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Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
JÖRN LEONHARD
Wie legitimierten sich multiethische Empires
im langen 19. Jahrhundert?
Originalbeitrag erschienen in:
Herfried Münkler (Hrsg.): Die Legitimation von Imperien : Strategien und Motive im
19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Campus, 2012, S. 70 - 93
Wie legitimierten sich multiethnische
Empires im langen 19. Jahrhundert?
jörn Leonhard
Einleitung: Das Ende der kontinentaleuropäischen Empires
nach dem Ersten Weltkrieg
Am Anfang vom Ende der Empires stand Woodrow Wilson. Als der amerikanische Präsident im Januar 1917 die Vision einer neuen Weltordnung entwickelte, verwies er in diesem Zusammenhang vor allem auf das Recht der
nationalen Selbstbestimmung und die Notwendigkeit, die kleinen Völker
gleichrangig auf eine Stufe mit den etablierten Mächten zu stellen: »no nation should seek to extend its polity over any other nation or people, but [...]
every people should be left free to determine its own polity, its own way of
development, unhindered, unthreatened, unafraid, the little along with the
great and powerful.« Diese Aussage Wilsons war unmittelbar verbunden mit
seiner Analyse der Ursachen des Ersten Weltkriegs. Sie erkannte er in der
Unterdrückung zahlreicher Nationalitäten in den multiethnischen und autokratisch regierten Empires des europäischen Kontinents. Daher hatte er
neben dem Deutschen Reich vor allem die Habsburgermonarchie, das Russische Reich sowie das Osmanische Reich im Blick. Deren Legitimität als
staatliche Akteure stellte er im Februar 1918 grundsätzlich in Frage, indem er
dem autokratischen Charakter der Empires das Prinzip demokratischer und
selbstbestimmter Nationalstaaten entgegenhielt: »This war had its roots iri
the disregard of rights of small nations and of nationalities which lacked the
union and the force to make good their claim to determine their own allegiances and their own forms of political life« (Wilson 1918: 27 sowie 106).
Aus der Perspektive der Pariser Vorortverträge, die zwischen 1919 und
1923 abgeschlossen wurden und mit denen man eine neue internationale
Ordnung zu etablieren suchte, markierte der Erste Weltkrieg mit der Auflösung der kontinentaleuropäischen Empires nicht allein einen Triumph der
westeuropäisch und transatlantisch geprägten Prinzipien von Demokratie,
Verfassungsstaat und Parlamentarismus, die man den autoritär geführten
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Regimes der Empires so wirkungsvoll entgegensetzen konnte. Die unmittelbare Nachkriegszeit und die Phase der Friedensverhandlungen bedeuteten
auch einen Sieg der Grundsätze von Nation, Nationalität und Nationalstaat,
der Übereinstimmung von Nation und Staat als Bedingung einer stabilen
Friedensordnung. Die besondere Überzeugungskraft der mit dem amerikanischen Präsidenten Wilson seit 1917 identifizierten Vorstellungen des Rechts
auf nationale Selbstbestimmung ergab sich aus dieser Hoffnung, die traumatischen Gewalterfahrungen des Weltkriegs im Zeichen von demokratischem
Partizipationsideal und nationalstaatlichem Ordnungsmodell zu überwinden. Erfolgreich war diese Vorstellung vor allem dort, wo es darum ging, die
Legitimation der traditionellen Empires in Frage zu stellen. Daraus entstand,
weit über den konkreten historischen Kontext hinaus, eine bis heute verbreitete Entgegensetzung von Empires und Nationalstaaten, welche die Geschichtsschreibung lange Zeit prägte und noch heute prägt)
Langfristig brachte die von Wilson vertretene Verknüpfung von nationaler Selbstbestimmung und erhoffter demokratischer Ordnung aber nicht das
Ende aller zukünftigen Kriege, wie dies in der Hoffnung ausgedrückt worden war, der ungeheure Blutzoll der alliierten Soldaten diene letztlich einem
»war to end all wars«. Vielmehr entstanden aus der Erbmasse der kontinentaleuropäischen Empires zahlreiche neue Konfliktherde und Gewaltkulturen
in Europa und darüber hinaus. Sie reichten von Bürgerkriegen und Konflikten zwischen neu begründeten Nationalstaaten in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa bis zu Massenvertreibungen und ethnisch begründeten Genoziden. Diese Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, die Verlängerung
des Krieges in den Frieden hinein, imprägnierte die Periode zwischen den
Weltkriegen. Sie ließ die Schwelle zur Anwendung von Gewalt insgesamt
sinken und die Grenze zwischen Krieg und Frieden brüchig bleiben.
Doch geht die Frage nach der Begründung und Rechtfertigung imperialer Herrschaft nicht darin auf, wie sie unter den Eindrücken des Ersten Weltkriegs nach 1918 gesehen wurde. Gegenüber dieser Perspektive retrospektiver
Kausalität, die das frühere allein aus der Kenntnis des späteren erklärt, soll
im Folgenden danach gefragt werden, auf welche Begründungszusammenhänge legitimer Herrschaft man sich in den multiethnischen Empires im
langen 19. Jahrhundert überhaupt berufen konnte, wie und warum diese
1 Vgl. Leonhard/von Hirschhausen 2011a; zum Gegensatz zwischen Empires und Nationalstaaten Gellner 1983; Smith 2001a sowie 2001b; Hobsbawm 1990; Anderson 1983; Breuilly 1993; zur älteren Historiographie vgl. Kohn 1946; Lemberg 1964; Deutsch 1953 sowie
Hroch 1968.
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sich veränderten und wie man in unterschiedlichen Zusammenhängen auf
diese Umbrüche reagierte. Dabei stehen konkret vier multiethnische Empires im Mittelpunkt: Neben dem Britischen Empire als Beispiel eines maritimen Großreichs die drei kontinentaleuropäischen Empires Russlands, der
Habsburgermonarchie und des Osmanischen Reiches (vgl. Leonhard/von
Hirschhausen 2011b sowie 2012). Einem idealtypischen Katalog herrschaftsbegründender Argumente folgen eine vertiefende Analyse der zeitgenössischen Auseinandersetzung zwischen den Herrschaftsmodellen Empire und
Nationalstaat sowie eine empirische Tiefenbohrung am Beispiel der EmpireMonarchien.
