Grundwasserschutz in Permafrostböden: Beeinflussung durch anthropogene Aktivitäten ion Christin Müller ers Die Grundwässer in Permafrostgebieten unterliegen einer Gefährdung durch anthropogene Einflüsse in Abhängigkeit von der Lage zu den gefrorenen wasserdichten Permafrostkörpern. Die Verunreinigung der Suprapermafrostwässer und Auftauböden durch künstliche Aufeisbildung, oder die Zerstörung des Permafrostkörpers beim Deponieren von Solen in Staubecken, stören das sensible System erheblich. nte nv Im Folgenden werden die anthropogenen Einflüsse auf Permafrostböden am Beispiel des Permafrosts in Ostsibirien näher betrachtet, wo anthropogene Einflüsse auf den Untergrund in charakteristischen Formen wiederzufinden sind. de The groundwater in permafrost areas are threatened by anthropogenic influences depending on the location to the frozen waterproof permafrost body. For example, the contamination of the suprapermafrostwater and thawing-ground, the synthetic icing-accumulation or the destruction of the permafrost body by the deposition of brine in reservoirs, derange the system extensively. Stu In the following we look at the anthropogenic influences on the permafrostsoil in the region of Eastern-Siberia. Here we can find shapes in the underground which are characteristic for permafrost areas. 1 Einleitung ert e 1.1 Was ist Permafrost? va lidi Permafrost, auch Dauerfrostboden oder Pergelisol genannt, beschreibt nach S. W. Muller (1947), den Zustand von mehrjährig gefrorenem Boden, Sediment oder Grundgestein, wobei ganzjährig Temperaturen gleich oder unter 0°C für mindestens zwei Jahre auftreten. Permafrost ist über Zeit und Temperatur definiert und unabhängig von Materialeigenschaften wie zum Beispiel Wassergehalt. Dementsprechend wird kein Eisgehalt vorausgesetzt. Dauerfrostböden befinden sich in einem ständigen Wandel und die Mächtigkeit der Schichten unterliegt saisonalen Schwankungen. Der gefrorene Teil der Erdkruste ist als Kryolithosphäre bekannt (Pinneker & Alekseew, 2000). 1.2 Vorkommen und Verbreitung nic ht Permafrost ist in Böden, Felswänden, Schutthalden und Gletschern vorzufinden. Dabei wird seine Verbreitung stark von der mittleren jährlichen Lufttemperatur, der Sonneneinstrahlung, der Oberflächeneigenschaften und dem Wasserhaushalt beeinflusst (Quelle: Internet 1). Deshalb ist das Vorkommen von Permafrost an Nordhängen wesentlich höher und tritt auch in niedrigeren Höhenlagen eher auf als es an Südhängen der Fall ist. Schätzungsweise 20 Prozent der Gesamtoberfläche der Erde sind durch den Einfluss von Permafrost geprägt. Zu diesen Gebieten zählen Nordrußland, Nordkanada, Teile Grönlands und der Antarktis, die Arktischen Inseln sowie die Hochgebirgszonen aller Kontinente. In Abb. 1 ist das Vorkommen der verschiedenen Permafrostarten auf der nördlichen Hemisphäre dargestellt. Dazu zählt (Quelle: Internet 2): 1 Seminar Grundwasserschutz SS 2009 kontinuierlicher Permafrost (engl. continuous permafrost): mehr als 90 % der Fläche des betreffenden Gebietes sind von Permafrost betroffen. • diskontinuierlicher Permafrost (engl. discontinuous permafrost): > 50 bis 90% der Fläche des betreffenden Gebietes sind von Permafrost unterlagert. • sporadischer Permafrost (engl. sporadic permafrost): > 10 bis 50 % der Fläche des betreffenden Gebietes sind von Permafrost unterlagert. • Flecken- oder inselhafter Permafrost (engl. island permafrost): Einzelvorkommen von Permafrost außerhalb der oben charakterisierten Verbreitungsklassen. Verbreitung von Permafrost (Quelle: www.unep.org: permaprost_map) nic ht Abb. 1: va lidi ert e Stu de nte nv ers ion • 1.3 Alter/ Geologie Es gibt verschiedene Auffassungen über das Alter des Permafrosts im nördlichen Eurasien: die meisten Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass der Dauerfrostboden ein Resultat der jüngeren klimatischen Entwicklung ist. In seinem jetzigen Zustand wird der Permafrost dem Spätpleistozän zugerechnet, also vor etwa 10.000 – 15.000 Jahren. Zu dieser Zeit begann das heute bestehende natürliche System „Gestein-Wasser-Temperatur“ zu funktionieren, wie man es kennt (Pinneker & Alekseew, 2000). 2 1.4 Arten von Grundwässer in Permafrostgebieten Zur Unterteilung der flüssigen Grundwässer wird nach dem System von Tolstichin (1941) die Lage zu den gefrorenen wasserdichten Schichtfolgen betrachtet. Dabei unterscheidet man in: ion Suprapermafrostwässer: beinhalten flüssiges Grundwasser, welches sich über dem Permafrost befindet. Dazu gehören jahreszeitlich auftauende bzw. gefrierende Schichten auf der Geländeoberfläche. nv ers Intrapermafrostwässer: dazu zählt flüssiges Grundwasser, welches im Permafrost eingeschaltet ist (auch sogenannter Auftauboden: russisch: „Talik“). Auftauböden werden unterschieden in durchgehend auftauende - und nicht durchgehend auftauende Böden. Die durchgehend auftauenden Böden verbinden im Sommer das Wasser der Intrapermafrostzone mit der Subpermafrostzone. Die Infiltrationswässer bilden flächen- bzw. linsenhafte Grundwasserleiter. nte Subpermafrostwässer: flüssiges Grundwasser unter dem Permafrost liegend. Sie kommen hauptsächlich in den sedimentären Schichtfolgen gespannter Grundwasserleiter vor. de Eine weitere Unterteilung nach Tolstichin & Tolstichin (1976) beschreibt die auftretenden Schichtgürtel am Südhang eines Berges in Permafrostgebieten. Die dabei auftretenden vier permafrost - hydrogeologischen Schichten werden nachfolgend genannt und sind in Abb. 2 graphisch dargestellt. Zone der hydrogeothermischen Akkumulation Stu Zone der Infiltration Übergangszone von der Infiltration zum Austritt der Grundwässer nic ht va lidi ert e Austrittszone wo sich Aufeis (austretendes flüssiges Wasser, welches im Winter gefriert) bildet Abb. 2: Profil eines Permafrost-hydrogeologischen Südhangs (nach Borissow, 1978) Seminar Grundwasserschutz SS 2009 1.5 Anthropogene Beeinflussung nv ers ion Die anthropogene Beeinflussung von Grundwässern in Permafrostgebieten ist abhängig von der Zusammensetzung, Struktur und Beschaffenheit der geologischen Verhältnisse, von lokalen physikalisch-geographischen Besonderheiten sowie von Herkunft, Ausmaß und Charakter der anthropogenen Einflüsse. Darüber hinaus sind die permafrost-hydrogeologischen Umstände zu beachten (Pinneker & Alekseew, 2000). Im Allgemeinen lässt sich sagen, das anthropogene Einwirkungen auf die geologische Umwelt sowie auf die Grundwässer als mobile Phase durch Stoffeinträge (vor allem flüssiger Stoffe) und Stoffausträge (in fester, flüssiger und gasförmiger Form) sowie der Kombination aus Stoffzufuhr und Stoffentnahme charakterisiert sind (Trofimow et al., 1988). nte 2 Auswirkungen der menschlichen Tätigkeit auf die Grundwässer in Permafrostgebieten 2.1 Allgemeines Stu de Anthropogene Einwirkungen