Dienstag, 3. Juli 2012, 20.00 Uhr Unser Lieben Frauen Kirche Bremen Eintritt frei Diplomkonzert Barockoboe Robert Herden Klasse Xenia Löffler Georg Philipp Telemann (1681-1767) Konzert in B-Dur für 3 Oboen, 3 Violinen und Basso continuo Allegro-Largo-Allegro Barockoboe Barockvioline Barockfagott Barockcello Violone Cembalo Robert Herden Marie Therese Becker Friederike Koehncke Oksana Vasilkova Lena Schindler Luis Miguel Pinzón Acosta Nina Grigorjeva Christoph Harer Joshua Keller Eri Suzuli Das Ende des 17. Jahrhunderts ist die Zeit des beginnenden Rokoko. In der Musik kommt dies durch vermehrt spielerische Elemente zum Ausdruck, mit denen die in ihrer pompösen Strenge erstarrenden Formen des Hochbarock nun durchsetzt werden. Das vorliegende Konzert ist dafür ein Paradebeispiel. Es wird in erster Linie durch Dialoge zwischen dem Oboen- und dem Violinenchor bestimmt und kann deshalb auch als eine „Conversation amusante“ bezeichnet werden. Über die Tonart B-Dur schreibt Mattheson: „Sehr divertissant und prächtig, liebt etwas Modestes“ und über die Tonart g-Moll des zweiten Satzes: „Ziemliche Ernsthafftigkeitmit Lieblichkeit“. Das Konzert ist somit eine Mischung dieser beider Charakteristika. Die beiden Randsätze haben wirklich einen sehr verspielten und unbekümmerten Ausdruck, während der Mittelsatz von einer getragenen Ernsthaftigkeit geprägt ist, welche vor allem durch lange Orgelpunkte und große Notenwerte zum Ausdruck gebracht wird. Johann-Joachim Quantz Sonate in c-Moll für Traversflöte, Oboe und Basso continuo Andante-Allegro-Larghetto-Vivace Traversflöte Barockoboe Viola da Gamba Cembalo Natalia Kostina Robert Herden Oksana Vasilkova Eri Suzuki Johann Joachim Quantz war im späteren Verlauf seines Lebens am Hof des preußischen Königs angestellt und eben dieser König Friedrich war ein leidenschaftlicher Traversflötist. Deshalb komponierte er in dieser Zeit sehr viele Flötenkonzerte, Flötensonaten und Triosonaten mit Flöte, so auch die vorliegende Sonate. Sie ist sehr reich an interessanten harmonischen Wendungen und auch sehr gekonnter kontrapunktischer und thematischer Verarbeitung, die sich durch alle Sätze zieht. Quantz war neben seiner Tätigkeit als Komponist auch ein sehr gefragter Instrumentalist, unternahm Reisen unter anderem nach Italien, Frankreich und England, auf welchen er mit Musikerpersönlichkeiten wie Vivaldi, Farinelli, Scarlatti und Händel zusammentraf. Außerdem hinterließ er auch einige theoretische Werke wie zum Beispiel das Flöten-Lehrbuch „Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen“. Jan Dismas Zelenka (1679-1745) Sonate IV in g-Moll für 2 Oboen, Fagott und Basso continuo Andante-Allegro-Adagio-Allegro ma non troppo Barockoboe Barockfagott Barockcello Cembalo Robert Herden Marie-Therese Becker Nina Grigorjeva Christoph Harer Eri Suzuki Jan Dismas Zelenka war ursprünglich ein böhmischer Komponist, der die meiste Zeit seines Lebens am Dresdner Hof angestellt war und zwar als Kontrabassist und vor allem als Helfer des damaligen Kapellmeisters Johann David Heinichens. Wenn dieser auf Reisen war, vertrat ihn Zelenka auch und nach Heinichens Tod bewarb er sich auf dessen Stelle, unterlag aber Heinichens Nachfolger Johann Adolph Hasse. So ist Zelenka zu Lebzeiten leider nie die gebührende Ehre erwiesen worden, gebührend deshalb, weil seine Werke, besonders die vorliegende Sonate aus den 6 Triosonaten durch nahezu beispiellos