wir sollten alle Lüge, Verleugnung, Beleidigung und Geschwätz vermeiden. Genauso wie bei unseren Gedanken kann unsere Rede heilsam oder unheilsam, nützlich oder nicht nützlich, wahr oder falsch sein. Alles sollte zum richtigen Zeitpunkt gesprochen werden, wahr, höflich, zweckmäßig sein und aus liebevoller Gesinnung kommen. Handlungsempfehlung Setze dich auf die Bank und schaue dich in der Halle um. Hier waren riesige Mengen an Rohstoffen für die Hochöfen gelagert. Die Wände der Siloräume umfangen dich. Heute zeigen wir hier die Fotos von Steve McCurry, die uns ein Bild vom aktuell gelebten Buddhismus in verschiedenen Ländern Asiens vermitteln. Nimm dir einen weißen Stein aus dem Korb und schreibe darauf das Ziel deiner Meditation, z. B. Erfüllung, Liebe, Glück. Spüre die Wärme des Steins. Behalte auf deinem weiteren Weg den Stein in deinen Händen. Lasse die Eindrücke von der Ausstellung an dir vorüber ziehen und folge dann weiter dem Pfad der Erkenntnis in die Granulieranlage. Mache dir einen Stempelabdruck mit dem Lotos, dem Symbol für die Reinheit und harmonische Entfaltung des Geistes, in deinen Meditationspass. Erlebnisschleife - optional Gehe langsam und aufmerksam durch diesen letzten Raum der Fotoausstellung und lassen die Bilder auf dich wirken. Nimm dir auch den Eindruck des Graffitis von Jeff Aérosol mit auf deinen weiteren Weg auf dem Pfad der Erkenntnis. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 51 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Station 4 | Granulieranlage Das Tun Buddhistische Weisheit Zum vollkommenen Handeln gehören die fünf ethischen Richtlinien: nicht töten; nicht nehmen, was mir nicht gegeben wurde, keine falsche Rede führen, kein sexuelles Verhalten, das für andere und mich Leid erzeugt und mich nicht berauschen. Unser Handeln darf aber nicht auf Gehorsam und blindem Folgen gründen, sondern auf Einsicht, Verstehen und innerer Überzeugung beruhen. Handlungsempfehlung In der Völklinger Hütte hat der Lärm der Maschinen das Reden oft schwer gemacht. Die Arbeiter mussten sich anschreien, um sich untereinander verständlich zu machen. Heute ist Ruhe eingekehrt in die Gebäude und Hallen. Setze dich auf die Bank im Raum an der Granulieranlage und spüre der Ruhe des Ortes nach. Höre auf das sanfte Rauschen des Wassers. Zünde einen Räucherstab an und nehme diesen Eindruck zusammen mit dem authentischen Ort der Granulieranlage auf. Denke an das Ziel deines Meditationsweges. Mache nach deiner Meditation einen Stempelabdruck mit der Schatzvase, dem Symbol für geistige und materielle Wunscherfüllung, in deinen Meditationspass und folgen den Hinweisschildern zur nächsten Station oder benutze den Aufzug zur Gichtbühne. Erlebnisschleife - optional Gehe von der Granulieranlage zurück auf den Achtfachen Pfad der Erkenntnis. Lasse deinen Blick auf dem kleinen Teich mit seiner Bewachsung ruhen. Nimm dir in der Helmstation einen Helm und steige die Treppe zur Gichtbühne hinauf. Erlebe die langsam anwachsende Höhe und genieße den Rundblick über das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 52 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Station 5 | Gichtbühne / Hochofen 3 Das Leben Buddhistische Weisheit Der vollkommene Lebenswandel bezieht sich auf den Beruf und das Handeln in der Familie und der Gesellschaft: Wir sollen ein ethisch einwandfreies Leben führen, ständig an uns arbeiten und schädliche Gewohnheiten ablegen. Buddha nennt auch Berufe, die wir nicht ausüben und zu denen wir andere nicht veranlassen sollen, wie Handel mit Waffen, Handel mit Lebewesen und Fleisch, Handel mit Rauschmitteln oder Handel mit Giften. Handlungsempfehlung Du bist auf dem Dach der Hochöfen. Gehe langsam in Uhrzeigerrichtung um die Haube des Hochofens herum. Schaue dir die acht Glückssymbole an, die mit Kreide auf die Haube des Hochofens gemalt sind. Die acht Glückssymbole repräsentieren die Stationen des Achtfachen Pfads der Erkenntnis. Mache dir dann einen Stempelabdruck mit dem endlosen Knoten, der daran erinnert, dass alles und alle miteinander verbunden sind, in deinen Meditationspass. Folge den Hinweisschildern zur nächsten Station oder benutze den Aufzug zur Gichtbühne, um in das Paradies zu kommen. Erlebnisschleife - optional Gehe weiter entlang der anderen Hochöfen bis zum Ende der Gichtbühne. Gehe auf der anderen Seite zurück und steige auf die Aussichtsplattform, von wo du einen fantastischen Rundblick über die Völklinger Hütte und die Landschaft um Völklingen hast. Steige am Hochofen hinab und gehe über die kleine Brücke zum Paradies in der Kokerei. Mache Station auf diesem Platz und betrachte die Gebetsfahnen, von denen die Gebete der Buddhas mit dem Wind die Welt wehen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 53 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Station 6 | Paradies / Bastion Die Einstellung Buddhistische Weisheit Wir sollen heilsame Zustände schaffen und erhalten. Das gelingt, wenn wir Affekte wie Begierde, Hass, Zorn und Ablehnung kontrollieren und zügeln. Wir müssen die eigenen Gedanken prüfen und unheilsame Gedanken durch heilsame Gedanken austauschen. Es geht nicht um Verdrängen, es geht um Erkennen und konstruktivem Verwandeln zum eigenen Nutzen und Nutzen der anderen. Ziel der vollkommenen Einstellung sind Wohlwollen, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut. Handlungsempfehlung Setze dich auf eine Bank und lasse deinen Blick auf dem Steingarten ruhen. Betrachte die Linien der Muster in den Steinfeldern. Die Steinmuster symbolisieren die Wellen des Wassers, eines der vier Elemente. In wenigen Metern Entfernung fließt die Saar an der Völklinger Hütte vorbei, die Lebensader der Industriewerke im Saarland. Atme den Geruch der Natur und denke über dein Meditationsziel nach. Mache nach deiner Meditation einen Stempelabdruck mit dem Siegesbanner, das den Sieg über alle Hindernisse symbolisiert, in deinen Meditationspass. Erlebnisschleife - optional Gehe zurück über die Brücke auf den Pfad der Erkenntnis. Vorbei an den großen Teerbecken, in denen früher der Teer aus den Kokskammern gesammelt wurde und wo sich heute Fische tummeln, geht es zur nächsten Station des Pfades der Erkenntnis, dem Kamin der Kokerei. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 54 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Station 7 | Paradies / Kamin Die Achtsamkeit Buddhistische Weisheit Wir sollten nicht nur aktiv in der Welt sein, sondern auch Phasen der Einkehr und Verinnerlichung haben, um dann gestärkt in den Alltag zurückkehren zu können. Wir richten unsere Aufmerksamkeit ruhig und besonnen auf das, was hier und jetzt geschieht, beobachten unseren Körper, fühlen Anspannungen und versuchen sie loszulassen, wir beobachten unsere Atmung: das Einatmen und das Ausatmen. Handlungsempfehlung Der Kamin in der Kokerei hat die Abgase aus den Kokskammern in den Himmel über Völklingen geleitet. Heute ist der Kamin ein Ort der Ruhe, der den Blick freigibt auf die Weite des Himmels über dem Weltkulturerbe. Setze dich auf die Bank und schlage die Klangschale an – folge dem Ton bis er verlischt und denke an das Ziel deines Weges. Lausche der Entwicklung des schönen Klanges und hebe deinen Blick in die Unendlichkeit des Himmels über der Völklinger Hütte. Danach mache dir bitte einen Stempelabdruck des Schneckengehäuses, dem Symbol für den reinen Klang der buddhistischen Lehre, in deinen Meditationspass. Erlebnisschleife - optional Gehe an den stählernen Kammern der Koksbatterie 4 entlang zum Platz der Stille. Genieße die Ruhe des Platzes inmitten der Kokerei, wo früher ohrenbetäubender Lärm und der Staub und Qualm der Koksanlagen die Arbeit der Hüttenleute begleiteten. Betrachte wie sich heute die Gebetsfahnen im Wind bewegen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 55 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Station 8 | Kohlegleis / Ausziehgleis Die Sammlung Buddhistische Weisheit Ziel der vollkommenen Sammlung ist es, unseren unruhigen und abschweifenden Geist zu kontrollieren. Hier geht es im Wesentlichen um eine buddhistische Meditation, die vor allem die Konzentration auf ein einziges Phänomen verwendet häufig den Atem -, wodurch der Geist nach und nach zur Ruhe kommt. Handlungsempfehlung Setze dich auf die Bank. Du hast die letzte Station des achtfachen Pfades der Erkenntnis erreicht. Von hier hast du einen fantastischen Blick auf die Hochöfen der Völklinger Hütte Lasse den gesamten Pfad der Erkenntnis Revue passieren und denke an das Ziel deiner Meditation, das du auf den Stein geschrieben hast. Hast du das Ziel deiner Meditation erreicht, dann lege den Stein zu den anderen in die Schale. Solltest du dein Ziel erreicht haben, empfehlen wir dir, den Pfad der Erkenntnis nochmal zu beschreiten. Mache nach deiner Meditation einen Stempelabdruck mit dem Schirm, der alle schädlichen Einflüsse fernhält, in deinen Meditationspass. Über eine Spende im Brunnen freuen wir uns. Danke. Erlebnisschleife - optional Gehe über das Kohlegleis zum Ausgang. Lasse unterwegs das Panorama der gigantischen Hochofengruppe auf dich wirken. Dein Pfad der Erkenntnis geht zu Ende. Belohne dich im B40 mit einem kleinen Becher Tee. Wir freuen uns auf deinen nächsten Besuch im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 56 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 57 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 58 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddhistische Mönche auf dem Pfad der Erkenntnis Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 59 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 60 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 3. Steve McCurry. Buddhismus - Fotografien 1985-2013 Steve McCurry ist einer der bekanntesten internationalen Fotografen. Sein Porträt des afghanischen Flüchtlingsmädchens Sharbat Gula ist eine der Ikonen des 20. Jahrhunderts. Die ausdrucksstarken grünen Augen und der eindrückliche Blick dieses Mädchens sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Steve McCurry *1950 Philadelphia Afghanisches Mädchen Pakistan, 1984 Steve McCurry ist Mitglied der berühmten Fotografenagentur "Magnum Photos", der das Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2003 eine eigene Ausstellung widmete. McCurry erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die "Robert Capa Gold Medaille", vier erste Preise zum "Pressefoto des Jahres" und die Auszeichnung zum "Magazine Photographer of the Year" der National Press Photographer’s Association. 