Herrschaftsbegründungen und Legitimierungsstrategien
multiethnischer Empires im 19. Jahrhundert:
Ein idealtypischer Aufriss
Folgt man einer idealtypisierenden Arbeitsdefinition, dann waren Empires
gekennzeichnet durch eine besondere räumliche Ausdehnung, ethnische
und religiöse Vielfalt, eine Vielzahl heterogener Territorien mit unterschiedlichem Rechtstatus als Folge historischer Expansion und Anlagerung sowie
durch unterschiedliche Abhängigkeitsverhältnisse dieser Gebiete zwischen
Zentrum und Peripherie und schließlich durch weiche Grenzen und fluktuierende Grenzräume. Empires grenzten sich tendenziell durch bewegliche
frontiers und weniger durch fixierbare boundaries ab (vgl. Osterhammel 2006;
Münkler 2005: 11-22). Schon diese idealtypische Definition lässt wichtige
Unterschiede zum nationalstaatlichen Modell klar hervortreten, in dem die
Tendenz zur rechtlichen und administrativen Homogenisierung von Bevölkerungen sowie die eindeutige Bestimmung territorialer Grenzen eine wesentliche Rolle spielte.
Fragt man nach zeitgenössischen Mustern der Begründung und Rechtfertigung imperialer Herrschaft, so muss eingangs der analytische Grundbegriff der Legitimität bestimmt werden. Dazu kann noch immer auf die
grundlegenden Arbeiten Max Webers zurückgegriffen werden. Legitimität
wird danach verstanden als Rechtmäßigkeit und Anerkennungswürdigkeit
einer bestimmten politisch-staatlichen Ordnung, die auf dem Legitimitätsglauben als innere Anerkennung und Einverständnis mit dem Gelten-Sollen
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einer bestimmten Herrschaftsordnung gründet, das Beherrschte und politisch handelnde Akteure dieser Ordnung zuschreiben. Aus dieser Perspektive
gelangte Weber zur Unterscheidung der drei Formen legitimer Herrschaft,
also traditionaler Herrschaft kraft Geltung des immer so Gewesenen, charismatischer Herrschaft durch die Geltung außeralltäglicher, affektiver Hingabe
an die Vorbildlichkeit einer herausragenden Person und der durch sie geschaffenen Ordnung sowie legaler Herrschaft durch Geltung gesetzter — paktierter oder oktroyierter — rationaler Regeln (vgl. Weber 1992; Sternberger
1998: 350f.). Inwiefern lassen sich diese klassischen Deutungskategorien
überhaupt auf die multiethnischen Empires des langen 19. Jahrhunderts anwenden? Auf welche überkommenen Muster der Begründung imperialer
Herrschaft konnte man zurückgreifen, und wie passte man sie den gewandelten Bedingungen im 19. Jahrhundert an? Idealtypisch lassen sich acht unterschiedliche Argumentationszusammenhänge zur Begründung imperialer
Herrschaft differenzieren, die hier nur angedeutet werden können.
1) Die lange Dauer der Empires: Geschichte als Abfolge von Weltreichen
Ein besonders wichtiges Leitmotiv bestand im Verweis auf die historisch lange Dauer von Empires, aus der sich Vielfalt und Verschiedenheit ergaben,
und ihre Einordnung in eine universelle Abfolge von Weltreichen, aus der
eine besonders suggestive Vorstellung imperialer Kontinuitätslinien abgeleitet werden konnte. Auch die Empires des 19. Jahrhunderts standen in diesem
Sinne für eine translatio imperii. Allerdings entwickelte sich bereits frühzeitig
ein besonderes Problem: Denn im Gegensatz zur klassischen Weltreichelehre
wurde das antike Imperium langfristig durch eine Vielfalt konkurrierender
Empires abgelöst — ein Prozess, der sich bereits im Mittelalter gezeigt hatte,
als die Sonderstellung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als
legitimer Erbe des Imperium Romanum von anderen europäischen Territorialstaaten in Frage gestellt wurde. Die Formel »rex est imperator in regno
suo« verwies auf einen neuen Herrschaftsanspruch und einen Souveränitätswillen in verschiedenen Territorialstaaten, der sich mit einer Überordnung
eines einzigen Imperiums nicht mehr vereinbaren ließ (vgl. Goez 1958; Löwith 1973; Schlinker 1999). Mit der Kaiserkrönung Napoleons 1804 wurde
das Problem der konkurrierenden Empires noch zugespitzt. Das napoleonische Kaiserreich bediente sich als neuer Akteur ausgesprochen additiver
Legitimitätsanleihen von alter Monarchie und gemäßigter Revolution im
Zeichen expansiver Kriege. Zugleich erhoben auch Russland, die Habsbur-
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germonarchie nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation sowie das Osmanische Reich Ansprüche als Empires (vgl. Asch/Leonhard 2008). Aber trotz dieser Problematik multipler und konkurrierender
Empires blieb auch im 19. Jahrhundert die immer wieder neu formulierte
historisch angelegte Überlegenheit und epochale Kontinuität eine entscheidende Ressource zur Begründung imperialer Herrschaft. Das galt nicht zuletzt für die imaginierte Kontinuität von Imperium Romanum, Imperium
Britannicum und Imperium Americanum (vgl. Ferguson 2005 sowie Leonhard/von Hirschhausen 2006). So wirkte auch im 19. Jahrhundert die Weltreichelehre, gleichsam säkularisiert auf der Bedeutungsebene von Fortschritt
und Zivilisierung, als eine geschichtspolitisch äußerst wirksame und suggestive Metapher fort. Das erklärt auch die besondere Affinität zwischen den
Empires und der imperialen Geschichtsschreibung in dieser Phase. Gerade
für die britische Historiographie stellte der Verweis auf das Erbe der universellen Weltreiche einen wichtigen geschichtspolitischen Begründungszusammenhang imperialer Herrschaft dar (vgl. Stuchtey 2000).
