Programm Jan–Mär 2016 1 NS-Dokumentationszentrum München – Lernen und Erinnern am historischen Ort Programm 1/2016 Im neuen Jahr setzt das im Mai 2015 eröffnete NS-Dokumentationszentrum München sein Veranstaltungsprogramm mit Filmen, Konzerten, Lesungen, Diskussionsrunden und einem Zeitzeugengespräch fort. Im Rahmenprogramm zu unserer aktuellen Sonderausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“, die noch bis Ende Februar zu sehen sein wird, veranstalten wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus Polen einen Vortrag und drei Podiumsdiskussionen mit Experten aus beiden Ländern. Die Verbrechen und der Terror im besetzen Polen, dessen Kultur und Staat zerstört werden sollten, sind bis heute in Deutschland zu wenig bekannt. Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus widmen wir uns der Verfolgung der Zeugen Jehovas. Weitere Themen sind u.a. Jugendkultur und Opposition, Wirtschaft und Konsum sowie Verfolgung und Terror in der NS-Zeit. Außerdem setzen wir die Konzertreihe „Feindsender – Jazz im zeitlichen Umfeld der Nazi-Diktatur“ fort. Foto: Orla Connolly/NS-Dokumentationszentrum Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, in dem Recht und Freiheit mit Füßen getreten wurden, kann helfen, besser zu erkennen, was das Wesen der Demokratie ausmacht und wie wir für deren Schutz eintreten können. Freiheit ist immer die Freiheit der anders Denkenden, Glaubenden, Lebenden und Aussehenden. Dies steht jeden Tag aufs Neue auf dem Prüfstand. Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger Gründungsdirektor Programmübersicht 1.1.– 31.3.2016 Bis So 28| 02| 2016 Sonderausstellung Der Warschauer Aufstand 1944 Ebene 1 Mo 11| 01| 2016 Vortrag 19.00 „Kanonen statt Butter“: Wirtschaft und Konsum im „Dritten Reich“ Mi 20| 01| 2016 19.00 Filmvorführung und Zeitzeugengespräch „LINIE 41“ Auditorium Dokumentarfilm von Tanja Cummings Do 21| 01| 2016 19.30 Vorträge und Podiumsdiskussion Steinerne Zeitzeugen –Auditorium Aktuelle Fragen im Umgang mit „authentischen Orten“ Mi 27| 01| 2016 19.00 Vortrag Bekennermut und Glaubensgehorsam der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich“ Auditorium Do 28| 01| 2016 Podiumsdiskussion 19.00 Das Warschau der zwei Aufstände: Wahrnehmung, Erinnerung und Aufarbeitung in Polen und Deutschland Auditorium Mo 01| 02| 2016 Vortrag 19.00 „Ihr wisst, wollt es aber nicht wissen“: Verfolgung, Terror und Widerstand im „Dritten Reich“ Kulturzentrum Gasteig Podiumsdiskussion Di 16| 02| 2016 19.00 Zwei Totalitarismen: Polen und die DDR 1945–1989 – Auditorium Der Umgang mit Geschichte und Erinnerung im Stalinismus Mi 17| 02| 2016 Konzert 19.30 „Feindsender“ – Jazz im zeitlichen Umfeld der Nazi-Diktatur, Teil 3 Auditorium Vortrag Do 18| 02| 2016 19.00 Ordnungswahn – Deutsche Architekten in Warschau und im besetzten Polen 1939–1945 Auditorium Di 23| 02| 2016 Podiumsdiskussion 19.00 Warschau – München: Zwei Wege des Wiederaufbaus. Der Umgang mit Kriegszerstörungen im Vergleich Auditorium Mi 24| 02| 2016 Vortrag 19.00 Die Verlage im Nationalsozialismus Auditorium Do 25| 02| 2016 Lesung 19.00 Klaartje de Zwarte-Walvisch: Mein geheimes Tagebuch März–Juli 1943 Auditorium Mi 02| 03| 2016 Vortrag 19.00 Meuten, Swings & Edelweißpiraten. Auditorium Jugendkultur und Opposition im Nationalsozialismus Mi 09| 03| 2016 Vortrag 19.00 Der Bann des Fremden: Die fotografische Konstruktion des „Zigeuners“ Auditorium Mi 16| 03| 2016 Vortrag 19.00 Die Thule-Gesellschaft: Vom okkulten Mummenschanz zum Hakenkreuz Auditorium Kulturzentrum Gasteig Sonderausstellung 29|10|2015 – 28| 02| 2016 Der Warschauer Aufstand 1944 Die Ausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“ ist noch bis zum 28. Febru­ar 2016 im NS-Dokumentationszentrum München zu sehen. Die vom Museum des Warschauer Aufstands in Warschau konzipierte Prä­sen­tation dokumentiert die Geschichte Warschaus während der deutschen Be­setzung 1939–1944. Nach der Niederschlagung von zwei Aufständen und grauen­ haften Kriegsverbrechen erfolgte die komplette Zerstörung der Millionen­stadt Warschau durch deutsche Einheiten. Die Präsentation auf 63 zweisprachigen Ausstellungstafeln und in drei Vitrinen wird ergänzt durch den Film „Miasto Ruin“ (Stadt der Ruinen), der während der Öffnungszeiten zu jeder halben Stunde im Auditorium des NS-Dokumentationszentrums gezeigt wird, eine interaktive Website sowie einen deutsch-englischen Katalog, der im Buchladen des NS-Dokumentationszentrums erhältlich ist. Foto: Sammlung Museum des Warschauer Aufstands 1944 Ort NS-Dokumentationszentrum München, Sonderausstellungsbereich Ebene 1 Vortrag Montag 11| 01| 2016 19.00 Uhr „Kanonen statt Butter“: Wirtschaft und Konsum im „Dritten Reich“ PD Dr. Tim Schanetzky Ort Kulturzentrum Gasteig Vortragssaal der Bibliothek, Rosenheimer Str. 5, 81667 München Eintritt Eintritt frei. Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München, Volkshochschule München und Verlag C. H. Beck, München Alexandre Foto: Bayerische Tansman Staatsbibliothek München/Bildarchiv Propagandafoto zur Reportage „Der ‚luftgeschützte‘ Lebensmittelladen“ vom 22. März 1944, das einen unterirdischen „Bunkerladen“ in Wien zeigt. „Auch heute gilt die Parole: Kanonen statt Butter“, schärfte Rudolf Hess den Deutschen im Oktober 1936 ein. Er prägte damit eine Formel, die sich schon bald verselbständigte. Dr. Tim Schanetzky, Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena, führt in die Wirtschaftsgeschichte des „Dritten Reiches“ ein. Profitierten die „Volksgenossen“ von der rassistischen Politik des Regimes? Wie verhielten sich die deutschen Unternehmer? Wie stark trugen Konsumversprechen zur Stabilität der Diktatur bei? PD Dr. Tim Schanetzky, geboren 1973, studierte Geschichte und Politik in Bochum und Frankfurt. Er arbeitete u. a. am DHI Washington sowie in New York und Freiburg. Schanetzky ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Jena, wo er 2014 habilitiert wurde. Seine Forschungsschwerpunkte sind Unter­nehmensgeschichte, Wirtschaftsordnung, Städtebau und Stadtplanung. Filmvorführung und Zeitzeugengespräch Mittwoch 20| 01| 2016 19.00 Uhr „LINIE 41“ Dokumentarfilm von Tanja Cummings (D 2015, 101 Min.) Münchner Erstaufführung Foto: Marek Iwicki Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München und Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Der Film „LINIE 41“ von Tanja Cummings dokumentiert die Rückkehr des Ghetto-Überlebenden Natan Grossmann nach Łódz. Nach 70 Jahren beginnt er eine späte Suche nach Spuren seines Bruders und seiner Eltern, die im Ghetto umkamen. Seine Suche kreuzt sich mit der von Jens-Jürgen Ventzki, dem Sohn des ehemaligen NS-Oberbürgermeisters der Stadt, der die schuldhaften Verstrickungen seines Vaters in die Diktatur erforscht. Die Rückkehr nach Łódz führt zu einer emotionalen Konfrontation mit der Vergangenheit. Je mehr Grossmann über den Bruder in Erfahrung bringt, desto mehr Erinnerungen auch an die Eltern, seine Kindheit und das Leben und Sterben im Ghetto melden sich zurück. Im Anschluss an die Filmvorführung findet eine Gesprächsrunde mit der Re­gis­seurin Tanja Cummings und den Protagonisten des Films Natan Grossmann und Jens-Jürgen Ventzki statt. Moderation: Dr. Andrea Löw, Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin Natan Grossmann in „Linie 41“ Vorträge und Podiumsdiskussion Donnerstag 21| 01| 2016 19.30 Uhr Steinerne Zeitzeugen – Aktuelle Fragen im Umgang mit „authentischen Orten“ Die baulichen Überreste der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sind Teil einer Diskussion über die Zukunft der Erinnerung. Als „authentischen Orten“ und „steinernen Zeitzeugen“ kommt ihnen eine besondere Bedeutung bei der Erinnerungs- und Vermittlungsarbeit zu. Der bauliche Erhalt von und der richtige Umgang mit Täterorten sind kontrovers diskutierte Themen, wie die aktuelle Debatte über die Zukunft des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg zeigt. Bei einer Podiumsdiskussion werden Expertinnen und Experten aus Politik, Denkmalschutz und Wissenschaft aktuelle Fragen zur Behandlung der „authentischen Orte“ und Relikte der NS-Zeit diskutieren. Das Ziel ist eine Verständigung darüber, welche Bedeutung und welcher Zeugniswert welchen konkreten Orten für eine zukunftsfähige Erinnerungskultur zukommt. Foto: Juri Gottschall/Süddeutsche Zeitung Photo Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit der Petra-Kelly-Stiftung Mit Impulsvorträgen von Dr. Sepp Dürr (Kulturpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion), Prof. Dr. Norbert Frei (Friedrich-Schiller-Universität Jena), Dr. Gabriele Hammermann (Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau), Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger (Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München) und Dipl.