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Reptilien
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Die Panzerechsen – Echte Krokodile, Alligatoren und Gaviale – gehö ren
zu den urtümlichsten Reptilien die es heute noch gibt. Sie entstanden
vor ungefähr 200 Millionen Jahren. Einzelne Tiere kö nnen bis zu 7
Meter lang und über 100 Jahre alt werden. Wie die meisten langlebigen
Groß tiere erreichen sie die Geschlechtsreife erst spät (im Alter von 10 bis 15
Jahren).
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Fast alle Panzerechsen leben an den Ufern Zonen tropischer Flüsse und
Seen oder in Sumpfgebieten. Nur zwei Arten (Spitz- und Leistenkrokodil) haben
sich an Küstenlebensräume mit Salz- oder Brackwasser angepasst.
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Erstaunlich
für
eine
so
alte
Artengruppe
ist,
dass
alle
krokodilverwandten fürsorgliche Brutpflege betreiben, ihren Nachwuchs
also nicht einfach seinem Schicksal überlassen.
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Die Weibchen vergraben ihre 20 bis 100 Eier gut versteckt in Ufernähe
in Nestern aus Schlamm und Pflanzenteilen. Für die nö tige
Bruttemperatur
sorgt
die
Fäulniswärme
des
verrottenden
Pflanzenmaterials. Nach 8 bis 10 Wochen befreit die Mutter die
Schlüpflinge aus dem Nisthaufen, trägt sie zum Wasser und bewacht sie
zusammen mit dem Männchen bis zu einem Jahr lang.
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Erwachsene Tiere ernähren sich vor allem von für Menschen kaum
genieß baren Fischen, Schildkrö ten und Wasservö geln, sowie kleineren
bis groß en Säugetieren. Die Jungtiere fressen groß e Mengen von
Schnecken und tragen so zur Eindämmung von für Menschen und
Haustiere gleichermaß en gefährlichen Wurmerkrankungen bei, deren
Erreger Schnecken als Zwischenwirt benutzen.
Manchmal allerdings greifen Krokodile auch Menschen an. Deshalb
werden selbst kleine harmlose Arten als bö sartige Gefahr bekämpft und
erbarmungslos getö tet.
Handtaschen, Koffer, Gürtel, Mappen oder Brieftaschen aus Reptilleder
gehö ren seit der Kolonialzeit zu den Luxusartikeln der Reichen und
Neureichen.
Das „Wirtschaftswunder" der 50er Jahre und der damit verbundene
wachsende Wohlstand steigerte die Nachfrage. In den 50er Jahren
kamen jährlich 5 bis 10 Mio. Kroko-Häute in den internationalen
Handel. Aneinandergereiht würden diese insgesamt zweimal um den
Äquator reichen.
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In nur wenigen Jahrzehnten brachen die Bestände aller nutzbaren
Krokodilarten weltweit zusammen. Zuerst traf die Vernichtung
Alligatoren und Leistenkrokodile, deren Bauchhäute regelmäß ige
Musterungen haben und gut zu verarbeiten sind. Bald wurden solche
Häute knapp.
Seit den 80er Jahren plündert die Reptillederindustrie nun sogar die
Bestände des kleinen bislang verschmähten Dunklen Brillenkaimans
(Caiman fuscus).
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Auch heute gelangen jährlich immer noch 1,5 bis 2 Millionen
Krokohäute in den Welthandel. Hö chstens 1 Million ist mit
ordnungsgemäß en Ausfuhrpapieren ausgestattet. Mehr als 1 Million
dieser Häute kommen aus Lateinamerika.
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Wie viele davon nach Deutschland kommen, lässt sich wegen der
fehlenden Dokumentation des Handels innerhalb der Europäischen
Gemeinschaft nicht sagen. Direkt aus Drittländern importierte die
deutsche Reptillederindustrie 1981 bis 1986 offiziell 258.269
Kaimanhäute und -flanken. 1989 bis 1993 (angeblich) nur noch 99.370.
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Als Folge der langen zum groß en Teil illegal betriebenen Jagd sind
Brillenkaimane heute in 8 von 16 lateinamerikanischen Ländern (wo sie
vorkommen), Yacare-, Breitschnauzen- und Mohrenkaiman sogar überall
stark dezimiert. Beide letztgenannten stehen am Rande der Ausrottung.
Das WA ist der Reptillederindustrie leider nicht gewachsen.
Nicht nur Krokodile sind Opfer der Reptilindustrie, sondern
auch:
• Schlangen:
• Echsen:
• Warane:
Hundskopf,- Ratten,- u. Wassertrugnattern, Phytons u. Brillenschlangen
Tejus (südamerikanische Groß echsen)
Nilwarane und Bindenwarane
Uhrbänder, Schuhe, Kleidungsstücke, Hand- und Brieftaschen oder
Gürtel werden in groß en Mengen aus Häuten dieser Reptilien hergestellt
oder als Fertigprodukte eingeführt.
Offizielle deutsche Importzahlen vermitteln eine Vorstellung vom
Ausmaß dieses Plünderungsfeldzuges bei Arten, die in den WAAnhängen gelistet sind:
Direkt aus Drittländern (ohne Umweg über andere EU-Mitgliedstaaten) wurden von
1989 bis 1993 in die Bundesrepublik eingeführt:
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Schlangen
Warane
Tejus
Fertigprodukte
62.619
221.664
582.736
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Häute
132.665
225.484
61.781
Kontrollmechanismen des WA versagen hier weitgehend, der illegale
Handel geht weiter.
Nur ausbleibende
Reptilien
Nachfrage
stoppt
den
Ausverkauf
der
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Bestandsuntersuchungen oder Studien über die ö kologischen
Auswirkungen des Raubbaus gibt es kaum. Nur die Einsicht des
Verbrauchers kann letztlich den brutalen Ausverkauf der Natur stoppen.