2) Imperiale Dynastien: Sakral konnotierte und personal bestimmte
Souveränität
Einen besonderen Ausweis historischer Kontinuität als Ansatz für die Begründung und Rechtfertigung imperialer Herrschaft markierten imperiale
Dynastien. Sie waren gleichsam der personalisierte und konkrete Ausdruck
der langen Dauer von Empires. Hier wirkten einerseits Traditionen wie das
mittelalterliche Gottesgnadentum, die Vergegenwärtigung der Weltreichelehre und die Gewalterfahrungen frühneuzeitlicher Konfessionskriege, aus
denen Zeitgenossen eine notwendige Zentralisierung von Herrschaftsansprüchen in einem souveränen Monarchen abgeleitet hatten. Andererseits
ließen sich solche Empire-Monarchen mit religiös geprägten Vorstellungen
legitimer Herrschaft und nicht zuletzt mit der militärischen Repräsentation
von Empires verbinden; die Uniform wurde nicht zufällig zur ikonographischen Grundausstattung der Monarchen im 19. Jahrhundert. Gerade vor
dem Hintergrund eines tiefgreifenden Funktionswandels der Monarchen im
Zeichen der Parlamentarisierung und Verfassungsgebung nach 1800 wurden
solche symbolischen Bezugssysteme wichtig, weil man mit ihnen auf emotional-affektive und mediale Bedürfnisse der Gesellschaften reagieren konnte.
Das erklärte die weithin ungebrochene Präsenz imperialer Monarchen in
den entstehenden Mediengesellschaften (vgl. Paulmann 2000). Die zahlrei-
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chen Beispiele erfundener Traditionen und neu aufgewerteter Monarchen
im Zeichen der Empires — von dem 1804 und 1852 neu erfundenen Kaisertum Napoleons I. und Napoleons III. über die Stilisierung der britischen
Regentin Viktoria als »Empress of India« bis hin zur neuartigen Verbindung
von Sultanat und Kalifat im späteren Osmanischen Reich — dokumentierten
dabei eine erstaunliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des imperialen
Herrschers und seiner Dynastie. Das Beispiel imperialer Monarchen soll
weiter unten noch einmal vertieft untersucht werden.
3) Empires als Glaubensräume: Sakrale Ursprungsmythen und religiöse
Missionskonzepte
Eng gekoppelt an die Idee dynastischer Kontinuität und monarchischer Imperialherrschaft waren Vorstellungen, welche Empires mit besonderen Religionen identifizierten, der imperialen Herrschaft eine besondere Schutzfunktion für eine Religion zuwiesen und damit die territoriale Expansion
und die Einbeziehung neuer Gebiete nicht allein machtpolitisch und strategisch rechtfertigten, sondern als religiöse Mission und Kampf um die Ausbreitung und den Schutz einer »wahren Religion« interpretierten (vgl.
Miinkler 2005: 127-166). Diese besondere Identifikation von Empires als
Räume des Glaubens ging im langen 19. Jahrhundert aber über die traditionale Herrschaftsbegründung im Sinne eines monarchischen Gottesgnadenturns, der personal verstandenen Herrschaft eines von Gott eingesetzten Monarchen, hinaus. Obwohl die symbolische Verbindung zwischen Monarchie
und Religion weiterhin bestand und wesentlich dazu beitrug, Vorstellungen
von der Integration des Empires zu verstärken, trat der Missionsgedanke
insgesamt stärker in den Vordergrund — so wenig das im Einzelfall über die
konkrete Praxis imperialer Herrschaft vor Ort aussagte (vgl. Stuchtey 2012;
Schulze Wessel 2012; von Puttkamer 2012; Özcan 2012; Adanir 2012). Diese
Konstellation kennzeichnete bei allen Unterschieden die Bedeutung des Anglikanismus im Britischen Empire, der russischen Orthodoxie im Russischen
Reich, des römischen Katholizismus in der Habsburgermonarchie sowie des
Islam im Osmanischen Reich. Ein eng damit verbundener Aspekt imperialer
Herrschaft lag in der Konzentration auf bestimmte Raum- und Expansionsvorstellungen, welche mit religiösen Bedeutungen aufgeladen werden konnten. Die religiöse Überhöhung von bestimmten imperialen Kernräumen wie
im Falle des »heiligen Russland«, des »heiligen Landes Tirol« oder der heiligen Stätten von Medina und Mekka stand in diesem Zusammenhang, aber
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auch die amerikanische Stilisierung der frontier (vgl. Frötschner 2004; Billington 1974). Hier erschien die Expansionsbewegung als universelle Heilsgeschichte, die im Bewusstsein der Zeitgenossen in der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents ihren Ausdruck fand.
4) Empires als Zivilisationsmaschinen: Imperiale Institutionen in
universalistischer Absicht
Besondere Bedeutung erlangte im 19. Jahrhundert der zeitgenössische Verweis auf Empires als Instrumente der Zivilisierung unterworfener Gesellschaften nach europäischem Muster und damit als Ausdruck einer universellen Fortschrittsmission. Das ließ sich mit dem Leitmotiv der religiösen
Mission verknüpfen, es ging aber auch weit darüber hinaus. Fortschrittliche
Institutionen erkannte man im Recht und der Rechtsprechung, etwa im Bezug auf das Common Law im Britischen Empire, im Bereich der Bildung
durch besondere Schul- und Sprachenpolitik und die Förderung indigener
Eliten, aber auch in den Infrastrukturen, die der Raumerschließung und der
Erfassung der Bevölkerung dienen sollten (vgl. Leonhard/von Hirschhausen
2011b; Steinbach 2009). Hier erschien die imperiale Herrschaftsordnung in
besonderer Weise geeignet, um die als rückständig wahrgenommenen Kolonialgebiete und kolonisierten Gesellschaften auf einen am europäischen Vorbild ausgerichteten Entwicklungsweg zu bringen, notfalls auch unter Anwendung von Gewalt. Dass und wie das Ideal modernisierender Empires
auch sozial bestimmt sein konnte, unterstrich Napoleon III. seit den 1850er
Jahren mit seinem Anspruch, das Zweite Französische Kaiserreich werde
nicht nur die ideologischen Spannungen nach innen befrieden und die soziale Verelendung der Massen beenden, sondern auch eine internationale Friedensordnung etablieren. Im Britischen Empire wurde die »Whig Interpretation of history«, also die Vorstellung der englischen Geschichte als eine organische Abfolge erfolgreicher Freiheitskämpfe, von einem innerenglischen
Horizont auf den der ganzen Welt übertragen. Hier erschien der Fortschritt
als Ausbreitung englischer Zivilisation und Institutionen, was zumindest für
die weißen Siedlerkolonien auch die englische Tradition politisch-parlamentarischer Institutionen miteinschloss.