-Ing. Mathias Pfeil (Generalkonservator, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) Moderation: Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen Landtagsfraktion Volksfestaufbau vor der ehemaligen NS-Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, 2012 Vortrag Mittwoch 27|01|2016 19.00 Uhr Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus: „Barbarei in einem Lande der Christenheit“: Bekennermut und Glaubensgehorsam der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich“ Dr. Detlev Garbe Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München Die in den USA entstandene christliche Gemeinschaft der „Bibelforscher“ (ab 1931: „Zeugen Jehovas“) wurde trotz der nur etwa 25.000 Angehörigen in Deutschland von den Nationalsozialisten als ernste Bedrohung für „Volk und Staat“ empfunden. Wegen ihrer Botschaft vom herannahenden Weltuntergang, der Lenkung aus den USA und der Verweigerung des Kriegsdienstes hatte sie den Hass völkisch-antisemitischer Kreise auf sich gezogen. Deshalb wurden die von den Nationalsozialisten als „Wegbereiter des jüdischen Bolschewismus“ diffa­mierten Zeugen Jehovas als erste von vielen Glaubensgemeinschaften verboten, in Bayern bereits am 13. April 1933. Trotz des hohen Risikos führten weit mehr als 10.000 Zeugen Jehovas ihre Zusammenkünfte, den Druck ihrer Schriften und die Missionsaktivitäten beharrlich und unter Anwendung von konspira­ tiven Techniken fort. Allein in München organisierten sich Ende 1936 in der Illega­lität 23 Gruppen, die auch mit Flugblättern auf die Verfolgung ihres Glaubens aufmerksam machten. Das Regime reagierte mit aller Schärfe. Vor den Sondergerichten wurden in so genannten Bibelforscherverfahren Tausende abgeurteilt. Besonders unbeugsame Gläubige wurden ab Mitte der 1930er-Jahre zu Hunderten in Konzentrationslager eingeliefert, wo die SS die „Bibelforscher“ mit dem „lila Winkel“ als eigenständige Haftgruppe kennzeichnete. Im Krieg ließ die Wehrmachtjustiz 270 Zeugen Jehovas hinrichten. Keine andere Religionsgemeinschaft hat mit einer vergleichbaren Geschlossenheit und Unbeugsamkeit dem nationalsozialistischen Druck widerstanden. Dr. Detlev Garbe ist Historiker und Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Foto: „Der Hoheitsträger“, Folge VIII, August 1938 Die vom Reichsorganisationsleiter der NSDAP Robert Ley herausgegebene Zeitschrift „Der Hoheitsträger“rief die „Politischen Leiter“ der Partei zum rücksichtslosen Kampf gegen die Zeugen Jehovas auf Podiumsdiskussion Donnerstag 28|01|2016 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“ Das Warschau der zwei Aufstände: Historische Wahrnehmung, Erinnerung und Aufarbeitung in Polen und Deutschland Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem General­ konsulat der Republik Polen und dem Museum des Warschauer Aufstands, Warschau Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv Niederschlagung des Warschauer Aufstands 1944 Der Warschauer Aufstand vom 1. August bis 3. Oktober 1944 ist ein Schlüssel­ ereignis der polnischen Geschichte. Der Kampf gegen die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg ist bis heute von größter Bedeutung für die nationale Iden­tität. In Deutschland hingegen ist das Ereignis viel weniger bekannt als der Aufstand im jüdischen Ghetto von Warschau 1943. Die brutale Niederschlagung des Aufstandes 1944 durch SS und Polizeieinheiten, die rund 180.000 Menschen in Warschau ermordeten, war eines der größten deutschen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg. Einer der Hauptverantwortlichen für dieses Massaker, Heinz Reinefarth, konnte nach dem Krieg jahrelang unbehelligt als Lokalpolitiker arbeiten und wurde niemals zur Rechenschaft gezogen. Die unterschiedliche historische Wahrnehmung der Aufstände in Warschau ist Thema dieses Podiumsgesprächs im Rahmen des Begleitprogramms zur Sonderausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“. Experten aus beiden Ländern analysieren die Erinnerung und Aufarbeitung der Ereignisse in Polen und in Deutschland. Teilnehmer: Dr. Paweł Kowal (Museum des Warschauer Aufstands, Warschau), Dr. Małgorzata Pakier (Museum der Geschichte der polnischen Juden, Warschau), Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (Ludwig-Maximilian-Universität, München), Dr. Stephan Lehnstaedt (Deutsches Historisches Institut, Warschau) Moderation: Prof. Dr. Igor Kakolewski (Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Berlin) Vortrag Montag 01|02|2016 19.00 Uhr „Ihr wisst, wollt es aber nicht wissen“: Verfolgung, Terror und Widerstand im „Dritten Reich“ Dr. Markus Roth „Ihr wisst, wollt es aber nicht wissen“: Schonungslos hielt Thomas Mann den Deutschen im November 1941 im Aus­landssender der BBC den Spiegel vor. „Das haben wir nicht gewusst!