auf die Grundwässer in Permafrostgebieten sind durch die Grenzschichtwirkung des Auftaubodens weitgehend geschützt. Jedoch ist diese Verallgemeinerung nicht immer möglich. Suprapermafrostwässer als auch Wässer der Auftauböden (Taliken) sind durch menschliche Maßnahmen beeinflusst. Einzig die Wässer der Subpermafrostzone sind weitgehend vor anthropogenen Maßnahmen sicher. Folgende menschliche Tätigkeiten können den natürlichen Zustand von Permafrostwässern beeinflussen (Pinneker & Alekseew, 2000): Schädigung von Naturland Verschmutzung von Suprapermafrostwässern und Wässer der Auftauböden ert e Künstliche Aufeisbildung, insbesondere an Austrittsstellen der Intrapermafrost-Talikwässer Zerstörung des Permafrostkörpers beim Deponieren von Solen lidi Steigende Temperaturen durch den übermäßigen Ausstoß von Treibhausgasen 2.2 Schädigung von Naturland und Frostwechselschicht va Anthropogene Einflüsse intensivieren natürliche Änderungen des Untergrundes durch Frostquellung, Thermokarst-Bildung, Bodenerosion und Rutschungen. Diese Einflüsse sind nach Leschtchikow (1978) folgende: Wärmeeinträge und -austräge durch ht Schneebeseitigung Aufschüttung von Bergbauhalden nic Waldrodung Dammbau Meliorationsmaßnahmen Änderung des Stoff- und Aggregatzustandes des Bodens durch Bodenbearbeitung Gewinnung von Bodenschätzen 4 Bau von Rohrleitungen Verkehrsstraßen Schaffen künstlicher Wärmequellen durch ion beheizte Häuser Wasserspeicher ers Warmwasserversorgungsleitungen Die Veränderung der thermischen Verhältnisse des Untergrundes führt zur Bildungen von Reliefformen wie Quellhügeln (Pingos), Einsturztrichtern, Rutschungen und Sümpfen. Nach der sogenannten Sprengung eines Quellhügels, die sowohl künstlich als auch natürlich hervorgerufen werden kann, bleiben Hügellandschaften sogenannte Thermokarsttrichter, zurück (Pinneker, 1992). nv Anthropogene Einwirkungen führen letztlich zur Zerstörung des kryogenen Landschaftsbildes, welche durch Versumpfung in Senken und auf Wasserscheideplateaus geprägt ist (Pinneker & Alekseew, 2000). Pfahlgründung im Permafrostgebiet; 1: Luftkissen, 2: Frost-Wechsel-Schicht, 3: obere Grenze des Permafrostes, 4: Pfähle (nach Pinneker & Alekseew, 2000) lidi Abb. 3: ert e Stu de nte Ein zuverlässiger Schutz des Untergrundes vor Wärmeeintrag beim Häuserbau ist die Verwendung von Pfahlgründungen mit einem Zwischenraum als Luftkissen (siehe Abb. 3). Denn die Standsicherheit des Fundaments ist Grundlage für einen soliden Bau. va 2.3 Verunreinigung der Suprapermafrostwässer und Auftauböden Wechselnde Gefrier- und Auftauprozesse führen zum erhöhten Auslaugungsvermögen der Grundwässer. Wenn hochmineralisierte Wässer in solch einen Untergrund eindringen, nimmt deren Mineralisation durch Anreicherung der natürlichen und anthropogenen Salze zu. nic ht Verunreinigungen der Suprapermafrostwässer und Auftauböden werden letztlich verursacht durch die Einleitung von Haushalts- und Betriebswässern in den oberen Grundwasserleiter. Außerdem entsteht dadurch eine erhöhte Gefährdung für bestehende Pfahlgründungen im Untergrund. Weitere künstliche Ursachen sind Landmelioration, künstliches Auftauen von Seifen-Goldfeldern sowie undichte Wasserversorgungs- oder Abwasserkanalisationssysteme (Pinneker & Alekseew, 2000). Seminar Grundwasserschutz SS 2009 2.4 Künstliche Aufeisbildung ion Aufeis ist ein dynamischer Wasserkörper, der durch