Island

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AUSSEN
WIRTSCHAFT
UPDATE
ISLAND
AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER KOPENHAGEN
MAI 2017
2
Eine Information des
AußenwirtschaftsCenters Kopenhagen
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Wirtschaftsdelegierte
Mag. Cosima Steiner
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W wko.at/aussenwirtschaft/is
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Dr. Michael Berger
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AUSSENWIRTSCHAFT UPDATE Island (Gesamtjahr 2016)

Tourismuszahlen schlagen erneut alle Rekorde

Wirtschaft boomt, BIP-Wachstum überrascht

Kapitalverkehrskontrollen wurden aufgehoben

Anhaltend starker Privatkonsum
Wirtschaftskennzahlen
Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. EUR1
Bruttoinlandsprodukt/Kopf in EUR2
Bevölkerung in Mio.3
Reales Wirtschaftswachstum in %4
Inflationsrate in %5
Arbeitslosenrate in %6
Wechselkurs der Landeswährung (ISK) zu Euro7
Warenexporte des Landes in Mio. US-Dollar
Warenimporte des Landes in Mio. US-Dollar
Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung8:
2014
2015
2016
12,954
32.972
0,32
1,9
2,0
5,0
155,17
4.861
4.961
15,130
34.829
0,33
4,1
1,6
4,0
146,30
4.655
4.926
18,830
35.646
0.33
7,2
1,9
3,0
133,59
4.470
5.312
Prognose
für 2017
k.A.
k.A.
0,33
4,6
2,2
2,5
125
4987
5.804
Rang 111
Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
Österreichische Warenexporte in Mio. Euro
Österreichische Warenimporte in Mio. Euro
Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9
Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10
Gesamtjahr
2015
17,593
14,508
16,0
19,0
Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2016:
Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12, Stand 2014:
Direktinvestitionen aus ISL in Ö13, Stand 2016:
Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus ISL14, Stand 2014:
Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
Rang 104
Quelle: EIU
Quelle: Isländische Zentralbank www.cb.is
8 Quelle Weltbank
9-14 Quelle Österreichische Nationalbank
1-6
7
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Gesamtjahr
2016
23,523
18,098
20,0
29,0
Veränderung
zu 2015 in %
33,7
24,7
25,0
45,0
4
 1. Wirtschaftslage
Gesamtsituation
Im Gesamtjahr 2016 betrug das BIP-Wachstum in Island +7,2%, das war deutliche mehr als die Isländische Zentralbank oder auch die European Intelligence
Unit erwartet hatten, deren Schätzungen bei +4,5% gelegen waren. Im Vergleich
dazu wuchs das BIP 2015 mit +4,1%. Für 2017 weisen alle Indikatoren darauf
hin, dass sich das starke Wachstum fortsetzt (Quelle: Isländische Zentralbank,
29. März 2017). Die EIU prognostiziert für 2017 ein Wachstum von +4,6%.
Wachstumsmotor
Privatkonsum
Starker Privatkonsum, Investitionen und der anhaltende Touristenboom erklären das beeindruckende Wirtschaftswachstum des kleinen Inselstaates. Das
Plus beim Privatkonsum betrug 6,9% in 2016 und wurde durch die stark steigenden Gehälter von durchschnittlich +9,7% im selben Jahr stimuliert und zusätzlich durch die neu enstandenen Arbeitsplätze vor allem in der Tourismusbranche.
Stabiler Arbeitsmarkt
Der Durchschnittslohn in Island beträgt 415.000 ISK (ca. 3.566 EUR). 2016 betrug der Mindestlohn 260.000 ISK (ca. 2.234 EUR). Die Arbeitslosigkeit ist in den
letzten Jahren im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs und insbesondere aufgrund
der Nachfrage an Arbeitskräfen durch den Tourismussektor deutlich gesunken.
Im Jahr 2015 betrug die Arbeitslosigkeit 4,0%, 2016 waren es 3,0% und für 2017
und 18 erwartet man, dass die Quote auf 2,5% bzw. 2,3% sinkt (EIU).
