Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie

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ZfP-Sonderpreis der DGZfP beim Regionalwettbewerb Jugend forscht
CELLE
Selbstgebauter
Vielkanalanalysator
zur Gammaspektroskopie
Lucas Jürgens
Schule:
Christian-Gymnasium
Missionsstr. 6
29320 Hermannsburg
Jugend forscht 2011
Selbstgebauter
Vielkanalanalysator zur
Gammaspektroskopie
Wettbewerb „Jugend Forscht“ 2011
Lucas Jürgens (15 Jahre)
Arbeitsgemeinschaft "Jugend Forscht"
des Christian-Gymnasiums Hermannsburg
Leitung: StD Thomas Biedermann
Inhaltsverzeichnis
1
Grundlagen ..............................................................................................................................................................1
1.1
Radioaktiver Zerfall ...........................................................................................................................................1
1.1.1
Artenreine Strahler..................................................................................................................................1
1.1.2
Mischstrahler ..........................................................................................................................................2
1.1.3
Zerfallsgesetze ........................................................................................................................................2
1.2
Was ist ein Vielkanalanalysator? .......................................................................................................................3
1.3
Szintillationszählrohr .........................................................................................................................................3
2
Elektronik ................................................................................................................................................................4
2.1
Messelektronik ...................................................................................................................................................4
2.2
Impulsverhalten..................................................................................................................................................5
2.3
Steuerelektronik .................................................................................................................................................6
3
Software...................................................................................................................................................................7
3.1
Programmstruktur ..............................................................................................................................................8
3.2
Messvorgang ......................................................................................................................................................9
3.3
DA-Wandler.......................................................................................................................................................9
3.4
Display .............................................................................................................................................................10
3.5
PC-Mode ..........................................................................................................................................................10
4
Praxis .....................................................................................................................................................................11
4.1
4.2
Messungen .......................................................................................................................................................11
4.1.1
Caesium 137 .........................................................................................................................................11
4.1.2
Kalibrierung ..........................................................................................................................................11
4.1.3
Einfluss der SZR-Spannung auf das Spektrum .....................................................................................12
4.1.4
Natrium 22 ............................................................................................................................................12
4.1.5
Cobalt 60...............................................................................................................................................13
4.1.6
Umgebungsstrahlung Südheide.............................................................................................................13
4.1.7
Umgebungsstrahlung Oberharz.............................................................................................................14
4.1.8
Kaliumnitrat ..........................................................................................................................................14
Kosten ..............................................................................................................................................................15
5
Quellen, Literatur, Werkzeuge...............................................................................................................................15
6
Danksagung ...........................................................................................................................................................15
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
1
-1-
Grundlagen
Das Ziel meines Projektes ist es, einen Vielkanalanalysator zu bauen, der die Impulse eines Szintillationszählrohres
(SZR) erfasst und ein Energiespektrum des gemessenen radioaktiven Präparates erstellt. Das Gerät sollte dabei
möglichst benutzerfreundlich und günstig sein, aber trotzdem gute Messergebnisse liefern. Das Projekt baut dabei auf
meinem Projekt vom letzten Jahr „Selbstgebautes portables digitales PIC-gestütztes Oszilloskop“ auf.
1.1
Radioaktiver Zerfall
Die Atomkerne jeglicher Materie, die uns umgibt, bestehen aus Protonen und Neutronen. Die Anzahl der Protonen
bestimmt dabei die wesentlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften, weshalb man alle Atome mit der
gleichen Ordnungszahl (das ist die Anzahl der Protonen), unter einem Elementnamen zusammenfasst. Die Anzahl der
Neutronen dagegen hat einen Einfluss auf die Stabilität des Atomkerns, deshalb gibt es zu allen Elementen Isotope, die
sich in der Anzahl der Neutronen unterscheiden. Die meisten dieser Isotope sind radioaktiv, das heißt, sie gehen nach
einer gewiesen Zeit durch einen Zerfallsprozess in ein anderes Isotop über. Alle Zerfallsprozesse enden bei einem
stabilen Isotop. Bei dem radioaktiven Zerfall werden aus dem Atomkern Elementarteilchen oder energiereiche
Photonen emittiert. Je nach Art dieser Emission spricht man von Alpha-, Beta- oder Gamma-Strahlung. Bei der AlphaStrahlung wird ein Heliumkern emittiert, damit nimmt die Massenzahl um 4 und die Ordnungszahl um 2 ab. Bei der
Beta-Strahlung wird ein Elektron (Beta-Minus) oder ein Positron (Beta-Plus) mit hoher Energie abgegeben, die
Ordnungszahl erhöht bzw. erniedrigt sich um 1, die Massenzahl bleibt gleich. Bei der Gamma-Strahlung wird lediglich
Energie in Form einer elektromagnetischen Welle abgegeben, weder die Massen- noch die Ordnungszahl ändern sich.
Für meine Versuche benötigte ich Präparate, die Gamma-Strahlung emittieren. Einige davon erzeugen dabei genau eine
Strahlungsart, manche auf direktem, andere auf indirektem Wege, andere dagegen gehören zu den Mischstrahlern, die
mehrere radioaktive Isotope enthalten. Dieses soll in den nächsten beiden Abschnitten genauer dargestellt werden.
