Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg JÖRN LEONHARD Wie legitimierten sich multiethische Empires im langen 19. Jahrhundert? Originalbeitrag erschienen in: Herfried Münkler (Hrsg.): Die Legitimation von Imperien : Strategien und Motive im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Campus, 2012, S. 70 - 93 Wie legitimierten sich multiethnische Empires im langen 19. Jahrhundert? jörn Leonhard Einleitung: Das Ende der kontinentaleuropäischen Empires nach dem Ersten Weltkrieg Am Anfang vom Ende der Empires stand Woodrow Wilson. Als der amerikanische Präsident im Januar 1917 die Vision einer neuen Weltordnung entwickelte, verwies er in diesem Zusammenhang vor allem auf das Recht der nationalen Selbstbestimmung und die Notwendigkeit, die kleinen Völker gleichrangig auf eine Stufe mit den etablierten Mächten zu stellen: »no nation should seek to extend its polity over any other nation or people, but [...] every people should be left free to determine its own polity, its own way of development, unhindered, unthreatened, unafraid, the little along with the great and powerful.« Diese Aussage Wilsons war unmittelbar verbunden mit seiner Analyse der Ursachen des Ersten Weltkriegs. Sie erkannte er in der Unterdrückung zahlreicher Nationalitäten in den multiethnischen und autokratisch regierten Empires des europäischen Kontinents. Daher hatte er neben dem Deutschen Reich vor allem die Habsburgermonarchie, das Russische Reich sowie das Osmanische Reich im Blick. Deren Legitimität als staatliche Akteure stellte er im Februar 1918 grundsätzlich in Frage, indem er dem autokratischen Charakter der Empires das Prinzip demokratischer und selbstbestimmter Nationalstaaten entgegenhielt: »This war had its roots iri the disregard of rights of small nations and of nationalities which lacked the union and the force to make good their claim to determine their own allegiances and their own forms of political life« (Wilson 1918: 27 sowie 106). Aus der Perspektive der Pariser Vorortverträge, die zwischen 1919 und 1923 abgeschlossen wurden und mit denen man eine neue internationale Ordnung zu etablieren suchte, markierte der Erste Weltkrieg mit der Auflösung der kontinentaleuropäischen Empires nicht allein einen Triumph der westeuropäisch und transatlantisch geprägten Prinzipien von Demokratie, Verfassungsstaat und Parlamentarismus, die man den autoritär geführten WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM 19. JAHRHUNDERT? 71 Regimes der Empires so wirkungsvoll entgegensetzen konnte. Die unmittelbare Nachkriegszeit und die Phase der Friedensverhandlungen bedeuteten auch einen Sieg der Grundsätze von Nation, Nationalität und Nationalstaat, der Übereinstimmung von Nation und Staat als Bedingung einer stabilen Friedensordnung. Die besondere Überzeugungskraft der mit dem amerikanischen Präsidenten Wilson seit 1917 identifizierten Vorstellungen des Rechts auf nationale Selbstbestimmung ergab sich aus dieser Hoffnung, die traumatischen Gewalterfahrungen des Weltkriegs im Zeichen von demokratischem Partizipationsideal und nationalstaatlichem Ordnungsmodell zu überwinden. Erfolgreich war diese Vorstellung vor allem dort, wo es darum ging, die Legitimation der traditionellen Empires in Frage zu stellen. Daraus entstand, weit über den konkreten historischen Kontext hinaus, eine bis heute verbreitete Entgegensetzung von Empires und Nationalstaaten, welche die Geschichtsschreibung lange Zeit prägte und noch heute prägt) Langfristig brachte die von Wilson vertretene Verknüpfung von nationaler Selbstbestimmung und erhoffter demokratischer Ordnung aber nicht das Ende aller zukünftigen Kriege, wie dies in der Hoffnung ausgedrückt worden war, der ungeheure Blutzoll der alliierten Soldaten diene letztlich einem »war to end all wars«. Vielmehr entstanden aus der Erbmasse der kontinentaleuropäischen Empires zahlreiche neue Konfliktherde und Gewaltkulturen in Europa und darüber hinaus. Sie reichten von Bürgerkriegen und Konflikten zwischen neu begründeten Nationalstaaten in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa bis zu Massenvertreibungen und ethnisch begründeten Genoziden. Diese Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, die Verlängerung des Krieges in den Frieden hinein, imprägnierte die Periode zwischen den Weltkriegen. Sie ließ die Schwelle zur Anwendung von Gewalt insgesamt sinken und die Grenze zwischen Krieg und Frieden brüchig bleiben. Doch geht die Frage nach der Begründung und Rechtfertigung imperialer Herrschaft nicht darin auf, wie sie unter den Eindrücken des Ersten Weltkriegs nach 1918 gesehen wurde. Gegenüber dieser Perspektive retrospektiver Kausalität, die das frühere allein aus der Kenntnis des späteren erklärt, soll im Folgenden danach gefragt werden, auf welche Begründungszusammenhänge legitimer Herrschaft man sich in den multiethnischen Empires im langen 19. Jahrhundert überhaupt berufen konnte, wie und warum diese 1 Vgl. Leonhard/von Hirschhausen 2011a; zum Gegensatz zwischen Empires und Nationalstaaten Gellner 1983; Smith 2001a sowie 2001b; Hobsbawm 1990; Anderson 1983; Breuilly 1993; zur älteren Historiographie vgl. Kohn 1946; Lemberg 1964; Deutsch 1953 sowie Hroch 1968. 