Markierten die bisher skizzierten Aspekte allgemeine Begründungszusammenhänge, so entwickelten sich vor allem in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts besondere Legitimierungsstrategien, die sich als zeitgenössische
Antworten in den Empires auf spezielle Krisenerfahrungen und auf das Mo-
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dell des homogenisierenden Nationalstaates interpretieren lassen. Diese Legitimierungsstrategien waren zunächst Strategien des Machterhalts in einem
historischen Kontext, der von einem zunehmend scharfen internationalen
Wettbewerb und besonders von Kriegserfahrungen geprägt war, in denen
multiethnische Empires immer öfter in die Defensive gerieten. Vor dem
Hintergrund dieser Erfahrungen mussten die traditionellen Begründungen
nicht ersetzt, wohl aber zeitgemäß fortentwickelt und ergänzt werden (Sellin
2011: 9).
5) Pazifizierung und Konfliktentschiirfung: Empires als Garanten externer
Sicherheit und interner Ordnung
Bereits nach der Erfahrung der Französischen Revolution und der napoleonischen Herrschaft hatte man auf dem Wiener Kongress von 1814/15 Empires als antiideologische Barriere und als Mittel der Eindämmung von revolutionären und nationalen Bewegungen verstanden und entsprechend zu
nutzen gesucht. Diese Politik des österreichischen Staatskanzlers Metternich
wies zum Beispiel der Heiligen Allianz eine charakteristische Doppelfunktion zu, indem sie das christliche Verständnis der Monarchie überkonfessionell verkörpern und mit dem Sicherheitsbedürfnis souveräner Staaten nach
innen und außen verknüpfen sollte. Im Kontext der europäischen Revolutionen von 1848/49 agierten sowohl Russland als auch Großbritannien mit
dem Vorsprung von Empires, die weit über Kontinentaleuropa hinausreichten. Die Vorstellung von Empires als Zonen der Konfliktentschärfung hatte
noch eine weitere Dimension: Die Existenz multiethnischer Empires ließ
sich rechtfertigen, indem man auf ihre traditionelle Fähigkeit zur Eindämmung ethnisch-religiöser Konflikte verwies und damit ihre besondere Fähigkeit zu einem differenzierten Umgang mit ethnischer, religiöser und rechtlicher Vielfalt herausstellte. Dieses Motiv, das die vielfältigen Gewalt- und
Repressionserfahrungen imperialer Herrschaft im 19. Jahrhundert verdeckte,
stand zum Beispiel hinter der Idealisierung der Millet-Tradition im Osmanischen Reich (vgl. Braude/Lewis 1982 sowie Ursinus 1989). Im Kern ging es
hierbei um die Vorstellung eines wirksamen, historisch erprobten Minderheitenschutzes in den Empires, den man zugleich von der Praxis der gewaltsamen Homogenisierung ethnischer Strukturen durch Nationalstaaten abheben konnte. Schließlich gehört in diesen Zusammenhang auch die
Überlegung der Zeitgenossen, dass und wie Empires als geopolitische Sicherheits- und Pufferzonen wirkten. Durch flexible Grenzräume und durch die
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Differenzierung von Zentrum und Peripherien konnten Empires in bestimmten Krisenkonstellationen Ausweichräume anbieten und so zur Entschärfung von Konflikten beitragen. So wirkte das Osmanische Reich in den
zahllosen Krisen um die Orientalische Frage lange Zeit — eigentlich bis kurz
vor 1914 — als eine Pufferzone, in der sich ein offener Konflikt zwischen dem
Russischen Reich und der Habsburgermonarchie auf Kosten eines Empires
und seiner kontinuierlichen territorialen Einbußen verhindern ließ (vgl.
Schöllgen 2000).
6) Gewaltmonopol und Bellizitdt: Der Umgang der Empires mit dem
Effizienzkriterium moderner .Staatlichkeit in Kriegen
Als besonders ambivalentes Legitimitätskriterium stellten sich für die Empires im Laufe des 19. Jahrhunderts Kriegserfahrungen dar. Einerseits verstärkte sich zumal in der zweiten Jahrhunderthälfte die Tendenz, militärische
Erfolge in Kriegen mit politischer Zukunftsfähigkeit gleichzusetzen. Kriegserfolge wirkten damit als Begründung oder Bestätigung imperialer Herrschaft wie etwa im Falle der Vereinigten Staaten 1898 oder Japans 1904/05,
während militärische Niederlagen als Krise oder Erosion imperialer Herrschaftsbegründung gewertet wurden. Das galt für das Britische Empire während und nach dem Südafrikanischen Krieg von 1899, für das Russische
Reich seit dem Krimkrieg und erneut seit dem Russisch-Japanischen Krieg
1904/05, für die Habsburgermonarchie im Zusammenhang der Niederlagen
von 1859/61 und 1866 sowie für das Osmanische Reich seit den periodisch
neu auftretenden militärischen Konflikten um seine europäischen Besitzungen auf dem Balkan, die vor allem die 1870er Jahre und dann erneut die
Phase vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges kennzeichneten. Insbesondere in
der direkten Auseinandersetzung mit neuen Nationalstaaten und ihrer charakteristischen Militärverfassung, die auf die allgemeine Wehrpflicht und das
Ideal einer Nation in Waffen setzte, wurde die Diskussion um die Überlebens- und Zukunftsfähigkeit der Empires virulent. In der zeitgenössischen
Diskussion um die Bedeutung von Schlachtflotten, die durch die Schriften
von Alfred Thayer Mahan beflügelt wurde, trafen verschiedene Motive zusammen: Denn die Verfügung über eine Hochseeschlachtflotte dokumentierte für die meisten Zeitgenossen nicht allein die Fähigkeit zu militärischen
Operationen in Übersee, sondern zugleich die industrielle Leistungskraft
und die internationale Konkurrenzfähigkeit (vgl. Leonhard 2008).