1.1.1
Artenreine Strahler
Ein weit verbreiteter Eichstrahler ist das Cäsium-Isotop 137Cs. Eigentlich enthält es das Bariumisotop 137Ba, das zu
den Beta-Minus-Strahlern gehört. Das beim Zerfall entstehende Tochternuklid 137Cs* befindet sich noch in einem
angeregten Zustand, aus dem es durch Abgabe eines Gamma-Quants mit einer Energie von 662 keV in den stabilen
Zustand übergeht. Da es in einen Stahlmantel eingebettet ist, ist die Beta-Strahlung kaum nachweisbar. Die
Halbwertszeit liegt bei 30,17 Jahren.
Auf indirektem Wege erzeugt das Natrium-Isotop 22Na
ebenfalls Gamma-Strahlung: Durch den Beta-Plus-Zerfall
entstehen Positronen, die bei einer Wechselwirkung mit
anderen Elektronen durch Paarvernichtung (Abb. 1) zwei
Gamma-Quanten erzeugen, die nach E = m · c² genau die
Ruhenergie der beiden Elementarteilchen von 511 keV
erhalten, wobei m die Ruhemasse der Elektronen und c die
Lichtgeschwindigkeit ist. Die Halbwertszeit beträgt 2,602
Jahre.
Als natürliche Beimengung mit einem Anteil von 0,0117 %
Abb. 1: Beispiel einer Annihillation (Gegenseitige
Vernichtung eines Elektron und Positrons)
findet man das radioaktive Kalium-Isotop 40K z.B. in Pökelsalz (Kaliumnitrat, KNO3). Es handelt sich wie beim 22Na
um einen Beta-Plus-Strahler, liefert also Gamma-Quanten mit einer Energie von 511 keV, seine Halbwertszeit beträgt
1,28 · 109 Jahre.
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
1.1.2
-2-
Mischstrahler
Der wesentliche Anteil der natürlichen Umgebungsstrahlung stammt von extrem langlebigen Isotopen, die bereits seit
Entstehung der Erde vor ca. 4,5 Milliarden Jahren in der Erdkruste enthalten sind. Dazu gehören vor allem Thorium und
Uran mit ihren Isotopen 232Th und 238U. Sie sind für meine Versuche relevant, weil einige der dabei entstehenden
Tochterisotope auch Gamma-Strahlung emittieren. Am bekanntesten sind dabei die Radon-Emanationen: in der
Thorium-Reihe findet man das Isotop 220Rn, auch „Thoron“ genannt, das mit einem seiner Folgeisotope Wismut 212Bi
entwickelt, das Gamma-Quanten mit einer Energie von 727 keV emittiert. In der Uran-Reihe findet man dagegen das
Isotop 222Rn, dessen Folgeisotop Wismut 214Bi Gammaquanten mit einer Energie von 1120 keV aussendet. Als
Edelgas diffundieren die beiden Radon-Isotope durch die Erdkruste und können besonders in Kellerräumen gut
nachgewiesen werden.
1.1.3
Zerfallsgesetze
Bei einstufigen Zerfallsprozessen lässt sich die Stoffmenge in Abhängigkeit von der Zeit durch das Zerfallsgesetz
beschreiben, es gilt:
N ( t ) = N 0 ⋅ e − k ⋅t
Bei mehrstufigen Zerfallsprozessen entstehen die Tochternuklide erst durch den Zerfall des Stammnuklids. Zur
Darstellung der jeweiligen Stoffmengen habe ich dazu eine iterative Bestimmung in Excel vorgenommen.
tn
N1(tn)
∆N1(tn)
tn+1
N1(tn+1)
∆N1(tn+1) N2(tn+1)
N2(tn)
∆N2(tn)
∆N2(tn+1)
P roze nt ua le r
A n t e il
U234 Zerfallsreihe
100
U234
90
Für die Berechnung der Werte in der zweiten Zeile gelten
Th230
80
Ra226
70
folgende Formeln, wobei N1,0 die ursprüngliche Stoffmenge
des Stammnuklids, dt das Iterationszeitintervall und kn die
60
Rn222
50
Bi214
40
jeweiligen Zerfallskonstanten sind:
30
t n +1 = t n + dt
20
10
N1( t n +1 ) = N 1,0 ⋅ e − k1 ⋅t n+1
(
∆N1( t n +1 ) = N1( t n +1 ) ⋅ 1 − e
− k1 ⋅dt
0
)
0,0E+00
(
2,0E+05
3,0E+05
4,0E+05
5,0E+05
6,0E+05
Z e it i n Ja h r e n
N 2( t n +1 ) = ∆N1( t n ) + N 2( t n ) − ∆N 2( t n )
∆N 2( t n +1 ) = N 2( t n +1 ) ⋅ 1 − e − k 2 ⋅dt
1,0E+05
Abb. 2: Zerfallsreihe für 234U über 600 000 Jahre
)
Das Diagramm nach Abb. 2 zeigt beispielhaft den Verlauf für die Stoffmengen von 234U und 4 Folgeisotopen. Man
erkennt, dass das verhältnismäßig langlebige Isotop 230Th
zunächst eine gewisse Stoffmenge aufbaut, bis im weiteren
Verlauf ein Abfall erkennbar wird.
Erst bei einer Streckung der Y-Achse (Abb. 3) erkennt man
den Verlauf der Stoffmenge für die kurzlebigen Tochterisotope. Auffällig ist, dass der Verlauf von 214Bi mit dem für
P r o z e n t u a le r
A n t e il
U234 Zerfallsreihe
U234
1,0
0,9
Th230
0,8
Ra226
0,7
0,6
Rn222
0,5
Bi214
0,4
222Rn zusammenfällt. Das liegt an der im Vergleich zu Radon
deutlich kürzeren Halbwertszeit des Wismuts.
