MEDIEN ■ MODEN ■ MEDIZIN Herzrisiko Passivfussball: Männliche Fussballzuschauer leben besonders gefährlich Eine prospektive Studie hat aufgedeckt, dass sich das Risiko für ein akutes kardiovaskuläres Ereignis bei den Zuschauern eines Spiels der Heimmannschaft mehr als verdoppelt. Eine Forschergruppe erhob die Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse bei Männern und Frauen während Spielen der Heimmannschaft an der Fifa-Weltmeisterschaft 2006 in München und verglich das Resultat mit mehreren Perioden ohne zusätzliche Stressoren in den Jahren 2003 und 2005. Während der Heimspiele der deutschen Nationalmannschaft lag die Inzidenzrate 2,66-fach höher als in den Vergleichsperioden (43 vs. 14–18 Ereignisse; Weibliche Fussballfans begeistern sich genauso wie männliche, ihr Herz verträgt den Fussballstress aber besser als seins. (Foto: Marc Walter, cc). 95%-KI 2,33– 3,04; p < 0,001). Den Män- nicht einmal verdoppelte. Die höchste In- früheren Studien war emotionaler Stress nern ging das Match am stärksten zu Her- zidenz wurde in den zwei Stunden nach als kardiovaskulärer Risikofaktor identi- zen. Bei ihnen kam es zu einer mehr als dem Start des Spiels festgestellt. Sie blieb fiziert worden. dreifachen Erhöhung der Ereignisrate, jedoch auch nach Ende des Matchs noch während sich bei den Frauen die Rate für einige Stunden erhöht. Bereits in Quelle: Wilbert-Lampen U et al., New Engl J Med 2008; 358: 475—483. ■ Erfolge im Tierversuch Impfstoff verhindert Diabetes mellitus Typ I Die Idee, den Typ-1-Diabetes mit einer Imp- dritischen Zellen. Diese Zellen sind wich- getretene Hyperglykämie rückgängig ge- fung zu verhindern, ist nicht ganz neu. Ziel tige Akteure in der Immunabwehr und macht werden konnte. Die Studie ist kürz- der Forscher ist es, die fehlgeleitete Im- üben auch einen Einfluss auf die T-Zellen lich in der Zeitschrift der American Dia- munreaktion des Körpers, die sich gegen aus. Bislang war das Verfahren jedoch sehr betes Association «Diabetes» (2008; 57: die insulinproduzierenden Betazellen des aufwendig: Die Forscher isolierten den- 1544–1555) publiziert worden. Pankreas richtet, frühzeitig auszuschalten dritische Vorläuferzellen aus dem Blut, um Bislang ist aber unklar, ob sich diese Erfolge und so den Ausbruch der Krankheit zu ver- diese dann genetisch zu modifizieren und auch beim Menschen erzielen lassen. Ge- hindern. Im vergangenen Jahr hatte ein in den Körper zurückzuführen – mit dem länge das Vorhaben, so könnte die Vakzine deutsch-französisches Wissenschaftlerteam Ergebnis, dass fortan die T-Zellen davon noch im Frühstadium eines Typ-1-Diabetes der Purpan Universitätsklinik in Toulouse ablassen, Pankreaszellen anzugreifen. appliziert werden. Die amerikanische Food und des Max-Delbrück-Centrums für Mole- Jetzt haben die Forscher eine Vakzine ent- and Drug Administration (FDA) hat sich kulare Medizin (MDC) im Tiermodell ge- wickelt, die die immunologische Umpro- offenbar von den bislang vorliegenden For- zeigt, dass man die Immunantwort unter- grammierung im Körper stattfinden lässt. schungsresultaten überzeugen lassen und drücken kann, indem man durch eine Sie injizieren ihren Versuchstieren soge- mittlerweile die ersten klinischen Studien Impfung mit modifizierten Antigenen die nannte Mikrosphären, die mit Anti-Sense- beim Menschen genehmigt. Noch in diesem T-Suppressorzellen aktiviert. Diese brems- Molekülen besetzt sind. Diese Mikrosphä- Jahr werden nach Aussagen von Trucco und ten dann ausschliesslich T-Zellen, die kör- ren werden von den dendritischen Zellen Giannoukakis die ersten 15 erwachsenen pereigenes Gewebe angreifen. der Haut aufgenommen, die Anti-Sense- Patienten den Impfstoff im Rahmen einer Eine Arbeitsgruppe um Massimo Trucco Moleküle besorgen deren Reprogrammie- klinischen Phase-1-Studie erhalten. Wenn und Nick Giannoukakis aus Pittsburgh hat rung. Tatsächlich zeigte sich, dass die sich die Vakzine als sicher erweist, plant vor einigen Jahren einen anderen Ansatz Zerstörung der Betazellen bei den Tieren man weitere Studien mit Kindern. gewählt: die Reprogrammierung von den- verhindert wird und sogar eine bereits ein- 500 ARS MEDICI 12 ■ 2008 ■ U.B.