austretendes Wasser in Tälern entsteht, die an der Oberfläche gefrieren und eine Eisschicht bilden. Es kann sowohl natürlich als auch durch den Menschen, also künstlich, gebildet werden. Das im Aufeis gebundene Wasser steht dem Oberflächenabfluss nicht zur Verfügung (Tolstichin, 1974). ers Künstliches Aufeis entsteht vor allem beim Verkehrsstraßenbau, Kellerbau oder wenn natürliche Grundwasserströme unterbrochen werden. Bauarbeiten werden dadurch wesentlich verzögert und teurer. nte nv Um die Gefahr der Aufeisbildung zu minimieren, kommen passive und aktive Maßnahmen zum Einsatz. Zu den passiven Maßnahmen zählt die Umgehung der Aufeisbildungsstelle oder Sprengung des Eises. Sinnvollere aktive Maßnahmen sind Bodenentwässerung, Fassung des Grundwassers mittels Drainage, das Erwärmen der Strombetten, Gräben, Ableitung oder Fassung der eisbildenden Wässer mit Hilfe hochgelegener Gräben und Eiswälle. Auch eine Kombination der Maßnahmen ist üblich (Tschekotillo et al., 1960). 2.5 Zerstörung des Permafrostkörpers bei der Sole-Deponierung Stu de Unter einer Sole versteht man im Allgemeinen eine Salz-Wasser-Lösung. Sobald hochkonzentrierte Salzlösungen im Untergrund vorkommen, wird der flüssige Zustand der Lösung unter Temperaturen von 0°C erhalten. Grund ist die geringere spezifische Wärmekapazität von Salzwasser. Das Salzwasser kann also bei gleicher Temperatur wie der reine, feste Permafrostkörper vorkommen, ist jedoch flüssig und daher chemisch aktiv (Pinneker et al., 1989). Solche Salzwässer können über oder unter Permafrostschichten auftreten und jeweils unterschiedliche Auswirkungen haben. Liegt die salzhaltige flüssige Schicht unter der Permafrostschicht, kann es zur Ausbildung einer entsalzenen Wasserschicht zwischen Permafrost- und Salzwasserschicht kommen. Dadurch bleibt die Permafrostschicht erhalten (Pinneker & Alekseew, 2000). nic ht va lidi ert e Anders verhält es sich bei Salzwässern, welche über dem Permafrost liegen. Hier kommt es zu einer Dichtekonvektion welche zur Aufschmelzung des Eiskörpers der Permafrostschicht führt (Pinneker & Alekseew, 2000). Dies ist in Abbildung 4 ersichtlich. Abb. 4: Zusammenwirkung der über den Frostgesteinen liegenden Solen mit dem Eis, 1: Eis oder eishaltige Frostgesteine; 2: Solen mit Minustemperaturen; 3: Carbonat- oder terrigene Gesteine; 4: Grenze des Eiskörpers in der Ti - Periode; 5: Richtung der Wasserbewegung (nach Pinneker & Alekseew, 2000) 6 ion Die Deponierung von Solen, welche vorwiegend bei der Erkundung und Gewinnung von Erzlagerstätten nötig ist, sollte daher möglichst in eisfreien Permafrostspeichern erfolgen, damit umliegende gefrorene Wässer nicht beeinflusst werden. Eine ständige und sorgfältige hydrogeologische Untersuchung ist nötig. 2.6 Klimawandel als anthropogener Eingriff in Permafrostgebiete ers Die Beständigkeit des Permafrosts ist wesentlich vom Klima abhängig. Veränderungen des Klimas haben einen starken Einfluss auf die Mächtigkeit und Verbreitung von Permafrost. nv Für die letzten Jahrzehnte ist ein Temperaturanstieg um mehrere Zehntel °C bis auf 2 °C in Permafrostgebieten zu verzeichnen (UBA-Hintergrundpapier, 2006). Dadurch entstehen immer größere Auftauflächen, welche im Winter nicht mehr vollständig gefrieren. Es kommt schließlich zur Degradation des Permafrosts und damit zur Verschiebung der Vegetationszonen in Richtung Norden. nte Die Folgen