Mit dieser Darstellung lässt sich abschätzen, welche Aktivität
für ein bestimmtes Isotop in der Zerfallsreihe zu erwarten ist,
sofern die Ausgangsmenge des Stammnuklids bekannt ist.
0,3
0,2
0,1
0,0
0,0E+00
1,0E+05
2,0E+05
3,0E+05
4,0E+05
5,0E+05
6,0E+05
Z e it in Ja h r e n
Abb. 3: Gestreckte Darstellung für die Tochterisotope
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
1.2
-3-
Was ist ein Vielkanalanalysator?
Ein Vielkanalanalysator (VKA) sortiert regellos eintreffende Impulse nach deren Höhe in verschiedene Kanäle, wobei
die Impulse gleicher Amplitude aufsummiert werden. Üblich sind VKAs mit 64 bis 256 Kanälen und einer Zähltiefe
von bis zu 64.000 Impulsen pro Kanal.
Da in meinem Fall zur Gammaspektroskopie die Impulse von einem SZR stammen, entspricht die Häufigkeitsverteilung
dann dem Spektrum der untersuchten Strahlung.
Weil die Energie der Gammastrahlung bei radioaktiven Zerfallsprozessen je nach Isotop unterschiedlich ist, kann man
so unbekannte radioaktive Stoffe, auch Stoffgemische, eindeutig identifizieren.
Um die Energie einem Kanal zuzuordnen, muss man die Messung mit einem Stoff bekannter Energie (z.B. Cs137)
kalibrieren.
Der von mir gebaute VKA verfügt momentan über 240
Kanäle mit einer Zähltiefe von 65536 Impulsen pro
Kanal.
Die
Messungen
können
gespeichert
und
abgerufen werden. Alle wichtigen Messparameter sowie
das Spektrum werden während des Messvorgangs auf
dem Display ausgegeben. Über dieses können per
Touchscreen Einstellungen wie die Messzeit, die
Betriebspannung für die SZR, Anzahl der Kanäle oder
Darstellungseinstellungen vorgenommen werden. Die
Messungen können später über eine RS-232 Schnittstelle
auf den PC zur weiteren Auswertung übertragen werden.
1.3
Abb. 4: VKA im Gehäuse
Szintillationszählrohr
Abbildung
5
zeigt
den
prinzipiellen
Aufbau
eines
Szintillationszählrohres. Der Szintillationskristall im Kopf des
Rohres besteht aus Natriumjodit, in dem die Energie eines
eintreffenden Gammaquants absorbiert wird. Die dadurch
entstandenen Elektronen regen die Atome zur Emission von Licht
an. Je höher die Energie des Gammaquants, desto mehr Photonen
werden freigesetzt. Diese treffen dann auf eine Photokathode und
lösen jeweils ein Elektron heraus, welches anschließend durch ein
elektrisches Feld auf eine Dynode beschleunigt wird, welche
weitere Elektronen emittiert. Auch diese werden weiter
Abb. 5: Aufbau eines Szintillationszählrohres
mit Szintillationskristall (links), Multiplier und
die zugehörige Beschaltung für die Dynoden
beschleunigt und treffen auf eine weitere Dynode. Durch mehrere
solcher Schritte wird am Ende auf der Anode ein Stromimpuls erzeugt, der proportional zur Anzahl der auf der
Photokathode aufgetroffenen Photonen und somit der Energie des Gammaquants ist und ohne weiteres gemessen
werden kann.
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
-4-
Die Dynoden werden dabei mit einer von der ersten zur letzten Dynode steigenden Spannung versorgt. Je höher die
Spannung, desto höher ist die Vermehrungsrate pro Dynode und umso größer die resultierende Verstärkung.
2
Elektronik
Abbildung 6 zeigt die gesamte Elektronik des VKA. Oben sieht
man die Rückseite des Touch-Displays eDIP240-7 von
„Electronik Assembly“ mit 240 x 128 Pixeln. Darunter (blau
eingerahmt) habe ich ein Schaltnetzteil eingebaut, welches +/15V für die Analogelektronik und 5V für den Mikrocontroller
liefert. Darunter befindet sich die Analogelektronik, die die
Impulse der SZR verarbeitet. Rechts daneben ist das PICSteuerboard. Wie man in Abb. 7 sieht, verfügt der VKA über
ein Kaltgerätekabelanschluss, über den er mit 230V betrieben
werden kann. Über die SUB-D Buchse rechts daneben kann der
Mikrocontroller programmiert und die
Messungen übertragen werden.
Der linke BNC-Anschluss ist der Impulseingang, der rechte
liefert die Steuerspannung (0-10V) für das zum Betrieb des
Zählrohres erforderliche Hochspannungsnetzteil.
Die Platinen habe ich mit Eagle der Version 5.10.0 layoutet und
Abb. 6: VKA: Elektronik in Gehäuse
per Tonerverfahren auf eine Kupferplatine aufgebracht, geätzt
und gebohrt.
Abb. 7: VKA: Von hinten
2.1
Messelektronik
Ein Impuls des SZR hat eine Dauer von ca. 200ns Sekunden, die maximale Impulshöhe wird nach ca. 100 ns erreicht.