“ wurde dennoch zur Lebenslüge der Nachkriegsdeutschen. Dr. Markus Roth, stell­vertretender Leiter der Arbeits­ stelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen, zeichnet die Verfolgungsund Vernich­tungspolitik des „Dritten Reiches“ nach. Und er fragt, wie der Terror gegen die „Gemeinschaftsfremden“ auch die große Mehrheit der „Volksgenossen“ veränderte. Dr. Markus Roth studierte Germanistik, Westslawische Philologie und Geschichte in Münster, arbeitete als Lehrer und wurde 2008 in Jena promoviert. Nach einer Station in Marburg ist er derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. deutsche und polnische Geschichte im 20. Jahrhundert. Ort Kulturzentrum Gasteig Vortragssaal der Bibliothek, Rosenheimer Str. 5, 81667 München Eintritt Eintritt frei. Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München, Volkshochschule München und Verlag C. H. Beck, München Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo Undatierte Aufnahme aus Berlin Podiumsdiskussion Dienstag 16|02|2016 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“ Zwei Totalitarismen: Polen und die DDR 1945–1989 – Der Umgang mit Geschichte und Erinnerung im Stalinismus Foto: Peter Probst/Süddeutsche Zeitung Photo Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem General­ konsulat der Republik Polen und dem Museum des Warschauer Aufstands, Warschau Nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Besetzung geriet Polen wie auch der östliche Teil Deutschlands 1945 in den Machtbereich einer anderen Diktatur: Stalin steuerte die neue „kommunistische“ Regierung, die Andersdenkende ebenfalls verfolgte. In Polen wurden selbst ehemalige Kämpfer des Warschauer Aufstands, die aus deutscher Gefangenschaft zurückkehrten, erneut ins Gefängnis gesperrt. Obwohl der Antifaschismus in Polen wie in der DDR Staatsdoktrin war, wurden ehemalige Gegner und Opfer des Nationalsozialismus in beiden Ländern kaum gewürdigt und bestenfalls geduldet, sofern sie nicht Kommunisten waren. Der zwiespältige Umgang mit Geschichte und Erinnerung und die politische Instrumentalisierung im Stalinismus in Polen und der DDR ist Thema dieser Diskussionsrunde mit Historikern aus beiden Ländern. Teilnehmer: Dr. Jens Boysen (Deutsches Historisches Institut, Warschau), Dr. Pawel Ukielski (Vizepräsident des Instituts für Nationales Gedenken, Warschau) Moderation: Dr. Marek Cichocki (Warschau-Natolin) Denkmal für den im KZ Buchenwald ermordeten Kommunisten Ernst Thälmann, Berlin (Foto 1992) Konzert Mittwoch 17|02|2016 19.30 Uhr „Feindsender“ – Jazz im zeitlichen Umfeld der Nazi-Diktatur, Teil 3 Jazz im Untergrund − der Jazz als subversive Kraft im „Dritten Reich“ Hochschule für Musik und Theater München Die Konzertreihe „Feindsender“ beleuchtet an sechs Abenden die kontroverse und tragische Situation des Jazz unter der Nazi-Diktatur. Die Konzerte werden ausführlich moderiert und mit interessanten Rückblicken auf die Musik­szene und Zitaten aus Originalquellen angereichert. Das Ensemble unter der Leitung von Tizian Jost besteht aus Studierenden und Dozenten der Hochschule für Musik und Theater München mit dem besonderen Fokus auf die Förderung begabter junger Musikerinnen und Musiker. Das NS-Dokumentationszentrum München veranstaltet diese Reihe in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kulturstiftung EUROPAMUSICALE und der Hochschule für Musik und Theater München. Teil 3: Jazz im Untergrund − der Jazz als subversive Kraft im „Dritten Reich“ Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv. Foto von Allan Arthur Gulliland Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt 15 € | 7,50 € ermäßigt bei Erwerb der Karte im NS-Dokumentationszentrum; bei Bezug über München Ticket zzgl. Gebühren Veranstalter Europäische Kulturstiftung EUROPAMUSICALE und NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München Mit dem Beginn der Naziherrschaft wurde versucht, den Jazz in Deutschland zu verdrängen und zu vernichten. Die NS-Organe taten sich hiermit allerdings sehr schwer, da zum einen ihre plumpen, rassistischen Polemiken gegen den Jazz als „jüdische Negermusik“ wenig Wirkung erzielten, zum anderen, da der Jazz aufgrund seiner hohen Popularität und Beliebtheit in der deutschen Bevölkerung fest etabliert war. Dieses Konzert möchte die wichtigsten Protago­ nisten der damaligen Jazz-Szene in Deutschland vorstellen und damit auch ihre Lebenswege – vor, während und nach der Nazi-Barbarei. Rundfunkversuchsstelle an der Hochschule für Musik, Berlin 1932 Vortrag Donnerstag 18|02|2016 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“ Ordnungswahn – Deutsche Architekten in Warschau und im besetzten Polen 1939–1945 Prof. Dr.