sind weitreichend für Ökosysteme, Landschaften und Bevölkerung. So führt eine erhöhte Permafrosttemperatur zu veränderten Wasserverhältnissen im Boden, was Auswirkungen auf Vegetation und Oberflächenbeschaffenheit hat. Es kommt gehäuft zum Auftreten von Hanginstabilitäten und Bergstürzen sowie Landsenkungen. Stu de Permafrost, welcher durch seinen erhöhten Humusgehalt als Kohlenstoffsenke fungiert (speichert 25 % des weltweiten Bodenkohlenstoffes (IPCC, 2001)), gibt diesen während der Auftauphase in die Atmosphäre zurück. Grund sind Mikroorganismen welche in der Auftauphase aktiv sind. Durch den Klimawandel verlängert sich die Auftauphase und damit auch die Aktivität der Mikroorganismen, wodurch Kohlenstoffdioxid und Methan vermehrt in die Atmosphäre gegeben werden. ert e Eine weitere Folge des Klimawandels auf Permafrostgebiete sind erhöhte Erosionsraten veruracht durch stärker werdende Bodenwassermobilitäten. Größere Mengen an Sedimenten werden abgetragen, und in Flüssen, Seen oder Küstengewässer abgelagert wodurch die Menge an Kohlenstoff in diesen Wässern ansteigt (Semiletov, 1999). Vermehrte Niederschlagsmengen, Schneeschmelze und Degradation von Permafrost führen zu erhöhten Frischwassereinträgen vor allem in den Arktischen Ozean. Dies führt zur Verminderung des Salzgehalts, Beeinflussung der Ozeanzirkulation und letztlich auch zum Anstieg des Meeresspiegels. va lidi Auch die Einflüsse auf Ökonomie sind weitreichend: Landsenkungen und abnehmende Bodenstabilitäten verursachen Schäden an Häusern, Wasserleitungen und Straßen. Ehemalige Eiswege für Nutzfahrzeuge werden unpassierbar. Der finanzielle Aufwand zur Schadensbekämpfung beziehungsweise -verminderung steigt enorm. ht 3 Strategie und Besonderheiten des Grundwasserschutzes in Permafrostgebieten nic Um Grundwasserschutz in Permafrostgebieten erfolgreich durchzuführen, sind folgende Maßnahmen sinnvoll: Berücksichtigung der Herkunft der Schadensquelle auf die Grundwässer strengere Vorbeugemaßnahmen wissenschaftliche Untersuchungen, um Vorhersagen über die Auswirkungen menschlicher Tätigkeiten treffen zu können Diese Maßnahmen gelten nicht nur für den Grundwasserschutz in Permafrostgebieten, sondern sind allgemein geltend wenn es um den Schutz von Grundwasser geht. Seminar Grundwasserschutz SS 2009 ion Dennoch gibt es Besonderheiten. Sobald es zu einer natürlichen oder künstlichen Störung des Gleichgewichts zwischen Gestein-Wasser-Temperatur kommt, nimmt die Mächtigkeit der Permafrostschicht zu beziehungsweise ab und verändert damit die Schutzfunktion der Kryolithosphäre in Bezug auf das Grundwasser. Deshalb gelten Grundwässer in Permafrostgebieten als besonders anfällig auf anthropogene Umweltveränderungen und bedürfen daher eines besonderen Schutzes. ers Ziel für einen sinnvollen Grundwasserschutz sollte es sein die natürlichen thermischen Gleichgewichte des Wassers beizubehalten. Dafür ist das Wissen über ablaufende Prozesse in den Permafrostschichten Grundlage. So zeigen neuste Untersuchungen, das die Permafrostschichten nicht als starre unveränderliche Schichten anzunehmen sind, sondern das Grundwässer im Untergrund sogar bei negativen Temperaturen bedeutenden physikalisch-chemischen und mineralischen Umwandlungen ausgesetzt sind. Gesteinsumwandlungsprozesse im Permafrostkörper werden ermöglicht durch sogenannte Menisken (Wasserhäutchen), welche den Mineralkörper