72 JÖRN LEONHARD sich veränderten und wie man in unterschiedlichen Zusammenhängen auf diese Umbrüche reagierte. Dabei stehen konkret vier multiethnische Empires im Mittelpunkt: Neben dem Britischen Empire als Beispiel eines maritimen Großreichs die drei kontinentaleuropäischen Empires Russlands, der Habsburgermonarchie und des Osmanischen Reiches (vgl. Leonhard/von Hirschhausen 2011b sowie 2012). Einem idealtypischen Katalog herrschaftsbegründender Argumente folgen eine vertiefende Analyse der zeitgenössischen Auseinandersetzung zwischen den Herrschaftsmodellen Empire und Nationalstaat sowie eine empirische Tiefenbohrung am Beispiel der EmpireMonarchien. Herrschaftsbegründungen und Legitimierungsstrategien multiethnischer Empires im 19. Jahrhundert: Ein idealtypischer Aufriss Folgt man einer idealtypisierenden Arbeitsdefinition, dann waren Empires gekennzeichnet durch eine besondere räumliche Ausdehnung, ethnische und religiöse Vielfalt, eine Vielzahl heterogener Territorien mit unterschiedlichem Rechtstatus als Folge historischer Expansion und Anlagerung sowie durch unterschiedliche Abhängigkeitsverhältnisse dieser Gebiete zwischen Zentrum und Peripherie und schließlich durch weiche Grenzen und fluktuierende Grenzräume. Empires grenzten sich tendenziell durch bewegliche frontiers und weniger durch fixierbare boundaries ab (vgl. Osterhammel 2006; Münkler 2005: 11-22). Schon diese idealtypische Definition lässt wichtige Unterschiede zum nationalstaatlichen Modell klar hervortreten, in dem die Tendenz zur rechtlichen und administrativen Homogenisierung von Bevölkerungen sowie die eindeutige Bestimmung territorialer Grenzen eine wesentliche Rolle spielte. Fragt man nach zeitgenössischen Mustern der Begründung und Rechtfertigung imperialer Herrschaft, so muss eingangs der analytische Grundbegriff der Legitimität bestimmt werden. Dazu kann noch immer auf die grundlegenden Arbeiten Max Webers zurückgegriffen werden. Legitimität wird danach verstanden als Rechtmäßigkeit und Anerkennungswürdigkeit einer bestimmten politisch-staatlichen Ordnung, die auf dem Legitimitätsglauben als innere Anerkennung und Einverständnis mit dem Gelten-Sollen WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM 19. JAHRHUNDERT? 73 einer bestimmten Herrschaftsordnung gründet, das Beherrschte und politisch handelnde Akteure dieser Ordnung zuschreiben. Aus dieser Perspektive gelangte Weber zur Unterscheidung der drei Formen legitimer Herrschaft, also traditionaler Herrschaft kraft Geltung des immer so Gewesenen, charismatischer Herrschaft durch die Geltung außeralltäglicher, affektiver Hingabe an die Vorbildlichkeit einer herausragenden Person und der durch sie geschaffenen Ordnung sowie legaler Herrschaft durch Geltung gesetzter — paktierter oder oktroyierter — rationaler Regeln (vgl. Weber 1992; Sternberger 1998: 350f.). Inwiefern lassen sich diese klassischen Deutungskategorien überhaupt auf die multiethnischen Empires des langen 19. Jahrhunderts anwenden? Auf welche überkommenen Muster der Begründung imperialer Herrschaft konnte man zurückgreifen, und wie passte man sie den gewandelten Bedingungen im 19. Jahrhundert an? Idealtypisch lassen sich acht unterschiedliche Argumentationszusammenhänge zur Begründung imperialer Herrschaft differenzieren, die hier nur angedeutet werden können. 1) Die lange Dauer der Empires: Geschichte als Abfolge von Weltreichen Ein besonders wichtiges Leitmotiv bestand im Verweis auf die historisch lange Dauer von Empires, aus der sich Vielfalt und Verschiedenheit ergaben, und ihre Einordnung in eine universelle Abfolge von Weltreichen, aus der eine besonders suggestive Vorstellung imperialer Kontinuitätslinien abgeleitet werden konnte. Auch die Empires des 19. Jahrhunderts standen in diesem Sinne für eine translatio imperii. Allerdings entwickelte sich bereits frühzeitig ein besonderes Problem: Denn im Gegensatz zur klassischen Weltreichelehre wurde das antike Imperium langfristig durch eine Vielfalt konkurrierender Empires abgelöst — ein Prozess, der sich bereits im Mittelalter gezeigt hatte, als die Sonderstellung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als legitimer Erbe des Imperium Romanum von anderen europäischen Territorialstaaten in Frage gestellt wurde. Die Formel »rex est imperator in regno suo« verwies auf einen neuen Herrschaftsanspruch und einen Souveränitätswillen in verschiedenen Territorialstaaten, der sich mit einer Überordnung eines einzigen Imperiums nicht mehr vereinbaren ließ (vgl. Goez 1958; Löwith 1973; Schlinker 1999). Mit der Kaiserkrönung Napoleons 1804 wurde das Problem der konkurrierenden Empires noch zugespitzt. Das napoleonische Kaiserreich bediente sich als neuer Akteur ausgesprochen additiver Legitimitätsanleihen von alter Monarchie und gemäßigter Revolution im Zeichen expansiver Kriege. Zugleich erhoben auch Russland, die Habsbur- 74 JÖRN LEONHARD germonarchie nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sowie das Osmanische Reich Ansprüche als Empires (vgl. Asch/Leonhard 2008). Aber trotz dieser Problematik multipler und konkurrierender Empires blieb auch im 19. Jahrhundert die immer wieder neu formulierte historisch angelegte Überlegenheit und epochale Kontinuität eine entscheidende Ressource zur Begründung imperialer Herrschaft. Das galt nicht zuletzt für die imaginierte Kontinuität von Imperium Romanum, Imperium Britannicum und Imperium Americanum (vgl. Ferguson 2005 sowie Leonhard/von Hirschhausen 2006). So wirkte auch im 19. Jahrhundert die Weltreichelehre, gleichsam säkularisiert auf der Bedeutungsebene von Fortschritt und Zivilisierung, als eine geschichtspolitisch äußerst wirksame und suggestive Metapher fort. Das erklärt auch die besondere Affinität zwischen den Empires und der imperialen Geschichtsschreibung in dieser Phase. Gerade für die britische Historiographie stellte der Verweis auf das Erbe der universellen Weltreiche einen wichtigen geschichtspolitischen Begründungszusammenhang imperialer Herrschaft dar (vgl. Stuchtey 2000). 