Anziehen bei den Investitionen
Die Investitionen in Island stiegen um +22,7%, und damit deutlich stärker als erwartet. Die Wohnbauinvestionen wuchsen sogar um +33,7%. Dennoch ist immer
wieder vom Mangel an Wohnfläche zu hören.
Starke Aufwertung
der isländischen
Krone
Die isländische Krone hatte 2016 gegenüber EUR und USD stark aufgewertet.
Auch eine losere Geldpolitik der isländischen Nationalbank zu Jahresende änderte nichts daran. Der durchschnittliche Umrechnungskurs betrug im Januar
2016 noch 141,393 ISK für einen Euro. Im Dezember 2016 war der Umrechnungskurs 118,685 ISK pro Euro. Nachdem die Kapitalverkehrskontrollen am
14. März 2017 fast vollständig aufgehoben worden waren, gab der Kronenkurs
leicht nach und zog danach aber wieder an. Für 2017 erwartet die EIU eine weitere Aufwertung der ISK um 7%.
Inflationsrate stabil
Die durchschnittliche Inflationsrate betrug im Februar 2017 1,9%, im Gesamtjahr 2016 wurde sie mit dem gleichen Wert von 1,9% gemittelt. Trotz der zuletzt
etwas höheren Preissteigerung wird es aufgrund der starken ISK und geringeren Lohnsteigerungen schwer werden, das 2,5% Inflationsziel der Zentralbank
zu erreichen. Allerdings fuhr die Zentralbank ihren Kurs der strafferen Geldpolitik zuletzt zurück, was in Kombination mit robustem BIP-Wachstum zu Preisdruck führen sollte. Für 2015 sagt die EIU eine Inflationsrate von 2,2% voraus.
Leitzins gesenkt
Der Leitzins beträgt derzeit 5%, nachdem die Zentralbank ihn zunächst im August 2016 um 0,5% auf 5,25%, danach im Dezember auf 5% gesenkt hatte (Stand
März 2017).
Im- und Export
Islands Wirtschaft ist stark exportabhängig und wird in den letzten Jahren massiv von der wachsenden Tourismusindustrie angetrieben. Betrachtet man Waren- und Dienstleistungsexporte gemeinsam, sind die bedeutendsten Devisenbringer bzw. Exporte Islands der Tourismus mit einem Anteil von 31% an der
Exportleistung, Fisch und Meerestiere sowie Produkte daraus mit 19%, gefolgt
von Produkten aus energieintensiver Produktion, v.a. Aluminium, mit 15%
(Quelle: Isländische Nationalbank, Zahlen für 2016).
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Tourismusboom
Der Tourismusboom in Island scheint derzeit kein Limit nach oben zu kennen.
2016 zählte die Insel über 1,7 Mio. Touristen. Die ausländischen Besucher
brachten dem Land Einnahmen in Höhe von 560 Mrd. ISK (ca. 4,9 Mrd. EUR), das
sind 45% der Gesamteinnahmen von 2016. Für 2017 erwarten die Analysten der
Íslandsbanki 2,3 Mio. Touristen. Zum Vergleich 2010 besuchten 488 Tsd. Touristen die Insel.
Die gestiegene Zahl der Touristen stellt teilweise eine starke Belastung für die
Infrastruktur des Landes dar und führt zu einem starken Ausbau der Hotelkapazitäten. Im März 2017 sprach sich die Ministerin für Tourismus Þórdís Kolbrún
gegenüber der isländischen Presse dafür aus, nicht noch mehr Touristen nach
Island zu locken, sondern das Niveau zu halten und die Qualität zu verbessern,
u.a. durch Fokussierung auf Investitionen in die Tourismusinfrastruktur.
Wirtschaftsfaktor Fischerei…
Die Fischerei-Industrie ist traditionell einer der Hauptpfeiler der isländischen
Wirtschaft. Island ist weltweit auf Platz 18 der größten Fischereinationen. Unter
den europäischen Ländern ist nur Norwegen besser platziert (Platz 12). Island
beteiligt sich an den internationalen Sanktionen gegen Russland. Die russischen
Sanktionen, die den Import von westlichen Lebensmitteln untersagen, haben einen moderaten negativen Effekt auf die isländische Fischerei-Industrie.