40 großformatige Fotos in der Möllerhalle nehmen uns mit auf die Reise in ferne Länder, wie China, Thailand, Myanmar, Tibet oder Kambodscha. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 61 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ausstellung Steve McCurry. Buddhismus | Möllerhalle Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 62 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 63 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Tibetische Gebetsfahnen 2005 180 x 270 cm D-Print Seit Jahrhunderten wehen in Tibet vor Häusern und an spirituell wichtigen Orten Gebetsfahnen. Der Wind, so glauben die Tibeter, trägt die darauf gedruckten Segensformeln mit sich fort, um Mitgefühl in die Welt zu tragen. Betende Mönche am Goldenen Felsen Kyaiktiyo, Myanmar, 1994 180 x 270 cm D-Print Der Goldene Fels wird der Legende nach von einer einzigen Haarsträhne Buddhas im Gleichgewicht gehalten. Viele Menschen pilgern in den Süden Myanmars, um am Goldenen Felsen zu beten. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 64 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Zur Ausstellung ist ein Katalogbuch erschienen: Meinrad Maria Grewenig (Hg.), 98 S., vierfarbige Abbildung aller ausgestellten Werke, Edition Völklinger Hütte, 2016, Wienand Verlag Köln Sonderpreis: 14,80 Euro Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 65 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Buddhismus von A bis Z Achtfacher Pfad (ashtanga mārga) Inhalt der "Vierten Edlen Wahrheit", gibt konkrete Hinweise auf relevante heilsförderliche Aspekte der Praxis. Er beinhaltet: rechte Einsicht, rechtes Denken, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechte Lebensführung, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechtes Sich-Versenken/Sammlung. Ādibuddha ("Ur-Buddha") Ca. im 10. Jahrhundert n. Chr. entstandene Vorstellung eines höchsten und ursprünglichsten Buddha, im tantrischen Buddhismus meist verkörpert durch Vairocana, Vajrasattva oder Samantabhadra. Akshobhya ("der Unerschütterliche") Einer der Fünf Tathāgatas; verkörpert Standhaftigkeit und ist dem Osten zugeordnet. Amitābha ("grenzloses Licht") Einer der Fünf Tathāgatas; verkörpert Licht und ist dem Westen zugeordnet. Amitāyus ("grenzloses Leben") Weitere Form von Amitābha. Amoghasiddhi ("dessen Vollendung unfehlbar ist") Einer der Fünf Tathāgatas; verkörpert Furchtlosigkeit und ist dem Norden zugeordnet. Amrita Nektar der Unsterblichkeit Apsarās Weibliche mythische Wesen im Hinduismus und Buddhismus. Meist als schöne, verführerische Tänzerinnen dargestellt. Arhat ("Würdiger") Bezeichnung für einen erleuchteten Buddhaschüler. Später wurden noch einige andere Erleuchtete der Arhats zugerechnet. Üblicherweise werden 16, bzw. 18 Arhats verehrt. Arhat Ajita Einer der Sechzehn Arhats. Avalokiteshvara ("der Herr, der [die Welt] betrachtet") Im Mahāyāna-Buddhismus der Bodhisattva des universellen Mitgefühls. Chin. Guanyin, jap. Kannon, tib. Chenrezig. Bhaishajyaguru Medizin-Buddha, Buddha der Heilung; heilt die Leidenden. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 66 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Bodhgayā Heiliger Pilgerort für Buddhisten im Bundesstaat Bihar, Indien; nach der Tradition erlangte Siddhārtha Gautama dort die Buddhaschaft unter dem Bodhi-Baum. Bodhi ("Erwachen") Erlangen der Buddhaschaft. Ein Zustand inneren Friedens verbunden mit besonderen Fähigkeiten. In den frühen hīnayānischen Schulen und im Theravāda nur dem Buddha Gautama vorbehalten, im Mahāyāna und Vajrayāna Ziel aller Praktizierenden. Bodhi-Baum ("Baum des Erwachens", Lat. ficus religiosa) Heiliger Feigenbaum, unter dem Buddha den Zustand des Erwachens verwirklichte. Bodhisattva ("nach Befreiung strebendes Wesen") Wesen auf dem Weg zur Befreiung. Ein Bodhisattva verzichtet auf die endgültige Befreiung, um zum Wohle aller Wesen zu wirken. Buddha ("der Erwachte") Historisch bezogen auf Siddhārtha Gautama (ca. 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr.), nach seinem Erwachen Begründer einer Gemeinschaft, aus der die späteren buddhistischen Traditionen hervorgingen. Mythologisch vor allem im Mahāyāna und Vajrayāna Bezeichnung für viele "erwachte" Wesen. Caitya Caitya ist ein stūpa-förmiger Schrein oder eine Gebetshalle mit einem Stūpa (dann jedoch eigentlich caitya-griha). Cakra ("Rad" oder "Kreis") Psycho-physische Körperzentren, auf die Praktizierende durch Meditation Einfluss nehmen können. Cakravartin (wörtlich: "der das Rad in Bewegung hält") Bezeichnet den idealen Herrscher. Dākinī Im tantrischen Buddhismus eine eigene Kategorie weiblicher Gottheiten. Deva Überwiegend als Bezeichnung für "niedere Gottheiten" wie Apsarās oder Yakshas im indisch geprägten Kulturkreis" verwendet. Dhāranī Haben eine ähnliche Funktion wie Mantras. Im Unterschied dazu bestehen sie aber meist aus vollständigen Worten oder Sätzen, denen besondere Kräfte zugeschrieben werden. Dharma Name für die Lehre Buddhas. Im Mahāyāna und Vajrayāna-Buddhismus steht das Wort für die Gesamtheit der buddhistischen Lehre. Auch eine Bezeichnung für die Gesamtheit aller Phänomene. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 67 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Dharmacakra ("Rad der Lehre") Symbol für die von Buddha verkündete Lehre; die acht Speichen stehen für den "Achtfachen Pfad". Dharmakāya ("Wahrheitskörper") Im System der Drei Körper (trikāya) Bezeichnung für das höchste Prinzip der Buddhaschaft, u. a. assoziiert mit der Leerheit. Dvāravatī Kulturepoche vom 6. bis 11. Jahrhundert n. Chr. in Thailand. Fünf Tathāgatas Auch die fünf Jinas ("Sieger") genannt. Fünf Buddhas, die im Mahāyāna und Vajrayāna an der Spitze eines Ordnungssystems stehen, das die Vielzahl von Buddhas und Bodhisattvas in fünf sog. Buddha-Familien einteilt. Siehe auch: Vairocana, Akshobhya, Ratnasambhava, Amitābha, Amoghasiddhi. Gandhāra Antike Region, die Teile des heutigen Nordwestpakistan und Teile Afghanistans einnahm. Guanyin siehe Avalokiteshvara. Gupta-Kunst Periode der nordindischen Kunst vom 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr. Benannt nach der nordindischen Dynastie 320 – 550; "Goldenes Zeitalter" der indischen Kunst und Kultur. Guru Drag Dmar Eine zornvolle Erscheinungsform Padmasambhavas Hīnayāna ("kleines Fahrzeug") Sammelbezeichnung für die frühen buddhistischen Schulen aus der Sicht des späteren Mahāyāna. Jātaka Geschichten oder Legenden aus Buddhas (früheren) Leben in moralischer und belehrender Form. Kapilavastu Hauptstadt der Shākya-Republik, wo der Buddha aufgewachsen ist. Karma ("Tat", "Werk") Bezieht sich auf das Gesetz der Kausalität, wonach die Absichten und Taten eines Menschen seine Zukunft beeinflussen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 68 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Karmapa Im tibetischen Buddhismus seit dem 12. Jahrhundert n. Chr. Ehrentitel für die Oberhäupter der Karma Kagyü-Schule. Kushān-Reich (ca. 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) Zentralasiatisches und nordindisches Reich, stark multikulturell geprägt mit indischen, hellenistisch-provinzialrömisch, persischen und zentralasiatischen Einflüssen. Wichtige Region für die Förderung und Verbreitung des Mahāyāna. Kushīnagar Nordindischer Ort, wo Siddhārtha Gautama starb. Lokeshvara siehe Avalokiteshvara. Lumbinī Ort der Geburt des Siddhārtha Gautama in Nord-Indien. Luohan (chin.) Chinesischer Begriff für Arhat. Madhyamaka ("Lehre vom mittleren Weg") Traditionell auf Nāgārjuna (2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) zurückgeführte philosophische Schule des Mahāyāna, in deren Zentrum das Konzept der "Leerheit" steht. Mahāsiddha ("großer Vollendeter") Ein tantrischer Meister, der übermenschliche Fähigkeiten (siddhi) entwickelt hat. Mahāyāna ("großes Fahrzeug") Buddhistische Bewegung frühestens ab dem 1. Jahrhundert v. Chr.; Merkmale u. a. größere Bedeutung der Laien, Begriff der "Leerheit", Bodhisattva als Erlösungshelfer. Maitreya ("der von liebender Güte") Buddha der Zukunft; freundlich und wohltätig. Manjushrī Einer der wichtigsten Bodhisattvas; symbolisiert Weisheit. Im Vajrayāna-Buddhismus als Buddha der Weisheit verehrt. Mandala Geometrisches Schaubild in Form des Grundplans eines sakralen Gebäudes, welches das gesamte Universum verkörpert und im Zentrum oft einen Buddha, Bodhisattva oder eine zornvolle Gottheit aufweist. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 69 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Mantra Gruppe von Silben oder Worten, rezitiert zur Stärkung heilsförderlicher Bewusstseinskräfte. Māra Dämon, repräsentiert das Böse und die Versuchung. Mathurā Stadt im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Eine der Hauptstädte des Kushān-Reiches. Zentrum der Kunstschule von Mathurā während der Kushān- sowie der anschließenden Gupta-Periode. Māyā ("Illusion") Bezeichnung für die Erscheinungshaftigkeit der Welt, die Mutter des Buddha. Muchalinda Name eines Nāga (eines schlangenähnlichen Wesens), der den Buddha nach seinem Erwachen vor den Elementen beschützte. Mudrā ("Siegel") Symbolische Handgeste. Nāga Mythisches Schlangenwesen. Nālandā Größte buddhistische Universität und Lehrzentrum in Ostindien; gegründet im 5., zerstört Ende des 12. Jahrhunderts n. Chr. Nirmānakāya ("Manifestations- / Verwandlungskörper") Die konkrete menschliche Verkörperung eines Buddha; einer der drei Körper (trikāya) eines Buddha im Mahāyāna. Nirvāna ("Verlöschen") "Verlöschen" unheilsamer Eigenschaften wie Gier, Hass und Verblendung. Zustand von höchster geistiger Ruhe und Frieden. Padmapāni ("Halter des Lotus") Eine Erscheinungsform von Avalokiteshvara. Pāla Eine ostindische Dynastie vom 8. bis 12. Jahrhundert n. Chr. Pāli Südindische Sprache, in der die Texte der Theravāda-Schule überliefert sind. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 70 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Prajnāpāramitā ("Vollkommenheit der Erkenntnis") Bezeichnung für das Realisieren der Leerheit, Textgattung des frühen Mahāyāna, auch ein weiblicher Bodhisattva. Parinirvāna ("endgültiges Verlöschen") Nach dem Erlangen des Nirvāna zu Lebzeiten die endgültige Befreiung aus dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten im Zeitpunkt des physischen Hinwegscheidens. Ratnasambhava ("der Juwel-Geborene") Einer der fünf Tathāgatas; dem Süden zugeordnet. Reines Land (chin. jing-tu, jap. jôdo) Kraft der Erleuchtung eines Buddha erzeugter überirdisch-geistiger Bereich, entspricht im Sanskrit buddha-kshetra – "Buddha-Feld" bzw. "Buddha-Land". Sanskrit Klassische Gelehrtensprache Indiens. Shadaksharā ("Herr über sechs Silben") Eine Erscheinungsform von Avalokiteshvara. Sambhogakāya ("Freudenkörper") Einer der "drei Körper" (trikāya) eines Buddha. Samsāra ("beständiges Wandern") Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Sangha ("Versammlung", "Gemeinschaft") Im engeren Sinn die Gemeinschaft der Ordinierten, im weiteren Sinne aller ernsthaft Praktizierenden. Sechszehn Arhats Legendarische Gruppe von erwachten Schülern des Buddha (Arhats), die er ausgewählt haben soll, um nach seinem Tod die Lehre weiter zu verbreiten. Beliebt vor allem in Ost-Asien und Tibet als 16, manchmal auch als 18 Arhats. Shūnyatā ("Leerheit") Zentraler Begriff des Mahāyāna, er leugnet eine absolute Existenz in den Gegebenheiten der Erfahrung und betont deren wechselseitige Abhängigkeit. Das Realisieren der "Leerheit" entspricht der Befreiung. Srīvijaya-Reich Ein thalassokratisches Reich von der Malaiischen Halbinsel bis Westjava mit Zentrum in Sumatra; wichtiges buddhistisches Zentrum vom 8. bis 12. Jahrhundert n. Chr. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 71 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Stūpa Ursprünglich Grabhügel; Aufbewahrungsort der Reliquien des Buddha, später auch von Heiligen. Verbreitung und architektonische Weiterentwicklung von Indien bis Japan. Sukhāvatī ("Land der Glückseligkeit") Name für das "Reine Land" des Buddha Amitābha. Sukhothai Bezeichnung für das Königreich Sukhothai. Der Sukhothai-Stil gilt als der klassische und wichtigste Stil der Thai-Kunst. Sūtra ("Faden", "Kette") Lehrtext in der buddhistischen Literatur; im Unterschied zu anderen Texten in Form von Berichten über Belehrungen eines Buddha. Tantra ("Gewebe", "Zusammenhang") Sammelbezeichnung für eine Strömung innerhalb des Hinduismus und Buddhismus. Bezeichnung für die Texte dieser Richtung; Grundlage des Vajrayāna. Tārā Weiblicher Bodhisattva im Mahāyāna-Buddhismus; im Vajrayāna auch als weiblicher Buddha angesehen. Tathāgata Eine der Ehrenbezeichnungen für einen Buddha. Thangka (tib.) Ein tibetisches Rollbild; häufig zur Meditation genutzt; überwiegend Darstellungen von Buddhas, Bodhisattvas, zornvollen Gottheiten und Mandalas. Theravāda (pāli "Schule der Ältesten") Älteste heute noch existierende buddhistische Schule; weitverbreitet in Südostasien. Trikāya ("Drei Körper") Bezeichnet die Abstufungen zwischen dem höchsten Befreiungsprinzip, der Buddhaschaft und den konkreten menschlichen Verkörperungen eines Buddha. Siehe Dharmakāya, Sambhogakāya und Nirmānakāya. Torana Torbau vor Heiligtümern in Indien oder anderen asiatischen Ländern, oft in Verbindung mit Stūpas; auch Türeinrahmungen bei Tempeln werden so genannt. Ūrnā Glücksverheißendes Symbol; kreisförmige oder spiralförmige Markierung auf der Stirn. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 72 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ushnīsha Erhebung am Scheitel (Schädelauswuchs); symbolisiert Weisheit, Spiritualität und das Erwachen. Vairocana ("der Sonnengleiche") Einer der fünf Tathāgatas. In Verbindung mit anderen Buddhas meist im Zentrum, manchmal auch in östlicher Position; gilt auch als Ādibuddha. Vajra Diamantzepter oder Donnerkeil (tib. rdo rje); symbolisiert Reinheit und Erleuchtung. Vajrapāni ("Halter des Vajra") Bodhisattva, Wächter und Beschützer des Buddha. Vajrayāna ("Diamantfahrzeug") Selbstbezeichnung des tantrischen Buddhismus, charakterisiert u. a. durch intensiven Gebrauch von Mantras und Mandalas. Vier Edle Wahrheiten (chatvāriāryasatyāni) Gehören zu den grundlegendsten buddhistischen Lehrsätzen. Sie besagen: 1. Leben ist Leiden; 2. Ursache des Leidens ist das Verlangen; 3. das Leiden kann beendet werden; und 4. der Achtfache Pfad führt zur Beendung des Leidens. Vinaya Sammlung der buddhistischen Ordensregeln. Yab Yum (tib. "Vater-Mutter") Im Vajrayāna die Darstellung eines männlichen und weiblichen Buddha/ Bodhisattva in (sexueller) Vereinigung. Yidam (tib.) Im Vajrayāna Bezeichnung für einen Buddha oder Bodhisattva, den Praktizierende ins Zentrum ihrer Meditation stellen (ishta-devatā, "geehrte / gewünschte Gottheit"). Yogi / Yoginī Männliche bzw. weibliche Form für Praktizierende im tantrischen Buddhismus, häufig zurückgezogen lebend, um sich ganz der Übung zu widmen. Zen (Chin. Chan) Der Name geht zurück auf den Sanskritbegriff dhyāna ("Versenkung", "Meditation"). Buddhistische Schule in Ostasien mit Fokus auf Meditation. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 73 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Unterrichtsvorschläge Unterrichtsvorschläge für das Fach Religion Thema 1: Das Leben des Buddha (Sekundarstufe I) Aufgabe 1: Vervollständige den Lückentext. Asket - acht - Feigenbaum - Siddhārtha - Nirvāna - vier edlen Wahrheiten - Palast - Erleuchtung - Wirkungen - Dharma - Erleuchtete - Sangha Vor mehr als 2500 Jahren wurde in der königlichen Familie der Shakyas ein Sohn geboren, den sie auf den Namen _________tauften. Der Name bedeutet "der, der sein Ziel erreicht hat". Schon bald merkten seine Eltern, dass sie einen besonderen Sohn geboren hatten. Aufgewachsen in einem königlichen______, wo es ihm an nichts fehlte, machte sich Siddhārtha eines Tages auf den Weg, das Leben außerhalb der Palastmauern zu erkunden. Dort sah er an seinem ersten Tag einen kranken Mann, an dem zweiten einen alten, gebrechlichen Mann und schließlich einen Toten. Siddhārtha musste bitterlich feststellen, dass alle Menschen leiden. Selbst die Reichen und vom Schicksal begünstigten Menschen sind manchmal von vergifteten Gedanken, wie Gier und Hass geplagt. Alles ist voneinander abhängig, veränderlich und vergänglich – letztlich leidvoll. Mit dieser Erkenntnis ließ Siddhārtha seine Familie und sein gesamtes Vermögen zurück, um als ______das Land zu bereisen. Sieben Jahre suchte er durch Fasten und Entsagen vergeblich nach__________, bis ihm klar wurde, dass er auf rein geistigem Wege zum Ziel gelangen müsse. So meditierte er unter einem __________sechs Tage und Nächte bis er schließlich die "_____________________": vom Leiden, von der Entstehung des Leidens, der Vernichtung des Leidens und dem zur Vernichtung des Leidens führenden Weg, erkennt. Damit war er zu Buddha, dem "___________", geworden. Zusammen mit fünf anderen Wanderasketen, denen er bereits während der Suche nach der Erleuchtung begegnet worden war, bildet er den Kern der Mönchgemeinde, den Buddha ________nennt. Gemeinsam verbreiteten sie die vier edlen Wahrheiten und setzten so symbolisch das Rad des _________in Bewegung. Bestehend aus ____Speichen steht jede einzelne symbolisch für ein Gebot des achtfachen Pfades. Dabei spielt der Begriff Karma eine entscheidende Rolle. Karma bedeutet aus buddhistischer Sicht, die ___________________. So soll jeder Buddhist Gutes tun, damit ihm Gutes widerfährt. Erst das Leben nach diesen Geboten ermöglicht dem gläubigen Buddhist das höchste Ziel zu erreichen, den Einzug ins________. Dies ist ein Ort jenseits der Erde, der das Paradies für den Geist darstellt, den Zustand der Erlöstheit. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 74 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Lösung: Siddhārtha „Erleuchteten“ Palast Sangha Asket Dharma Erleuchtung acht Feigenbaum Wirkungen „vier edlen Wahrheiten“ Nirvāna. Quellen: http://www.planet-wissen.de/kultur/religion/buddhismus/index.html 18.03.16 http://www.buddhakids.de/html/das_dharmarad.html 18.03.16 http://atlantis-film.de/blog/buddha-der-weg-zur-erleuchtung/ 21.03.16 Aufgabe 2: Verbinde die zueinander gehörenden Begriffspaare miteinander. Dharma Gemeinschaft Buddha Feigenpappel Nirvāna Lehre Buddhas Sangha Erleuchteter Karma Meditationshilfe aus geometrischen Formen Bodhibaum Symbol für Lauf der Zeit und Wirkung der Lehre Mandorla Wirkung der Taten Lotusblüte Aura, die die ganze Figur umgibt Mandala Zustand der Erlöstheit Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 75 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Lösung: Dharma buddhistische Gemeinschaft Buddha Feigenpappel Nirvāna Lehre Buddhas Sangha Erleuchteter Karma Meditationshilfe aus geometrischen Formen Bodhibaum Symbol für Lauf der Zeit und Wirkung der Lehre Mandorla Wirkung der Taten Lotusblüte Aura, die eine ganze Figur umgibt Mandala Zustand der Erlöstheit Aufgabe 3: Gemeinsames Meditieren (Fantasiereise) im buddhistischen Meditationsraum Nimm auf einer der Meditationsbänke Platz. Versuche die Augen nur halb zu schließen, wie in der buddhistischen Meditation üblich, und werde ganz still. Alternativ können die Augen auch ganz geschlossen werden. Konzentriere dich anschließend auf deinen Atem. Atmet tief ein und wieder aus. Genieße die Ruhe und konzentriere dich auf dein Innerstes, deinen Geist. Befreie dich von allen negativen Gedanken und spüre, wie diese aus deinem Körper heraus in den Boden fließen. Deine Klassenlehrerin / dein Klassenlehrer lesen euch folgende Geschichte vor, die von einem Spaziergang entlang eines Bachs handelt. Natürlich funktioniert diese Übung auch mit anderen Geschichten, die Ruhe und Kraft hervorrufen sollen. Stell dir vor, du gehst über eine weite Wiese. Blumen blühen. Gräser stehen hoch in das Licht ... Grillen zirpen. Das ist wie ein Meer. Am Himmel singt eine Lerche ... Du achtest auf deine Schritte. Das Gras fühlt sich weich an ... Ein Bächlein rinnt durch die Wiese. Du beugst dich über das Wasser ... kühl ist es, klar. Du spürst die Kühle und Klarheit des Bächleins aufsteigen, du fühlst sie in dir ... Du gehst ein wenig am Bach entlang, entgegen der Strömung ... Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 76 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Blumen und lange Gräser wachsen am Ufer des Baches. Ab und zu stehen vielleicht auch Schilfrohre ... Immer weiter gehst du und kommst an den Waldrand. Und weiter folgst du dem Bächlein, ein Stückchen hinein in einen lichten Buchenwald ... Es ist schattig geworden, Blätter schirmen das Licht ab. Das Murmeln des Bächleins scheint tiefer zu sein ... Weiter folgst du dem Bächlein. Du spürst deine Schritte auf Walderde, auf Moos und Laub vom vergangenen Jahr. Du hörst die Geräusche deines Schritts ... Nun kommst du an die Quelle des Bächleins. Ein kleiner Quellsee ist dort, kaum zwei Schritte breit. Von seinem Grund steigen Blasen auf. Sand hebt sich und senkt sich. Hier strömt aus der Erde das Wasser hinein ... Du gehst einmal um den Quellsee und setzt dich dann daneben aufs Moos. Du schaust in das klare Wasser ... Du spürst seine Ruhe und Frische ... Aus den Bäumen um dich hörst du Waldvögel pfeifen ... Hier bist du, und ruhst dich aus, und schöpfst dir neue Kraft aus der Ruhe ... Quelle: http://www.entspannung-plus.de/Entspannung-fuer-Kinder/Fantasiereisen-fuerKinder/fantasiereisen-fuer-kinder.html 05.04.16 Buddha auf dem Nāga-Thron Thailand, Lopburi-Stil 12. Jahrhundert n. Chr. Polierter Sandstein Höhe 61 cm Privatsammlung Siehe Katalognummer 98 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 77 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Thema 3: Die fünf Thatāgatas (Sekundarstufe I) Sie werden auch als die fünf Jinas ("Sieger") bezeichnet. Es handelt sich um fünf Buddhas, die im Mahāyāna und Vajrayāna an der Spitze eines Ordnungssystems stehen, das die Vielzahl von Buddhas und Bodhisattvas in fünf sogenannte Buddha-Familien einteilt. Suche in der Ausstellung Beispiele für die fünf Thatāgatas und beschreibe, woran du sie identifizieren kannst, z.B. an der Handgeste oder den Attributen. Ratnasambhava Der Juwelengeborene Akshobhya Der Unerschütterliche Vairochana Der Sonnengleiche Amitabha Unermeßliches Licht Amogasiddhi Der von unfehlbarer Macht Himmelsrichtung Süden Osten Zentrum Westen Norden Rot Grün Farbe Gelb Blau Weiß Mudra varadamudra (Mudra der Wunschgewährung) bhumisparsamudra (Mudra der Erdberührung) bodhyagrimudra (Mudra der höchsten Erleuchtung) dhyanamudra (Mudra der Meditation) abhayamudra (Mudra der Ermutigung/Furcht losigkeit) dharmachakraprava rtanamudra (Mudra des Ingangsetzens des Dharmarades) vitarkamudra (Mudra der Lehrdarlegung) dhyanamudra mit dharmachakra (Mudra der Meditation) Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 78 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig fünf Arten des Wissens – panca-jnana (fünf Aspekte der Befreiung – bodhi) Wissen der Gleichheit (aller dharmas) samatajnana Wissen, dass alle Erfahrungsgegebenheiten „leer“ sind spiegelgleiches Wissen adarsana-jnana nichtduales Wissen, das vereint ist mit seinem Inhalt wie die Spiegelungen mit dem Spiegel Stolz mana Hass dvesa Wissen der Soheit tatahata-jnana Realisieren der Leerheit/Soheit frei von allen Konzepten unterscheidendes Wissen pratyaveksanajnana Wissen das die allgemeinen und besonderen Eigenschaften der Erfahrungsgegebenheiten erkennt Wissen über die Vollendung von Handlungen krtyanusthanajnana Die Fähigkeit, spontan das zu tun, was zum Wohle der Wesen nötig ist klesha – Geisteshemmung/-Gift Unwissenheit/ Illusion avidya/moha Gier raga Neid irsya Skandha – Gruppen, die das Selbsterleben konstituieren wertende Empfindungen vedana Form/Körper rupa Sehen Tasten Erde Wasser Mamaki Locana Bewusstsein vijnana Sinnesfähigkeit Hören Element Raum Prajna/Shakti Vajradhatvisvari/ Prajnaparamita Wahrnehmung/ Berührung mit den Erfahrungsgegebenheiten sanjna Gestaltungen/ Willensregungen/ karmische Einprägungen samskara Geschmack Geruch Feuer Luft Pandara Tara Bodhisattvas auf der Sambhogakaya-Ebene Ratnapani Vajrapani Samantabhadra Avalokitesvara Visvapani Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 79 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Lösung: Bei folgenden Exponaten sind alle 5 Thatāgatas am oberen Rand des Exponates dargestellt. Südasien I Indien Avalokiteshvara Avalokiteshvara Cat. no. 30 Cat. no. 48 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 80 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Thema 4: Gesten In der buddhistischen Kunst gibt es eine Vielzahl von Handhaltungen und Gesten, die jeweils unterschiedliche Bedeutungen haben und für verschiedene Eigenschaften stehen. Die wichtigsten sind im Folgenden aufgezeigt. Das angehängte "-mudrā" heißt übersetzt Geste. abhaya-mudrā Schutzgewährung und Furchtlosigkeit Wie der Name sagt, kommt hier die wohlwollende und schützende Eigenschaft des dargestellten Buddhas oder Bodhisattvas zum Ausdruck. anjali-mudrā Verehrungsgeste Drückt Ehrerbietung und Hingabe aus. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 81 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig bhūmisparsha-mudrā Erdberührungsgeste Erinnert an den Moment kurz vor dem Erwachen des Buddha Gautama, als er den Versuchungen des Dämonen Māra widerstanden hatte und die Erdgöttin als Zeugin dafür anrief. dharmacakra-mudrā Lehrgeste Kennzeichnet einen lehrenden Buddha, erinnert an die erste Lehrrede des Buddha Gautama in der Nähe der Stadt Sārnāth, das Ereignis wird auch als das "In Bewegung setzen des Dharmarades" (dharmacakra pravartana) bezeichnet. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 82 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig dhyāna-mudrā Meditationsgeste Dhyāna bedeutet geistige Versenkung/Meditation. Die Geste zeigt an, dass die dargestellte Figur die entsprechenden geistigen Eigenschaften verwirklicht hat. tarjanī-mudrā Drohgeste Tarjanī in Sanskrit meint den (drohend erhobenen) Zeigefinger. Die Geste repräsentiert die Überwindung von negativen Eigenschaften und Hindernissen, mythologisch auch der Bannung von Dämonen. varada-mudrā Wunschgewährung Zeigt die Großzügigkeit eines Buddhas oder Bodhisattvas an. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 83 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig vajrahumkāra-mudrā Geste der diamantenen Silbe Hum Die Glocke (ghantā) in der linken Hand steht für die Erkenntnis der "Leerheit" aller Phänomene und wird als weiblich identifiziert, der vajra (Diamantzepter oder Donnerkeil) in der rechten Hand gilt als männlich und steht für die Methoden der Anwendung dieser Erkenntnis. Die überkreuzte Haltung verweist auf die Verbindung von beidem. vitarka-mudrā Lehr- und Argumentationsgeste Die Geste unterstreicht die Fähigkeit, die buddhistische Lehre zu erklären und mit Argumenten zu belegen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 84 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Aufgabe: Suche in der Ausstellung nach Exponaten mit den jeweiligen Gesten. Lösung: abhaya-mudrā z. B. Cat. no. 30/39/80/106/148 anjali-mudrā z. B. Cat. no. 83/131/203 bhūmisparsha-mudrā z. B. Cat. no. 18/24/42 dharmacakra-mudrā z. B. Cat. no. 44/125/140/186 dhyāna-mudrā z. B. Cat. no. 11/52/56/98/ tarjanī-mudrā z. B. Cat. no. 171/198 varada-mudrā z. B. Cat. no. 126/134/183/185 vajrahumkāra-mudrā z. B. Cat. no. 141 vitarka-mudrā z. B. Cat. no. 93/97/99/104/ Zusammengestellt von Karsten Schmidt. Ausstellung Buddha | Nepal Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 85 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Unterrichtsvorschläge für das Fach Biologie (Sekundarstufe I) Thema 1: Die Lotosblüte Die Lotosblüte hat im Buddhismus eine ganz besondere Bedeutung und ist deshalb auch in vielen buddhistischen Kunstwerken zu sehen. Ihre teils weiße Farbe symbolisiert Reinheit. Sie zählt zu den acht Kostbarkeiten des Buddhismus. Ikonographisch steht die Lotosblüte für die Erleuchtung, dem höchsten Ziel im Buddhismus. Aufgabe 1: Überlege, weshalb die Lotosblüte als Symbol der Reinheit angesehen wird (s. Lotoseffekt). Lösung: Als Lotoseffekt wird die geringe Benetzbarkeit einer Oberfläche bezeichnet, wie sie bei der Lotospflanze beobachtet werden kann. Wasser perlt in Tropfen ab und nimmt dabei alle Schmutzpartikel auf der Oberfläche mit. Verantwortlich dafür ist eine komplexe mikro- und nanoskopische Architektur der Oberfläche, die die Haftung von Schmutzpartikeln minimiert. Diesen Effekt macht sich auch der Mensch zu Nutze. So gibt es beispielsweise Waschbecken oder Textilien mit dem Lotoseffekt. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lotoseffekt 05.04.16 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 86 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Unterrichtsvorschläge für das Fach bildende Kunst Thema 1: Das Mandala und seine Bedeutung (Primarstufe, Sekundarstufe I) Ein Mandala dient in der buddhistischen Kultur als Mediationshilfe und besteht meist aus runden oder viereckeigen geometrischen Formen. Das Ziel bei der Anfertigung eines Naturmandalas ist es, zur Ruhe zu kommen und die Natur auf eine andere Art und Weise kennenzulernen. Weiterhin lernen die Schülerinnen und Schüler achtsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen. Daher sollen möglichst wenige Pflanzen abgerissen werden, sondern in erster Linie Materialien Verwendung finden, die vom Boden aufgesammelt werden können, wie z. B. Blätter, Stöcke oder Steine. Aufgabe 1: Gestalte mit deiner Klasse ein Naturmandala. Im Anschluss kann auf die verwendeten Materialien näher eingegangen werden und so das Wissen über die Natur erweitert werden. Beispiel: Quelle: http://www.bing.com/images/search?q=naturmandala&view=detailv2&&id=FDFC802BE8789515A3423 AF3ADF8CA2561F65B29&selectedIndex=2&ccid=X1ziAI3N&simid=608039989906049571&thid=OIP.M 5f5ce2008dcd0afceddfade5af25ccf0o0&ajaxhist=0 17.03.16 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 87 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Aufgabe 2: Entscheide dich für eine Mandala-Vorlage und male diese aus. Abb.1: Quelle: http://www.mandala-bilder.de/mandala-innere-ruhe.html 05.04.16 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 88 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Abb.2: Quelle: http://www.mandala-bilder.de/free-mandala.html 05.04.16 Aufgabe 3: Gestalte selbst ein Mandala. Du benötigst dazu zwei DIN A4 Blätter, einen Zirkel, ein Geodreieck, einen Bleistift und einen schwarzen Filzstift. Nimm ein Blatt Papier und falte es zweimal, einmal längs und einem quer, sodass sich in der Mitte ein Kreuzpunkt ergibt. Den markierst du mit dem Bleistift. Anschließend kommt der Zirkel zum Einsatz, indem du die Spitze in den zuvor markierten Kreuzpunkt stichst und einen Kreis zeichnest. Der Umfang des Kreises ergibt die Größe des Mandalas. Als nächstes geht es darum, den Kreis zu gleichen Teilen aufzuteilen. Ziehe dabei weitere Kreise, die alle kleiner sein sollten als der erste. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 89 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Wie viele und in welchem Abstand, kannst du dir aussuchen. Nun kommen noch Linien hinzu. Zeichne mit Hilfe des Geodreiecks eine Linie durch den Kreismittelpunkt. Mit dem Geodreieck kannst du danach ganz einfach die neu entstandenen Felder ebenfalls halbieren. Nach dem Einzeichnen der Kreise und Linien soll das Mandala deine persönliche Note bekommen. Dazu kannst du dir Punkte innerhalb des Mandalas aussuchen und diese miteinander verbinden, sodass ein symmetrisches Muster entsteht. Deiner Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wenn du nun mit dem Vorzeichnen des Mandalas fertig bist, umrande jede Linie mit dem schwarzen Filzstift. Anschließend legst du das zweite Blatt genau über das Erste und paust die durchscheinenden Linien des Filzstiftes auf das neue Blatt Papier ab. Auf diese Weise sind auf dem neuen Blatt keine Faltlinien oder Einstiche der Zirkelnadel zu sehen. Schließlich kannst du dein selbst entworfenes Mandala noch bunt ausmalen. Unterrichtsvorschlag für das Fach Deutsch (ab Sekundarstufe I) Thema: Sanskrit Sanskrit stammt von dem Wort "samskrta" ab, was so viel heißt wie geregelt oder genormt und gilt in Indien als Literatur- und Gelehrtensprache, die die verschiedenen Nebenformen des Alt-Indischen beinhaltet. Da Kenntnisse des Sanskrit als ein Merkmal eines hohen sozialen Status und Bildungsgrades im antiken Indien galten, wurde die Sprache ausschließlich bei Angehörigen der höheren Kasten gelehrt. Lange wurde Sanskrit als Sprache nur mündlich überliefert, weshalb die korrekte Artikulation, also eine besonders reine und perfektionierte Art des Sprechens, von hoher Bedeutung war. Das Gesprochene klingt dabei sehr melodisch, sodass Sanskrit-Mantras durch die Kraft ihres Klanges wirken. Durch ihre Charakteristik als heilige Sprache wurde sie meist für Rituale oder wichtige Texte wie die Veden (Sammlungen religiöser Texte) benutzt. Erst seit dem Mittelalter hat sich eine bis heute noch verwendete Schriftform etabliert: die Devanagari-Schrift. Kunstvolle Buchstaben und eine einheitliche Kleinschreibung sind Merkmale dieser Lautschrift. Sie weist eine hohe Ähnlichkeit bei Wortstämmen, Phonetik und Grammatik zu indogermanischen Sprachen auf, z.B. wird "Gott" auf Latein mit "deus" übersetzt und auf Sanskrit verwendet man den Begriff "deva“. Sanskrit ist, ebenso wie Latein oder Deutsch, eine beugende Sprache, d.h. ein Wort kann in seinen grammatischen Formen abgewandelt werden (z. B. durch die Konjugation eines Verbs). Ebenso wie im Deutschen, verläuft die Schrift von links nach rechts. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 90 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Die Website http://www.omniglot.com/writing/sanskrit.htm bieten einen umfangreichen Überblick über Buchstaben und Zahlen sowie zahlreiche weiterführende Links. Wenn du dir Buchstaben und Zahlen angeschaut hast, kannst du z.B. eine Schreibübung machen. Es gibt feste Regeln, wie die Zeichen geschrieben werden. Diese werden auf https://de.ashtangayoga.info/sanskrit/devanagari ausführlich zum Nachzeichnen erklärt. Die Zahlen in den Zeichnungen geben an, in welcher Reihenfolge die Striche gezogen werden. Die Pfeile zeigen dir die Richtung an. Dein Wissen kannst du nun mit dem Sanskrit-Lernspiel auf https://de.ashtangayoga.info/sanskrit/devanagari/devanagari-lernspiel/ testen. Tipp: Mit dem Transliterations-Tool auf https://de.ashtangayoga.info/sanskrit/transliteration/transliterations-tool/ können Wörter oder einfache Texte in Sanskrit übertragen werden. बद्ध ु Buddha मेदितततओन ् Meditation Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 91 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Unterrichtsvorschlag für das Fach Sport (ab Sekundarstufe I) Thema: Yoga Yoga stammt ursprünglich aus Indien, wo es im Hinduismus und Buddhismus praktiziert wurde. Die Philosophie, die hinter den Übungen steckt, bezieht sich sowohl auf den Körper als auch auf den Geist. Der Mensch wird als Reisender angesehen, der Körper dient ihm als Wagen. Ziel ist es zur Erleuchtung zu finden. Trotz der religiösen Tradition wird Yoga von Menschen unterschiedlichster Religion praktiziert. Mit Hilfe der Übungen sollen Körper, Geist und Seele in Einklang gebracht werden. Aus diesem Grund werden häufig bestimmte Körperübungen ("Asanas") mit Mediationseinheiten kombiniert. Wichtig dabei ist richtige Atemtechnik. Um die Yogaeinheit entspannt beginnen zu können, bietet es sich an, eine fünfbis zehnminütige Fantasiereise zu machen, wie sie z. B. auf Seite 82 zu finden ist. Auf der Website https://de.ashtangayoga.info/praxis/download/cheat-sheetspdf/ findest du Yoga-Übungen zum kostenlosen Download, sodass du die Übungen auch zu Hause machen kannst. Ausstellung Buddha | Buddhistischer Meditationsraum Verdichterhalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 92 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Quellentexte Die Entstehung und Verbreitung des Buddha-Bildes Jens-Uwe Hartmann Meditierende Buddhas sind heutzutage in Wellness-Oasen ebenso anzutreffen wie in Baumärkten und Einrichtungshäusern. Ob dafür edlere Materialien oder einfach nur Kunststoff und Beton zum Einsatz kommen, ob die Figuren sorgfältig ausgearbeitet sind oder, auf alle Feinheiten verzichtend, nur in Umrissen gemalt, gegossen oder geschnitzt, ob sie in indischem, chinesischem oder tibetischem Stil gestaltet sind – all das spielt für ihre Erkennbarkeit keine Rolle. Ohne irgendeine zusätzliche Erklärung werden sie mühelos identifiziert. Nur deshalb können sie sofort ihre Symbolkraft entfalten und die gewünschte Aura von Ruhe und Gelassenheit – vermeintlich ganz im Sinne des Erfinders – ausstrahlen. Diese heutige Allgegenwart des Buddha-Bildes steht in überraschendem Gegensatz zu den Anfängen der buddhistischen Kunst. Tatsachlich sollten nach dem Tod des Siddhārtha Gautama mehrere Jahrhunderte verstreichen, ehe man ihn erstmals in menschlicher Gestalt wiedergab. Die ältesten Zeugnisse buddhistischer Kunst reichen bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurück und sind untrennbar mit den Stūpas verbunden. Stūpas sind zunächst monumentale Bauwerke aus Stein, die aus einem halbkuppelförmigen Tumulus mit einer aufgesetzten Spitze bestehen. Bis heute dienen sie, zwischenzeitlich aber in allen Größen, als die wichtigsten Kultbauten im Buddhismus. Ein Stūpa beherbergt eine Reliquie, idealerweise sogar eine des Buddha. Unabhängig von seiner Größe gilt, dass er nicht betretbar ist. Das Kultobjekt kann daher nur von außen verehrt werden. Das geschieht, indem der Gläubige im Uhrzeigersinn um den Stūpa herumschreitet. Von Beginn an war der entsprechende Umrundungsweg mit Steinreliefs geschmückt. So konnte dem Besucher bei seinem Gang gleichzeitig die buddhistische Vorstellungswelt vor Augen geführt werden, darunter auch die wichtigsten Ereignisse im