2) Imperiale Dynastien: Sakral konnotierte und personal bestimmte Souveränität Einen besonderen Ausweis historischer Kontinuität als Ansatz für die Begründung und Rechtfertigung imperialer Herrschaft markierten imperiale Dynastien. Sie waren gleichsam der personalisierte und konkrete Ausdruck der langen Dauer von Empires. Hier wirkten einerseits Traditionen wie das mittelalterliche Gottesgnadentum, die Vergegenwärtigung der Weltreichelehre und die Gewalterfahrungen frühneuzeitlicher Konfessionskriege, aus denen Zeitgenossen eine notwendige Zentralisierung von Herrschaftsansprüchen in einem souveränen Monarchen abgeleitet hatten. Andererseits ließen sich solche Empire-Monarchen mit religiös geprägten Vorstellungen legitimer Herrschaft und nicht zuletzt mit der militärischen Repräsentation von Empires verbinden; die Uniform wurde nicht zufällig zur ikonographischen Grundausstattung der Monarchen im 19. Jahrhundert. Gerade vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Funktionswandels der Monarchen im Zeichen der Parlamentarisierung und Verfassungsgebung nach 1800 wurden solche symbolischen Bezugssysteme wichtig, weil man mit ihnen auf emotional-affektive und mediale Bedürfnisse der Gesellschaften reagieren konnte. Das erklärte die weithin ungebrochene Präsenz imperialer Monarchen in den entstehenden Mediengesellschaften (vgl. Paulmann 2000). Die zahlrei- WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM 19. JAHRHUNDERT? 75 chen Beispiele erfundener Traditionen und neu aufgewerteter Monarchen im Zeichen der Empires — von dem 1804 und 1852 neu erfundenen Kaisertum Napoleons I. und Napoleons III. über die Stilisierung der britischen Regentin Viktoria als »Empress of India« bis hin zur neuartigen Verbindung von Sultanat und Kalifat im späteren Osmanischen Reich — dokumentierten dabei eine erstaunliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des imperialen Herrschers und seiner Dynastie. Das Beispiel imperialer Monarchen soll weiter unten noch einmal vertieft untersucht werden. 3) Empires als Glaubensräume: Sakrale Ursprungsmythen und religiöse Missionskonzepte Eng gekoppelt an die Idee dynastischer Kontinuität und monarchischer Imperialherrschaft waren Vorstellungen, welche Empires mit besonderen Religionen identifizierten, der imperialen Herrschaft eine besondere Schutzfunktion für eine Religion zuwiesen und damit die territoriale Expansion und die Einbeziehung neuer Gebiete nicht allein machtpolitisch und strategisch rechtfertigten, sondern als religiöse Mission und Kampf um die Ausbreitung und den Schutz einer »wahren Religion« interpretierten (vgl. Miinkler 2005: 127-166). Diese besondere Identifikation von Empires als Räume des Glaubens ging im langen 19. Jahrhundert aber über die traditionale Herrschaftsbegründung im Sinne eines monarchischen Gottesgnadenturns, der personal verstandenen Herrschaft eines von Gott eingesetzten Monarchen, hinaus. Obwohl die symbolische Verbindung zwischen Monarchie und Religion weiterhin bestand und wesentlich dazu beitrug, Vorstellungen von der Integration des Empires zu verstärken, trat der Missionsgedanke insgesamt stärker in den Vordergrund — so wenig das im Einzelfall über die konkrete Praxis imperialer Herrschaft vor Ort aussagte (vgl. Stuchtey 2012; Schulze Wessel 2012; von Puttkamer 2012; Özcan 2012; Adanir 2012). Diese Konstellation kennzeichnete bei allen Unterschieden die Bedeutung des Anglikanismus im Britischen Empire, der russischen Orthodoxie im Russischen Reich, des römischen Katholizismus in der Habsburgermonarchie sowie des Islam im Osmanischen Reich. Ein eng damit verbundener Aspekt imperialer Herrschaft lag in der Konzentration auf bestimmte Raum- und Expansionsvorstellungen, welche mit religiösen Bedeutungen aufgeladen werden konnten. Die religiöse Überhöhung von bestimmten imperialen Kernräumen wie im Falle des »heiligen Russland«, des »heiligen Landes Tirol« oder der heiligen Stätten von Medina und Mekka stand in diesem Zusammenhang, aber 76 JÖRN LEONHARD auch die amerikanische Stilisierung der frontier (vgl. Frötschner 2004; Billington 1974). Hier erschien die Expansionsbewegung als universelle Heilsgeschichte, die im Bewusstsein der Zeitgenossen in der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents ihren Ausdruck fand. 4) Empires als Zivilisationsmaschinen: Imperiale Institutionen in universalistischer Absicht Besondere Bedeutung erlangte im 19. Jahrhundert der zeitgenössische Verweis auf Empires als Instrumente der Zivilisierung unterworfener Gesellschaften nach europäischem Muster und damit als Ausdruck einer universellen Fortschrittsmission. Das ließ sich mit dem Leitmotiv der religiösen Mission verknüpfen, es ging aber auch weit darüber hinaus. Fortschrittliche Institutionen erkannte man im Recht und der Rechtsprechung, etwa im Bezug auf das Common Law im Britischen Empire, im Bereich der Bildung durch besondere Schul- und Sprachenpolitik und die Förderung indigener Eliten, aber auch in den Infrastrukturen, die der Raumerschließung und der Erfassung der Bevölkerung dienen sollten (vgl. Leonhard/von Hirschhausen 2011b; Steinbach 2009). Hier erschien die imperiale Herrschaftsordnung in besonderer Weise geeignet, um die als rückständig wahrgenommenen Kolonialgebiete und kolonisierten Gesellschaften auf einen am europäischen Vorbild ausgerichteten Entwicklungsweg zu bringen, notfalls auch unter Anwendung von Gewalt. Dass und wie das Ideal modernisierender Empires auch sozial bestimmt sein konnte, unterstrich Napoleon III. seit den 1850er Jahren mit seinem Anspruch, das Zweite Französische Kaiserreich werde nicht nur die ideologischen Spannungen nach innen befrieden und die soziale Verelendung der Massen beenden, sondern auch eine internationale Friedensordnung etablieren. Im Britischen Empire wurde die »Whig Interpretation of history«, also die Vorstellung der englischen Geschichte als eine organische Abfolge erfolgreicher Freiheitskämpfe, von einem innerenglischen Horizont auf den der ganzen Welt übertragen. Hier erschien der Fortschritt als Ausbreitung englischer Zivilisation und Institutionen, was zumindest für die weißen Siedlerkolonien auch die englische Tradition politisch-parlamentarischer Institutionen miteinschloss. Markierten die bisher skizzierten Aspekte allgemeine Begründungszusammenhänge, so entwickelten sich vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besondere Legitimierungsstrategien, die sich als zeitgenössische Antworten in den Empires auf spezielle Krisenerfahrungen und auf das Mo- WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM 19. JAHRHUNDERT? 