…und energieintensive Produktion
Island ist weltweit führend bei der Nutzung von regenerativen Energiequellen.
Die Insel verfügt über umfangreiche natürliche Energie-Ressourcen. Derzeit
werden ca. 25% der benötigten Energie über Geothermie und 75% über Wasserkraft erzeugt. Das Land ist sehr an der Ansiedlung energieintensiver Produktion
interessiert. 78% der hydro- und geothermal erzeugten Energie werden von
energieintensiven Branchen, wie der Aluminiumproduktion, verbraucht. Nach
Schätzungen der isländischen Regierung sind bis jetzt 75% der natürlichen
Energiequellen Islands ungenutzt.
Die niedrigen Stromkosten haben dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren
die Produktionskapazitäten für Aluminium stark ausgebaut wurden. Island liegt
mit ca. 861.95 Millionen Tonnen Aluminium jährlich (Stand 2016) auf Platz 10 der
größten Aluminiumhersteller der Welt. Derzeit gibt es drei Aluminiumproduktionsstätten: in Straumsvík von Rio Tinto Alcan, in Grundartangi von Nordural und
in Reyðarfjörður von Alcoa. Ein vierter Standort in Nordwestisland befindet sich
in Planung.
Exportmärkte
Die wichtigsten Exportmärkte Islands waren 2015 die Niederlande (26,1%),
Großbritannien (11,6%), Spanien (11,5%) und Deutschland (7,4%). Beim Import
waren die Länder Norwegen (10,1%), Deutschland (8,6%), China sowie USA (jeweils 7,9%) die wichtigsten Handelspartner.
Dass die Niederlande beim Güterexport in der Statistik den führenden Platz einnehmen, lässt sich nach einer Analyse von Statistics Iceland nur durch statistische Verzerrungen erklären: Viele Seetransporte werden im Hafen von Rotterdam umgeschlagen. Und oft steht nur der erste Zielhafen innerhalb der EU in
den Zollpapieren. Bei einer Untersuchung vom November 2015 machte der eigentliche Anteil der Niederlande nur 6% aus.
Isländische
Handelsbilanz
Islands Handelsbilanz war 2016 negativ. Das Defizit hatte sich zuletzt erhöht,
weil die Inlandsnachfrage stark anstieg, während die Güterexporte absanken.
Die Handelsbilanz wies für 2016 ein Minus von 101.505 Mio. ISK auf. Für 2015
lag das Minus bei 30.300 Mio. ISK. In Zahlen: Die Exporte aus Island betrugen
2016 gesamt 4.470 Mio. US Dollar und im Gegenzug wurden Waren im Wert von 5.312
Mio. US Dollar importiert.
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Eine starke Inlandsnachfrage dürfte auch heuer wieder ein Defizit bewirken. Die
Dienstleistungsbilanz ist aufgrund des Tourismusbooms aber deutlich positiv,
mit einem Überschuss von über 10% des BIP. Die EIU geht daher von einem Rekord-Leistungsbilanzüberschuss von 7,7% des BIP im Jahr 2016 aus.
konsolidierter
Staatshaushalt
In den letzten drei Jahren war der isländische Staatshaushalt sehr ausbalanciert. Das hohe Defizit aus den Krisenjahren konnte dauerhaft verringert werden. Für die nächsten Jahre strebt die isländische Regierung eine deutliche Reduktion der Schulden an. Die nationalen Ausgaben stiegen 2016 um 8,7%.
Die Ausgaben für Gesundheit und für das Sozialsystem sollen über die nächsten
fünf Jahre um 22% bzw. 13% steigen. Die größte Änderung im Steuersystem
wird die Anhebung der Mehrwertsteuer (auf den vollen Satz) auf tourismusrelevante Leistungen sein, ausgenommen hiervon sind nur Restaurants. Die Änderung soll ab dem 1. Juli in Kraft treten. Ab dem 1. Januar 2019 soll dann die generelle Mehrwertsteuer von derzeit 24% auf 22,5% gesenkt werden.
