Nur eine Chance auf Erfolg DPA/THOMAS FREY Eventmanager. Das Berufsbild ist für Junge populär, die Branche indes zunehmend in Gefahr FRANZ GRUBER FRANZ GRUBER „Die Eventbranche ist keine unwichtige Kommastelle in der Volkswirtschaft.“ „Man hat nur eine Chance – entweder eine Veranstaltung funktioniert oder sie geht schief.“ „Das AntiKorruptionsgesetz schadet dem Wirtschaftsstandort Österreich massiv.“ „Damals war man skeptisch. Heute ist der Eventmanager bei Jugendlichen ein Traumjob.“ Martin Brezovich Vorstand Event Marketing Board Austria Sonja Vikas Marketingleitung Wiener Festwochen Andreas Hladky Berufsgruppensprecher WKO Alexander Knechtsberger Geschäftsführer DocLX ten auf der Fachhochschule: Im ersten Semester habe ich 60 Studenten in der Klasse. Am Ende des Studiums sitzendreida–undnureiner ist für den Job auch wirklich qualifiziert. und Einfühlungsvermögen. Bei einer Veranstaltung hat man später nur eine Chance – entweder sie funktioniert, oder sie geht schief. Es gibt nichts Schlimmeres als ein unzufriedenes Publikum. Alexander Knechtsberger: Eine Agentur bietet aber viele Bereiche. Da gibt es etwas für den Kreativen, aber auch was für den Excel-Listen-Macher. Man muss auf jeden Fall ein kommunikativer Typ sein. haben mehr Fingerspitzengefühl. Die Branche galt lange als männerdominiert. Mittlerweile beträgt der Frauenanteil in der Ausbildung 80 Prozent. Sonja Vikas: Es ist ein sehr beliebter Beruf bei Frauen, vor allem was die Repräsentation und den Kundenkontakt angeht. Sie inszenieren Veranstaltungen sehr genau, Sind Events mit einer Bruttowertschöpfung von 7,3 Milliarden Euro per anno mittlerweile unentbehrlicher Teil des österreichischen Selbstbildes? Martin Brezovich: Absolut. Sie sind eine Visitenkarte unserer Gastlichkeit und dienendazu,unsimAusland zu bewerben. Von der Hoch- Welche Eigenschaften brauchen Jugendliche, bevor sie sich für die Ausbildung entscheiden? Sonja Vikas: Hausverstand FRANZ GRUBER Herr Knechtsberger, Sie haben vor 23 Jahren im Wiener Club U4 eines Nachts beschlossen, Feste zu schmeißen. Wie hat sich der Ruf des Eventmanagers seit damals verändert? Alexander Knechtsberger: Massiv. Ich stand kurz vor meinem Doktortitel, wollte Jurist werden. Damals war man skeptisch. Meine Eltern meinten, „FestlSchmeißen“ hätte keine Zukunft. In den vergangenen 25JahrenhatsichderEventbereich aber ganz nach oben gearbeitet. Der Eventmanager ist bei Jugendlichen heute ein Traumjob und steht bei unseren Umfragen – nach dem Beruf des Arztes und des Anwalts – an dritter Stelle. Andreas Hladky: Eine VeranstaltungübtgroßeFaszination aus. Jugendliche spüren sie und denken: „Das ist toll, da will ich mitarbeiten.“ Ein Festival zu besuchen ist aber nicht das Gleiche, wie ein Festival zu organisieren. Als Eventmanager musst du rechtlicher und steuerlicher Experte sein, musst stressresistent sein, Verantwortung tragen und gut mit Menschen können. Ich sehe das beim Unterrich- FRANZ GRUBER TreffensichvierEventmanagerzumGespräch,gehendie Wogen hoch. Alexander Knechtsberger (Geschäftsführer von DocLX), Andreas Hladky (Geschäftsführer der Eventagentur hallamasch und Branchenvertreter bei der WKO), Sonja Vikas (Marketingchefin bei den Wiener Festwochen) und Martin Brezovich (Geschäftsführer der Agentur Eventplan und Vorstand des Event Marketing Board Austria) diskutierten über schillernde Chancen und drohende Gefahren für ihre Branche. FRANZ GRUBER Der Veranstaltungsbesucher gibt dem Event nur eine Chance. Funktioniert es, teilt er seine Emotionen und Erlebnisse mit Freunden und Followern. Der Eventmanager ist gefordert, zu faszinieren A.Knechtsberger, M.Brezovich, S.Vikas und A.Hladky (v. li.) über die Branche. Gemeinsamer wunder Punkt: das Antikorruptionsgesetz kultur, über SportereignissebiszuLifestyle–dieVeranstaltungsbranche ist keine unwichtige Kommastelle in der Volkswirtschaft. Es ist notwendig dass man gute Voraussetzungen für sie schafft, sie hegt und pflegt. Im Moment geht das in die komplett andere Richtung. Sie sprechen das 2012 in Kraft getretene Antikorruptionsgesetz an. Andreas Hladky: Es hat unglaubliche Nachteile und schadet dem Wirtschaftsstandort Österreich massiv. Ich gehöre zu den schärfsten Kritikern der Korruption, denn dieses Gesetz geht an denen, die es eigentlich betrifft, komplett vorbei. Einen Veranstaltungsbesuch zu kriminalisieren ist lächerlich. Keiner, der sich derzeit in einem offenen Korruptionsverfahren befindet, sagt: „Ja, ich hab einen Auftrag erteilt, weil ich im Gegenzug auf einer Veranstaltung zwei Schnitzel gegessen habe.“ Sonja Vikas: Zudem haben Unternehmen ihre eigenen Compliance Regeln verschärft. Wir hören oft: „Wir würden euch ja gerne sponsern,abermitdiesemGesetz ist das nicht möglich.“ Die Unsicherheit bei den Kunden ist groß. Ich wünsche mir eine steuerliche Absetzbarkeit von privaten Spenden, damit es für vermögende Menschen überhaupt noch einen Anreiz gibt, Kultur zu unterstützen. Martin Brezovich: Die Events laufen heute noch – sie wurden auch über Jahrzehnte aufgebaut. Wenn sich am Gesetz aber nichts ändert, bleiben die Besucher aus unddieBranchewirdmittelfristiganfangenzubröckeln. Und erst dann entgegenzusteuern, ist für alle zu spät.