77 dell des homogenisierenden Nationalstaates interpretieren lassen. Diese Legitimierungsstrategien waren zunächst Strategien des Machterhalts in einem historischen Kontext, der von einem zunehmend scharfen internationalen Wettbewerb und besonders von Kriegserfahrungen geprägt war, in denen multiethnische Empires immer öfter in die Defensive gerieten. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen mussten die traditionellen Begründungen nicht ersetzt, wohl aber zeitgemäß fortentwickelt und ergänzt werden (Sellin 2011: 9). 5) Pazifizierung und Konfliktentschiirfung: Empires als Garanten externer Sicherheit und interner Ordnung Bereits nach der Erfahrung der Französischen Revolution und der napoleonischen Herrschaft hatte man auf dem Wiener Kongress von 1814/15 Empires als antiideologische Barriere und als Mittel der Eindämmung von revolutionären und nationalen Bewegungen verstanden und entsprechend zu nutzen gesucht. Diese Politik des österreichischen Staatskanzlers Metternich wies zum Beispiel der Heiligen Allianz eine charakteristische Doppelfunktion zu, indem sie das christliche Verständnis der Monarchie überkonfessionell verkörpern und mit dem Sicherheitsbedürfnis souveräner Staaten nach innen und außen verknüpfen sollte. Im Kontext der europäischen Revolutionen von 1848/49 agierten sowohl Russland als auch Großbritannien mit dem Vorsprung von Empires, die weit über Kontinentaleuropa hinausreichten. Die Vorstellung von Empires als Zonen der Konfliktentschärfung hatte noch eine weitere Dimension: Die Existenz multiethnischer Empires ließ sich rechtfertigen, indem man auf ihre traditionelle Fähigkeit zur Eindämmung ethnisch-religiöser Konflikte verwies und damit ihre besondere Fähigkeit zu einem differenzierten Umgang mit ethnischer, religiöser und rechtlicher Vielfalt herausstellte. Dieses Motiv, das die vielfältigen Gewalt- und Repressionserfahrungen imperialer Herrschaft im 19. Jahrhundert verdeckte, stand zum Beispiel hinter der Idealisierung der Millet-Tradition im Osmanischen Reich (vgl. Braude/Lewis 1982 sowie Ursinus 1989). Im Kern ging es hierbei um die Vorstellung eines wirksamen, historisch erprobten Minderheitenschutzes in den Empires, den man zugleich von der Praxis der gewaltsamen Homogenisierung ethnischer Strukturen durch Nationalstaaten abheben konnte. Schließlich gehört in diesen Zusammenhang auch die Überlegung der Zeitgenossen, dass und wie Empires als geopolitische Sicherheits- und Pufferzonen wirkten. Durch flexible Grenzräume und durch die 78 JÖRN LEONHARD Differenzierung von Zentrum und Peripherien konnten Empires in bestimmten Krisenkonstellationen Ausweichräume anbieten und so zur Entschärfung von Konflikten beitragen. So wirkte das Osmanische Reich in den zahllosen Krisen um die Orientalische Frage lange Zeit — eigentlich bis kurz vor 1914 — als eine Pufferzone, in der sich ein offener Konflikt zwischen dem Russischen Reich und der Habsburgermonarchie auf Kosten eines Empires und seiner kontinuierlichen territorialen Einbußen verhindern ließ (vgl. Schöllgen 2000). 6) Gewaltmonopol und Bellizitdt: Der Umgang der Empires mit dem Effizienzkriterium moderner .Staatlichkeit in Kriegen Als besonders ambivalentes Legitimitätskriterium stellten sich für die Empires im Laufe des 19. Jahrhunderts Kriegserfahrungen dar. Einerseits verstärkte sich zumal in der zweiten Jahrhunderthälfte die Tendenz, militärische Erfolge in Kriegen mit politischer Zukunftsfähigkeit gleichzusetzen. Kriegserfolge wirkten damit als Begründung oder Bestätigung imperialer Herrschaft wie etwa im Falle der Vereinigten Staaten 1898 oder Japans 1904/05, während militärische Niederlagen als Krise oder Erosion imperialer Herrschaftsbegründung gewertet wurden. Das galt für das Britische Empire während und nach dem Südafrikanischen Krieg von 1899, für das Russische Reich seit dem Krimkrieg und erneut seit dem Russisch-Japanischen Krieg 1904/05, für die Habsburgermonarchie im Zusammenhang der Niederlagen von 1859/61 und 1866 sowie für das Osmanische Reich seit den periodisch neu auftretenden militärischen Konflikten um seine europäischen Besitzungen auf dem Balkan, die vor allem die 1870er Jahre und dann erneut die Phase vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges kennzeichneten. Insbesondere in der direkten Auseinandersetzung mit neuen Nationalstaaten und ihrer charakteristischen Militärverfassung, die auf die allgemeine Wehrpflicht und das Ideal einer Nation in Waffen setzte, wurde die Diskussion um die Überlebens- und Zukunftsfähigkeit der Empires virulent. In der zeitgenössischen Diskussion um die Bedeutung von Schlachtflotten, die durch die Schriften von Alfred Thayer Mahan beflügelt wurde, trafen verschiedene Motive zusammen: Denn die Verfügung über eine Hochseeschlachtflotte dokumentierte für die meisten Zeitgenossen nicht allein die Fähigkeit zu militärischen Operationen in Übersee, sondern zugleich die industrielle Leistungskraft und die internationale Konkurrenzfähigkeit (vgl. Leonhard 2008). WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM 19. JAHRHUNDERT? 