Staatsverschuldung
sinkt
Die Staatsverschuldung (Schulden/BIP Ratio) war von 28,5% im Jahr 2007 im
Zuge der Finanzkrise auf 95,1% in 2011 gestiegen, was vor allem auf die Rekapitalisierung der Geschäftsbanken und der Isländischen Zentralbank zurückzuführen war. 2015 betrug die Staatsverschuldung 88,2% des BIP. Für 2016 wurden ca. 82% angenommen bis 2018 rechnet man mit einem Absinken auf 44%
(Quelle: EIU), vor allem durch die Privatisierungen und Rückzahlungen von Garantien durch die isländischen Banken.
Bankensystem
Die drei größten isländischen Banken wurden 2009 nach dem Kollaps des Finanzmarkts verstaatlicht und restrukturiert. Die Inlandsbanken wurden von den
ausländischen Banken mit ihren schlechten Deals getrennt und neugegründet.
Die alten Gesellschaften wurden in den Konkurs geschickt. Der Zustand des
Bankensystems hat sich seither deutlich gebessert. Laut Prognosen setzt sich
diese positive Entwicklung fort. Alle großen Ratingagenturen haben Island im
letzten Jahr hochgestuft.
Bankenprivatisierung
Am 19. März 2017 gab die Arion Bank den Verkauf von knapp dreißig Prozent ihrer Anteile an ausländische Investoren und Goldmann Sachs (2,6% der Anteile)
bekannt. Der Transaktionswert beträgt 48,8 Mrd. ISK (ca. 0,420 Mrd. EUR). Das
war bis jetzt die größte Transaktion von Bankanteilen an ausländische Investoren, die jemals in Island getätigt worden ist. Die Arion Bank ist die Neugründung
der ehemaligen Kaupthing Bank. Damit verringert sich der Anteil von Kaupthings - der alten Bank- an der neuen Arion Bank auf 57,9%. Die beiden Investoren Taconic Capital (9,99%) und Och-Ziff (9,99%) sind seit längerem in Island
über eine Reihe von Investitionen tätig. Der dritte Investor Attestor Capital
(6,6%), ist unter anderem auch an der österreichischen Kommunalkredit beteiligt. Die Einnahmen werden dazu genutzt, staatliche Sicherheiten zurückzuzahlen.
Die Landsbankinn ist derzeit noch zu 97,9% staatlich. Die Regierung plant,
knapp 30% ihrer Anteile zu verkaufen. Das eingenommene Kapital soll dazu verwendet werden, Kredite zurückzuzahlen, die für die Rekapitalisierung aufgenommen worden waren. Dies und weitere geplante Privatisierungen – u.a. im
Energiesektor – sollen die Staatsverschuldung in den kommenden Jahren deutlich reduzieren. Mitte 2016 gab es laut Icelandic State Financial Investment
(ISFS)17 Interessenten, darunter die Rothschild Bank, Carnegie, Barclays und
die Deutsche Bank.
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Immobilienpreise steigen
Die Immobilienpreise waren 2016 im Höhenflug. In Reykjavik stiegen sie um
+15%, in den Gemeinden außerhalb der Hauptstadtregion sogar um +20%. Die
hohen Preise sind u.a. ein Ausdruck dafür, dass in den Jahren nach der Krise
nicht genug gebaut wurde. Mindestens 8.000 Wohnungen werden in den nächsten drei Jahren benötigt. Die Entwicklung der Mietpreise im Verhältnis zu den
Hauspreisen hat sich wieder normalisiert, letztere stiegen jedoch in den letzten
Jahren vor allem in Reykjavik stark an. Die Arion Bank prognostiziert für das
laufende Jahr einen Anstieg von +14% bei den Immobilienpreise und für 2018
einen weiteren Anstieg um +9,7% sowie für 2019 um +7,5%.