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7) » Glokale« Ökonomien: Empires als organisch verflochtene
Wirtschaftsräume
Empires ließen sich vor dem Hintergrund der zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtungen um 1900 als organisch gewachsene Wirtschaftsräume
rechtfertigen, die lokale und globale Märkte miteinander in Beziehung setzen konnten. Durch besondere Maßnahmen, etwa im Bereich von Verkehrsinfrastrukturen wie dem Eisenbahn- und Kanalbau, waren sie für transnationale Kooperationen, sei es im Bereich des technischen Wissens oder der
Finanzierung, besonders aufgeschlossen. Tatsächlich zeigte sich nach dem
Zusammenbruch der kontinentaleuropäischen Empires im und nach dem
Ersten Weltkrieg, wie in Ostmittel- und Südosteuropa durch die Bildung
neuer Nationalstaaten vielfach gewachsene und historisch verflochtene Wirtschaftsräume künstlich voneinander getrennt wurden und so die wirtschaftliche Erholung nach dem Krieg behinderten. Zugleich hatte die Vorstellung
von Empires als Wirtschaftsräumen immer auch eine eminent politische
Dimension. Im Osmanischen Reich versprachen die Anhänger und Verfechter der Tanzimat-Reformen den Zusammenhang zwischen stabiler politischsozialer Ordnung und wirtschaftlicher Wohlfahrt (vgl. Reinkowski 2005).
Im Britischen Empire bildete der Zusammenhang von erfolgreicher imperialer Ökonomie — auch durch Stabilisierung und Formalisierung imperialer
Wirtschaftsbeziehungen und den Schutz eines imperialen Wirtschaftsraums
— und sozialer Reform in den Metropolen ein entscheidendes Leitmotiv in
den Diskussionen um die Legitimität und Zukunftsfähigkeit des Britischen
Empire. Hierin trafen sich britische Liberal Imperialists seit dem Südafrikanischen Krieg mit den deutschen Vertretern eines imperial orientierten Sozialliberalismus, wie ihn Friedrich Naumann und Max Weber vertraten (vgl.
Darwin 2009).
8) Nationalisierende Empires und das Problem der »core nationalisms« seit
dem Ende des 19. Jahrhunderts
Schließlich zeigte sich seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eine neue
Tendenz, welche die in der Historiographie noch immer häufig starre Entgegensetzung zwischen Empires und Nationalstaaten relativiert. Gegenüber
der traditionellen Vorstellung von Empires als Ordnungsrahmen für ethnisch-religiöse Vielfalt und damit als eine Alternative zum Nationalstaat,
wurden in den Metropolen der Empires selbst zunehmend neue EmpireIdeologien entwickelt, die sich vielfach an nationalstaatlichen Modellen ori-
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entierten, so etwa in der Etablierung von Parlamenten und Verfassungen, in
der Idee eines eigenen Staatsbürgertums sowie durch die Einführung der
allgemeinen Wehrpflicht. Als ideologische Kerne dieser neuartigen EmpireIdeologien entwickelten sich auch neue Nationalismen. Das zeigte sich ansatzweise in der Politik der Deutschösterreicher in der Habsburgermonarchie vor 1914 und in einer Welle von Russifizierungsmaßnahmen nach 1905.
Vor allem aber schlug im Osmanischen Reich nach der Jungtürkischen Revolution von 1908 der inklusiv gedachte Osmanismus in einen exklusionistischen und aggressiven türkischen Nationalismus um. Diese besondere
Konstellation, in der sich die Empires nationaler und nationalstaatlicher Instrumente bedienten, um ihre Zukunft zu sichern, soll im Folgenden genauer untersucht werden.
Eine Vertiefung — Die multiethnischen Empires und das
Modell des Nationalstaats im 19. Jahrhundert: Von der
Kompositstaatlichkeit zur Legitimitätskrise
Die großen multiethnischen Empires auf dem europäischen Kontinent waren als Kompositstaaten entstanden, also durch die historische Anlagerung
von Territorien mit unterschiedlichen Bevölkerungen, Religionen und
Rechtstraditionen (vgl. dafür und im Folgenden Leonhard/von Hirschhausen 2011b: 10-13). Ihre Legitimität beruhte von daher nicht auf der besonderen Zugehörigkeit von Untertanen zu einer bestimmten ethnischen Gruppe,
sondern in erster Linie auf dynastischen Grundlagen und religiösen Bezügen. Vor diesem Hintergrund waren die Empires weniger Völkergefängnisse,
in denen unterdrückte Nationen von autoritären Mächten geknebelt wurden. Dieses Bild war in vieler Hinsicht erst das Ergebnis der Historiographien nach 1918 und damit ein Konstrukt der Propaganda des Ersten Weltkrieges. Blickt man auf die Herrschaftspraxis der multiethnischen Großreiche,
dann wird man für lange Phasen des 19. Jahrhunderts eine große Flexibilität
im Verhältnis der ethnischen Gruppen zueinander erkennen: Deutsche stiegen im zaristischen Russland in hohe Verwaltungspositionen auf und griechische Diplomaten vertraten vor 1914 das Osmanische Reich auf internationalen Kongressen. Auf die Frage nach seinem Vaterland antwortete der
österreichische Schriftsteller Ödön von Horvath zu Beginn des Jahrhunderts:
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»Ich bin in Fiume geboren, in Belgrad, Budapest, Pressburg, Wien und
München aufgewachsen und habe einen ungarischen Pass; aber ich habe
kein Vaterland. Ich bin eine typische Mischung des alten Österreich-Ungarn: Magyare, Kroate, Deutscher und Tscheche zugleich; mein Land ist
Ungarn, meine Muttersprache Deutsch« (zit. nach Rupnik 1988: 41). Hier
wurde ein situatives und hybrides Selbstbild erkennbar, das sich der Eindeutigkeit nationaler Zuordnung entlang ethnischer Kategorien entzog.
Alle Empire-Gesellschaften kannten diese Gemengelagen und Oberlappungen. Im habsburgischen Czernowitz lebten um 1900 Ungarn, Ukrainer,
Rumänen, Polen, Juden und Deutsche, in Riga Deutsche, Russen, Letten
und Juden. Viele Angehörige der Hafenstadt Saloniki beherrschten sechs bis
sieben verschiedene Sprachen und die rund 70.000 jüdischen Bewohner hatten Griechen, Armenier, Türken, Albaner und Bulgaren als Nachbarn. Obwohl solche ethnisch vielfältigen Gesellschaften keinesfalls konfliktfrei waren, kam es zu neuartigen und massenhaften Gewaltformen doch erst, als
nationale Deutungsmuster und das Ideal des ethnisch homogenen Nationalstaats in den Vordergrund rückten und als Modell der Zukunft stilisiert wurden. Vor allem im Verlauf des Ersten Weltkriegs forderte man vielerorts eine
Identität von Staat und Nation, die sich in der Wirklichkeit multiethnischer
Räume in Mittel-, Ostmittel- und Südosteuropa nur mit Gewalt umsetzen
ließ (vgl. von Hirschhausen 2006 sowie Mazower 2000: 73ff.).