Da es für den PIC unmöglich wäre mit seinem internen Analog-Digital Wandler (ADC) so kurze Impulse zu erkennen
und auszuwerten, musste ich eine schnelle Analogspeicherschaltung entwickeln. Deren Aufgabe besteht darin, den
Impuls zu erkennen und die Spitze des Impulses festzuhalten, sodass der PIC sie auswerten kann.
Die Messelektronik (Abb. 8) besteht aus 3 wesentlichen Komponenten; einem Nulldurchgangsdetektor, einem „Sample
and Hold“-Baustein (SH) und einer Triggerverzögerung.
Zur Triggerverzögerung habe ich einen Hex-Inverter zweckentfremdet und die einzelnen Inverter in Reihe geschaltet,
um die Latenzzeit der einzelnen Gatter auszunutzen, zusätzlich erlaubt ein einstellbares RC-Glied eine genaue
Justierung dieser Verzögerung.
Trifft am Eingang SV3 ein Impuls ein, löst der Nulldurchgangsdetektor (IC1) mit einer Verzögerung von max. 7 ns aus
und legt den Ausgang Pin 7 auf „High“, wodurch die Triggerverzögerung gestartet wird. Nach ca. 100 ns (diese Zeit ist
mit P3 einstellbar) wird dann der Flipflop auf „High“ gesetzt. Der Flipflop setzt dann über den Ausgang „Q“ den SH in
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
-5-
den „Hold“-Zustand und speichert somit das zu dem Zeitpunkt am Eingang (2) anliegende Signal. Erst wenn der PIC
über die „clear“-Leitung den Flipflop zurücksetzt, wird der SH zurückgesetzt und ein neuer Impuls kann eintreffen und
den Flipflop erneut auslösen. Über den FlipFlop-Ausgang Pin 6 weiß der PIC, dass ein neuer Impuls bereitsteht, über
den Ausgang am Pin 7 des SH erhält der PIC die Spannung des letzten Impulses, den er über den internen ADC
auswertet. Mit dem Potentiometer R4 kann der Nullpunkt und mit Potentiometer R3 die Triggerverzögerung eingestellt
werden.
Alternativ wäre es auch denkbar, den Peak direkt zu ermitteln, indem man das Eingangssignal über einen Differenzierer
leitet. Dieser erzeugt dann genau im Maximum einen Vorzeichenwechsel, mit dem die Triggerung ausgelöst werden
kann. Bei entsprechenden Vorversuchen habe ich jedoch feststellen müssen, dass die Durchlaufverzögerung des dafür
benötigten Operationsverstärkers trotz hoher Anstiegsgeschwindigkeit von 12 V/µs (LF356) zu groß war. Bei
Verwendung eines schnelleren OP (LF357) mit einer Anstiegsgeschwindigkeit von 20 V/µs traten dagegen
unkontrollierbare Schwingungen auf, die eine Mehrfachtriggerung bewirkten.
Abb. 8: Schaltplan der Messelektronik
SV1: Steckverbinder Stromversorgung
SV3: Steckverbinder Impulseingang
SV4: Steckverbinder PIC
IC1: Nulldurchgangsdetektor
SH1: „Sample and Hold“ Baustein
IC8: Flipflop
IC5: Inverter
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
2.2
-6-
Impulsverhalten
Auf den Abbildungen 9 bis 11 sieht man Oszilloskop-Aufnahmen vom
Verhalten der Schaltung bei Impulsen verschiedener Höhe. Der SH wird
hier zum Test automatisch zurückgesetzt.
Bei einer Impulshöhe von 2200 mV und 4700 mV wird der Impuls richtig
getriggert und die richtige Höhe wird gehalten. Bei einer Spannung von
5800 mV allerdings nimmt der SH einen falschen Wert an. Das liegt daran,
dass wegen der begrenzten Anstiegsgeschwindigkeit mit steigender Höhe
das Impulsmaximum später erreicht wird und der Abstand von der
Nullpunktüberschreitung bis zur Spitze größer ist, aber die Schaltung zum
fest
eingestellten
Zeitpunkt,
Impulsmaximums, triggert.
damit
aber
vor
Erreichen
des
Abb. 9: X: 100ns pro Einheit, Y: 1 V
pro Einheit, Blau: Impuls 2200 mV ,
Rot: "Sample and Hold"-Ausgang
Abb. 10: Impuls 4700 mV
Abb. 11: Impuls 5800 mV
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
2.3
-7-
Steuerelektronik
Gesteuert wird der VKA vom einem PIC-Mikrocontroller von Microchip. Ich verwende wieder den PIC18F452 in der
DIP-Bauform. Hinter dem Digital-Analog-Wandler (DAC) ist ein Operationsverstärker geschaltet, welcher die
Spannung des DAC (0-4V) verstärkt, sodass der PIC das Hochspannungsnetzteil voll aussteuern kann (0-10V). Die
erforderliche Verstärkung kann mit dem Potentiometer R10 eingestellt werden. Mit dem Port RC5 kann der PIC
auswählen ob mit Display oder RS232-Schnittstelle kommuniziert werden soll. Darunter(IC2) befindet sich der
Pegelwandler MAX232, der die TTL-Signale(0-5V) des PICs in den vom PC verwendeten Pegel des COM-Ports(/+12V) umwandelt. IC1 ist ein 128KBit EEPROM-Speicherbaustein, der um 2 Leitungen mit dem PIC verbunden ist
und später die Messungen speichern soll.