 2. Besondere Entwicklungen
Kapitalverkehrs-kontrollen aufgehoben
Am 14. März 2017 hat Island die Kapitalverkehrskontrollen weitestgehend aufgehoben, der Schritt kam überraschend und wurde, um Währungsspekulationen
zu verhindern, erst zwei Tage zuvor angekündigt. Im Zuge der Bankenkrise 2008
hatte Island Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, um den Abzug von Kapital zu
verhindern. Die Maßnahmen waren ursprünglich nur für ca. sechs Monate angedacht. Der Prozess der Aufhebung der Kontrollen ist bisher relativ reiblungslos
verlaufen und die Zentralbank hat in ihrem Märzmeeting beschlossen, ihre
Geldpolitik wie gehabt weiterzuführen. Besondere geldpolitische Vorsicht ist
aber zu erwarten. Im Jänner 2017 erreichten die Devisenreserven einen Rekordstand: Die Zentralbank will Island so gegen einen destabilisierenden Devisen-Outflow wappnen.
Ende Oktober 2016 wurden in Island vorgezogene Neuwahlen abgehalten, nachdem die damalige Regierung durch die „Panama Papers“ stark unter Druck geraten war.
Neue Regierung
Nach den Wahlen dauerten die Koalitionsverhandlungen fast drei Monate, es
gab drei Anläufe verschiedener Parteien, eine Regierungskoalition zu bilden. Die
mitte-rechts Independence Party (IP), als stärkste Partei, regiert jetzt zusammen mit der Bright Future (BF) und der Reform Party (Reconstruction), einer
Splittergruppe der IP. Beide kleineren Koalitionspartner sind das erste Mal an
einer Regierung beteiligt. Diese Koalition ist auch insofern einmalig, weil Island
zum ersten Mal von drei Parteien regiert wird. Seit der Gründung der isländischen Republik 1944 waren es immer Koalitionen aus zwei Parteien, die Islands
Regierungsgeschäfte bestimmt hatten. Die jetzige Koalition hat nur einen Sitz
mehr im Parlament als die Oppositionsparteien. Neuer Premierminister ist der
frühere Finanzminister Bjarni Benediktsson (IP).
EU-Beitrittsgesuch
zurückgenommen
Island zählt zu den Gründungsmitgliedern der NATO, ist EFTA-Mitglied und gehört dem Schengenraum an. 2015 hatte die Regierung den Antrag auf Aufnahme in die EU zurückgenommen.
Freihandelsabkommen mit China
Als einziges westeuropäisches Land hat Island ein Freihandelsabkommen mit
China geschlossen, das im Juli 2014 in Kraft trat. Das Abkommen umfasst die
fast vollständige Abschaffung von Importzöllen zwischen beiden Ländern. Ausgenommen davon sind lediglich die Einfuhr von Milchprodukten und Fleisch
nach Island und von speziellen Papierprodukten nach China.
AgrarHandelsabkommen
mit der EU
Die Europäische Union und Island haben im September 2015 zwei neue Abkommen unterzeichnet, eines über die weitere Liberalisierung des Handels mit
landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln und ein weiteres über den
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Schutz von geographischen Herkunftsbezeichnungen. Beide Erweiterungen zum
Freihandelsabkommen sind derzeit noch nicht veröffentlicht (Stand März 2017).
Tourismus stimuliert
Investitionen
Für die wachsende Tourismusbranche entstehen zahlreiche neue Hotels, aber
auch die Zahl der neugebauten Wohnhäuser steigt nach schwachen Jahren zwischen 2009 und 2011 wieder an. Ebenso wird in Infrastruktur investiert: So wird
der Flughafen Keflavik erweitert und der Ausbau bzw. Neubau zahlreicher –bis
heute einspuriger - Brücken und des Straßennetzes ist geplant.
Hollywood im Nordatlantik
Blockbuster wie „Interstellar“, „Fast and Furious“ sowie die weltweit erfolgreiche Serie „Game of Thrones“ waren in den letzten Jahren sicherlich einer der
besten Werbeträger für den isländischen Tourismussektor. Die Insel lockt die
Produktionsfirmen mit Steuervorteilen. Seit Januar 2017 beträgt die Förderung
25%, dies gilt bis 2021. Konkret heißt das, dass 25% der Produktionskosten von
der isländischen Steuerbehörde zurückerstattet werden, wenn mehr als 80%
der gesamten Produktionskosten in Island anfallen. Die Erstattung erfolgt auf
Basis der gesamten Produktionskosten, die innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums anfallen. In Island gibt es derzeit Vorbereitungen für den Bau einer umfangreichen Filmproduktionsstätte mit Studios und allen benötigten
Strukturen.