79 7) » Glokale« Ökonomien: Empires als organisch verflochtene Wirtschaftsräume Empires ließen sich vor dem Hintergrund der zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtungen um 1900 als organisch gewachsene Wirtschaftsräume rechtfertigen, die lokale und globale Märkte miteinander in Beziehung setzen konnten. Durch besondere Maßnahmen, etwa im Bereich von Verkehrsinfrastrukturen wie dem Eisenbahn- und Kanalbau, waren sie für transnationale Kooperationen, sei es im Bereich des technischen Wissens oder der Finanzierung, besonders aufgeschlossen. Tatsächlich zeigte sich nach dem Zusammenbruch der kontinentaleuropäischen Empires im und nach dem Ersten Weltkrieg, wie in Ostmittel- und Südosteuropa durch die Bildung neuer Nationalstaaten vielfach gewachsene und historisch verflochtene Wirtschaftsräume künstlich voneinander getrennt wurden und so die wirtschaftliche Erholung nach dem Krieg behinderten. Zugleich hatte die Vorstellung von Empires als Wirtschaftsräumen immer auch eine eminent politische Dimension. Im Osmanischen Reich versprachen die Anhänger und Verfechter der Tanzimat-Reformen den Zusammenhang zwischen stabiler politischsozialer Ordnung und wirtschaftlicher Wohlfahrt (vgl. Reinkowski 2005). Im Britischen Empire bildete der Zusammenhang von erfolgreicher imperialer Ökonomie — auch durch Stabilisierung und Formalisierung imperialer Wirtschaftsbeziehungen und den Schutz eines imperialen Wirtschaftsraums — und sozialer Reform in den Metropolen ein entscheidendes Leitmotiv in den Diskussionen um die Legitimität und Zukunftsfähigkeit des Britischen Empire. Hierin trafen sich britische Liberal Imperialists seit dem Südafrikanischen Krieg mit den deutschen Vertretern eines imperial orientierten Sozialliberalismus, wie ihn Friedrich Naumann und Max Weber vertraten (vgl. Darwin 2009). 8) Nationalisierende Empires und das Problem der »core nationalisms« seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Schließlich zeigte sich seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eine neue Tendenz, welche die in der Historiographie noch immer häufig starre Entgegensetzung zwischen Empires und Nationalstaaten relativiert. Gegenüber der traditionellen Vorstellung von Empires als Ordnungsrahmen für ethnisch-religiöse Vielfalt und damit als eine Alternative zum Nationalstaat, wurden in den Metropolen der Empires selbst zunehmend neue EmpireIdeologien entwickelt, die sich vielfach an nationalstaatlichen Modellen ori- 80 JÖRN LEONHARD entierten, so etwa in der Etablierung von Parlamenten und Verfassungen, in der Idee eines eigenen Staatsbürgertums sowie durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Als ideologische Kerne dieser neuartigen EmpireIdeologien entwickelten sich auch neue Nationalismen. Das zeigte sich ansatzweise in der Politik der Deutschösterreicher in der Habsburgermonarchie vor 1914 und in einer Welle von Russifizierungsmaßnahmen nach 1905. Vor allem aber schlug im Osmanischen Reich nach der Jungtürkischen Revolution von 1908 der inklusiv gedachte Osmanismus in einen exklusionistischen und aggressiven türkischen Nationalismus um. Diese besondere Konstellation, in der sich die Empires nationaler und nationalstaatlicher Instrumente bedienten, um ihre Zukunft zu sichern, soll im Folgenden genauer untersucht werden. Eine Vertiefung — Die multiethnischen Empires und das Modell des Nationalstaats im 19. Jahrhundert: Von der Kompositstaatlichkeit zur Legitimitätskrise Die großen multiethnischen Empires auf dem europäischen Kontinent waren als Kompositstaaten entstanden, also durch die historische Anlagerung von Territorien mit unterschiedlichen Bevölkerungen, Religionen und Rechtstraditionen (vgl. dafür und im Folgenden Leonhard/von Hirschhausen 2011b: 10-13). Ihre Legitimität beruhte von daher nicht auf der besonderen Zugehörigkeit von Untertanen zu einer bestimmten ethnischen Gruppe, sondern in erster Linie auf dynastischen Grundlagen und religiösen Bezügen. Vor diesem Hintergrund waren die Empires weniger Völkergefängnisse, in denen unterdrückte Nationen von autoritären Mächten geknebelt wurden. Dieses Bild war in vieler Hinsicht erst das Ergebnis der Historiographien nach 1918 und damit ein Konstrukt der Propaganda des Ersten Weltkrieges. Blickt man auf die Herrschaftspraxis der multiethnischen Großreiche, dann wird man für lange Phasen des 19. Jahrhunderts eine große Flexibilität im Verhältnis der ethnischen Gruppen zueinander erkennen: Deutsche stiegen im zaristischen Russland in hohe Verwaltungspositionen auf und griechische Diplomaten vertraten vor 1914 das Osmanische Reich auf internationalen Kongressen. Auf die Frage nach seinem Vaterland antwortete der österreichische Schriftsteller Ödön von Horvath zu Beginn des Jahrhunderts: WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM I9. JAHRHUNDERT? 81 »Ich bin in Fiume geboren, in Belgrad, Budapest, Pressburg, Wien und München aufgewachsen und habe einen ungarischen Pass; aber ich habe kein Vaterland. Ich bin eine typische Mischung des alten Österreich-Ungarn: Magyare, Kroate, Deutscher und Tscheche zugleich; mein Land ist Ungarn, meine Muttersprache Deutsch« (zit. nach Rupnik 1988: 41). Hier wurde ein situatives und hybrides Selbstbild erkennbar, das sich der Eindeutigkeit nationaler Zuordnung entlang ethnischer Kategorien entzog. Alle Empire-Gesellschaften kannten diese Gemengelagen und Oberlappungen. Im habsburgischen Czernowitz lebten um 1900 Ungarn, Ukrainer, Rumänen, Polen, Juden und Deutsche, in Riga Deutsche, Russen, Letten und Juden. Viele Angehörige der Hafenstadt Saloniki beherrschten sechs bis sieben verschiedene Sprachen und die rund 70.000 jüdischen Bewohner hatten Griechen, Armenier, Türken, Albaner und Bulgaren als Nachbarn. Obwohl solche ethnisch vielfältigen Gesellschaften keinesfalls konfliktfrei waren, kam es zu neuartigen und massenhaften Gewaltformen doch erst, als nationale Deutungsmuster und das Ideal des ethnisch