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Reptilleder ist leicht verzichtbarer LUXUS. Jeder Kauf fö rdert die
Wilderei und Gefährdung dieser Tierarten. Kroko-Look beweist heute
nicht Weltläu-figkeit, Exotik und Reichtum, sondern vielmehr
ö kologische Beschränktheit!
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Auch das Selbstkontrollsystem des Internationalen Reptilienverbandes
(IRV) garantiert mit seinem „Artenschutz-Fähnchen“ keineswegs in
jedem Fall, dass das Leder aus wenigstens formal legaler Nutzung
stammt.
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Ein Tipp: Beim Kauf einer Uhr sollten Sie unbedingt nachfragen, woraus
das Uhrband besteht. Kaufen Sie kein Reptilleder oder Haifisch-Haut (der
neueste Schrei) und bestehen Sie gegebenenfalls auf Austausch. Denn mit
solchen „Abfallprodukten" verdient die Reptillederindustrie einen
beträchtlichen Teil ihrer Profite.
Und noch etwas: Wenn Sie Ihren Urlaub in exotischen Ländern
verbringen: Bitte widerstehen Sie der Versuchung Reptillederwaren
„günstig" als Souvenir zu kaufen! Der „Souvenir"-Verkauf trägt nämlich
nicht wenig zur Vernichtung der Reptilienbestände bei.
Fatale Folgen der Plü nderung
Oft wird die ö kologische Nützlichkeit von Raubtieren wie z.B. Krokodilen
unterschätzt und erst beachtet, wenn es zu spät ist.
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Wo in Afrika und Südamerika Nilkrokodile und Kaimane fast ausgerottet
wurden, vermehrten sich räuberische Wels-Arten unkontrolliert und
dezimierten Laich und Brut von Nutzfischen (einer wichtigen Nahrungsquelle für
Menschen und Tiere). Die starke Zunahme der gefährlichen Piranhas in vielen
Flüssen Südamerikas ist ebenfalls durch das Abschlachten der Kaimane
verursacht.
Der Kot von Krokodilen sichert in den meist nährstoffarmen
Tropengewässern das Vorkommen zersetzender Mikroorganismen und
Wasserpflanzen, die wiederum vielen Fischen, aber auch Wasservö geln
als Nahrung dienen. Mit dem Rückgang der Krokodile ist deshalb auch
ein Rückgang der Nutzfischbestände zu beobachten.
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Auch als „Gesundheitspolizei" spielen die Panzerechsen eine
unersetzliche Rolle im ö kologischen System. Indem sie kranke und
schwache Tiere fressen und Kadaver beseitigen, sorgen sie für die
Gesunderhaltung ihrer Beutetiere und verhindern die Gefahr der
Ausbreitung von Seuchen.
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In Sumpfgebieten sammeln sich während der Trockenzeit zahlreiche
Kaimane an den letzten Wasserstellen. Durch Ausgraben vergrö ß ern sie
diese und verhindern das Verlanden. Somit erhalten und schaffen sie
wichtige Wasserlö cher für Fische, Frö sche und Vö gel.
Der massenweise Verzehr von Schnecken durch junge Krokodile
mindert die Gefährdung von Mensch und Tier durch tückische
Wurmerkrankungen.
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Nur wildlebende, Krokodilpopulationen gewährleisten diese „nützlichen"
Schlüsselfunktionen. Krokodilfarmen, sind aus ö kologischer Sicht vö llig
wertlos. Sie garantieren nur stabilen Nachschub für die Kroko-Industrie,
tragen aber kaum zur Erhaltung natürlicher Krokodilbestände bei. Im
Gegenteil: Zum Aufbau von Zuchtbeständen werden häufig die letzten
frei lebenden Tiere der Region gefangen.
Umsiedelungsaktion „Caiman Carlos“
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Bolivien 1990: Die „Aktionsgemeinschaft Artenschutz“ (AgA) startet
eine Rettungsaktion für die stark bedrohten Mohrenkaimane (finanziell
unterstü tzt durch die Firma LACOSTE): Gemeinsam mit der ö rtlichen
Naturschutzorganisation „Prodena“ wollen Artenschützer 200 dieser
vom Aussterben bedrohten Tiere aus den künstlichen Lagunen einer
ehemaligen Krokodilfarm herausfangen, um sie in den Naturschutzpark
Beni umzusiedeln.
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Die Farmbesitzer und -verwalter verhinderten die ursprünglich von
ihnen selbst angeregte Aktion jedoch mit allen Mitteln. Inzwischen
hatten sie nämlich lohnende Kaufangebote von nordamerikanischen
Zoos erhalten. So fehlte unentbehrliches Werkzeug oft, wo es
gebraucht wurde, und Transportmittel fielen gerade dann aus, wenn
etwas zu transportieren gewesen wäre. Auch mit Drohungen wurde
nicht gespart.
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Zuletzt konnten nur 35 Tiere vor dem sicheren Tod gerettet werden.
Die Kaimane wurden mit Lassos eingefangen und an Land gezogen. Mit
einem nassen Tuch über den Augen beruhigten sie sich schnell und
konnten – an Stangen gebunden – die Reise in die Freiheit antreten.
Alle haben den Transport per Flugzeug gut überstanden und ihre neue
Umgebung ohne Scheu angenommen.
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Zu hoffen bleibt, dass sich die geretteten Mohrenkaimane trotz ihrer
geringen Zahl als Gründerpopulation im ursprünglich von dieser Art
besiedelten Beni Naturschutzpark überleben und einen gesunden
Bestand aufbauen kö nnen.
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