umschließen (Tjutjunow, 1961). nv Besonderen Einfluss auf die Änderung der Zusammensetzung des Grundwassers hat das Gefrieren von Wasser, der sogenannten Kryogenese. Nach Kononowa (1973) hat die Eisbildung folgenden Einfluss auf die Zusammensetzung der Solen: nte Beim Gefrieren nimmt die Mineralisation in der Eisphase ab. Der Mineralisationsgehalt in der flüssigen Phase nimmt demnach zu. de Ausscheiden von Verbindungen aus der Lösung, die bei den entsprechenden Temperaturen die Sättigungsgrenze erreichen. In der Restlösung steigt der Gehalt an beweglichen, gut löslichen Komponenten (z.B.: NaCl, CaCl2, MgSO4) Ausgefallene Salze gehen nur teilweise beim Auftauen in die Lösung zurück, weshalb der Gehalt an Mineralen niedriger gegenüber der Ausgangslösung ist. Stu Periodisches Gefrieren und Auftauen erzeugt Hydrogencarbonat-Sulfat- oder ChloridMagnesium-Wässer mit erhöhter Mineralisation. ert e Die größte Gefahr für den Menschen stellt die Verunreinigung von oberirdischen Wässern in Permafrostgebieten dar, welche besonders starken Verunreinigungen ausgesetzt sind. Selbstreinigungsprozesse sind durch die geringe Temperatur und Strömungsgeschwindigkeit sehr gering. Sauerstoffmangel führt zu kleinen Fischpopulationen, welche die Reinigungsfähigkeit des Wassers stärken würden. Besonderer Schutz gilt daher der jahreszeitlich auftauenden Schicht, in der es in den Sommermonaten zur Anhäufung von Verunreinigungen kommt. Beim Kontakt zwischen Auftauwässer und Grundwässer kommt es zu einem intensiven Austausch. va lidi Im Winter wirken die Böden der Auftauschicht nicht als Abfluss- sondern als Versickerungskanäle aufgrund natürlich thermischer Verhältnisse des Wassers und der Erschöpfung des Grundwasservorkommens. Im Gegensatz dazu wirken die Grundwasseraustrittsstellen im Sommer als Schadstoffquellen. ht Die Nutzung von Intra- und Subpermafrostwässern erfordert Bohrungen, welche häufig Warmwasserspülungen verwenden. Folge ist die thermodynamische Veränderung der ehemals getrennten Wasserhorizonte. Um der Erschöpfung des Grundwasservorrats entgegen zu wirken, ist die Beibehaltung der in geologischen Zeiten entstandenen Gesteins-Wasser-Temperaturbilanz Grundlage (Pinneker & Alekseew, 2000). nic Auftretende Gefrier- und Auftauprozesse haben folgende Auswirkungen auf den Charakter des Permafrostbodens: veränderte Wasserdurchlässigkeiten und Fließwege Lage der Quellen Ergiebigkeit und Frostzustand des Grundwasserleiters Werden Maßnahmen gegen die Verminderung des Grundwasservorrats eingesetzt, so werden natürlich thermische Verhältnisse im Untergrund in der Regel gestört. Gegenmaßnahmen sind demzufolge nur sinnvoll wenn die Gesetzmäßigkeiten der Grundwasserneubildung und -verbreitung bekannt sind. 8 4 Zusammenfassung ion Das Leben in Permafrostgebieten gestaltet sich wesentlich schwieriger als in gemäßigten Breiten unserer Erde. Der Bau von Straßen, Gebäuden und Wasserleitungen stellt eine Herausforderungen an die Ingenieure. Das dabei ein Eingriff in die Natur geschieht, ist nachvollziehbar. nv ers Nur entsprechendes Wissen über Grundwasserneubildung und -verbreitung, die Wechselwirkung mit oberirdischen Wässern und gefrorenen Gesteinen sowie die Besonderheiten der hydrogeodynamischen und hydrogeochemischen Veränderungen des Permafrostkörpers machen entsprechende Gegenmaßnahmen sinnvoll (Pinneker & Alekseew, 2000). So werden in