homogenen Nationalstaats in den Vordergrund rückten und als Modell der Zukunft stilisiert wurden. Vor allem im Verlauf des Ersten Weltkriegs forderte man vielerorts eine Identität von Staat und Nation, die sich in der Wirklichkeit multiethnischer Räume in Mittel-, Ostmittel- und Südosteuropa nur mit Gewalt umsetzen ließ (vgl. von Hirschhausen 2006 sowie Mazower 2000: 73ff.). Aber das Grundproblem, die Auseinandersetzung in den Empires mit dem Modell des Nationalstaates, seinen klar definierten Grenzen und den Idealen von Rechtsgleichheit und politischer Teilhabe, reichte vor 1914 zurück. Denn angesichts der Leistungs- und Kriegsfähigkeit des Nationalstaats stellte sich für die Empires seit den 1870er Jahren die Frage, wie man in Zukunft mit der Vielfalt historisch gewachsener Räume, der traditionellen Machtbalance zwischen Peripherie und Zentrum sowie der Realität von Ungleichheit umgehen sollte. Im Vergleich zum neuen Prinzip nationalstaatlicher Legitimität traten dynastische und religiös-konfessionelle Begründungen tendenziell zurück. Gerade die europäischen Revolutionen von 1848 offenbarten in Deutschland, Italien und Ungarn den neuartigen Zusammenhang zwischen den Idealen konstitutioneller Reform, sozialer Partizipation und nationaler Ordnung (Alter 1985: 96-118; Schulze 1995: 209-277; Reinhard 1999: 440-458). Angesichts dieser Entwicklung erschienen die multiethnischen Empires allenfalls anachronistisch. In seiner berühmten Turiner Antrittsvorlesung schrieb der italienische Rechtsgelehrte und spätere Außenminister Pasquale Mancini nach der Erfahrung der Revolution von 1848: 82 JÔRN LEONHARD »Ein Staat, in dem viele kräftige Nationalitäten zu einer Einheit gezwungen werden«, sei kein »politischer Körper«, sondern ein »lebensunfähiges Ungeheuer« (Mancini 1851, zit. nach Alter 2001: 324). Doch suggeriert dieses Bild einen Gegensatz zwischen Empires und Nationalstaaten, der zumal für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts so nicht zutraf: Denn einerseits begannen viele neue und etablierte Nationalstaaten bestimmte Aspekte imperialer Herrschaft zu übernehmen. So bauten Großbritannien und Frankreich, aber auch Deutschland, Italien oder Belgien und die Niederlande ihren überseeischen Kolonialbesitz aus und für das Deutsche Reich kam die besondere Dimension einer nach Osteuropa gerichteten Expansion hinzu (vgl. Conrad/Osterhammel 2004). Andererseits bedienten sich die Empires einer neuartigen, auf Nationalisierung beruhenden Politik, von der man sich eine zusätzlich legitimierende Wirkung versprach. Gerade nach spektakulären militärischen Niederlagen — Russland im Krimkrieg und 1905, die Habsburgermonarchie 1859 und 1866, das Osmanische Reich in den 1870er Jahren und ab 1908 quasi permanent, das Britische Empire während und nach dem Südafrikanischen Krieg — kam es in den Metropolen der Empires zu einer intensiven Auseinandersetzung und teilweisen Übernahme nationaler bzw. nationalstaatlicher Modelle (vgl. Osterhammel 2004; 2009: 565-672; Bayly 2006: 248-300). Das zeigte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Entstehung imperialer Nationalismen als Kerne der Empires, so in den Ansätzen einer Türkifizierung des Osmanischen Reiches, der Russifizierung der Länder des Zarenreichs oder der Magyarisierung in den ungarischen Teilen oder der Germanisierung in den cisleithanischen Teilen der Habsburgermonarchie. Das Ziel dieser Politik bestand darin, durch verstärkte staatliche Maßnahmen eine Assimilation der ethnischen Minderheiten zu erreichen und zugleich stärker zentralstaatliche Strukturen auszubilden. Dazu boten sich vor allem Eingriffe in die traditionalen Sozialstrukturen oder in die Bildungs- und Sprachenpolitik an. Doch zeigte sich in der konkreten Herrschaftspraxis, dass es häufig gerade nicht zu einer Stabilisierung und einem höheren Grad an Anerkennung imperialer Ordnung kam. Denn die Übertragung nationalpolitischer Elemente provozierte vielerorts erst den Widerstand anderer, konkurrierender Nationalbewegungen. So beförderten die Türkifizierungsmaßnahmen der Jungtürken im Osmanischen Reich die gegen die traditionelle Herrschaftspraxis gerichteten nationalistischen Bewegungen in Albanien und Makedonien. Die Magyarisierungsstrategie in Ungarn verstärkte den Widerstand der Rumänen und Kroaten und ähnliche Entwicklungen zeigten sich in Osteu- WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM 19. JAHRHUNDERT? 83 ropa, als die Ansätze einer Russifizierung die entschiedene Opposition der Finnen, Polen und der baltischen Nationalbewegungen auf den Plan rief. Was als Verstärkung der imperialen Legitimität gedacht war, verkomplizierte die Situation und führte zu neuen Konflikten. Eine komparative Fallstudie:° Die Inszenierung der imperialen Monarchien als Legitimierungsstrategie und ihre Grenzen An einem besonders geeigneten Beispiel soll dieses Grundproblem — die Einschränkung von politischen Handlungsspielräumen und eine schleichende Erosion imperialer Legitimität als Folge der Übernahme neuer Modelle — noch einmal vertieft untersucht werden. Neben Religion, Bürokratie und Armee blieb die Monarchie ein entscheidender institutioneller Bezugspunkt für alle Empires im 19. Jahrhundert (vgl. hierzu wie im Folgenden: Leonhard/von Hirschhausen 2011b: 19-52). Obwohl sich in allen Staaten ein Funktionswandel der Monarchien abzuzeichnen begann, der auf eine Verminderung realer Herrschaftsressourcen und eine mehr und mehr ornamentale Rolle der Monarchen hinauslief, behaupteten die Monarchen eine entscheidende Funktion für alle Empires, indem der aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit stammende Dynastiegedanke zugunsten der symbolischen Repräsentation des Nationalstaates oder des Empire zurücktrat. Die Suche nach neuen