Abb. 12: Schaltplan der PIC-Platine
SV1: Steckverbinder PC, RS232
SV2: Steckverbinder Display
SV3: Steckverbinder Hochspannungsnetzteil
SV5: Steckverbinder Stromversorgung
SV6: Steckverbinder Verstärkerelektronik
SV7: Steckverbinder Messelektronik
Con 1: Anschluss „PicKIT3“
IC4: Operationverstärker, Steuerspannung
IC2: Pegelwandler TTL → PC
IC1: I²C-Speicherbaustein
IC3: Umschalter PC ↔ Display
QG1: 40MHz Oszillator
DAC1: DA-Wandler
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
3
-8-
Software
Damit der PIC-Mikrocontroller Signale verarbeitet, muss man ihn vorher mit einem Programm versehen.
Ich verwende dazu die Software MPLAB (Version 8.36) und dem MC18-Compiler von Microchip (Version 3.36). Der
Compiler wandelt den in der Programmiersprache „C“ geschriebenen Code in Maschinencode für den PIC um, welcher
dann mit dem PC über das USB-Programmierinterface „PIC-KIT 3“ der Firma Microchip in den Mikrocontroller
geschrieben werden kann. Dieses Interface besitzt auch einen Debugmodus, über den die Variablen des
Mikrocontrollers beobachtet und Breakpoints gesetzt werden können. Das erleichtert die Fehlersuche enorm. Der
Compiler unterstützt modulare Programmierung, sodass die einzelnen Programmteile in separaten Files erstellt und
getestet werden können.
3.1
Programmstruktur
In Abb. 13 ist die Grundstruktur des Hauptprogramms in Form eines
Strukturgramms dargestellt, das direkt nach dem Einschalten
ausgeführt wird.
Zuerst initialisiert sich der PIC, d.h. es werden Variablen definiert, das
Display gestartet und Ein- und Ausgänge festgelegt. Wenn nun der
Messvorgang aktiv ist (Sample=1) und ein neuer Impuls beim Flipflop
registriert wurde (newImp=1), wird „doSample()“ ausgeführt und der
Impuls ausgewertet. Wenn jetzt durch die Interrupt-Funktion (s. weiter
unten) die Event-Variable gesetzt wurde und somit einen anderen Wert
als „0“ hat, wird diese zurückgesetzt und die zugehörige Funktion (1, 2
Abb. 13: Strukturgramm „main()“
oder 3) ausgeführt.
Die Interrupt-Routine läuft parallel zur Main-Schleife. Ein Interrupt tritt ein, wenn entweder ein neues Zeichen vom
Display an der USART-Schnittstelle empfangen wurde oder der Timer abgelaufen ist (Abb. 14). Wenn ein neues Byte
vom Display empfangen wurde, wird dieses dem Empfangsbuffer
angehängt. Wenn der Befehl vollständig ist, wird er verarbeitet
und ausgewertet und ein entsprechendes Event wird gesetzt. In
jedem Fall wird nach einem USART-Ereignis das USART-Flag
zurückgesetzt. Ist der Timer übergelaufen (Timer.Flag=1 ), wird
ein Counter weitergezählt. Da der Timer-Interrupt regelmäßig
ausgeführt wird, kann mit der nachfolgenden Bedingung das
Zeitintervall festgelegt werden. In diesem Beispiel wird das
Event gesetzt, wenn der Counter den Wert 150 überschreitet.
Auch hier werden zum Schluss der Timer und das Timer-Flag
zurückgesetzt.
Diese Event-Steuerung ist nötig, weil in der Interrupt-Routine
keine
zeitaufwändigen
Funktionen,
wie
zum
Beispiel
Displayausgaben oder Benutzereingaben ausgeführt werden
dürfen, da sich sonst zeitkritische Aufgaben, wie das Empfangen
von Befehlen, verzögern würden.
Abb. 14: Strukturgramm Interrupt-Routine
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
3.2
-9-
Messvorgang
Da der MC18-Compiler großen Arrays normal deklariert nicht unterstützt, müssen sie
mit „#pragma udata“ umgeben werden.
Selbst dann darf das Array nur 256 Byte groß sein. Deshalb verwende ich 2 IntegerArrays mit einer Größe von 128, um 240 Kanäle aufzeichnen zu können. Damit ich
diese ähnlich wie ein einziges Array behandeln kann, habe ich die Funktion „Incspec(int
n)“ und „spec(int n)“ geschrieben, die dies ermöglichen (Abb. 15a).
Abb. 15b zeigt die Funktion „doSample()“ die ausgeführt wird, wenn ein neuer Impuls
Abb. 15a: C-Code:
Deklaration der MessVariablen
eingetroffen ist. Zu Debugzwecken wird zuerst die LED eingeschaltet, die am Ende
wieder ausgeschaltet wird. Danach wird dem Integer „temp“ der um Faktor
vier herunter-skalierte ADC-Wert zugewiesen. Anschließend werden die
„spec“-Variablen, die die Daten des Spektrums enthalten,
an der Stelle
„temp“ um einen Zähler erhöht. Die nächste Bedingung trifft zu, wenn das
Spektrum zur korrekten Darstellung auf dem Display skaliert werden muss.
„Shalfs“ enthält den Teilfaktor. Wenn die durch „Shalfs“ geteilte
Impulsanzahl für den aktuellen Kanal also über die maximale darstellbare
Höhe von 100 hinausgeht, wird der Teiler verdoppelt und das Display mit dem
neuen Teilerwert aktualisiert. Bei Jedem Impuls wird dann der Impulszähler
erhöht und die Analogelektronik durch einen kurzen Impuls (Reset des
Impuls-Flipflops) für weitere Impulse des SZR freigegeben.