Permafrostgebieten Schutzzonen ausgewiesen, die nicht nur hygienische Aspekte berücksichtigen sollen, sondern auch spezielle hydraulisch begründete Zonen. nte 5 Literatur de Bücher und Fachzeitschriften: Stu BORISSOW, W.N. (1978): Solen und Paläohydrogeologie des Tunguskischen artesischen Beckens (Rassoly i paleogidriogeologia Tunguskoro artesianskogo basseina) – Dissertation, Institut für Erdkruste, Irkutsk, S.20; Irkutsk GRATHWOHL ert e EUGEN, V.; PINNEKER, SERGEII ALEKSEEW (2000): Grundwasserschutz in Permafrostgebieten – In: P. (Hrsg.): Grundwasser – Zeitschrift der Fachsektion Hydrogeologie (FH-DGG), Springer, 4/2000. KONONOWA, R.S. (1973): Die hyrochemische Zonalität der Grundwässer als ein Merkmal der Paläofrostbedingungen (Gidrochimitscheskaja sonalnostj podsemnych wod kak odin is pokasatelej paleomerslotnych uslowij). In: Grundwässer der Kryolithosphäre; S.90-94; Jakutsk (russ.). lidi LESCHTSCHIKOW, E.N. (1978): Gefrorene Gesteine auf dem Territorium der Region Angara-Beikal (Merslyje porody Priangaja i Pribeikalja); S. 142; Nowosibirsk (Nauka) (russ.). va PINNEKER, E.V. (1992): Water-permafrost interaction in karst areas.- 7th Symp. Water/Rock Interaction, Park-City, USA: S. 747-749 ht PINNEKER, E.V.; ALEKSEEW, S.W.; BORISSOW, W.N. (1989): THE WATER/ROCK INTERACTION MALVERN, UK: S. 557-560. INTERACTION OF BRINES AND PERMAFROST.- nic SEMILETOV, I.P. (1999): AQUATIC SOURCES AND SINKS OF CO2 AND CH4 IN SCIENCES, AUSGABE 56, S.286 THE 6 SYMP. TH POLAR REGIONS, JOURNAL OF ATMOSPHERIC TJUTJUNOW, L.A. (1961): Physikalisch-chemische Veränderungen der Gesteine in hohem Norden (Fisikochimitscheskije ismenenia porod na dalnem Sewere). In: Physikalisch-chemische Prozesse in den durchgefrorenen und gefrorenen Gesteinen (Fisiko-chimitscheskije prozessy w merslych i promersajuschich porodach); S.7-27; Moskau (russ.). Seminar Grundwasserschutz SS 2009 TOLSTICHIN, N.I. (1941): Grundwasser der gefrorenen Zone der Lithosphäre (Podsemnyje wody mersloj sony litosferry), S.203; Moskau, Leningrad (russ.). ion TOLSTICHIN , N.I.; TOLSTICHIN , O.N. (1976): Groundwater and Surface Water in the Permafrost – Techn. Bull. N S. 25 und 97, Ottawa (Inland Water Directorate of Canada). ers TOLSTICHIN , O.N. (1974): Aufeiserscheinungen und Grundwässer des Nordostens der UdSSR (Naledi i podsemnyje wody Sewero-Wostoka SSSR).- S.163; Nowosibirsk (russ.). nte nv TROFIMOW, V.T.; BAULIN , V.V.; PINNNEKER, E.V. (1988): Gesetzmäßigkeiten der Änderungen der ingenieurgeologischen, hydrogeologischen und geokryologischen Verhältnisse bei intensiven technogenen Einflüssen (Sakonomernosti i ismenenija inshenerno-geologitscheskich, gidrogeologitscheskich i geokriologitscheskich uslowij pri intersiwnom technogennom wosdejstwii) – In: Probleme einer rationellen Ausnutzung der geologischen Umwelt (Problemy razionalnogo ispolsowanija geologitscheskoj sredy); S.37-61; Moskau (russ.). de TSCHEKOTILLO , A. M.; ZWID, A.A.; MAKAROW, B.N. (1960): Aufeiserscheinungen auf dem Territorium der UdSSR und ihre Bekämpfung (Naledi na territorii SSSR i borjba s nimi); S.207; Blagoweschtschensk (russ.). Stu UMWELTBUNDESAMT-HINTERGRUNDPAPIER (2006): Klimagefahr durch tauenden Permafrost?; Dessau; S.5-7 Internet: 1 http://www.geographie.uni-stuttgart.de/userpages/kaweyr02/pfrost.htm nic ht va lidi ert e 2 http://www.uni-graz.at/geowww/geo/neu/downloads/Permafrost%20Skr4.pdf 10