Leben des Buddha. Der Weg um den Stūpa glich also geradezu einer Bilderprozession, die anhand bekannter Szenen durch das Leben des Religionsbegründers führte. Eine solche Anordnung lässt sich schon bei den ältesten Stūpas in Indien beobachten, etwa in Sanchi, Bharhut und Amaravati. Die Bauten sind relativ gut erhalten und berühmt für die hervorragend gearbeiteten Steinreliefs, die sie zieren. Auf den heutigen Besucher, der dort vor einer Szene aus dem Leben des Buddha steht, wartet allerdings eine Überraschung, denn er wird vergeblich nach der Hauptperson suchen. Die so wohlvertraute Gestalt des Buddha findet er in den Darstellungen jedenfalls nicht. In den ersten Jahrhunderten der buddhistischen Kunst wurde der Buddha nämlich nicht abgebildet, zumindest nicht in menschlicher Gestalt. Stattdessen repräsentierten ihn Symbole, die für ein bestimmtes Ereignis stehen und zeigen, wo man ihn gewissermaßen in das Bild hineinzudenken hat. Beispielsweise hat der Buddha seine Erleuchtung unter einem Bodhi-Baum erlangt. Also markiert ein leerer Sitz unter einem solchen Baum dieses wichtigste Ereignis in seinem Leben. Kaum weniger bedeutend ist die erste Predigt, mit der seine Lehrtätigkeit beginnt. Stellvertretend dafür steht ein Rad, das von zwei Gazellen flankiert wird, weil sich das "In-Bewegung-Setzen des Rades der Lehre" im Gazellenpark bei Benares zugetragen hat. Eine nächtliche Flucht aus dem Palast markiert die dramatische Wende vom Leben im Luxus zur spirituellen Suche. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 93 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Hier kann ein Ehrenschirm, der über einen leeren Pferderücken gehalten wird, die Stelle des Buddha einnehmen. Der Schirm galt im alten Indien als königliches Herrschaftssymbol und verweist auf den auf seinem Lieblingspferd fliehenden Prinzen. Die Reliefs sind von zahlreichen Gestalten bevölkert, darunter auch Gottheiten und andere nichtmenschliche Wesen, die aber alle in menschlicher Form dargestellt werden. Lediglich der Buddha fehlt – und zwar schon als Kind. Auch bei Wiedergaben seiner Geburt sieht man nur die Mutter und die diversen Begleitpersonen. Die Zeit des Verzichts auf eine unmittelbare Abbildung des Buddha wird als die anikonische Phase der buddhistischen Kunst bezeichnet. Es ist nicht bekannt, warum Gläubige und Künstler davon absahen, auch den Buddha als Menschen zu zeigen. Schließlich gibt es im Buddhismus kein Bilderverbot, weshalb immer wieder gefragt worden ist, ob sich die Künstler vielleicht einfach nicht imstande fühlten, eine erleuchtete Persönlichkeit angemessen darzustellen. Allerdings gibt es bislang auch darauf keine befriedigende Antwort. Kurz nach der Zeitenwende erscheinen dann die ersten Reliefs, in denen der Buddha in menschlicher Gestalt auftritt. Wiederum ist nicht bekannt, warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt der Schritt von der anikonischen zur ikonischen Darstellung vollzogen wird. Es lässt sich aber beobachten, dass zeitgleich auch die beiden anderen großen Religionen Indiens, der Hinduismus und der Jainismus, damit beginnen, ihre zentralen Gottheiten und ihre Stifterfiguren erstmals abzubilden. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine gesamtindische Entwicklung handelt. Bis heute streitet die Wissenschaft darüber, ob das erste Buddha-Bild in Mathurā im zentralen Nordindien oder aber im fernen Nordwesten in Gandhāra geschaffen wurde. Gandhāra war in der Antike der Name für die Gegend um die Stadt Peschawar im Norden Pakistans. Heute dient er zur Bezeichnung eines sehr charakteristischen Kunststils, dessen Ursprunge nicht nach Indien, sondern vielmehr nach Rom und Griechenland weisen. Sein Verbreitungsgebiet reicht weit über das Gebiet um Peschawar hinaus und erstreckt sich im Westen bis in das afghanische Bamiyan-Tal. Die frühesten Buddha-Bilder aus Mathurā und aus Gandhāra weisen erstaunliche Gemeinsamkeiten und ebenso klare Unterschiede auf. Gemeinsam sind die Körperhaltungen – bei den sitzenden Figuren etwa die bis heute charakteristische Haltung im Lotossitz – sowie die durchbohrten und gelangten Ohrläppchen, die auf das vorangehende Leben als Prinz verweisen, da Männer aus der Oberschicht im alten Indien große und schwere Ohrreife trugen. Eine weitere Übereinstimmung besteht im oftmals vor dem Körper erhobenen rechten Arm mit der nach außen gewendeten Handfläche, eine Geste, die als Gewährung von Furchtlosigkeit gedeutet wird. Gemeinsam ist schließlich der bemerkenswerte Umstand, dass die Kopfhaare in einem hochgebundenen Knoten dargestellt werden, obwohl sich der Buddha nach seiner Flucht aus dem Palast die Haare abgeschnitten haben soll und daher eigentlich als Mönch mit geschorenem Kopf erscheinen musste. Gleichzeitig markieren die Haare aber auch einen der augenscheinlichsten Unterschiede. Während sie in Mathurā glatt dargestellt und vor allem durch ihre Begrenzung markiert wurden, orientierten sich die Künstler in Gandhāra an den griechisch-römischen Vorlagen und stellten sie gewellt und in einzelnen Strähnen dar. Ebenfalls unterschiedlich ist die Mönchsrobe gestaltet. Bei den Mathurā-Buddhas liegt sie ganz eng an, lasst den rechten Arm frei und zeigt lediglich über dem linken Oberarm eine relativ schematische Fältelung. Bei den Gandhāra-Buddhas hat hingegen die römische Toga als Vorbild gedient. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 94 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Die Statuen zeichnen sich demnach durch ein Gewand mit einem aufwendig gestalteten Faltenwurf aus, das den ganzen Körper bedeckt. Stellt man die Buddhas der beiden Kunststile einander gegenüber, dann zeigen Körper und Gewand bei den Figuren aus Mathurā kaum Nuancierungen, während sie bei denen aus Gandhāra viel plastischer gestaltet sind und dadurch fast realistisch wirken. Aus dem Vergleich wird deutlich, dass die beiden Darstellungsweisen nicht unabhängig voneinander entstanden sein können. Dafür weisen sie zu viele Gemeinsamkeiten auf. Außerdem erkennt man bereits die ältesten Buddha-Figuren ganz mühelos als solche, was zeigt, dass ihre Grundzüge schon ganz am Anfang festgelegt und später nur noch in Einzelheiten modifiziert wurden. Wenige Jahrhunderte nach der Zeitenwende verschmelzen die beiden Darstellungsweisen, und aus dieser Überblendung geht das indische Standardbild des Buddha hervor. Die glatten Haare aus Mathurā und die Wellen aus Gandhāra münden in die charakteristischen rechtsgedrehten Haarlöckchen, die den Kopf eines Buddha bedecken. Der anfangs deutlich sichtbare Haarknoten wird in den merkwürdigen Kopfauswuchs, das sogenannte Ushnīsha, verwandelt. Der kleine Schnurrbart, den frühe Gandhāra-Buddhas bisweilen tragen, verschwindet hingegen völlig. Das Mönchsgewand bleibt gefältelt, aber die Fältelung verliert die in Gandhāra zu beobachtende realistische Bewegtheit. Eine weitere entscheidende Veränderung betrifft den Gesichtsausdruck, der aller individuellen Zuge enthoben ist. Frühe Buddhastatuen blicken den Betrachter noch direkt an, bald aber neigt sich der Kopf ganz leicht nach unten, und die Augenlider schließen sich ein wenig, sodass der Blick schräg nach unten geführt wird. Dadurch entsteht der typische meditative Gesichtsausdruck, der geistige Ruhe und inneren Frieden ausstrahlt und den die Wellness-Kultur heute so gerne als Dekor aufgreift. Die Auswahl an Körperhaltungen ist äußerst begrenzt. Der Buddha sitzt in Meditationshaltung – die bei Weitem häufigste Form – oder steht aufrecht. Sitzt er in westlicher Haltung mit herabgelassenen Beinen, handelt es sich zumeist um den zukünftigen Buddha Maitreya. Die liegende Haltung ist ausschließlich der Darstellung des Sterbevorgangs vorbehalten. Variabler sind die Handgesten, aber auch nur innerhalb eines bestimmten Repertoires. Als Attribut kann eine Bettelschale in der linken Hand dazukommen, und die Mönchsrobe kann beide Schultern bedecken oder aber die rechte Schulter freilassen. Von Anfang an ist die Darstellung des Buddha auf diese geringe Zahl von Variationen beschränkt. Dem Künstler sind daher auch nur in ganz engen Grenzen eigene Gestaltungsmöglichkeiten erlaubt. Hervorzuheben ist schließlich, dass keinerlei Individualisierung angestrebt wird, wodurch der Buddha endgültig zum Typus avanciert. Als sich der Buddhismus in den größten Teil Asiens verbreitet, ist der Formenkanon also bereits verbindlich festgelegt. Das Standardschema einer Buddha-Darstellung erreicht Java ebenso wie Japan, es wird nach Kambodscha exportiert, und es gelangt gleichermaßen nach Sri Lanka wie in die Mongolei. Daher erkennt man BuddhaStatuen, egal ob sie in Borobudur, Kamakura, Angkor Wat, Kandy oder Ulan Bator stehen, auch wenn sie zeitlich und räumlich weit voneinander getrennt sind. Das heißt freilich nicht, dass man einen chinesischen Buddha aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. nicht von einem thailändischen aus dem 18. Jahrhundert n. Chr. unterscheiden könnte. Vielmehr bedeutet es, dass sich die Abweichungen nur aus sekundären Merkmalen wie der Gestaltung des Thronsitzes, des Heiligenscheines oder der Begleitfiguren ergeben. In Abhängigkeit von Zeit und Raum lassen sich damit sehr wohl verschiedene Stilrichtungen ausmachen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 95 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Generell gilt etwa, dass der Gesichtsausdruck des Buddha in China schon früh der Umgebungskultur angepasst wird. Die Augen schließen sich dementsprechend noch weiter, und das Gesicht nimmt stärker mongolide Züge an. Die Lippen sind plastischer, die Haarlocken kugelförmig. Solche Veränderungen wandern mit dem chinesischen Buddhismus weiter nach Japan und Korea und