Funktionen für traditionelle Monarchen war ein Prozess, der sich in den Nationalstaaten besonders früh abzeichnete: Hier wurden nationale Monarchen ein wichtiger Bestandteil der inneren Nationsbildung, häufig gerade nach der Etablierung neuer Nationalstaaten, wie die Beispiele Italiens nach 1861 und Deutschlands nach 1871 zeigten. Wandte man dieses Modell auf die Empires an, dann entstanden aber neue Probleme, wie ein symptomatischer Blick auf vier Beispielfälle zeigt. In der Historiographie wird bis heute Queen Viktoria und ihre Installation als »Empress of India« als besonders gelungenes Beispiel einer neu erfundenen Tradition zitiert. Die Stilisierung der Monarchie zum Symbol des Britischen Empire vollzog sich dabei vor dem Hintergrund eines in Großbritannien besonders dynamischen Funktionsverlusts des traditionellen Monarchen im System der parlamentarischen Monarchie. Einerseits wurde das 84 JÖRN LEONHARD Empire auf der symbolischen Ebene monarchisiert, andererseits wurde die Monarchie imperialisiert. Beide Prozesse waren unmittelbar miteinander verbunden und aufeinander bezogen. Doch zeigten sich auch bald die Probleme dieser Versuche, das Empire symbolisch zu integrieren. Indien konnte sich zwar anders als etwa Irland zum Beispiel zu einer virtuellen Monarchie entwickeln, in welcher der Monarch physisch weit entfernt und doch medial vielfach präsent war. Aber die für Indien so charakteristischen Symbole und Rituale der Durbars — vielfach neu inszenierte Huldigungen der indischen Fürsten gegenüber dem Vertreter der Kaiserin — kehrten sich immer mehr gegen die Praxis der imperialen Herrschaft. Die Durbars repräsentierten eine gleichsam orientalisierte indische Gesellschaft, die wenig mit der Realität gemein hatte, aber viel über die Indienvorstellung der Briten verriet. Auf die wachsenden Ansprüche der Inder auf politische Teilhabe und die entstehende Nationalbewegung gingen diese symbolischen Inszenierungen aber nicht ein. Aus der größer werdenden Kluft zwischen dem imaginierten Indien und der dynamischen Gesellschaft des Landes erwuchs eine schwelende Legitimitätskrise (vgl. Copland 1982; Nuckolls 1990; Trevithick 1990; Metcalf 1996; Cannadine 1997; Cohn 1997; Osterhammel 2004; Mann 2005 sowie von Hirschhausen 2012). Für die Habsburgermonarchie stellten die Nationalbewegungen seit den Erfahrungen von 1848/49 eine dauernde Gefahr dar. Das blieb nicht ohne Auswirkungen auf die monarchische Repräsentation im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die zunehmende Bedeutung nationaler Loyalitäten, die gerade die Revolution von 1848/49 so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte, führte seit den 1850er Jahren zu neuen Strategien. Nun sollte das durch den Monarchen symbolisierte Empire als Rahmen der verschiedenen nationalen Selbstbilder wirken. Dem folgten die symbolischen Inszenierungen: Die Monarchie sollte das Reich und die unterschiedlichen Nationen komplementär zueinander repräsentieren und damit einen möglichen Konflikt vermeiden. Das Ideal bestand darin, alle ethnischen Gruppen der Monarchie auf der symbolischen Ebene zu integrieren. Tatsächlich gelang es vor allem der Person des Kaisers Franz Joseph I. mit dieser Erneuerung monarchischer Präsenz viele nationale Gruppen einzubinden, die in der übernationalen Dynastie einen Garanten für die eigene Entfaltung erkannten. Doch entstanden aus dieser Konstellation auch besondere Probleme: Die symbolische Integration blieb auf die konkrete Person Franz Josephs zugeschnitten, in dem Amt und Person verschmolzen. Anders als etwa in Großbritannien wurde in der Habsburgermonarchie nicht die Dynastie als Institution, sondern die Real- WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM 19. JAHRHUNDERT? 85 person Franz Josephs als symbolischer Garant für die Stabilität der Habsburgermonarchie angesehen. Mit dem Tod Franz Josephs 1916 zerfiel für große Teile der Bevölkerung auch der Zusammenhalt der Monarchie. Zum anderen provozierte die übernationale Dynastie Erwartungen auf mehr Autonomie der nationalen Gruppen, die sich in der Praxis nicht durchsetzen ließen, schon gar nicht angesichts der nach dem »Ausgleich« von 1867 festgeschriebenen Sondersituation Ungarns (vgl. Bucur/Wingfield 2000; Cornwall 2000; Healy 2004; Unowsky 2005; Cole/Unowsky 2007 sowie Unowsky 2012). Der Weltkrieg untergrub schließlich diese prekäre Basis monarchischer Legitimität vollends. Im Russischen Reich waren die Vertreter der Romanov-Dynastie seit der frühen Neuzeit als fremdländisch dargestellt worden, um den symbolischen Abstand zwischen Herrschern und Beherrschten besonders hervorzuheben. Aber seit der Mitte des 19. Jahrhunderts trat die imperiale Expansion stärker in den Vordergrund. Sie wurde nun als eine nationalrussische Aufgabe gedeutet, welche den Zaren und das Volk im Zeichen eines populären Nationalismus gemeinsam verpflichtete. Blickt man auf die symbolische Praxis der russischen Zaren im späteren 19. Jahrhundert, so zeigt ihre Reisetätigkeit, wie man den Anspruch auf das imperiale Territorium zu markieren suchte. Aber trotz einer im Zeitalter von Eisenbahn und Telegraphen deutlich verbesserten Infrastruktur, ließ die Mobilität des Zaren nach, weil man seit den Erfahrungen der 1860er Jahre Attentate fürchtete. Einerseits suchte man dem westeuropäischen Vorbild monarchischer Repräsentation im Zweiten Französischen Kaiserreich Napoleons III. nachzueifern, aber andererseits zeigte sich auch in Russland, wie die in den Medien der Zeit vermittelte virtuelle Omnipräsenz der Monarchen Erwartungen produzierte, die der Monarch in der politischen und sozialen Realität vor 1914 immer weniger einlösen konnte und wollte. Daraus entstand schließlich ein Legitimitätsdilemma, das sich 1917 im Weltkrieg revolutionär