Luftverkehr und Klimawandel – Schnittstellen zwischen Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Öffentlichkeit Regina Egelhofer (TU München – Lehrstuhl für Luftfahrttechnik) Christine Fichter (DLR – Institut für Physik der Atmosphäre) Der globalen Erwärmung der Erdatmosphäre wird in den Medien seit einigen Monaten große Bedeutung beigemessen, oft wird sie gar als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts angesehen. Gemessen an den CO2-Emissionen spielt der Luftverkehr für den Klimawandel scheinbar eine untergeordnete Rolle. Die Klimawirkung von Luftverkehrsemissionen wird allerdings nicht nur durch die CO2-Emissionen bestimmt. Flugzeuge emittieren neben Kohlendioxid unter anderem Stickoxide, die zur Erhöhung der Ozonkonzentration, einem ebenfalls sehr wirkungsvollen Treibhausgas, beitragen. Zudem können durch die Emission von Wärme und Wasserdampf aus den Flugzeugtrieb werken Kondensstreifen und Zirrus wolken entstehen, welche ebenfalls unter Verdacht stehen, einen beträchtlichen Beitrag zur Klimawirkung des Luftverkehrs zu liefern. Hinzu kommt, dass der Bereich der Atmosphäre, in dem der Großteil der Luftverkehrsemissionen freigesetzt wird, besonders empfindlich auf Treibhausgasemissionen reagiert. Dieses Zusammenspiel verschiedener Faktoren so wie das verhältnismäßig hohe Wachstum von etwa 4-5 % pro Jahr machen eine intensivierte Betrachtung der globalen Umweltwirkung des Luftverkehrs nötig. Flugverkehr ist Bestandteil unserer heutigen Lebens weise, eine Reduktion der Transportleistung ist nur bedingt möglich und er wünscht. Das Nachhaltigkeitsprinzip erfordert jedoch eine Optimierung des Luftverkehrssystems im Hinblick auf seinen Beitrag zum Klimawandel. Dazu ist neben den klassischen Luftfahrtdisziplinen fundiertes Wissen aus der Atmosphären- und Klimaforschung nötig. Beide Bereiche stellen extrem komplexe Systeme dar. Um zu realistischen und effizienten Lösungen zu kommen, müssen Luftfahrtexperten und Atmosphären wissenschaftler umfangreiches Wissen austauschen und verstehen. Zudem stellt die gesellschaftliche Relevanz des Themas hohe Ansprüche an die Integrität und Kommunikationsfähigkeit der Wissenschaftler. • An den Schnittstellen z wischen Luftfahrt, Klimaforschung, Politik und Gesellschaft stellen sich u.a. folgende Fragen, die im Rahmen der Forenarbeit diskutiert werden können: • „Vereinfacht“ = „verfälscht“? Wie wichtig ist der inhaltliche Detaillierungsgrad? • Wie verlässlich muss Wissen sein, um es aus der jeweiligen Disziplin zu entlassen? • Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung – w o liegen unsere Prioritäten? • Wo und warum treten Sch wierigkeiten bei der Kommunikation z wischen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen und mit der Politik auf? • Was sind besonders kontrovers diskutierte Themen (z.B. Stich wort: Kerosinsteuer)? Mögliche Referatsthem en: • Grundlagen Flugzeugbau (Konfiguration, Aerodynamik, Flugleistung, Triebwerke, Emissionen) • Das Luftverkehrssystem (Airline, Flughafen, Air Traffic Control, Passagier, Regularien) • Grundlagen Klimasystem (Klimafaktoren und Klimaelemente: Sonnenstrahlung, LandMeer-Verteilung, Zusammensetzung der Erdatmosphäre, atmosphärische Zirkulation, Meeresströmungen, Temperatur, Niederschlag, Bew ölkung, Albedo... ) • Grundlagen Klimamodellierung (Klimamodelle: Chemie-Transportmodell, Globales Zirkulationsmodell, Strahlungstransfermodell, Klimaresponsemodell) • Grundlagen Klimawandel (natürlicher und anthropogener Treibhauseffekt, Treibhausgase, Bedeutung der Wolken, Metriken zur Betrachtung des Klimawandels) • Bedeutung des Luftverkehrs für den Klimawandel • Politische Rahmenbedingungen – Akteure und mögliche Werkzeuge (Akteure z.B. ICAO, UNFCCC, IATA, Flugzeug-/ Triebwerkhersteller, Fluggesellschaften, Flughäfen. Werkzeuge z.B. Emissionshandel, Steuern, Gebühren, Grenz werte) Kontakt: Dipl. Geogr. Christine Fichter [email protected] DLR - Institut fuer Physik der Atmosphaere Oberpfaffenhofen, D-82234 Wessling, Germany Tel: +49-8153-28-3022, Fax: +49-8153-28-1841