prägen auch dort die Darstellungsweise. Ein Detail wie die Gestaltung der Lippen kann ebenso in Südostasien zu einer Unterscheidung herangezogen werden. Beispielsweise zeichnen sich Buddha-Statuen der Khmer-Kunst aus Kambodscha in der Regel durch einen breiten, geradezu sinnlichen Mund aus. Figuren des Sukothai-Stiles in Thailand hingegen weisen eine fein geschwungene Lippenlinie auf. Immer wieder lassen sich Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kunststilen beobachten, die gewöhnlich auf enge politische oder wirtschaftliche Beziehungen zwischen den jeweiligen Regionen verweisen. Das gilt beispielsweise im Falle Tibets, das relativ spät, nämlich erst ab dem 8. Jahrhundert n. Chr., unter den Einfluss des Buddhismus kommt. Zunächst werden die Darstellungsweisen der Pāla-Kunst im Nordosten Indiens und der Kunst aus Kaschmir im Nordwesten kopiert. Etwa vom 12. oder 13. Jahrhundert n. Chr. an, als der Buddhismus in Nordindien allmählich untergeht, lässt sich aber ein zunehmender Einfluss der chinesischen Kunst beobachten. Er führt letztlich zu der für Tibet charakteristischen Darstellungsweise, die indische Vorlagen und chinesische Einwirkungen bis heute in einer geradezu einzigartigen Weise miteinander verschmilzt. Ausstellung Buddha Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 96 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Grundlagen buddhistischer Lehren – Hīnayāna und Mahāyāna Karsten Schmidt Die Begegnung mit buddhistischen Lehren stellt uns vor besondere Herausforderungen. Das beginnt schon mit der Frage, ob Buddhismus überhaupt eine Religion sei. Schaut man etwa aus einer christlich geprägten Perspektive, so fehlen die Vorstellung eines absoluten Gottes als Schöpfer der Welt und endzeitlichem Richter, damit auch eine lineare Zeitvorstellung mit einem Anfang und einem Ende der Geschichte, eine unsterbliche Seele, die ewiges Leben oder ewige Verdammnis erfahrt usw. Das erzeugt Unsicherheit und viele Missverständnisse. Im Folgenden soll daher versucht werden, zentrale Aspekte buddhistischer Lehren aus ihren eigenen Begrifflichkeiten heraus zu verstehen und einige wichtige Entwicklungen nachzuvollziehen, was angesichts des knappen Raums natürlich nur andeutungsweise möglich ist. Frühe Lehren und Theravāda Wenn wir nach einer ursprünglichen Lehre des Buddha fragen, so sind die Quellen dazu leider sehr dürftig. In der ersten Zeit sammelten die Mönche und Nonnen alles, was ihnen zu Ohren kam, und überlieferten es nur mündlich. Die ältesten erhaltenen Manuskripte stammen frühestens aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Im günstigsten Fall liegen mindestens 300 Jahre zwischen dem Tod des Buddha im 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr. und der Entstehung der erhaltenen Aufzeichnungen. Die umfassendste Sammlung von Texten, die den ältesten Lehren zumindest nahekommen, ist der Kanon der Theravāda-Schule ("Lehre der Ältesten"), verfasst in der südindischen Pāli-Sprache. Auch wenn der Name Theravāda erst ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. verbürgt ist, beziehen sich zumindest die älteren Textschichten des Kanons auf frühere Traditionen, die viele spätere Entwicklungen nicht mitvollzogen haben. Daher bieten sie eine gute Grundlage für die Suche nach buddhistischen Kernaussagen. Der Ausgangs- und Mittelpunkt ist die Frage nach den Ursachen des "Leidens" (dukkha) und den Möglichkeiten zu ihrer Überwindung. Vereinfacht gesagt erkennt man das Hauptproblem darin, dass persönliches Glück über alles gestellt und von bestimmten Umständen abhängig gemacht wird. "Leiden" meint hier etwas ganz Bestimmtes, nämlich eine tiefe Verunsicherung, die entsteht, weil es nicht zuverlässig gelingt, das Erwünschter an sich zu binden und das Unerwünschte zu vermeiden. Eine klassische Formel spricht von drei "Verunreinigungen" (kilesa) des Geistes: "Begehren", "Abneigung" und "Unwissenheit" (über die Leidentstehung). Das Heilsziel (nirvāna – wörtlich: "Verlöschen", Pāli nibbāna) besteht dann in einem unerschütterlichen, friedvollen Bewusstseinszustand, der frei ist von ich-bezogenen Erwartungshaltungen. Die wörtliche Bedeutung "verlöschen" bezieht sich dabei auf die Leidursachen im eigenen Geist. Eine Lehrrede (sutta) des Pāli-Kanons gibt hierfür folgende Definition: "Die Auslöschung von Begehren [rāga], die Auslöschung von Abneigung [dosa], die Auslöschung von Unwissenheit [moha], das ist es, was nibbāna genannt wird." (Samyutta-Nikāya 31.1) Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 97 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ein synonymer Ausdruck für diesen befreiten Zustand ist das "Erwachen" (bodhi). Darüber hinaus heißt es, dass mit Erreichen dieses Zustandes der leidvolle Kreislauf der Wiedergeburten (samsāra) beendet sei. Der Befreite lebt sein Leben zu Ende, es folgt aber keine weitere Geburt. Alle Inhalte buddhistischer Lehren sind mit diesen zentralen Überlegungen verbunden. Davon betroffen sind beispielsweise die Fragen danach, was das Ich ist und was genau wiedergeboren wird. Im Gegensatz zu anderen indischen Traditionen glauben Buddhisten zwar an Wiedergeburt, nicht aber an eine unsterbliche "Seele" (jīva) oder eine klar definierbare Identität der Person (ātman – wörtlich: "Selbst", Pāli atta), was wieder etwas Beständiges und Greifbares wäre. Das Ich wird vielmehr so bestimmt, wie man sich selbst und seine Welt wahrnimmt, nämlich als ein veränderlicher Prozess, der aus Elementen (khandha, wörtlich: "Gruppen") wie sinnlichen Eindrucken, Emotionen, begrifflichem Denken und Willensimpulsen besteht. In einem Ich, das als fortgesetzte wechselhafte Selbsterfahrung verstanden wird, prägen die Handlungen (karman, Pāli kamma) bzw. die sie motivierenden geistigen Einstellungen die zukünftige bewusste Existenz. Das gilt schon in diesem Leben, nach buddhistischem Glauben aber auch über den Tod hinaus. Ein anderer Aspekt ist die Sicht auf die Welt insgesamt. Weil jedes geistige "Festhalten" Leid bewirkt, ist auch jede zu starke konzeptionelle Festlegung (ditthi, wörtlich: "Ansicht") zu vermeiden — egal welche. Aus dem Grund dürfen auch keine zu starken Bindungen an die buddhistischen Lehren selbst entstehen. Ein Gleichnis des Pāli-Kanons beschreibt sie als ein "Floß" (kulla), das die Mönche zwar brauchen, um das nirvānische Ufer zu erreichen, das sie aber zurücklassen müssen, wenn sie das Ufer betreten wollen (Majjhimanikāya 22). Im Rahmen der gemeinsamen Ansätze zur Leidüberwindung zeigten sich bei einigen Themen schon früh kontroverse Ansichten, was sich in der weiteren Entwicklung verstärkte. Vermutlich auf ganz frühe Überlieferungen zurückgehende Passagen des Pāli-Kanons z.B. lassen vermuten, dass in der Anfangszeit noch nicht genau differenziert wurde zwischen dem "Erwachen" eines Buddha und dem von Mönchen und Nonnen. Als sich Jahrhunderte nach dem Tod des Buddha die Lehren der frühen Schulen ausformten, bestand eine Richtung darauf, das "Erwachen" des Buddha sei größer als das seiner Anhänger – diese Ansicht vertraten dann auch die späteren Theravādins. Im Unterschied zu dem "Erwachen" (bodhi) allgemein sprach dieser Traditionsstrang von einem "unübertrefflichen vollkommenen Erwachen" (anuttara-samyaksambodhi), das nur dem Buddha Gautama zukäme. Anders als das "normale" bodhi sei es ausgezeichnet durch besondere Fähigkeiten wie der Erinnerung an alle Wiedergeburten und Allwissenheit. Neben ihm konnten besonders befähigte Mönche zwar auch "erwachen", ihr Status sei aber geringer, weil sie dazu die Lehre eines Buddha hören müssen. Solche Mönche heißen Arhats (wörtlich: "Ehrwürdiger"). Nonnen und Laien waren ausgeschlossen; ihnen blieb das Streben nach einer besseren Wiedergeburt. In jedem Fall wurden für einen Buddha und jeden Arhat keine weiteren Leben folgen. Auf die Frage, ob sie in einem Jenseits noch existieren, gab es ausdrücklich keine Antwort. All diese Aspekte blieben jedoch Gegenstand von Diskussionen. Anstatt in dieser Weise nach einem endgültigen und individuellen Heil zu streben, empfanden es einige Buddhisten z. B. als ethisch hoher stehend, bewusst immer wieder geboren zu werden, um weiterhin anderen helfen zu können. Außerdem schien der bloße Wunsch nach Befreiung nur für sich selbst wieder jene Geisteshaltung zu verstärken, die es zu überwinden galt. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 98 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig In diesem Zusammenhang bildete sich im Laufe des 2. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. innerhalb einiger der frühen Schulen eine Art Übungsweg für Fortgeschrittene heraus, der Bodhisattva-yāna ("Bodhisattva-Fahrzeug") genannt wurde. Wie der Name sagt, stand im Zentrum die Figur des Bodhisattva. Traditionell verstand man darunter ein "zum Erwachen (bodhi) strebendes Wesen (sattva)". Ursprünglich bezog sich der Ausdruck auf den historischen Buddha vor seinem "Erwachen", im Bodhisattvayāna wurden alle Übenden so genannt. Die Frage, ob es auch für Frauen gilt, blieb kontrovers. Häufig findet sich die Aussage, sie mussten erst als Mann wiedergeboren werden, einige Texte jedoch, z. B. das Lotus Sūtra, sprechen ganz klar auch von Frauen, die die Buddhaschaft erreichen. Es entwickelten sich Vorstellungen von einem Stufenweg, auf dessen höheren Ebenen ein Bodhisattva zwar "erwacht" sei, aber aus "Mitgefühl" (karunā) in samsāra bleibt und den leidenden Wesen beisteht, bis in unbestimmter Zukunft alle befreit sind. Damit verbunden war spätestens ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die Idee, alle Wesen besäßen immer schon eine Buddhanatur (tathāgatagarbha, wörtlich: "Keim des Vollendeten"), die letztlich identisch sei mit der Buddhaschaft überhaupt (buddhadhātu, wörtlich: "Buddha-Bereich"). Gemeint ist eine im Prinzip befreite ursprüngliche Natur des Geistes, die im samsārischen Zustand von Eigenschaften wie "Gier", "Hass" und "Unwissenheit" verdeckt ist. Die Ausweitung möglicher Buddhaschaft unterstützte auch den Glauben, dass jetzt schon viele Buddhas und weit fortgeschrittene, d. h. "erwachte" Bodhisattvas existieren. Ein Beiname des Bodhisattvayāna war Mahāyāna ("großes Fahrzeug"). "Groß" war im Sinne von "besser" vor allem auf das stärker altruistische Heilsziel bezogen, verwies aber auch darauf, dass darin alle auf dem Weg zur Befreiung Platz haben. Die anderen Schulen, darunter Theravāda, nannte man abschätzig Hīnayāna ("kleines/geringeres Fahrzeug"). Darin steckte viel Polemik, die aus heutiger Sicht differenziert zu betrachten ist. Mahāyāna Man darf sich die Unterscheidung zwischen Hīna- und Mahāyāna nicht als eine institutionelle Trennung vorstellen, wie z. B. zwischen Katholiken und Protestanten. Auch gab es keine Konflikte oder sogar Kampfe zwischen beiden Richtungen. Zwar bildete sich etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. ein mahāyānisches Schrifttum heraus, aus dem z. B. die überwiegend in Sanskrit verfasste Prajnāpāramitā-Literatur ("Vollkommenheit der Erkenntnis") hervorging, als eine sich verselbstständigende Bewegung trat Mahāyāna aber erst ab dem 4. bis 5. Jahrhundert n. Chr. in Erscheinung. Über mehr als 500 Jahre blieben die neuen Ideen und Texte ein Teil der frühen Schulen. Das war möglich, weil die Grundlage der Gemeinschaften die Ordensregel (vinaya) war. Welchen Lehren die Mönche und Nonnen folgten, war zweitrangig. Neben dem betont altruistischen Heilsideal ergaben sich zentrale Aussagen mahāyānischer Lehren aus der Ablehnung philosophischer Spekulationen, die innerhalb einiger der frühen Schulen aufkamen. Sie betrafen die Natur der erfahrenen Wirklichkeit. Dazu gab es unterschiedliche Positionen. Eine sprach davon, alle Erscheinungen waren zwar vergänglich, aber zusammengesetzt aus ewigen Grundelementen. Eine andere Ansicht definierte Samsāra als einen Bereich, in dem alles nur bedingt, d. h. abhängig von anderem existiert, dem Nirvāna dagegen käme ein unbedingtes Sein zu. Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 99 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Die Prajnāpāramitā-Texte sahen darin Widersprüche zum ursprünglichen buddhistischen Ansatz, der jede Vorstellung von etwas "Greifbarem" zu vermeiden versuchte. Um dem wieder Geltung zu verschaffen, nahmen sie den Ausdruck "leer" (shūnya) bzw. "Leerheit" (shūnyatā) auf und weiteten ihn aus zu einem umfassenden Konzept, das keinerlei Ausnahmen mehr zuließ. Viele klassisch gewordene Aussagen finden sich dazu auch bei Nāgārjuna (2. bis 3. Jahrhundert), der die PrajnāpāramitāLehren in eine systematische Form brachte. Diese "Leerheit", von der hier die Rede ist, wird oft missverstanden als eine nihilistische Verneinung allen Seins oder mystifiziert zu einer Art unaussprechlichen höheren Realität. Beides ist falsch. "Leerheit" meint weder "etwas" noch überhaupt "nichts", sondern der Begriff behauptet, dass allen Gegebenheiten der Erfahrung etwas Bestimmtes fehlt, nämlich ein absolutes "Eigensein" (svabhāva). Trotzdem, so heißt es, existieren sie, aber nur als vergängliche Gebilde, die von vielfältigen anderen Faktoren abhängig sind. Eine berühmte Formulierung Nāgārjunas besagt: "Entstehen in Abhängigkeit [pratītyasamutpāda] ist das, was wir Leerheit nennen" (Mūlamadhyamakakārikā, 24.18). Die befreiende Erkenntnis (prajnā) besteht darin, die Wirklichkeit, wie sie sich uns präsentiert, als wechselhaften Erfahrungsstrom ohne absolute Fixpunkte zu sehen. Zugleich betont man im Mahāyāna, dass diese Einsicht in "Leerheit"/"Abhängigkeit" die Grundlage bildet, auf der ein Gefühl von Verbundenheit und "Mitgefühl" (Skt. karunā) mit anderen Wesen entstehen kann. Alle heute noch bestehenden buddhistischen Traditionen, ausgenommen Theravāda, gingen aus dem "großen Fahrzeug" hervor. Über Handelswege verbreitete es sich in ganz Asien und nahm jeweils lokal geprägte neue Formen an. Weitere Aufsätze zu nachfolgenden Themen finden Sie im Katalogbuch zur Ausstellung. Buddhas und Bodhisattvas: Weder Menschen noch Götter von Karsten Schmidt Buddhistische Kunst im traditionellen Kontext von Elke Hessel Die Wirklichkeit buddhistischer Kunstwerke von Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 100 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Katalogbuch zur Ausstellung Meinrad Maria Grewenig, Eberhard Rist (Hg.) Buddha Sammler öffnen ihre Schatzkammern – 232 Meisterwerke buddhistischer Kunst aus 2000 Jahren Edition Völklinger Hütte, Wienand Verlag Köln 2016, 528 Seiten, durchgehend vierfarbig Sonderpreis 29, 90 Euro Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 101 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Literatur Bechert 2000 Heinz Bechert (Hg.): Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart. München 2000 Belting 2005 Hans Belting: Das echte Bild. Bildfragen als Glaubensfragen. München 2005 Belting 2005 Hans Belting: Szenarien der Moderne. Kunst und ihre offenen Grenzen. Hamburg 2005 Belting 2013 Hans Belting: Faces. Eine Geschichte des Gesichts. München 2013 Belting/Haustein 1998 Hans Belting, Lydia Haustein (Hg.): Das Erbe der Bilder. Kunst und moderne Medien in den Kulturen der Welt. München 1998 Béguin 2013 Gilles Béguin: Art sacré du Tibet. Paris 2013 Boehm 1985 Gottfried Boehm: Bildnis und Individuum. München 1985 Boehm 2007 Gottfried Boehm: Wie Bilder Sinn erzeugen. Die Macht des Zeigens. Berlin 2007 Brauen 2005 Martin Brauen (Hg.): Die Dalai Lamas. Zürich 2005 Brück 2007 Michael von Brück: Einführung in den Buddhismus. Frankfurt am Main 2007 Buddha 2015 Stephan v. d. Schulenburg, Elke Hessel, Karsten Schmidt, Matthias Wagner K (Hg.): Buddha. 108 Begegnungen/Encounters. Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main. Köln 2015 Buthan 2010 Alexandra von Przychowski, Axel Langer (Hg.): Bhutan: Heilige Kunst aus dem Himalaya. Museum für Ostasiatische Kunst, Köln Zürich 2010 Collani/Rösch 2012 Claudia von Collani, Petra H. Rösch (Hg.): Glanz der Kaiser von China. Museum für Ostasiatische Kunst 2012. Köln 2012 Czuma 1985 Stanislaw J. Czuma: Kushan Sculpture. Images from Early India. Cleveland 1985 Essen/Thingo 1989 Gerd-Wolfgang Essen und Tsering Tashi Thingo (Hg.): Die Götter des Himalaya. München 1989 Gandhara 2008 Christian Luczanits (Hg.): Gandhara – Das buddhistische Erbe Pakistans. Legenden, Klöster und Paradiese. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn. Mainz 2008 Goepper 1989 Roger Goepper (Hg.): Entdeckungen. Skulpturen der Khmer und Thai. Köln: Museum für Ostasiatische Kunst, 1989 Classique. L'Empire des Gupta. Paris 2007 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 102 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Grewenig 2016 Meinrad Maria Grewenig (Hg.) Steve McCurry | Buddhismus | Fotografien 1985-2013 Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur, Völklingen 2016 Grewenig/Rist 2016 Meinrad Maria Grewenig, Eberhard Rist (Hg.) Buddha - Sammler öffnen ihre Schatzkammern 232 Meisterwerke buddhistischer Kunst aus 2000 Jahren Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur, Völklingen 2016 Seattle/London 1990 Gerhardt Schuster, Susanne Schuster (Hg.): Geheimnisvolle Welt Tibet. Lokschuppen Rosenheim. Rosenheim 2002 Uwe Bräutigam/Jeong-hee Lee-Kalisch (Hg.): Tibet. Klöster öffnen ihre Schatzkammern. Villa Hügel. Essen 2006 Uhlig 1979 Helmut Uhlig: Das Bild des Buddha. Berlin 1979 Wagner 1980 Frits A. Wagner: Indonesien. Die Kunst eines Inselreiches. Baden-Baden 1980 Jarand 1996 Ursula Jarand (Übers.): Linji Yixuan: Das Denken ist ein wilder Affe. Aufzeichnungen der Lehren und Unterweisungen des großen Zen-Meisters. Bern u. a. 1996 Walleser 1914 Max Walleser: Prajnāpāramitā. Die Vollkommenheit der Erkenntnis. Nach indischen, tibetischen und chinesischen Quellen. Göttingen/Leipzig 1914 Lee-Kalisch 1999 Jeong-Hee Lee-Kalisch (Hg.): Korea. Die Alten Königreiche. Villa Hügel. Essen 1999 Zotz 2000 Volker Zotz: Auf den glückseligen Inseln. Buddhismus in der deutschen Kultur. Berlin 2000 Luczanits 2008 Christian Luczanits: Gandhara. Das buddhistische Erbe Pakistans. Legenden, Klöster und Paradiese. Mainz 2008 Weitere Titel finden Sie im Katalogbuch zur Ausstellung. Pomian 1998 Krzysztof Pomian: Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln. Berlin 1998 Schmidt 2011 Karsten Schmidt: Buddhismus als Religion und Philosophie. Probleme und Perspektiven interkulturellen Verstehens. Stuttgart 2011 Seipel 1995 Wilfried Seipel (Hg.): Buddha in Indien. Kunsthistorisches Museum. Wien 1995 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 103 von 104 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Impressum Herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur © Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen Tel +49 (0) 6898/9 100 100 Fax +49 (0) 6898/9 100 111 [email protected] www.voelklinger-huette.org Konzept und Redaktion Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer Recherche Jeanette Dittmar, Viktoria Kijas, Margo Morgenstern Aufsätze Jens-Uwe Hartmann: Die Entstehung und Verbreitung des Buddha-Bildes Karsten Schmidt: Grundlagen buddhistischer Lehren – Hīnayāna und Mahāyāna Ausstellung Buddha | China / Japan Gebläsehalle | Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2016/2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur | 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Jeanette Dittmar, Frank Krämer | Besucherdienst Tel. 06898/9100100, Fax 06898/9100111 [email protected] Seite 104 von 104