-Ing. Niels Gutschow Foto: Wikipedia Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München Kaum hatte Warschau 1939 kapituliert, fiel ein ganz anderes Heer in Polen ein: Verwaltungsbeamte und Planer, darunter auch Architekten und Städtebauer. Als Stadtpräsident von Warschau wollte sich Würzburgs Kämmerer Oskar Dengel profilieren, indem er den Würzburger Neugestaltungsarchitekten Hubert Groß holte, um den „Abbau der Polen-Stadt“, den „Aufbau der deutschen Stadt“ und das „Aussiedeln der Juden“ zu Papier zu bringen. Vor allem im „Reichs­gau Wartheland“ entstanden mehr als hundert Stadtplanungen. In Łódz wurde Wilhelm Hallbauer Stadtbaurat. „Machen Sie aus Lodsch eine deutsche Stadt“, lautete der Auftrag von Gauleiter Arthur Greiser. Vernichtung als Voraussetzung für Städtebau – hier war nur den „Herrenmenschen“ Raum reserviert. Denn, so der Raumplaner Ewald Liedecke aus Danzig 1940: „Wo aber nun keine Kultur mehr erkennbar ist, muß ein völliger Neuaufbau des Landes unter Beseitigung des Bestehenden stattfinden – eine Aufgabe, die – im Westen des Reiches kaum vorstellbar – zu den erfreulichsten für einen Planer und Städtebauer zählt.“ Niels Gutschow, geboren 1941 in Hamburg, studierte Architektur in Darmstadt und promovierte über japanischen Städtebau. Er arbeitet seit 1970 als Archi­tek­­turhistoriker in Nepal und Indien und forscht seit 1978 zur Tätigkeit von Architekten und Städtebauern im Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Europa. Gutschow ist Honorarprofessor am Südasien-Institut der Universität Heidelberg. So genannter „Pabst-Plan“ für die deutsche Umgestaltung Warschaus, benannt nach dem Stadtplaner Friedrich Pabst (1940) Podiumsdiskussion Dienstag 23|02|2016 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“ Warschau – München: Zwei Wege des Wiederaufbaus. Der Umgang mit Kriegszerstörungen im Vergleich Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem General­ konsulat der Republik Polen und dem Museum des Warschauer Aufstands, Warschau Foto: Kurt Huhle/Süddeutsche Zeitung Photo Wiederaufbau des Nationaltheaters in München „Außerdem habe ich gleichzeitig den Befehl gegeben, daß Warschau restlos zerstört wird. (…) Jeder Häuserblock ist niederzubrennen und zu sprengen“ Heinrich Himmler forderte am 21.9.1944 die Vernichtung der Stadt. Bei Kriegsende waren 85 Prozent der Bausubstanz auf dem linken Weichselufer zerstört. 1945 begann der Wiederaufbau. Die „Wiederauferstehung“ Warschaus nach dem Krieg und die Wiedergewinnung polnischer Kultur und Identität durch die Rekonstruktion der Altstadt und des Königsschlosses sind eindringliche Zeichen des Selbstbehauptungswillens einer geschundenen Nation, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg erneut im Bannkreis einer Diktatur befand. Leid und Zerstörung, die durch die Nationalsozialisten ausgegangen waren, kamen im Bombenkrieg in die „Hauptstadt der Bewegung“ zurück: Rund die Hälfte der Gebäude in München wurden beschädigt oder zerstört, in der Altstadt sogar noch deutlich mehr. Auch hier fand ein Wiederaufbau statt, der viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu Warschau aufwies und manches über die mentale Verfassung im damaligen München aussagt. Darüber diskutieren Experten aus beiden Ländern. Teilnehmer: Prof. Krzysztof Domaradzki (Architekt und Stadtplaner, Warschau) Dipl.-Ing. Mathias Pfeil (Generalkonservator, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege). Moderation: Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger (NS-Doku­men­tationszentrum München) Vortrag Mittwoch 24|02|2016 19.00 Uhr Die Verlage im Nationalsozialismus Prof. Dr. h. c. Klaus Gerhard Saur Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv Auslage eines Verkaufsraumes Theresienstadt, Verwaltungshofin Wien mit der Zeitschrift in der „Kleinen „Kunst dem Volk“ Festung“ aus dem Heinrich Hoffmann Verlag, 1939 Klaus Gerhard Saur gibt einen Überblick über die Situation des Buchhandels und der Verlage im Jahr 1932. Sodann kategorisiert er die Verlage im Nationalsozialismus