Aber das Grundproblem, die Auseinandersetzung in den Empires mit
dem Modell des Nationalstaates, seinen klar definierten Grenzen und den
Idealen von Rechtsgleichheit und politischer Teilhabe, reichte vor 1914 zurück. Denn angesichts der Leistungs- und Kriegsfähigkeit des Nationalstaats
stellte sich für die Empires seit den 1870er Jahren die Frage, wie man in
Zukunft mit der Vielfalt historisch gewachsener Räume, der traditionellen
Machtbalance zwischen Peripherie und Zentrum sowie der Realität von Ungleichheit umgehen sollte. Im Vergleich zum neuen Prinzip nationalstaatlicher Legitimität traten dynastische und religiös-konfessionelle Begründungen tendenziell zurück. Gerade die europäischen Revolutionen von 1848
offenbarten in Deutschland, Italien und Ungarn den neuartigen Zusammenhang zwischen den Idealen konstitutioneller Reform, sozialer Partizipation
und nationaler Ordnung (Alter 1985: 96-118; Schulze 1995: 209-277; Reinhard 1999: 440-458). Angesichts dieser Entwicklung erschienen die multiethnischen Empires allenfalls anachronistisch. In seiner berühmten Turiner
Antrittsvorlesung schrieb der italienische Rechtsgelehrte und spätere Außenminister Pasquale Mancini nach der Erfahrung der Revolution von 1848:
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»Ein Staat, in dem viele kräftige Nationalitäten zu einer Einheit gezwungen
werden«, sei kein »politischer Körper«, sondern ein »lebensunfähiges Ungeheuer« (Mancini 1851, zit. nach Alter 2001: 324).
Doch suggeriert dieses Bild einen Gegensatz zwischen Empires und Nationalstaaten, der zumal für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts so nicht
zutraf: Denn einerseits begannen viele neue und etablierte Nationalstaaten
bestimmte Aspekte imperialer Herrschaft zu übernehmen. So bauten Großbritannien und Frankreich, aber auch Deutschland, Italien oder Belgien und
die Niederlande ihren überseeischen Kolonialbesitz aus und für das Deutsche Reich kam die besondere Dimension einer nach Osteuropa gerichteten
Expansion hinzu (vgl. Conrad/Osterhammel 2004). Andererseits bedienten
sich die Empires einer neuartigen, auf Nationalisierung beruhenden Politik,
von der man sich eine zusätzlich legitimierende Wirkung versprach. Gerade
nach spektakulären militärischen Niederlagen — Russland im Krimkrieg und
1905, die Habsburgermonarchie 1859 und 1866, das Osmanische Reich in
den 1870er Jahren und ab 1908 quasi permanent, das Britische Empire während und nach dem Südafrikanischen Krieg — kam es in den Metropolen der
Empires zu einer intensiven Auseinandersetzung und teilweisen Übernahme
nationaler bzw. nationalstaatlicher Modelle (vgl. Osterhammel 2004; 2009:
565-672; Bayly 2006: 248-300). Das zeigte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Entstehung imperialer Nationalismen als Kerne der Empires, so in den Ansätzen einer Türkifizierung des Osmanischen Reiches, der
Russifizierung der Länder des Zarenreichs oder der Magyarisierung in den
ungarischen Teilen oder der Germanisierung in den cisleithanischen Teilen
der Habsburgermonarchie. Das Ziel dieser Politik bestand darin, durch verstärkte staatliche Maßnahmen eine Assimilation der ethnischen Minderheiten zu erreichen und zugleich stärker zentralstaatliche Strukturen auszubilden. Dazu boten sich vor allem Eingriffe in die traditionalen Sozialstrukturen
oder in die Bildungs- und Sprachenpolitik an.
Doch zeigte sich in der konkreten Herrschaftspraxis, dass es häufig gerade nicht zu einer Stabilisierung und einem höheren Grad an Anerkennung
imperialer Ordnung kam. Denn die Übertragung nationalpolitischer Elemente provozierte vielerorts erst den Widerstand anderer, konkurrierender
Nationalbewegungen. So beförderten die Türkifizierungsmaßnahmen der
Jungtürken im Osmanischen Reich die gegen die traditionelle Herrschaftspraxis gerichteten nationalistischen Bewegungen in Albanien und Makedonien. Die Magyarisierungsstrategie in Ungarn verstärkte den Widerstand der
Rumänen und Kroaten und ähnliche Entwicklungen zeigten sich in Osteu-
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ropa, als die Ansätze einer Russifizierung die entschiedene Opposition der
Finnen, Polen und der baltischen Nationalbewegungen auf den Plan rief.
Was als Verstärkung der imperialen Legitimität gedacht war, verkomplizierte
die Situation und führte zu neuen Konflikten.
Eine komparative Fallstudie:° Die Inszenierung der imperialen
Monarchien als Legitimierungsstrategie
und ihre Grenzen
An einem besonders geeigneten Beispiel soll dieses Grundproblem — die Einschränkung von politischen Handlungsspielräumen und eine schleichende
Erosion imperialer Legitimität als Folge der Übernahme neuer Modelle —
noch einmal vertieft untersucht werden. Neben Religion, Bürokratie und
Armee blieb die Monarchie ein entscheidender institutioneller Bezugspunkt
für alle Empires im 19. Jahrhundert (vgl. hierzu wie im Folgenden: Leonhard/von Hirschhausen 2011b: 19-52). Obwohl sich in allen Staaten ein
Funktionswandel der Monarchien abzuzeichnen begann, der auf eine Verminderung realer Herrschaftsressourcen und eine mehr und mehr ornamentale Rolle der Monarchen hinauslief, behaupteten die Monarchen eine entscheidende Funktion für alle Empires, indem der aus dem Mittelalter und
der frühen Neuzeit stammende Dynastiegedanke zugunsten der symbolischen Repräsentation des Nationalstaates oder des Empire zurücktrat. Die
Suche nach neuen Funktionen für traditionelle Monarchen war ein Prozess,
der sich in den Nationalstaaten besonders früh abzeichnete: Hier wurden
nationale Monarchen ein wichtiger Bestandteil der inneren Nationsbildung,
häufig gerade nach der Etablierung neuer Nationalstaaten, wie die Beispiele
Italiens nach 1861 und Deutschlands nach 1871 zeigten. Wandte man dieses
Modell auf die Empires an, dann entstanden aber neue Probleme, wie ein
symptomatischer Blick auf vier Beispielfälle zeigt.