geniale kontrapunktische und thematische Verarbeitung gekennzeichnet sind. Dies wird in der Sonate noch verstärkt durch sehr präzise dynamische Angaben, die für diese Zeit eher untypisch sind. Die 6 Triosonaten, aus denen heute nun die 4. erklingt, nehmen im barocken Oboenrepertoire wirklich einen besonderen Platz ein. ~ Pause (ca. 10 Minuten) ~ François Couperin (1668-1733) Second Concert aus Concerts royaux Prélude - Allemande Fuguée - Air Tendre - Air Contre fugué - Échos Barockoboe Viola da Gamba Cembalo Robert Herden Anja Engelberg Eri Suzuki François Couperin komponierte die 2Concerts royaux", aus denen heute das zweite erklingt, zwischen 1714 und 1715 für den französischen Hof von Louis XIV. Diese Art Kammerkonzerte waren in dieser Zeit in Frankreich sehr in Mode und Komponisten wie Marin Marais oder Gaspard Le Roux schrieben ganz ähnliche Werke. Das Besondere an diesen Konzerten ist, dass sie keine Bezeichnung hinsichtlich Instrumentierung haben. Denkbare Soloinstrumente für die Oberstimme sind vor allem Violine, Traversflöte oder Oboe. Es gibt durchaus auch die Möglichkeit, die einzelnen Sätze mit unterschiedlichen Soloinstrumenten zu besetzen. Speziell den Sätzen des heute erklingenden Concerts merkt man die Eignung für unterschiedliche Instrumente gut an. So sind das Prélude, das Air Tendre und besonders der sehr schwebende letze Satz (Échos) mehr der Traversflöte zuzuordnen, während die beiden schnellen Fugensätze einen eher bestimmten Charakter haben, also besser zur Oboe passen. Allerdings eignet sich gerade die Oboe gut, auch unterschiedliche Instrumentencharaktere zu imitieren. Johann Sebastian Bach (1685-1750) Konzert in A-Dur für Oboe d'amore, Streicher und Basso continuo Rekonstruktion nach BWV 1055 Ohne Satzbezeichnung-Larghetto-Allegro ma non tanto Oboe d’amore Barockvioline Barockviola Barockcello Violone Cembalo Robert Herden Oksana Vasilkova Lena Schindler Luis Miguel Pinzón Acosta Christoph Harer Joshua Keller Eri Suzuki Bei dem vorliegenden Konzert haben wir es mit der Rekonstruktion eines Cembalokonzertes zu tun. Rekonstruktion deshalb, weil Bach, der zwischen 1730 und 1740 eine Vielzahl von Aufführungen mit Kompositionen zu betreuen hatte, auf frühere Werke zum Beispiel aus seiner Köthener Zeit zurückgriff. Er nahm dann beispielsweise ein Konzert für Oboe oder Violine und es zu einem Cembalokonzert um. In diesem Fall ist das Cembalokonzert BWV 1055 erhalten, das ursprüngliche Konzert für Oboe d'amore leider nicht. Man kann sogar nur vermuten, dass es sich bei dem Soloinstrument überhaupt um Oboe d'amore handelt. Diese Vermutung basiert in erster Linie auf der Tonart A-Dur, denn die Oboe d'amore steht in A. Des Weiteren entspricht der Tonumfang des Konzerts genau dem der Oboe d'amore und auch die vorzugsweise schrittweise Melodieführung passt zu dem Instrument. Einem munter angelegten Einleitungssatz folgt ein sehr lyrisch gehaltener langsamer Satz, der eine gewisse Ähnlichkeit zu Bachs Kantatensätzen (Sinfonien) aufweist. Für den dritten Satz ist es schwierig, eine passende Charakterbeschreibung zu finden. Einerseits wirkt er ein bisschen verspielt, andererseits ist er so durchsetzt mit Synkopen und vielen Wechseln der Notenwerte, dass er auch in gewisser Weise störrisch wirkt. Hochschule für Künste Bremen Veranstaltungsbüro - Anika Hartmann Dechanatstr. 13-15, 28195 Bremen Telefon 0421/9595-1506, -1507 www.hfk-bremen.de