zuspitzte (vgl. Renner 1983; Barrett 1994; Wortman 1995 und 2000; 2012). Auch im Osmanischen Reich wurden die europäischen Monarchiemodelle sehr genau wahrgenommen. Im Kontext der Tanzimat-Reformen seit den 1830er Jahren suchten die Sultane nach neuen Strategien, um Popularität zu gewinnen und ihre Legitimität auch in einem veränderten Kontext zu sichern. Um sich als Repräsentant einer nationalen osmanischen Monarchie zu profilieren, bemühte sich vor allem Abdülhamid II. seit den 1870er Jahren darum, die symbolische Integrationswirkung des Sultanats für das Empire insgesamt zu verstärken. Vor allem die neuartige Verbindung von Sultanat 86 JÖRN LEONHARD und Kalifat stand in diesem Zusammenhang, denn sie erlaubte dem Sultan nicht allein die Selbstinszenierung als Diener des Islams, sondern auch den Appell an alle Moslems über die Grenzen des Osmanischen Reiches hinaus. Aber im Gegensatz zu den anderen Empire-Monarchen war der Sultan nicht in die familiären Netzwerke anderer europäischer Dynastien eingebunden. Vor diesem Hintergrund wirkte die Nachahmung europäischer Monarchiemodelle eher wie ein Ausweis einer prekären Legitimität (vgl. Deringil 1993; 1998; Yilmaz 2005; Karateke 2005; 2012). Zusammenfassung und Ausblick: Legitimierungsstrategien im Spannungsfeld zwischen nationalisierenden Empires und imperialisierenden Nationalstaaten Auf die Legitimitätsvorstellungen und -strategien von multiethnischen Empires im 19. Jahrhundert passen die eingangs vorgestellten Modelle Max Webers kaum (vgl. insgesamt: Leonhard/von Hirschhausen 2012: 107-110). Sie stellen Idealtypen dar, die sich sehr viel stärker am Modell des bürokratischen Nationalstaats mit Verfassung und Parlament orientieren. Dagegen zeigt ein genauerer Blick auf die multiethnischen Empires eine besonders charakteristische Mischung aus traditionalen und neuartigen Elementen, an denen sich Herrschaftsbegründungen orientierten. Doch ist offenkundig, dass der noch häufig auftretende Gegensatz zwischen multiethnischen Empires und homogenen Nationalstaaten den Blick auf die gegenseitigen Bezugnahmen und Konvergenzen verstellt. Bei der gegen Ende des 19. Jahrhunderts besonders intensivierten Suche nach Herrschaftsbegründungen orientierten sich die Eliten der Empires vielfach an nationalstaatlichen Ordnungs- und Integrationsvorstellungen, während man in den Nationalstaaten häufig selbst imperiale Elemente aufgriff, um dem Nationalstaat so eine zusätzliche Legitimitätsressource zu erschließen. Die Auseinandersetzung der imperialen Eliten mit dem Modell des Nationalstaats — vor allem seit den 1850er Jahren im Bereich der Verfassungsgebung, der Staatsbürgerschaft, der imperialen Monarchie bis hin zur Wehrpflicht — wurde durch Krisenerfahrungen, vor allem durch militärische Niederlagen, katalysiert, welche den Druck auf die Empires erhöhten und die Suche nach neuen Legitimitätsressourcen intensivierten (vgl. Leonhard/ WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM I9. JAHRHUNDERT? 87 von Hirschhausen 2007). Doch zeigte sich in der imperialen Herrschaftspraxis immer deutlicher, wie die Übernahme solcher Modelle häufig zu unerwünschten Konsequenzen führte und jene Flexibilität der Herrschafts- und Rechtsformen einschränkte, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts charakteristisch für die Empires gewesen war. Imperiale Ansprüche und ihre Umsetzung vor Ort fielen zunehmend auseinander und prodtizierten neue Konflikte. Die Suche nach neuen stabilen Herrschaftsbegründungen führte so in vielen Fällen zu einér umso schärferen Krise imperialer Legitimität. Der am konkreten Beispiel der Monarchie skizzierte Vergleich zeigt, wie sich alle Empire-Monarchen im Verlauf des 19. Jahrhunderts darum bemühten, die traditionellen Formen sakraler Herrschaftsbegründung fortzuentwickeln, um die eigene Monarchie in den Dienst der Empires zu stellen und damit aufzuwerten. Damit verband sich — bei allen Versuchen der neuerlichen Verknüpfung zwischen Monarchie und Religion in der Berufung auf den orthodoxen Islam, die russische Orthodoxie, den Katholizismus oder den Anglikanismus — ein tendenzieller Wandel von Legitimitätsstrategien. Wo sich Monarchien im Zeitalter nationaler Bewegungen nicht mehr auf den »blinden« Gehorsam der Untertanen verlassen konnten und auf individuelle Überzeugungen setzen mussten, wurden sichtbare und kommunizierbare Symboliken, Rituale und Inszenierungen umso wichtiger. Doch entstanden mit diesen veränderten Strategien auch neue Probleme, wie das Beispiel der Empires zeigte: Denn wo die Monarchen wie in den kontinentaleuropäischen Empires noch über reale politische Macht verfügten, stellte politisches und militärisches Scheitern im Krieg die Legitimität der Monarchen und der Empires schnell in Frage. Als Medienmonarchen mochte ihnen eine gewisse symbolische Integration in Friedenszeiten gelingen, aber die im Ersten Weltkrieg bald offenkundige Überlappung von Loyalitäts- und Versorgungskrisen ließ die Legitimität imperialer Herrschaft schließlich erodieren (vgl. Das 2012; Zückert 2012; Lohr 2012; Zürcher 2012 und Leonhard 2012). 88 JÖRN LEONHARD Literatur Adanir, Fikret (2012), Commentary — Challenging Religion's Supranational Character in a Period of International Competition, in: Jörn Leonhard/Ulrike von Hirschhausen (Hg.), Comparing Empires. Encounters and Transfers in the Nineteenth and Early Twentieth Century, Göttingen, S. 385-392. Alter, Peter (1985), Nationalismus, Frankfurt. — (2001), Der Triumph des Nationalstaats, in: Dirk Ansorge/Dieter Geuenich/ Wilfried Loth (Hg.), Wegmarken europäischer Zivilisation, Göttingen. Anderson, Benedict (1983), Imagined Communities. Reflections on the Origins and Spread of Nationalism, London. 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