In der Historiographie wird bis heute Queen Viktoria und ihre Installation als »Empress of India« als besonders gelungenes Beispiel einer neu erfundenen Tradition zitiert. Die Stilisierung der Monarchie zum Symbol des
Britischen Empire vollzog sich dabei vor dem Hintergrund eines in Großbritannien besonders dynamischen Funktionsverlusts des traditionellen Monarchen im System der parlamentarischen Monarchie. Einerseits wurde das
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JÖRN LEONHARD
Empire auf der symbolischen Ebene monarchisiert, andererseits wurde die
Monarchie imperialisiert. Beide Prozesse waren unmittelbar miteinander
verbunden und aufeinander bezogen. Doch zeigten sich auch bald die Probleme dieser Versuche, das Empire symbolisch zu integrieren. Indien konnte
sich zwar anders als etwa Irland zum Beispiel zu einer virtuellen Monarchie
entwickeln, in welcher der Monarch physisch weit entfernt und doch medial
vielfach präsent war. Aber die für Indien so charakteristischen Symbole und
Rituale der Durbars — vielfach neu inszenierte Huldigungen der indischen
Fürsten gegenüber dem Vertreter der Kaiserin — kehrten sich immer mehr
gegen die Praxis der imperialen Herrschaft. Die Durbars repräsentierten eine
gleichsam orientalisierte indische Gesellschaft, die wenig mit der Realität
gemein hatte, aber viel über die Indienvorstellung der Briten verriet. Auf die
wachsenden Ansprüche der Inder auf politische Teilhabe und die entstehende Nationalbewegung gingen diese symbolischen Inszenierungen aber nicht
ein. Aus der größer werdenden Kluft zwischen dem imaginierten Indien und
der dynamischen Gesellschaft des Landes erwuchs eine schwelende Legitimitätskrise (vgl. Copland 1982; Nuckolls 1990; Trevithick 1990; Metcalf 1996;
Cannadine 1997; Cohn 1997; Osterhammel 2004; Mann 2005 sowie von
Hirschhausen 2012).
Für die Habsburgermonarchie stellten die Nationalbewegungen seit den
Erfahrungen von 1848/49 eine dauernde Gefahr dar. Das blieb nicht ohne
Auswirkungen auf die monarchische Repräsentation im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die zunehmende Bedeutung nationaler Loyalitäten, die gerade die
Revolution von 1848/49 so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte, führte
seit den 1850er Jahren zu neuen Strategien. Nun sollte das durch den Monarchen symbolisierte Empire als Rahmen der verschiedenen nationalen
Selbstbilder wirken. Dem folgten die symbolischen Inszenierungen: Die
Monarchie sollte das Reich und die unterschiedlichen Nationen komplementär zueinander repräsentieren und damit einen möglichen Konflikt vermeiden. Das Ideal bestand darin, alle ethnischen Gruppen der Monarchie
auf der symbolischen Ebene zu integrieren. Tatsächlich gelang es vor allem
der Person des Kaisers Franz Joseph I. mit dieser Erneuerung monarchischer
Präsenz viele nationale Gruppen einzubinden, die in der übernationalen Dynastie einen Garanten für die eigene Entfaltung erkannten. Doch entstanden
aus dieser Konstellation auch besondere Probleme: Die symbolische Integration blieb auf die konkrete Person Franz Josephs zugeschnitten, in dem Amt
und Person verschmolzen. Anders als etwa in Großbritannien wurde in der
Habsburgermonarchie nicht die Dynastie als Institution, sondern die Real-
WIE LEGITIMIERTEN SICH
MULTIETHNISCHE
EMPIRES IM 19.
JAHRHUNDERT?
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person Franz Josephs als symbolischer Garant für die Stabilität der Habsburgermonarchie angesehen. Mit dem Tod Franz Josephs 1916 zerfiel für große
Teile der Bevölkerung auch der Zusammenhalt der Monarchie. Zum anderen provozierte die übernationale Dynastie Erwartungen auf mehr Autonomie der nationalen Gruppen, die sich in der Praxis nicht durchsetzen ließen,
schon gar nicht angesichts der nach dem »Ausgleich« von 1867 festgeschriebenen Sondersituation Ungarns (vgl. Bucur/Wingfield 2000; Cornwall
2000; Healy 2004; Unowsky 2005; Cole/Unowsky 2007 sowie Unowsky
2012). Der Weltkrieg untergrub schließlich diese prekäre Basis monarchischer Legitimität vollends.
Im Russischen Reich waren die Vertreter der Romanov-Dynastie seit der
frühen Neuzeit als fremdländisch dargestellt worden, um den symbolischen
Abstand zwischen Herrschern und Beherrschten besonders hervorzuheben.
Aber seit der Mitte des 19. Jahrhunderts trat die imperiale Expansion stärker
in den Vordergrund. Sie wurde nun als eine nationalrussische Aufgabe gedeutet, welche den Zaren und das Volk im Zeichen eines populären Nationalismus gemeinsam verpflichtete. Blickt man auf die symbolische Praxis der
russischen Zaren im späteren 19. Jahrhundert, so zeigt ihre Reisetätigkeit,
wie man den Anspruch auf das imperiale Territorium zu markieren suchte.