nach verbotenen, jüdischen, emigrierten und unbelasteten Verlagen sowie angepassten Verlagen und privaten, offiziellen und offiziösen NS-Verlagen. Außerdem liefert Saur einen Überblick über die Strukturen des Buchhandels und die Parteiorganisationen und beschreibt die Situation nach dem 10. Mai 1945 sowohl in der sowjetischen wie in den westlichen Besatzungs­ zonen. Anhand kurzer biographischer Darstellungen werden Kontinuitäten und Diskontinuitäten aufgezeigt. Klaus Gerhard Saur übernahm 1966 von seinem Vater Karl-Otto einen Verlag für Fachliteratur. Unter dem Namen K.G. Saur Verlag machte er daraus einen der führenden Verlage für Buch- und Bibliothekswesen und Nachschlage­werke, u. a. auch zu den Themen Holocaust, Emigration, Exil und Zeitgeschichte. Saur war Geschäftsführer in großen geisteswissenschaftlichen Verlagen. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Ehrendoktor verschiedener Universitäten sowie Honorarprofessor an der Humboldt-Universität in Berlin, an der Universität Glasgow und an der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg. Lesung Donnerstag 25|02|2016 19.00 Uhr Klaartje de Zwarte-Walvisch: Mein geheimes Tagebuch März–Juli 1943 Es liest Bibiana Beglau Mit einer Einführung von Dr. Katja Happe Foto: SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München und Verlag C. H. Beck, München Am 22. März 1943 dringen „Judenjäger“ in das Amsterdamer Haus von Klaartje de Zwarte-Walvisch ein. Was als bloße Registrierung angekündigt wurde, erweist sich in Wirklichkeit als Internierung und der neue Wohnort entpuppt sich als Konzentrationslager. Das erst vor wenigen Jahren entdeckte Tagebuch der jungen Jüdin Klaartje de Zwarte-Walvisch ist in mehrfacher Hinsicht ein Wunder: Sie kann fast täglich protokollieren, was sie erlebt, ohne entdeckt zu werden. Kurz bevor sie den Zug in ein Vernichtungslager besteigt, übergibt sie das Tagebuch heimlich einem Verwandten, dem gegen alle Wahrscheinlichkeit die Flucht gelingt. „Ich hoffe inständig, dass alles, was ich hier aufgeschrieben habe, einmal die Außenwelt erreicht.“– Mehr als sechzig Jahre nach Kriegsende werden die Hefte in seinem Nachlass entdeckt. Ein Wunder sind die Aufzeichnungen aber vor allem, weil es kein zweites Zeugnis gibt, das so furchtlos und unbefangen, so wütend und fassungslos und zugleich mit so viel Witz und Ironie schildert, welches Schicksal die nieder­ländischen Juden zu erleiden hatten. Klaartje de Walvisch, geboren 1911, arbeitete in Amsterdam als Näherin und heiratete 1934 den Lagerarbeiter Joseph de Zwarte. Im März 1943 wurden beide in das Konzentrationslager Herzogenbusch (Kamp Vught) deportiert. Am 16. Juli 1943 wurde sie in Sobibór ermordet. Jüdische Amsterdamer knien nach ihrer Festnahme mit erhobenen Händen vor deutschen Soldaten (undatierte Aufnahme) Vortrag Mittwoch 02|03|2016 19.00 Uhr Meuten, Swings & Edelweißpiraten. Jugendkultur und Opposition im Nationalsozialismus Dr. Sascha Lange Foto:Scherl/Süddeutsche Foto: SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Zeitung Photo Photo Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München Ob Swingjugend, Edelweißpiraten, Meuten; in Hamburg, Köln, Leipzig, München und anderswo – überall in Deutschland gründeten sich zwischen 1933 und 1945 Jugendgruppen, die sich dem NS-Regime verweigerten und stattdessen ihre eigenen Subkulturen pflegten. Mit eigenem Dresscode, eigenen Liedern und eigener Freizeitgestaltung, autonom und selbstbestimmt. Dafür scheute man auch nicht die direkte Konfrontation mit der Hitlerjugend und drängte stellen­ weise mit Flugblättern, Anti-Nazis-Graffitis oder Überfällen auf HJ-Heime sogar deren Einfluss zurück. Der Vortrag bietet einen Überblick über die vielfältigen Formen von Opposition und Widerstand durch Jugendliche sowie die Swingjugend als erste Jugendsubkultur der Moderne. Der Fokus liegt dabei auf selbstbestimmten, informellen Gruppen, die sich aufgrund persönlicher Sympathien sowie kultureller Vorlieben für Musik und Kleidung zusammengeschlossen haben. Demgegenüber wird die Entwicklung der Hitlerjugend aufgezeigt und ihr Scheitern an der Aufgabe, die gesamte deutsche Jugend zu führen. Dr. Sascha Lange aus Leipzig ist Buchautor und promovierter Historiker und beschäftigt sich seit fünfzehn Jahren mit Jugendkulturen im 20. Jahrhundert. Wandervogel-Jugendliche auf Fahrt,1930er Jahre Vortrag Mittwoch 09|03|2016 19.00 Uhr Der Bann des Fremden: Die fotografische Konstruktion des „Zigeuners“ Seit Jahrhunderten dienen Bilder vom „Zigeuner“ als Projektionsfläche für Überlegenheitsfantasien und Angstbilder, aber auch für erotische und exotische Sehnsüchte. Der Vortrag konzentriert sich auf die Rolle visueller Medien bei der Ausformung des „Zigeuner“-Stereotyps. Mit der Fotografie liegt der Fokus auf einem Schlüsselmedium der Moderne, das die Entwicklung des „Zigeuner“-Bildes seit Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst hat. Fotografie wird dabei weniger als ein Dokumentationsmedium, sondern vielmehr als ein Zuschreibungs- und Markierungsmedium begriffen, das unser Welt- und Menschenbild prägt. Dr. Frank Reuter Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München Der Referent nimmt unterschiedliche Medien und Formate in den Blick: vom Kinderbuch bis zur Bildpostkarte, vom populären Magazin über das Propaganda­foto bis zum privaten Schnappschuss von der Front. An Bildbeispielen werden die Stigmatisierungsmuster und Mechanismen aufgezeigt, die dem Konstrukt „Zigeuner“ zugrunde liegen. Einen Schwerpunkt bildet die Fotografie während des Nationalsozialismus. Dr. Frank Reuter, geb. 1963, ist langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma. Seine Arbeitsschwerpunkte sind der NS-Völkermord an den Sinti und Roma, Geschichte der „Zigeuner“-Bilder und Erinnerungskultur. Reuter ist Kurator von Ausstellungen und Autor zahlreicher Veröffentlichungen. Vortrag Mittwoch 16|03|2016 19.00 Uhr Die Thule-Gesellschaft: Vom okkulten Mummenschanz zum Hakenkreuz Hermann Gilbhard Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Mit einer Voranmeldung per E-Mail sichern Sie sich einen Sitzplatz: [email protected] Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Münchner Arbeiterbewegung München 1918/19: Im Luxushotel „Vier Jahreszeiten“ hat die antisemitische „Thule-Gesellschaft“ Räume gemietet. Hier bringt sie auch die Redaktion ihrer Zeitung „Münchener Beobachter“ unter, die später unter dem Namen „Völkischer Beobachter“ an die NSDAP verkauft wird. Nach dem Sturz der Monarchie in Bayern wird die Gesellschaft zum Zentrum der Gegenrevolution. Im Kampf gegen die Republik und später gegen die Münchner Räterepublik wirkt sie wie ein Magnet auf völkisch-nationale Kreise. Als in München sieben Thule-Aktivisten von Rotgardisten erschossen werden, wird in ganz Deutschland die Nachricht vom „Geiselmord an unschuldigen Bürgern“ verbreitet. Nach Zerschlagung der Münchner Räterepublik Anfang Mai 1919 werden die Weichen neu gestellt. Bayern ent­wickelt sich zur Ordnungszelle der nationalen Rechten und zum Aufmarsch­ge­biet der Nationalsozialisten. Aus dem liberalen München der Vorkriegszeit wird die „Hauptstadt der Bewegung“. Hermann Gilbhard stellt in seinem Vortrag dar, welch wichtige Vordenker­rolle die Thule-Gesellschaft für die NSDAP spielte. Dabei räumt er mit den Legenden aus der esoterischen Szene auf, wonach der Okkultismus das politische Wirken der Thule maßgeblich beeinflusst habe. Und er leistet auch einen wichtigen Beitrag in der aktuellen Diskussion zum Thema Rechts­extremismus, da die Ideologie der Thule mit dem „Dritten Reich“ nicht untergegangen ist. Hermann Gilbhard, Absolvent der Hochschule für Politik München, ist seit vielen Jahren als Journalist für den Bayerischen Rundfunk tätig. Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv Todesanzeige der Thule Gesellschaft für ihre sieben Mitglieder, die am 30. April 1919 im Luitpold-Gymnasium erschossen worden waren („Bayerische Staatszeitung und Bayerischer Staatsanzeiger Nr.118 vom 8. Mai 1919“). Dauerausstellung München und der Nationalsozialismus Ebene 4 Ursprung und Aufstieg der NS-Bewegung 1918–1933 Ebene 3 Herrschaft und Gesellschaft im Nationalsozialismus 1933–1939 Ebene 2 München und der Krieg 1939–1945 | Nach 1945 Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Ebene 1 Auseinandersetzung mit der NS-Zeit nach 1945 Sonderausstellung Als Gründungsort der NSDAP ist München wie keine andere Stadt mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Die Dauerausstellung dokumentiert die besondere Rolle der Stadt im Terrorsystem der Diktatur und den schwierigen Umgang mit dieser Vergangenheit seit 1945. Gezeigt werden Fotografien, Dokumente und Texte auf Deutsch und Englisch sowie Filmprojektionen und Medienstationen. Die Dauerausstellung „München und der Nationalsozialismus” widmet sich auf rund 1.000 qm der Geschichte des Nationalsozialismus in München vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Im Fokus stehen die besondere Rolle Münchens und die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, die den Aufstieg der Hitler-Bewegung möglich machten. Die Dauerausstellung thematisiert Herrschaft und Gesellschaft im nationalsozialistischen München. Sie beschreibt die Anfänge der Diskriminierung und Ausgrenzung, die stetige Radikalisierung und schließlich den Weg in Krieg und Vernichtung. Das Haus dokumentiert die Verbrechen von Münchnern im Zweiten Weltkrieg ebenso wie die Auswirkungen des Vernichtungskriegs. Der Maschinerie des Terrors werden Beispiele des Widerstands und der Auflehnung gegenübergestellt. Schließlich führt die Dokumentation über den Zusammenbruch des Regimes im Jahr 1945 hinaus und zeigt die Nachwirkungen und auch das Wiederaufleben nationalsozialistischer Ideen bis in unsere Tage. Weitere Angebote Bildungsangebote für Gruppen – Lernforum mit Medientischen und Recherchestationen –Präsenzbibliothek – Mediaguides: allgemein (Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch), für Kinder, für Jugendliche, in „Leichter Sprache“, thematisch (z. B. Antisemitismus, Geschlechterrollen) – App „Orte Erinnern“ (iOS und Android): Rundgänge im Umfeld des Königsplatzes und im erweiterten Stadtgebiet (Deutsch/Englisch) – Katalog (Deutsch/Englisch) – Kurzführer (Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch); Begleitheft in „Leichter Sprache“ – Cafeteria, Buchladen – – Barrierefreiheit Die Ausstellung und alle öffentlichen Bereiche des NS-Dokumentationszentrums sind barrierefrei zugänglich. Gruppen Schulklassen und Gruppen nur nach Voranmeldung Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag 10 – 19 Uhr (erweiterte Öffnungszeiten für angemeldete Schulklassen, Gruppen und Seminarteilnehmer). Weitere Informationen unter: www.ns-dokuzentrum-muenchen.de Eintrittspreise Bis 18 Jahre: Eintritt frei Erwachsene: Einzelkarte 5 € | Jahreskarte 20 € Ermäßigt: 2,50 € Einlassvorbehalt: Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, können von Veranstaltungen im NS-Dokumentationszentrum München ausgeschlossen werden. Ausstellungsrundgänge für Gruppen durch historisch geschultes Personal (nach Voranmeldung auf deutsch und englisch, weitere Sprachen auf Anfrage) Seminare und Fortbildungen für Schulklassen, Jugendgruppen, Multiplikatoren, Berufsgruppen u. a. (Deutsch, teilw. Englisch) Jeweils maximal 15 Teilnehmer/innen – größere Gruppen werden geteilt; Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit Anfragen und Anmeldung [email protected] | Telefon +49 89 233-67007 Anmeldung sowie Informationen zum Rundgangs- und Seminarangebot: [email protected] | Telefon +49 89 233-67007 –90 € pro Gruppenführung inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer (Voranmeldung: [email protected]; stets in Verbindung mit der Buchung eines internen Rundgangsleiters; Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit) – 120 € pro Halbtagesseminar inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer – 180 € pro Ganztagesseminar inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer – Mediaguides, App und Lernforum kostenlos Alle Angebote sind für Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schüler/innen und Studierende in der Gruppe kostenfrei. Alle Angaben vorbehaltlich Änderung Anfahrt mit dem MVV U2 oder Bus 100 Haltestelle Königsplatz Tram 27 Haltestelle Karolinenplatz Keine Besucherparkplätze ße Besucherservice | Allgemeine Anfragen [email protected] Telefon +49 89 233-67000 bel rstr aße tra ße atz er S tra Bar spl iss nig rge Arc Kö sbe ße Lui sen stra Ga enn er S tra ße Kar olin enp latz n-B ora -St raß e Bri enn er S tra Kat har ina -vo Bri Für Fragen zum Programm und zur Berichterstattung wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des NS-Doku­mentationszentrums: Telefon +49 89 233-67013 oder -67014 | Fax +49 89 233-67005 [email protected] [email protected] Kar lstr aße Ma xim n ilia spl atz ße Anfahrt mit dem MVV U2 oder Bus 100 Haltestelle Königsplatz Tram 27 Haltestelle Karolinenplatz Keine Besucherparkplätze NS-Dokumentationszentrum München Brienner Straße 34 80333 München www.ns-dokuzentrum-muenchen.de Besucherservice | Allgemeine Anfragen Telefon +49 89 233-67000 [email protected] Gestaltung: www.wangler-abele.de | Gedruckt auf Papier aus zertifiziertem Holz, aus kontrollierten Quellen und aus Recyclingmaterial. 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