3.3
DA-Wandler
Abb. 15b: C-Funktion "doSample()"
Die Abbildung 16 zeigt die Funktion „setSU()“, die die in „U“ angegebene
Spannung an den DA-Wandler übermittelt. Dazu wird eine Clock- (DACclk), Chip-Select- (DACcs) und eine
Datenleitung (DACdin) verwendet. Der DA-Wandler benötigt pro Spannungsänderung 24 Bit Daten, wobei 12 Bit für
den Kanal A und die weiteren 12 Bit die Spannung für den Kanal B beinhalten.
In den ersten 10 Zeilen werden die Ports so gesetzt dass die Regeln, die im Datenblatt festgelegt sind, eingehalten
werden. Gleiche, hintereinander folgende Zuweisungen sind dabei für das Timing entscheidend, da sie ihren Zustand so
für die doppelte Zeit eines Taktzyklus halten.
In der nachfolgenden Schleife werden die ersten 12 Bit übertragen. Nachdem Clock auf 0 gesetzt wurde, wird das MSB
(Most Significant Bit) zuerst gesendet, indem „temp“ mit „0x800“ auf das 12-te Bit maskiert und nach dessen Zustand
der Datenpin gesetzt wird. Dann wird der Inhalt von „temp“ um ein Bit nach links verschoben, damit beim nächsten
Schleifendurchlauf das nächste Bit maskiert wird. Danach wird die Clockleitung wieder auf 1 gesetzt und der Datenpin
wird in das Shiftregister des DA-Wandlers übernommen. Nach insgesamt 12 Durchläufen werden die nächsten 12 Bit
übermittelt, wobei der Datenpin permanent auf 0 steht, da der B-Kanal von mir nicht genutzt wird. Am Ende werden die
Ports wieder in den „Ruhezustand“ gesetzt, damit der DA-Wandler die gesendeten Daten übernimmt und eine
Spannung einstellt.
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
3.4
-10-
Display
Da das Display über eine Touchpadfunktion verfügt, verwende ich es nicht
nur zur Ausgabe, sondern auch zur Eingabe von Daten. Es wird über die
USART-Schnittstelle des PIC mit einem speziellen Protokoll (small
protocoll) angesteuert und lässt sich so mit einfachen Befehlen steuern. Es
kann auch über ein USB-Interface in einer „C“ ähnlichen Syntax separat
programmiert werden. So lassen sich Bilder oder Fonts aufs Display
übertragen. Auch lassen sich sogenannte Makros definieren, in denen sich
zum Beispiel sich oft wiederholende Display-Formulare festlegen lassen,
die später vom Mikrocontroller aufgerufen werden (z.B. ASCII-Tastatur zur
Eingabe). Dies spart wertvollen Speicherplatz auf dem PIC.
Um den Programmablauf zu steuern, lassen sich Touch-Knöpfe zeichnen,
die entweder mit Touchmakros verknüpft werden oder einfach einen
bestimmten Tastencode senden.
Bevor die am Display betätigten Touchcodes allerdings an den PIC
übermittelt werden, muss er erst eine Sendeaufforderung an das Display
senden, erst dann wird der Sendepuffer des Displays geleert.
Diese Anfrage wird in regelmäßigen Abständen aus dem Timer-Interrupt
erledigt.
3.5
PC-Mode
Der Signalumschalter (IC3 in Abb. 17) ermöglicht es, zwischen dem
Display und einem optional anzuschließenden Computer umzuschalten.
Dazu habe ich in Visual Basic ein Programm geschrieben, das es erlaubt,
Abb. 16: Funktion "setSU()"
alle Funktionen auszuführen, die auch der VKA alleine ausführen könnte,
jedoch mit dem Vorteil, dass die Messgraphen auf dem Bildschirm in höherer Auflösung ausgegeben und auch per
Beamer
präsentiert
werden
können. Darüber hinaus können
Messungen zusammen mit den
wichtigsten
Messparametern
direkt als Tabellen-Datei (CSVFormat) gespeichert und so z.B.
mit Excel direkt weiter verarbeitet
werden.
Gespeicherte
Daten
können über die Import-Funktion
auch erneut aufgerufen werden.
Mit Hilfe der Maus können für
einen einzelnen Messpunkt die
Kanalnummer,
die
zugehörige
Energie und die Counts angezeigt
werden.
Abb. 17: Screenshot des Steuerprogramms für den PC-Mode
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
4
Praxis
4.1
Messungen
-11-
Abbildung 18 zeigt den Aufbau in der Schule, mit dem
die folgenden Messungen durchgeführt wurden.
Das
SZR
und
der
Strahler
wurden
dabei
mit
Stativmaterial am Tisch befestigt, damit während der
Messung definierte Bedingungen gegeben sind.
Hier werden die Messungen direkt auf dem Laptop
gespeichert. Der graue Bleiblock dient zur Abschirmung
der radioaktiven Strahlung.
Abb. 18: Versuchsaufbau: von Links: Laptop, VKA,
Hochspannungsnetzteil und SZR mit radioaktivem
Präparat und Bleibock zur Abschirmung
4.1.1
Caesium 137
Das Diagramm (Abb. 19) zeigt ein Spektrum von
Caesium 137 bei einer SZR-Spannung von 850V. Auf der
X-Achse sind die Kanalnummern, auf der Y-Achse die
Counts pro Kanal aufgetragen.
