Hamerling-BRG zeigt „La Bohème“ der Gegenwart In vielen Gymnasien des Landes kommen von Lehrern und Schülern einstudierte Musicals zur Aufführung. Im BRG Linz-Hamerlingstraße singt und tanzt man seit 1989 so weit aus der Reihe, dass Produktionen im eigenen musisch-kreativen Schwerpunkt produziert werden. „Wir haben 1989 mit Starlight Express angefangen, es war ein Versuch, wir hatten das Musical weder vorher gesehen noch gewusst, wie es zu inszenieren gewesen wäre, aber wir haben eine reduzierte Liebesgeschichte daraus gebaut, die funktioniert hat“, sagt Anita Döllerer. Der Lehrerin für Englisch, Musikerziehung und alle darstellenden Künste ist anzusehen, dass sie auch nach all den Jahren für ihr Thema brennt. Zusammen mit ihrem Mann Anton und 44 Schülern (viele Rollen sind doppelt und dreifach besetzt) hat sie heuer das in unserer Umgebung völlig unbekannte Musical „Rent“ erarbeitet. Am 13. Mai (19 Uhr) steigt die Premiere. Nie auf heimischen Bühnen Die beiden Lehrer hatten „Rent“ vor einigen Jahren in New York gesehen. Sie wunderten sich darüber, dass es ausgerechnet dieses mit dem Pulitzer-Preis und einem Tony-Award ausgezeichnete Werk des Komponisten Jonathan Larson noch nie auf eine heimische Bühne geschafft hatte. Larson selbst erlebte die Uraufführung seines Musicals nicht mehr, er starb 1996 im Alter von nur 35 Jahren an AIDS. Das Duo Döllerer/Döllerer bemühte sich um die Aufführungsrechte (1500 Euro für zehn Vorstellungen, 350 Euro Noten-Leihgebühr) und organisierte die österreichische Erstaufführung. Die Bühne im Festsaal der Schule sieht aus wie eine urbane Umgebung, wie sie sich vor den jungen Menschen der Gegenwart ausbreitet. Ein von den beiden Künstlern Leonhard Immervoll und Christian Korherr fantastisch gestalteter Grafitto breitet sich mit Sujets und Popstars der Auflehnung über die Szene aus. „Rent“ berichtet nach dem Vorbild von Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“ vom Leben zweier junger Künstler in einem New Yorker Loft. Mittellosigkeit ist ihr täglicher Gefährte, das Stück erzählt, wie trost- und gnadenlos Drogen zuschlagen – und wie schwer sich die Gesellschaft noch immer mit Homosexualität und AIDS tut. Es ist die Geschichte gegenwärtiger Beziehungen einer Gesellschaft, die sich nicht täglich ins Büro setzt. Anita Döllerer: „Wir wollen ein Stück über das richtige Leben auf die Bühne bringen – die immer wiederkehrenden Themen der Jugendlichen, ähnlich wie beim Musical Hair, wo auch auf Konventionen gepfiffen wird.“ Als Bewunderung für Puccinis Oper zitiert Larson etliche Male „Musettas Walzer“ in seinem Werk. Große Themen kennen kein Ablaufdatum. OÖ Nachrichten, 10.5.2011 Die gratuliert dem Hamerling-Gymnasium in Linz!