Aber trotz einer im Zeitalter von Eisenbahn und Telegraphen deutlich verbesserten Infrastruktur, ließ die Mobilität des Zaren nach, weil man seit den
Erfahrungen der 1860er Jahre Attentate fürchtete. Einerseits suchte man
dem westeuropäischen Vorbild monarchischer Repräsentation im Zweiten
Französischen Kaiserreich Napoleons III. nachzueifern, aber andererseits
zeigte sich auch in Russland, wie die in den Medien der Zeit vermittelte
virtuelle Omnipräsenz der Monarchen Erwartungen produzierte, die der
Monarch in der politischen und sozialen Realität vor 1914 immer weniger
einlösen konnte und wollte. Daraus entstand schließlich ein Legitimitätsdilemma, das sich 1917 im Weltkrieg revolutionär zuspitzte (vgl. Renner 1983;
Barrett 1994; Wortman 1995 und 2000; 2012).
Auch im Osmanischen Reich wurden die europäischen Monarchiemodelle sehr genau wahrgenommen. Im Kontext der Tanzimat-Reformen seit
den 1830er Jahren suchten die Sultane nach neuen Strategien, um Popularität zu gewinnen und ihre Legitimität auch in einem veränderten Kontext zu
sichern. Um sich als Repräsentant einer nationalen osmanischen Monarchie
zu profilieren, bemühte sich vor allem Abdülhamid II. seit den 1870er Jahren
darum, die symbolische Integrationswirkung des Sultanats für das Empire
insgesamt zu verstärken. Vor allem die neuartige Verbindung von Sultanat
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JÖRN LEONHARD
und Kalifat stand in diesem Zusammenhang, denn sie erlaubte dem Sultan
nicht allein die Selbstinszenierung als Diener des Islams, sondern auch den
Appell an alle Moslems über die Grenzen des Osmanischen Reiches hinaus.
Aber im Gegensatz zu den anderen Empire-Monarchen war der Sultan nicht
in die familiären Netzwerke anderer europäischer Dynastien eingebunden.
Vor diesem Hintergrund wirkte die Nachahmung europäischer Monarchiemodelle eher wie ein Ausweis einer prekären Legitimität (vgl. Deringil 1993;
1998; Yilmaz 2005; Karateke 2005; 2012).
Zusammenfassung und Ausblick: Legitimierungsstrategien im
Spannungsfeld zwischen nationalisierenden Empires
und imperialisierenden Nationalstaaten
Auf die Legitimitätsvorstellungen und -strategien von multiethnischen Empires im 19. Jahrhundert passen die eingangs vorgestellten Modelle Max Webers kaum (vgl. insgesamt: Leonhard/von Hirschhausen 2012: 107-110). Sie
stellen Idealtypen dar, die sich sehr viel stärker am Modell des bürokratischen Nationalstaats mit Verfassung und Parlament orientieren. Dagegen
zeigt ein genauerer Blick auf die multiethnischen Empires eine besonders
charakteristische Mischung aus traditionalen und neuartigen Elementen, an
denen sich Herrschaftsbegründungen orientierten. Doch ist offenkundig,
dass der noch häufig auftretende Gegensatz zwischen multiethnischen Empires und homogenen Nationalstaaten den Blick auf die gegenseitigen Bezugnahmen und Konvergenzen verstellt. Bei der gegen Ende des 19. Jahrhunderts besonders intensivierten Suche nach Herrschaftsbegründungen
orientierten sich die Eliten der Empires vielfach an nationalstaatlichen Ordnungs- und Integrationsvorstellungen, während man in den Nationalstaaten
häufig selbst imperiale Elemente aufgriff, um dem Nationalstaat so eine zusätzliche Legitimitätsressource zu erschließen.
Die Auseinandersetzung der imperialen Eliten mit dem Modell des Nationalstaats — vor allem seit den 1850er Jahren im Bereich der Verfassungsgebung, der Staatsbürgerschaft, der imperialen Monarchie bis hin zur Wehrpflicht — wurde durch Krisenerfahrungen, vor allem durch militärische
Niederlagen, katalysiert, welche den Druck auf die Empires erhöhten und
die Suche nach neuen Legitimitätsressourcen intensivierten (vgl. Leonhard/
WIE LEGITIMIERTEN SICH MULTIETHNISCHE EMPIRES IM I9. JAHRHUNDERT?
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von Hirschhausen 2007). Doch zeigte sich in der imperialen Herrschaftspraxis immer deutlicher, wie die Übernahme solcher Modelle häufig zu unerwünschten Konsequenzen führte und jene Flexibilität der Herrschafts- und
Rechtsformen einschränkte, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts charakteristisch für die Empires gewesen war. Imperiale Ansprüche und ihre Umsetzung vor Ort fielen zunehmend auseinander und prodtizierten neue Konflikte. Die Suche nach neuen stabilen Herrschaftsbegründungen führte so in
vielen Fällen zu einér umso schärferen Krise imperialer Legitimität.
Der am konkreten Beispiel der Monarchie skizzierte Vergleich zeigt, wie
sich alle Empire-Monarchen im Verlauf des 19. Jahrhunderts darum bemühten, die traditionellen Formen sakraler Herrschaftsbegründung fortzuentwickeln, um die eigene Monarchie in den Dienst der Empires zu stellen und
damit aufzuwerten. Damit verband sich — bei allen Versuchen der neuerlichen Verknüpfung zwischen Monarchie und Religion in der Berufung auf
den orthodoxen Islam, die russische Orthodoxie, den Katholizismus oder
den Anglikanismus — ein tendenzieller Wandel von Legitimitätsstrategien.
Wo sich Monarchien im Zeitalter nationaler Bewegungen nicht mehr auf
den »blinden« Gehorsam der Untertanen verlassen konnten und auf individuelle Überzeugungen setzen mussten, wurden sichtbare und kommunizierbare Symboliken, Rituale und Inszenierungen umso wichtiger. Doch entstanden mit diesen veränderten Strategien auch neue Probleme, wie das
Beispiel der Empires zeigte: Denn wo die Monarchen wie in den kontinentaleuropäischen Empires noch über reale politische Macht verfügten, stellte
politisches und militärisches Scheitern im Krieg die Legitimität der Monarchen und der Empires schnell in Frage. Als Medienmonarchen mochte ihnen eine gewisse symbolische Integration in Friedenszeiten gelingen, aber
die im Ersten Weltkrieg bald offenkundige Überlappung von Loyalitäts- und
Versorgungskrisen ließ die Legitimität imperialer Herrschaft schließlich erodieren (vgl. Das 2012; Zückert 2012; Lohr 2012; Zürcher 2012 und Leonhard 2012).
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