Im Bereich der Kanäle 0 bis 20 werden keine Ereignisse
registriert, weil die Triggerung auf der Analogplatine so
eingestellt ist, dass erst ab einer Mindestspannung
Signale registriert werden, dies dient zur Unterdrückung
des Zählrohrgrundrauschens. Zwischen Kanalnummer 20
und 50 lassen sich niederenergetische Effekte, wie sie bei
der Wechselwirkung der Gammastrahlung mit der
Abb. 19: 137Cs-Spektrum bei einer SZR-Spannung von
850 V. Orange: Original, Schwarz: Mittelwert
Materie entstehen, erkennen. Der Peak über Kanal 65
stammt vom Präparat.
4.1.2
Kalibrierung
Da die Zerfallsenergie von Caesium 137 (662keV) bekannt ist, kann man das Spektrum nun kalibrieren. Da die Werte
bei der Originalmessung einem starken Rauschen unterliegen, sollte man, um die Position des Peaks genau bestimmen
zu können, Mittelwerte der Messung bilden (Schwarze Linie in Abb. 19), in diesem Fall wurde der gleitende
Durchschnitt über 5 Werte verwendet. Der Peak dieser Mittelwertkurve liegt bei Kanalnummer 67. Die Kanalnummer
zur Energie ist proportional, somit entspricht ein Kanal der Energie von Caesium durch die Peak-Position von Caesium:
662keV / 67 = 9,88keV
Jeder Kanal kann jetzt mit diesem Faktor multipliziert werden und man erhält die zugehörige Energie. Dieser Faktor ist
für jede Zählrohrspannung anders und muss deshalb ebenfalls gespeichert werden.
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
4.1.3
-12-
Einfluss der SZR-Spannung auf das Spektrum
In Abb. 20 sieht man sechs verschiedene Caesium-137 Spektren bei konstanten Messbedingungen, aber
unterschiedlicher SZR-Spannung. Je höher die Spannung, desto größer ist der Abstand des Peaks von der Y-Achse und
mehr Impulse mit niedrigerer Energie werden dargestellt. Deshalb gilt: Je höher die Spannung, desto höher die
Empfindlichkeit der SZR. Bei 750V ist die Empfindlichkeit schon so gering, dass der Caesium-Peak kaum noch zu
erkennen ist.
Mit steigender Spannung tritt das Untergrundrauschen immer stärker erkennbar auf. Zwar werden auch die Peaks
breiter, da jedoch die Kanalnummer an der Peak-Position größer wird, nimmt die relative Peakbreite ab, für die gilt:
r=
∆E
E
Für die relative Breite der Cäsiumlinie erhält man bei einer Zählrohrspannung von 800 Volt ca. 18 % und bei 850 V ca.
16 %, während ab 900 V eine relative Breite von ca. 10 % erreicht wird, wie sie auch in der Literatur zu finden ist.
Damit man einerseits scharfe Peaks und andererseits auch eine hinreichende Empfindlichkeit erhält, sollte man mit
diesem SZR zwischen 825 und 900 Volt messen. Zwischen 800 und 950 Volt ist der Zusammenhang zwischen
Spannung und Abstand der Peaks zur Y-Achse nahezu linear.
Abb. 20: 137Cs-Spektren (gemittelt) : Blau: 1000 V, Hellblau: 950 V, Violett: 900 V, Orange: 850 V, Grün: 800
V, Gelb: 750 V
4.1.4
Natrium 22
Die Abbildung 21 zeigt das bei 950V aufgenommene Spektrum bei einer Messzeit von ca. 47 Minuten. Trotz dieser
relativ langen Messzeit wurden nur wenige Impulse gemessen, da die Aktivität des 25 Jahre alten Präparats aufgrund
der geringen Halbwertszeit von 2,6 Jahren nur noch 0,24 kBq beträgt. Das ist 30.000 mal kleiner als die des
verwendeten Caesiumpräparates. Der Peak zwischen 360 und 420 keV ist auf den Compton-Effekt zurückzuführen, bei
dem Gammaquanten durch Stöße mit Elektronen einen Teil ihrer Energie abgeben und die gestreuten Quanten vom
SZR registriert werden.
Am Ende der Messung wurde das Ergebnis zunächst gespeichert (Blau) und anschließend das Cs137-Präparat einige
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
-13-
Sekunden vor das SZR gehalten, wobei die Messung fortgesetzt wurde. Diese Methode ermöglicht eine Kalibrierung
(Orange) der Energieskala. Auf der mit dem Caesium kalibrierten X-Achse liegt der Natrium-Peak exakt bei 511 keV.
Abb. 21: Na22-Spektrum: bei 950 V, 47 min, Orange: mit kurzem Caesium-Einfluss, YAchse: Counts, X-Achse: Energie in keV
4.1.5
Cobalt 60
Das Isotop Cobalt-60 zerfällt mit 2 verschiedenen Gammaenergien, die bei 1170 und 1330 keV liegen, wobei die
Häufigkeit der Impulse bei 1330 keV geringer ist.
Die beiden Peaks der entsprechenden Energien lassen sich eindeutig erkennen (Abb. 22). Der etwas breitere Peak um
700 keV lässt sich wieder (vergl. 4.1.4) auf den Compton-Effekt zurückzuführen.
Die Aktivität des 41 Jahre alten Präparats beträgt bei einer Halbwertszeit von 35 Jahren ca. 657 kBq.