Großprojekt
Nyr Landspitali
Das Um- und Neubauprojekt Nyr Landspitali in Reykjavik wird seit 2015 realisiert. Der Bauplan war schon Ende 2012 von der Stadt Reykjavik genehmigt worden. Das Patient-Hotel befindet sich seit letztem Jahr im Bau und soll Ende
2017 fertiggestellt werden. Aller Voraussicht nach wird es von der öffentlichen
Hand verwaltet und betrieben. Die Erdarbeiten für das Spital sollen Ende 2017
beginnen, der Bau Mitte 2018. Medical Equipment soll ab 2021 ausgeschrieben
werden und die komplette Instandsetzung bis 2023 abgeschlossen sein. Das
Projekt soll Schätzungen zu folge bis zu 5% vom BIP kosten. Es wird mit 500
Mio. EUR veranschlagt. Island gibt derzeit im Schnitt pro Jahr ca. 9% seines
BIPs für sein Gesundheitssystem aus.
Bau eines neuen
Schmelzers in Planung
Für den Bau eines weiteren Schmelzers in Nordwestisland wurde Anfang Juni
2015 eine Absichtserklärung zwischen Gemeinden und der chinesischen NFC
sowie der Klappir Development ehf. unterzeichnet. Der neue Schmelzer soll ein
Kapazität von 120.000 Tonnen jährlich haben, voraussichtlich 676,7 Mio. EUR
kosten und in der Nähe von Hafursstaðir in Skagabyggð stehen.
Pläne für Infrastruktur
Bis 2040 will Islands Hauptstadt CO2 neutral werden, um dieses Ziel zu erreichen will man u.a. vermehrt auf öffentlichen Transport und Smart City Solutions
setzen.
Weiterhin gibt es Überlegungen, die erste Bahnstrecke Islands zu bauen. Diesbezügliche Pläne wurden zu Beginn 2015 erneut öffentlich diskutiert. Die Strecke soll die Stadt Reykjavik mit dem 45 Autominuten entfernt liegenden Flughafen Keflavik verbinden, die Fahrzeit würde sich um ca. fast 30 Minuten reduzieren. Für Planung und Umsetzung des Projektes werden 10 Jahre angesetzt. Zudem gibt es laut dem staatlichen Rundfunk RÙV Pläne für ein Leichtbahnprojekt. Die Strecke soll die einzelnen Gemeinden der Hauptstadtregion miteinander verbinden. Mit einer Umsetzung des Projektes rechnet man bis 2040.
Energieexporte
Seit 2012 wird auch ein mehrere tausend Kilometer langes Seekabel zwischen
Island und Großbritannien diskutiert. Über diese Verbindung sollen bis zu 2 Mio.
britische Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden. Für das
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Projekt müsste auch ein neues Kraftwerk gebaut werden, das ca. 250 MW liefert. Größenmäßig wäre das vergleichbar mit dem Wasserkraftwerk Hrauneyjarfoss.
Costco-Effekt
Die amerikanische Supermarktkette Costco eröffnet ihren ersten Shop auf Island im April 2017. Der neue Player bringt den Markt in Aufruhr, bis jetzt ist die
einzige nicht-isländische LEH-Kette das britische Unternehmen Iceland, das
drei Märkte in Island hat. Isländische Importeure verhandeln bereits jetzt mit ihren ausländischen Lieferanten, um mit niedrigeren Preisen auf die neue Situation vorbereitet zu sein. Viele isländische Supermarktketten haben die gleichen
Lieferanten, Costco dagegen wird seine eigenen Produkte importieren. Neben
Costco plant auch H&M 2017 und 18 seine ersten beiden Läden in Reykjavik und
Kópavogur eröffnen.
 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
Warenhandel stark
projektabhängig
Aufgrund der geringen Größe des isländischen Marktes (rund 332 Tsd. Einwohner) ist der bilaterale Warenaustausch mit Österreich stark projektabhängig
und dadurch schwankungsanfällig.