Abb. 22: Co60-Spektrum: Bei 850 V, ca. 16 min, Y-Achse: Counts, X-Achse:
Energie in keV
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
4.1.6
-14-
Umgebungsstrahlung Südheide
Die Abbildung 23 zeigt eine Messung bei
1000 V ohne ein radioaktives Präparat in der
Nähe. Die gemessenen Impulse stammen
daher
von
Umgebungsstrahlung.
Diese
Strahlung kann zum Beispiel von natürlichem
radioaktiven Radon stammen oder kosmische
Strahlung aus Sonnenwinden sein.
Der kleine Peak bei 715 keV ist auf den in 2.2
beschriebenen Messfehler, der durch die zu
frühe Triggerung hoher Impulse entsteht,
zurückzuführen,
der
bei
den
Abb. 23: Messung ohne Präparat bei 1000 V, 30 min
Y-Achse: Counts, X-Achse: Energie in keV
geringen
Zählraten besonders auffällt.
4.1.7
Umgebungsstrahlung Oberharz
Abb. 24 zeigt eine vergleichbare Messung, wie
Nullrate Oberharz
sie während des Landeswettbewerbs im Oberharz
aufgenommen
wurde.
Die
beiden
Pfeile
verweisen auf zwei markante Stellen, die
300
250
möglicherweise darauf zurückzuführen sind, dass
es im Oberharz Uranvorkommen gibt. Diese
könnten für eine erhöhte Radon-Konzentration
verantwortlich sein, die durch die beiden
200
150
A
B
100
Wismut-Isotope, 212Bi als Folgeprodukt von
Thoron (220Rn) aus der Thorium-Zerfallsreihe
50
(A) und 210Bi als Folgeprodukt von 222Rn aus
0
0
der Uran-Zerfallsreihe (B) stammen könnten.
4.1.8
Kaliumnitrat
Der geringe Anteil von 0,0117 % des Kalium-
250
500
750
1000
1250
1500
Abb. 24: Nullratenmessung im Oberharz bei 875 V, 61,5 min,
Y:Achse; Counts, X.Achse: Energie in keV
Isotop 40K an natürlich vorkommendem Kalium
Kaliumnitrat
lässt erwarten, dass dessen Gamma-Emissionen
(s.a. Kap. 1.1.1) nachweisbar sind. Ein Mol eines
2500
Stoffes gibt an, wie viele Atome die gleiche
Masse ergeben wie sie in 12 g C12 enthalten sind.
In erster Näherung lässt sich daraus ableiten, dass
6,023·1023 / M Atome in einer bestimmten
Stoffmenge
enthalten
sind,
wobei
M
die
Molmasse („Atomgewicht“) des Stoffes ist. 1 g
Kalium enthält demnach 6,023·1023 / 39,098 =
1,54·1022 Atome. Davon sind 0,0117 % Atome
18
des Kalium40-Isotops, also 1,80·10 . Dieses ist
2000
1500
1000
500
0
0
100
200
300
400
500
600
also der Wert für N0 in Glg. (5). Die
Abb. 25: Nachweis des 40K-Gehaltes an einer Probe
Kaliumnitrat, der 511 keV-Peak ist deutlich zu erkennen
700
Lucas Jürgens: Selbstgebauter Vielkanalanalysator zur Gammaspektroskopie
-15-
Halbwertszeit von K40 beträgt 1,28·109 Jahre = 4,04·1016 s, damit ergibt sich nach (3) für die Zerfallskonstante λ ein
Wert von 1,72·10-17 1/s. Einsetzen der Zahlenwerte in (5) ergibt für die Anfangsaktivität
A = 6g ⋅ 0,39 ⋅ 30,9 Bq / g = 72,3Bq
Dieser Wert liegt deutlich über der Nullrate der Messapparatur und ist somit eindeutig nachweisbar, wie man in Abb. 25
sehen kann.
4.2
Kosten
Mein Ziel war es auch, das Gerät möglichst günstig zu entwerfen. Während sich handelsübliche VKAs mit
ähnlichem Funktionsumfang im Preisbereich von 1200€ bewegen, kostet mein VKA mit Elektronik, Display (120
€) usw. ca. 200 €. Diese Summe unterschreitet deutlich die der käuflichen VKAs.
5 Quellen, Literatur, Werkzeuge
•
•
•
Datenblätter der Firma Microchip:
•
MPLAP_C18_Libraries.pdf (Handbuch zum MCC18 C-Compiler)
•
PIC18Fxx2 datasheet.pdf (Datenblatt zum PIC18F452)
Software der Firma Microchip:
•
MPLAP IDE v8.36 (Entwicklungsumgebung für Microchip PICs)
•
MCC18 v3.34 (C-Compiler für Microchip PICs)
Schaltpläne erstellt mit
•
•
•
Eagle 4.16 r2 Light (Frei verfügbare Version)
Genaue Werte der Gammaenergieen
•
de.Wikipedia.org/wiki/Natrium
•
de.Wikipedia.org/wiki/Cobalt
•
de.Wikipedia.org/wiki/Caesium
Sonstige Informationen, Bilder
•
http://www.biedermann-weesen.de/Skripte/Kernphysik.pdf
6 Danksagung
Ich bedanke mich besonders bei meinem Betreuungslehrer Thomas Biedermann, für seinen großen Zeiteinsatz und
seine Geduld. Auch bedanke ich mich natürlich bei Susanne Biedermann für die tolle Verpflegung von morgens bis
abends. DANKE!
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