Nach den vorläufigen Zahlen für 2016 wuchs die Einfuhr von Waren um 24,7%
(18,098 Mio. EUR) und die Ausfuhr um 33,7% (23,523 Mio. EUR). Im Vergleich
dazu: 2015 waren Österreichs Exporte nach Island um 16,6% (17,593 Mio. EUR)
gewachsen. Gleichzeitig hatten sich die Einfuhren von Waren aus Island beinahe
verdoppelt (14,508 Mio. EUR, +99%).
Ausfuhren 2016
Bei den Ausfuhren lässt sich ablesen, dass die Isländer, die generell gerne Süßes essen, Geschmack an österreichischen Süßigkeiten / Zuckerwaren, Backwaren, Säften und Wein gefunden haben. Gesammelt betragen die Exporte in
den entsprechenden Warengruppen 1,723 Mio. EUR. Lebensmittel sind somit
der viertgrößte Exportschlager aus Österreich.
Die größten Umsätze gab es im Bereich „Kessel, Maschinen und Apparate“
5,212 Mio. EUR (+23,1%), gefolgt von Sperrholz furniertes Holz, ähnliches Lagenholz mit 2,248 Mio. EUR (+62,5%) und „Fahrzeugen, Zugmaschinen und
Traktoren“ 2,033 Mio. EUR (-0,3%). An fünfter Stelle folgt die Position „Möbel,
Bettwaren, Beleuchtungskörper, vorgefertigte Gebäude“ 1,124 Mio. EUR
(+41,8%) gefolgt von „Waren aus Eisen oder Stahl“ 1,133 Mio. EUR (+52,1%) und
„Luftfahrzeuge, Raumfahrzeuge und Teile davon“ mit einem Umsatz von 1,027%
und einer enormen Steigerung von +4.554,8%.
Einfuhren 2016
Bei den Einfuhren aus Island stieg der Einkauf von „Aluminium und Waren daraus“ auf einen Wert von 14,146 Mio. EUR, dies entspricht einer Steigerung von
+36,8%. Die Einfuhr von „Fischen, Krebs- und Weichtieren“ sank zwar um 10,6% auf einen Umsatz von 769 Tsd. EUR, genauso wie die von „Pharmazeutischen Erzeugnissen“ 1,31 Mio. EUR (-15,4), jedoch sind sie neben dem Aluminium nach wie vor die größten Importgruppen. Deutlich gestiegen ist die Einfuhr von „anderen Waren tierischen Ursprungs“ 427 Tsd. EUR (+41,5%).
Dienstleistungen 2016
Österreich lieferte Dienstleistungen im Wert von rund 20 Mio. EUR (+25%) nach
Island und bezog Dienstleistungen aus Island im Wert von 29 Mio. EUR (+45). Im
Jahr 2015 waren es ausfuhrseitig 16 Mio. EUR (-5,88%), und einfuhrseitig 19
Mio. EUR (-5,0%). Ein Großteil dieser Dienstleistungen entfallen auf den privaten
Reiseverkehr.
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Geschäftschancen
Für österreichische Firmen bestehen auf dem kleinen isländischen Markt
durchaus gute Chancen, besonders in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau und bei den erneuerbaren Energien. Auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der nun anlaufende Neubau des Superkrankenhauses Nyr Landspitali, der boomende Tourismussektor und die Investitionen in die Tourismusinfrastruktur sowie die Nachfrage der Touristen nach Lebensmitteln und
Konsumgütern bieten Möglichkeiten, auch weil die Isländer mehr und mehr online einkaufen.
Beispiele einiger in den vergangenen Jahren erfolgten Lieferungen aus Österreich nach Island sind u.a. Turbinenlieferungen durch diverse österreichische
Firmen für Kraftwerksbauten im gesamten Land, eine Turn-key Ferrosiliziumanlage durch die Firma Hereschwerke Automation Group, oder eine Bühnenanlage der Firma Waagner-Biro für das eröffnete Konzert- und Kongresshaus
„Harpa“ in Reykjavik. Firmen wie Manner und Pez liefern ihre süßen Waren
ebenso nach Island, wie Pfanner seine Säfte und die Massivholz-Firma KLH war
an der Errichtung von neuen Hotels beteiligt.
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